Kitabı oku: «Krisenfest», sayfa 3
Maßnahmen aus der Mottenkiste
Um die 2008 weltweit in eine Rezession schlitternde Wirtschaft „anzukurbeln“, wurden von vielen Regierungen und Zentralbanken die von John Maynard Keynes in den 1930er-Jahren vorgeschlagenen Instrumente eingesetzt: Die Zinsen wurden massiv gesenkt und der Markt mit billigem, aus dem Nichts erzeugten Geld überschwemmt. Zudem gab es in einigen Ländern aus Steuergeldern finanzierte Kaufanreize, um „den Konsum anzuregen“, in Deutschland und den USA etwa eine Abwrackprämie für Autos. Der Staat zahlte dabei Geld an jeden, der sein altes Auto durch ein neues ersetzte. Es sollte sich jedoch mittlerweile herumgesprochen haben, dass die Instrumente aus Keynes’ Mottenkiste keine nachhaltige Wirkung haben, sondern nur viel Geld kosten und nach kurzer Zeit verpuffen. Bei Politikern, die keine Ahnung von wirtschaftlichen Zusammenhängen haben, sind sie trotzdem sehr beliebt. Immerhin können sie so ihren Wählern zeigen, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun, um die Krise zu beenden. Hätten sie nur mehr Macht, wie viel mehr könnten sie dann tun!
Wann platzt die Anleiheblase?
Eine durch staatliche Eingriffe erzeugte Krise eines staatlichen Geldmonopolsystems durch noch mehr staatliche Eingriffe zu lösen, kommt einer Quadratur des Kreises gleich. Die Zentralbanken haben seit 2008 massiv Staats- und Unternehmensanleihen für frisch gedrucktes Geld gekauft. Statt ein auf Schulden basierendes, krankes System an der Wurzel zu reformieren, wurden immer mehr Schulden gemacht. 2008 betrug die Menge der staatlichen und privaten Schulden 173 Billionen US-Dollar, 2019 war sie bereits auf 250 Billionen Dollar angewachsen.12 Die Maßnahmen der Politiker wirken so, also würde man einen Brand mit Benzin löschen wollen. „Die Erträge von Anleihen sind weltweit die niedrigsten in der 500-jährigen Geschichte“, sagt Starinvestor Bill Gross. „Es gibt Anleihen im Wert von zehn Billionen Dollar mit negativen Zinsraten – das ist eine Supernova, die eines Tages explodieren wird.“13
Zinsentwicklung im Euroraum
Zinsentwicklung deutscher Staatsanleihen
Seit 2008 haben die Zentralbanken die Leitzinsen immer weiter abgesenkt. Die Zinsen für deutsche Staatsanleihen sind mittlerweile sogar negativ. Das heißt: Die deutsche Regierung bekommt Geld geschenkt, wenn sie sich etwas leiht. Die Geschäftsbanken müssen auf ihre Einlagen bei den Zentralbanken Strafgebühren zahlen, statt dafür Zinsen zu erhalten, wie es natürlich wäre. Die ersten Banken haben bereits damit begonnen, diese Negativzinsen an ihre Kunden weiterzureichen. Damit ist die eigentliche Funktion des Zinses außer Kraft gesetzt.
Der Sinn des Zinses
Menschen schätzen in der Regel die frühere Erfüllung eines Bedürfnisses höher, als wenn es zu einem späteren Zeitpunkt befriedigt wird. Genau das drückt die Zeitpräferenz aus, ein zentraler Begriff in der Zinstheorie der Wiener Schule der Volkswirtschaft, die im Wesentlichen von Eugen Böhm von Bawerk formuliert wurde. Zeitpräferenz und Zins sind immer positiv. 1.000 Euro werden heute höher wertgeschätzt als 1.000 Euro in einem Jahr. Ich würde sie nur dann verleihen (es sei denn, an einen sehr guten Freund), wenn ich dafür in einem Jahr zum Beispiel 1.100 Euro erhielte. In einem marktwirtschaftlichen System, in dem sich der Zins frei und ungehindert auf dem Markt bilden kann, wäre ein Negativzins undenkbar. Doch im Geldsozialismus unserer Zeit kommt der Zins nicht etwa durch Angebot und Nachfrage zustande, er wird von einer zentralstaatlichen Behörde festgesetzt, so wie der Preis eines Trabis in der DDR.
Die Käufer von Staatsanleihen mit negativer Rendite sind in der Regel große Pensionsfonds oder Versicherungen. Sie sind gesetzlich dazu verpflichtet, einen Teil der Kundengelder in „sichere“ Anlageklassen wie Staatsanleihen zu investieren, sonst würden sie es wohl kaum tun. Von den niedrigen oder negativen Zinsen profitieren die Finanzminister: Sie müssen weniger Geld zurückzahlen, als sie sich geliehen haben. Aber auch Unternehmen, die eigentlich längst hätten Insolvenz anmelden müssen, können sich durch Kredite mit niedrigen oder Negativzinsen am Leben halten. Solche Zombie-Unternehmen sind jedoch problematisch. Die Ressourcen, die benötigt werden, um eigentlich insolvente Unternehmen künstlich am Leben zu halten, könnten an anderer Stelle sinnvoller eingesetzt werden. In vielen Ländern ist der Anteil solcher Zombie-Unternehmen an der Wirtschaft mittlerweile zweistellig. In den USA wird er auf etwa 10 Prozent geschätzt, in Deutschland auf rund 15 Prozent, in Griechenland auf über 30 Prozent.14 Eine freie (sprich soziale) Marktwirtschaft lebt dem österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter zufolge von der „kreativen Zerstörung“. Doch leider sind die natürlichen Selbstheilungskräfte des Marktes durch das Monopolgeldsystem und die schädlichen Eingriffe der Politik zu einem Großteil außer Kraft gesetzt.15, 16
Zum Schaden der Sparer und Mieter
Besonders schädlich sind die Niedrig- und Negativzinsen für die Sparer. Ihr Geld wird durch die Inflation immer weniger wert. Die Zinsen für Sparguthaben sind niedriger als die Preissteigerungsrate. Die Ersparnisse werden also bei Niedrigzinsen schleichend enteignet, bei Negativzinsen erst recht. Aber auch andere klassische Anlageformen wie Staatsanleihen rentieren sich – wie wir gesehen haben – nicht mehr. Wer sich an riskantere Anlagen wie Aktien und Kryptowährungen nicht herantraut, hat heute kaum noch eine Alternative.
Immobilien gelten immer noch als relativ sichere Geldanlage. Ein Großteil des in den Markt gepumpten Geldes wird daher in Immobilien investiert. Das treibt ihre Preise nach oben. Seit der Finanzkrise 2008 sind die Immobilienpreise in Deutschland um 47,3 Prozent gestiegen.17 In der Folge verteuern sich natürlich auch die Mieten. Politiker, die daraufhin eine staatliche Mietpreisdeckelung fordern, so wie sie von den Nationalsozialisten 1936 eingeführt und von den DDR-Sozialisten beibehalten wurde, mögen sich bei den Wählern beliebt machen, richten damit aber noch mehr Schaden an. Wer wird schon in den Neubau von Immobilien investieren, wenn man damit Geld verliert? Doch wenn nicht neu gebaut wird, bleibt das Angebot zu gering, die Preise müssten dann eigentlich noch weiter steigen. Wenn das verboten ist, verrotten die Häuser, so wie man es in der DDR als Folge der (national-)sozialistischen Mietpreisgesetze beobachten konnte.
Wird Bargeld verboten?
Politiker und Zentralbanker haben verständlicherweise kein Interesse daran, die Zinsen zu erhöhen, weil das Finanzsystem dann in nicht abzusehende Schwierigkeiten käme. Sie wollen lieber Null- und Negativzinsen durchsetzen. Doch wer würde sein Geld zu Negativzinsen auf dem Bankkonto lassen? Da ist es vernünftiger, es abzuheben und in bar unter der Matratze zu lagern. Doch wenn das jeder täte, würde das Teilreservesystem in sich zusammenbrechen. Um dies zu verhindern, wird von vielen Politikern die Abschaffung des Bargelds gefordert. In Schweden ist es ihnen bereits fast gelungen.
So etwas wird nicht über Nacht kommen, sondern in kleinen Schritten eingeführt, damit die Menschen sich daran gewöhnen und nicht dagegen rebellieren.18 Zum Beispiel sollen die Gebühren für das Abheben von Bargeld an Geldautomaten deutlich erhöht werden, sodass man lieber per Überweisung oder Geldkarte bezahlt als in bar. Auch die Grenzen, bis zu denen man mit Bargeld legal bezahlen kann, werden gesenkt. In Italien ist es verboten, etwas in bar für mehr als 1.000 Euro zu bezahlen. In Deutschland wurde die Obergrenze für den anonymen Erwerb von Gold in bar von 10.000 auf 2.000 Euro gesenkt. Um all das durchzusetzen, werden Scheinargumente wie Terrorfinanzierung, Drogenhandel oder Geldwäsche vorgeschoben. Auch die virale Ansteckungsgefahr durch Geldscheine wird seit der Coronavirus-Panik als Argument genannt. Doch der eigentliche Grund liegt darin, die Flucht aus dem Bankensystem zu verhindern. Zum Glück gibt es für den freiheitsliebenden Bürger, der sich sein Bargeld nicht verbieten lassen will, heute eine Alternative: digitales, nicht staatliches Bargeld. Mehr dazu in den Kapiteln 2 und 3.
Das Dilemma der Banken
Auch die Banken leiden unter den Niedrigzinsen. Geld aus dem Nichts zu schöpfen und dann darauf Zinsen zu verlangen, ist eigentlich ein traumhaftes Geschäftsmodell. Doch wenn die Zinsen so gering sind, dass sie die Kosten nicht mehr decken, rechnet es sich nicht mehr. Die Aktiva der Banken, also im Wesentlichen die von ihnen vergebenen Kredite, werfen immer weniger Rendite ab. Viele Banken schreiben daher Verluste und zehren ihr Eigenkapital auf. Ihre Eigenkapitalquote – also ihr Eigenkapital dividiert durch ihre Aktiva – darf jedoch nicht weniger als acht Prozent betragen, da sie sonst Insolvenz anmelden müssten. Anstatt neue Kredite zu vergeben, müssen die Banken also eher Kredite abbauen – ansonsten besteht die Gefahr, dass ihre Eigenkapitalquote unter diese gesetzlich vorgeschriebene Grenze fällt. Die klassischen Programme der Zentralbanken zur Ankurbelung der Wirtschaft verpuffen somit, denn die Banken können das Geld der Zentralbank gar nicht in Kredite umsetzen. Das Erzeugen neuen Geldes aus dem Nichts hat daher nicht den gewünschten positiven Effekt. Die oben erwähnten Zombie-Unternehmen kommen immer schwerer an neue Kredite, wodurch sie insolvent zu werden drohen.
Hinzu kommt, dass die Politiker nach der Finanzkrise von 2008 eine Fülle neuer Regulierungsvorschriften erlassen haben, die höhere Kosten zur Folge haben. Viele Mitarbeiter in Banken und Finanzunternehmen arbeiten nicht produktiv, sondern sind nur dazu da, gesetzliche Vorschriften zu erfüllen, deren Wirkung fragwürdig ist. Ihr wichtigster Effekt ist die Verhinderung von Wettbewerb, denn nur wenige Start-ups im Finanzsektor können sich die hohen Kosten dieser Überregulierung leisten.
Die Banken stecken in einem Dilemma: Wenn die Zinsen weiterhin so niedrig bleiben, können sie auf Dauer kein Geld mit ihrem Kerngeschäft, der Kreditvergabe, machen. Doch wenn die Zentralbanken die Zinsen anheben, bekommen die Geschäftsbanken ebenfalls Probleme. Viele Kredite haben sie zu einem niedrigen Festzins vergeben, der für mehrere Jahre garantiert ist. Finanziert haben sie diese in der Regel über kurzfristige Kredite, was nicht sehr vernünftig, aber gängige Praxis ist. Steigen die Zinsen, können Banken in die Verlustzone schlittern – und zwar dann, wenn die Zinsen, die der Kreditnehmer zahlt, geringer sind als die nunmehr erhöhten Kreditkosten der Banken. Sollten die Zinsen nach Ablauf einer beispielsweise zehnjährigen Zinsbindung wieder ein normales Maß erreichen, würde sich die Zinsbelastung des Häuslebauers plötzlich drastisch erhöhen. Vermutlich würde so mancher Kreditnehmer dann zahlungsunfähig, was ebenfalls keine gute Nachricht für die Banken wäre.
Von der Banken- zur Staatskrise
Wenn Zombie-Unternehmen keine Kredite mehr bekommen, müssen sie in die Insolvenz gehen. Eigentlich wäre das ein natürlicher und sogar gesunder Vorgang, doch wenn auf einen Schlag viele Unternehmen pleitegehen, die es eigentlich längst nicht mehr hätte geben sollen, häufen sich die Probleme. Wenn Kredite ausfallen, halten die Banken nur noch die Sicherheiten, die die Unternehmen dafür hinterlegt haben, etwa Immobilien oder Wertpapiere. Die Banken werden dann versuchen, diese Sicherheiten zu verkaufen, um wenigstens etwas Geld aus dem missglückten Kreditgeschäft zu erhalten. Doch wenn viele Unternehmen auf einmal insolvent gehen, werden viele Banken gleichzeitig versuchen, die Sicherheiten auf den Markt zu werfen, was logischerweise dazu führt, dass deren Preise fallen.
In so einer negativen Preisspirale kommt auch der Interbankenmarkt zum Stillstand. Die Banken leihen einander dann kein Geld mehr. Viele Banken werden pleitegehen und versuchen, vom Staat mit Steuermitteln gerettet zu werden, weil sie „systemrelevant“ seien, wie wir es in der letzten Finanzkrise erlebt haben. Doch anders als 2008 sind viele Staaten inzwischen so hoch verschuldet, dass sie keine neuen Anleihen mehr ausgeben können, um sich noch weiter zu verschulden. Ihre Steuereinnahmen reichen nicht aus, um deren Zinsen und Tilgung zu bedienen. Kaum jemand würde neue Anleihen eines Staates kaufen, dem man nicht zutraut, seine Schulden bedienen zu können. Zusätzlich steigen durch das schwindende Vertrauen der Anleger die Zinsen auf Anleihen aus der Vergangenheit. All diese Faktoren führen dazu, dass Staatsbankrotte unvermeidlich werden.
Bisher haben wir Staatsbankrotte nur in einzelnen Fällen erlebt, etwa in Argentinien oder dem Libanon. Wenn jedoch viele Staaten auf einmal bankrottgehen, werden auch die Mittel der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds knapp, die in solchen Situationen normalerweise eingreifen. In der Eurozone kommt hinzu, dass auch die noch als solide geltenden Staaten wie Deutschland, Finnland oder die Niederlande mit in die Insolvenz gerissen werden, da sie für die Schulden der anderen Eurostaaten mithaften. Die Regierungen können sich dann nur noch durch Enteignungen der Bürger und Unternehmen finanzieren.
Die Coronapanik
Die weltweite Panik über die Ausbreitung von SARS-CoV-2, umgangssprachlich „Coronavirus“ genannt, hat die Wahrscheinlichkeit einer großen Wirtschaftskrise nochmals erhöht. Die Diskussion darüber, wie gefährlich oder ungefährlich dieses Virus tatsächlich ist und was man tun sollte, um seine Verbreitung einzudämmen, überlasse ich lieber den Experten. Die Meinungen dazu gehen ja weit auseinander. Auch an Spekulationen, dass die Viruspanik künstlich inszeniert sei, um einen Schuldigen für eine ohnehin unvermeidliche Krise zu finden, möchte ich mich nicht beteiligen.
Was man jedoch ohne Zweifel feststellen kann: Die Maßnahmen vieler Regierungen, die auf die Virusgefahr mit Ausgangssperren, Grenzschließungen, dem Verbot von Kultur- und Sportveranstaltungen und der Sperrung von Restaurants, Cafés und Geschäften reagierten, haben die wirtschaftliche Existenz vieler Menschen gefährdet. Eigentlich gesunde Unternehmen sind pleitegegangen, weil sie nicht genug Rücklagen hatten, um ihre Verluste während des staatlich verordneten Shutdowns zu überbrücken. Wer konnte auch mit so etwas rechnen? Freiberuflern ist ein großer Teil ihrer Einnahmen weggebrochen. Größere Unternehmen haben auf Kurzarbeit umgestellt oder Mitarbeiter entlassen.
Um angeschlagene Unternehmen zu retten und in Not geratene Menschen zu unterstützen, haben viele Regierungen gigantische finanzielle Hilfsprogramme aufgesetzt. Das ist verständlich, wird aber langfristig gravierende Folgen für das Finanzsystem haben, die wahrscheinlich sehr viel schädlicher sein werden als das Virus selbst. Die Europäische Zentralbank kauft im Rahmen ihres Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) für 750 Milliarden Euro Staatsanleihen, sprich, sie schafft neues Geld aus dem Nichts und leiht es den Regierungen zum Nulltarif.19 Die USA pumpen zwei Billionen neu generierter US-Dollar in die Wirtschaft.20 Die ohnehin schon hohe Staatsverschuldung der USA wird dadurch noch einmal massiv zunehmen. Es sollte klar sein, was diese Maßnahmen für alle Besitzer von Euro oder US-Dollar bedeuten: Ihr Einkommen und ihre Ersparnisse werden weniger wert, denn es ist unvermeidlich, dass durch eine solche Aufblähung der Geldmenge die Preise steigen und die Kaufkraft des Geldes sinkt.
Die USA können sich eine solch gigantische Verschuldung nur deshalb leisten, weil der Dollar die Weltwährung ist. Ein Großteil des internationalen Handels läuft darüber. Saudi-Arabien und die anderen OPEC-Staaten lassen sich ihr Öl ausschließlich in US-Dollar bezahlen. Die Nachfrage nach Geld, das die US Federal Reserve aus dem Nichts schöpfen kann, ist also für die absehbare Zukunft garantiert. Alle anderen Regierungen haben diesen Luxus nicht. Die meisten Eurostaaten sind bereits so stark verschuldet, dass große Rettungspakete eigentlich außerhalb ihrer Möglichkeiten liegen. Viele Entwicklungsländer trifft es noch härter, denn ihre Staatsschulden sind oft in US-Dollar denominiert. Bevor die Regierungen Menschen verhungern lassen, verschulden sie sich vermutlich trotzdem. Weitere Staatsbankrotte sind also vorprogrammiert.
An welcher Stelle das auf Schulden basierende Finanzsystem zuerst kollabiert, ob das Coronavirus oder der Euro der Auslöser sein wird, ob die China-Blase platzt oder ob reihenweise Banken pleitegehen, deren Geschäftsmodell sich wegen der Negativzinsen nicht mehr lohnt, kann niemand genau vorhersagen. Vielleicht geschieht auch alles gleichzeitig. Es wäre jedenfalls höchst unvernünftig, sich nicht gegen einen großen Crash zu wappnen.
2
Digitales Bargeld
Wie wir in Kapitel 1 gesehen haben, ist es keine gute Idee, Staaten, Regierungen und Banken zu vertrauen, wenn es ums Geld geht. Insbesondere in der bevorstehenden Wirtschaftskrise wäre es sehr riskant, sein Geld auf Bankkonten schrumpfen zu lassen oder es gar in dubiose Finanzprodukte wie Staatsanleihen mit Negativzinsen zu stecken. Wir brauchen ein alternatives System, mit dem wir Geld speichern und verwenden können, ohne auf Banken, Kreditkartenunternehmen und staatliche Behörden angewiesen zu sein.
Genau zu diesem Zweck wurden Kryptowährungen wie Bitcoin erfunden. In Krisenzeiten sind sie ein hervorragendes Mittel, um uns vor unerwünschten Zugriffen des Staates, vor gesperrten Konten, beschlagnahmten Ersparnissen und sonstigen kriminellen Machenschaften der Mächtigen zu schützen. Natürlich haben auch Kryptowährungen ihre Nachteile und Risiken, auf die wir später eingehen werden. Doch die Vorteile, die sie für unsere finanzielle Freiheit bieten, sind immens.
Zunächst wollen wir die Grundlagen dieser neuen Art von Geld verstehen. Im Folgenden nehme ich stellvertretend Bitcoin als Beispiel, weil es die „Mutter aller Kryptowährungen“ und mit Abstand am weitesten verbreitet ist. Es gibt viele Hundert weitere Cryptocoins, die recht ähnlich funktionieren wie Bitcoin. Wer mehr darüber wissen und die verschiedenen Typen kennenlernen möchte, findet diese Informationen in meinem Buch „Cryptocoins – Investieren in digitale Währungen“.
2.1Die Grundlagen digitalen Geldes
Am 3. Januar 2009, kurz nach der Finanzkrise von 2008, ging ein Internetprojekt an den Start, das damals nur wenig Beachtung fand: Bitcoin. Doch wie wir sehen werden, hat es das Potenzial, die Welt zu verändern, gerade angesichts der sich anbahnenden Krise. Es beruht auf einem Whitepaper21, das ein gewisser Satoshi Nakamoto am 31. Oktober 2008 auf einer Mailingliste für Kryptografie-Experten veröffentlicht hatte. Er nannte es Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System, also: „Ein elektronisches Bargeldsystem auf Peer-to-Peer-Basis“.22 Unter dem Begriff Peer-to-Peer versteht man ein Computernetzwerk, bei dem alle angeschlossenen Rechner gleichrangig („Peers“) sind. Jeder Rechner ist Sender und Empfänger zugleich. Es gibt keine hierarchischen Unterschiede wie bei anderen Netzwerken, die aus den Computern normaler User (den Clients) und den höherrangigen Servern bestehen. Peer-to-Peer-Netzwerke haben sich als besonders resistent gegen Attacken herausgestellt und erfreuen sich in der Computerwelt daher wachsender Beliebtheit.
„Bargeld ist gedruckte Freiheit“
Doch was ist elektronisches oder digitales Bargeld? Die meisten Menschen verstehen unter Bargeld, dass sie es sehen und anfassen können, etwa in Form von Münzen oder Scheinen. Doch das ist nicht das Hauptkriterium, das Bargeld von anderen Geldformen wie Giralgeld unterscheidet. Wie wir in Kapitel 1.2 gesehen haben, gehört das Geld auf „unserem“ Bankkonto gar nicht uns. Es ist lediglich eine Forderung an die Bank, die uns das mehr oder weniger glaubwürdige Versprechen gibt, es zurückzahlen. Bargeld hingegen ist zweifelsfrei unser Eigentum. Wir können es nach Belieben verwenden und sind dafür nicht auf die Dienstleistungen Dritter angewiesen. „Bargeld ist gedruckte Freiheit“ lautet ein geflügeltes Wort, auch wenn bei staatlichem Monopolgeld diese Freiheit stark eingeschränkt ist. Bringen Sie diesen Spruch mal bei einem Venezolaner, dessen Papiergeld jeden Tag an Wert verliert!
Mit der zunehmenden Verbreitung des Internets in den 1990er-Jahren haben viele Computerexperten versucht, digitales Geld zu erfinden, das man über das Internet verschicken kann und das dennoch die gleichen Eigenschaften wie Bargeld hat. Das bedeutet: Es muss klar und für jeden nachvollziehbar sein, wessen Eigentum es ist. Und: Man muss das Eigentum daran so einfach übertragen können wie bei einem Geldschein, den man dem neuen Eigentümer in die Hand drückt – nur, dass zwischen Absender und Empfänger eventuell mehrere Tausend Kilometer liegen, die per Internet überbrückt werden.
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