Kitabı oku: «Die besten 12 Strand Krimis Juni 2021», sayfa 3
9
Zwei Tage war Bount Reiniger dann auf der Achse. Brooks zeigte sich zufrieden. Es kam zu keinen weiteren Überfällen. Die Banditen ließen auch die Trucks der anderen Frachtgesellschaften in Ruhe.
Am dritten Tag dachte Bount, es wäre so weit. Er hatte Pelze geladen und war damit nach Burlington unterwegs. Ein Wagen folgte ihm seit geraumer Zeit. Ein Impala, unauffällig grau. Mit einem total verschmutzten Kennzeichen. Besetzt mit drei Männern, deren Gesichter durch die spiegelnde Windschutzscheibe nicht zu erkennen waren.
Bount wartete geduldig ab. Er spielte den Ahnungslosen, hatte aber in dem Schulterholster seine Automatic stecken, mit der er die Gangster gehörig überraschen wollte.
Middlesex lag hinter ihm. Der Impala überholte in einer übersichtlichen Kurve und zog davon. Enttäuscht blickte Bount Reiniger dem Wagen nach. Was war das nun gewesen? Falscher Alarm?
Er blieb auf der Hut, denn er rechnete damit, dem Impala und seinen drei Insassen schon bald wieder zu begegnen, aber die Begegnung blieb aus. Bount erreichte Burlington ohne Zwischenfall.
Er lieferte die Pelze am Bestimmungsort ab, nahm die Quittung entgegen und kehrte nach New York City zurück. Den Impala und die drei Männer sah er nicht wieder.
Er lächelte, als er daran dachte. Sie hatten ihn, ohne es zu wissen, in Alarmbereitschaft versetzt. Irgendwelche Leute, die nichts Böses im Schilde führten.
„Noch ein paar Tage im Truck, und du wirst vor deinem eigenen Schatten erschrecken“, murmelte Bount und brachte den Laster zu Errol Cabots Frachtunternehmen zurück.
Freizeit wurde bei den Truck-Drivern nicht allzu groß geschrieben. Aber wenn ein Fahrer mal frei hatte, dann suchte er garantiert Jack Lunas Truck-Driver-Kaschemme auf.
Diese war auch Bount Reinigers Ziel, nachdem er seinen schweren Brummer abgeliefert hatte. Das Lokal war zum Bersten voll. Raues Männergelächter schallte Bount entgegen.
Dicke blaue Rauchschlieren zogen sich durch das Lokal. Ventilation gab es keine. Klimaanlage schon gar nicht. Man brauchte eine gute Konstitution, um sich in dieser Umgebung wohlzufühlen.
Die Truck-Driver - teilweise verwegene Gesellen - standen oder saßen in Gruppen beisammen. Es wurde vorwiegend Bier getrunken. Hinter der Theke stand ein Mann, der in einen alten Seeräuberfilm aus Hollywood gepasst hätte.
Das war Jack Luna, der Besitzer der Kaschemme. Er trug einen Drei-Tage-Bart, hatte eine große Geiernase und einen Bauch, der Buddha hätte vor Neid erblassen lassen.
Bount sah sich nach einer Sitzmöglichkeit um. Jemand winkte ihm und wies auf einen freien Stuhl. Bount Reiniger ging darauf zu, obwohl er den Mann nicht kannte. Es gab nur wenige Mädchen im Lokal, und um die herum hingen die Männer wie die Trauben an der Rebe.
„Setz dich zu mir“, sagte der kräftige Mann, der Bount gewinkt hatte. „Ich bin Richard Dodge. Ich arbeite auch für Errol Cabot. Du bist der Neue, nicht wahr? Bruce Sheridan ist dein Name.“
Bount lächelte. „Was brauche ich dem noch hinzufügen?“
„Nichts mehr. Setz dich.“
Bount nahm Platz. Ein Kellner wieselte heran. Bount bestellte Kräuterbier. „Viel Betrieb hier“, sagte er.
„So voll ist es immer. Manchmal noch voller.“
„Als ob man hier etwas geschenkt kriegen würde.“
„Die Fahrer sind unter sich. Jack Luna ist nicht kleinlich. Wer nicht bezahlen kann, kriegt auch was zu trinken. Und bei einer Rauferei drückt Jack beide Augen zu und ruft nicht gleich die Bullen.“
„Eine Gaststätte für Raubeine.“
„So könnte man die Bude nennen“, sagte Richard Dodge. „Arbeitest du schon lange in der Branche?“
„Ich bin vier Jahre für BINGO TRANS gefahren.“
„Und davor?“
„Mal dies, mal das.“
„Du hast Hände wie ein Pfarrer.“
„Ich pflege sie.“
„Ich habe gehört, du hattest eine Auseinandersetzung mit Brick Curtis.“
Bount zuckte mit den Schultern. „Nicht der Rede wert. Ich habe dem Knaben Bescheid gestoßen. Er wird mich nicht mehr dumm anquatschen.“
Dodge hob den Kopf. „Er hängt hier irgendwo herum. Ich habe ihn vor einer Stunde hereinkommen gesehen.“
„Ich habe nichts gegen ihn, solange er mich in Ruhe lässt. Ist er tatsächlich scharf auf die Tochter des Chefs?“
„Celestine ist zu jedem freundlich. Auch zu ihm. Er bildet sich ein, dass sie ihn mehr mag als die andern, und er versucht schon lange, sie zu einem Rendezvous zu überreden, aber sie findet immer eine Ausrede.“
„Merkt er das nicht?“
„Doch. Aber er ist eben verdammt hartnäckig.“
Im Hintergrund der Kaschemme lachte ein Mädchen schrill auf. Die Männer, die sich um sie scharten, stimmten schallend in das Gelächter ein. Die Atmosphäre war so dicht, dass man sie körperlich fühlen konnte.
„Was sagst du zu den Überfällen?“, fragte Richard Dodge.
„Miese Sache“, antwortete Bount Reiniger.
„Bist du schon mal überfallen worden?“
„Zum Glück noch nicht.“
„Ich schon. Vor vier Tagen. Sie spielten mir einen Unfall vor, und ich Idiot fiel darauf herein, wollte helfen. Plötzlich waren sie da mit ihren Maschinenpistolen. Mich packte die kalte Wut, und ich hätte ihnen verdammt gern die Schädel eingeschlagen, aber gegen eine MPi ist man machtlos.“
„Was haben sie mit dir gemacht?“
„Niedergeschlagen und in die Büsche geworfen. Als ich wieder zu mir kam, war mein Truck weg. Man fand ihn zwei Stunden später in der Nähe des Hudson River auf einem riesigen Parkplatz. Leer natürlich.“
„Am Abend desselben Tages erwischte es Paul Carson“, sagte Bount.
„Ja, das arme Schwein“, sagte Dodge. Er ballte die Hände zu Fäusten und knirschte mit den Zähnen. „Zum Teufel, wenn ich wüsste, wer diese Gangster sind, ich würde sie mir einzeln kaufen. Dann müssten die zuerst mal wochenlang ins Krankenhaus, ehe man sie vor den Richter stellen könnte.“
„Seither kein Überfall mehr“, sagte Bount.
Dodge nickte. „Das ist die Ruhe vor dem Sturm. Oder denkst du, die geben ihren einträglichen Job bereits auf? Es ist doch so leicht, einen Truck zu kassieren, das haben diese Banditen oft genug bewiesen.“
„Woher sie wohl wissen, welcher Überfall sich lohnt“, meinte Bount.
„Wenn du mich fragst, die haben ihre Kontaktleute. Von denen kriegen sie den Tipp, in welchem Truck sich was für eine Ware befindet. Wahrscheinlich ist die Sore schon vor dem Überfall weiterverkauft.“
„Könntest du dir vorstellen, dass es auch bei Errol Cabots Firma einen solchen Kontaktmann gibt?“
„Schwer.“
„Wem würdest du so etwas Zutrauen?“, fragte Bount.
„Ehrlich gesagt, keinem.“
Ihre Unterhaltung wurde unterbrochen. Stimmen wurden laut. Ein Glas fiel zu Boden und zerschellte. Männer drängten zurück und bildeten einen Kreis, in dessen Mitte ein vierschrötiger Kerl und Brick Curtis standen.
„Er eckt doch überall an“, sagte Dodge kopfschüttelnd. „Der Hüne wird ihm die Nase zu Brei schlagen.“
Bount erhob sich.
„He, du willst dich da doch nicht etwa einmischen“, sagte Dodge.
„Brick arbeitet wie wir für Errol Cabot.“
„Was hat das denn damit zu tun?“
„Hast du noch nichts von Arbeitersolidarität gehört?“
„Das hier ist Bricks Privatsache.“
Bount begab sich trotzdem zu dem Kreis. Der Kampf hatte inzwischen begonnen. Es war von vornherein klar, dass Brick Curtis diese Auseinandersetzung nicht gewinnen konnte.
Er war zwar muskulös und kräftig, aber sein Gegner überragte ihn um einen Kopf, hatte Fäuste wie Schmiedehämmer und hatte wohl auch ein paar Jahre im Boxring verbracht, ehe er sich seine Brötchen als Truck-Driver verdiente.
Mit einer Links-Rechts-Kombination machte der Hüne seinem Gegner, der eine wesentlich geringere Reichweite hatte, schwer zu schaffen. Brick Curtis wurde von den Treffern schwer geschüttelt. Er fiel gegen den Ring aus Männern. Sie stießen ihn sofort wieder zurück, dem Hünen entgegen.
Curtis wankte. Der Vierschrötige trommelte mit seinen Fäusten auf ihn ein. Die Deckung ging vollends auf, und eine Gerade streckte Brick Curtis unter dem Jubelgeschrei der umstehenden "Männer nieder.
Sie hätten genauso geschrien, wenn der Hüne zu Boden gegangen wäre. Für sie war es ein Kampf, der sie unterhielt, und sie jubelten dem Sieger zu. Doch der Sieger war nicht fair.
Es genügte ihm nicht, Brick Curtis auf dem Boden zu haben. Er traktierte ihn nun auch noch mit Fußtritten. Was zu viel war, war zu viel. Bount konnte dabei nicht tatenlos zusehen.
Er griff ein. Er stieß die Männer, die vor ihm standen, hart auseinander. „Das reicht!“, rief er schneidend in den Kreis. „Ich bin der Letzte, der ihm eine Tracht Prügel nicht gönnt“, sagte er. „Aber einmal muss es genug sein!“
Der Hüne wandte sich Bount Reiniger zu. Es flackerte gefährlich in seinen Augen. „Willst du die Prügel beziehen, die ich dieser Laus noch zugedacht habe, he?“
„Du kannst es ja mal versuchen, mich zu schlagen“, erwiderte Bount ernst. Er war auf der Hut. Er hatte gesehen, wie gut der Vierschrötige war. Bounts Vorteil war, dass er den Mann im vorhergehenden Kampf studieren konnte. Er kannte seine Schwächen und seine Stärken. Vor allem vor seiner Linken musste man sich höllisch in Acht nehmen.
„Dann will ich dir gleich mal dein Großmaul stopfen!“, knurrte der Vierschrötige und stürzte sich auf Bount Reiniger.
Bount verfügte nicht über die Kraft des Hünen, dafür aber besaß er die größere Schnelligkeit. Es war verblüffend, wie oft er den Hünen ins Leere schlagen ließ. Der Mann war selbst überrascht darüber. Es machte ihn zornig, denn Bount Reiniger degradierte ihn vor allen Umstehenden zum Hanswurst.
Wie eine Dampframme stürmte er auf Bount Reiniger ein.
Bount wartete, bis sich der Vierschrötige verausgabt hatte. Dann kam er wieder.
Ein schwerer rechter Haken hob ihn aus und warf ihn auf die Bretter.
Das reichte. Der Bursche hatte genug. Er stand zwar wieder auf, aber er stellte sich nicht mehr zum Kampf, sondern stieß ein paar Leute auseinander und trollte sich.
Diesmal jubelten die Anwesenden Bount zu. Fremde Gesichter grinsten ihn an. Er wurde gelobt. Man klopfte ihm auf die Schultern. Er war der Champion. Aber er war nicht daran interessiert, gefeiert zu werden.
Es war ihm nur ein Herzensbedürfnis gewesen, dafür zu sorgen, dass die Regeln eingehalten wurden. Wenn ein Gegner auf dem Boden liegt, dann hat der andere von ihm abzulassen.
Bount suchte Brick Curtis. Er fand ihn im Waschraum. Curtis hielt gerade seinen Kopf unter das kalte Wasser. Als er den Kopf wenig später hob und Bount im Spiegel hinter sich stehen sah, verzog sich sein Gesicht zu einem verächtlichen Ausdruck.
„Großartig, wie du mit dem Bastard fertiggeworden bist, Sheridan. Meine Hochachtung.“
„Wie geht es dir, Brick?“
„Warum fragst du?“
„Weil es mich interessiert.“
„Tatsächlich? Wieso?“
„Wir sind Kollegen.“
Brick Curtis drehte sich zornig um. Er starrte Bount aggressiv an. „Hör mal, es wäre mir recht, wenn du mir aus dem Wege gehen würdest. Du hättest dich in meinen Kampf nicht einmischen sollen.“
„Der Bursche hätte dich zerstampft.“
„Wenn schon. Das ist mein Bier. Erwarte für deine Hilfe kein Dankeschön. Ich habe was gegen dich. Daran ändert sich auch nichts, wenn du mich mal aus einer Klemme heraushaust.“
Curtis ging an Bount vorbei und verließ den Waschraum. Als Bount Reiniger wenig später den Gastraum wieder betrat, hatte sich das Treiben weitgehend normalisiert.
Nur hie und da wurde Bount angegrinst. Er kehrte zu Richard Dodge zurück, setzte sich und zündete sich eine Pall Mall an. Auch Dodge bot er ein Stäbchen an.
„Du weißt mit deinen Pfarrerhänden sehr gut umzugehen“, sagte Dodge anerkennend.
„Man braucht nicht immer Riesenschaufeln dazu, wenn man einem eine runterhauen möchte“, erwiderte Bount und nahm einen Schluck von seinem Kräuterbier. Der Hüne hatte die Kaschemme verlassen. Auch Brick Curtis war nicht mehr zu sehen.
„Du verstehst was von Judo und Karate“, sagte Dodge.
„Ein wenig.“
„Nicht so bescheiden, Bruce. Ein Truck-Driver wie du ist mir noch nicht untergekommen.“
Bount bleckte die Zähne. „Ja, ich bin einmalig. Ich weiß es. Darf ich dich etwas fragen?“
„Klar. Schieß los.“
„Was hältst du von Brick Curtis?“ Dodge nahm einen Zug von der Zigarette. „Er ist ein Heißsporn. Ein Einzelgänger. Viele Freunde hat er nicht. Er hat das besondere Talent, überall Ärger zu kriegen. Aber er ist ein fantastischer Fahrer, und er verfügt über eine Mordskondition. Vierundzwanzig Stunden ununterbrochen auf der Achse machen dem nichts aus.“
„Wir sprachen vorhin davon, dass die Gangster bei den Frachtunternehmen einen Kontaktmann haben müssen ...“
Dodge schüttelte sofort den Kopf, und zwar heftig. „Brick? Ausgeschlossen. Ich mag ihn zwar nicht besonders, aber diesbezüglich würde ich jederzeit meine Hand für ihn ins Feuer legen. Ehrlich ist der Knabe, davon bin ich felsenfest überzeugt.“
Bount zuckte gleichmütig mit den Schultern. „War ja nur eine Frage.“
10
Charles Marcuse war froh, dass sich alles in Wohlgefallen aufgelöst hatte. Paul Carson war gestorben. Niemand hatte mehr nachzuhelfen brauchen. Der Boss konnte zufrieden sein. Carson war nicht mehr in der Lage, irgendetwas auszuplaudern.
Da Carsons Tod einigen Staub aufgewirbelt hatte, hatten die Truck-Hyänen eine kurze Verschnaufpause eingelegt. Auf den einschlägigen Routen hatte sich zu viel Polizei herumgetrieben. Firmen, die es sich leisten konnten, schickten zwei, drei Tage lang einen zweiten Mann mit, aber auf die Dauer war das nicht tragbar.
Und nun war die Schonzeit für Trucks abgelaufen. Der Boss hatte wieder grünes Licht für einen neuen Überfall gegeben. Der Anruf hatte Marcuse zu Hause erreicht. Ausgestattet mit den nötigen Informationen trommelte Charles Marcuse danach seine Komplizen zusammen.
Er brauchte sich nicht zu beeilen. Der Überfall sollte erst gegen Mitternacht stattfinden. Sie hatten also noch jede Menge Zeit, um sich gründlich darauf vorzubereiten.
Victor Tiggers stöberte Charles Marcuse in einem kleinen Steakhouse auf. Er setzte sich zu dem Komplizen, der gerade sein Steak zerteilte, und grinste ihn an.
„Was gibt’s? Warum grinst du so dämlich?“, fragte Tiggers.
„Mir fiel gerade ein Spruch ein.“
„Was für einer?“
„Dass die meisten Selbstmorde mit Messer und Gabel begangen werden.“
„Die Gefahr besteht bei mir nicht. Ich laufe täglich meine sieben Meilen. Der Arzt ist mit meiner Gesundheit unzufrieden, weil sich damit nichts verdienen lässt, und ich bin auch besser als du.“
„Ja. Vor allem im Mundvollnehmen bist du einsame Spitze.“
„Weshalb bist du hier?“
„Es gibt wieder Arbeit, aber du brauchst dich nicht zu beeilen. Iss in Ruhe dein Steak auf.“
„Ich hatte auch nicht vor, es überzulassen. Was liegt an?“
„Erzähle ich dir draußen im Wagen.“
„Trinkst du einen Schluck Wein mit?“
„Nein, und du solltest damit auch maßhalten.“
„Ich weiß, was ich vertrage“, erwiderte Tiggers und goss sein Glas demonstrativ voll. Aber er leerte es nur zur Hälfte. Nachdem er mit dem Essen fertig war, verlangte er die Rechnung. Mit vollem Bauch, und bester Stimmung verließ er mit Marcuse das Lokal.
Im Wagen erhielt er die Informationen, die Marcuse vom Boss bekommen hatte. Sie fuhren von Manhattan nach Brooklyn hinüber und betraten wenig später eine riesige Bowling-Halle.
Eliot Banninger, der Dritte im Bunde, wohnte beinahe hier. Jede freie Minute verbrachte er in der Bowling-Halle. Zu Hause war er nur selten anzutreffen. Kein Wunder, dass er es auf der Bowling-Bahn bereits zu einer beachtlichen Meisterschaft gebracht hatte.
Eben schob er wieder einen Strike, und seine Freunde applaudierten dazu. Er ließ sich grinsend feiern. Ein kleines Girl sprang an ihm hoch und küsste ihn auf die Wange.
Er blickte an ihr vorbei und bemerkte Marcuse und Tiggers, die sich auf die Hocker gesetzt hatten, die vor dem Bartresen standen. Die beiden schauten zu ihm herüber.
Er entschuldigte sich bei seinen Freunden und begab sich zu seinen Komplizen. „Was wollt ihr denn hier?“, fragte er.
„Wie läuft das Spiel?“, fragte Marcuse.
„Bestens“, erwiderte Banninger. „Meine Mannschaft ist weit vorn.“
„Umso leichter kann deine Mannschaft auf deine weitere Mitwirkung verzichten“, sagte Marcuse.
Banninger blickte zuerst Marcuse und dann Tiggers an. „Geht’s wieder, los?“
Die beiden nickten.
„Wann?“, wollte Banninger wissen.
„Gegen Mitternacht.“
„Na schön. Ich komme gleich“, sagte Eliot Banninger. Er kehrte zu seiner Mannschaft zurück und erklärte, er müsse dringend weg. Geschäftlich. Man bedauerte sein Ausscheiden zwar sehr, aber man zeigte Verständnis dafür. Das Geschäft muss Vorrang haben.
Mit Tiggers und Marcuse verließ er die Bowling-Halle. In Queens stahlen sie einen Range Rover. Damit fuhren sie aus der Stadt. Im Fond des Fahrzeugs lagen ihre weißhaarigen Greisenmasken und die Maschinenpistolen - also das Werkzeug, das sie bei dem bevorstehenden Coup benötigten.
In Suffolk rief sich Charles Marcuse noch einmal ins Gedächtnis, was ihm der Boss eingeschärft hatte. Die Straße fiel leicht nach Osten hin ab. Marcuse lenkte den Range Rover hinter eine Buschgruppe.
„Auf dieser Steigung muss der Truck-Driver zurückschalten“, erklärte Charles Marcuse. „Die Maschine wird einen Mordslärm machen. Da wird man deinen Schuss gar nicht hören“, sagte er zu Eliot Banninger. Sie stiegen aus. Marcuse und Tiggers begleiteten ihren Komplizen bis zu jener Stelle, wo er sich auf die Lauer legen sollte.
„Ein einziger Schuss müsste genügen“, meinte Victor Tiggers.
„Darauf könnt ihr euch verlassen“, sagte Banninger.
„Sobald der Truck steht, stößt du zu uns“, sagte Marcuse.
„Klar. Ich lasse euch schon nicht im Stich“, erwiderte Banninger grinsend. Er setzte seine Greisenmaske auf.
„Wir testen hinterher gleich mal unsere Walkie-Talkies“, sagte Marcuse.
„In Ordnung“, gab Banninger zurück.
Marcuse und Tiggers kehrten um. Banninger setzte sich unter einem alten Ahornbaum ins Gras. Die Maschinenpistole legte er neben sich. Seine Komplizen verschwanden hinter der Straßenkrümmung.
Banninger zog die Antenne seines Sprechfunkgerätes aus und rief die Freunde. „He, ihr zwei Nachteulen, könnt ihr mich hören?“
„Bestens“, kam es aus dem Lautsprecher.
„Ihr kriegt Bescheid, sobald ich den Truck erspähe.“
„Dann halt mal schön die Augen offen.“
Funkstille trat ein. Banninger steckte sich eine Zigarette zwischen die Lippen und rauchte kalt. Weil er nichts Besseres zu tun hatte, nahm er die MPi zur Hand und stellte sie auf Einzelfeuer. Die Zeit verrann träge, aber Eliot Banninger verfügte über eine Engelsgeduld. Lange Wartezeiten hatten seine Nerven noch nie angegriffen. Er vermochte sich wunderbar abzulenken. Seine Gedanken schweiften zu jenen Jahren zurück, als er noch nicht mit Marcuse und Tiggers zusammengearbeitet hatte.
Damals war es ihm echt dreckig gegangen. Er hatte von Einbrüchen und Diebstählen recht und schlecht gelebt. Die Hehler hatten ihn immer wieder übers Ohr gehauen. Einen von ihnen hatte er eines Tages dann dermaßen verdroschen, dass der Mann zwei Monate im Krankenhaus bleiben musste.
Banninger erinnerte sich noch gut daran, wie nervös er damals gewesen war. Wenn der Hehler ausgepackt hätte, wäre er ins Zuchthaus gekommen. Aber der Mann hatte glücklicherweise geschwiegen. Aus Angst vermutlich.
Ein Jahr später hatte sich Banninger mit Marcuse und Tiggers zusammengetan. Von Truck-Überfällen war damals jedoch noch nicht die Rede gewesen. Sie hatten Banken ausgeraubt, Supermärkte überfallen, Tresore geknackt. Die Einnahmen konnten sich sehen lassen.
Aber das Risiko war hoch gewesen, denn viele Firmen stellten private Wachmänner ein, und an einem von ihnen wäre Banninger um ein Haar gescheitert. Wenn Marcuse ihn nicht aus der Klemme geholt hätte, hätte der Wachmann ihn erschossen.
Dieses Erlebnis machte die drei vorsichtiger. Da sie nicht mehr so viel zu riskieren bereit waren, gingen auch die Einnahmen zurück. Doch dann kam die Idee mit den Truck-Überfällen, und seither blühte das Geschäft wieder.
Scheinwerfer in der Ferne. Eliot Banninger griff sofort nach seinem Walkie-Talkie. „Da kommt ein Fahrzeug auf uns zu!“, meldete er.
„Ein Brummer von CONTINENTAL TRUCK?“, fragte Charles Marcuse.
„Kann ich auf die Entfernung noch nicht erkennen.“
„Behalt den Lastwagen im Auge.“
„Was dachtest du denn, was ich tue?“
Das schwere Fahrzeug kam näher. Sämtliche Wagen von CONTINENAL TRUCK waren knallrot gespritzt und mit zitronengelben Streifen versehen. Das waren die Markenfarben des Frachtunternehmens.
Der Truck, der in diesem Augenblick die Steigung hochbrüllte, trug diese Farben nicht. Banninger entspannte sich sofort wieder. „Falscher Alarm!“, rief er in sein Sprechfunkgerät und zog sich hinter den Stamm des alten Ahornbaumes zurück, um nicht gesehen zu werden.
Lärmend rollte der Truck an dem Gangster vorbei. Er passierte kurz darauf die Stelle, wo Charles Marcuse und Victor Tiggers in ihrem Versteck warteten. Dann herrschte wieder Stille.
Zehn Minuten später meldete Eliot Banninger wieder einen Truck, und diesmal war es der richtige. Selbst in der Dunkelheit leuchteten die zitronengelben Streifen auf dem knallroten Untergrund.
„Jungs, es ist so weit!“, gab Banninger durch.
„Ziele gut!“, erwiderte Marcuse.
„Mach’ ich“, sagte Banninger, schob die Teleskopantenne in das Funkgerät, steckte es ein, griff zur Maschinenpistole und legte sich flach auf den Bauch. Gleich würde der Truck da sein und dann ...