Kitabı oku: «Isaak Laquedem», sayfa 8
II
Mit Salomo hat Jerusalem seine Aera der Freude, eine Periode des Wohlstandes erschöpft; nach den Dichtern, welche seine Größe besangen, werden die Propheten kommen, die seinen Untergang weissagen. Noch ein paar Jahrhunderte, und Israel wird mit Entsetzen hören die großen Schreie, die Vorläufer und Gefährten der Mißgeschicke, Stimmen, welche in den Stürmen hinziehen, in der Finsterniß ertönen, auf den Trümmern wehklagen. Nabuchodonosor erhebt sich in der That: er ist der Attila der Bibel; er ist der Vorgesetzte der göttlichen Rache, er ist der Hammer Jehovahs, der diejenigen trifft, welche die Altäre des wahren Gottes verlassen haben.
Seht übrigens, ob wirklich er es ist, den die Propheten ankündigen.
Jesaias spricht:
»Siehe, es kommt die Zeit, daß Alles, was in Deinem Hause ist und was Deine Väter gesammelt haben bis aus diesen Tag, wird gen Babel gebracht werden, daß nichts bleiben wird, spricht der Herr.
»Dazu werden sie Deine Kinder, die von Dir kommen werden und die Du zeugen wirst, nehmen und müssen Kämmerer sein im Hofe des Königs zu Babel.
Dann spricht Habakuk im Namen Gottes:
»Denn siehe, ich will die Chaldäer erwecken, ein bitter und schnell Volk, welches ziehen wird, so weit das Land ist, Wohnungen einzunehmen, die nicht sein sind.
»Und wird grausam und schrecklich sein, das da gebietet und zwinget, wie es will.
»Ihre Rosse sind schneller, denn die Parden, so sind sie auch beißiger, denn die Wölfe des Abends, und ihre Reiter ziehen mit großen Haufen von ferne daher, als flögen sie, wie die Adler eilen zum Aas.
»Sie kommen alle sammt, daß sie Schaden thun; wo sie hinwollen, reißen sie hindurch, wie der Ostwind, und werden Gefangene zusammenraffen wie Sand.«
Nabuchodonosor kommt in der That an.
»Und da Nabuchodonosor zur Stadt kam mit seinen Knechten, belagerte er sie.
»Aber Jojachin, der König von Juda, ging heraus zum Könige von Babel mit seiner Mutter, mit seinen Knechten, mit seinen Obersten und Kämmerern, und der König nahm ihn auf im ersten Jahre seines Königreichs.
»Und nahm von dannen heraus alle Schätze im Hause des Herrn und im Hause des Königs, und zerschlug alle goldene Gefäße, die Salomo, der König Israels, gemacht hatte im Tempel des Herrn, wie der Herr geweissagt.
»Und führete weg das ganze Jerusalem, alle Obersten, alle Gewaltigen, zehntausend Gefangene, und alle Zimmerleute, und alle Schmiede, und ließ nichts übrig, denn geringes Volk des Landes.
»Und er führte weg Jojachin gen Babel, die Mutter des Königs, die Weiber des Königs und seine Kämmerer; dazu die Mächtigen des Landes führte er auch gen Babel.«
Das ist die Gefangenschaft, welche der König David in dem herrlichen Psalme geweissagt, worin sich der Schmerz der Gefangenen aller Zeiten verpersönlichen wird.
»An den Wassern zu Babel saßen wir und weinten, wenn wir an Zion gedachten.
»Unsere Harfen hingen wir an die Weiden, die darinnen sind.
»Denn daselbst hießen uns singen, die uns gefangen hielten, und in unserem Heulen fröhlich sein: Lieben, singet uns ein Lied von Zion!
»Wie sollten wir des Herrn Lied singen in fremdem Lande?
»Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meine Rechte vergessen!
»Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben, wo ich deiner nicht gedenke, o Jerusalem, wo ich nicht lasse Jerusalem meine höchste Freude sein!
»Herr, gedenke der Kinder Edoms am Tage Jerusalems!
»Die da sagen: Rein ab, rein ab, bis auf ihren Boden!
»Du verstörte Tochter Babel, wohl dem, der dir vergilt, wie du uns gethan hast!
»Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt und zerschmettert sie an den Stein!«
Unter der Zahl der Verbannten war Daniel.
Daniel, von königlichem Blute von Juda, noch als Kind entführt von Jerusalem, das keine Bevölkerung, keine Tempel, keine Häuser mehr hatte; Daniel, die träume von Nabuchodonosor deutend und den Mane, Tegel, Phares von Balthasar lesend; Daniel zweimal in die Löwengrube geworfen, wo er das erste Mal eine Nacht und das zweite Mal sechs Tage zubringt; Daniel erlangt endlich von Cyrus ein edict, das die Hebräer ermächtigt, den Weg nach ihrem Vaterlande wieder einzuschlagen und den Tempel wiederaufzubauen, für den er eine Höhe von sechzig Ellen und eine gleiche Breite festsetzt.
Nach einer Gefangenschaft von siebzig Jahren kehrten zweiundvierzigtausend zweihundertundsechzig Juden in ihr Vaterland zurück, denn dreimal während dieser siebzig Jahre war Jerusalem wieder erstürmt und geplündert worden, und jedes Mal wurde ein neuer Menschenzehenten von der Bevölkerung erhoben und mußte dem Sieger folgen.
Cyrus beschränkte sich nicht darauf, daß er zur Wiedererrichtung des Tempels ermächtigte, er that etwas Besseres: er übernahm die Kosten des Baues und gab den Hebräern fünftausend und vierhundert goldene und silberne Gefäße zurück, welche von Jerusalem durch Nabuchodonosor weggeführt worden waren.
Ach! es war nicht mehr der alte Tempel, doch es war der Tempel. . . Während die Greise weinten, ließen die jungen Leute Freudenschreie ertönen: sie hatten den ersten nicht gesehen! Im Jahre 513 vor Christi Geburt weihte mau das neue Gebäude mitten unter einer Menge von Hebräern ein, welche aus Palästina zu der großen Feierlichkeit, bei der man hundert Kälber, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und zwölf Böcke, – einen für jeden Stamm, – für die Sünden Israels opferte, herbeigeeilt waren.
Der wiederaufgebaute und eingeweihte Tempel war die wiedererrungene Nationalität.
Nachdem man den Tempel wiedererrichtet, dachte man auch an den Wiederaufbau der Mauern, doch hierzu bedurfte es einer Erlaubniß von Artaxexes, und Niemand wagte es, ihn darum zu bitten.
Artaxerxes hatte als Sklaven einen Juden Namens Nehemia, Sohn von Hachalia; er hatte eine Freundschaft zu diesem Sklaven gefaßt und ihn zu seinem Mundschenk gemacht.
Eines Tags besuchte ihn einer der Brüder von Nehemia, Namens Anania, und er erkundigte sich bei ihm nach dem, was die Juden, wenn sie einander auf der fremden Erde trafen, stets zuerst fragten, – er erkundigte sich nach Jerusalem.
Anania schüttelte den Kopf und sprach: »Der Tempel ist wieder aufgebaut; doch die Mauern sind immer noch zerstört und die Thore sind vom Feuer verzehrt worden.«
Einige Tage nachher aber, im zwanzigsten Jahre der Regierung von Artaxerxes, im Monate Nisam, als man Wein vor den König brachte, nahm Nehemia diesen Wein und kredenze ihm denselben. Da fragte ihn der König, der ihn anschaute und sein Gesicht ganz niedergeschlagen fand:
»Warum hast Du ein so traurig Gesicht, da Du nicht krank bist? Du mußt ein Leid im Herzen haben/' Nehemia wurde von einer großen Angst ergriffen; doch er raffte seinen ganzen Muth zusammen und erwiederte, da er den Augenblick für günstig hielt:
»O König, Dein Leben sei ewig. Wie sollte mein Gesicht nicht niedergeschlagen sein, da die Stadt, wo die Gräber meiner Väter sind, verödet ist, da seine Mauern zerstört, seine Thore verbrannt sind! . . .«
»Nun, was verlangst Du von mir?« sagte der König.
Nehemia betete leise zu Gott und antwortete kühn:
»Wenn meine Bitte dem König nicht mißfällt, wenn sein Diener sich nicht seine Ungnade zugezogen hat, so schicke er mich, ja, ich flehe ihn an, nach Judäa, in die Stadt des Grabes meiner Vater, damit ich sie aus ihren Trümmern wiederaufbaue.«
Der König und die Königin schauten sich an und wechselten einen Blick der Beistimmung.
»Wie lange wird Deine Reise dauern und wann wirst Du zurückkommen?« fragte Artaxerxes.
Nehemia bestimmte eine Zeit.
»Es ist gut,« sprach der König, »gehe.«
»Herr,« sagte dann Nehemia, »was Du thust, ist schon viel, doch es ist noch nicht genug. . . Ich flehe den König an, mir Briefe an die Statthalter der Länder jenseits des Flusses zu geben, damit sie mich sicher ziehen lassen, bis ich in Judäa bin; ich flehe ihn ferner an, mir einen Brief an Asaph, den Großmeister seiner Wälder, zu geben, damit ich dort das Holz nehmen kann, das ich brauche, das ich brauche.«
Und der König bewilligte Nehemia Alles, was Nehemia von ihm verlangte.
Da brach Nehemia nach Judäa auf.
Vielleicht fand er auf seinem Wege Themistokles, der von Athen verbannt worden war, und Artaxerxes um Gastfreundschaft anflehen wollte. – Griechenland fing an im Range der Nationen zu zählen: es war undankbar!
Nehemia brauchte zwölf Jahre, um das fromme Werk, das er unternommen, zu vollbringen, und im zwölften Jahre kam er zu Artaxerxes zurück, wie er es versprochen.
Als Artaxerxes dies sah, als er sah, mit welcher Treue Nehemia sein Versprechen erfüllte, schickte er ihn mit dem Titel eines Statthalters nach Jerusalem zurück.
Es waren etwas über hundert Jahre seit dem Wiederaufbau dieser Mauern verlaufen, als man plötzlich in Jerusalem erfuhr, ein fremder Eroberer, der vom Norden komme, habe Damaskus und Sidon genommen und belagere Tyrus. Acht Tage später kam ein Bote und überbrachte einen von diesem Eroberer an den Oberpriester Jaddua geschriebenen Brief.
Er verlangte drei Dinge von ihm: Hilfstruppen, einen freien Verkehr mit seinem Heere und die Unterstützung, die er dem König der Perser gewähre, wobei er ihn versicherte, er werde es nicht zu bereuen haben, daß er seine Freundschaft der von Darius vorgezogen.
Der Brief war mit einem den Juden unbekannten Namen unterzeichnet; derjenige, welcher ihn unterschrieben, nannte sich Alexander, Sohn von Philipp.
Jaddua legte daher kein großes Gewicht auf diesen Brief und antwortete, die Juden haben Darius eidlich versprochen, nie die Waffen gegen ihn zu führen, und sie können diesem Versprechen nicht untreu werden, so lange Darius lebe.
Dieser Brief, den Jaddua erhalten, und auf den er auf eine so hochmüthige Art geantwortet hatte, war die europäische Eroberung, welche zum zweiten Male an die Thore Asiens klopfte.
Seit dem Falle von Troja hatte man nicht mehr von Europa reden hören. Der Oberpriester kannte auch nur Darius III., den zwölften König Persiens. Das Reich des letzteren war unermeßlich; es erstreckte sich vom Indus bis zum Pontus Euxinus. und vom Jaxartes bis nach Aethiopien. Das Werk von Darius I. und von Xerres fortsetzend, träumte der König von Persien von einem dritten Einfalle in Griechenland, der Marathon und Salamis rächen sollte, – als sich plötzlich in einer im Osten durch den Berg Athos, im Westen durch Illyrien, im Norden durch den Hämos und im Süden durch den Olympos begränzten Provinz dieses Griechenlands, welche kaum den zwanzigsten Theil so groß als sein Königreich war, ein junger König fand, der dieses ungeheure Reich zu stürzen und in Staub zu verwandeln beschloß.
Das war eben dieser Alexander, der Sohn von Philipp.
Er war geboren in Pella am sechsten des Monats Hekatombeon der 106, Olympiade in derselben Nacht, wo der Tempel von Diana in Ephesus niedergebrannt wurde.
In einem Zornanfalle hatte ihn sein Vater einst tödten wollen, was das Angesicht der orientalischen Welt sehr verändert hätte. Er rächte sich dadurch, daß er seinem Vater das Leben in einer Schlacht gegen die Triballer rettete, wo er ihn mit seinem Schilde bedeckte.
Mit zwanzig Jahren hatte er die Medaren besiegt und aus ihrer Stadt verjagt, die er sodann Alexandropolis nannte und mit neuen Einwohnern bevölkerte; dann hatte er dieselben Triballer, denen er das Leben seines Vaters streitig gemacht, unterworfen und das Land der Geten verwüstet. Hierauf hatte er sich gegen die Thebaner und die Athenienser gewendet, welche auf den Rath von Demosthenes und dem Gerüchte von seinem Tode, das sich verbreitet, Glauben schenkend, die Waffen ergriffen hatten; er hatte Böoten überfallen und Theben der Erde gleichgemacht, wobei er nur das Haus von Pindar stehen ließ; er hatte endlich in Aegäa einen Kriegsrath gehalten, in welchem die Invasion Asiens beschlossen wurde.
Er sammelte zu diesem Ende dreißigtausend Mann Fußvolk und viertausend fünfhundert Mann Reiterei; er brachte eine Flotte von hundertundsechzig Galeeren zusammen, versah sich mit siebzig Goldtalenten, nahm Lebensmittel für vierzig Tage, brach von Pella auf, marschirte längs den Anhöhen von Amphipolis, zog über den Strymon und den Hebros, kam in zwanzig Tagen nach Sestos, landete ohne Widerstand an der Küste Kleinasiens, besuchte das Königreich von Priamos, oder vielmehr den Ort dieses Königreichs, bekränzte mit Blumen das Grab von Achilles, seinem Ahnherrn von mütterlicher Seite, setzte über den Granikos, schlug die Satrepen, tödtete Mithritades, unterwarf Mvsien und Lydien, nahm Sardes, Mileth, Halikarnaß, unterwarf Galathia, zog durch Kapadocien, badete sich von Schweiß bedeckt im Kydnos und wäre hieran beinahe gestorben; doch geheilt durch die Kunst seines Arztes Philippos, erhob er sich bald wieder von seinem Fieberlager, glühender für den Kampf, als je; er begann abermals seinen Siegeslauf, unterjochte Cilicien, traf auf den Ebenen von Issus die Perser, die er wie Staub vor sich herjagte und ihren König Darius, welcher, in seinen Händen seine Schätze, seine Mutter, seine Frau und seine Kinder zurücklassend, entfloh! Dann als er den Weg zum Euphrat offen sah, schickte er eine Abtheilung nach Damaskus, um sich des königlichen Schatzes von Persien zu bemächtigen, und marschirte in Person weiter, um die Städte am Mittelländischen Meere zu erobern; dann nahm er Sudon durch einen Handstreich und belagerte Tyrus.
Von Tyrus aus schrieb dieser Eroberer, den man nur als einen abenteuerlichen Narren kannte, an den Oberpriester, und vor Tyrus, das er nach einer Belagerung von sieben Monaten einnahm, kam ihm die Antwort von diesem zu.
»Es ist gut,« sagte er, indem er sich gegen Parmeneo umwandte, »das ist eine Stadt, die wir zerstören müssen, wann wir Zeit dazu haben.«
Und Parmeueo setzte auf seine Schreibtafel unter die Reihe der zu zerstörenden Städte: Jerusalem.
Doch für den Augenblick fehlte Alexander, wie er gesagt hatte, die Zeit. Ehe er in das Innere des Landes eindrang, mußte er die Städte der Küste zerstören, und Gaza stand noch.
Er marschirt gegen Gaza, nimmt es und plündert es nach einer mörderischen Belagerung; erzürnt durch eine ernste Wunde, die er erhalten, zieht er dem persischen Befehlshaber Boethys einen Riemen durch die Fersen, wie es Achilles einst Hector that, und schleppt ihn dreimal um die Mauern der in Flammen stehenden Stadt; er vertagt Jerusalem, verfolgt seinen Weg gegen Aegypten, das ihn, glücklich dem Joche von Darius zu entgehen, wie einen Befreier aufnimmt, fährt den Nil hinaus bis Memphis, besucht die Pyramiden, geht wieder bis Kanope hinab, zieht um den See Mareotis und kommt auf sein nördliches Ufer, beschließt zwischen diesem User und dem Meere, da er die Schönheit der Gegend und die Stärke der Lage wahrnimmt, eine Nebenbuhlerin Carthago zu bauen, das er nicht zerstören kann, wie er es mit Tyrus und Sydon gethan, und beauftragt den Architekten Dynokrates, eine Stadt zu bauen, welche Alexandria heißen wird.
Der Architekt gehorcht: er zieht eine Ringmauer von fünfzehntausend Schritten, der er die Form eines riesigen macedonischen Mantels gibt, und durchschneidet seine Stadt mit zwei Hauptstraßen, daß sie die frische Lust der atesischen Winde einathmen kann; die erste von diesen Straßen wird sich vom Meere bis zum See Mareotis erstrecken und zehn Stadien oder elfhundert Schritte lang sein; die zweite wird die Stadt in ihrer ganzen Ausdehnung durchlaufen und vierzig Stadien oder fünftausend vierhundert Schritte von einem Ende zum andern haben; beide werden hundert Fuß breit sein.
Und er, während man den Grund zu dieser Stadt legt, deren leuchtende Geschicke schon in dieser Nacht der Zukunft glänzen, welche noch düsterer als die der Vergangenheit, er bricht nach der Oase von Ammon aus, durchschneidet die Wüste von Norden nach Süden, läßt zu seiner Rechten das Grab von Osiris, zu seiner Linken den Natronsee und den Fluß ohne Wasser, kommt nach einem achttägigen Marsche zum Tempel Jupiters, läßt sich als den Sohn dieses Gottes anerkennen, zieht abermals durch Alexandria, das er nur wieder von seinem Leichenwagen herab sehen soll, kehrt auf der Straße zurück, die er schon verfolgt hat, und da Jerusalem auf dem Wege nach Arbela liegt und Darius ihn in Arbela erwartet, so wendet er sich durch das Gebirge von Askalon nach Jerusalem, wo ihn Parmenion daran erinnert, daß er ein Beispiel zu geben habe.
Jerusalem hatte auf der Meeresküste den Eroberer und sein Heer, einem Wetterwirbel ähnlich, vorübereilen sehen; es hatte das Geschrei von Turus gehört; es hatte den Brand von Gaza gesehen; dann war der Sieger weiter gezogen und hinter Heliopolis verschwunden, und es hatte geglaubt, er erlösche wie eine Sonne im Westen.
Und nun erschien er plötzlich wieder vom Westen nach dem Osten marschirend.
Man durfte nicht daran denken, durch menschliche Mittel dem Manne zu widerstehen, der Tyrus eingenommen und Gaza der Erde gleich gemacht hatte: Gott allein konnte, wie in den Tagen, wo die Sonne still stand und Steinregen fielen, Jerusalem zu Hilfe kommen.
Der Oberpriester ordnete Gebete an und brachte Opfer.
In der darauf folgenden Nacht erschien ihm Gott und sprach zu ihm:
»Streue Blumen in den Straßen der Stadt, laß alle ihre Thore öffnen und gehe, angethan mit Deinen priesterlichen Gewändern, mit allen Deinen Priestern und allen Leviten Alexander entgegen und fürchte nichts von ihm: statt Jerusalem zu vernichten, wird er es beschützen!«
Jaddua setzte das Volk von dieser Erscheinung in Kenntniß, und statt in Thränen zu warten, wartete es in Freude; dann, als man die Schritte des Siegreichen sich nähern hörte, ging der Oberpriester, begleitet von den Priestern in ihren geistlichen Gewändern, von den weiß gekleideten Leviten und allem Volk in festlichem Aufzuge ihm entgegen.
Das Heer des Zerstörers und das Volk der Flehenden trafen auf der Straße von Samaria nach Galiläa, an einem Orte genannt Sapha, zusammen, von wo aus man den Tempel und die Stadt sehen konnte, da dieser Ort nur sieben Stadien von Jerusalem entfernt war.
Beim Anblick dieser Menge von Männern und Frauen, welche Freudenlieder sangen wie an den Festtagen Israels und in ihren Händen Palmen und Blumen trugen, dieser Schaar von Priestern und weiß gekleideten Leviten, dieses Oberpriesters in seinem, mit Diamanten besäten, azurblauen Ephod, mit seiner Tiara, welche geschmückt war mit einer goldenen Platte, auf der der Name von Jehovah glänzte, streckte Alexander zum großen Erstaunen seiner Feldherrn und seines Heeres, die schon den Tempel und die Stadt als eine Beute betrachteten, die Hand aus, damit alle Welt stille stehe, stieg vom Pferde, näherte sich allein dem Oberpriester, kniete vor ihm nieder und betete den Namen Gottes an.
Da umringten die Juden den Eroberer, die Kinder streckten ihre Händchen gegen ihn aus, die Frauen streuten ihm Blumen, die Männer erhoben die Stimme und wünschten ihm jegliche Wohlfahrt.
Und der macedonische Löwe, der demüthig und sanft geworden wie das Lamm, das sich mit den Lippen an die Weinreben von Engeddi hängt, berührte die Hände der kleinen Kinder, lächelte den Frauen zu und dankte den Männern für ihre Wünsche.
Und sein Heer hielt ihn für einen Narren und die Könige von Syrien, die ihm folgten, hielten ihn für einen Narren, und Parmenion, zu dem er gesagt hatte:
»Erinnere mich daran, daß ich Jerusalem zu zerstören habe,« hielt ihn für einen Narren.
Parmenion trat zu ihm und sprach:
»Herr, wie kommt es, daß Du, der Du von der ganzen Welt angebetet wirst, den Oberpriester der Juden anbetest?«
»Er ist es nicht, den ich anbete,« erwiederte Alexander, »derjenige, welchen ich anbete, ist der Gott, dessen Diener er ist.«
»Dieser Gott, ist er der Jupiter, für dessen Sohn Du Dich hast erklären lassen, und dessen Tempel Du in der Oase von Ammon besucht?«
Alexander schüttelte den Kopf.
»Höre,« sagte er zu Parmenion.
Dann erhob er die Stimme und sprach:
»Und Ihr Alle höret auch. Als ich in Macedonien war und von den Mitteln, Asien zu erobern, träumte, erschien mir im Traume ein Gott; er trug dasselbe Gewand, das der Oberpriester trägt, nur konnte ich, da an seiner Stirne Licht glänzte, seine Gottheit erkennen. »»Sei ohne Furcht, Alexander, Sohn Philipps,«« sprach er zu mir, »»ziehe kühn über den Hellespont: ich werde an der Spitze Deines Heeres gehen und Dich das Reich der Perser erobern lassen.«« Auf diese Versicherung brach ich auf, und ich wurde Sieger. – Wundere Dich also nicht, o Parmenion, wundert Euch also nicht, Alle, die Ihr mich hört, daß ich mich, da ich hier den Oberpriester bekleidet mit dem Gewande, welches sein Gott trug, als er mir erschien, finde, vor ihm beuge und in ihm seinen Gott anbete, denn durch diesen unbekannten Gott, das sehe ich nun, und nicht durch alle unsere Götter, habe ich Darius besiegt, werde ich abermals siegen und das Reich der Perser zerstören.«
Und nachdem er so sein Benehmen Parmenion und den Königen von Syrien erklärt, umarmte Alexander den Oberpriester, trat zu Fuß in die Stadt ein, stieg zum Tempel hinaus und bot seine Opfer Jehovah auf die Art an, wie es ihn, um dem Herrn gefällig zu sein, der Oberpriester geheißen hatte. Nachdem die Opfer gebracht waren, öffnete der Oberpriester vor den Augen des Königs von Macedonien das Buch von Daniel beim achten Kapitel und ließ ihn folgende Weissagung lesen, welche so klar, daß man sich darin nicht täuschen konnte:
»Ich hatte, als ich im Schlosse Susan im Lande Elam, am Wasser Ulai, war, ein Gesicht.
»Und ich schlug die Augen aus und sah einen Widder, der vor mir im Wasser stand; derselbe hatte zwei hohe Hörner, doch eines höher denn das andere.
»Ich sah, daß der Widder mit den Hörnern stieß gegen Abend, gegen Mitternacht und gegen Mittag, und kein Thier konnte vor ihm bestehen, noch von seiner Hand errettet werden, sondern er that, was er wollte, und ward groß.
»Und indem ich darauf merkte, siehe, da kommt ein Ziegenbock von Abend her über die ganze Erde, jedoch ohne daß er die Erde berührte.
»Und er kam zu dem Widder, der zwei Hörner hatte, und den ich vor dem Wasser stehen sah; und er lies in seinem Zorn gewaltig aus ihn zu.
»Und ich sah ihm zu, daß er hart an den Widder kam und ergrimmte über ihn und stieß den Widder, und zerbrach ihm seine zwei Hörner. Und der Widder hatte keine Kraft, daß er vor ihm hätte mögen bestehen; sondern er warf ihn zu Boden und zertrat ihn, und Niemand konnte den Widder von seiner Hand erretten.
»Und der Ziegenbock ward sehr groß, und da er am stärksten war, zerbrach sein Horn und wuchsen an dessen Statt ansehnliche vier gegen die vier Winde des Himmels.
»Und da ich, Daniel, solches Gesicht sah und hätte es gern verstehen mögen, da stand es vor mir wie ein Mann, und da ich ihn glänzen sah vom himmlischen Lichte, da erschrak ich und fiel auf mein Angesicht.
»Er aber berührte mich und sprach zu mir: »»Der Widder mit den zwei Hörnern, den Du gesehen hast, ist der König von Medien und Persien, der über zwei Reiche gebietet, von denen das eine größer ist als das andere.
»»Der Ziegenbock aber ist der König von Griechenland.
»»Daß aber vier an der Statt des Horns, das zerbrochen war, standen, bedeutet, daß vier Königreiche aus dem Volke entstehen werden, aber nicht so mächtig als er war.««
Alexander las das heilige Buch, bewunderte dieses auserwählte Volk des Herrn, welches, statt Orakel zu haben, die die Vergangenheit erklärten, Propheten hatte, welche die Zukunft weissagten. Er fragte den Oberpriester, welche Gnade er von ihm zu erhalten wünsche.
Und der Oberpriester antwortete:
»O König, ich flehe Dich an, erlaube uns nach dem Gesetze unserer Väter zu leben, erlaube, daß die Juden von Babylon und Medien ebenfalls nach ihren Gesetzen leben können, und befreie uns alle sieben Jahre von dem Tribute, den wir während der sechs anderen bezahlen werden.«
Alexander bewilligte mit großer Güte, was Jaddua von ihm erbat, und fügte bei:
»Wollen Einige von Euren jungen Kriegern mit mir ziehen und in meinem Heere dienen, so soll es ihnen gestattet sein, nach ihrer Religion zu leben und alle Gebräuche zu üben.«
Viele nahmen dies an und traten in das macedonische Heer ein.
Drei Tage darauf verließ Alexander Jerusalem unter den Danksagungen des Oberpriesters und des ganzen Volkes, das ihm voll Erkenntlichkeit und Bewunderung nachschaute. Noch einige Zeit hörte man seine Tritte erschallen, die sich nach dem Euphrat und nach dem Tigris hinzogen; ein Windstoß von Nordost brachte eines Tages das Gerücht von der Schlacht bei Arbela; man hörte das Echo des Falles von Babylon und Susan; man sah am Horizont den Brand von Persepolis glühen; dann endlich verlor sich dieser Lärmen in der Ferne hinter Ekbatana, in den Wüsten von Medien, jenseits des Flusses Arius.
Und wollt Ihr nun wissen, wie der Verfasser des Gedichtes: »die Maccabäer« in zehn Zeilen die Geschichte von Alexander schrieb?
Höret und saget uns, ob die vierundzwanzig Gesänge der Ilias den Sohn von Thetis und Peleus größer machen als den Sohn von Philipp und Olympia?
»Alexander, der Sohn Philipp«, König von Macedonien, der erste Monarch aus Gräcia, ist ausgezogen aus dem Lande Chitim und hat große Kriege geführet, die festen Städte erobert und der Perser König Darius geschlagen;
»Hernach andere Könige in allen Ländern unter sich gebracht;
»Und ist immer fortgezogen und hat alle Lande und Königreiche eingenommen.
»Und hat sich Niemand wider ihn setzen dürfen und die Erde schwieg vor ihm.«