Kitabı oku: «Bittersüß - davor & danach 2», sayfa 2

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Kapitel 4

Ella – Wien, 2011

Ich starre seit mindestens fünf Minuten mein eigenes Brieffach an und finde nicht den Mut, nachzusehen. Die letzten drei Tage quäle ich mich nun damit herum, nach Hause zu kommen und auf mein graues Kästchen zu starren, in der Angst, den Schlüssel darin zu finden und zu wissen, dass Jan ihn dort zurückgelassen hat. Alleine der Gedanke dreht mir den Magen um. Bisher war das ganze Theater umsonst. Aber schließlich ist es doch das, was ich will. Oder?

Vorsichtig stecke ich den Schlüssel ins Schloss und öffne das Postfach. Erleichtert atme ich aus, als ich lediglich bunte Werbeprospekte zu sehen bekomme. Ich schnappe mir den Stoß und fühle, wie mir heiß und kalt wird, als ich auf dem Boden liegend meinen Wohnungsschlüssel sehe, ein Stück silbernes Metall, sonst nichts. Keine Nachricht.

Verdammt, Ella! Als ob es da noch etwas zu sagen gebe.

Was stimmt nur nicht mit mir? Seit Tagen heule ich mir die Augen aus dem Kopf, kann nicht mehr essen und fühle mich hundeelend. Nicht einmal an ihn denken kann ich, ohne dass ich mich leer und roh und wütend fühle. Wieso machte es mir dann so viel aus, den Schlüssel zu sehen und zu wissen, dass es damit nun endgültig vorbei ist?

Kopfschüttelnd stecke ich den Zweitschlüssel ein und gehe rüber zu meiner Wohnung. Als ich sie betrete, ist alles wie immer. Der winzige Flur ist gemütlich warm und vertraut, doch der Hauptraum jagt mir eine Gänsehaut über den Rücken. Die verstreuten T-Shirts sind weg und auch seine Sporttasche, die immer neben dem Kleiderschrank stand. Sein MP3-Player, der heute Morgen noch auf der Kommode lag, ist verschwunden. Vorsichtig gehe ich nach hinten und werfe einen Blick in die Küche. Seine Lieblingstasse hat Jan mitgenommen, alles andere hat er dagelassen. Ich mache Licht im Bad und sehe sofort, dass all seine Sachen nicht mehr da sind. Es sind nur Kleinigkeiten, die niemandem außer mir auffallen würden, schließlich haben wir nicht zusammengewohnt. Dennoch schlägt es ein Loch in mein Inneres, das sich ohnehin leer anfühlt, seit ich diese verdammte SMS gelesen habe. Seit ich ihn für immer weggeschickt habe. Langsam gehe ich zurück und setze mich auf das Sofa. Ich habe immer noch meine Jacke an.

Ich kann nicht glauben, dass er mich betrogen hat. Und doch ist es wahr. Ich habe es in seinen Augen gesehen. Noch nie hat etwas so wehgetan wie die Schuld, die ich dort erkennen musste. Und zu hören, dass er mich noch liebt. Der Gedanke verursacht ein Stechen in der Brust, das mir Angst macht, weil ich es nicht kontrollieren kann, genauso wenig wie die Tränen, die schon wieder hervorbrechen.

Vor ein paar Tagen noch habe ich mir den Kopf darüber zerbrochen, ob ich den Abschluss schaffe, und Jan hat mir erzählt, er wolle mit mir zur Feier meines so gut wie sicheren Abschlusses nach Budapest fahren, in das gleiche Hotel, in dem ich damals als Kind war. Damals war ich so glücklich, so verliebt und so dumm. Jetzt wird das alles nie passieren. Ich werde natürlich meinen Abschluss machen, das lasse ich mir von niemandem nehmen. Aber er wird nicht dabei sein. Noch habe ich es niemandem erzählt. Ich weiß nicht, wie ich es meiner Familie erklären soll. Erst letztes Wochenende habe ich meiner Mutter erzählt, dass wir vielleicht bald zusammenziehen, und jetzt …

Wie kann man behaupten, jemanden zu lieben, und ihm das antun? Wie geht das? Verdammt noch mal. Ich bin so wütend.

Außer mir schnappe ich mir das einzig ausgedruckte Foto von uns, das am Rand einer kleinen Pinnwand klebt, und drücke es so fest zusammen, bis es völlig ruiniert ist. So wie es jetzt aussieht, bis zur Unkenntlichkeit zerstört, genauso fühle ich mich.

Ich möchte mich niemals wieder so fühlen. Ich möchte nie wieder auch nur ein Wort mit Jan wechseln, ihn nie wieder sehen. Ich verspreche mir selbst, hier und jetzt, niemals wieder so dumm zu sein, Jan zu vertrauen. Nie wieder.

Kapitel 5

Jan – Berlin, 2014

„Ich weiß, deine Leute vom Housekeeping leisten gute Arbeit … Dennoch hat es eine Beschwerde zum Schuhputzdienst gegeben. Angeblich dauerte es zu lange, bis die Schuhe abgeholt waren.“

Ella spricht mit einer etwas rundlichen Frau mit lockigen Haaren, die sie aufmerksam ansieht. Ihr Auftreten ist freundlich, aber bestimmt. Es ist sehr interessant, sie bei der Arbeit zu beobachten.

Noch hat sie mich nicht entdeckt.

„Ich werde es weitergeben, Frau Vogel. Aber es kann bestimmt nicht sehr lange gedauert haben, bis die Schuhe abgeholt wurden. Ich ordne immer an, dass meine Leute Runden machen sollen, falls die Rezeption mal vergisst, die Service-Anforderungen weiterzuleiten.“

Die Frau, von der ich denke, dass sie das Housekeeping leitet, reibt sich über den Nacken und wirft Ella einen leicht nervösen Blick zu.

„Das weiß ich doch, Frau Kadakis. Es handelt sich bei der Beschwerde um einen unserer anspruchsvolleren Gäste … Doch ich musste es zumindest erwähnen.“ Sanft lächelt Ella ihre Mitarbeiterin an und berührt kurz ihren Arm. Sie hat wirklich ein Händchen für Menschen.

„Ich verstehe schon … Dann geh ich mal wieder an die Arbeit.“

Zügig verschwindet die griechisch aussehende Frau, und Ella steht nun alleine an der fast leeren Bar. Suchend gleitet ihr Blick durch den Raum, bis er an mir hängen bleibt. Ich erkenne sofort die Nervosität und Anspannung, die ich bei ihr auslöse. Vielleicht hätte ich sie gestern doch küssen sollen, als sie mir so verdammt nahe war. Es ist mir verflucht schwergefallen, ihrem Duft und ihrem Mund zu widerstehen. Sie hat mir wahnsinnig gefehlt in den letzten Wochen. Etwas verunsichert verlässt sie die Hotelbar und kommt auf mich zu. Dieser enge Rock und der knappe Blazer, der sich über ihre Brüste spannt, sind Zündstoff für meine erotischen Fantasien, die mich neuerdings ständig quälen, natürlich mit Ella in der Hauptrolle. Ihre dezent geschminkten Lippen presst sie fest aufeinander, als sie vor mir stehen bleibt.

„Scheint, als hättest du hier alles im Griff.“

„Ja. Es … Es läuft ganz gut so weit. Am Anfang hat es gedauert, bis sie mich akzeptiert haben, vermutlich weil ich deutlich jünger bin als meine Vorgängerin.“ Offenbar unbewusst wiegt sie sich kaum merkbar hin und her. Ihre Stimme klingt unglaublich vertraut, als wäre sie so etwas wie ein Zuhause für mich. Das Gefühl ist schwer zu ignorieren. Zusammen mit meinem Hunger nach ihr treibt es mich an, weiterzumachen. Ihr endlich wieder näherzukommen.

„Dann denkst du, dass die Entscheidung, hierherzukommen, richtig war?“, frage ich sie herausfordernd, obwohl ich mir nicht sicher bin, ob ich die Antwort hören will.

„Jan“, seufzt sie und blickt weg von mir, ehe sie sich zu mir an den runden Tisch setzt.

„Schon gut. Ich fange nicht damit an. Schließlich habe ich es akzeptiert.“ Wenn es sein muss, lüge ich, um sie zurückzubekommen. Ich werde alles tun, was ich tun muss. Alles. Zuerst aber soll sie sehen, dass ich nicht mehr der bemitleidenswerte Kerl bin, den sie vor ein paar Monaten wiedergetroffen hat.

Während sie mit ihren nervösen Fingern das Leinentischtuch bearbeitet, lasse ich meine Hände so ruhig es geht auf dem Tisch liegen. Denn wenn ich das nicht tue, muss ich sie anfassen, und ich denke, dafür ist es noch etwas zu früh.

„Ich bin vor allem deinetwegen hier. Aber ich habe noch einen weiteren guten Grund, um in Berlin zu sein“, deute ich an. Damit gehört mir ihre Aufmerksamkeit.

„Welchen anderen Grund denn?“ Erwartungsvoll sieht sie mich an. Ihre Augen funkeln voller Neugier.

„Ich habe vor einem Monat Kontakt zu jemandem aufgenommen, den ich noch vom Studium kenne. Er hat sich selbstständig gemacht und sucht nach einem weiteren Partner für sein Architekturbüro. Ich werde mir einen Firmenkredit aufnehmen und mich hoffentlich bald bei ihm einkaufen. Aber zuerst muss sein anderer Partner zustimmen. Der lebt in Berlin. Die Firma arbeitet inzwischen in Österreich und Deutschland.“

Gut, sie ist überrascht. Das habe ich nicht anders erwartet. Ella soll sehen, dass ich mein Leben im Griff habe. Dass ich wieder ein Mann bin, der klarkommt, der eine Frau wie sie verdient.

„Das klingt ja toll … Ich kann es gar nicht fassen. Du … du wirst wieder als Architekt arbeiten“, murmelt sie aufgeregt. Ich nicke und schenke ihr dabei ein zufriedenes Lächeln. Wenn ich spüre, dass sie stolz auf mich ist, fühle ich mich etwas wert. Nur Ella kann mich das fühlen lassen.

„Aber wieso der Firmenkredit … Ich meine … Was ist mit …“

„… dem Geld meiner Eltern?“, helfe ich ihr aus der Verlegenheit, es aussprechen zu müssen.

„Das spielt keine Rolle mehr. Zwischen ihnen und mir sind die Brücken endgültig abgebrochen.“

Ella wird blass und fasst sich an den Hals. Ihre schlanken Finger auf dem Tisch verspannen sich.

„Du hast mit ihnen gebrochen?“, fragt sie vorsichtig nach.

„Ja. Ich habe den Wagen, den ich von ihnen habe, zurückgegeben und mir einen neuen geleast, auf meinen Namen. Außerdem bin ich an die Erbschaft meines Onkels gegangen. Er ist schon vor Jahren gestorben und hat mir einiges an Geld vermacht, weil er keine eigenen Kinder hatte. Es hat gereicht, um meine Wohnung zu kaufen, um den Aufenthalt hier zu finanzieren und um auszukommen, bis ich bei Hannes anfangen kann. So heißt mein alter Studienfreund übrigens.“

Ella schüttelt den Kopf, als müsse sie die neuen Informationen erst zurechtrücken. Ich gebe zu, es ist viel auf einmal. Aber ich war auch sehr beschäftigt in den letzten acht Wochen.

„Und du verschwendest einen Teil deiner Erbschaft, um hier fast einen Monat lang im Hotel zu leben?“ Fassungslos blickt sie mir in die Augen. Sie sind sanft und schön, genau wie in meiner Erinnerung.

„Ich sehe das keineswegs als Verschwendung an, Ella.“

Es ist Zeit, mir zu nehmen, was ich will, was ich brauche.

Ella

Ich kann einfach nicht glauben, was ich da höre. Wie ist das nur möglich, wie kann er das alles geschafft haben – in nur acht Wochen? Aber kann es richtig sein, dass er mit seiner Familie bricht? Sicher, sie sind abscheulich. Aber sie sind dennoch die einzige Familie, die er hat. Für mich klingt das alles nach einer Übersprungshandlung, die er vielleicht schon bald bereuen könnte. Das ist alles zu viel auf einmal. Der potenzielle neue Job, sein neu erwachtes Selbstbewusstsein, er hier, nur Zentimeter von mir entfernt. Ich habe das Gefühl, von einem Güterzug überrollt zu werden.

Ich sehe das keineswegs als Verschwendung an, Ella.“

Seine letzten Worte hallen in meinem Kopf nach. Wie ernst und entschlossen Jan klingt. Ich kann es mir nicht erklären, aber es macht mir Angst. Die Art, wie er mich ansieht, lässt mein Herz so schnell schlagen, dass Hitze ausbricht. Ich habe das Gefühl zu verglühen, dabei sieht er mich bloß an. Das Schweigen dehnt sich zwischen uns aus, bis es fast schon schmerzhaft wird. Ich habe das Gefühl, etwas sagen zu müssen, doch die herausfordernde und selbstbewusste Ella, die ich vor ein paar Monaten entdeckt habe, scheint sich völlig in mir verkrochen zu haben, und der anderen Ella will einfach nichts einfallen. Also sitzt sie da, malträtiert das schöne Tischtuch und starrt in Jans blaue Augen.

Als er sich ein Stück nach vorn lehnt, klopft mir das Herz bis zum Hals.

„Ich wünschte, du würdest endlich etwas sagen. Denn so langsam komme ich mir vor, als stünde ich mit meinem Verlangen alleine da.“ Mit einem gequälten Lächeln legt er sanft eine Hand auf mein Knie.

„Oder irre ich mich und du teilst mein Verlangen?“

Seine Finger wandern erregend langsam meinen Oberschenkel hoch. Ich starre seiner Hand nach, die eine heiße Spur auf meiner Haut hinterlässt. Trotz meiner Unsicherheit und Angst würde Jan ein feuchtes Höschen vorfinden, wenn er seinen schamlosen Weg meinen Schenkel entlang fortsetzte. Erschrocken keuche ich, als mir wieder dämmert, wo wir uns eigentlich befinden. In der Hotelbar, an meinem Arbeitsplatz.

„Jan, nicht hier! Das kannst du nicht machen!“, ermahne ich ihn und stoppe seine Finger, indem ich meine Hand darüberlege. Wie gut es sich anfühlt, seine Hand zu berühren. Seine Finger fühlen sich rauer an als früher.

„Du lässt mir keine Wahl. Sprich mit mir, Ella!“ Fordernd bohrt sich sein Blick in mein Gesicht. Jan muss doch die roten Wangen sehen, die sein provokantes Verhalten hervorrufen. Ich fühle Hitze und Scham jedenfalls deutlich.

„Ich hatte schon aufgegeben … Die ganze Zeit habe ich auf eine Nachricht gewartet, Jan. Und als nichts kam, da habe ich …“ Bemüht atme ich ein.

„Du dachtest, ich hätte es mir anders überlegt. Du dachtest, ich hätte dich aufgegeben?“, wirft er mir vor. Seine Stimme ist laut und anklagend. Ein paar der wenigen Gäste sehen kurz zu uns, ehe sie sich peinlich berührt abwenden.

Ich nicke, weil ich ehrlich sein will. Denn für mich hat es sich so angefühlt. Ich habe bittere Tränen vergossen, die das bezeugen können.

„Du hast dich geirrt, Ella. Auch wenn ich verstehen kann, wieso“, lässt Jan mich wissen und nimmt seine Hand von mir. Dabei hinterlässt er eine eiskalte Gänsehaut.

Wir sehen uns an. Ich habe keine Ahnung, was in seinem Kopf vorgeht. Und diese ganze Situation hier gefällt mir nicht, denn sie findet in meinem Umfeld statt, zerstört die sorgsam aufgebaute Kontrolle, die ich brauche, vor allem hier. Gleichzeitig möchte ich nichts sehnlicher, als dass er seine Hand wieder auf mein Bein legt und mich küsst. Wie verdreht ist das denn?

Mein Blick huscht ausweichend zur Uhr.

Mist! Ich komme noch zu spät zu einem Termin.

„Jan, ich müsste eigentlich längst bei einer Besprechung sein“, lasse ich ihn so versöhnlich es geht wissen. Enttäuscht fährt er sich übers Kinn und lehnt sich zurück, weg von mir. Das Gefühl, das ich dabei habe, ist schrecklich, so als würde ich ihn bereits verlieren, noch bevor ich ihn überhaupt wiederhabe. Kurz scheint Jan zu überlegen, dann erhebt er sich und wartet auf mich. Als ich ebenfalls aufstehe, zieht er mich nahe an sich heran und flüstert mir ins Ohr.

„Komm heute Abend in mein Zimmer. Ich warte auf dich … Ich denke, wir müssen uns zuerst wieder körperlich nahe sein, ehe wir mit uns weitermachen können.“

Seine tiefe Stimme noch im Ohr, gehe ich auf ziemlich wackeligen Beinen zurück in die Lobby und weiß nicht, wie ich den Tag bis dahin überstehen soll.

Kapitel 6

Ella – 2014

Ich stehe hier, vor Tür Nummer 307, seinem Zimmer, und finde den Mut nicht, anzuklopfen. Einfach nur erbärmlich. Eine junge Blondine vom Housekeeping sieht mir seit ein paar Minuten dabei zu, wie ich mich vor der Suite eines Gastes zum Affen mache. Zu meinem Glück traut sie sich nicht, ihre Chefin nach deren merkwürdigem Verhalten zu fragen. Dennoch spüre ich die Seitenblicke, die sie mir zuwirft, während sie den Teppich saugt. Das gibt mir noch mehr das Gefühl, etwas Verbotenes oder Dummes zu tun.

Als ich höre, dass der Aufzug sich öffnet und mit ihm vermutlich ein paar Gäste die Etage betreten, klopfe ich hektisch. Zu meiner Erleichterung öffnet Jan binnen Sekunden die Tür, und ich dränge mich hinein, ohne ihn dabei richtig anzusehen. Ich kann es mir nicht leisten, dass mich Stammgäste des Hotels in einer zweideutigen Lage zu sehen bekommen.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen.“ Amüsiert lässt Jan sich von mir in die Suite drängen und sieht mir dabei zu, wie ich hastig die Tür hinter mir zuziehe. Sein lachendes Schnauben quittiere ich mit einem vernichtenden Blick.

„Das ist nicht witzig! Mich hätten Gäste sehen können … Hast du eine Ahnung, was das für meinen Ruf hier bedeuten würde“, lasse ich ihn hitzig wissen.

„Ella, du musst doch nur sagen, dass ich mit dir zusammen bin. Dann kann niemand etwas dagegen haben, dass du Zeit mit deinem Freund in seinem Hotelzimmer verbringst“, schlägt er selbstgefällig vor und streicht dabei zärtlich über meine Wange. Das bringt mich völlig aus dem Konzept. Nicht das, was er gesagt hat, sondern das zärtliche Streicheln meiner Haut. Na ja, das, was er gesagt hat, auch. Herrgott, ich bringe in seiner Nähe nicht einen klaren Gedanken zusammen.

„Jan, ich kann nicht einfach so … Wir haben doch noch gar nichts geklärt … zwischen uns“, wende ich ein. Doch selbst ich höre, wie schwach das klingt. Es könnte auch daran liegen, dass mein verräterischer Körper sich seinem dabei entgegenschmiegt. Wir drängen uns aneinander wie zwei Magnete, so als könnten unsere Körper gar nicht anders handeln. Sein einzigartiger Duft steigt mir in die Nase. Diese Mischung aus Mann, Duschgel, würziger Wärme und leicht süßer Note macht alle Probleme und Unklarheiten zwischen uns unwichtig.

„Das werden wir …“, verspricht er leise. „Später.“

Sofort steigt Erregung in mir auf. Mein Herz klopft und meine Brüste werden schwer, obwohl er mich noch gar nicht richtig angefasst hat. Aber ich weiß, dass er gerade in diesem Moment daran denkt, es will, genauso sehr, wie ich es will. Das genügt.

„Wieso hast du mich gestern nicht geküsst?“, bricht es aus mir hervor. Jan drängt sich noch näher an mich, bis mein Po an die Kante des Schreibtisches stößt. Immer wieder zuckt sein Blick zu meinem Mund. Das macht mich ganz irre.

„Weil du nicht ganz da gewesen wärst. Du … du warst noch zu durcheinander, zu abgelenkt. Ich warte seit über acht Wochen darauf, dich wieder zu küssen. Wenn es so weit ist, will ich verdammt noch mal, dass du jede Sekunde davon spürst.“

Abgehackt trifft sein Atem auf meine Wange. Egal wie abgelenkt und aufgebracht ich gestern war, hätte er mich geküsst, hätte ich es gespürt, überall. Daran besteht kein Zweifel.

„Dann tu es jetzt!“, fordere ich, weil ich, wenn er noch einmal auf meine Lippen starrt, ohne sie sich zu nehmen, zerspringen werde.

„Da ist sie ja wieder“, sagt er spitzbübisch. „Meine fordernde Ella, der ich geben will, was sie braucht … Und weil ich es mir nehmen will …“

Fest presst er seinen Mund auf meinen und drückt dabei meine Schenkel auseinander, die sich wie von selbst für ihn öffnen, damit er sich zwischen sie drängen kann. Seine Lippen sind fest und warm. Sie haben mir so gefehlt. Besonders fehlte mir, wie sie von mir Einlass fordern, ehe ich seine Zunge in mir spüre, die einen heißen Blitz durch meinen Körper sendet. Genau wie jetzt. Ich stöhne auf. Erregt war ich schon Sekunden, nachdem ich durch die Tür war, doch jetzt ist es noch viel schlimmer. Immer wieder küsst er mich, schlingt mit der perfekt dosierten Menge an Leidenschaft seine Zunge um meine und massiert damit meine. Wie konnte ich zwei Monate ohne das hier auskommen?

Von diesem Gedanken angetrieben, ziehe ich ihn näher an mich und küsse ihn härter. Als Jan sich fester gegen meinen Schoß presst, spüre ich sehr deutlich seine wachsende Erektion. Meine pochende Mitte brennt und schmerzt. Sie verlangt nach mehr. Rhythmisch pressen wir unsere Körper aneinander, während wir uns mit den Lippen verschlingen. Sein Mund gleitet von meinen Lippen und küsst sich meinen Hals entlang, während ich Jan mit den Fingern durch die Haare fahre. Sie sind eindeutig kürzer, fühlen sich aber ebenso gut und weich an, wie ich es in Erinnerung habe.

„Das fühlt sich so gut an“, lasse ich ihn wissen, denn ich möchte nicht, dass er aufhört. Ich will nicht, dass er von mir ablässt und ich wieder anfange, darüber nachzudenken, wieso das hier keine gute Idee ist oder ob wir alles nur überstürzen.

„Es wird sich noch viel besser anfühlen, wenn ich erst wieder in dir bin“, lässt er mich wissen und gleitet dabei mit seinen Händen über meine Bluse. Meine Nippel sind bereits schmerzhaft hart, sodass die Spitze meins BHs auf ihnen scheuert. „Doch zuerst lass mich fühlen, wie nass du meinetwegen bist.“

Die Vorstellung, ihn dort wieder zu fühlen, macht mich so heiß, dass ich sein Gesicht packe und ihn wie von Sinnen küsse. Jetzt ist er es, der erregt und wild keucht. Jan ist allerdings nicht abgelenkt genug, um sein Vorhaben zu vergessen. Während ich an seiner Zunge sauge, nutzt er seine geschickten Hände, um mir Strumpfhose und Slip in einem von den Hüften zu zerren. Ungeduldig stemme ich mich vom Schreibtisch weg und helfe ihm dabei, mich von beidem zu befreien.

„Zieh auch die Bluse und den BH aus. Ich muss endlich wieder deine Brüste sehen, Ella.“ Fahrig versuche ich meine Knöpfe aufzubekommen, aber ich scheitere dank meiner eigenen Erregung. Außer Atem stoppt er meine hektischen Finger und übernimmt diesen Teil für mich. Sich selbst zieht er nicht aus, was in mir sofort eine gewisse Besorgnis hochkommen lässt.

„Du ziehst dich doch auch aus?“, frage ich und sehe ihn nervös dabei an.

„Ich dachte, das überlasse ich dir“, neckt er mich, während seine Hände Knopf um Knopf öffnen, bis ich mit offener Bluse und in schwarzem BH aus Spitze vor ihm stehe.

„Denn glaub mir, in meinem Fall hat sich die Arbeit gelohnt.“ Bevor ich noch etwas erwidern kann, fühle ich seinen Mund auf meinem Brustansatz und sehe dabei auf Jans dunklen Schopf herab. Ich kann fühlen, wie er den Stoff des BHs zur Seite schiebt und seinen Mund um meine Brustwarze schließt. Ich stöhne auf, weil das Gefühl überwältigend ist und die Feuchtigkeit zwischen meinen Beinen verstärkt.

„Ich sehe, wir haben wieder ein größeres C“, murmelt er an meinem feucht gewordenen, sehr harten Nippel. Kurz habe ich Angst, dass ihm das nicht gefallen könnte, doch als er erregt gegen meine Haut lacht, weiß ich, dass er mich nur neckt und nervös machen will, also lache ich ebenso erregt.

„Ich … ich mag es ja, wie du dich um meine Brüste kümmerst, aber ich möchte dich auch endlich anfassen.“ Vorsichtig und gegen den Wunsch meines Körpers drücke ich ihn sanft von mir, ziehe Bluse und BH endgültig aus und widme mich dann seiner störenden Kleidung. Den Glanz und die Begierde in seinen Augen genießend gehe ich mit nacktem Oberkörper auf ihn zu, die Hände gegen seine harte Brust gepresst, bis ich ihn zurück zum Bett gedrängt habe. Im Moment genieße ich den Vorteil, dieses Zimmer in- und auswendig zu kennen. Als ich Jan da habe, wo ich ihn haben will, kurz vor dem Bett, drücke ich auf seine Schultern, damit er sich auf die Bettkante setzt. Ich liebe den Blick, mit dem er mich von unten ansieht und jeden Quadratzentimeter nackter Haut dabei ebenso sehr verschlingt, wie er es die ganze Zeit über bereits mit meinen Augen getan hat. Es ist dieser Blick voller Hunger und Sehnsucht, der mich mutig macht und alles andere vergessen lässt.

Als könnten seine Hände gar nicht anders, fahren sie außen an meinen Schenkeln entlang, bis sie den Rock nach oben schieben und begehrlich streichelnd meinen Hintern erkunden.

„Das hier habe ich mir an die tausend Mal vorgestellt“, gibt er ohne Scham zu. „Ich habe mir vorgestellt, wie du nackt vor mir stehst, wie du schmeckst, wie ich mich in dir bewege, wie ich dich so lange ficke, bis du nie wieder daran zweifelst, dass wir zusammengehören.“

Ich starre ihn an, erregt und mit diesem heißen Stechen in der Brust. Mir geht es ähnlich, doch ich schaffe es nicht, die Worte über die Lippen zu bringen. Also tue ich das, wozu ich mich in der Lage fühle. Ich lehne mich nach unten, zu ihm, und küsse Jan leidenschaftlich, während ich ihm das Hemd ausziehe. Meine Finger fahren über seine Brust und erkunden die warme Haut, genießen das Gefühl, ihn zu berühren und zu fühlen. Ich sehe die deutliche Beule in seiner Stoffhose, die ihn inzwischen schmerzen muss. Meine Hand wandert zu seinem Gürtel. Zusammen befreien wir Jan aus der Hose, bis er nackt auf dem Bett sitzt, eine beeindruckende Erektion präsentierend.

Noch habe ich keine seiner Narben angefasst, weil ich Angst habe, dass dieser Zauber zwischen uns, dieses erregende Spiel ebenso schnell und unkontrolliert enden könnte, wie es begonnen hat. Dennoch merke ich, wie sein Blick zu seinem linken Knie huscht, als er die Hose mit den Füßen von sich schiebt. Automatisch sehe ich in diese Richtung. Als sich unsere Blicke kreuzen, sieht er mich mit zusammengepresstem Kiefer an, abwartend, testend.

Ich folge meinem Instinkt, fasse nach hinten, um den Reißverschluss meines Rocks aufzuziehen. Jan hilft mir und zieht den Stoff nach unten, bis ich vollkommen entblößt vor ihm stehe.

„Wolltest du nicht etwas nachsehen?“, erinnere ich ihn und versuche dabei, die Nervosität aus meiner Stimme fernzuhalten. Jan leckt mit der Zunge seine Unterlippe entlang und nickt dabei. Als er meine Hüften packt, stöhne ich dennoch überrascht auf. Seine Finger bohren sich förmlich in meine Haut. Er presst seinen Mund auf eine Stelle unterhalb meines Nabels, ganz sanft. Ich zerfließe, halte den Atem an, bis er eine Hand von meiner Hüfte nimmt und mit zwei Fingern durch meine Spalte streicht.

„So heiß. So feucht“, stöhnt er erregt. „So unwiderstehlich für meinen Mund.“ Jan packt mein Bein und zieht es zur Seite, bis ich offen vor ihm stehe und seine Zunge in meiner Möse fühle. Das Gefühl ist so intensiv, dass ich nicht anders kann und aufschreie. Er presst seine Zunge fest gegen meine Klitoris. Davon könnte ich sofort kommen. Mein Atem verrät es. Doch es gibt nur eines, das ich noch mehr will, als zu kommen. Ich möchte, dass er sich genauso außer sich fühlt, wie ich mich durch ihn. Ich reiße ihn an den Haaren von mir. Noch ehe ich etwas unternehmen kann, schmecke ich mich selbst auf Jans wild küssenden Lippen. Miteinander im Kuss vereint, drücke ich ihn auf das Bett, bis ich über ihm bin und er seine Erektion an meinem Bauch reibt. Die Haut seines Schwanzes ist unfassbar samtig und heiß. Ich breche den Kuss ab und wandere flink nach unten, fasse mit den Händen nach seiner Härte und lecke dabei über seine Spitze.

„Ella“, entfährt es ihm heiser. Jan wiederholt immer wieder meinen Namen, während ich an seiner Erektion zu saugen beginne. Er schmeckt so gut, und ich liebe es, wie sehr ich ihn damit um den Verstand bringen kann. Dass alles, was er sagen kann, mein Name ist. Für die Ohnmacht und Verzweiflung der letzten Wochen gibt es kein besseres Gegenmittel als das, was wir hier miteinander tun. So sind wir. So funktionieren wir.

Ehe Jan kommen kann, stemmt er mich von sich. Angestrengt atmend und mit schweren Lidern sieht er mich an.

„Ich werde heute nur auf eine Art kommen“, stellt er klar und dringt dabei mit einem Finger so tief in mich ein, dass ich zurück aufs Bett sinke.

„Aber dein Bein. Sollte ich nicht …“

„Scheiß auf mein Bein“, schnaubt er. „Ich will dich unter mir, mein Schwanz tief in dir, bis wir beide kommen.“

Noch ehe ich mir weiter Sorgen um sein Knie oder sonst etwas machen kann, liegt er herrlich schwer auf mir und dringt in mich ein. Unbeschreiblich schön fühlt es sich an, wie er mich dehnt und ausfüllt. Eine Leere in mir verschwindet daraufhin, die ich seit zu langer Zeit schon mit mir herumtrage.

Mit geschlossenen Augen verweilt er in mir. Ich fahre zärtlich über Jans Rücken und genieße die Nähe, die diese Vereinigung mit sich bringt. Ich fühle mich lebendig, ganz.

„Sag es mir, Ella! Sag mir, wie sich das anfühlt!“

So gut es geht, versuche ich, mich zu konzentrieren. Zu schön ist das Gefühl, um es in Worte zu fassen. Doch mir dämmert, dass er sich erst bewegen wird, wenn ich ihm antworte. Obwohl bereits Schweiß auf seine Stirn tritt, verharrt er und sieht mich scharf an. Ich schlucke.

„Perfekt. Es fühlt sich … genau richtig an“, gebe ich zu, obwohl mir jedes Wort dabei verdammt schwerfällt. Mein Körper will sich bewegen, will mit ihm zusammen zerfallen.

„So wird es sich mit uns immer anfühlen“, verspricht er und beginnt sich zu bewegen, quälend langsam, ehe er endlich heftig in mich eindringt, bis er dabei einen Punkt in mir trifft, der mir einen heftigen Schauer über den Körper jagt.

„So kann es von nun an immer sein, Ella“, stöhnt Jan, zieht sich fast völlig aus mir zurück und stößt danach heftig in mich, als wolle er etwas klarstellen. Wenn er nur wüsste, dass ich das weiß, dass ich genau das auch will, zumindest jetzt, in diesem Moment, in dem er mich immer schneller auf den Gipfel jagt.

„Ich komme bald“, lasse ich ihn wissen, woraufhin er mich noch härter nimmt, bis ich ihn in mir wachsen und zucken fühle. Ich möchte es auch, ich möchte mit ihm zusammen kommen, also bewege ich mich ebenfalls schneller, kreise mit dem Becken, was ihn mehrmals heftig stöhnen lässt, bis sein Kopf auf meine Schulter fällt. Wir pressen beide nach Halt suchend unsere Finger in den Körper des anderen. Ich halte mich nur noch an ihm fest, denn mein Körper scheint völlig aus glühender Lava zu bestehen, die nun endlich ihre Bestimmung erfüllen will. Meine Wände ziehen sich fest und kontrahierend um seine Erektion zusammen, bis er ein letztes Mal in mich stößt. Erlösend stöhnen wir zusammen in den Mund des anderen und versuchen erfolglos, uns im Rausch des Orgasmus zu küssen. Als ich noch ein letztes Mal zu zittern beginne, fällt Jan bereits schwer atmend auf mich.

Sein Herz schlägt so hart gegen meine Brust, dass mein eigener Puls, den ich im Ohr rauschen höre, fast vergessen ist. Er fällt erschöpft zur Seite. Von seinem heißen, verschwitzten Körper befreit, seiner Erektion beraubt, fühle ich mich augenblicklich nackt, kalt und allein. Erst als er erschöpft nach mir fasst und mich auf seine Brust zieht, verschwindet das dunkle Gefühl wieder, das mich zu verschlingen drohte.

„Scheint, als hätte ich recht gehabt“, sagt Jan über mir.

„Womit denn?“

„Damit, dass ich erst deinen Körper erobern muss, ehe du mich wieder an dein Herz lässt.“ Seine Stimme klingt vorsichtig, fast schon abwehrend. Ich umarme ihn fest, weil ich das jetzt brauche, weil ich spüren muss, dass er hier ist und nicht weggehen wird. Jedenfalls nicht im Moment.

„Das ist aber nicht sehr schmeichelhaft“, gebe ich zu bedenken. Da mich sein Duft beruhigt, schnuppere ich an seiner Haut.