Kitabı oku: «Alles, was Sie über Trading wissen müssen», sayfa 6
Wie ein Ozean
Der Markt ist wie ein Ozean – er steigt und fällt unabhängig von dem, was man sich wünscht. Man mag Freude empfinden, wenn man eine Aktie kauft und sie dann explosionsartig steigt. Man mag in Furcht zerfließen, wenn man short geht, aber der Markt steigt, sodass das Kapital mit jedem Uptick zusammenschmilzt. Aber diese Gefühle haben nichts mit dem Markt zu tun – sie existieren nur in einem selbst.
Der Markt weiß ja nicht, dass es uns gibt. Man kann nichts tun, um ihn zu beeinflussen. Dem Ozean ist das Wohlergehen eines Menschen egal, aber er ist auch nicht darauf aus, ihn zu schädigen. Das Einzige, was man unter Kontrolle hat, ist das eigene Verhalten.
Ein Seemann kann den Ozean nicht beherrschen, aber er kann sich selbst beherrschen. Er kann Strömungen und das Wettergeschehen studieren, die richtigen Techniken der Seefahrt lernen und Erfahrungen sammeln. Er kann lernen, wann man auslaufen und wann man im Hafen bleiben sollte. Ein erfolgreicher Seemann nutzt seine Intelligenz.
Ein Ozean kann von Nutzen sein – man kann darin fischen und seine Oberfläche nutzen, um zu anderen Inseln zu gelangen. Ein Ozean kann auch gefährlich sein – man kann darin ertrinken. Je rationaler der Ansatz, umso wahrscheinlicher bekommt man, was man will. Wenn man hingegen seine Gefühle auslebt, kann man sich nicht auf die Gegebenheiten des Ozeans konzentrieren.
Ein Trader muss Trends und Trendwenden an den Märkten genauso beobachten, wie ein Seemann den Ozean studiert. Er muss im kleinen Maßstab traden und anhand dessen lernen, mit seinem Depot umzugehen. Den Markt kann man niemals kontrollieren, aber man kann sich selbst kontrollieren.
Als Anfänger kann man nach einer Serie profitabler Trades das Gefühl haben, man könne über das Wasser gehen. Man beginnt, extreme Risiken einzugehen, und sprengt sein Depot in die Luft. Hingegen fühlt sich ein Amateur, der mehrere Verluste hintereinander einsteckt, häufig derart demoralisiert, dass er keine Order platzieren kann, obwohl sein System ihm ein Kauf- oder Verkaufssignal anzeigt. Wenn der Börsenhandel dazu führt, dass man sich freudig erregt oder ängstlich fühlt, kann man seinen Intellekt nicht in vollem Maße einsetzen. Wenn einen die Freude vom Hocker reißt, tätigt man irrationale Trades und macht Verlust. Wenn einen die Angst im Griff hat, verpasst man profitable Trades.
Ein Seemann, dessen Schiff von den Winden des Ozeans gepeitscht wird, refft die Segel und verkleinert so die Segelfläche. Das erste Mittel eines Traders, der vom Markt gepeitscht wird, besteht darin, die Größe seiner Trades zu verringern. In der Lernphase oder wenn man unter Stress steht, sollte man nur kleine Positionen traden.
Ein professioneller Trader benutzt seinen Kopf und bleibt ruhig. Nur Amateure geraten in Begeisterung oder Niedergedrücktheit. Emotionales Trading ist ein Luxus, den sich niemand leisten kann.
Emotionales Trading
Die meisten Menschen sehnen sich nach Aufregung und Unterhaltung. Sänger, Schauspieler und Profisportler beziehen höhere Einkommen als so profane Berufstätige wie Ärzte, Piloten oder Professoren. Die Menschen lieben den Nervenkitzel – sie kaufen Lottoscheine, fliegen nach Las Vegas und bremsen, um bei Verkehrsunfällen zu gaffen.
Emotionales Trading kann hochgradig süchtig machen. Selbst Menschen, die am Markt Geld verlieren, bekommen dafür einen fantastischen Unterhaltungswert.
Die Börse ist Zuschauersport und Teilnehmersport in einem. Stellen Sie sich vor, Sie würden zu einem Major-League-Baseballspiel gehen, bei dem sie nicht auf die billigen Plätze beschränkt wären. Für ein paar Hundert Dollar dürften Sie auf das Spielfeld laufen und mitspielen. Und wenn Sie den Ball glücklich träfen, würden Sie dafür bezahlt wie ein Profi.
Bei den ersten Malen werden Sie es sich wahrscheinlich zweimal überlegen, ob Sie aufs Feld gehen. Diese vorsichtige Einstellung ist für das wohlbekannte „Anfängerglück“ verantwortlich. Wenn ein Anfänger den Ball ein paarmal gut getroffen und seine Bezahlung bekommen hat, kommt er wahrscheinlich auf den Gedanken, er sei so gut wie die Profis oder gar noch besser und könne mit dem Spiel seinen Lebensunterhalt verdienen. Gierige Amateure rennen nun zu oft auf das Spielfeld, selbst wenn es keine guten Spielchancen gibt. Bevor sie wissen, wie ihnen geschieht, vernichtet eine kurze Verluststrähne ihre Depots.
Der Markt gehört zu den unterhaltsamsten Orten der Erde, aber emotionale Entscheidungen sind dort tödlich. Falls Sie jemals eine Rennbahn besuchen, drehen Sie sich einmal um und beobachten Sie statt der Pferde die Menschen. Spieler stampfen mit den Füßen, springen auf und nieder, sie brüllen Pferde und Jockeys an. Tausende Menschen leben ihre Emotionen aus. Gewinner umarmen einander, Verlierer zerreißen empört ihre Wettscheine. Die Freude, das Leid und die Intensität des Wunschdenkens sind Karikaturen des Geschehens an den Märkten. Ein Wettspieler mit kühlem Kopf, der von Pferdewetten lebt, regt sich nicht auf, brüllt nicht und verwettet nicht sein gesamtes Geld auf ein Rennen oder auch nur an einem Tag.1
Casinos lieben Betrunkene. Sie spendieren Glücksspielern Getränke, damit sie emotionaler werden und gewagter spielen. Und die Casinos werfen ruhige, intelligente Kartenzähler hinaus. An der Wall Street gibt es zwar weniger kostenlosen Alkohol als im Casino, aber wenigstens wird man dort nicht deswegen hinausgeworfen, weil man ein guter Trader ist.
Verantwortung für das eigene Leben
Wenn sich ein Affe an einem Baumstumpf schmerzhaft den Fuß stößt, bekommt er einen Wutanfall und tritt gegen das Stück Holz. Als Mensch lacht man den Affen aus, aber lacht man sich auch selbst aus, wenn man sich so benimmt wie er? Wenn der Markt fällt, während man eine Long-Position hält, kann man entweder den Verlusttrade aufstocken oder eine Kehrtwende vollziehen und in dem Versuch, den Verlust wieder hereinzuholen, short gehen. Das bedeutet, dass man emotional handelt, anstatt seinen Verstand einzusetzen. Worin unterscheidet sich ein Trader, der versucht, sich am Markt zu rächen, von einem Affen, der gegen einen Baumstumpf tritt? Wenn man aus Wut, Angst oder Begeisterung handelt, macht man seine Erfolgschancen zunichte. Anstatt seine Gefühle auszuleben muss man sein Verhalten analysieren.
Man wird wütend auf den Markt, man bekommt Angst vor dem Markt und kommt auf dämliche abergläubische Ideen. Der Markt jedoch durchläuft stetig seine Zyklen, nach oben und nach unten, wie ein Ozean, der Stürme und Flauten durchmacht. Mark Douglas schreibt in „Der disziplinierte Trader“, am Markt gebe es „keinen Anfang, keine Mitte und kein Ende – nur das, was man in seinem eigenen Geist erschafft. Selten lernt jemand in seiner Jugend, in einer Arena zu operieren, die vollständige Freiheit des kreativen Ausdrucks gestattet, ohne dass eine äußere Struktur dies irgendwie einschränken würde.“
Wenn man versucht, dem Markt gut zuzureden oder ihn zu manipulieren, dann handelt man wie der Großkönig Xerxes, der seinen Soldaten befahl, das Meer auszupeitschen, weil es seine aus zahlreichen Schiffen bestehende Schwimmbrücke zerstört hatte. Den meisten Menschen ist nicht bewusst, wie manipulativ sie sind, wie sehr sie feilschen und ihre Gefühle ausleben. Die meisten betrachten sich als Mittelpunkt des Universums und erwarten, dass jede Person oder Personengruppe ihnen gut oder böse gesinnt sei. Am Markt funktioniert das nicht, denn er ist vollkommen unpersönlich.
Leston Havens, Psychiater an der Harvard University, schreibt: „Kannibalismus und Sklavenhaltung sind wahrscheinlich die ältesten Manifestationen von Räuber-Beute-Verhalten und Unterwerfung. Zwar ist beides heutzutage geächtet, doch ihr Fortbestand in psychischer Form zeigt, dass es der Zivilisation sehr erfolgreich gelungen ist, vom Konkreten und Physischen zum Abstrakten und Psychologischen fortzuschreiten, obwohl sie den gleichen Zwecken verhaftet ist.“ Eltern drohen ihren Kindern, böse Buben schlagen sie und Lehrer versuchen, ihren Willen zu brechen. Da ist es kein Wunder, dass sich die meisten Menschen in jungen Jahren entweder in einen Kokon verkriechen oder zur Notwehr lernen, andere zu manipulieren. Unabhängiges Handeln kommt einem nicht natürlich vor – es ist aber die einzige Möglichkeit, am Markt erfolgreich zu sein.
Douglas warnt: „Wenn einem das Verhalten des Marktes rätselhaft vorkommt, dann liegt das daran, dass das eigene Verhalten rätselhaft und nicht beherrschbar ist. Man kann natürlich nicht ermitteln, was der Markt wahrscheinlich als Nächstes tun wird, wenn man nicht einmal weiß, was man selbst als Nächstes tun wird.“ Letztlich gilt: „Das Einzige, was man kontrollieren kann, ist man selbst. Es steht in der Macht eines Traders, entweder sich selbst Geld zu verschaffen oder sein Geld an andere Trader abzugeben.“ Und weiter: „Diejenigen Trader, denen es gelingt, konsequent Geld zu verdienen … gehen aus dem Blickwinkel einer geistigen Disziplin an das Trading heran.“
Jeder hat seine eigenen Dämonen, die er auf dem Weg zum erfolgreichen Trader austreiben muss. Es folgen nun Regeln, die bei mir funktionierten, als ich mich von einem blutigen Amateur zunächst zum unsteten Halbprofi und schließlich zum ruhigen, professionellen Trader entwickelte. Sie können die Aufzählung auf Ihre Persönlichkeit abstimmen.
1. Beschließen, dass man auf lange Sicht am Markt ist – dass man also auch noch in 20 Jahren Trader sein will.
2. So viel lernen, wie man kann. Lesen und auf Experten hören, aber bei allem eine gesunde Portion Skepsis walten lassen. Fragen stellen und den Experten nicht aufs Wort glauben.
3. Nicht gierig werden und sich nicht in das Trading stürzen – man muss sich Zeit zum Lernen nehmen. Die Märkte werden auch in späteren Monaten und Jahren noch da sein und weitere gute Chancen bieten.
4. Eine Methode für die Marktanalyse entwickeln – also „Wenn A passiert, dann passiert wahrscheinlich auch B“. Die Märkte haben viele Dimensionen – verwenden Sie zur Bestätigung von Trades mehrere Analysemethoden. Überprüfen Sie alles anhand historischer Daten und dann mit richtigem Geld an den Märkten. Die Märkte verändern sich ständig – man braucht unterschiedliche Werkzeuge für den Handel in Bullen- und Bärenmärkten, in Übergangsphasen sowie eine Methode, um den Unterschied zu erkennen (siehe die Kapitel über Technische Analyse).
5. Einen Plan für das Money-Management entwickeln. Das oberste Ziel muss das langfristige Überleben sein, das zweite Ziel stetiges Kapitalwachstum und das dritte hohe Gewinne. Die meisten Trader setzen das dritte Ziel an die erste Stelle und wissen gar nicht, dass es das erste und das zweite Ziel gibt (siehe Kapitel 9, „Risikomanagement“).
6. Sich der Tatsache bewusst sein, dass bei allen Handelssystemen der Trader das schwächste Glied in der Kette ist. Gehen Sie zu einem Meeting der Anonymen Alkoholiker, um zu lernen, Verluste zu vermeiden, oder entwickeln Sie eine eigene Methode für den Ausschluss impulsiver Trades.
7. Gewinner denken, fühlen und handeln anders als Verlierer. Man muss in sich selbst hineinschauen, seine Illusionen abstreifen und seine alten Daseins-, Denk- und Handlungsweisen ändern. Sich zu ändern ist schwer, aber wenn man professioneller Trader sein will, muss man daran arbeiten, sich zu ändern und seine Persönlichkeit zu entwickeln.
Um zum Erfolg zu gelangen, braucht man Antrieb, Wissen und Disziplin. Geld ist zwar wichtig, aber nicht so wichtig wie diese Qualitäten. Wenn Ihr Antrieb reicht, um dieses Buch durchzuarbeiten, werden Sie viel Wissen erwerben und dann werden wir gemeinsam den Kreis schließen, indem wir in den letzten Kapiteln noch einmal auf das Thema Disziplin zu sprechen kommen.
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1In meinem Geldbeutel steckt eine lebenslange kostenlose Freikarte für die New Yorker Pferderennbahn Belmont Park, die meinem inzwischen verstorbenen großartigen Freund Lou Taylor gehörte. Sie sieht aus wie ein Mitarbeiterausweis, aber unter „Position“ steht „Gewinner“. Er hat viele Handicap-Meisterschaften gewonnen und verdiente bis wenige Monate vor seinem Tod auf der Rennbahn Geld.
TEIL 2
Massenpsychologie
Die Wall Street ist nach einer Mauer benannt, die landwirtschaftliche Nutztiere davon abhielt, von der Siedlung an der Südspitze von Manhattan auszubüxen. Das landwirtschaftliche Erbe lebt in der Sprache der Trader weiter. Vier Tiere werden an der Wall Street besonders oft genannt: Bullen und Bären, Schweine und Schafe. Die Trader sagen: „Bullen verdienen Geld, Bären verdienen Geld, aber Schweine werden geschlachtet.“
Ein Bulle stößt im Kampf mit den Hörnern nach oben. Ein Bulle ist ein Käufer – jemand, der auf eine Erholung setzt und von einem Kursanstieg profitiert. Ein Bär schlägt im Kampf mit den Tatzen nach unten. Ein Bär ist ein Verkäufer – jemand der auf einen Rückgang setzt und von einem Kursverfall profitiert.1
Schweine sind gierig. Manche von ihnen kaufen oder verkaufen Positionen, die für ihre Depots zu groß sind, und werden dann von einer kleinen Bewegung in die falsche Richtung „geschlachtet“. Andere Schweine bleiben zu lange in ihren Positionen – sie warten auch dann noch auf Gewinne, wenn der Trend schon gewendet hat. Schafe folgen passiv und furchtsam Trends, Tipps und Gurus. Manchmal setzen sie sich Stierhörner auf oder legen ein Bärenfell an und versuchen sich aufzuspielen. Man erkennt sie daran, dass sie kläglich blöken, wenn der Markt zu schwanken beginnt.
Immer wenn die Märkte geöffnet sind, kaufen Bullen, verkaufen Bären, Schweine und Schafe werden niedergetrampelt und die unentschlossenen Trader warten an der Seitenlinie ab. Bildschirme auf der ganzen Welt zeigen einen stetigen Strom der aktuellen Preise aller Trading-Vehikel. Tausende von Augen sind auf jeden Preis gerichtet und die Menschen treffen Trading-Entscheidungen.
11. Was ist ein Preis?
Die Trader lassen sich in drei Gruppen aufteilen: Käufer, Verkäufer und Unentschlossene. Die Käufer wollen so wenig wie möglich bezahlen und die Verkäufer wollen so viel wie möglich kassieren. Dieses ständige Gegeneinander schlägt sich in den Geld-Brief-Spannen nieder, die in der Einführung besprochen wurden. Der Briefkurs ist der Preis, den ein Verkäufer für seine Ware verlangt. Der Geldkurs ist das, was ein Käufer für diese Ware bietet.
Ein Käufer hat die Wahl: abwarten, bis der Preis fällt, oder bezahlen, was die Käufer verlangen. Ein Verkäufer hat eine ähnliche Wahl: warten, bis der Preis steigt, oder ein niedrigeres Gebot für seine Ware annehmen.
Ein Trade kommt zustande, wenn zwei Absichten kurzzeitig zusammentreffen: Ein kauflustiger Bulle geht auf die Bedingungen eines Verkäufers ein und bezahlt ein bisschen mehr oder ein verkaufslustiger Bär geht auf die Bedingungen eines Käufers ein und verkauft ein bisschen billiger.
Durch die vorhandenen unentschlossenen Trader entsteht Druck auf Bullen und Bären. Käufer und Verkäufer agieren schnell, weil sie wissen, dass sie von einer Menge unentschiedener Trader umgeben sind, die jederzeit zuschlagen und ihnen den Deal wegschnappen können.
Der Käufer weiß, wenn er zu lange überlegt, kann ein anderer Trader auftreten und vor ihm kaufen. Ein Verkäufer weiß, wenn er versucht, bis zu einem höheren Preis durchzuhalten, kann ein anderer Trader auftreten und zu einem niedrigeren Preis verkaufen. Die Menge der unentschlossenen Trader sorgt dafür, dass Käufer und Verkäufer eher bereit sind, mit ihren Kontrahenten zu handeln. Ein Handelsgeschäft kommt dann zustande, wenn zwei Absichten kurzzeitig zusammentreffen.
Einigkeit über den Wert
Jeder Tick auf der Kursanzeige stellt einen Geschäftsabschluss zwischen einem Käufer und einem Verkäufer dar.
Käufer kaufen, weil sie erwarten, dass der Preis steigen wird. Verkäufer verkaufen, weil sie erwarten, dass der Preis fallen wird. Umgeben sind Käufer und Verkäufer von Massen unentschlossener Trader, die dadurch Druck auf sie ausüben, dass sie selbst zu Käufern oder Verkäufern werden könnten.
Die Kauftätigkeit der Bullen schiebt Märkte nach oben, die Verkaufstätigkeit der Bären drückt sie nach unten und die unentschlossenen Trader sorgen dafür, dass alles schneller geschieht, indem sie bei Käufern und Verkäufern ein Gefühl der Dringlichkeit auslösen.
Die Trader kommen aus der ganzen Welt auf den Markt: persönlich, mittels Computer oder über ihre Broker. Jeder hat die Chance, zu kaufen und zu verkaufen. Jeder Preis ist eine kurzzeitige Einigung aller Marktteilnehmer auf den Wert, die sich in Form einer Handlung äußert. Die Preise entstehen durch Massen von Tradern – Käufer, Verkäufer und Unentschlossene. Die Verlaufsmuster von Preis und Handelsvolumen geben die Massenpsychologie der Märkte wieder.
Verhaltensmuster
An den Aktien-, Rohstoff- und Optionsbörsen handeln riesige Menschenmassen. Großes Geld und kleines Geld, kluges Geld und dummes Geld, institutionelles Geld und privates Geld, langfristig und kurzfristig orientierte Trader – sie alle treffen an den Börsen zusammen. Jeder Preis stellt eine kurzzeitige Einigung auf den Wert zwischen Käufern, Verkäufern und Unentschlossenen zum Zeitpunkt der Transaktion dar. Hinter jedem Muster auf dem Bildschirm steht eine Menge von Tradern.
Der Wert, auf den sich die Masse einigt – ihr Wertkonsens –, ändert sich von einem Augenblick zum nächsten. Manchmal kommt die Einigung in einem sehr zurückhaltenden Umfeld zustande, zu anderen Zeiten gerät das Umfeld in wilde Aufregung. In ruhigen Zeiten ändern sich Kurse in kleinen Schritten. Wenn eine Masse verschreckt oder euphorisch ist, bewegen sich die Kurse sprunghaft. Stellen Sie sich vor, auf einem sinkenden Schiff würde eine Schwimmweste versteigert – solche Sprünge vollführt ein Preis, wenn Massen von Tradern einen Trend emotional zu sehen beginnen. Ein schlauer Trader ist darauf aus, in ruhigen Zeiten in den Markt einzusteigen und in wilden Zeiten Gewinne mitzunehmen. Das ist natürlich exakt das Gegenteil des Verhaltens von Amateuren: Wenn die Preise zu galoppieren beginnen, springen sie hinein oder heraus, aber wenn sie sich verschlafen entwickeln, langweilt sie das und sie haben kein Interesse.
Chartmuster geben die Ausschläge der Massenpsychologie an den Finanzmärkten wieder. Jeder Handelstag ist eine Schlacht zwischen Bullen, die bei steigenden Preisen Geld verdienen, und Bären, die von sinkenden Preisen profitieren. Ziel eines ernsthaften Technischen Analysten ist es, das Machtgleichgewicht zwischen Bullen und Bären zu ermitteln und auf diejenige Gruppe zu setzen, die gewinnt. Wenn die Bullen viel stärker sind, sollte man kaufen und halten. Wenn die Bären viel stärker sind, sollte man verkaufen und shorten. Sind beide Lager etwa gleich stark, hält sich ein kluger Trader heraus. Er lässt die Bullen und die Bären gegeneinander kämpfen und steigt in einen Trade erst dann ein, wenn er ziemlich sicher zu wissen glaubt, welche Seite wahrscheinlich gewinnen wird.
Kurs und Volumen spiegeln zusammen mit den Indikatoren, die sie verfolgen, das Verhalten der Masse wider. Die Technische Analyse hat Ähnlichkeiten mit Meinungsumfragen. Beide verbinden Wissenschaft und Kunst miteinander: Zum Teil sind sie wissenschaftlich, denn sie verwenden statistische Methoden und Computer; zum Teil sind sie aber auch künstlerisch, denn bei der Interpretation der Ergebnisse setzt man persönliches Urteilsvermögen und persönliche Erfahrung ein.
12. Was ist der Markt?
Welche Wirklichkeit steht hinter Börsenkursen, Zahlen und Diagrammen? Wenn man in der Zeitung Kurse nachschaut, wenn man auf dem Bildschirm Ticks beobachtet oder wenn man einen Chart eines Indikators ausdruckt, was betrachtet man da eigentlich? Was ist der Markt, den man analysieren und an dem man handeln will?
Amateure tun so, als wäre der Markt ein gigantisches Happening, ein Mannschaftsspiel, bei dem sie sich den Profis anschließen und damit Geld verdienen können. Trader mit naturwissenschaftlichem oder technischem Hintergrund betrachten den Markt oft als physikalisches Ereignis und wenden darauf die Grundsätze der Signalverarbeitung, der Rauschunterdrückung und so weiter an. Im Gegensatz dazu wissen alle professionellen Trader sehr gut, dass der Markt eine riesige Menschenmasse ist.
Jeder Trader versucht, den anderen Geld abzunehmen, indem er besser als sie die wahrscheinliche Entwicklungsrichtung des Marktes errät. Die Masse der Marktteilnehmer lebt auf verschiedene Kontinente verteilt, aber die moderne Telekommunikation bringt sie in dem Gewinnstreben auf Kosten anderer zusammen. Der Markt ist eine riesige Menschenmasse. Jedes Mitglied dieser Masse versucht, den anderen Geld abzunehmen, indem es sie überlistet. Der Markt ist das raueste Umfeld, das man sich denken kann, denn jeder ist gegen einen und man selbst ist gegen alle anderen.
Aber der Markt ist nicht nur rau – man muss auch noch jedes Mal bezahlen, wenn man ihn betritt oder ihn verlässt. Bevor man auch nur einen Groschen einnimmt, muss man die Hürden der Gebühren und der Slippage überwinden. Sobald man eine Order aufgibt, schuldet man dem Broker eine Gebühr – man ist ab Spieleintritt im Rückstand. Die Marketmaker versuchen einem Slippage aufzuhalsen, wenn es an die Ausführung der Order geht. Und sie wollen einem noch einmal etwas abknöpfen, wenn man aussteigt. Beim Trading tritt man gegen einige der klügsten Köpfe der Welt an und muss gleichzeitig die Piranhas der Gebühren und der Slippage abwehren.