Kitabı oku: «La San Felice Band 11», sayfa 4
Ach, leider war es sein letzter Festtag! Der nächstfolgende Tag war der des Abmarsches der Armee, und man begann in die Tage der Trauer einzutreten.
Noch in den letzten Stunden des großen Freudentages ereignete sich ein beklagenswerther Vorfall.
Gegen fünf Uhr Abends erfuhr man, daß der Herzog von Rocca-Romana, welcher ermächtigt worden, ein Cavallerieregiment zu errichten, nachdem er dasselbe errichtet, damit zu den Insurgenten übergegangen war.
Eine Stunde später erschien auf demselben Schloßplatz, wo man soeben die Gefangenen in Freiheit gesetzt und wo diese noch auf das Gedeihen der Republik tranken, sein Bruder Nicolino Caracciolo mit gesenktem Haupt, erröthender Stirn und zitternder Stimme.
Er kam, um dem neapolitanischen Directorium zu erklären, das Verbrechen seines Bruders sei in seinen eigenen Augen so groß, daß es nach seiner Ansicht, wie in den Tagen des Alterthums, durch einen Unschuldigen gebüßt werden müsse. Demzufolge kam er, um zu fragen, in welches Gefängniß er sich begeben solle, um darin das Urtheil zu erwarten, welches ein Kriegsgericht über ihn fällen würde und welches allein die Schmach abwaschen könnte, welche der Verrath seines Bruders auf seine Familie würfe. Sollte dagegen die Republik ihm ihre Achtung bewahren, so würde er ihr beweisen, daß er ihr Sohn und nicht Rocca Romana’s Bruder sei, indem er ein Regiment errichtete, mit welchem er sich verbindlich machte, gegen seinen Bruder zu Felde zu ziehen.
Das Anerbieten des jungen Patrioten ward mit einstimmigem Beifall aufgenommen. Man gewährte ihm begeistert die Erlaubniß, welche er verlangte. Hierauf erklärte das Directorium einmüthig, das Verbrechen seines Bruders sei ein persönliches, welches durchaus nicht den Mitgliedern seiner Familie zur Unehre gereichen könne.
Und in der That errichtete Nicolino Caracciolo aus eigenen Mitteln ein Husarenregiment, mit welchem er als wackerer, loyaler Patriot sich an den letzten Kämpfen der Republik betheiligen konnte.
Fünftes Capitel.
Die Seeleute
Der Name Nirolino Caracciolo, den wir soeben genannt, erinnert uns, daß es Zeit ist, zu einer der von uns ziemlich lange vergessenen Hauptpersonen unserer Geschichte, nämlich zu dem Admiral Francesco Caracciolo, zurückzukehren.
Indeß vergessen haben wir nicht und es ist nicht richtig von uns, wenn wir uns dieses Ausdruckes bedienen. Keine der an den Ereignissen dieser langen Erzählung theilnehmenden Personen wird von uns jemals vollständig vergessen. Unser Auge kann nur, eben sowie das des Lesers, blos einen gewissen Horizont umfassen, und in diesem Horizont, in welchem nur eine gewisse Anzahl von Personen auf einmal Platz finden kann, müssen die einen nothwendig und wenigstens für den Augenblick, die andern bis zu dem Augenblick hinaus drängen, wo, wenn der weitere Gang der Ereignisse die letzteren ihrerseits zurückführt, sie wieder ans Licht treten und durch den Schatten, den sie werfen, diejenigen wiederkehren lassen, welchen sie in den Halbschatten oder in das Dunkel nachfolgen.
Der Admiral Francesco Caracciolo wäre gern in diesem Dunkel oder Halbschatten geblieben, dies aber war für einen Mann von dieser Bedeutung unmöglich.
Zur See blockiert, während gleichzeitig die Reaction zu Lande immer näher heranrückte, hatte Neapel, welches unter seinen Augen und unter den Augen seines Königs durch Nelson jene Marine hatte zerstören sehen, die ihm so ungeheure Summen gekostet, daran gedacht, wieder, wenn auch nicht eine so prachtvolle Flotte wie die, welche es verloren, wenigstens aber einige Kanonenboote zu organisieren, womit es die Geschütze seiner Forts unterstützen und sich der Landung des Feindes widersetzen könnte.
Der einzige Officier der neapolitanischen Marine, welcher ein unbestreitbares und unbestrittenes Verdienst besaß, war Francesco Caracciolo. Sobald als daher die republikanische Regierung beschlossen hatte, Mittel zu einer maritimen Vertheidigung möchten dieselben sein, von welcher Art sie wollten, zu beschaffen, richtete man sein Augenmerk auf ihn, nicht blos um ihn zum Marineminister zu machen, sondern um ihm auch als Admiral das Commando der wenigen Fahrzeuge zu übertragen, welche er als Minister in Thätigkeit setzen konnte.
Caracciolo schwankte ein Augenblick zwischen dem Wohl des Vaterlandes und der persönlichen Gefahr, welscher er trotzte, wenn er Partei für die Republik ergriff. Uebrigens zogen seine persönlichen Ansichten, seine fürstliche Abkunft die Umgebung, in welcher er gelebt, ihn mehr zu den royalistischen Grundsätzen als zu demokratischen Meinungen hin. Manthonnet und seine Collegen drangen jedoch so sehr in ihn, daß er nachgab, während er zugleich gestand, daß er dies nur widerstrebend und gegen seine innerste Ueberzeugung thue.
Man hat jedoch gesehen, daß Caracciolo bei Gelegenheit der Ueberfahrt der königlichen Familie nach Sicilien durch Nelsons Bevorzugung tief verletzt worden war. Die Gegenwart des Herzogs von Calabrien an Bord seines Schiffes war ihm mehr als ein Zufall denn als eine Gunst erschienen, und ein gewisser Wunsch nach Rache, von dem er sich selbst nicht genau Rechenschaft gab und den er mit dem Namen der Vaterlandsliebe maskirte, trieb ihn in seinem innersten Herzen, seine Souveräne die Verachtung, die sie ihm bewiesen, bereuen zu lassen.
Die Folge hiervon war, daß er, sobald er sich einmal entschlossen, der Republik zu dienen, sich dieser Aufgabe nicht blos als Mann von Ehre, sondern auch als Mann von Genie widmete.
So gut er konnte und mit wunderbarer Schnelligkeit rüstete er ein Dutzend Kanonenboote aus, welche in Verbindung mit denen, welche er noch bauen ließ, und mit drei Schiffen, welche der Commandant des Hafens von Castellamare von dem Verbrennen gerettet, eine kleine Flottille von etwa dreißig Fahrzeugen ausmachten.
So weit war der Admiral und wartete nur nach aus eine Gelegenheit, um auf vortheilhafte Weise mit den Engländern handgemein zu werden, als er eines Morgens bemerkte, daß anstatt der zwölf oder fünfzehn englischen Schiffe, welche noch am Abend vorher die Bai von Neapel blockiert hielten, nur noch drei oder vier da waren, die anderen waren während der Nacht verschwunden.
Thun wir jetzt einen Sprung nach Palermo und sehen wir, was dort seit Absendung der königlichen Fahne geschehen ist.
Man erinnert sich, daß der Commodore Truebridge aus Rücksicht auf das Bedürfniß, welches das Volk empfand, zehn oder zwölf Republikaner hängen zu sehen, den König ersucht hatte, mit dem rückkehrenden Schiff »Perseus« einen Richter zu schicken und daß, nachdem der König dem Präsidenten Cardillo befohlen, diesen Richter vorzuschlagen, der Präsident den Hofrath Speciale als einen Mann bezeichnet hatte, auf den man sich verlassen könne.
Speciale war vor seiner Abreise von dem König und der Königin in besonderer Audienz empfangen worden. Beide hatten ihm ihre Instructionen ertheilt und er war, wie Truebridge gewünscht, mit dem rückgehenden »Perseus« in Ischia angelangt.
Das Erste, was er that, war, daß er einen armen Teufel von Schneider zum Tode verurtheilte, dessen ganzes Verbrechen darin bestand, daß er den neuen Municipalbeamten republikanische Uniformen geliefert hatte.
Uebrigens wollen wir, um unseren Lesern einen Begriff von dem zu geben, was dieser Speciale war, Trubridge sprechen lassen, der, wie man weiß, den Republikanern durchaus nicht günstig gestimmt war.
Es folgen hier zu diesem Zwecke einige Briefe des Commodore Truebridge, welche wir nach dem Original übersetzen.
Eben so wie die, welche wir bereits gelesen, sind sie an den Admiral Nelson gerichtet.
»An Bord des »Colloden,« in Sicht von Procida, am 13. April 1799.
»Der Richter ist angekommen. Ich muß sagen, daß er mir die giftigste Creatur zu sein scheint, welche man sehen kann. Er sieht aus, als hätte er gerader den Verstand verloren. Er sagt, es seien ihm gegen sechzig Familien denuncirt (von wem?), und er bedürfe, durchaus eines Erzbischofs, um den Priestern die Weihe zu nehmen, weil er sie sonst nicht hinrichten lassen kann. Ich habe zu ihm gesagt: »Hängen Sie sie nur, und wenn sie durch den Strick noch nicht genug entweiht sind, so werden wir später sehen.«
»Truebridge.«
Es verlangt dies eine Erklärung. Wir werden dieselbe geben, wie furchtbar sie auch sei und welche Erinnerung sie auch erwecken mag.
In Italien – ich weiß nicht, ob es in Frankreich auch der Fall ist und ob Berger, ehe er hingerichtet ward, seiner priesterlichen Würde enthoben worden war – in Italien, sage ich, ist die Person des Priesters heilig und der Henker kann ihn, welches Verbrechen er auch begangen haben möge, nicht anrühren, so lange er nicht durch einen Bischof degradiert worden.
Nun hatte, wie man sich erinnern wird, Truebridge, wie er selbst sagt, seine ganze Meute Spione und Sbirren, sechzig Schweizer und dreihundert treue Unterthanen gegen einen armen Priester Namens Albavena losgelassen. Er setzte hinzu: »Ehe noch der Tag zu Ende ist, hoffe ich ihn todt oder lebendig zu haben.«
Diese Hoffnung war vollständig gekrönt worden, denn er hatte Albavena lebendig in seine Hände bekommen.
Von nun an hatte er geglaubt, die Sache werde sich ganz allein machen und er brauche den Priester nur den Händen des Henkers zu überantworten, der ihn ohne weiteres aufknüpfen würde.
Die Hälfte des Weges nach dem Galgen ward auch ganz so, wie Truebridge vorausgesehen, zurückgelegt; in dem Augenblicke aber, wo der Mann gehängt werden sollte, fand sich, daß der Strick einen Knoten hatte.
Der Henker, der in seiner Eigenschaft als katholischer Christ wußte, was Truebridge, dem Protestanten, unbekannt war, erklärte, er könne einen Priester nicht eher hängen, als bis diesem die priesterliche Würde abgenommen sei.
Während diese kleine Diskussion stattfand, schrieb Truebridge, der noch nichts davon wußte, den zweiten Brief vom 18. April an Nelson:
»Lieber Freund!
»Vorgestern kam der Richter zu mir, und erbot sich, alle nothwendigen Urtheile zu sprechen, nur gab er mir dabei zu verstehen, daß diese Art der Procedur vielleicht nicht ganz in der Ordnung sei. Nach dem, was er mir gesagt, habe ich verstanden, daß seine Instructionen ihm zur Pflicht machen, so summarisch als möglich und unter meiner Leitung zu verfahren.
»Ich habe ihm gesagt, daß, was diesen letzten Punkt betrifft, er sich irre, da es sich ja um italienische und nicht um englische Unterthanen handle. [Man wird sehen, daß Nelson, als es sich um Caracciolo’s Verurtheilung handelte, sich an dieses Bedenken nicht kehrte.]
»Uebrigens ist die Art und Weise, wie er verfährt, sehr seltsam. Beinahe alle Angeklagten sind abwesend, so daß die Procedur, wie leicht zu begreifen, ohne Mühe beendet ist. Das Klarste bei der ganzen Sache ist mir das, mein lieber Lord, daß man das ganze Odium am liebsten Ihnen aufbürden möchte. Dies ist aber nicht meine Meinung, und wenn der Herr Richter keinen geraderen Weg einschlägt, so werde ich ihn zurechtweisen.
»Truebridge.«
Man sieht, daß der würdige Engländer, welcher sich damit begnügt hatte, den Kopf des Commissärs Ferdinand Ruggi mit den Worten: »Das ist ein niedlicher Schlafgenoß! Schade, daß ich mich wieder von ihm trennen muß!« zu begrüßen, schon anfing sich gegen Speciale aufzulehnen.
Die Angelegenheit wegen der Degradation des Priesters erzürnte ihn, wie man sogleich sehen wird.
Am 7. Mai schrieb Truebridge an Nelson:
»Mylord, ich habe eine lange Unterredung mit unserem Richter gehabt. Er sagte mir, er werde mit allen seinen Geschäften nächste Woche fertig werden und es sei nicht die Gewohnheit seiner Collegen und folglich auch nicht die seinige, sich zu entfernen, ohne verurtheilt zu haben. Er fügte hinzu, er werde sobald er die Verurtheilung ausgesprochen, sofort an Bord eines Kriegsschiffes gehen. Auch sagt er, – und er besteht darauf, – daß er, da er keinen Bischof habe, um seine Priester degradieren zu lassen, dieselben nach Sicilien schicken werde, wo der König ihnen ihre Würde abnehmen lassen und dann wieder hierher zurückschicken würde, damit sie dann gehängt werden könnten, und wissen Sie, worauf er rechnet, um dieses Geschäft auszuführen? auf ein englisches Schiff. Goddam! Dies ist aber noch nicht Alles. Wie es scheint, verrichtet der Henker aus Mangel an Uebung sein Geschäft sehr schlecht, so daß nicht blos der zu Hängende, sondern auch das Publikum darüber schreit. Was glauben Sie wohl, was er nun von mir verlangt? Einen Henker! Von mir, verstehen Sie wohl? Damit habe ich ihn aber rund und rein abgewiesen. Wenn er weder in Procida noch in Ischia einen Henker findet, so möge man ihm einen von Palermo schicken. Ich weiß schon, wo man hinaus will. Diese Leute sind es, welche tödten, und das Blut soll über uns kommen. Man hat keine Idee von der Art und Weise, wie dieser Mann verfährt und wie er besonders die Zeugen abhört. Die Angeklagten erscheinen fast wie vor dem Richter, um ihr Urtheil sprechen zu hören. Unser Richter findet aber dabei seine Rechnung, denn die meisten der Verurtheilten sind sehr reich.
»Truebridge.«
In der That sollte man meinen, man befände sich nicht mehr in Neapel, ja nicht einmal mehr in Europa, sondern in irgend einer kleinen Bucht von Neucaledonien und wohnte einer Berathung von Menschenfressern bei.
Doch warten wir.
Mit Unrecht hoffte Truebridge, daß Nelson seinen Widerwissen gegen das Verfahren und besonders gegen die Forderungen des Richters Speciale theilen würde. Das englische Schiff, welches die drei unglücklichen Priester führen sollte – denn es war nicht blos ein Priester, es war nicht blos der Pfarrer Albavena, um dessen Degradation es sich handelte, sondern es waren drei Priester – ward ohne Schwierigkeit bewilligt.
Wollt Ihr wissen, liebe Leser, worin diese Ceremonie der Degradation bestand?
Man riß den drei Priestern mit einer Zange die Haut der Tonsur ab und schnitt ihnen mit einem Rasiermesser das Fleisch von den drei Fingern, womit die Priester den Segen ertheilten. Dann nachdem man sie auf diese Weise verstümmelt, führte man sie auf einem englischen Schiffe wieder nach den Inseln zurück, wo sie gehängt wurden und zwar durch einen englischen Henker, welchen Truebridge beauftragt ward zustellen. [So wurde unter Pius dem Neunten durch den Legaten Belletti der Caplan Garibaldi’s, Ugo- Bassi, verstümmelt, ehe er erschossen ward. Mit seiner blutenden Hand segnete er noch seine Mörder, denen sein energischer Segen einen Blutregen ins Gesicht schleuderte.]
Auf diese Weise war Alles im Zuge, wunderschön zu verlaufen, als am 6. Mai, das heißt am Tage vor dem, wo Truebridge an Lord Nelson den Brief schrieb, den wir soeben gelesen, der Admiral Graf von Saint-Vincent, der in dar Meerenge von Gibraltar kreuzte, zu seinem Erstaunen gegen fünf Uhr Nachmittags bei regnerischem, trübem Wetter das französische Geschwader von Brest, welches Lord Keith durch die Finger geschlüpft war, vorüber passieren sah.
Der Graf von Saint-Vincent zählte vierundzwanzig Schiffe.
Er schrieb sofort an Lord Nelson, um ihm diese seltsame Neuigkeit mitzutheilen, hinsichtlich deren kein Zweifel obwalten konnte.
Eines seiner Schiffe, das »Chamäleon,« welches nachdem es mehrere mit Salz beladene Fahrzeuge von Terra Nova, von Lissabon nach Saint-Uval begleitete, wieder zu ihm stoßen wollte, sah sich am 5. Mai Morgens auf einmal mitten in der französischen Flotte. Es wäret sogar ohne Zweifel gefangengenommen worden, wenn nicht ein Lugger seiner dreifarbiger Flagge aufgehißt und Feuer gegeben hätte, denn Capitän Styl, welcher das »Chamäleon« commandierte, hatte auf diese Flotte, welche er für die des Lord Keith hielt, gar nicht geachtet.
Der Admiral Graf von Sain-Vincent konnte wegen des anhaltenden Westwindes in keine Mittheilung mit Lord Keith treten. Dennoch entsendete er ein leichtes Fahrzeug ab, um, wenn es ihm begegnete, den Befehl zum sofortigen Umkehren zu bringen, und er miethte in Gibraltar ein kleines Schiff, um seinen Brief nach Palermo zu befördern.
Seine Meinung war, daß das französische Geschwader direct nach Malta und von dort aller Wahrscheinlichkeit nach weiter nach Alexandrien segeln.
Deshalb expedirte er sofort das »Chamäleon« nach, diesen beiden Punkten und befahl dem Capitän Style, auf seiner Hut zu sein.
Der Graf von Saint-Vincent irrte sich in seinen Muthmaßungen nicht.
Die Flotte, welche das »Chamäleon« vorüberpassiren und welche der Admiral durch den Regen und Nebel hindurch gesehen, war in der That die französische Flotte, commandirt von dem berühmten Brueyx, den man nicht mit Brueys verwechseln darf, welcher bei Abukir von einer Kugel zerrissen ward.
Diese Flotte hatte Befehl, die Wachsamkeit des Lord Keith zu täuschen, Brest zu verlassen, in das mittelländische Meer einzulaufen und nach Toulon zu steuern, wo es die weiteren Befehle des Directoriums erwarten sollte.
Diese Befehle waren von großer Wichtigkeit.
Das Directorium verlangte, erschrocken über die Fortschritte der Oesterreicher und der Rassen in Italien – Fortschritte, in deren Folge, wie wir bereits bemerkt, Macdonald von Neapel abberufen ward – mit der größten Sehnsucht Bonaparte zurück.
Der Brief, welchen der Admiral Brueyx in Toulon empfangen sollte, um ihn dann an den Obergeneral der Armee von Egypten zu befördern, lautete folgendermaßen:
»An den General Bonaparte, Oberkommandant der Armee des Orients.«
»Paris, den 26. Mai 1799.
»Die außerordentlichen Anstrengungen, welche Oesterreich und Rußland entwickelt haben, die ernste und beinahe beunruhigende Wendung, welche der Krieg genommen, verlangen, daß die Republik ihre Streitkräfte concentrire.
»Das Directorium hat deshalb dem Admiral Brueyx Befehl gegeben, alle in seiner Macht stehenden Mittel aufzubieten, um sich zum Herrn des mittelländischen Meeres zu machen, nach Egypten zu segeln, dort die französische Armee an Bord zu nehmen und dieselbe nach Frankreich zurückzubringen.
»Er ist beauftragt, sich mit Ihnen über die Schritte zu verständigen welche hinsichtlich der Einschiffung und des Transports zu thun sind. Sie werden selbst ermessen, Bürger General, ob Sie einen Theil unserer Streitkräfte in Egypten zurücklassen könne, und das Directorium ermächtigt Sie in diesem Falle, das Commando dieser Streitmacht dem Ihrer Lieutenants zu übertragen, welchen Sie für den würdigsten dazu erachten.
»Das Directorium würde Sie mit Vergnügen von Neuem an der Spitze der Armee der Republik sehen, welche Sie bis heute auf so ruhmvolle Weise commandirt haben.
Dieser Brief war von Treilhard, de la Revellière-Lepaux und Boreas unterzeichnet.
Der Admiral Brueyx stand im Begriff , ihn von Toulon abzuholen, als er die Meerenge von Gibraltar passierte, und hier sollte er die letzten Befehle der Regierung empfangen.
Der Graf von Saint-Vincent irrte sich daher nicht, als er dachte und an Lord Nelson schrieb, daß das Ziel der französischen Flotte wahrscheinlich Malta und Alexandrien sei.
Ferdinand aber, der nicht den strategischen Blick des englischen Admirals besaß, verließ sofort sein Schloß in Ficuzza, wo ein Bote ihm die Abschrift des Briefes des Grafen von Samt-Vincent an Lord Nelson überbrachte, und begab sich in aller Eile nach Palermo, denn er bezweifelte nicht, daß Frankreich, vor allen Dingen mit ihm beschäftigt, diese Flotte abgesendet habe, um sich Siciliens zu bemächtigen.
Er rief seinen guten Freund, den Marquis von Circillo, zu sich, und wie groß sein Widerwille gegen das Schreiben auch war, so warf er doch die nachfolgende Proclamation aufs Papier, welche die Unruhe, worein die furchtbare Nachricht ihn versetzt, deutlich verräth.
Wie stets, so copiren wir auch jetzt dieses Document treu nach dem Original. Es ist um so denkwürdiger als es, in Sicilien geschrieben, niemals zur Kenntniß der französischen oder auch selbst der neapolitanischen Geschichtschreiber gekommen ist.
Es lautete :
»Ferdinand von Gottes Gnaden König beider Sicilien und von Jerusalem, Infant von Spanien, Herzog von Parma, Piacenza, Castro, Erbprinz von Toskana 2c. 2c.
»Meine treuen, vielgeliebten Unterthanen! Unsere Feinde, die Feinde der heiligen Religion und mit einem Wort jeder geordneten Regierung, die Franzosen, versuchen von allen Seiten geschlagen, eine letzte Anstrengung.
»Neunzehn Schiffe und einige Fregatten, die letzten Reste ihrer im Todeskampfe liegenden Seemacht, haben den Hafen von Brest verlassen und sind, einen günstigen Wind benutzend, in das mittelländische Meer eingelaufen. Vielleicht versuchen sie die Blockade von Malta aufzuheben, und schmeicheln sich wahrscheinlich ungestraft Egypten angreifen zu können, ehe die furchtbaren und stets siegreichen englischen Geschwader sie erreichen können. Mehr-als dreißig britische Schiffe haben sich aber zu ihrer Verfolgung aufgemacht, abgesehen von dem türkischen und russischen Geschwader, welches in dem adriatischen Meere kreuzt. Alles verheißt, daß die Franzosen auch diesmal die Strafe für dieses eben so verwegene als verzweifelte Unternehmen tragen werden.
»Es könnte aber geschehen, daß sie beim Passiren der Küsten von Sicilien einen vorübergehenden Angriff auf uns versuchten und daß sie durch die Engländer und den Wind genöthigt den Eingang in einen Hafen oder die Rhede irgend einer Insel erzwingen wollten.
»Diese Möglichkeit voraussehend, wende ich mich zu Euch, meine theuren vielgeliebten Unterthanen, meine wackern, frommen Sicilianer! Hier ist eine Gelegenheit, zu zeigen, was Ihr seid. Wachet auf allen Punkten der Küste und bei dem Erscheinen irgend eines feindlichen Fahrzeuges bewaffnet Euch, eilt nach den bedrohten Punkten und verhindert jede Landung, welche dieser grausame Vernichter, dieser unersättliche Feind die Keckheit haben sollte zu versuchen, und thut, wie Ihr zur Zeit der Einfälle der Barbaresken gethan. Bedenkt, daß die Franzosen beutehungriger und folglich hundertmal unmenschlicher und grausamer sind als jene! Die Militärchefs, die Linientruppen und die Milizen mit ihren Anführern werden mit uns zur Vertheidigung unseres Gebiets herbeieilen, und wenn die Feinde zu landen wagen, so werden sie zum zweiten Mal den Muth der braven sicilischen Nation kennen lernen. Zeigt Euch eurer Vorfahren würdig und laßt die Franzosen auf dieser Insel ihr Grab finden.
»Wenn eure Väter zu Gunsten eines anwesenden Königs so tapfer kämpften, mit welchem Muthe und Feuer werdet Ihr kämpfen, um euren König, was sage ich, euren Vater zu vertheidigen, welcher mitten unter Euch und an eurer Spitze der erste Kämpfer sein wird, um eure zärtliche Mutter und Monarchin, seine Familie, welche sich eurer Treue anvertraut hat, unsere heilige Religion, die keine andere Stütze hat als Euch, unsere Altäre, unser Eigenthum eure Väter, eure Mütter, eure Gattinnen, eure Kinder zu vertheidigen.
»Werft einen Blick auf mein unglückliches Königreich des Continents. Sehet, welche Excesse die Franzosen dort begehen, und laßt Euch von heiligem Eifer entflammen, denn die Religion selbst, so abgeneigt sie jedem Blutvergießen ist, befiehlt Euch, zu den Waffen zu greifen und diesen räuberischen, unsaubern Feind zurückzuschlagen, welcher, nicht zufrieden, einen großen Theil Europas zu verwüsten, gewagt hat, die Hand an die geheiligte Person des Statthalters Jesu Christi zu legen und gefangen nach Frankreich zu schleppen.
»Fürchtet nichts! Gott wird euren Arm stärken und Euch den Sieg geben. Er hat sich stets für uns erklärt und dies auch schon jetzt bereits gethan.
»Die Franzosen sind von den Oesterreichern und Russen in Italien, in der Schweiz, am Rhein und von unseren treuen Landsleuten in den Abruzzen, in Apulien und in der Terra die Lavoro geschlagen. Wer sie nicht fürchtet, schlägt sie, und ihre früheren Siege sind blos durch Verrath und Niederträchtigkeit zu Stande gekommen.
»Muth daher, meine wackern Sicilier! Ich stehe an eurer Spitze, Ihr werdet unter meinen Augen kämpfen und ich werde die Tapfern belohnen. Auch wir werden uns dann rühmen können, zur Vernichtung der Feinde Gottes, des Thrones und der Gesellschaft beigetragen zu haben.
»Ferdinand B.«»Palermo, am 15. Mai 1799.«
Dies waren die Ereignisse, welche die Aufhebung der Blockade von Neapel und das Verschwinden der englischen Schiffe bis auf drei herbeigeführt hatten. Die Nachschrift zu einem Briefe Croolinens an Ruffo, vom 17. Mai 1799 datiert, meldet, daß zehn dieser Schiffe schon in Sicht von Palermo sind. Diese Nachschrift lautet:
»Am 17. Mai Nachmittags.
»Nachschrift. Wir haben Nachricht erhalten, daß Neapel und Capua von der französischen Armee geräumt und nur fünfhundert Mann Franzosen in dem Castell San Elmo zurückgeblieben sind. Ich glaube Letzteres aber nicht. Unsere Feinde sind zu klug, um auf diese Weise fünfhundert Mann verloren mitten unter uns zu lassen.
»Daß sie Capua und Gaëta geräumt haben, glaube ich; daß sie irgendwo eine gute Stellung einzunehmen suchen, glaube ich ebenfalls. Was das Castell d’Uovo betrifft, so versichert man, daß es von dreihundert calabresischen Studenten bewacht wird.
»Im Ganzen genommen sind dies gute Nachrichten, besonders wenn man hinzufügt, daß schon zehn englische Schiffe in Sicht von Palermo sind und daß man sie noch diese Nacht oder morgen früh alle beisammen zu sehen hofft. Die größte Gefahr ist also vorüber und ich möchte meinem Briefe Flügel leihen, damit er Ihnen diese guten Nachrichten um so rascher zutrüge.
»Mit der Versicherung meiner unverbrüchlichen Achtung und ewigen Dankbarkeit bleibe ich Ihre wohlgeneigte Freundin
Caroline.«
Vielleicht wird der Leser, in der Meinung, daß ich die beiden Helden unserer Geschichte vergesse, mich fragen, was diese während dieser gewaltigen Ereignisse machten. Sie machten, was die Vögel während des Sturmes machen, sie suchten Schutz und Schirm im Schatten ihrer Liebe.
Salvato war glücklich, Luisa bemühte sich glücklich zu sein.
Unglücklicherweise waren Simon und Andre Backer in die beim Verbrüderungsfeste erlassene Amnestie nicht mit inbegriffen.