Kitabı oku: «Der Wohlstand der Nationen»
Adam Smith, geb. am 5. Juni 1723 zu Kirkaldy in Schottland, gest. zu Edinburgh im Jahre 1790, kam vierzehnjährig auf die Universität Glasgow, drei Jahre später nach Oxford. Seine Mutter – der Vater war schon vor der Geburt Adams gestorben – hatte ihn zum Geistlichen bestimmt, doch beschäftigte er sich bereits auf der Universität mit ganz anderen als theologischen Studien und kehrte nach siebenjährigem Aufenthalt in Oxford 1747 nach Schottland zurück, um lediglich den Wissenschaften zu leben. 1748 wandte er sich nach Edinburgh und hielt dort einige Jahre hindurch Vorlesungen über Rhetorik und schöne Wissenschaften. Hier wurde er mit Hume, dessen philosophische und ökonomische Werke großen Einfluss auf ihn übten, persönlich bekannt. 1731 wurde er Professor der Logik, 1752 Professor der Moralphilosophie in Glasgow. 1759 erschien seine »Theorie der sittlichen Empfindungen«, worin er nachzuweisen sucht, dass alle Moral ihre Grundlage in der Sympathie habe. Einige Jahre später legte er seine Professur nieder, um den jungen Herzog von Buccleugh auf Reisen zu begleiten (1764—66). Nach längerem Aufenthalt im südlichen Frankreich verweilte er mit seinem Zögling von Weihnachten 1765 bis zum Oktober 1766 in Paris, wo er mit Turgot, Quesnay, Necker und anderen ausgezeichneten Männern bekannt wurde. Nach der Rückkehr in sein Vaterland ging Smith wieder nach Kirkaldy, wo er die nächsten zehn Jahre lediglich mit Ausarbeitung seines epochemachenden Werkes über den Volkswohlstand beschäftigt war. Dieses Werk erschien im Jahre 1776. Einige Jahre darauf erhielt er auf Verwendung des Herzogs von Buccleugh die Stellung eines Zollkommissärs für Schottland, und lebte als solcher in Edinburgh, ohne für die Wissenschaft noch Erhebliches zu leisten. Einige kleinere Abhandlungen wurden nach seinem Tode veröffentlicht; den größten Teil seiner Handschriften aber verbrannte Smith einige Tage vor seinem Tode selbst. – Die erste Ausgabe des »Volkswohlstandes« wurde Ende des Jahres 1775 und anfangs des folgenden Jahres gedruckt. So oft daher vom »gegenwärtigen« Zustande der Dinge die Rede ist, hat man diese oder eine etwas frühere Zeit darunter zu verstehen. In der dritten Ausgabe sind verschiedene Zusätze gemacht, namentlich zu dem Kapitel über Rückzölle und Ausfuhrprämien; ferner ist ein neues Kapitel »über das Merkantilsystem« und zum Kapitel »über die Staatsausgaben« ein neuer Abschnitt hinzugekommen. So oft in diesen Zusätzen von dem »gegenwärtigen« Zustande der Dinge gesprochen wird, ist das Jahr 1783 und der Anfang des Jahres 178-4 darunter zu verstehen.
Einleitung und Plan des Werkes
Die jährliche Arbeit eines jeden Volkes ist der Fonds, welcher es ursprünglich mit allen Bedürfnissen und Annehmlichkeiten des Lebens versorgt, die es jährlich verbraucht, und die immer entweder in dem unmittelbaren Erzeugnis dieser Arbeit oder in demjenigen bestehen, was für dieses Erzeugnis von anderen Völkern gekauft wird.
Je nachdem daher dieses Erzeugnis, oder das, was mit ihm gekauft wird, in einem größeren oder kleineren Verhältnis zu der Zahl derjenigen steht, welche es verbrauchen wollen, wird auch das Volk mit allen Bedürfnissen und Annehmlichkeiten besser oder schlechter versorgt sein.
Dieses Verhältnis muss aber bei jedem Volke durch zwei verschiedene Umstände bestimmt werden; erstens durch die Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht, mit der seine Arbeit im Allgemeinen verrichtet wird; und zweitens durch das Verhältnis zwischen der Anzahl derer, die einer nützlichen Arbeit obliegen und derer, die dies nicht tun. Wie auch immer der Boden, das Klima oder der Gebietsumfang eines bestimmten Volkes beschaffen sein mag, der Überfluss oder die Unzulänglichkeit seines jährlichen Vorrats muss in dieser bestimmten Lage von jenen beiden Umständen abhängen.
Der Überfluss oder die Unzulänglichkeit dieses Vorrats scheint übrigens mehr von dem ersten Umstande abzuhängen, als von dem zweiten. Unter den wilden Fischer- und Jägervölkern ist jedes arbeitsfähige Individuum mehr oder weniger mit nützlicher Arbeit beschäftigt und sucht nach Kräften die Bedürfnisse und Annehmlichkeiten des Lebens für sich selbst oder für solche Glieder seiner Familie oder seines Stammes herbeizuschaffen, die zu alt, zu jung oder zu schwach sind, um auf die Jagd und den Fischfang auszugehen. Solche Völkerschaften sind jedoch so jämmerlich arm, dass sie aus bloßem Mangel häufig gezwungen sind oder sich wenigstens für gezwungen halten, ihre Kinder, ihre Alten und die mit langwierigen Krankheiten Behafteten entweder umzubringen oder auszusetzen und dem Hungertode oder den wilden Tieren preiszugeben. Unter gesitteten und blühenden Völkern hingegen ist, obwohl oft eine große Menge Menschen gar nicht arbeiten und viele von ihnen das Produkt von zehn, ja hundert Mal mehr Arbeit verbrauchen, als der größere Teil der Arbeitenden, dennoch das Produkt der gesamten Arbeit der Gesellschaft so groß, dass alle oft reichlich versorgt sind und ein Arbeiter, selbst der niedrigsten und ärmsten Klasse, wenn er mäßig und fleißig ist, sich eines größeren Anteils an den Bedürfnissen und den Annehmlichkeiten des Lebens erfreuen kann, als ein Wilder sich je zu verschaffen imstande wäre.
Die Ursache dieser Zunahme in den produktiven Kräften der Arbeit und die Ordnung, nach welcher ihr Erzeugnis sich naturgemäß unter die verschiedenen Stände und Klassen der Gesellschaft verteilt, macht den Gegenstand des ersten Buches dieser Untersuchung aus.
Welches auch der wirkliche Zustand der Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht ist, womit die Arbeit in einem Volke verrichtet wird, der Überfluss oder die Unzulänglichkeit seines jährlichen Vorrats muss während der Dauer dieses Zustandes von dem Verhältnisse abhängen, in welchem die Zahl derer, die das Jahr hindurch mit nützlicher Arbeit beschäftigt sind, zur Zahl derjenigen steht, welche es nicht sind. Die Zahl der nützlichen und produktiven Arbeiter steht, wie sich später zeigen wird, überall im Verhältnis zu der Menge des Kapitalvorrats, welcher dazu verwendet wird, sie zu beschäftigen, und zu der besonderen Art, in welcher es dazu verwendet wird. Das zweite Buch handelt daher von der Natur des Kapitals, von der Art, wie es sich allmählich anhäuft, und von den verschiedenen Mengen der Arbeit, welche es je nach der verschiedenen Weise seiner Anwendung in Bewegung setzt.
Völker, die es in der Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht bei Verrichtung der Arbeit ziemlich weit gebracht haben, folgten sehr verschiedenen Plänen in ihrer allgemeinen Leitung oder Richtung; und diese Pläne sind nicht alle der Größe des Arbeitserzeugnisses gleich günstig gewesen. Die Politik mancher Völker begünstigte vorzüglich den Ackerbau, die anderer den städtischen Gewerbfleiß. Kaum irgendein Volk hat jede Art des Gewerbfleißes gleich und unparteiisch behandelt. Seit dem Untergang des römischen Reiches ist die Politik in Europa den Künsten, den Gewerben und dem Handel – der Industrie der Städte – günstiger gewesen, als der Agrikultur – der Industrie des platten Landes. Die Umstände, welche diese Politik eingeführt und befestigt zu haben scheinen, sind im dritten Buche auseinandergesetzt.
Obgleich diese verschiedenen Pläne vielleicht zuerst durch die privaten Interessen und Vorurteile einzelner Stände, ohne Rücksicht und Voraussicht der Folgen, welche sie für die allgemeine Wohlfahrt der Gesellschaft haben mussten, zur Geltung kamen, so haben sie doch zu sehr verschiedenen Theorien der politischen Ökonomie, von denen die einen die Wichtigkeit der städtischen, die anderen die der ländlichen Industrie preisen, Veranlassung gegeben. Diese Theorien haben nicht bloß auf die Meinungen der Gelehrten, sondern auch auf die Maßregeln der Fürsten und Staaten einen beträchtlichen Einfluss geübt. Ich habe mich im vierten Buche bemüht, diese verschiedenen Theorien und die hauptsächlichsten Wirkungen, die sie in verschiedenen Zeiten und bei verschiedenen Nationen geäußert haben, so vollständig und klar, als ich es vermag, auseinanderzusetzen.
Zu erörtern, worin das Einkommen der großen Masse des Volkes, oder jene Fonds bestanden, welche zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Völkern ihnen den jährlichen Bedarf lieferten, ist der Gegenstand der vier ersten Bücher. Das fünfte und letzte Buch handelt von dem Einkommen des Souveräns oder des Gemeinwesens. In diesem Buche habe ich mich bemüht, zu zeigen, erstens, welches die notwendigen Ausgaben des Souveräns oder Gemeinwesens sind; welche dieser Ausgaben durch allgemeine Beisteuern der ganzen Gesellschaft bestritten, und welche nur von einem einzelnen Teile oder von einigen ihrer Glieder getragen werden sollten; zweitens, nach welchen verschiedenen Methoden die ganze Gesellschaft zur Bestreitung der ihr obliegenden Ausgaben herangezogen werden kann, und welche hauptsächlichen Vorteile und Nachteile jede dieser Methoden hat; drittens endlich, welche Gründe und Ursachen fast alle neueren Regierungen veranlasst haben, einen Teil dieses Einkommens zu verpfänden oder Schulden zu kontrahieren, und welche Wirkung diese Schulden auf den wahren Wohlstand: den jährlichen Ertrag des Bodens und der Arbeit der Gesellschaft, gehabt haben.
Erstes Buch
Von den Ursachen der Zunahme in der Ertragskraft der Arbeit und von den Regeln, nach welchen ihr Ertrag sich naturgemäß unter die verschiedenen Volksklassen verteilt
Erstes Kapitel
Teilung der Arbeit
Die größte Zunahme in der Ertragskraft der Arbeit und der größere Teil der Geschicklichkeit, Fertigkeit und Einsicht, womit sie irgendwo geleitet oder verrichtet wird, scheint aus den Wirkungen der Arbeitsteilung hervorgegangen zu sein.
Die Wirkungen der Arbeitsteilung in der allgemeinen Tätigkeit der Gesellschaft werden leichter zu verstehen sein, wenn man beachtet, in welcher Weise sie in einigen besonderen Gewerben wirkt. Man nimmt gewöhnlich an, dass sie in gewissen sehr unbedeutenden Gewerben am weitesten getrieben sei; und vielleicht wird sie in diesen wirklich weiter getrieben, als in anderen von größerem Belang; aber in den unbedeutenderen Gewerben, welche die wenig umfangreichen Bedürfnisse einer nur geringen Menschenzahl zu versorgen haben, muss die Zahl der Arbeiter notwendig gering sein; und die in den verschiedenen Zweigen der Arbeit Beschäftigten können oft in derselben Werkstatt beisammen sein und sämtlich von einem Beobachter mit einem Blick übersehen werden. In den großen Fabriken dagegen, welche die wichtigsten Bedürfnisse des ganzen Volks zu beschaffen haben, beschäftigt jeder einzelne Arbeitszweig eine so große Zahl von Arbeitern, dass es unmöglich ist, sie alle in derselben Werkstatt zu versammeln. Man sieht da selten zu gleicher Zeit mehr als diejenigen, welche in einem einzelnen Zweige tätig sind. Obgleich daher in solchen Fabriken die Arbeit in der Tat in viel mehr Abteilungen zerfallen kann, als in Gewerben geringfügigerer Art, so ist die Teilung doch nicht entfernt so augenfällig und deshalb auch weit weniger beobachtet worden.
Nehmen wir also ein Beispiel von einem sehr unbedeutenden Betriebe, der jedoch sehr oft wegen der darin herrschenden Teilung der Arbeit angeführt worden, nämlich von dem Geschäfte des Nadlers, so könnte ein für dieses Geschäft, aus dem die Teilung der Arbeit ein eigenes Gewerbe gemacht hat, nicht angelernter Arbeiter, der mit dem Gebrauch der dazu verwendeten Maschinen, zu deren Erfindung wahrscheinlich erst die Teilung der Arbeit Veranlassung gegeben hat, nicht vertraut wäre, vielleicht mit dem äußersten Fleiße täglich kaum eine, gewiss aber keine zwanzig Nadeln machen. In der Art aber, wie dies Geschäft jetzt betrieben wird, ist nicht allein die ganze Verrichtung ein eigenes Gewerbe, sondern es ist noch in eine Anzahl von Zweigen eingeteilt, von denen die meisten ebenfalls eigene Gewerbe sind. Ein Mann zieht den Draht, ein anderer streckt ihn, ein Dritter schneidet ihn in Stücke, ein Vierter spitzt ihn zu, ein Fünfter schleift ihn am oberen Ende, wo der Kopf angesetzt wird; die Verfertigung des Kopfes erfordert zwei oder drei verschiedene Verrichtungen; sein Ansetzen ist ein eigenes Geschäft, die Nadeln weiß zu glühen ein anderes; sogar das Einstecken der Nadeln in Papier bildet eine Arbeit für sich. Und so ist das wichtige Gewerbe, Stecknadeln zu machen, in ungefähr achtzehn verschiedene Tätigkeiten geteilt, die in manchen Fabriken alle von verschiedenen Händen verrichtet werden, während in andern manchmal derselbe Mann zwei oder drei verrichtet. Ich habe eine kleine Fabrik dieser Art gesehen, in der nur zehn Menschen beschäftigt waren und manche daher zwei oder drei verschiedene Verrichtungen zu erfüllen hatten. Obgleich nun diese Leute sehr arm und darum nur notdürftig mit den erforderlichen Maschinen versehen waren, so konnten sie doch, wenn sie tüchtig arbeiteten, zusammen etwa zwölf Pfund Stecknadeln täglich liefern. Ein Pfund enthält über viertausend Nadeln von mittlerer Größe. Jene zehn Personen konnten mithin zusammen täglich über acht und vierzig Tausend Nadeln machen. Jeder einzelne kann daher, da er den zehnten Teil von acht und vierzig Tausend Nadeln machte, als Verfertiger von vier Tausend acht Hundert Nadeln an einem Tage angesehen werden. Hätten sie jedoch alle einzeln und unabhängig voneinander gearbeitet und wäre keiner für sein besonderes Geschäft angelernt worden, so hätte gewiss keiner zwanzig, vielleicht nicht eine Nadel täglich machen können, d. h. nicht den zweihundertvierzigsten, vielleicht nicht den viertausend achthundertsten Teil von dem, was sie jetzt infolge einer geeigneten Teilung und Verbindung ihrer verschiedenen Verrichtungen zu leisten imstande sind.
In jeder andern Kunst und jedem anderen Gewerbe sind die Wirkungen der Arbeitsteilung ähnliche, wie in diesem sehr unbedeutenden Geschäft; obgleich in vielen von ihnen die Arbeit weder in so viele Unterabteilungen zerlegt, noch auf eine so große Einfachheit in der Verrichtung zurückgeführt werden kann, so veranlasst, doch die Arbeitsteilung in jedem Gewerbe eine dem Maße ihrer Durchführbarkeit entsprechende Steigerung der Ertragskraft der Arbeit. Die Trennung der verschiedenen Gewerbe und Beschäftigungen scheint infolge dieses Vorteils Platz gegriffen zu haben. Auch geht diese Trennung gewöhnlich in denjenigen Ländern am weitesten, welche sich der höchsten Entwickelung der Industrie und Kultur erfreuen; was in einem rohen Gesellschaftszustande das Werk eines einzigen Menschen ist, pflegt in einem vorgeschrittenen dasjenige mehrerer zu sein. In jeder vorgeschrittenen Gesellschaft ist der Landmann gewöhnlich nichts als Landmann, der Handwerker nichts als Handwerker. Auch die Arbeit, die zur Herstellung irgendeines vollständigen Fabrikats nötig ist, wird fast immer unter eine Menge von Händen verteilt. Wie viele verschiedene Gewerbe sind in jedem Zweige der Leinen- und Wollen-Manufaktur beschäftigt, von den Flachs- und Wollzüchtern bis zu den Bleichern und Mangern der Leinwand oder zu den Färbern und Appreteuren des Tuches! Die Natur der Landwirtschaft lässt nicht so viele Unterabteilungen der Arbeit noch eine so vollständige Trennung eines Geschäftes vom andern zu, als die Gewerbe. Es ist unmöglich, das Geschäft des Viehzüchters von dem des Kornbauers so gänzlich zu trennen, wie das Gewerbe des Zimmermanns von dem des Schmiedes gewöhnlich getrennt ist. Der Spinner ist fast immer eine vom Weber verschiedene Person; aber der Pflüger, der Egger, der Sämann und der Schnitter sind oft ein und dieselbe. Da die Anlässe zu diesen verschiedenen Arten der Arbeit mit den verschiedenen Jahreszeiten wiederkehren, so ist es unmöglich, dass ein Mann fortwährend mit einer von ihnen beschäftigt sein kann. Diese Unmöglichkeit einer so gänzlichen Trennung aller in der Landwirtschaft vorkommenden Arbeitszweige ist vielleicht der Grund, warum die Steigerung der Ertragskräfte der Arbeit in dieser Kunst nicht immer mit ihrer Steigerung in den Gewerben gleichen Schritt hält. Die reichsten Nationen übertreffen allerdings gewöhnlich alle ihre Nachbarn sowohl in der Landwirtschaft wie in den Gewerben; allein sie sind in der Regel mehr durch ihre Überlegenheit in den letzteren als in der ersteren ausgezeichnet. Ihre Ländereien sind im Allgemeinen besser kultiviert und bringen, da mehr Arbeit und Kosten darauf verwendet sind, im Verhältnis zur Ausdehnung und natürlichen Fruchtbarkeit des Bodens mehr hervor. Aber diese Überlegenheit der Produktion ist selten größer als der verhältnismäßige Mehraufwand an Arbeit und Kosten. In der Landwirtschaft ist die Arbeit des reichen Landes nicht immer viel produktiver als die des armen, oder wenigstens ist sie niemals in dem Grade produktiver, als dies gewöhnlich bei den Gewerben der Fall ist. Das Getreide des reichen Landes wird daher bei derselben Güte nicht immer wohlfeiler zu Markte kommen als das des armen. Das Getreide Polens ist bei derselben Güte ebenso wohlfeil, als dasjenige Frankreichs, trotz des höheren Reichtums und der höheren Kultur letzteren Landes. Das Getreide Frankreichs ist in den Kornprovinzen ebenso gut und hat in den meisten Jahren beinahe denselben Preis wie das Getreide Englands, obgleich Frankreich an Reichtum und Kultur vielleicht gegen England zurücksteht. Dennoch ist das englische Getreideland besser kultiviert als dasjenige Frankreichs, und das französische soll viel besser kultiviert sein als dasjenige Polens. Obgleich aber das arme Land, trotz des niederen Standes seiner Kultur, mit dem reichen bis auf einen gewissen Grad in der Wohlfeilheit und Güte seines Getreides zu wetteifern vermag, so kann es doch in seinen Gewerben auf keine solche Konkurrenz Anspruch machen, wenigstens dann nicht, wenn diese Gewerbe dem Boden, dem Klima und der Lage des reichen Landes angemessen sind. Die französischen Seidenwaren sind besser als die englischen, weil die Seidenmanufaktur, wenigstens unter den jetzigen hohen Zöllen auf die Einfuhr der Rohseide, für das englische Klima nicht so gut passt als für das französische. Aber die englischen Kurz- und groben Wollen waren sind ohne allen Vergleich besser als die französischen, und überdies bei gleicher Güte viel wohlfeiler. In Polen soll es kaum irgendwelche Gewerbe geben, ausgenommen wenige gröbere Hausindustrien, ohne die wohl kein Land bestehen kann.
Diese große Zunahme in der Produktionsmenge, welche infolge der Arbeitsteilung die nämliche Anzahl von Leuten zu erzielen vermag, ist drei verschiedenen Umständen zu danken: erstens der gesteigerten Geschicklichkeit jedes einzelnen Arbeiters, zweitens der Ersparnis an Zeit, welche gewöhnlich bei dem Übergange von einer Arbeit zur andern verloren geht, und endlich der Erfindung zahlreicher Maschinen, welche die Arbeit erleichtern und abkürzen und einen Mann in Stand setzen, die Arbeit vieler zu verrichten.
Erstens vergrößert die gesteigerte Geschicklichkeit des Arbeiters notwendig die Menge dessen, was er hervorbringen kann; und die Arbeitsteilung, indem sie jedermanns Geschäft auf eine einfache Verrichtung einschränkt und diese Verrichtung zur alleinigen Beschäftigung seines Lebens macht, steigert notwendig die Geschicklichkeit des Arbeiters in hohem Maße. Ein gewöhnlicher Schmied, der, wenn er auch den Hammer zu führen gewohnt ist, doch niemals Nägel zu machen pflegte, wird, wenn er es in einem besonderen Falle versuchen muss, sicherlich kaum imstande sein, über zwei- oder dreihundert Nägel des Tags zu verfertigen, und auch diese werden schlecht genug sein. Ein Schmied, der zwar Nägel zu machen pflegte, aber die Anfertigung von Nägeln nicht als alleiniges oder hauptsächliches Geschäft betrieb, kann bei äußerstem Fleiße selten mehr als achthundert bis tausend Nägel in einem Tage machen. Dagegen habe ich Burschen unter zwanzig Jahren gesehen, die nie etwas anderes getan hatten, als Nägel zu machen, und die, wenn sie sich anstrengten, je über zweitausend dreihundert Nägel an einem Tage machen konnten. Das Verfertigen eines Nagels ist jedoch keineswegs eine der einfachsten Verrichtungen. Ein und derselbe Mensch bläst die Bälge, schürt das Feuer oder legt gelegentlich Feuerung zu, glüht das Eisen und schmiedet jeden Teil des Nagels: beim Schmieden des Kopfes ist er sogar genötigt, die Werkzeuge zu wechseln. Die verschiedenen Operationen, in welche die Verfertigung einer Stecknadel oder eines Metallknopfes zerfällt, sind sämtlich viel einfacher, und die Fertigkeit desjenigen, der sein ganzes Leben kein anderes Geschäft als dieses getrieben hat, ist gewöhnlich weit größer. Die Geschwindigkeit, mit welcher einige Tätigkeiten dieser Gewerbe verrichtet werden, übertrifft alles, was derjenige, der es nie gesehen hat, der menschlichen Hand zugetraut haben würde.
Zweitens ist der Vorteil, welcher durch Ersparung der im Übergange von einer Arbeit zur andern gewöhnlich verlorenen Zeit gewonnen wird, bei weitem größer, als wir es uns auf den ersten Blick denken mögen. Es ist unmöglich, sehr schnell von einer Art Arbeit zur andern überzugehen, wenn sie an einer andern Stelle und mit ganz anderen Werkzeugen ausgeführt wird. Ein Weber auf dem Lande, der ein kleines Gut bewirtschaftet, muss ein gut Teil Zeit damit verlieren, dass er von seinem Webstuhl aufs Feld und vom Felde zum Webstuhl geht. Wenn die beiden Geschäfte in derselben Werkstätte betrieben werden könnten, wäre der Zeitverlust ohne Zweifel weit geringer; doch ist er auch in diesem Falle sehr beträchtlich. In der Regel schlendert man ein wenig, wenn man seine Hand von einer Art der Beschäftigung auf eine andere wendet. Wenn man zuerst an die neue Arbeit geht, ist man selten recht rührig und herzhaft: der Geist ist, wie man zu sagen pflegt, noch nicht bei der Sache, und eine Zeit lang trödelt man mehr, als dass man die Zeit zu Rate hält. Die Gewohnheit des Schlenderns und des gleichgültigen, lässigen Arbeitens, welche natürlicher oder vielmehr notwendiger Weise jeder Dorfhandwerker annimmt, der seine Verrichtungen und Werkzeuge alle halben Stunden wechseln und jeden Tag seines Lebens seine Hände auf zwanzigerlei Art brauchen muss, macht ihn fast immer träge und lässig und jedes angestrengten Fleißes selbst in den dringendsten Fällen unfähig. Daher muss, abgesehen von seiner mangelhaften Fertigkeit, schon dieser Grund allein das Arbeitsquantum, das er herzustellen vermag, stets bedeutend reduzieren.
Drittens und letztens muss jeder sehen, wie sehr die Arbeit durch Anwendung geeigneter Maschinen erleichtert und abgekürzt wird. Es ist unnötig, ein Beispiel anzuführen. Ich will daher nur bemerken, dass die Erfindung aller jener Maschinen, durch welche die Arbeit so sehr erleichtert und abgekürzt wird, ursprünglich, wie es scheint, der Teilung der Arbeit zu verdanken ist. Man entdeckt leichtere und bequemere Methoden zur Erreichung eines Zweckes viel eher, wenn die ganze Aufmerksamkeit auf diesen einzigen Gegenstand gerichtet ist, als wenn sie auf eine große Mannigfaltigkeit von Dingen zerstreut wird. Infolge der Arbeitsteilung aber wird jedermanns ganze Aufmerksamkeit natürlicherweise auf einen sehr einfachen Gegenstand gerichtet. Es ist daher selbstverständlich zu erwarten, dass einer oder der andere unter denen, welche je in einem besonderen Arbeitszweige beschäftigt sind, bald leichtere und bequemere Methoden, ihre besondere Arbeit zu verrichten, wenn anders ihre Natur eine solche Vervollkommnung zulässt, ausfindig machen werden. Ein großer Teil der in solchen Fabriken, in denen die Arbeit am meisten geteilt ist, im Gebrauch befindlichen Maschinen waren ursprünglich Erfindungen gemeiner Arbeitsleute, die, bei irgendeiner sehr einfachen Tätigkeit beschäftigt, natürlich ihre Gedanken darauf richteten, leichtere und bequemere Methoden der Herstellung zu ersinnen. Wer solche Fabriken viel zu besuchen pflegte, dem müssen oft sehr hübsche Maschinen gezeigt worden sein, die von Arbeitern erfunden waren, um ihren besonderen Teil der Arbeit zu erleichtern und zu beschleunigen. Bei den ersten Dampfmaschinen war ein Knabe fortwährend damit beschäftigt, die Kommunikation zwischen dem Kessel und Zylinder wechselweise zu öffnen und zu schließen, je nachdem der Kolben hinauf- oder hinunterging. Einer dieser Knaben, der gern mit seinen Kameraden spielte, bemerkte, dass, wenn man den Griff des diese Kommunikation öffnenden Ventils durch eine Schnur mit einem anderen Teil der Maschine verbände, das Ventil sich ohne sein Zutun öffnen und schließen und ihm Freiheit lassen würde, sich mit seinen Spielkameraden zu unterhalten. Eine der größten Vervollkommnungen, die an dieser Maschine seit ihrer Erfindung gemacht wurden, war auf diese Weise die Entdeckung eines Knaben, der sich die Arbeit ersparen wollte.
Doch sind keineswegs alle Vervollkommnungen im Maschinenwesen Erfindungen derjenigen gewesen, welche sich mit den Maschinen zu beschäftigen hatten. Viele Fortschritte sind durch das Genie der Mechaniker gemacht worden, als der Maschinenbau ein eigenes Gewerbe wurde; und manche durch das Genie der sogenannten Denker oder Männer der Spekulation, deren Geschäft es ist, nicht etwas zu machen, sondern alles zu beobachten, und die deswegen oft imstande sind, die Kräfte der entferntesten und unähnlichsten Dinge miteinander zu kombinieren. Mit dem Fortschritt der Gesellschaft wird das Denken oder Spekulieren so gut wie jede andere Beschäftigung, das hauptsächliche oder einzige Geschäft und Beruf einer besonderen Klasse von Bürgern, und zerfällt, wie jede andere Beschäftigung, in eine große Anzahl verschiedener Zweige, deren jeder für eine besondere Gruppe oder Klasse von Denkern zum Beruf wird; und diese Arbeitsteilung steigert im Denkgeschäft so gut wie in jedem anderen Berufe, die Fertigkeit und erspart Zeit. Jeder einzelne wird dadurch in seinem besonderen Arbeitszweige erfahrener, es wird im Ganzen mehr ausgerichtet und die Menge des Wissens ansehnlich vermehrt.
Die große durch die Arbeitsteilung herbeigeführte Vervielfältigung der Produkte aller verschiedenen Künste ist es, die in einer wohlregierten Gesellschaft jene allgemeine Wohlhabenheit hervorbringt, die sich bis auf die untersten Stände des Volkes erstreckt. Jeder Arbeiter hat eine große Menge seiner Arbeitsprodukte, außer denen, die er selbst braucht, zur Verfügung; und da jeder andere Arbeiter sich genau in derselben Lage befindet, so ist er imstande, einen großen Teil seiner eigenen Waren gegen eine große Menge, oder, was auf dasselbe hinauskommt, für den Preis einer großen Menge der ihrigen auszutauschen. Er versorgt sie reichlich mit dem, was sie brauchen, und sie versehen ihn ebenso vollkommen mit dem, dessen er bedarf, und ein allgemeiner Überfluss verbreitet sich durch alle verschiedenen Stände der Gesellschaft.
Man betrachte die Habseligkeiten des gemeinsten Handwerkers oder Tagelöhners in einem zivilisierten und blühenden Lande, und man wird gewahr werden, dass die Zahl der Menschen, von deren Fleiß ein Teil, wiewohl nur ein kleiner Teil, dazu gebraucht wurde, ihm diese Sachen zu verschaffen, alle Berechnung übersteigt. Der wollene Rock z. B., der den Tagelöhner bekleidet, ist, so grob und gemein er auch aussehen mag, doch das Produkt der vereinigten Arbeit einer großen Menge von Arbeitern. Der Schäfer, der Woll- Sortierer, der Wollkämmer oder Krempler, der Färber, der Schrobbler, der Spinner, der Weber, der Walker, der Appreteur samt vielen anderen, sie alle müssen ihre verschiedenen Künste vereinigen, um auch nur dieses grobe Produkt herzustellen. Wie viele Kaufleute und Fuhrleute mussten außerdem mit dem Transport der Materialien von den einen Arbeitern zu den andern, die oft in einem sehr entfernten Teile des Landes wohnen, beschäftigt sein! Wie viel Handel und Schifffahrt, insbesondere wie viele Schiffbauer, Seeleute, Segelmacher, Seiler mussten tätig gewesen sein, um die vom Färber gebrauchten Drogen, die oft von den entlegensten Enden der Welt kommen, herbeizuschaffen! Welch’ eine Mannigfaltigkeit der Arbeit ist ferner nötig, um die Werkzeuge des geringsten unter diesen Arbeitern hervorzubringen! Um nichts zu sagen von so komplizierten Maschinen, wie ein Schiff, eine Walkmühle oder selbst ein Webstuhl ist, erwäge man nur, welch’ mannigfaltige Arbeit erforderlich ist, um jene sehr einfache Maschine herzustellen: die Schere, mit welcher der Schäfer die Wolle schert. Der Bergmann, der Erbauer des Hochofens, der Holzfäller, der Brenner der im Schmelzofen verwendeten Holzkohlen, der Ziegelstreicher, der Maurer, der Ofenheizer, der Mühlenbauer, der Hammerschmied, der Schmied müssen sämtlich ihre verschiedenen Künste zu ihrer Hervorbringung vereinigen. Wollten wir auf dieselbe Weise alle verschiedenen Teile seiner Kleidung und seines Hausrats untersuchen, das grobe Leinenhemde, das er auf dem Leibe trägt, die Schuhe, die seine Füße bedecken, das Bett, auf dem er liegt, und alle die verschiedenen Teile, aus denen es besteht, den Küchenherd, auf dem er seine Speisen zubereitet, die dazu gebrauchten Kohlen, die aus den Schächten gegraben und ihm vielleicht durch eine weite See- und Landreise zugeführt worden sind, alle anderen Gerätschaften seiner Küche, alles Tischgeschirr, die Messer und Gabeln, die irdenen oder zinnernen Teller, auf denen er seine Gerichte aufträgt und schneidet, die verschiedenen Hände, welche mit Bereitung seines Brots und Biers beschäftigt sind, die Glasfenster, welche Wärme und Licht hereinlassen und Wind und Regen abhalten, samt aller der Kenntnis und Kunst, welche diese schöne und glückliche Erfindung vorbereiten mussten: eine Erfindung, ohne welche diese nördlichen Teile der Erde kaum eine recht behagliche Wohnung hätten erhalten können; samt den Werkzeugen all’ der vielen mit der Hervorbringung so verschiedener Bedarfsgegenstände beschäftigten Arbeiter— wenn wir, sage ich, alle diese Dinge prüfen, und erwägen, welche Mannigfaltigkeit der Arbeit auf jedes von ihnen verwendet worden ist, so werden wir einsehen, dass ohne den Beistand und die Mitwirkung vieler Tausende nicht der allergeringste Einwohner eines zivilisierten Landes auch nur in der, wie wir sie uns fälschlich vorstellen, leichten und einfachen Art, in der er gewöhnlich ausgestattet ist, versorgt werden könnte. Verglichen freilich mit dem ausschweifenderen Luxus der Großen muss seine Ausstattung ohne Zweifel außerordentlich einfach und gering erscheinen; und dennoch ist es vielleicht wahr, dass der Komfort eines europäischen Fürsten nicht immer den eines fleißigen und mäßigen Bauern in dem Grade übertrifft, wie der Komfort des letzteren denjenigen manches afrikanischen Königs, des absoluten Herrn über Leben und Freiheit von zehntausend nackten Wilden.