Kitabı oku: «Johanna dArc die Jungfrau von Orleans», sayfa 9
Am Abende ließ der König den Jungen holen, und Johanna wartete vergebens auf ihn bis um zehn Uhr, der Moment, da sie sich, von Müdigkeit erschöpft, zu Bette legte. Am folgenden Tage, bei ihrem Erwachen, war die erste Person, die sie sah, der als Page prächtig gekleidete Knabe; er verkündete seiner Schwester, dass er fortan einen Teil ihres Hauses bilde, und dass, damit er Imerget und dem Herrn von Daulon gleich sei, der König ihr und ihrer ganzen Familie Adelsbriefe, so wie ein so schönes Wappen bewilligt habe, desgleichen im ganzen Heere nicht zu finden sei. Es war ein azurblauer Wappenschild mit zwei goldenen Lilien, und ein silbernes Schwert mit goldgelbem Stichblatte, mit der Spitze aufwärts, die eine goldene Krone trug.
»Ach! Ach!« wiederholte Johanna seufzend, »wollte Gott, ich wäre eine niedrige Bäuerin geblieben, und hätte nie ein anderes Schwert getragen, als meinen Schäferstab, und dass die einzigen Blumen, die ich berührte, die Blumenkronen wären, die ich an die Zweige des Baumes der Feen aufhängte, oder auf den Altar der armen Kirche zu Domremy legte!«
Dennoch machte Johanna, die den Geist von ihr weichen fühlte, noch einige Versuche, von dannen zu ziehen; aber ihr Rückzug, unter den Umständen, in denen man sich befand, und in dem Momente, da ihr Einfluss auf das Heer den höchsten Punkt erreicht hatte, schien etwas so Unheilbringendes, dass der Rat des Königs sich versammelte, und beschlossen wurde, der Johanna alle Folgen ihrer Abreise darzustellen. Übrigens wollte der König Niemanden die Führung einer so wichtigen Unterhandlung überlassen; er ließ die Jungfrau kommen, und bat sie inständig, in seinem und im Namen der Krieger, das Heer nicht zu verlassen, behauptend, dass sie der Schutzengel Frankreichs sei, und dass, wenn sie fortginge, sein gutes Glück mit ihr von dannen zöge. Johanna seufzte tief, und schien lange unschlüssig, endlich sagte sie, als Karl VII. von Neuem darauf bestand:
»Edler König, es geziemt einem armen Mädchen, wie ich bin, nicht, mit dem Willen eines mächtigen Fürsten zu kämpfen, wie Ihr seyd: Euer Wunsch möge also erfüllt werden, und mit mir geschehen, was Gott beschließen wird.«
Am nämlichen Abende verkündete Karl VII. seinem Rate ganz freudig, dass die Jungfrau bei ihm bleibe.
Johanna, die nun entschlossen war, sich von Neuem in diese kriegerische und politische Existenz zu fügen, die sie verlassen wollte, und mit großem Kummer jenen Platz sah, den in seiner Eigenschaft als dreifacher Pair des Königreiches, für Flandern, Artois und Burgund, des Herzog Philipp bei der Salbung des Königs leer gelassen hatte, ließ am nämlichen Abende den Bruder Paquerel kommen, der ihr als Sekretär diente, und diktierte ihm für den edlen Herzog den folgenden Brief, den sie mit ihrem Kreuze zeichnete.
Nachdem dieser Brief geschrieben war, blieb Johanna noch vier Tage in Rheims; während dieser vier Tage malte ein Schottländer ihr Porträt. Sie war ganz gewappnet vorgestellt, auf einem Knie kniend, und dem Könige einen Brief überreichend. dies ist, nach Johanna's eigener Erklärung, das einzige Bild, welches jemals von ihr gemacht wurde.
»Jesus Maria
»Hoher und gefürchtet« Prinz, Herzog von Burgund, Johanna die Jungfrau ersucht Euch im Namen des Gottes des Himmels, meines gerechten obersten Herrn, dass der König von Frankreich und Ihr guten, festen Frieden schließt, der lange währe. Verzeiht einander herzlich gerne, vollständig, wie loyale Christen es tun sollen, und wenn Ihr Krieg führen wollt, so zieht gegen die Sarazenen. Prinz von Burgund, ich ersuche, bitte und stehe zu Euch, so demütig ich bitten kann, dass Ihr nicht mehr Krieg führt gegen das heilige Königreich
Frankreich, und lasset verweilt und in kürzester Zeit Eure Leute sich zurückziehen, die in Plätzen und Festungen des genannten Königreiches sind. Der edle König von Frankreich ist bereit, Frieden mit Euch zu schließen, unbeschadet sein« Ehre. Und ich tue Euch kund im Namen des Königs des Himmels, meines Souverains und gerechten Herrn, zu Eurem Wohle und Eurer Ehre, dass Ihr keine Schlacht gegen die loyalen Franzosen gewinnen werdet, und dass Alle, welche mit genanntem heiligen Königreiche Frankreich Krieg führen, mit dem Könige Jesus Krieg führen, dem König des Himmels und der ganzen Welt. Und ich ersuche und bitte Euch mit gefalteten Händen, dass Ihr keine Schlacht schlagt, und nicht mit uns Krieg führt. Ihr, Eure Leute und Untertanen. Glaubt sicherlich, dass, welche Zahl von Leuten Ihr auch gegen uns führen möget, dieselben nichts dabei gewinnen werden, und es wird großes Mitleiden ob der großen Schlacht und dem Blute entstehen, das von jenen wird vergossen werden, die gegen uns kommen werden. Vor drei Wochen Hab' ich Euch geschrieben, und gute Briefe durch einen Herold gesendet, damit Ihr bei der Salbung des Königs sein möget, die gestern, Sonntag den 17. Tag des gegenwärtigen Monates Juli in der Stadt Rheims geschehen ist. Ich habe keine Antwort darauf erhalten, und keine Nachricht vom Herolde bekommen.
»Gott befohlen, der Euch in seinen Schutz nehme,
wenn es ihm gefällt, und ich bitte Gott um einen guten' Frieden.
»Geschrieben in besagtem Ort Rheims, den 18. Juli.«
Neuntes Kapitel.
Das Schwert der heil. Katharina von Fierbois
Wie der König zu Johanna gesagt hatte, er begab sich von Rheims nach Corbigny, um dort am Grabe des heiligen Marcoul seine Andacht zu verrichten; nach dem Vollzuge dieser letzten Förmlichkeit seiner Salbung, beschloss er, um sich Paris mehr zu nähern, in jene Provinz zu ziehen, die man noch in unsern Tagen Isle-de-France nennt, und welche die Hauptstadt umgibt. Der Moment zu einem solchen Unternehmen war wirklich gut gewählt: der Regent war den Truppen entgegen gegangen, die der Kardinal von Winchester ihm sendete; der Herzog von Burgund, noch immer zögernd zwischen einem Bruch mit England und einer Ausgleichung mit Frankreich, hatte seine Krieger aus der Picardie zurückgezogen; endlich hatten sich die Herzöge von Lothringen und von Vax, und der Seigneur von Commercy, die früher zu den Engländern hielten, aus eigenem Antriebe zum Könige, während seines Triumphzuges nach Rheims, begeben, und ihm von Neuem den Eid der Treue geleistet.
Daher war der König kaum zu Vailly, einer kleinen Stadt vier Meilen von Soissons, angekommen, als er erfuhr, dass Alles nach seinen Wünschen gehe: Château-Thierry, Provins, Coulommiers, Crécy-en-Brie, waren auf die bloße Aufforderung seiner Capitaine wieder französisch geworden. Soissons und Laon, ebenfalls in seinem Namen und durch ihn selbst aufgefordert, folgten bald diesem Beispiel; Soissons vorzüglich rief ihm so freudig, dass er sich sogleich dahin begab, um den Wünschen seiner Einwohner zu entsprechen; von Soissons ging er dann nach Château-Thierry, und endlich von Château-Thierry nach Provins, wo er auf die Nachricht von der Annäherung der Engländer einige Tage verweilte.
Wirklich war am 24. Juli der Herzog von Bedford mit den neuen Truppen zurückgekehrt, welche ihm der Kardinal von Winchester brachte, so dass er aus der Hauptstadt mit ungefähr zwölftausend Streitern gezogen war, und dem Heere entgegen kam; seinerseits passierte er Corbeil und Melun, und hielt zu Montereau an, so dass kaum einige Meilen die beiden Heere trennten.
Zu Provins empfing der König einen Brief vom englischen Regenten. Dieser Brief, der ihm von einem Herold überreicht wurde, welcher den eigenen Namen seines Gebieters trug, enthielt eine Herausforderung. Der Regent schlug dem Könige von Frankreich vor, durch eine einzige Schlacht diesen ganzen langen und blutigen Streit zu entscheiden. Der Brief wurde, wie man begreift, von Karl VII. und der glänzenden Ritterschaft, die ihn umgab, mit großer Freude aufgenommen, so dass der König den englischen Herold, nach festlicher Bewirtung desselben, kommen ließ, ihm neue Geschenke gab, und unter andern die eigene Kette, die er an seinem Halse trug, und zu ihm sagte:
»Geh und sage Deinem Gebieter, dass er wenig Mühe haben werde, mich zu finden, da ich ihn suche, und von Rheims in der einzigen Hoffnung hierher gekommen bin, ihn zu treffen.«
Dann legte der König die Hälfte des Weges zurück, der ihn vom Feinde trennte, und schlug, da er einen allen Kriegern entsprechenden Ort zum Kämpfen gefunden hatte, daselbst sein Lager auf, entschlossen, dort die Engländer zu erwarten. Gleich nach der Wahl dieses Platzes bestrebte sich Jeder tätig, sich auf's Beste zu verschanzen, und es war wunderbar, wie inmitten aller dieser so tapferen und erfahrenen Capitaine, die Jungfrau sich in ihrer Stellung bewährte, indem sie durch ihre Vorkehrungen so gute Nachschläge gab, dass bisweilen der Herzog von Alencon, Dunois und la Hiré, eine so eben geäußerte Ansicht aufgaben, um sich nach der ihrigen zu fügen. Es zeigte sich jedoch augenscheinlich, dass wenn der Mut des jungen Mädchens sich immer gleich blieb, doch ihre Zuversicht verschwunden war. Wenn man sie fragte, ob man kämpfen müsse, antwortete sie:
»Ohne Zweifel, man muss vorwärts gehen.«
Aber sie sagte nicht mehr:
»Marschiert! Marschiert! der König des Himmels ist mit uns, und wird uns den Sieg verleihen!«
Die Hoffnung war geblieben, aber der Glaube war zum Himmel wieder empor geschwebt.
Der Herzog von Bedford war in seinem gut gelegenen und gut befestigten Lager geblieben, in der Hoffnung, dass ihn der König von Frankreich, vom Zorn hingerissen, zu den ihn sein Brief unfehlbar anreizen musste, darin angreifen würde; aber als er sah, dass Karl sich begnügt hatte, die Hälfte des Weges zurückzulegen, und sich seinerseits anschickte, ihn hinter seinen Verschanzungen zu erwarten, wagte er es nicht, ihm diesen Vorteil zu gewähren, und da er immer noch fürchtete, es möchte während seiner Abwesenheit irgend eine Revolution in der Hauptstadt ausbrechen, schlug er wieder den Weg nach Paris ein, bei welcher Stadt die Franzosen, in Folge ihrer Stellung, einen Augenblick näher standen, als er.
Da der König nun sein Unternehmen gegen die Hauptstadt durch die hastige Rückkehr des Herzogs von Bedford und durch die mitgebrachte Truppenverstärkung vereitelt sah, versammelte er seinen Kriegsrat. Die Mehrzahl war der Meinung, so groß war noch die Furcht vor den Engländern, und so großes Erstaunen verursachten die neuen günstigen Erfolge, ohne noch das Vertrauen herbeigeführt zu haben, dass man sich an die Loire zurückziehen solle. Man hatte, wie gewöhnlich, Johanna um Rat gefragt, und diese sich zu antworten begnügt, sie glaube, dass man auf Paris marschieren müsse, denn sie wisse, dass ohne Zweifel der König dort einziehen würde; aber sie konnte nicht sagen … wann; und da sie seit dem Tage der Salbung nichts mehr auf sich nahm, besaß sie keinen Einfluss mehr, um eine der gefassten Meinung gegenteilige durchzusetzen.
Man sendete also Streifreiter durch das Land, um die Umgegenden auszuspähen, und zu erfahren, auf welchem Wege der König wieder nach Gien kommen würde. Einige von diesen Streifreitern kehrten am folgenden Tage von ihrem Ausflüge zurück, und sagten, dass sie eine kleine Stadt, Namens Bray an der Seine, trafen, die eine schöne Brücke habe, über die der König und das ganze Heer sich zurückziehen könnten, und dass die Einwohner dieser Stadt dem Könige Gehorsam und Durchzug verhießen.
Das Heer, ganz siegreich, setzte sich sohin in Bewegung, um zum Rückzuge zu trommeln, als man, im Angesicht der Stadt ankommend, erfuhr, dass in der vorigen Nacht eine starke Abteilung Engländer sich ihrer bemächtigt habe. Einige auf Kundschaft entsendete Reisige, um sich über die Tatsache Gewissheit zu verschaffen, wurden teils gefangen, teils ausgeplündert.
Der Durchzug war also hintertrieben und verhindert, und zwar zu so gelegener Zeit, dass, in einem Momente, da Gott so sichtbar für Frankreich sich erklärt hatte, dieses Hindernis, welches zu jeder andern Zeit für einen Unfall wäre gehalten worden, ganz im Gegenteil als eine wunderbare Gunst betrachtet wurde. Die Herzöge von Alencon, von Bourbon und von Bar, die Grafen von Vendôme und von Laval, Dunois und la Hiré, kurz alle Kriegsanführer, die sich für de n Marsch auf Paris erklärt hatten, waren sehr erfreut, und gewannen, durch das Ereignis unterstützt, den Einfluss wieder, den sie durch Johannas Unschlüssigkeit einen Augenblick verloren hatten, so, dass man sogleich einen Entschluss, demjenigen entgegengesetzt, den man vollzog, fasste, und am nämlichen Tage wieder den Weg nach Châtcau einschlug, von da nach Crespy-en-Valois kam, von wo man nach Dammartin zog, und ein wenig hinter diesem Orte mitten auf den Feldern lagerte.
Man war nur zehn Meilen von Paris, und fortwährend gelang Alles dem Könige Karl VII., überall, wo er erschien, kam ihm das arme Volk der Gegend mit dem Rufe entgegen: Heil! und Te Deum laudamus singend. Eine so allgemeine Begeisterung verlieh bisweilen der Johanna ihre frühere Kraft wieder, aber diese Kraft war niemals ohne eine gewisse Melancholie, welche anzeigte, dass der Herr nicht mehr da war, sie zu stützen.
»Im Namen Gottes,« sagte sie zu Dunois und dem Kanzler, die fast immer neben ihr ritten, »das ist ein gutes, sehr loyales und andächtiges Volk, und wenn ich sterben muß, möchte ich wohl in diesem Lande sterben.«
Dann fragte Dunois sie:
»Johanna, wisst Ihr, wann Ihr sterben müsst, und an welchem Orte?«
»Nein,« antwortete Johanna, »ich weiß es nicht, und dies ist der Wille des Herrn; aber so viel weiß ich, dass der Moment meines Todes nicht entfernt sein kann, denn ich habe vollzogen, was der Herr mir befohlen hat, nämlich: die Belagerung von Orleans aufzuheben, und den edlen König salben zu lassen. Nun aber wünschte ich,« fügte sie bei, traurig den Kopf schüttelnd, »dass er mich zu meinem Vater und zu meiner Mutter möchte zurückführen lassen, damit ich wieder ihre Schafe hüten könnte, wie ich es zu tun gewohnt war.«
Und jene, welche Johanna solche Worte sprechen hörten, waren mehr als jemals überzeugt, dass sie von Gott kam, und, wie sie selbst sagte, bald zu Gott zurückkehren würde.
Aber diese neue Bewegung war fast sogleich zur Kunde des Herzogs von Bedford gekommen, und er von Paris mit allen Truppen aufgebrochen, die er zusammenraffen konnte, um uns entgegen zu ziehen. Während Karl vorwärts von Dammartin lagerte, erfuhr er also, dass der Herzog von Bedford so eben zu Nitry angekommen sei, und hinter dem Berge lagere, auf welchem die Stadt liegt, die sie trennte.
Nun marschierte der König sogleich hervor, und stellte sich in Schlachtordnung, während man Streifreiter wählte, die, unter dem Befehle von la Hiré, den Feind auskundschaften sollten. la Hiré vollzog diesen Auftrag mit der ihm eigentümlichen Kühnheit; er war bis auf Pfeilschussweite zur englischen Armee vorgedrungen, hatte Alles erforscht, und kehrte mit der Überzeugung zurück, dass der König einen großen Fehler beginge, den Feind in der Stellung anzugreifen, worin er sich befand. Der König hielt sich also an diesen Rat, und wartete, bis der Feind sein Lager verließe; aber er wartete vergebens, und am folgenden Tage meldete man, dass der Herzog Bedford nach Paris zurückgekehrt sei, wo, wie man versicherte, so eben eine Verstärkung von viertausend Mann bei ihm eingetroffen wäre.
Der König zog unverweilt nach Crespy-en-Valois, verweilte in dieser Stadt von guter Verteidigung, und ließ Compiégne auffordern, sich zu ergeben. Die Aufforderung hatte, wie in den andern Städten, ihren vollen Erfolg: die Bürger ließen Karl antworten, dass sie ihn mit großer Ungeduld erwarteten, und mit großer Freude empfangen würden; als dies jene von Beauvais sahen, machten sie es noch besser; denn kaum sahen sie die Herolde mit den Lilien, als sie zu rufen begannen: »Es lebe Karl! Es lebe der König von Frankreich!« ihren Bischof und Herrn, Namens Peter Cauchon, einen wütenden Anhänger der Engländer, fortschickten, obgleich er ein geborener Franzose war, und ihm ihre Tore, ohne auch nur die Aufforderung dazu zu erwarten, öffneten.
, Nun war noch Senlis übrig, das unter der Bootmäßigkeit der Engländer geblieben war, und Karl VII. in dem Falle nicht hinter sich lassen wollte, als er von Neuem nach der Hauptstadt zöge. Er rückte also bis zu einem Dorfe vor, Namens Baron, zwei Meilen von jener Stadt entfernt, die er am folgenden Tage zu stürmen gedachte, als er, dort angekommen, erfuhr, dass der Herzog von Bedford so eben mit den viertausend Mann, von denen man bereits sprechen hörte, von Paris aufgebrochen sei.
Wie man aber späterhin erfuhr, waren diese vom Bischof von Winchester herbeigeführten viertausend Mann, mit dem Gelde des Papstes auf die Beine gebracht worden, um gegen die Böhmen zu marschieren, und durch einen seltsamen Missbrauch der Auctorität gegen die Katholiken verwendet. dies bewies übrigens den Grad, von Schwäche, auf den die Engländer herangekommen waren, die, um sich mit einem so schwachen Truppe zu, verstärken, so weit gingen, mit den heiligen Sachen ihr Spiel zu treiben.
Allein, ob Böhmen oder Franzosen zu bekämpfen bestimmt, sie kamen deshalb nicht minder, so, dass der König befahl, die Herren Ambrosius von Loré und Yaintrailles sollten zu Pferd steigen, und auf Kundschaft ausziehen, um sich Gewissheit über ihre Zahl und Absieht zu verschaffen. Die beiden bezeichneten Ritter gesellten sich sogleich, nahmen nur zwanzig von ihren Leuten mit, die sie unter den Bestberittenen wählten, und ritten von dannen, bis sie auf den Weg nach Senlis kamen, und dort angelangt, gewahrten sie eine große Staubwolke, welche zum Himmel emporzuwirbeln. schien.
Sogleich entsendeten sie einen Streifreiter an den König, um ihm zu melden, was sie sahen, und dass sie glaubten, es sei das Heer des Herzogs von Bedford, mit der Versicherung, ihm, nach Erlangung einiger Gewissheit, einen zweiten Voten zu senden, jedoch anratend, jedenfalls auf seiner Hut zu sein. Wirklich rückten sie noch vor, und zwar so nahe und so kühn, dass sie das ganze, rechts auf Senlis marschierende englische Heer erkannten.
Hierauf schickten sie, ihrer Zusage gemäß, auf der Stelle einen zweiten Reiter, und der König, in Kenntnis gesetzt, verließ sogleich Baron, wo er zu eng eingeschlossen war, und stellte sich auf den Feldern in Schlachtordnung, indem er sein Heer zwischen den Fluß, der zu Baron vorüberzieht, und zwischen den Thurm von Montépiolly postierte. Der Herzog von Bedford kam gegen zwei Uhr zu Senlis an, und begann über den kleinen Fluß zu setzen, an dessen Ufern das französische Heer aufgestellt war.
Sogleich setzten Ambrosius von Lord und Yaintrailles, die bisher neben dem Feinde geritten waren, ihre Pferde in Galopp, und sprengten zum Könige zurück, um ihn aufzufordern, die Engländer gerade in dem Momente anzugreifen, da sie mit ihrem Übergange über den Fluß beschäftigt wären. Der Rat dünkte Karl gut, und er befahl unverweilt, gegen sie zu marschieren. Aber wie schnell auch der König verfuhr, der Regent betätigte eine noch größere Eile, so dass die Vorhut der französischen Armee bei ihrer Ankunft den Übergang bewerkstelligt, und das Heer in Schlachtordnung fand.
Da es beinahe Nacht war, lagerte Jeder, wo er war, die Engländer am Ufer der Nonnette, und die Franzosen zu Montépiolly. Am nämlichen Abende gab es zwischen den Streifreitern der beiden Parteien einige Scharmützel, aber ohne dass sie für den einen oder den andern Teil irgend ein wichtiges Resultat herbeiführten.
Mit der Morgendämmerung des folgenden Tages stellte der König sein Heer in Schlachtordnung; die Vorhut wurde von dem Herzog von Alencon und dem Grafen von Vendôme befehligt; die Hauptarmee stand unter dem Befehle der Herzöge von Bar und von Lothringen, ein drittes, den Flügel des Heeres bildendes Corps, befehligten die Marschälle von Brousac und von Retz; der Herr von Graville und ein Ritter aus Limoges, Namens Johann Foucault, führten die Bogenschützen an, endlich eine Nachhut, bestimmt, scharmützelnd überall hin sich zu werfen, wo man ihrer bedürfen könnte, war von dem Bastarde von Orleans, dem Seigneur von Albret, Johanna der Jungfrau, und la Hiré befehligt; der König blieb seitwärts, ohne ein Kommando, und hatte als Leibwache den Herzog von Bourbon, den Seigneur de la Trémoille, und eine beträchtliche Zahl tapferer Ritter.
Der König fühlte so große Lust, anzugreifen, dass er zuerst außerhalb der Schlachtlinien vorrückend, mit dem Grafen von Clermont und dem Herrn de la Trémoille an der Front der französischen Armee vorüber und zurück zog, um zu sehen, auf welcher Seite der Feind am verwundbarsten wäre; aber die den Engländern eigentümliche Kenntnis, hatte ihnen auch bei dieser Gelegenheit nicht gefehlt, und der Herzog von Bedford eine fast unbezwingbare Stellung bei der von Philipp August nach der Schlacht von Bouvincs gestifteten Abtei de la Victoire gewählt; er hatte seine Flanken durch Hecken und Gräben gedeckt; der Fluss und ein großer Teich schützten ihn von rückwärts; endlich waren an seiner ganzen Front an beiden Enden gespitzte Pfähle eingerahmt, so dicht geschlossenen, wie ein Pfahlwerk, und hinter diesen Pfählen standen jene schrecklichen englischen Bogenschützen, die, auf die zwölf Pfeile weisend, welche in ihren Köchern stacken, sich brüsteten, dass Jeder von ihnen den Tod von zwölf Menschen an der Seite trage.
Zu einer andern Zeit, damals, da Johanna unter göttlicher Eingebung stand, in den Tagen von Orleans, Jargau und Patay, hätte die Jungfrau nur ihre Standarte entfalten, und vorrücken dürfen, und Jeder wäre ihr gefolgt, ohne am Siege im mindesten zu zweifeln: aber indem das Zutrauen sie verließ, hatte es auch das Heer verlassen, dessen Seele sie war, so zwar, dass die im Rate versammelten Kriegsanführer entschieden, dass die Stellung allzu fest sei, um angegriffen zu werden, und dass der König an einem einzigen Tage zu verlieren riskieren würde, was er mit so großer Mühe wieder eroberte.
Man ließ also den Engländern die Schlacht anbieten, wenn sie herausgehen wollten; aber ihrerseits waren die Engländer nicht mehr die Männer von Crévent, Verneuil und Rouvray; sie antworteten, dass sie bereit seien, zu kämpfen, aber in ihrem Lager, und folglich den Angriff darin erwarten würden, so dass, wie am vorigen Tage, nur einige Scharmützel zwischen den Tapfersten der beiden Heere stattfanden.
Nach Anbruch der Nacht zogen sich die Engländer in ihren Park zurück, und die Franzosen begaben sich wieder in ihre Schlachtreihen; dann verfloss die Nacht unsererseits in der Erwartung eines entscheidenden Treffens für den folgenden Tag; denn man hatte durch einen Gefangenen erfahren, dass die Herren von Croy, von Créqui, von Betune, von Fosseuse, von Lannoy, von Lalaing, und der Bastard von Saint-Paul, burgundische Seigneurs, die zur Partei des Herzogs Philipp hielten, und in der englischen Armee dienten, von dem Herzog von Bedford zu Rittern waren geschlagen worden, was selten anders als bei Gelegenheit einer großen Schlacht geschah; Jeder bereitete sich also auf's Beste vor; aber mit Tagesanbruch bemerkte man, dass die Engländer während der Nacht ihr Lager verlassen, und wieder den Weg nach der Hauptstadt eingeschlagen hatten.
In der Tat hatte der Herzog von Bedford traurige Nachrichten erhalten; der Connetabel, welchen der König nicht in seiner Gegenwart dulden wollte, handelte auf eigene Faust, war in die Provinz Maine eingefallen, und hatte Ramefort, Maleione und Gallerande genommen. Es hieß zudem, dass er auf Evreur marschiere. Nicht mehr bedrohten also die Engländer Poitou, Saintonge und Auvergne, im Gegentheile, die Engländer wurden selbst im Herzen der Normandie bedroht. Die Rückkehr des Herzogs von Bedford nach Paris war nicht unzeitig, denn in die Hauptstadt einziehend, erfuhr er die Übergabe von fünf neuen Städten; diese waren: Aumale, und Torey bei Dieppe, Estrapagny in der Nähe von Gisors, und Bon-Moulin und Saint-Celerin nahe bei Alencon. Ferner hatte der Herzog von Burgund, vom Briefe der Jungfrau ergriffen, eingewilligt, Gesandte zu Arras zu empfangen, und in den ersten Tagen des August geschahen die ersten Besprechungen. Der Herzog von Bedford durfte also keine Zeit verlieren, wenn er allen Gefahren, die ihn bedrohten, zugleich die Stirne bieten wollte; daher ließ er zweitausend fünfhundert Mann in Paris, verteilte den Rest in der Normandie, und eilte nach Rouen, um dort seine Stände zu versammeln.
Da der König sah, dass der Feind ihm auch diesmal wieder entschlüpfte, und des Beweggrundes unkundig, der ihn nach Paris führte, ging er, anstatt den Herzog von Bedford zu verfolgen, was ihn in eine große Verlegenheit gesetzt hätte, von Montépiolly nach Crespy, und brach, ohne sich dort aufzuhalten, nach Compiégne auf, wo er von den Bürgern mit großer Begeisterung empfangen wurde. Der König gab ihnen zum Gouverneur und Capitain einen Edelmann aus der Picardie, Namens Wilhelm von Flavy, und nachdem er erfuhr, dass jene von Senlis, von dem Herzog von Bedford sich verlassen wähnend, sich ihm so eben unterworfen hätten, zog er in diese Stadt, wo er am Abende des nämlichen Tages eintraf, an welchem er von Compiégne abging.
Dennoch war während der wenigen Tage, die der König zu Compiégne verlebte, ein großes Ereignis geschehen. Als Antwort auf die Eröffnungen von Arras, hatte der Herzog von Burgund Gesandte nach Compiegne gesendet: diese Gesandten waren Johann von Luxemburg, der Bischof von Arras, die Herren von Brimeux und von Charny, und auf einem ersten Austausch der Bedingungen ein Waffenstillstand geschlossen worden. Eine von den Bedingungen dieses Waffenstillstandes war: die Zulassung der Engländer zur Unterhandlung; der König gab unter der Bedingung seine Einwilligung dazu, dass die seit fünfzehn Jahren in England gefangenen Prinzen, gegen Lösegeld ihre Freiheit erhalten sollten. Dieser Waffenstillstand, den der König ebenfalls Johanna verdankte, und der, wie man hoffte, der Vorläufer eines Friedens sein sollte, war jedoch nur ein teilweiser; er galt für alle Gegenden des rechten Ufers der Seine, von Nogent bis Honfleur; Paris und die Städte dienten zum Übergange über den ausgenommenen Fluß; der König hatte das Recht, sie anzugreifen, und der Herzog behielt sich vor, sie zu verteidigen.
Aber während man alle diese Bedingungen zu Compiégne verhandelte, war la Hiré, der mit der Politik nichts zu tun hatte, und den jede Ruhe langweilte, mit einigen verwegenen Geführten fortgezogen, um Kriegsabenteuer aufzusuchen, und mit den Seinigen so scharf geritten, dass er eines Morgens im Angesicht der Festung Câteau-Gaillard, sieben Meilen von Rouen, sich befand. Da kaum der Tag dämmerte, und der Kommandant, Namens Kingston, durchaus keinen Angriff fürchtete, indem er die Franzosen bei zwanzig Meilen weit entfernt wusste, fand la Hiré Zeit, sich eines der Tore zu bemächtigen, bevor die Engländer Widerstand leisteten; er benutzte diesen ersten Vorteil. um den Gouverneur auffordern zu lassen, sich zu ergeben.
Da dieser sich unvermutet überfallen sah, und die Zahl derjenigen nicht wusste, mit denen er zu tun hatte, verlangte er Schonung des Lebens, mit großer Besorgnis, sie nicht zu erhalten. la Hiré bewilligte sie ihm, und zu seinem großen Erstaunen sah er dann die Sieger einziehen; die englische Besatzung war an der Zahl um's Doppelte stärker, als jene, an die sie sich ergab. Kingston hielt deshalb nicht weniger sein Wort; er übergab das Schloss mit Allem, was darin war, wie die Bedingung hierwegen lautete, und zog ab. la Hiré übernahm sogleich den Posten desselben an Ort und Stelle.
Während er eben bei dem Frühstücke saß, meldete man ihm, dass man in einem unterm Saale so eben einen französischen Gefangenen, in einem eisernen Käfige eingeschlossen, getroffen habe; la Hiré ging sogleich hinunter, und erkannte den Gefangenen nicht mehr, so sehr verändert war er, aber der Gefangene erkannte ihn wieder. Es war der edle und tapfere Herr von Barbazan, der seit neun Jahren, da er zu Melun gefangen wurde, eingesperrt war, und in diesem Käfig lebte dessen Tür man sogar aus Besorgnis; vernietet hatte, es möchte dem Gefangenen gelingen, sie zu öffnen.
la Hiré ließ auf der Stelle die Stangen zerbrechen. Aber obgleich der alte Ritter diesen unverhofften Ausgang offen vor sich sah, schüttelte er doch den Kopf, und setzte sich in eine Ecke, mit der Erklärung, dass er dem Gouverneur versprochen habe, sein loyaler Gefangener zu sein, und, so lange er nicht seines Wortes entbunden wäre, nichts auf der Welt ihn bewegen könne, seinen Käfig zu verlassen. Vergebens versicherte ihm la Hiré bei seiner Ehre, dass Kingston das Schloss mit Allem übergeben habe, was darin sei, und dass er sich folglich ganz natürlich in der Kapitulation begriffen befinde. Barbazan erwiderte, dies könnte wohl sein, er würde aber dennoch bleiben, wo er sei, bis er seines Wortes entbunden wäre. la Hiré musste Kingston nacheilen lassen, welcher zurückkehrte, um Barbazan zu befreien, der wirklich erst aus seinem Käfige herausging, nachdem sein Gefängniswärter ihm sein Wort zurückgegeben hatte.
la Hiré ließ Besatzung zu Câteau-Gaillard, und kehrte zum Könige mit dem alten Ritter zurück, der sich beeilt hatte, seine Waffen wieder zu ergreifen, und vor Sehnsucht brannte, sich ihrer zu bedienen; Beide trafen ihn zu Senlis, und er war, so wie Alle in seiner Umgebung, sehr erfreut, den tapferen Herrn von Barbazan wieder zu sehen, von dem seit so langer Zeit Niemand hatte sprechen hören, dass ihn Jeder für tot hielt.
Der König hatte so eben zu gleicher Zeit den Abzug des Herzogs von Bedford nach Rouen vernommen, und er war entschlossen, eine Bewegung auf Paris zu machen, um seine Abwesenheit zu benutzen; die Verstärkung mit den beiden tapferen Rittern, die zu ihm stießen, bekräftigten ihn noch in seinem Entschluss, und nach Empfang der Meldung, dass seine Vorhut bis Saint-Denis vorgedrungen, und dort ohne Widerstand eingezogen sei, machte er sich ebenfalls auf den Weg, und kam in dieser alten Leichenstätte des Königtums am folgenden 29. August an. Kaum war er dort, als alle umliegenden Städte sich unterwarfen: Greil, Chantilly, Gurnay-sur-Aronde, Luzarches, Choisy, Lagny, begaben sich unter seine Herrschaft; endlich leisteten auch die Seigneurs von Montmorency und Mouy den Eid.
Alles ging demnach vortrefflich; daher begab sich die Jungfrau, zu Saint-Denis angekommen, wieder zum Könige, warf sich ihm zum Füßen, und bat ihn inständig, da ihres Beistandes nicht mehr bedürfe, sie abreisen zu lassen, indem sie, heftig weinend, zu ihm sagte, dass sie wohl fühle, sie könnte ihm nicht mehr nützlich sein, auch hätten ihre Stimmen ihr gesagt, dass ihr, wenn sie noch bei dem Heere bleibe, nur mehr Unglück widerfahren würde.