Kitabı oku: «Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021», sayfa 19

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24

Als Moeller in seinen rostigen Omega steigen wollte, bemerkte er die Frau, die sich vor dem Polizeigebäude herumdrückte.

Es war Barbara Wolf.

Sie wirkte unentschlossen und schien noch mit sich zu ringen, ob sie diese heiligen Hallen der Marshals von Lüdenscheid nun betreten sollte oder nicht.

Als sie Moeller sah, erstarrte sie. Moeller schlug die Fahrertür seines Omegas wieder zu und ging direkt auf sie zu.

"Wollten Sie zufällig zu mir?"

"Ich?"

"Klar, wollten Sie! Kommen Sie!" Moeller winkte sie herüber. Wie unter Hypnose kam sie zu ihm.

"Sie haben schon Feierabend, woll?"

"Ein deutscher Beamter ist rund um die Uhr im Dienst", erwiderte Moeller. Es sollte witzig klingen. Barbara Wolf schien keinen Sinn dafür zu haben. Moeller konnte das irgendwie auch verstehen.

"Tja, wir könnten jetzt ins Büro gehen... Aber um ehrlich zu sein, ich habe einen Mordshunger! Kennen Sie das Fisch-Restaurant im Stern-Center?"

Sie sah ihn an, als hätte er gerade vorgeschlagen, nach McDonalds zu gehen.

"Sie sind mir doch nicht böse, wenn ich nichts mitesse, oder?"

"Nein, kein Gedanke", murmelte Moeller. Hauptsache, du packst endlich aus!, fügte er noch stumm hinzu. "Wollen Sie bei mir einsteigen?"

"Ich habe meinen Wagen um die Ecke geparkt."

"Dann fahren Sie hinter mir her."

"Okay."

25

Das Stern-Center war ein riesiger Komplex mit mehreren überdachten Einkaufspassagen, die wie eine Schichttorte übereinandergelegt zu sein schienen.

Der Atrium-Stil, in dem der Komplex gestaltet war, vermittelte den Eindruck von räumlicher Weite. Buchläden, Restaurants, Kneipen, Eisdielen, Blumenläden und Boutiquen existierten hier friedlich nebeneinander und kämpften um Kundschaft.

Moeller nagte an seinem Fischspieß herum und schob sich ab und zu mit der Linken eine Pommes frites herein.

"Ihnen hat noch nie jemand gesagt, dass Sie schreckliche Tischmanieren haben, woll?", meinte Barbara Wolf leicht angewidert.

"Nö", erwiderte Moeller. Er kaute und dann hatte er eine Gräte zwischen den Zähnen, obwohl in den Filetstücken am Spieß eigentlich gar keine Gräte hätte sein dürfen. Etwas umständlich fingerte Moeller in seinem Mund herum und dabei wünschte er sich, die Gräten möchten doch so sein wie Klaus Simitsch und sich immer an die Vorschriften halten. Und die Vorschrift hieß in diesem Fall schlicht und ergreifend: Keine Gräte hatte etwas im Filet zu suchen - auch wenn es nur tiefgekühlt war.

Barbara Wolf wandte den Blick ab.

"Nun erzählen Sie mal, warum Sie eigentlich zu mir wollten", meinte Moeller. Er sprach dabei etwas abgehackt, weil er zwischendurch immer wieder in den Zähnen herumbohrte.

Barbara Wolf wartete erst einmal, bis Moeller mit dieser Prozedur fertig war.

"Ich weiß nicht, vielleicht... Haben Sie schon was herausgefunden?"

Moeller sah sie mit großen Augen an. Das durfte doch nicht wahr sein? Deswegen stahl sie ihm den Feierabend? Um ihn das zu fragen! Womit habe ich das verdient, dachte Moeller.

Vielleicht damit, dass ich meine Heimat verrate und weder wo' noch woll sage?

"Wie lange kennen Sie Martin Feller schon?"

"Ja, ich weiß nicht, ich..."

Wenn ich das schon höre, ging es Moeller bei diesem Gestotter ärgerlich durch den Kopf. 'Ich weiß nicht...' Mein Gott, was weiß sie denn überhaupt?

Innerlich kochte Moeller. Er hasste Menschen, die ihm die Zeit stahlen, selbst wenn es bedauernswerte Witwen von Mordopfern waren. Aber äußerlich zwang er sich zur Gelassenheit.

"Hat Feller Sie vielleicht schon angerufen?"

"Weshalb?"

"Weil heute auf ihn geschossen wurde. Und zwar vermutlich von demselben Schützen, der Ihren Mann auf dem Gewissen hat."

Sie wurde blass.

Gut so, dachte Moeller. Er hatte seine Injektion gesetzt und sah nun zufrieden zu, wie zu wirken begann und ihr die Zunge lockerte.

Rede!, dachte er. Quatsch dich endlich aus! Stumme Fische gibt's genug in der Listertalsperre und dein Mann war einer von ihnen! Also, worauf wartest du?

"Also das mit Feller ist so: Ich kenne ihn gar nicht so gut. Wir haben zwar einen Urlaub mit den Fellers verbracht, aber das war's auch. Gut, wir haben uns hin und wieder gegenseitig eingeladen und Carola ist ja auch ganz nett... Norbert kannte Martin schon sehr lange. Woher genau, weiß ich nicht. Norbert hat auch nie viel darüber gesagt..."

"Wieso haben Sie Feller angerufen, als Ihr Mann verschwunden war?"

"Seit einiger Zeit bekamen wir seltsame Anrufe. Am anderen Ende der Leitung meldete sich niemand. Und dann die Briefe..."

"Briefe?", echote Moeller.

Barbara Wolf nickte.

"Ja. Zusammengeklebte Todesdrohungen, wie man das aus dem Fernsehen kennt."

"Können Sie mir einen dieser Briefe zeigen?"

"Mein Mann hat sie alle vernichtet. Er wandte sich an Martin Feller, aber die beiden haben immer dafür gesorgt, dass ich nicht mithören konnte."

"Wussten die beiden, wer hinter den Anrufen steckte?"

"Ich weiß es nicht. Mir haben sie gesagt, das sei ein Witzbold. Ich solle das alles nicht so ernst nehmen. Aber jetzt habe ich fast den Eindruck, dass die beiden zumindest ahnten, wer es auf sie abgesehen hatte."

"Warum haben Sie mir das alles nicht schon früher gesagt?"

"Martin meinte, dass das nicht günstig sei."

"Was?" Moeller glaubte, sich verhört zu haben. Die Leute vom Nachbartisch schauten schon herüber. Ein Kind sagte: "Guck mal, Mama, eine Frau mit Stoppelbart!" und zeigte dabei auf Moeller mit seinem Zopf. "Das kommt doch von einer Krankheit, woll?"

Moeller lehnte sich zurück.

Sein Blick fixierte Barbara Wolf.

"Das müssen Sie mir erklären!"

"Meine Güte, ich habe mir nichts dabei gedacht. Er meinte, dass Norbert vielleicht irgendwie in den Dörner-Betrug verwickelt sei. Und bevor wir das nicht genau wüssten, sollte ich mich zurückhalten."

"Wann hat er Ihnen das gesagt?"

"Kurz bevor Sie kamen. Ich hatte keine Zeit, ihn noch irgendwas zu fragen."

"Ich verstehe", sagte Moeller und kaute dabei auf einer letzten, schon kalten Pommes frites herum. "Und hinterher?"

"Er musste gleich weg."

"Wusste Feller bereits, dass Ihr Mann tot war, bevor ich es Ihnen sagte?"

"Nein, das glaube ich nicht. Obwohl, wenn Sie das jetzt so sagen." Sie nahm ihre Handtasche und kramte darin etwas hervor. Eine Mappe mit Kontoauszügen. "Das hier habe ich heute gefunden", sagte sie dann. "Norbert hat mich an diese Dinge nie herangelassen. Ich wusste niemals, wie es finanziell um uns stand. Ich meine, die anderen, die bei Dörner gearbeitet haben, hatten in letzter Zeit Schwierigkeiten, aber wir..."

"Sie nicht?"

"Nein. Und ich kann mir wohl ausrechnen, was ein Abteilungsleiter in einem Baumarkt verdient. Mir kam das immer schon seltsam vor, wie viel wir uns leisten konnten... Jetzt weiß ich, was dahintersteckte!"

Sie zeigte es Moeller.

Moeller blies die Luft aus seinem Mund heraus. Es gab einen schnarrenden Ton. Nicht ganz Coltrane, sondern eben Moeller. Auf den Auszügen war eindeutig zu sehen, dass Feller Norbert Wolf regelmäßig finanziell unterstützt hatte.

Mannomann, das muss ja eine Männerfreundschaft gewesen sein!, ging es Moeller durch den Kopf.

Oder das Ergebnis einer Erpressung!

26

Als Feller nach Hause kam, begrüßte Carola ihn genau so, wie er es befürchtet hatte.

"Wir müssen jetzt reden, Martin!", sagte sie mit allem Nachdruck, zu dem sie fähig war. Und das war eine ganze Menge.

"Hör mal, Schatz", begann er, aber sie schnitt ihm einfach das Wort ab.

"Ich will jetzt wissen, was hier gespielt wird!", forderte sie.

"Ja, sicher..."

"Du druckst nur herum und versucht mich mit irgendwelchen billigen Geschichten abzuspeisen, die so dämlich sind, dass du sie nicht einmal mir zumuten solltest!"

Er nahm sich eine von den Bierflaschen, ging in die Küche, um sie zu öffnen und ließ sich dann im Wohnzimmer in einen der Sessel fallen.

"Was willst du denn hören?", fragte er nach dem ersten Schluck.

Sie stand inzwischen an der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt.

"Wie wär's mit der Wahrheit?"

"Welche Wahrheit?"

"Du kennst den Kerl, der auf dich geschossen hat. Sonst wäre dein Verhalten nicht erklärbar!"

"Nein, ich kenne ihn nicht!"

"Martin!"

"Nicht persönlich jedenfalls." Er nahm einen Schluck aus der Flasche. "Aber ich kann mir vorstellen, aus welcher Ecke das kommt!"

Carola schien wie vor den Kopf geschlagen. Sie schüttelte stumm den Kopf und brauchte eine ganze Weile, bis sie etwas sagen konnte. Unruhig lief sie zweimal auf und ab.

Dann fragte sie: "Und warum hast du dem Kripo-Mann davon nichts gesagt? Ich meine..."

"Das ging nicht!", rief Feller, viel heftiger, als er es beabsichtigt hatte.

Carola blieb stehen und musterte ihn kühl.

"Du hast irgendwie selber Dreck am Stecken?"

Es war keine Frage, eher eine Feststellung.

Feller nickte kurz.

"Ja, so ähnlich."

Als er das sagte, sah er Carola nicht an.

"Was hast du gemacht?", flüsterte sie und schüttelte dabei verständnislos den Kopf.

"Halb so wild", sagte Feller. "Das ist auch schon lange her. Lange bevor wir uns kennenlernten... Norbert und ich haben damals einige Aufträge ausgeführt für einen Mann, der sich Otto nannte. Einfach Otto. Natürlich war das nicht sein richtiger Name."

Carola stand da wie versteinert.

"Was waren das für Aufträge?", fragte sie tonlos. Sie spürte, dass sie jetzt nahe dran war. An der Wahrheit.

Feller machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Ach, harmlose Sachen", behauptete er.

"Na, so harmlos kann's ja nicht gewesen sein, wenn dich jetzt deswegen jemand umbringen will!", versetzte Carola ätzend. "Verdammt mochmal, dein Freund Norbert liegt schon im Leichenschauhaus und du..."

Jetzt endlich sah er sie an.

"Hör mir doch einfach mal zu!"

"Na, gut."

"Der springende Punkt ist etwas anderes."

"Und was?"

"Dieser Otto arbeitete für einen östlichen Geheimdienst."

Carola sah ihn an, als wäre er ein Fremder.

"Was?", fragte sie tonlos.

Feller zuckte mit den Schultern. Der Blick war starr auf den beigen Teppichboden gerichtet.

"Ich war jung und brauchte Geld", murmelte er wie zur Entschuldigung.

Er spürte ihren Blick auf sich ruhen, diesen fassungslosen Blick. Er brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, wie ihr Gesicht jetzt aussah.

Carola atmete tief durch, dann umrundete sie einen der schweren, für die Größe des Wohnzimmers etwas zu klobigen Sessel und ließ sich hineinfallen.

"Mein Mann ein ehemaliger Landesverräter, wer hätte das gedacht!", stieß sie dann nicht ohne Bitterkeit hervor. Er schwieg. Seine Hände bedeckten jetzt das Gesicht, so als wollte er sich verstecken.

Carola hakte nach.

"Meine Güte!", stieß sie hervor und blies sich eine Strähne aus den Augen. "Wie viel war's denn? Hat es sich wenigstens gelohnt?"

"Es war das Startkapital für das Geschäft", flüsterte Feller.

"Puh!"

"Verstehst du jetzt, warum ich das diesem Kriminalkommissar nicht auf die Nase binden konnte?"

"Nee, das verstehe ich immer noch nicht."

Er rang mit den Armen.

"Kannst du wirklich nicht zwei und zwei zusammenzählen?", fauchte er.

Aber Carola schien das richtig einschätzen zu können. Sehr ruhig erklärte er: "Es ist doch gar nicht gesagt, dass DIE dahinterstecken."

Schulterzucken.

"Wer sonst?", fragte Feller und fuhr dann nach kurzer Pause fort: "Überleg doch mal, Carola, wer sonst sollte so etwas veranstalten?

Carola hob die Augenbrauen. "Und aus welchem Grund?" In ihrer Stimme war Skepsis.

"Was weiß ich? Drüben ist doch alles zusammengebrochen und vielleicht glaubt jemand, dass ich ihm gefährlich werden könnte."

"Wieso gefährlich?"

Feller hob die Schultern. "Na, bei dem Start in ein neues, demokratisches Leben."

"Was war das denn für ein Geheimdienst, für den dieser Otto tätig war? KGB?"

"So genau wollte ich das damals gar nicht wissen."

Carola schien ihm das nicht so einfach abzukaufen.

"Na, du wirst dir doch deine Gedanken gemacht haben", vermutete sie.

Feller wurde immer nervöser. Er fuhr sich mit einer fahrigen Bewegung über das Gesicht, kratzte sich dann an der Nase. "Mein Gott, natürlich!", rief er ziemlich unwirsch. "Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht! Für wen hältst du mich denn!"

"Schrei mich nicht so an", erwiderte Carola.

"Entschuldigung."

"Ach, vergiss es!"

"Es ist nur so... Meine Nerven - ich bin völlig überreizt."

Sie nickte.

"Das verstehe ich. Aber du solltest jetzt alles auf den Tisch legen. Gemeinsam stehen wir die Sache schon irgendwie durch. Wie auch immer!"

Er sah sie kurz an und die Entschlossenheit, die aus ihren Worten sprach, überraschte ihn ein wenig.

Schließlich sagte er: "Die Sache ist schon so lang her, ich hatte sie schon fast vergessen. Verstehst du, was ich meine?"

"Keine Ausflüchte mehr!"

Feller hob beschwichtigend die Hände. Sie waren schweißnass.

"Also, ich persönlich glaube, dass dieser Otto für den Staatssicherheitsdienst der DDR gearbeitet hat und nicht für die Russen."

Auf ihrer Stirn erschienen ein paar Falten.

"Und wieso glaubst du das?"

"Das hängt mit den Aufträgen zusammen, die ich auszuführen hatte... Da kann man ja Rückschlüsse ziehen, oder? Doof bin ich schließlich nicht! Mein Gott, ich habe einfach keine Lust, dir jetzt jedes Detail zu erklären! Reicht das denn nicht?"

"Ist ja gut! Du brauchst dich doch nicht so aufzuregen! Oder willst du, dass sogar die Kirchbaums von Gegenüber noch alles mitkriegen!"

"Begreifst du nun?"

"So richtig noch immer nicht", schüttelte Carola den Kopf.

"Du meinst, dass dieser Otto etwas mit der Schießerei zu tun hat?"

"Otto... Otto ist tot."

Carola beugte sich jetzt vor.

"Das wird ja immer doller!", stellte sie fest. "Ich bin wirklich gespannt, was du mir heute noch alles auf den Tisch legst!"

"Es war so: Wir hatten eine Weile in Kontakt gestanden, Otto, Norbert und ich. Dann kam ich eines Tages zu einer Verabredung ein bisschen zu spät. Er kam nicht. Wir warteten, aber von Otto war nichts zu sehen. Ich war gerade wieder zu Hause, da schrillte das Telefon. Es war Otto. Er war ziemlich aufgeregt und bestellte mich in ein Appartement im Hotel STADT LÜDENSCHEID. Ich kam hin, aber Otto war tot. Genickbruch."

"Mein Gott", machte Carola.

"In dem Appartement war noch jemand. Ein Mann."

"Der Mörder?"

"Ich weiß es nicht."

Bilder tauchten jetzt in Fellers Bewusstsein auf. Bilder, aus der Vergangenheit. Er hatte lange gebraucht, um sie zu verdrängen, aber seit einiger Zeit waren sie wieder präsent.

27

Martin Feller erinnerte sich.

"Lassen Sie ihn so liegen!", sagte die kühle Männerstimme, die Martin Feller herumfahren ließ. Er sah in ein eckiges, grobgeschnittenes Gesicht, dessen markantester Punkt die hervorspringende Nase war.

Feller hatte den Kerl noch nie zuvor gesehen.

"Wer... wer sind Sie?", fragte Feller schluckend.

"Unwichtig", kam die kühle Erwiderung. Das Gesicht des Mannes blieb dabei regungslos.

"Haben Sie Otto..."

"Sie müssen Martin Feller sein."

Feller nickte. Und gleichzeitig ging ihm ein eisiger Schauer über den Rücken. Er hatte das untrügliche Gefühl, unvermittelt in etwas hineingeschliddert zu sein, das entschieden zu groß für ein kleines Licht wie ihn war.

Aber jetzt gab es keine Wahl mehr. Nun konnte er nur noch hoffen, so schnell und mit so wenig Schaden wie irgend möglich wieder aus diesem Schlamassel herauszukommen.

"Woher wissen Sie meinen Namen?", fragte Martin Feller, weil ihm nichts Besseres einfiel.

"Von Otto."

"Ach, ja?"

"So hat er sich Ihnen gegenüber genannt."

"Arbeiten Sie für dieselben Leute wie Otto?"

Der Mann nickte. Ganz langsam.

"Ja."

Feller zuckte die Schultern und wusste nicht so recht, ob er darüber nun erleichtert sein sollte.

"Dann verstehe ich nicht, wieso..."

Der Mann unterbrach ihn: "Seien Sie jetzt besser still und hören Sie mir genau zu!"

Feller schluckte, während er dem toten Otto noch einen kurzen Blick zukommen ließ.

"Ich höre."

Als Feller dann die Stimme seines Gegenübers hörte, dachte er an klirrendes Eis.

"Sie haben unsere Aufträge immer zu unserer Zufriedenheit durchgeführt. Sie bekommen jetzt einen letzten."

"Und der wäre?"

"Sorgen Sie dafür, dass Otto verschwindet. Für immer."

"Wie soll ich das machen?"

Schulterzucken.

"Ihr Problem. Ich will auch gar nicht wissen, was Sie tun, aber ich nehme an, dass Ihre Fantasie ausreicht, um die Sache über die Bühne zu bringen. Die Zahlung erfolgt auf dem üblichen Weg."

Dann näherte sich der Mann, sah Feller einen Augenblick lang nachdenklich an und wandte sich schließlich der Leiche zu. Er beugte sich über den Toten und suchte in dessen Jackentaschen herum.

"Was machen Sie da?", fragte Feller dämlicherweise.

"Ich nehme Otto die Papiere ab - und was er sonst noch so in den Taschen hat. Er braucht das Zeug ja jetzt nicht mehr."

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"Und dann?", drang Carolas glasklare Stimme in Fellers Bewusstsein.

Er zuckte die Achseln.

"Na, ich habe gemacht, was der Kerl gesagt hat."

"Du hast..."

"...eine Leiche verschwinden lassen, ja. Norbert hat mir geholfen. Was weiß ich, warum Otto sterben musste? Vielleicht hat er doppeltes Spiel gespielt oder so etwas. Oder er ist irgendeiner internen Intrige zum Opfer gefallen. Ich konnte ihn jedenfalls nicht wieder lebendig machen."

"Was hast du mit ihm gemacht?"

"Verbuddelt."

"Einfach vergraben?"

Feller hasste es über diese Sache zu sprechen. Aber besonders hasste er es, nach Details gefragt zu werden. Er antwortete aber trotzdem. "Vorher habe ich ihn noch ein bisschen mit Säure behandelt. Wegen den Fingerabdrücken und so. Das Gesicht habe ich auch unkenntlich gemacht."

Carola seufzte.

"Wo liegt Otto?"

"Spielt doch keine Rolle", grunzte er.

"Doch, das spielt eine Rolle", sagte sie. "Ich muss dir glauben können, verstehst du?"

Feller seufzte.

"Damals wurden im Brighouse-Park gerade die Wege gemacht. Norbert und ich sind in der Nacht dorthin gefahren und haben ihn da vergraben. Heute gehen Spaziergänger darüber. Kein Mensch wird da auf absehbare Zeit nochmal graben..."

"Und jetzt hast du den Kerl in Verdacht, den du in der Wohnung getroffen hast?", schloss Carola messerscharf. "Du denkst, dass er etwas mit dem Anschlag zu tun hat!"

"Natürlich!"

"Wie sah er aus, wie alt war er?"

"Etwas älter als ich", sagte Feller.

"Dann glaube ich nicht, dass er es war, der auf dem Motorrad saß."

"Bist du dir da wirklich sicher?" Fellers Tonfall hatte einen Anflug von Sarkasmus.

"Naja...", meinte sie und hob hilflos die Hände.

"Der Mann war sehr hager und sehr gut durchtrainiert, so jedenfalls mein Eindruck. Und wenn er das Gewicht gehalten hat... Der Motorradfahrer hatte immerhin einen Helm auf! Was willst du da schon erkannt haben!"

Carola atmete tief durch, erhob sich und ging dann unruhig vor dem Fenster auf und ab. "Vielleicht hast du recht", murmelte sie.

Feller nickte.

"Sicher habe ich recht!"

"Und was sollen wir jetzt machen? Rumsitzen und Däumchen drehen, bis er dich erwischt hat? Auf diesen Killer warten wie ein Kaninchen vor der Schlange? Nee, du, dazu habe ich keine Lust!"

Feller lachte heiser und mit einem Anflug von Verzweiflung. "Und was schlägst du vor?", fragte er dann.

"Und wenn du doch zur Polizei...?"

"Meinst du, ich habe Lust, in den Knast zu wandern?"

Indessen ging die Haustür auf. Jemand kam ins Haus.

"Das wird Sven sein", vermutete Carola.

Feller nickte leicht. "Möchte wissen, wo der Junge sich den ganzen Tag herumtreibt! Für sein Abi macht er jedenfalls nichts!"

Carola konnte da nur die Augen verdrehen.

"Das ist doch jetzt wohl völlig unwichtig!", behauptete sie.

Mit schlurfenden Schritten kam ein hochgewachsener, schlaksiger Lockenkopf durch die Tür. Das war Sven, der Sohn des Hauses, auf dem alle Hoffnungen ruhten und der so wenig davon erfüllen konnte.

"Hallo", nuschelte er so nachlässig, wie er in allem anderen auch war.

"Hallo", erwiderte Feller, ohne seinen Sohn anzusehen.

Feller nahm einen Schluck aus der Bierflasche. Dann blickte er auf und fragte: "Ist was?"

Sven hatte die Hände in den Taschen seiner überweiten und megacoolen Jeans vergraben und zuckte die schmalen Schultern.

"Mama hat mir gesagt, du wolltest noch ein Hühnchen mit mir rupfen."

Martin Feller machte eine wegwerfende Handbewegung.

"Ein andernmal", murmelte er.

"Mir auch recht.

"Gut."

"Noch was anderes."

Feller sah seinen Sohn erstaunt an.

"Was denn?"

Sven fingerte einen Umschlag aus der Jackentasche heraus und legte ihn auf den niedrigen Wohnzimmertisch.

"Hier, das klemmte im Briefschlitz!", sagte er dazu.

"Ein Umschlag?"

Feller nahm ihn an sich. Keine Adresse, nichts. Aber zugeklebt war er.

"Was ist drin! Nun mach doch schon auf!", forderte Carola.

"Nein...", murmelte Feller. "Jetzt nicht." Und dabei fühlte er, wie seine Hände zitterten, als er den Umschlag in die Hemdtasche steckte.

Türler ve etiketler

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
1270 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783956179136
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Telif hakkı:
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