Kitabı oku: «Die Berliner Mauer», sayfa 2
Geschichtstour 1
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Dauer circa 2 – 2½ Stunden
Diese Tour führt Sie auf einem Spaziergang vom heutigen Regierungsviertel bis zur traditionsreichen Friedrichstraße durch die Berliner Mitte. Sie folgen dabei einem Mauerabschnitt, der in den Jahren der Teilung wegen seiner Lage im historischen Zentrum der Stadt auch international bekannt war. Staatsgäste aus aller Welt, die während des Kalten Krieges die ›Frontstadt‹ Berlin besuchten, besichtigten hier die Berliner Mauer – übrigens von beiden Seiten des ›Eisernen Vorhangs‹. Denn als Gegenstück zu einer Besucherplattform auf West-Berliner Seite hatte auch die DDR eine kleine Tribüne vor dem Brandenburger Tor aufgebaut, die ausgewählte Gäste für den Blick zum imperialistischen Klassenfeind‹ nutzten.
Von den alten Grenzanlagen zwischen Reichstag, Brandenburger Tor und Checkpoint Charlie sind heute nur noch wenige Reste erhalten. Umfangreiche Baumaßnahmen seit der Wiedervereinigung haben die Topografie der Stadt völlig verändert. Nur wenig ist dem Bauboom dieser Jahre entgangen. Die Spurensuche erleichtern heute neben einer Markierung des Mauerverlaufs im Boden zudem zahlreiche Tafeln, die über die Geschichte des jeweiligen Ortes während der Teilungszeit informieren. Denn die Strecke, die im Verlauf der gut 40 Kilometer langen innerstädtischen Grenze touristische Hotspots Berlins verbindet, ist auch heute bei Berlinbesuchern sehr beliebt.

1 – Gedenkstein Günter Litfin
2 – Parlament der Bäume
3 – Weiße Kreuze
4 – Pariser Platz und Brandenburger Tor
5 – Potsdamer Platz
6 – Wachturm Erna-Berger-Straße
7 – Niederkirchnerstraße
8 – Checkpoint Charlie
Station 1: Humboldthafen - Gedenkstein Günter Litfin
Verkehrsanbindung:
Station Hauptbahnhof: Fern- und Regionalverkehr, S 5, S 7, S 75, S 9, Bus M 41, M 85, TXL, 120, 123, 147, 240, 245, N 20, N 40
Ausgangspunkt der Tour ist die Hugo-Preuss-Brücke am Alexanderufer in unmittelbarer Nähe des Berliner Hauptbahnhofs. Von der Brücke aus haben Sie einen guten Blick auf den Berliner Humboldthafen, dem Schauplatz der ersten Todesschüsse an der Berliner Mauer 1961, die damals noch vielerorts ein Provisorium aus einfachen Bauzäunen war. »24. Aug. 1961, 16.15 Uhr: Tod durch fremde Hand. Hals- und Mundboden-Durchschuß, verbunden mit Ertrinken.« Der Totenschein fasste ins Amtsdeutsch, was nur elf Tage, nachdem das SED-Regime mit der Absperrung zum Westteil der Stadt begonnen hatte, die Öffentlichkeit erschütterte: Der 24-jährige Günter Litfin starb bei seinem Fluchtversuch über das Bahngelände zwischen Friedrichstraße und Lehrter Bahnhof (heute Standort des Hauptbahnhofs). Von Grenzposten entdeckt, versuchte er durch den Spreekanal im Humboldt-Hafen die Westseite schwimmend zu erreichen, bis ihn die gezielten Schüsse in den Kopf trafen. Die Leiche wurde Stunden später aus der Spree geborgen. Während in der DDR-Presse verleumderische Artikel erschienen, nahm die West-Berliner Öffentlichkeit regen Anteil am Schicksal dieses ersten Gewaltopfers an der Mauer. Gegenüber der Stelle, an der Günter Litfin ins Wasser gesprungen war, wurde zum Jahrestag seines Todes ein Gedenkstein aufgestellt, der bis 1995 die zentrale Gedenkstätte des Landes Berlin für die Mauertoten war.
Aufgrund von Bauarbeiten zwischenzeitlich entfernt, befindet sich der Gedenkstein heute an der Sandkrugbrücke an der Invalidenstraße einige hundert Meter von der Hugo-Preuss-Brücke entfernt. Sobald das Alexanderufer, der Flucht- bzw. Bergungsort von Günter Litfin, fertig gestellt ist, soll der Stein dort platziert werden.13 Eine Infostele der Geschichtsmeile Berliner Mauer auf der Hugo-Preuss-Brücke in Richtung Regierungsviertel erinnert an das erste Gewaltopfer an der Mauer. Im Ost-Berliner Ortsteil Weißensee ist heute eine Straße nach Günter Litfin benannt. 2003 eröffnete dessen Bruder Jürgen, der vom Tod seines Bruders aus dem West-Fernsehen erfahren hatte, die Günter-Litfin-Gedenkstätte in der Kieler Straße in einem ehemaligen Wachturm.
![]() | Lesetipp: Jürgen Litfin, Tod durch fremde Hand. Das erste Maueropfer in Berlin und die Geschichte einer Familie, Husum 2007 Der Bruder des ersten Gewaltopfers an der Mauer schildert die bewegende Geschichte seiner Familie, die nach dem missglückten Fluchtversuch jahrzehntelang ins Fadenkreuz der Stasi geriet. |
Vertiefung: »Husarenstück« zu Wasser
Die Spree war für die Grenztruppen ein besonderes Sicherheitsrisiko. Eine gefährliche Flucht in die Freiheit gelang 1962 mit einem gekaperten Ausflugsschiff der ›VEB Weiße Flotte‹. Vierzehn junge Ost-Berliner steuerten das Schiff unter dem Dauerfeuer von Volkspolizei und Grenztruppen in den Westen. Die ›Friedrich Wolf‹, mit 60 Metern der längste Passagierdampfer und das Flaggschiff der ›VEB Weiße Flotte‹, hatte für den Tag der Flucht die Genehmigung zur Fahrt ins Grenzsperrgebiet am Berliner Osthafen. Das Hafenbecken und das Nordufer gehörten zu Ost-Berlin, das Südufer dagegen zum Westteil der Stadt. Den Fluchtwilligen gelang es, in der Nacht auf den 8. Juni 1962 den trinkfreudigen Kapitän und den 1. Maschinisten zu überwältigen und das Schiff in ihre Gewalt zu bringen. Als das am frühen Morgen in den Hafen einlaufende Boot plötzlich nach Backboard drehte und damit in Richtung Freiheit steuerte, eröffnete ein herbei geeiltes DDR-Polizeiboot das Feuer aus Maschinengewehren. Der Untersuchungsbericht der DDR-Behörden zählte am Ende 138 abgegebene Schüsse. West-Berliner Polizisten verhinderten mit eigenen Warnschüssen das Entern des Ausflugschiffes durch die Grenzsoldaten. Alle Beteiligten blieben unverletzt. Das ramponierte Boot wurde später samt ausgenüchtertem Kapitän und 1. Maschinisten in den Ostsektor zurückgebracht. 2006 entstand für den WDR eine Fernsehdokumentation dieser spektakulären Flucht mit eingestreuten Spielfilmszenen.14
Foto der West-Berliner Polizei vom Passagierdampfer »Friedrich Wolf« nach dem Beschuss der DDR-Grenzsoldaten, 8.6.1962
Der Humboldthafen mit der Mauer am Ufer. Im Hintergrund der Bettenturm der Charité, 1989
Auf dem Weg …
Von der Hugo-Preuss-Brücke führt der Weg entlang des Kapelle-Ufers in Richtung Regierungsviertel. Sie passieren oberhalb der Spree die Kreuzung Reinhardt-Straße und gehen bis zum Schiffbauerdamm. Sie befinden sich hier im ehemaligen Grenzgebiet, auf der die Mauer stand. Doch auch die Wasserfläche der Spree zählte noch zu Ost-Berliner Gebiet, weshalb bei Fluchtversuchen aus der DDR erst das Erreichen der anderen Spreeseite rettendes Ufer bedeutete. An die Opfer der Mauer erinnert eine Installation, die Sie direkt hinter der Bundespressekonferenz erreichen: das »Parlament der Bäume«.
Station 2: Parlament der Bäume
Verkehrsanbindung:
Station Marschallbrücke: Bus TXL oder
Station Unter den Linden: S 1, S 2, S 25 oder
Station Bahnhof Friedrichstraße: U 6, S 5, S 7, S 75, S 9 oder
Station Hauptbahnhof: Fern- und Regionalverkehr, S 5, S 7, S 75, S 9,
Bus M 41, M 85, TXL, 120, 123, 147, 240, 245, N 20, N 40
Das ›Parlament der Bäume gegen Krieg und Gewalt‹ befindet sich im heutigen Regierungsviertel und wurde 1990 vom Berliner Aktionskünstler Ben Wagin zusammen mit Volker Martin als Gedenkort für die Toten des Zweiten Weltkrieges und die Opfer an der Berliner Mauer gestaltet. Auf dem Freigelände findet sich eine Installation aus Bäumen, die namhafte Repräsentanten aus Politik und Gesellschaft gepflanzt haben, und Grenzsegmente der Hinterlandmauer. Diese sind mit Bildern, Texten und Gedichten versehen. Auf diesem Gelände verlief der alte ›Kolonnenweg‹ der patrouillierenden DDR-Grenztruppen. Es ist derzeit zwar abgeriegelt, Führungen sind aber nach Voranmeldung unter 030-3926049 oder 0171-1517121 jederzeit möglich. Trotz zahlreicher Bemühungen Ben Wagins und prominenter Unterstützung besteht bis heute kein Denkmalschutz-Status für das ›Parlament der Bäume‹. Die Baumaßnahmen im Regierungsviertel haben es bereits stark verkleinert. Im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus (benannt nach der deutschen Politikerin und Frauenrechtlerin) der Bundestagsverwaltung befindet sich eine Neuinstallation der von Wagin sichergestellten Mauerreste. Das Mahnmal ist für Besucher öffentlich zugänglich, allerdings nur von Freitag bis Sonntag.
Wo heute Abgeordnetenbüros stehen und der politische Betrieb stattfindet, war noch 1989/90 eine Brache. Im Hintergrund die Mauer, die Teil des Parlaments der Bäume heute ist
![]() | Info: Mauermahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus, Schiffbauerdamm, 10117 Berlin. Öffnungszeiten: Fr bis So 11 bis 17 Uhr. Eintritt frei. |
Der Eingang liegt an der Uferpromenade der Spree. Sie müssen dazu das Bundestagsgebäude umrunden, entweder rechts entlang der Luisenstraße (bei Mitnahme von Fahrrad und Kinderwagen zu empfehlen) oder aber spreeseitig. Dazu müssen Sie einige Treppenstufen zur Uferpromenade hinabsteigen. Laut Kurator der Kunstsammlung des Deutschen Bundestages lässt Stephan Braunfels als Architekt des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses die Mauersegmente im Gebäude dem ursprünglichen Verlauf der Mauer folgen, der »wie ein schmerzhafter Fremdkörper in die Architektur einschneidet.«15 Die einzelnen Segmente, die deutliche Spuren der ›Mauerspechte‹ aufweisen (siehe auch S. 77), listen Jahr und – nach Wissensstand von 2003 – die Anzahl der Menschen auf, die bei dem Versuch, die DDR zu verlassen, ums Leben kamen. Die Angaben beziehen sich nicht alleine auf die Mauertoten in Berlin.
Mauer-Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus
Ben Wagins Parlament der Bäume mit Mauerteilen
Vertiefung: Der »Baumpate« Ben Wagin
»Aktionskünstler, Baumpate, Umweltaktivist, Theaterregisseur, Lehrer, Gewissen, Mensch«: Die Charakterisierungen, die Ben Wagin von sich gibt, sind verzweigt wie die Krone eines Baumes, dem zentralen Gegenstand seines künstlerischen Schaffens. »Der Baum bin ich. Und du. Und ihr anderen auch. Die Bäume sind wir. Wir müssen es uns nur klar machen.« So lautet das Credo des 1930 geborenen ›Papstes der Bäume‹, der seit über 50 Jahren in Berlin lebt und arbeitet, aber auch über die Stadtgrenzen hinaus künstlerische Spuren hinterlassen hat. Zum 60. Jahrestag des Kriegsendes rief er die Aktion ›Sonnenblumenoasen gegen Krieg und Gewalt‹ aus, bei der eine Sonnenblumen-Allee quer durch Deutschland an die Opfer erinnerte. Zum Mauer-Jubiläum 2009 soll entlang des ehemaligen Mauerstreifens ein blühendes Kunstwerk entstehen.16
Auf dem Weg…
Die nächste Station auf Ihrer Tour, die Weißen Kreuze‹ unterhalb des Reichstagsgebäudes (heute Sitz des Deutschen Bundestages), können Sie bereits vom Mahnmal im Marie-Elisabeth-Lüders-Haus aus sehen. Die Kreuze befinden sich an der Brüstung auf der gegenüberliegenden Uferseite. Der Weg dorthin führt Sie über die Marschallbrücke, einem aus Sicht des DDR-Grenzschutzes besonders sensiblen Ort. Um Fluchtversuche durch den Sprung ins Wasser zu verhindern, war die Brücke mit einem vergitterten Zaun gesichert. Von hier aus haben Sie in Blickrichtung Osten eine gute Sicht auf den Bahnhof Friedrichstraße, wo sich eine der wichtigsten Grenzübergangstellen nach Ost-Berlin bzw. in die DDR befand (siehe auch S. 148). Dort, wo heute die abgerundeten Türme des ›Spreedreiecks‹ emporragen, war die Ausreiseabfertigung der DDR, die bis heute im Volksmund ›Tränenpalast‹ genannt wird (siehe auch S. 148). Biegen Sie hinter der Brücke rechts ab und folgen Sie dem Spreeufer.
Station 3: Weiße Kreuze
Verkehrsanbindung:
Station Reichstag/Bundestag: Bus 100, M 41 oder
Station Unter den Linden: S 1, S 2, S 25
Am Fuße der Treppenstufen, die von der Nordseite des Reichstagsgebäudes zur Spree hinabführen, befinden sich sieben weiße Kreuze. Ursprünglich waren die Kreuze vom Berliner Bürger-Verein überall an den Orten in der Stadt aufgestellt worden, an denen Flüchtlinge bei ihrem Versuch, West-Berlin zu erreichen, verunglückt waren oder erschossen wurden. Nachdem der Aufwand für den Unterhalt der verstreut stehenden Mahnmale für den privaten Verein zu groß geworden war, führte man sie am zehnten Jahrestag des Mauerbaus 1971 hier zusammen. Neben dem Reichstagsgelände gab es einen zweiten zentralen Standort der Kreuze an der Bernauer Straße im Bezirk Wedding. Bauarbeiten am Reichstagsufer machten zeitweilig eine Verlegung notwendig, weshalb sich an der Ecke Ebert-/Scheidemannstraße unweit der Südseite des Reichstages ebenfalls Kreuze befinden. Seit dem 50. Jahrestag des Volksaufstandes in der DDR, dem 17. Juni 2003, sind wieder sieben weiße Kreuze am Ufer der Spree zu sehen. Eine Tafel der Berliner Geschichtsmeile gibt weitere Informationen. Über den Verbleib der Kreuze an der Ecke Ebert-/Scheidemannstraße wird im Zuge des Gedenkstättenkonzeptes gestritten. Gegen die Entscheidung des Berliner Senats, das Gedenken an die Toten in der Bernauer Straße zu zentrieren (siehe auch S. 135), erhebt sich Widerstand derjenigen, die die Kreuze am ursprünglichen Standort erhalten wollen. Zeugnisse offizieller und privater Erinnerungspflege sind hier auf wenigen Metern geballt und stehen durchaus auch in einem Konkurrenzverhältnis zueinander. Dazu zählen neben den Stelen der Geschichtsmeile Berliner Mauer des Berliner Senats und den Weißen Kreuzen des Berliner Bürger-Vereins auch der fliegende Stand von Gustav Rust, dessen täglich neu eingerichtete private Gedenkstätte mit zahlreichen umstrittenen Buchtiteln und höchst provokativen Plakaten immer wieder für Anstoß sorgt.
Weiße Kreuze entlang der Mauer hinter dem Reichstagsgebäude (im Hintergrund: das Gebäude der heutigen Parlamentarischen Gesellschaft), 1989
Vertiefung: Chris Gueffroy – der letzte Mauertote
Eines der weißen Kreuze erinnert an den letzten Mauertoten Chris Gueffroy. »Für uns alle unfassbar. Er war noch so jung. Wir trauern in unendlichem Schmerz und voll Liebe um Chris Gueffroy, geboren am 21.6.1968, gestorben am 6.2.1989, der durch einen tragischen Unglücksfall von uns gegangen ist.« Was sich hinter der Formulierung »tragischer Unglücksfall« in dieser Traueranzeige verbarg, die in der (Ost-) ›Berliner Zeitung‹ erschien, war die Ermordung eines 20-jährigen Mannes, der in den Westen flüchten wollte. ›Harmonie‹ und ›Sorgenfrei‹ heißen die Kleingartenkolonien in Berlin-Treptow, in deren Nähe Chris Gueffroy in der Nacht vom 5. auf den 6. Februar 1989 starb. Er war der letzte Mauertote in Berlin. Am Britzer Zweigkanal wagte er mit seinem Freund Christian Gaudian, der später zu einer Freiheitsstrafe von drei Jahren verurteilt, von der Bundesrepublik freigekauft und nach West-Berlin abgeschoben wurde, die Flucht über die Mauer nach Neukölln. Als der Versuch, die Grenzanlagen mit Wurfankern zu überwinden, misslang und sich die Flüchtenden mit Räuberleitern zu helfen versuchten, wurden sie von DDR-Grenzposten entdeckt. Gueffroy trafen zehn Kugeln der Grenzsoldaten in die Brust. Seiner Mutter wurde nach einem Verhör mitgeteilt, ihr Sohn habe »ein Attentat auf eine militärische Einheit begangen« und sei gestorben. Infolge massiver internationaler Proteste hob Erich Honecker in einer geheimen Anweisung den offiziell stets bestrittenen Schießbefehl auf. Das Landgericht Berlin verurteilte nach der Wende die in der DDR zuvor mit einer Prämie ausgezeichneten Todesschützen zunächst wegen Totschlags und versuchten Totschlags zu dreieinhalb Jahren Haft bzw. zwei Jahren Gefängnis auf Bewährung. Die Urteile wurden später vom Bundesgerichtshof aufgehoben und einer der Angeklagten frei gesprochen. Das Strafmaß des Hauptangeklagten wurde in letzter Instanz auf zwei Jahre Haft reduziert und zur Bewährung ausgesetzt.17
Chris Gueffroy starb bei einem Fluchtversuch nur wenige Monate vor dem Fall der Mauer. Er war der letzte Mauertote
Auf dem Weg …
Ein kleines Stück rechts von den Weißen Kreuzen am Spreeufer sehen Sie im Plattenbelag die Markierung der Vorderlandmauer. Ab hier verließ die Berliner Mauer den Wasserlauf der Spree und zerschnitt den Friedrich-Ebert- Platz hinter dem Reichstagsgebäude in Richtung Brandenburger Tor. Wenn sie dieser Markierung folgen, finden Sie an der Scheidemannstraße vor dem Reichstag eine weitere Tafel der Berliner Geschichtsmeile mit Informationen zur Geschichte des Reichstags in den Jahren der Teilung. Den weiteren Verlauf der Vorderlandmauer können Sie an der Doppelpflastersteinreihe im Straßenasphalt nachvollziehen. Er führt Sie zum Platz des 18. März vor dem Brandenburger Tor. Die Namensgebung soll gleichzeitig den Barrikadenkämpfern in der Märzrevolution von 1848 in Berlin und dem 18. März 1990 als Tag der ersten freien Wahlen in der DDR gedenken. Gehen Sie einmal durch das Brandenburger Tor hindurch, ein Gang, der 28 Jahre lang verwehrt war.
Station 4: Pariser Platz und Brandenburger Tor
Verkehrsanbindung:
Station Reichstag/Bundestag: Bus 100, M 41 oder
Station Unter den Linden: S 1, S 2, S 25
Nach dem Zweiten Weltkrieg war von der ursprünglichen Bebauung des östlich des Brandenburger Tores gelegenen Pariser Platzes nur ein Ruinenfeld übrig geblieben. Auf einer wüsten Freifläche stehend wurde das Brandenburger Tor abgeriegelt und isoliert im Todesstreifen zum herausragenden Symbol des ›Eisernen Vorhangs‹, der sich durch Europa gesenkt hatte – eine schaurige Touristenattraktion für die Besucher West-Berlins.
Westlich vom Brandenburger Tor machte die Vorderlandmauer einen weiten Bogen. Im Osten reichte die Absperrung bis zu dem nach der Wende neu errichteten Hotel Adlon an der Wilhelmstraße. Diese Traditionsstraße des politischen Berlins – neben der Reichskanzlei waren hier vor dem Krieg auch das Auswärtige Amt und zahlreiche weitere Ministerien angesiedelt – hieß zwischen 1963 und 1993 Otto-Grotewohl-Straße, benannt nach dem ersten Ministerpräsidenten der DDR. Da zur Zeit der Teilung das Areal nicht zugänglich war, sah man das Brandenburger Tor von Ost-Berliner Seite aus nur aus erheblicher Entfernung. Der Aufbau der Grenzanlage unterschied sich an diesem Prestigeort stark von dem an anderen Orten der Stadt. Ein niedriger Zaun ersetzte die übliche Hinterlandmauer und alle weiteren Sperrelemente. Bäume und Blumenbeete ›zierten‹ den sonst von jeglichem Bewuchs freigehalten Grenzsteifen. Die Sicherheit sahen die Machthaber durch die Weite des Platzes und eine besondere Grenztruppeneinheit gewährleistet. Zu den weiteren Auffälligkeiten in diesem Grenzabschnitt gehörte die ungewöhnliche Dicke der Mauer. Was ursprünglich dazu gedient hatte, einen Durchbruch mit einem Fahrzeug zu verhindern, ermöglichte 1989 erst die Bilder, die nach dem 9. November um die Welt gingen: Menschen konnten die Mauer vor dem Brandenburger Tor besteigen und dort ausgelassen tanzen und feiern. Zwei Tage vor Weihnachten 1989 wurde das Brandenburger Tor mit einer offiziellen Feier wieder eröffnet, Tausende strömten von beiden Seiten der Stadt hindurch.
Sperrung der Grenze am Brandenburger Tor Ende August 1961
»Solange das Brandenburger Tor geschlossen ist, ist die Deutsche Frage offen«: In den Worten des Regierenden Bürgermeisters von Berlin und späteren Bundespräsidenten Richard von Weizsäckers bündelt sich der symbolische Gehalt dieses berühmtesten Wahrzeichens der Stadt während der Teilungszeit. Seit Walter Ulbrichts legendärem Satz von 1961, niemand habe die Absicht, eine Mauer zu bauen, und bis zu Erich Honeckers ebenso schnell widerlegter Prophezeiung vom Januar 1989, die Mauer werde noch mindestens hundert Jahre stehen, hat das Brandenburger Tor immer wieder die Rhetorik im ›Kalten Krieg‹ geprägt. Berühmt wurde insbesondere die Ansprache Ronald Reagans anlässlich der 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin 1987. Der US-Präsident, das Brandenburger Tor im Rücken, forderte darin den sowjetischen Staatschef Michail Gorbatschow auf, das Tor zu öffnen. Damals stand das Gelände rund um das Brandenburger Tor und den Reichstag gleich mehrfach im Brennpunkt. Vom 6. bis 9. Juni 1987 traten bei einem großen Rockkonzert vor dem Reichstag u.a. David Bowie, Genesis und Eurythmics auf. Auch jenseits der Mauer strömten rund 4.000 Jugendliche zusammen, um ihren westlichen Musikidolen zu lauschen. Als die Sicherheitskräfte der DDR die Fans vertreiben wollten, kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Viele riefen schon damals die Losungen, die zwei Jahre später die Jubiläumsfeierlichkeiten zum 40. Jahrestag der DDR übertönen sollten: »Gorbi, Gorbi« und »Die Mauer muss weg!«18
Eine Delegation aus Ostblockländern besichtigt das Brandenburger Tor, fotografiert von West-Berliner Seite, 20.1.1963
Das Areal um das Brandenburger Tor, 1.5. 1967
Blick auf die Mauer am Brandenburger Tor, 1990
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