Kitabı oku: «La San Felice Band 12», sayfa 10
Zehntes Capitel.
Der letzte Kampf
Als Manthonnet den Mann, dessen Plan er kannte und gebilligt hatte, nicht wiederkommen sah, errieth er, was geschehen. Sein Bote war nothwendig gefangen oder todt.
Er hatte diesen Fall aber schon vorgesehen und war bereit, der List, welche fehlgeschlagen, eine anderweite folgen zu lassen.
Er befahl demgemäß sechs Tambours, auf der Höhe der Strada de Infrascata zum Angriff zu trommeln und zwar mit einem Eifer, als ob ein Armeecorps von zwanzigtausend Mann ihnen folgte.
Uebrigens hatten sie Befehl, nicht den neapolitanischen, sondern den französischen Sturmmarsch zu schlagen.
Es war augenscheinlich, daß Fra Diavolo und Mammone erlauben würden, der Commandant des Castells San Elmo habe sich endlich entschlossen, sie anzugreifen, so daß sie sich dadurch veranlaßt sehen mußten, den Franzosen entgegenzumarschieren.
Was Manthonnet vorausgesehen, geschah.
Beim ersten Wirbeln der Trommeln warfen Fra Diavolo und Mammone sich auf ihre Waffen.
Dieser weithin schallende Trommelschlag bestätigte den von dem Cardinal ertheilten Befehl.
Ohne Zweifel hatte er, diesen Ausfall voraussehend, Fra Diavolo zu sich zurückzuberufen und Mammone befohlen, sich hinter dem Museo Borbonico zu verschanzen, welches sich dem unteren Ende der Strada de l’Infrascata gerade gegenüber befindet.
»O, o!« rief Diavolo, den Kopf schüttelnd, »ich glaube, Du hast Dich ein wenig übereilt, Mammone, und der Cardinal könnte wohl zu Dir sagen: Kain, was hast Du mit deinem Bruder gemacht?«
»Erstens,« sagte Mammone, »ist ein Genuese nicht mein Bruder und wird es niemals sein.«
»Aber wenn nun nicht der Bote, sondern der genuesische Matrose der Lügner gewesen wäre?«
»Nun, dann würde ich blos einen Schädel mehr bekommen.«
»Welchen denn?«
»Den des Genuesen.«
Und während sie so sprachen, riefen die beiden Anführer ihre Leute zu den Waffen, entblößten die Toledostraße und marschierten eiligst in der Richtung des Museo Borbonico ab.
Manthonnet hörte diesen ganzen Tumult. Er sah Fackeln, welche Irrlichtern glichen und über einem Meer von Köpfen herumhüpften, welches sich von dem Platze des Klosters de Monte Oliveto nach der Salita dei Studi bewegte.
Er begriff, daß der Augenblick da sei, um durch die Strada Taverna Penta und durch den Vico Cariati in die Toledostraße zu rücken.
In dieser besetzte er mit zweihundert Mann denselben Platz, welchen zehn Minuten vorher Fra Diavolos und Mammone’s Vorposten eingenommen hatten.
Sie nahmen sogleich ihren Weg nach dem Largo del Palazzo, denn der gemeinschaftliche Sammelplatz befand sich am äußersten Ende von Santa Lucia, am Fuße von Pizzo Falkone dem Castello d’Uovo gegenüber.
Das Castello d’Uovo war in der That der Centralpunkt, wenn man annahm, daß Manthonnets Patrioten durch die Giardini und die Strada Ponte di Chiaja heranrückten.
Aber man hat bereits gesehen, daß die Einnahme der Giardini Alles verändert hatte.
Es ging daraus hervor, daß, da Manthonnets Trupp nicht durch die Toledostraße erwartet ward, man ihn in der Dunkelheit für einen Trupp Sanfedisten hielt und der Posten an der St. Ferdinandskirche Feuer für ihn gab.
Einige Mann von Manthonnets Trupp erwiederten das Feuer und die Patrioten standen im Begriff, einander gegenseitig niederzuschießen als Manthonnet allem vorsprang und rief:
»Es lebe die Republik!«
Bei diesem mit Begeisterung von beiden Seiten wiederholten Rufe warfen die Patrioten von den Barricaden und die Patrioten von San Martino sich einander in die Arme.
Zum Glück waren, obschon man gegen fünfzig Schüsse abgefeuert, nur ein Mann getödtet und zwei leicht verwundet worden.
Etwa vierzig Mann von den Barricaden verlangten sich der Expedition anzuschließen und wurden mit lautem Jubel aufgenommen.
Schweigend marschierte man die Riesenstraße hinab und Santa Lucia entlang. Fünfhundert Schritte von dem Castello d’Uovo entfernt bildeten vier Mann von den Barrikaden, welche die Parole konnten, die Avantgarde, und damit der vorhin stattgehabte Unfall sich nicht erneuert, ließ man den kleinen Trupp an der St. Ferdinandskirche recognosciren.
Diese Vorsicht war nicht am unrechten Orte.
Salvato hatte sich mit seinen zweihundert Mann Calabresen und Michele sich mit etwa hundert Mann Lazzaroni angeschlossen. Von der Richtung des Castello Nuovo her erwartete man Niemand mehr, und ein so bedeutender über Santa Lucia anrückender Trupp würde einige Unruhe erregt haben.
Mit zwei Worten ward Alles erklärt.
Es schlug Mitternacht. Alle hatten sich glücklich auf dem Sammelplatz eingefunden.
Man zählte sich. Man war ziemlich siebenhundert Mann stark, jeder bis an die Zähne bewaffnet und fest entschlossen, sein Leben theuer zu verkaufen.
Man schwur daher, die Sanfedisten den Tod des aus Mißverständniß erschossenen Patrioten theuer bezahlen zu lassen.
Die Republikaner wußten, daß die Sanfedisten kein Losungswort hatten, sondern einander blos an dem Rufe: »Es lebe der König!« erkannten.
Der erste Posten der Sanfedisten war in Santa Maria in Portico.
Sie wußten nicht, daß der Angriff der Albanesen auf die Giardini gelungen war.
Die Schildwachen wanderten daher, besonders nachdem sie ein Musketenfeuer in der Richtung von der Toledostraße her vernommen, sich nicht, einen Trupp vorrücken zu sehen, welcher von Zeit zu Zeit den Ruf ausstieß: »Es lebe der König!«
Sie ließen ihn ohne Mißtrauen herankommen und machten sich bereit, mit ihm zu fraternisiren, fielen aber als Opfer ihres Vertrauens einer nach dem andern unter den Dolchen ihrer Feinde.
Erst der letzte hatte eben noch Zeit, sein Gewehr abzufeuern und Alarm zu rufen.
Der Commandant der Batterie, ein alter Soldat, war besser auf seiner Hut als die Sanfedisten, diese improvisirten Soldaten.
Deshalb war er sofort nach dem Schuß und dem Alarmruf mit seinen Leuten unter den Waffen und der Ruf: »Halt!«ließ sich hören.
Die Patrioten begriffen, daß sie erkannt waren,« und stürzten sich nun ohne weiteren Rückhalt unter dem Rufe: »Es lebe die Republik« auf die Batterie.
Dieser Posten war aus Calabresen und den besten Liniensoldaten des Cardinals zusammengesetzt und der Kampf deshalb ein erbitterter. Auf der andern Seite verrichteten Nicolino, Manthonnet und Salvato Wunder der Tapferkeit, welche Michele nach Kräften nachahmte.
Der Kampfplatz bedeckte sich mit Todten und ward zwei Stunden lang mit Blut getränkt.
Endlich blieben die Republikaner Sieger und Herren der Batterie. Die Artilleristen wurden an Ihren Geschützen niedergemacht und die Geschütze selbst vernagelt.
Nach dieser Expedition, welche der Hauptzweck des dreifachen Ausfalls war und da noch eine Stunde Nacht übrig blieb, schlug Salvato vor, sie dazu zu verwenden, daß man das Bataillon Albanesen überrumpelte, welches sich der Giardini bemächtigt und die Verbindung zwischen dem Castello d’Uovo und dem Kloster San Martino abgeschnitten hatte.
Dieser Vorschlag ward mit Enthusiasmus aufgenommen.
Die Republikaner theilten sich nun in zwei Trupps. Der eine rückte unter den Befehlen Salvatos und Micheles durch die Via Pasquale und die Strada Santa Teresa Agiaja und machte, ohne erkannt worden zu sein, in der Strada Nocella hinter dem Palaste del Mastro Halt.
Der andere marschierte unter den Befehlen Nicolino’s und Manthonnet’s die Strada Santa Caterina hinauf und begann als er an der Strada di Chiaja entdeckt ward, das Feuer.
Kaum hörten Salvato und Michele die ersten Schüsse, als sie durch alle Thüren des Palastes und der Gärten des Vasto drangen, die Mauern der Giardini erstiegen und sich den Albanesen in den Rücken warfen.
Diese leisteten heldenmüthigen Wideerstand, einen Widerstand, wie man ihn nur bei Gebirgsbewohnern antrifft; aber sie hatten es mit Verzweifelten zu thun, welche ihr Leben in einem letzten Kampfe aufs Spiel setzten.
Alle, vom ersten bis zum letzten, wurden niedergemacht; auch nicht ein einziger entkam.
Dann ließ man Albanesen und Republikaner durcheinander im blutigen Kothe liegen und ganz berauscht von ihrem Siege wendeten die Sieger die Blicke nach der Toledostraße.
Mammone und Fra Diavolo waren, nachdem sie ihren Irrthum eingesehen und erkannt, daß die Tambours, einen falschen Angriff simulierend, nur dazu dienten, die Wahrheit zu verschleiern, auf ihren Posten in der Toledostraße zurückgekehrt.
Mit einer gewissen Unruhe hörten sie das Getöse des Kampfes in den Giardini.
Nachdem dasselbe seit ungefähr einer halben Stunde aufgehört, hatten sie in ihrer Wachsamkeit ein wenig nachgelassen, als plötzlich durch ein Netz von kleinen Straßen, welches von dem Vico d’Asstito nach dem Vico della Carità führt, eine Menschenlawine sich heranwälzte, welche die Schildwachen und Vorposten auf die Massen zurückwarf, Alles was sich ihr widersetzte, niederschoß oder niederstach und tödtlich und verheerend die ungeheure Schlagader durchzog, in einer Breite von dreihundert Metres das Pflaster mit Leichen bedeckte und durch die Straßen abfloß, welche sich denen, zu welchen er herausgekommen gegenüber befanden.
Der ganze patriotische Trupp sammelte sich aus dem Largo Castello und in der Strada Medina.
Die drei Anführer umarmten einander, denn in der gleichen extremen Situationen weiß man, wenn man von einander Abschied nimmt, nicht, ob man sich jemals wiedersehen wird.
»Meiner Treu,« sagte Nicolino, als er mit seinen um ein Fünftel reducirten zweihundert Mann das Castell d’Uovo wieder erreichte, »ob Gott sein Fenster aufgemacht hat, weiß ich nicht. Hat er es gethan, so hat er es nicht recht gemacht, denn er würde ein schönes Schauspiel gesehen haben, nämlich Männer, welche lieber sterben, als unter der Tyrannei leben wollen.«
Salvato befand sich dem Castello Nuovo gegenüber.
Der Commandant Massa war wach geblieben und hatte mit Besorgniß das Musketenfeuer gehört, welches erst fern gewesen war und sich dann allmälig genähert hatte.
Als er bei den ersten Strahlen des Tages die Republikaner über den Largo del Castello und die Strada Medina heranrücken sah, öffnete er die Thore und hielt sich bereit, die Kämpfenden aufzunehmen, im Falle sie besiegt wären.
Sie waren aber Sieger und jeder, selbst Manthonnet, konnte jetzt, wo die Communicationen wieder hergestellt waren, den Punkt, von welchem er abmarschiert war, wieder gewinnen.
Das Thor des Castells, welches seinen weiten Rachen geöffnet, schloß ihn demnach hinter Salvator und seinen Calabresen, hinter Michele und seinen um ein Viertheil gelichteten Lazzaroni.
Nicolino hatte sich schon wieder auf den Weg nach dem Castello d’Uovo gemacht und Manthonnet folgte ihm, um den Berg wieder zu gewinnen und das Kloster San Martino zu besetzen.
Die Republikaner hatten beinahe zweihundert Mann verloren, mehr als siebenhundert aber den Sanfedisten getödtet, welche nicht wenig erstaunten, in dem Augenblick, wo sie Sieger zu sein und nichts mehr zu fürchten zu haben glaubten, eine so furchtbare Schleppe davontragen zu müssen.