Kitabı oku: «24 Stunden», sayfa 2

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Verrat und Buße: Sich vorbereiten

Das Passahfest soll ein festlicher, fröhlicher Anlass sein, bei dem sich die Beteiligten freuen, wenn sie sich daran erinnern, dass Menschen, die einmal Sklaven gewesen sind, jetzt frei sind und endlich ein Volk werden, das Volk Gottes. Wenn das Letzte Abendmahl wirklich in einer solchen fröhlichen Stimmung begonnen hat, dann hat sich diese Stimmung im Laufe des Abends auf jeden Fall verändert. Auch abgesehen davon, dass Jesus ja bereits weiß, was ihm bevorsteht, liegt so etwas wie eine bange Vorahnung in der Luft. Die extremen Spannungen zwischen den religiösen Führern und Jesus sind allen Anwesenden nur zu bewusst. Alle, die sich im Raum befinden, fragen sich, was wohl mit Jesus passieren wird – und auch mit ihnen. Wird sein Auftreten im Tempel Konsequenzen haben? Wird er sich endlich selbst als Messias proklamieren?

Jesus durchbricht diese bange Ungewissheit mit einer Aussage, die so elektrisierend ist, dass ihr Echo all die Jahrhunderte hindurch bis heute nachhallt. »Einer von euch«, sagt er und sieht sie in einer plötzlich auftretenden Stille bei dem Passahmahl an »... wird mich verraten« (Markus 14,18).

Jesus weiß, wer von ihnen es sein wird, aber er sagt es nicht. »Meinst du etwa mich?«, fragt einer der Jünger ihn (Markus 14,19). »Es ist einer von euch Zwölfen, der mit mir das Brot in die Schüssel taucht« (Markus 14,20), sagt Jesus und meint vermutlich die Schüssel mit dem Charoset, die vor ihnen steht.

Die Geschichte des Verrates zieht sich durch den gesamten Rest des Berichtes im Evangelium über die letzten 24 Stunden im Leben Jesu. Noch bevor die Nacht zu Ende ist, wird Judas Jesus verraten; Petrus wird ihn verleugnen und seine Jünger werden ihn im Stich lassen, sodass Jesus ganz und gar allein ist, als er in den Händen seiner Feinde ist und vor Gericht gestellt wird.

Das Echo dieser Vorankündigung Jesu und der Akt des Verrates durch diejenigen, die ihm am nächsten stehen, lösen immer noch Fassungslosigkeit aus. In unserer Zeit, in der Gemeindeleiter Kinder missbrauchen, sich an Spendengeldern vergreifen und so manches mehr, ist uns aber klar, dass es solche Art von Verrat wohl immer gibt. Jesus hätte also eigentlich auch sagen können: »Ihr werdet mich alle verraten«; und wenn das so ist, müssen wir auch uns selbst anschauen.

Wann sind Sie selbst Judas? Wann sind Sie Petrus oder einer der anderen Jünger? Wann haben Sie Jesus verraten, verleugnet oder ihn im Stich lassen? Tatsache ist, dass wir ihn alle irgendwann verraten – jeder von uns.

Als ich vor ein paar Wochen in der Eingangshalle unserer Kirche Gottesdienstbesucher begrüßte, sah ich ein Ehepaar, das schon eine ganze Weile nicht mehr da gewesen war. Ich ging zu ihnen hin, um sie zu begrüßen, und sagte: »Schön, Sie zu sehen.« Daraufhin sagte der Mann: »Ich bin schon eine Weile nicht mehr da gewesen, weil ich etwas getan habe, womit ich Gott mit Sicherheit enttäuscht habe. Ich konnte mich einfach nicht überwinden, in den Gottesdienst zu kommen.« Dieser Mann könnte eigentlich jeder von uns sein. Wir enttäuschen Gott nämlich alle. Jeder von uns verrät ihn irgendwann.

Wenn wir uns beim Abendmahl an dieses letzte gemeinsame Mahl von Jesus und seinen Jüngern erinnern, dann sollten wir auch an diesen Teil des Mahles denken; daran, wie Jesus den Verrat, die Verleugnung und das Verlassen beim Namen nennt, die auf sie alle zukommen. Ich nehme an, genau das ist auch der Grund, weshalb es in den Kirchen Tradition ist, vor dem Abendmahl zu Beichte und Buße aufzurufen. In der Abendmahlsliturgie vieler Kirchen gibt es ein Schuldbekenntnis, in dem davon die Rede ist, das wir »gesündigt haben mit Gedanken, Worten und Werken ... durch das, was wir getan haben und was wir unterlassen haben.«

Ein ganzer Abschnitt im liturgischen Kirchenjahr der Christen ist dem Gedanken der Buße für unseren Verrat und unsere Leugnung gewidmet. Die Fastenzeit war in den Urgemeinden eine Zeit, in der Menschen, die Jesus Christus öffentlich geleugnet hatten, um der Verfolgung zu entgehen, öffentlich Buße taten, wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wurden und wieder am Abendmahl teilnehmen durften.

Wenn wir uns mit Buße und Wiederherstellung beschäftigen, dann sollten wir nicht vergessen, dass Jesus all seinen Jüngern die Füße wäscht (Johannes 13,3–5), obwohl er weiß, dass Judas ihn verraten wird, dass Petrus ihn verleugnen wird und dass die anderen ihn verlassen. Danach teilt er mit ihnen Brot und Wein – Brot, das für seinen Körper steht, und Wein, der für sein Blut steht. Obwohl er weiß, was seine Gefährten tun werden, sagt er zu ihnen: »Ich nenne euch nicht mehr Knechte ... ihr ... seid meine Freunde« (Johannes 15,15). Das tut er für sie alle – auch für Judas. Jesus schaut über ihren Verrat, ihre Sünden und ihr Versagen hinaus und nennt sie seine Freunde. Wir finden Trost in dem Wissen, dass das auch für uns gilt.

»Das ist mein Leib ...« (Markus 14,22) Vom Passahmahl zum Abendmahl

Nachdem Jesus angekündigt hat, dass er verraten werden wird, nimmt er den Matzen, also das ungesäuerte Brot, und segnet es. Was er aber dann sagt, sorgt bei seinen Jüngern für Ratlosigkeit und Verwirrung. Als er das Brot bricht und an seine Jünger weitergibt, sagt er: »Nehmt und esst! Das ist mein Leib« (Matthäus 26,26). Das gehört nicht zur Haggada – dem Text, der den Ablauf des Passahmahles nicht nur beschreibt, sondern auch erklärt –, sondern es handelt sich eher um einen verblüffenden Anschauungsunterricht.

Jesus spricht ständig in Gleichnissen und verwendet Bilder, Vergleiche und Metaphern. In diesem Fall steht das Brot, das er in der Hand hält, für seinen Körper, der nur wenige Stunden später mit Peitschenstriemen übersät und dann mit Nägeln durchbohrt an einem römischen Kreuz hängen wird. Aber wie so oft verstehen die Jünger weder den Vergleich noch was unmittelbar bevorsteht. Trotzdem essen sie das Brot.

Dann nimmt Jesus den Becher – wahrscheinlich den dritten der vier Becher Wein, die die Jünger beim Passahmahl trinken – und wieder löst er Verwirrung bei ihnen aus, als er sagt: »Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen« (Matthäus 26,28). Dieser Verweis auf den Kelch der Erlösung gehört ebenfalls nicht zum Passahmahl, auch wenn die Jünger den Ausdruck »Blut, mit dem der Bund ... besiegelt wurde« vermutlich trotzdem wiedererkennen.

Er kommt nämlich schon in 2. Mose 24,8 vor, wo Mose, als Gott offiziell einen Bund mit dem Volk Israel eingeht, die Menschen mit dem Blut von Stieren besprengt und dabei die Worte spricht: »Das Blut besiegelt den Bund, den der Herr mit euch geschlossen hat.« Vielleicht erinnern sich die Jünger ja auch daran, was Gott danach durch den Propheten Jeremia sagt:

So spricht der Herr: »Es kommt die Zeit, in der ich mit dem Volk Israel und dem Volk von Juda einen neuen Bund schließe.

Er ist nicht mit dem zu vergleichen, den ich damals mit ihren Vorfahren schloss, als ich sie mit starker Hand aus Ägypten befreite. Diesen Bund haben sie gebrochen, obwohl ich doch ihr Herr war!

Der neue Bund mit dem Volk Israel wird ganz anders aussehen: Ich schreibe mein Gesetz in ihr Herz, es soll ihr ganzes Denken und Handeln bestimmen. Ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.

Niemand muss dann den anderen noch belehren, keiner braucht seinem Bruder mehr zu sagen: ›Erkenne doch den Herrn!‹ Denn alle – vom Kleinsten bis zum Größten – werden erkennen, wer ich bin. Ich vergebe ihnen ihre Schuld und denke nicht mehr an ihre Sünden. Mein Wort gilt.«

(Jeremia 31,31–34)

Gott sagt durch Jeremia, dass die Israeliten an Gott gebunden sind, wie eine Frau an ihren Mann gebunden ist; aber sie haben ihn betrogen, sich immer wieder von Gott abgewandt. Also sagt Gott im Grunde: »Ich werde einen neuen Bund mit euch schließen müssen.« Jesus hat sicher diese Worte im Sinn, als er den Kelch in der Hand hält; und ganz sicher ist das inzwischen nicht mehr nur die Geschichte des Volkes Israel, sondern unser aller Geschichte – eine Geschichte der Zerbrochenheit und des Verrates und darüber, wie dringend nötig wir Vergebung haben.

Als Jesus sagt: »Das ist mein Blut, mit dem der neue Bund zwischen Gott und den Menschen besiegelt wird. Es wird zur Vergebung ihrer Sünden vergossen« (Matthäus 26,28), verändert er dadurch alles. Er verwandelt das Passahmahl und schenkt stattdessen allen Menschen das Abendmahl. Die Israeliten sind durch das Blut von Tieren zu seinem Volk geworden; das Letzte Abendmahl ist die Gründung eines neuen Bundes durch das Blut Jesu, und zwar nicht nur ein Bund mit den Stämmen Israels, sondern mit der ganzen Menschheit. Das Passahmahl, das einmal die Geschichte der Befreiung des Volkes Israels aus der Sklaverei nacherzählt hat, ist von nun an die Geschichte der Befreiung der gesamten Menschheit von Sünde und Tod durch Gott. In diesem Augenblick schenkt Gott der gesamten Menschheit einen Neuanfang und neues Leben und macht diejenigen, die Jesus nachfolgen wollen, zu seinem Volk, zu seiner Braut. In diesem Mahl und durch seinen Tod und seine Auferstehung lädt Jesus die gesamte Menschheit ein, das Volk des Bundes Gottes zu werden.

Die letzten 24 Stunden im Leben von Jesus sind die Geschichte Gottes, dessen Liebe zu seinem Volk so erstaunlich und so umfassend ist, dass er seinen Sohn schickt, der sein Leben lässt, als Zeichen und Siegel für den Bund, durch den die Menschheit vom Tod erlöst wird. Durch seinen Geist legt Gott den Menschen seine Gebote ins Herz, vergibt ihnen ihre Schuld und denkt nicht mehr an ihre Sünden.

Im ersten Brief an die Korinther erinnert uns Paulus an Jesu Worte: »So oft ihr aus diesem Kelch trinkt, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe« (1. Korinther 11,25). Das Letzte Abendmahl soll wiederholt werden als Erinnerungsmahl an den neuen Bund, genauso wie das Passahmahl als Erinnerungsmahl an Gottes zentrales Erlösungshandeln in den heiligen Schriften des Volkes Israels gedacht war. Dieses Mahl, dieses neue Passah, das Abendmahl, soll eine ewige Erinnerung an die Liebe Gottes sein und an das Opfer seines Sohnes. Es soll das Mahl sein, bei dem wir Christen uns an unsere Geschichte erinnern, und dadurch soll unser Leben umgestaltet werden.

Wenn wir das Abendmahl als Entsprechung des Passahmahls sehen, machen wir uns die jüdischen Erkenntnisse über dieses alte rituelle Mahl zu Nutze. Wenn wir wissen, was es für das jüdische Volk bedeutet und wie es sich auf ihr Leben auswirkt, dann hilft uns das zu begreifen, wie Jesus es betrachtete, und welche Wirkung des Abendmahls er sich für uns wünscht.

»[Das Passah Seder] ist die Zeit, in der wir uns so, wie es in 2. Mose beschrieben wird, daran erinnern, wie wir nach Gott geschrien haben, als wir noch Sklaven waren, und wie Gott unser Schreien erhört und uns aus Ägypten herausgeführt hat«, sagt Rabbi Katz. »Das ist eine zentrale Geschichte. Und es ist auch die zentrale Geschichte, wie wir als Volk geboren wurden. Der Zweck des Mahls besteht darin, diese Geschichte für jeden, der mit am Tisch sitzt, auf jede nur denkbare Weise zugänglich zu machen. Alle müssen es kapieren, weil es unsere wichtigste Geschichte ist.«

Die Verheißung des Passahmahles (Sedermahls), so sagt Rabbi Katz, spiegelt sich wider in einer Zeile, die traditionell während des Abends gesungen wird. Sie stammt aus der Mischna (dem jüdischen religiösen Regelwerk) und besagt, dass sich die Menschen in jeder Generation so sehen sollten, als wären sie Sklaven in Ägypten. »Man fängt als Sklave an«, fügt sie hinzu; »und am Ende des Abends ist man frei.«

Auf welche Weise soll das christliche Abendmahl Christen helfen, sich ihre eigene Versklavung und Befreiung in Erinnerung zu rufen?

Ein Mahl, das uns definiert

Ich glaube, indem Jesus das Passahmahl zum Abendmahl macht, will er zeigen, dass dieses Mahl definiert, wer wir sind. Es erinnert uns daran, dass wir von jemandem erlöst worden sind; dass unsere Freiheit von jemandem erkauft wurde; dass Gott Mensch geworden ist, gelitten hat und für uns gestorben ist. Das ist die Geschichte, an die wir uns erinnern sollen. Es ist eine große, eine wichtige Geschichte, und wir müssen sie wirklich verinnerlichen, wenn wir Jesus Christus nachfolgen wollen. Wir müssen uns selbst bei diesem Mahl und am Kreuz sehen und wissen, dass Jesus für uns gestorben ist. Jedes Mal, wenn wir das Brot brechen und den Wein trinken, erinnern wir uns daran; und dadurch werden wir umgestaltet. Das Mahl erinnert uns daran, woher wir kommen, und es definiert, wer wir sind und wer wir sein werden. Es ist für uns Christen die Erinnerung an unsere Geburt als ein Volk. Wir kommen zu diesem Mahl zusammen und erinnern uns daran, dass wir versklavt waren an die Sünde und den Tod und nur für uns selbst und allein gelebt haben. Und nach dem Mahl sind wir frei, sind wir Menschen, die ihren Erlöser kennen, die beschlossen haben, ihm nachzufolgen, und die seine Gnade und Barmherzigkeit für ihr Leben annehmen. Es ist ein feierliches, freudiges Ereignis, weil es für unsere Befreiung steht. Es wird auch »Eucharistie« genannt, das ist griechisch und bedeutet »Danksagung«. Es ist ein tiefgründiges und heiliges Mahl voller guter Nachrichten. Und genauso wie eine gute Nachricht soll es auf uns wirken.

Von welchen Erinnerungen werden Sie bestimmt? Gibt es Ereignisse oder Worte, die wie in einer Endlosschleife in Ihrem Kopf ablaufen? Ist es die Misshandlung oder der Missbrauch, die Sie als Kind erlebt haben? Sind es Worte, die ein Elternteil, ein Lehrer oder ein Freund gesagt hat? Oder ist es eine Beleidigung oder Herabsetzung, die tief getroffen hat, eine Verletzung, die Sie nicht vergessen können? Eine Gewohnheit oder eine Sucht, die Sie einfach nicht loswerden?

Das alles sind Dinge, durch die Sie nicht bestimmt werden sollen. Es gibt noch etwas anderes, eine umfassendere, größere Geschichte, die Sie definiert. Für das Volk Israel ist diese größere Geschichte, an die jedes Jahr aufs Neue erinnert wird, der Auszug aus Ägypten, der zusammengefasst ist mit den Worten: »Wir waren einmal Sklaven, aber jetzt sind wir frei.« Für Sie und mich als Christen ist die Geschichte, durch die wir definiert sind, ebenfalls von einem Mahl begleitet und von einigen wichtigen Worten:

»In der Nacht, in der unser Herr Jesus verraten wurde, nahm er das Brot dankte Gott dafür, brach es und sprach: ›Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. So oft ihr dieses Brot esst, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe!‹

Nach dem Essen nahm er den Kelch und sprach: ›Dieser Kelch ist der neue Bund zwischen Gott und euch, der durch mein Blut besiegelt wird. So oft ihr aus diesem Kelch trinkt, denkt an mich und an das, was ich für euch getan habe. Denn jedes Mal, wenn ihr dieses Brot esst und aus diesem Kelch trinkt, verkündet ihr, was der Herr durch seinen Tod für uns getan hat, bis er kommt.‹ «

(1. Korinther 11,23–26)

In einer der ältesten noch erhaltenen christlichen Predigten hebt Bischof Melito von Sardis hervor, dass das Passahfest nicht nur dazu gedacht war, die Israeliten an Gottes Erlösungswerk durch Mose zu erinnern, sondern auch, um sie auf das hinzuweisen, was er 1 200 Jahre später durch Jesus Christus für die ganze Welt tun würde. So, wie wir glauben, dass uns das heilige Abendmahl wieder ans Kreuz zurückführt, um uns daran zu erinnern, was Gott für unsere Rettung getan hat; so weist es auch voraus auf den Tag, an dem wir dieses Mahl im Himmel zu uns nehmen werden. Paulus bringt genau diesen Gedanken zum Ausdruck, wenn er sagt, dass wir dieses Mahl zu uns nehmen, um den Tod Christi zu verkünden, bis er wiederkommt (1. Korinther 11,26).

Und an noch etwas sollen wir denken, wenn wir über das Letzte Abendmahl nachdenken: Als für Jesus der Tod näher rückt, findet er Trost in der Gemeinschaft mit seinen Freunden. Im Lukasevangelium ist nachzulesen, dass Jesus zu seinen Jüngern sagt: »Wie sehr habe ich mich danach gesehnt, mit euch das Passahmahl zu essen« (Lukas 22,15). Im Bericht des Apostels Johannes spricht Jesus mit den Jüngern über seine Liebe zu ihnen und nennt sie nicht Knechte oder Schüler, sondern Freunde (Johannes 15,15). In den Stunden, bevor Jesus verhaftet, vor Gericht gestellt und zur Kreuzigung verurteilt wird, ist er mit den zwölf Männern zusammen, die seine Gefährten und enge Vertraute sind; mit Männern, mit denen er gebetet, Gott gepriesen und das Leben geteilt hat. Als er in dem Wissen, dass er sterben wird, geht, um zu beten, bittet er die, die ihm am nächsten sind, mit ihm zu beten.

Beachten Sie, dass diese engen Gefährten und Vertrauten nicht perfekt sind. Sie haben Jesus bereits zuvor im Stich gelassen, und sie werden es wieder tun. Einer von ihnen wird ihn sogar verraten. Dennoch sind sie die besten Freunde, die er hat; und sie sind bei ihm, als seine finsterste Stunde naht.

Die ersten Christen kamen in den Vorhöfen des Tempels zum Gebet zusammen und trafen sich in kleineren Gruppen in den Häusern Einzelner, so wie auch Jesus mit kleinen Gruppen zusammengekommen war. In vielen modernen Gemeinden spielen Kleingruppen eine so große Rolle, weil jeder Mensch genau wie Jesus enge Freunde braucht, mit denen er seinen Weg gemeinsam gehen kann, die ihn hinterfragen, ihm helfen und ihn im Glauben unterstützen. Das ist für uns heute genau so wichtig, wie es damals für Jesus war.

Wenn Sie wüssten, dass Sie nur noch einen Tag zu leben hätten, dass es Zeit für Ihr letztes Abendessen wäre, mit wem würden Sie dann an einem Tisch sitzen? Natürlich mit Ihrer Familie. Bei mir wären es LaVon und meine Töchter, und natürlich meine Eltern. Die anderen Leute am Tisch wären aus meiner Kleingruppe. Das sind die Leute, mit denen ich mich jede Woche zum Beten und Bibellesen treffe. Sie haben mich im Laufe der Jahre immer wieder ermutigt und sind mir zum Segen geworden. Wir haben uns gegenseitig im Krankenhaus besucht, und wir haben in schweren Zeiten füreinander gebetet. Wir teilen einfach unser Leben miteinander, und die Folge ist, dass diese Menschen meine engsten Gefährten geworden sind.

Ich frage mich, ob Sie auch solche geistlichen Freunde haben, Leute, die Sie durch schwere Zeiten hindurchbeten, Leute, mit denen Sie über den Glauben reden können, Leute, denen Sie Sünden bekennen können, und die auch Ihnen Sünden beichten können – Leute, die sich gegenseitig vor Jesus bringen.

Jesus brauchte solche Freunde, und Sie brauchen sie auch. Ich muss dabei an einen Mann aus meiner Gemeinde denken, der solche Freunde in unserer Männerbibelgruppe gefunden hatte. Er hatte Krebs gehabt, und nachdem er zwei Jahre krebsfrei gewesen war, war der Krebs jetzt zurückgekehrt. In den letzten anderthalb Jahren seines Lebens, in denen er nicht mehr an der Kleingruppe teilnehmen konnte, trugen diese Männer ihn. Sie beteten für ihn, machten ihm Mut, segneten ihn und liebten ihn bis zum Ende. Bei seiner Beerdigung waren sie alle da, eine Truppe von Brüdern, die gemeinsam gelebt und das Leben miteinander geteilt hatten.

Bei einer Frau aus unserer Gemeinde wurde Eierstockkrebs im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert: Ihre Kleingruppe begann für sie zu beten und ihr Mut zu machen. Als sie durch die Chemotherapie ihr Haar verlor, kam einer der Männer aus der Gruppe eines Abends mit kahl rasiertem Kopf zum Treffen und sagte zu ihr: »Ich werde so lange kahl bleiben, bis dein Haar wieder gewachsen ist.« Das war seine Art zu sagen: »Wir stehen das gemeinsam durch. Ich bin dein Bruder in Christus.« Sie feierten beide, als ihr Haar wieder nachgewachsen war.

Solche Freundschaften passieren aber nicht einfach so, sondern sie wollen gepflegt sein. Sicher gibt es auch in Ihrer Nähe eine Gemeinde mit Kleingruppen. Wenn nicht, dann laden Sie doch ein paar Bekannte, Nachbarn oder Freunde ein und gründen Sie eine solche Gruppe. Treffen Sie sich ein Mal wöchentlich, um zusammen zu beten, in der Bibel zu lesen und sich gegenseitig zu unterstützen. Jesus hat so eine Gruppe gebraucht, und wenn es bei ihm so war, wie viel nötiger haben dann erst wir eine solche Gruppe!

Beim Letzten Abendmahl sitzt Jesus mit seinen Jüngern zusammen, einer Horde von Außenseitern. Es sind Fischer dabei, ein Steuereintreiber, der mit den Römern zusammengearbeitet hat, ein Zelot, der die Römer umbringen will, also eine Mischung aus ungestümen und schüchternen Männern. Einer von ihnen wird Jesus verraten, einer wird ihn verleugnen und alle werden sie ihn im Stich lassen; aber dennoch sind sie seine Freunde. Indem er mit ihnen das Brot bricht, lehrt er sie ein letztes Mal. Er zeigt ihnen seine Liebe. Im Johannesevangelium lesen wir, dass er ihnen die Füße wäscht. Er schenkt ihnen ein Mahl, durch das sie sich für den Rest des Lebens an ihn erinnern werden. Und von damals bis heute verbindet es die Jünger Jesu jedes Mal miteinander, wenn sie Brot und Wein miteinander teilen als seine Anhänger, und es erinnert sie daran, dass er immer da ist.

3Das steht nur im Markusevangelium (11,11) so. Im Matthäus- und Lukasevangelium geht Jesus sofort in den Tempel und verjagt die Händler und Geldwechsler.

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