Kitabı oku: «Corona Magazine #354: Juli 2020», sayfa 2
Echo-Station – Die Star-Wars-Ecke
Ressortleiter Reiner Krauss
Herzlich willkommen zu dieser neuen Rubrik im Corona Magazine, die ganz in der Tradition unserer Star-Trek-Ecke Unendliche Weiten das andere große Sternenfranchise beleuchten wird.
Federführend ist in diesem Bereich unser Redakteur Reiner Krauss, den Sie bereits von seinen kenntnisreichen und spannenden Wissenschaftsartikeln kennen.
Wir wünschen gute Unterhaltung!
Die verrücktesten Star-Wars-Fans und ihre Ideen: X-Flügler im Garten und AT-AT vor der Haustür
von Reiner Krauss
Die originale Star Wars-Trilogie (1977-1983) wurde einst an vielen Orten gedreht, Innenaufnahmen im Studio entstanden zumeist jedoch in England in den Elstree Studios sowie den Pinewood Studios.
Das mag einer der Gründe sein, warum in Großbritannien sehr viele Menschen Star Wars-Fans geworden sind; es erklärt allerdings nicht ihre Liebe für die riesigen Dinge aus jenem Universum.
Ein haushoher AT-AT-Kampfläufer (im Star Wars-Universum die Abkürzung für Allterrain-Angriffstransporter) im Vorgarten zu haben, oder einen X-Flügler (der Begriff für den T-65B-X-Flügler der Incom-Gesellschaft) in realer Größe hinter dem Haus und über den Gartenzaun fliegen zu lassen, das sind Highlights, die sich nur echte Nerds gönnen und leisten mögen.
Bilder sagen diesbezüglich weit mehr als tausend Worte, haben Sie also nachfolgend viel Spaß beim Staunen ...
© www.solutions4cleaning.co.uk
© BBC
Newsdroide
Von Reiner Krauss
© Lucasfilm Ltd./Disney | »Selbst ich kann ihrer Logik bisweilen nicht folgen.«
The Mandalorian – Zweite Staffel im Herbst 2020
Die zweite Staffel von The Mandalorian (seit 2019) wird im Oktober 2020 Premiere bei Disney+ haben, bestätigte Bob Iger, ehemaliger CEO und jetziger Vorstandsvorsitzende der The Walt Disney Company.
© Lucasfilm Ltd./Disney+
»Baby Yoda« – Das Kind des Jahres jetzt für zuhause
Es ist das Gesicht, das tausend Memes auslöste. In der The Mandalorian-Serie wird die Figur nur »das Kind« genannt, sie wurde aber auch als »Baby Yoda« weltweit berühmt. Das Überraschungsdebüt des Kindes, eines mysteriösen Außerirdischen, der von Kopfgeldjägern im Auftrag imperialer Interessen verfolgt wird, erfolgte bereits in der Premierenfolge von The Mandalorian, Kapitel 1: Der Mandalorianer – und jetzt ist es endlich als offizielle vielgefragte Puppe erhältlich.
Bei shopDisney (https://www.shopdisney.com) gibt es neuen weichen Plüsch, und im App Store kann man jetzt offizielle Aufkleber mit der gesamten Crew von The Mandalorian erwerben.
Hasbro hat außerdem eine neue Reihe von Star Wars-Produkten mit dem Kind präsentiert, die seit Mai 2020 ausgeliefert werden können.
© Lucasfilm Ltd./Disney+
Mehr Star Wars wird kommen
Ein neues Star-Wars-Projekt steht wieder einmal in den Startlöchern, diesmal eines mit Taika Waititi als Regisseur. Der talentierte Neuseeländer hat sich in den letzten Jahren mit Projekten wie Thor: Tag der Entscheidung (2017), Jojo Rabbit (2019) und auch bereits mit dem Staffelfinale von The Mandalorian hervorgetan. Waititi wird nicht nur als Regisseur, sondern auch als Co-Autor tätig sein, an der Seite von Krysty Wilson-Cairns (Penny Dreadful).
© Getty Images | Comic Con
Star Wars-Darsteller John Boyega mit Mut und Meinung
Viele Rassen und Wesen bevölkern seit jeher das Star Wars-Universum. Der Schauspieler und Darsteller des Finn, John Boyega äußerte sich nun unlängst emotional wie folgt bei einer Kundgebung in London, vor tausenden Beteiligten an der Demonstration zur Bewegung Black Lives Matter, die anlässlich von US-Polizeigewalt und der Tötung von George Floyd wieder verstärkt aktiv geworden ist:
»Ich will, dass ihr versteht, wie schmerzhaft es ist, jeden Tag daran erinnert zu werden, dass deine Rasse nichts zählt. Wir können uns alle zusammenschließen, um dies zu einer besseren Welt zu machen. Ich spreche zu euch vom Herzen. Schaut, ich weiß nicht, ob ich danach noch Karriere machen kann.«
Und wie er das kann! Tags darauf erhielt Boyega Zuspruch aus ganz Hollywood. Einige Filmemacher twitterten, dass sie in Zukunft gerne mit dem Schauspieler zusammenarbeiten wollen. Produzenten von Star Wars nannten ihren Protagonisten einen »Helden«. Und Star Wars-Legende Mark Hamill (Batman) twitterte, er sei noch nie stolzer auf Boyega gewesen.
© Lucasfilm Ltd./Disney+
Weiterführende Informationen zum Thema:
https://www.starwars.com/news - Offizielle Star Wars-Webseite
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Künstler auf die Bühne!: Cosplayer aus Star Wars und anderen Universen
von Lujayne Sealya
© LS
Kennen Sie sie? Die faszinierende Art von Künstler aus dem Fandom, die man auf diversen Events das ganze Jahr über trifft und deren Kreationen einen auch auf den virtuellen Tummelplätzen wie Facebook oder Instagram immer wieder zum Staunen bringen? Die Autorin dieses Artikels findet, es gibt da draußen so viele talentierte Cosplayer, Propmaker, Sammler, Fotografen, Designer, Zeichner, Illustratoren, Autoren etc., die ihre Leidenschaft mit sehr viel Herzblut pflegen, und einige davon möchte sie Ihnen ab dieser Ausgabe in einer neuen Interview-Reihe des Corona Magazine vorstellen!
Anfangen möchte sie mit ihrem langjährigen Cosplay-Kollegen Martin Gogulski (Künstlername »GoGo Cosplay«). Gogulski ist ein Urgestein der Szene, denn er machte schon Cosplay, als das Ganze noch einfach folgendermaßen beschrieben wurde: »Wir ziehen uns ein Kostüm an und haben gemeinsam Spaß.«
Gogulskis Kreationen sind vielfältig, wahnsinnig detailverliebt und könnten direkt aus der jeweiligen Fiktion entsprungen sein. Gogulski hat schon mehrere Kostüm-Versionen der Figuren Captain America, Deadpool, Spider-Man (sämtliche aus dem Marvel-Universum), Firestorm und Flash (beide aus dem DC Comics-Universum) realisiert, dazu einen Sandtrooper und Stormtrooper (beide aus dem Star Wars-Universum), er hat aber auch schon Spaßprojekte wie Cinderella umgesetzt.
Freundlicherweise hat sich Gogulski Zeit für ein Gespräch mit der Redaktion genommen.
© Thomas Kilian (Soulcatcher Photography)
Lujayne Sealya (LS): Martin, wenn man dich erlebt, erscheint es einem ja, als würde dir die Begeisterung für dein Hobby nie ausgehen. Seit wann machst du Cosplay und was gefällt dir daran?
Martin Gogulski (MG): Puh ... ich würde sagen, wirklich aktiv im Kostüm unterwegs bin ich seit 1999. Damals noch in meinem ersten Stormtrooper. Davor hatte ich zwar hier und da für den Fasching schon mal Kostüme gemacht, aber das würde ich noch nicht als »Cosplay« bezeichnen. Ich stamme ohnehin aus einer Zeit, in der hierzulande niemand diesen Begriff kannte. Wir waren einfach Fans in Kostümen.
Was mir daran gefällt? Gute Frage. Ich denke, es sind verschiedene Aspekte. Einerseits war ich von Kindheit ohnehin schon immer von den verschiedenen Kostümen in Fiktionen fasziniert, andererseits ist es eine prima Abwechslung von meinem Arbeitsalltag. Ich kann meine Kreativität ausleben, verschiedene neue Techniken und Materialien kennenlernen, und man trifft einfach durch das Hobby extrem viele coole Leute.
© Daniel Dornhöfer (Dornhoefer Photography) | FedCon 2016
LS: Was war das aufwändigste oder schwierigste Kostümteil, das du je fabriziert hast?
MG: Nicht einfach zu beantworten, da ich eigentlich keines habe, bei dem der Aufwand wirklich klein gewesen wäre. Ich würde sagen, das Schwierigste ist tatsächlich eines, das ich bis heute nicht fertiggestellt habe. Ich habe angefangen, elektrisch ausklappbare Flügel für Hawkman (ebenfalls aus den DC-Comics bekannt) zu bauen. Es funktioniert soweit auch schon alles, inklusive Fernbedienung etc., aber ich bin mit der Form der Flügel nicht ganz so zufrieden, und das ganze Gestell steht jetzt schon eine Weile im Keller.
LS: Da hört man den Perfektionisten in dir heraus. Was war denn das sonderbarste Teil, das du je für ein Kostüm organisieren oder herstellen musstest?
MG: Normalerweise würde ich sagen, alles, was ich aus Latex oder Silikon herstellen musste, fühlt sich immer irgendwie komisch an. Aber tatsächlich würde ich sagen, das sonderbarste Teil war ein Ganzkörper-Spandex-Anzug aus dem Fetisch-Bereich ... Glänzend mit leichten Schuppen. Kam nie wirklich zum Einsatz, aber damals fand ich es eine super Idee. Ich hoffe, die Bilder der Anprobe werden niemals in der Öffentlichkeit auftauchen.
LS: Also, ich würde die sehen wollen! Wenn du dir einen neuen Blockbuster ansiehst, hast du manchmal den Verdacht, die Kostümbildner aus der Filmproduktion denken sich, »Egal ob das funktionell ist, Hauptsache, es schaut auf der Leinwand gut aus«? Oder aber vielleicht: »Mal sehen, ob das einer nachmachen kann!«
MG: Da bin ich mir sogar sehr sicher. Ich möchte wetten, die Designer – oder das Team – denken sich absichtlich irgendwelche perfiden Kleinigkeiten aus, mit denen sie alle jene in den Wahnsinn treiben wollen, die dann diese Kostüme nachbauen.
LS: Würdest du mittels Cosplay auch einen Charakter porträtieren, der nicht deinem Wesen entspricht?
MG: Ich würde sagen, keiner der Charaktere, die ich darstelle, entsprecht wirklich meinem Wesen. Weder bin ich der heroische Pfadfinder wie Captain America, noch ein eiskalter Killer wie ein Stormtrooper oder ein durchgeknallter Irrer wie der Hobgoblin (Marvel-Universum). Bei mir ist der Reiz das Kostüm an sich. Es gibt aber Genres, zu denen ich irgendwie keinen Zugang finde und die mich dementsprechend nicht reizen. Animes gehören da zum Beispiel dazu. Damit kann ich einfach nichts anfangen. Das überlasse ich dann doch eher der jüngeren Generation.
© MG
LS: Du hast ja für die 501st Legion, die German Garrison, schon einmal das Amt des XO ausgeführt, sprich, du warst da der »Vize-Chef«. Und du hast auch viele weitere ehrenamtliche Tätigkeiten immer wieder einmal übernommen. Momentan investierst du sehr viel Zeit in den Aufbau einer Young Avengers-Gruppe. Ganz generell bist du im Kostümbau immer für einen guten Tipp und für Ratschläge zu haben. Wieso betreibst du so viel unentgeltlichen Aufwand für andere?
MG: Ich habe keine Freunde und führe ein sehr einsames Leben, was ich so zu kompensieren versuche? Spaß ... Das kann ich nicht genau erklären. Eigentlich ist das total irre, weil ja doch einiges an Freizeit dafür drauf geht. Aber es macht mir einfach Spaß, Wissen und Erfahrungen weiterzugeben oder etwas aufzubauen, etwas zu erschaffen. Dinge in die Wege zu leiten.
LS: Hattest du schon kuriose Erlebnisse in Sachen Cosplay?
MG: Ich denke, diese kleinen What-the-fuck-Momente kennt ja jeder. In lustiger Erinnerung sind mir aber zwei Begebenheiten geblieben:
1. Eine Halloween Party vor einigen Jahren; ich stand im Stormtrooper-Kostüm auf der Straße und hab frische Luft geschnappt. Auf einmal merkte ich eine Hand an meinem – durch Plastik geschützten – Gesäß und drehte mich um. Eine ältere Dame grinste mich an, sagte noch »Knackiger Arsch ist das ja schon« und ging weiter.
2. Eine Promo-Aktion für die erste Version vom Spiel Injustice stand an. Ich stand in meinem ersten Captain-America-Kostüm wieder mal draußen auf der Straße, und ein altes Ehepaar lief vorbei. Sie meinte dann in meine Richtung: »Das ist doch dieser Spider-Man!« Okay, falscher Charakter aber immerhin, richtiges Universum. Und da die Dame locker um die 70 war, fand ich es sehr toll, dass sie diese Charaktere überhaupt kennt.
© MG | Comic Con Stuttgart 2017
LS: Apropos Alter: Denkst du, die Cosplay-Szene hat sich in den letzten Jahren geändert, auch was ihre Mitglieder angeht?
MG: Hat sie, definitiv. Sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Positiv ist auf jeden Fall, dass man heute Möglichkeiten, Quellen, Materialien usw. hat, von denen man vor 20 Jahren nur träumten konnte. Auch, dass das Ganze kein merkwürdiges Nischen-Hobby mehr ist, sondern immer mehr gesellschaftliche Akzeptanz findet. Daraus resultiert allerdings auch direkt der negative Aspekt. Da das Ganze immer mehr zum Mainstream wird, denken viele, dass sie dieses Hobby unbedingt nutzen müssen, um berühmt zu werden und sind dann enttäuscht, wenn sie nicht der eine von Tausend sind, der es schafft. Da fehlt irgendwie die Liebe zum Hobby, und Kostüme verkommen – teilweise – zur Massenware. Umso mehr stechen dann aber die hervor, die sich wirklich damit auseinandersetzen. Gekaufte Kostüme sind nicht automatisch schlecht, aber es gibt einen Unterschied zwischen einem Samstagnachmittag-Kauf mit zwei Mausklicks und der Arbeit von Leuten, die sich lange hinsetzen, recherchieren, vergleichen, Referenzen heranziehen usw.
LS: Gibt es Pläne für die Zukunft, die du noch unbedingt umsetzen möchtest?
MG: Bestimmt noch einige, aber ich lege mich immer nur ungern vorher exakt fest. Vieles entscheide ich spontan. Für dieses Jahr habe ich mir erst einmal nur noch ein weiteres Kostüm vorgenommen. Aber im Hinterkopf sind da schon noch so ein oder zwei andere. Man hat ja leider dieses Jahr viel Zeit zum Bauen.
LS: Ja, das stimmt leider. Aber hoffentlich sehen wir uns bald wieder auf einem Event, vielleicht im Herbst, und da bin ich gespannt, was du als nächstes zauberst!
Vielen Dank an Gogulski für das Interview!
Weiterführende Informationen zum Thema:
https://www.facebook.com/GoGoCosplayGermany/ - Facebook-Seite Martin Gogulski
https://www.instagram.com/gogocosplay_germany/ - Instagram-Seite Martin Gogulski
Unendliche Weiten – Die Star-Trek-Ecke
Ressortleiter Thorsten Walch
Kolumne: Utopischer als Utopie?
von Thorsten Walch
Ein immer wiederkehrendes Thema in Kreisen, in denen über das Star Trek-Universum diskutiert wird, ist der sich verändernde Stil in dem Lieblings-Franchise von so vielen Corona Magazine-Lesern.
Erste Anfänge unternahmen diesbezüglich bereits Star Trek: Deep Space Nine (1993–1999) und später Star Trek: Enterprise (2001–2005): In diesen Serien wurde gezeigt, dass die Roddenberry’sche Zukunftswelt durchaus auch ihre Schattenseiten hat. Aber dort beschränkte man sich wenigstens auf einzelne Sektoren, außerhalb derer alles wie gehabt lief.
So richtig zur Sache ging es bezüglich düsterer Handlungsstränge erst mit Star Trek: Discovery ab dem Jahr 2017. In dieser Reihe wurde eine oft zweifelhafte, mitunter schmutzige und häufig ganz und gar nicht wünschenswerte Lesart dieses Universums gezeigt, die trotz großen Anklangs vielerorts nicht wenigen Stamm-Trekkies überaus bitter aufstieß.
Und Star Trek: Picard (seit 2020) setzte dem allem noch die Krone auf, tastete man in dieser Serie doch die eigentlich über viele, wenn nicht alle Zweifel erhabene friedliche und überlegene Zukunftswelt des 24. Jahrhunderts der Ära Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert (1987–1994) an. Die Sternenflotte, während der Laufzeit von letztgenannter Serie neben ihrem wissenschaftlichen Forschungsauftrag immer auch der Verfechter galaktischer Gerechtigkeit, wurde hier plötzlich als eine Versammlung von jedwedes Risiko fürchtenden Drückebergern dargestellt. Und Jean-Luc Picard (Sir Patrick Stewart) selbst war auf einmal ein bitterer alter Mann, der die Ideale seines langen Lebens verraten sah.
Keine strahlende Zukunft mehr also, wie man sie sich in den 1980er- und 1990er-Jahren so gern vorgestellt hatte.
»All good things …«
»… must come to an end!«, hat der omnipotente Q (John de Lancie) einst Picard in der letzten TV-Episoden von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert gelehrt. Rückblickend scheint es beinahe so, als hätten die Drehbuchautoren Ronald D. Moore (Battlestar Galactica) und Brannon Braga (The Orville) damals prophetisch in die Zukunft des Franchise geblickt, als sie dem Lieblings-Pseudo-Gottwesen von so vielen diese Worte in den Mund legten.
Denn während bei der seinerzeit bereits anderthalb Jahre laufenden Nachfolgeserie Deep Space Nine von Anfang an ein wesentlich dunklerer Ton vorherrschte, verfinsterte sich spätestens ab dem Film Star Trek: Der erste Kontakt (1996) auch über dem restlichen Roddenberry’schen Universum der Himmel.
Der Grund dafür ist recht einfach: Der Zuschauergeschmack ist im Laufe der Zeit nicht immer der gleiche geblieben. War die Menschheit in den 1980er-Jahren trotz der nicht eben wenigen Krisen dieses Jahrzehnts noch allgemein eher hoffnungsfroh gestimmt, verlangte es einem dank des unaufhaltsam näher rückenden neuen Jahrtausends zunehmend nach Realismus auch in der Science-Fiction. Das Publikum war erwachsener geworden, nicht allein gemessen in Jahren, und das galt auch für Trekkies. Viele der oftmals recht vereinfacht erscheinenden Patentlösungen, die Captain Picard und seine Crew zur Klärung von mitunter ziemlich komplexen Problemen bereithielten, wirkten in der zunehmend moderneren Zeit einfach nicht mehr realistisch genug. Konflikte lassen sich in der Realität eben nicht im Handumdrehen beilegen, weil nicht alle Beteiligten trotz aller Widrigkeiten stets vernünftig bleiben.
Mit anderen Worten: Star Trek trat ab der zweiten Hälfte der 1990er-Jahre in eine neue Phase ein, sowohl in seinen Kino- als auch in den TV-Inkarnationen. Nach Deep Space Nine gab es auch bei Star Trek: Raumschiff Voyager (1995–2001) immer wieder Episoden, in denen Captain und Crew eine Situation nicht für alle Parteien gleichermaßen befriedigend zu lösen vermochten.
Dieser Trend setzte sich in der nachfolgenden Serie Enterprise (dem Titel von dieser wurde erst später das »Star Trek« vorangesetzt) fort. Zwar konnte Enterprise es in Sachen Düsterkeit nicht mit der im Jahr 2004 gestarteten Neuauflage von Battlestar Galactica aufnehmen, doch ging man mit Fröhlichkeit und allzu schöngefärbter Zukunftsdarstellung à la Captain James T. Kirk (William Shatner) und in den Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert-Anfängen deutlich sparsamer um.
Bereits damals wurden erste Fanstimmen laut, denen die seinerzeit neueste Serie schlicht zu pessimistisch geschrieben erschien. Schließlich sollte Star Trek doch eine durch und durch positive Zukunft schildern! Und nicht andeuten, dass man manche Probleme der Gegenwart bis ins in diesem Fall 22. Jahrhundert immer noch nicht gelöst hatte.
Doch: Kann man eine Utopie überhaupt noch utopischer machen, ohne dabei vollends unglaubwürdig zu werden?
Das neue Star Trek – Teil 1
So richtig groß wurde das Thema im Star Trek-Fandom allerdings erst, als die USS Discovery erstmals auf Reisen ging. Zwar hatten auch die drei Filme der Kelvin-Zeitlinie genannten Reboot-Reihe (2009-2016) für diverse Kontroversen gesorgt, doch ging es in diesen nicht vordergründig um den zunehmend düsteren Stil im Roddenberry’schen Universum.
Ähnlich wie schon Enterprise zeigte auch Discovery die Zukunftswelt vor Kirks Enterprise, wenngleich schon recht früh auch die Hoffnung auf eine aller-, allererste Begegnung mit dem ikonischen Raumschiff geweckt wurde. Doch diesmal war die neue Serie nicht nur andeutungsweise düster, sondern hob den bedrückenden Ton des gesamten Franchise auf eine neue Stufe.
Das 23. Jahrhundert, 10 Jahre vor dem Vertrag von Organia, der Begegnung mit Khan (Ricardo Montalbán) und vielem weiterem mehr, zeigte komplett andere Facetten als die, die man in den fünf vorherigen Serien und der Kinofilmreihe mal in höherem, mal in niedrigerem Maße gesehen hatte. Die Welt von Ex-Commander Michael Burnham (Sonequa Martin-Green), ihrer früheren Vorgesetzten Captain Georgiou (Michelle Yeoh) und ihrem neuen Kommandanten Captain Lorca (Jason Isaacs) war schmutzig, aber so richtig.
Eigentlich gab es so gut wie niemanden in der neuen Crew, der von Anfang an zum Hauptsympathisanten für das Publikum wurde. Burnham selbst war eine gefühlskalt wirkende Verräterin; Lorca präsentierte sich als verhaltener Despot. Der Kelpianer Saru (Doug Jones) enervierte nicht selten durch sein übertriebenes Misstrauen gegenüber so gut wie allem und jedem, was für Kadett Sylvia Tilly (Mary Wiseman) in gleichem, wenn nicht gar in höherem Maße galt, und Wissenschaftsoffizier Lt. Paul Stamets (Anthony Rapp) trug seine Arroganz recht offen zur Schau.
»Das soll Star Trek sein?«, ging sodann ein Aufschrei durch die Fan-Szene.
Erst im Verlauf der ersten Staffel wurden mehr und mehr charakterliche Züge der neuen Figuren offenbart, die eine zunehmende Identifikation mit ihnen erlaubten. Insbesondere Burnham, Saru, Tilly und Stamets gewannen an sympathischen Zügen, wenngleich Lorca geheimnisvoll und zurückgezogen blieb … aus gutem Grund, wie sich am Ende des ersten Jahres der neuen Serie herausstellte.
© CBS All Access / Netflix
Doch die gezeigte Zukunftswelt an sich, angesiedelt nur wenige Jahre vor dem bonbonfarbenen Szenario der klassischen Originalserie, blieb schmutzig. Die Klingonen waren keine rauflustigen Rabauken mehr, sondern hatten sich zu Gestalten entwickelt, die man sich mitunter auch in einem Horrorfilm vorstellen kann; einschließlich kannibalischer Verhaltensweisen. Harry Mudd (Rainn Wilson), in der später-früheren Originalserie ein augenzwinkernder und zumindest grenzwertig sympathischer Halunke, zeigte sich hier als gierig-schmieriger Gangster, der selbst für kleine persönliche Vorteile über Leichen geht. Und der Krieg gegen die Klingonen bestand nicht aus Schilderungen von Verlusten auf der Hauptbrücke des Schiffes, sondern wurde oftmals recht anschaulich gezeigt.
Aus »Das soll Star Trek sein?« in Fan-Kreisen wurde nun vielfach gar ein »Star Trek ist tot!«
Das neue Star Trek – Teil 2
Discovery blieb auch in der zweiten Staffel umstritten, obwohl man in dieser die Machart deutlich stärker den gewohnten (Star Trek-)Strukturen anglich. Die Abenteuer der neuen Crew versprühten wieder mehr ein Gefühl von »… to boldly go …« und dem sogenannten »Sense Of Wonder«, und mit Captain Kirks Vorgänger Captain Christopher Pike (Anson Mount) als neuem Kommandanten und einem verjüngten Mister Spock (Ethan Peck) kamen altbekannte Charaktere an Bord.
Dennoch entwickelte sich Discovery auch in seinem zweiten Jahr nicht zu einer neuzeitlichen »Next Generation«. Andererseits jedoch blieb den Fans immer wieder die Aussage der Macher als Trost, dass es sich bei Discovery eben um die relative Vergangenheit der Star Trek-Zukunftswelt handelt. Gut, dann gab es eben auch dunkle Zeiten, ehe es im Universum, auf der Welt und im ganzen Rest endlich besser wurde.
Doch dann kamen aufsehenerregende Gerüchte auf, die sich schon kurze Zeit später in Fakten verwandeln sollten: Star Trek-Altstar Stewart, damals auch bereits stattliche 78 Jahre alt, verkündete bekanntlich auf einer großen Fan-Veranstaltung, dass man an einer weiteren neuen Franchise-Serie mit ihm selbst in seiner ikonischen Rolle als Picard (der mittlerweile allerdings kein Captain mehr sein würde) arbeitete. Endlich, dachten sich da viele! Endlich würde Star Trek also in der Form zurückkehren, in der ein Großteil der Fans das Roddenberry’sche Universum kennen- und lieben gelernt hatte. »The Over-Next Generation« stand in den Startlöchern!
Es war allerdings Stewart selbst, der diese Hoffnungen bald nach ihrem ersten zarten Aufkommen zerschlug. Die neue Serie, so erzählte er in Interviews, werde abgesehen von der Hauptfigur und dem erneuten Schauplatz des 24. Jahrhunderts nichts mit der beliebten zweiten Star Trek-Serie zu tun haben. Das 24. Jahrhundert werde in einer weiterentwickelten Form geschildert werden, und Picard würde nicht mehr der Mann sein, den die Fans einst kennengelernt hatten.
»Ach, so schlimm kann ‘s schon nicht sein!«, lautete der Tenor der meisten Fan-Antworten sodann.
Anders, ja. Aber doch genau wie früher, oder?
Spätestens am 24. Januar 2020 starb diese Hoffnung jedoch, als (nach Testvorführungen vor ausgewähltem Publikum) hierzulande die erste Episode von Picard beim Streaming-Dienst Amazon Prime zu sehen war.
Nein, das war definitiv kein The Over-Next Generation, nicht einmal ein bisschen. Es war nicht einmal eine Raumschiff-Show. Es war die Geschichte eines verbitterten, altgewordenen Helden von einst, der erkennen muss, dass sich ein Großteil seines ruhmreichen Wirkens in der Vergangenheit durch veränderte galaktisch-politische Umstände in Rauch aufgelöst hatte. Dem in einer wichtigen persönlichen Mission Hilfe von denjenigen verweigert wurde, deren Fahne er jahrzehntelang stolz erhobenen Hauptes getragen hatte. Und der sich in einer Zukunftswelt wiederfand, die (gar nicht so) plötzlich nicht mehr allzu viel bot, dass erstrebenswert schien. Was dann geschah, ist (nicht) geradezu vorstellbar:
»Das soll Star Trek sein?«, wurde erneut geschrien.
Utopischer als Utopie?
Was genau sie denn erwartet haben, möchte der Kolumnist nun gern die vielen enttäuschten Trekkies fragen, die sich in diversen sozialen Netzwerken bitter über das neue Star Trek beklagen. Enttäuschen kann man schließlich nur jemanden, der zuvor getäuscht worden ist, und genau das hatte Stewart ja durch seine Aussagen im Vorfeld verhindern wollen. Doch wie so oft hatte man seine Worte relativiert und letztlich ignoriert und sich gesagt, dass schon Picard drin sein würde, wo Picard draufsteht.
Nichts da. Die Zukunft im Star Trek-Universum hat sich verfinstert. Nichts ist mehr so, wie es einmal gewesen ist, alles hat sich zum Schlechteren verändert, das wurde bereits zu Beginn dieser Kolumne gesagt. Aber warum? Aus welchem Grund verspricht Star Trek nicht mehr die farbenfrohe Zukunftswelt, in der Probleme aller Art nur noch auf ein Minimum reduziert auftreten?
Erstens und sicherlich am wichtigsten: Star Trek, das sollte man auch und gerade als Trekkie niemals vergessen, war immer und zu allen Zeiten seines Bestehens ein Spiegel der Epoche, in der die jeweilige Serie entstand. Sei es die Zeit des Kalten Krieges zwischen den Mächten des Westens und des Ostens, sei es die fortschreitende Automatisierung und der damit verbundene Segen, seien es aber auch die Nachteile, und sei es das immer wieder aufkeimende Problem von Rassismus und Faschismus oder die noch immer bestehende Rechte-Ungleichheit zwischen den Geschlechtern … All diese ganz realen Alltagsprobleme fanden stets ihre Entsprechung im Roddenberry’schen Universum, selbstverständlich verpackt in ansprechende Geschichten, die auch den nötigen Unterhaltungsaspekt beinhalteten.
Kurz gesagt: Die reale heutige Welt ist alles andere als rosig. Eine Aufzählung der drängendsten aktuellen Probleme zum Zeitpunkt der Entstehung dieser Kolumne soll dem Leser erspart bleiben, aber ganz gewiss handelt es sich dabei nicht um die Frage, wie man einer eventuellen außerirdischen Invasion am besten begegnen kann und sollte.
Picard zeigt eine Welt, in der sich vertraute Ansichten und damit verbundene Bilder in ihr Gegenteil verkehrt haben und in der diejenigen, die in dieser Welt leben, mit den neuen Gegebenheiten fertig werden müssen.
Da geht es aber auch um das Älterwerden, ein Thema, über das insgesamt nicht allzu gern und oft gesprochen wird, das aber allgegenwärtig ist. Und das sicherlich nicht wenige Trekkies inzwischen betreffen dürfte, die Picard und die Crew der USS Enterprise NCC-1701-D von Beginn ihrer Reise an begleitet haben. Und es geht um Bedrohungen, die wie aus dem Nichts auftauchen und auf Umstände zurückgehen, die man vielleicht noch vor Kurzem nicht als sonderlich gefährlich wahrgenommen hat … die jedoch von einem Moment auf den anderen sehr viel präsenter sind, als jedem allgemein lieb sein sollte.
Zweitens: Ist die Zukunftswelt in Picard nüchtern betrachtet wirklich so düster? Man sieht die Serie aus der Perspektive ihrer Hauptfiguren, die in eine spannende Geschichte mit deutlichen Mystery-Aspekten verwickelt sind. Die Sternenflotte als eine Institution, die die Erforschung bisher unbekannter Winkel der Galaxis vorantreibt, ist ein Stück weit von dieser Aufgabe zurückgetreten, da eine Situation der drängenderen Probleme eingetreten ist. Und natürlich sind anfangs noch unbekannte außerirdische Geheimorganisationen ebenfalls in das Ganze verstrickt. Vom Alltagsleben in dieser Zukunft bekommt man in der neuen Serie jedoch nicht viel zu sehen. Vielleicht ist das 24. Jahrhundert in Picard ja gar nicht so düster wie viele glauben, erkennen zu können? Auf der Erde und den anderen Föderationsplaneten wird dank Replikatoren und anderweitiger überlegener Technologien auch weiterhin keine Not herrschen, und auf den möglicherweise vielen armen Planeten, die noch niemand entdeckt hat, haben eventuelle Missstände auch schon vor dem Untergang des romulanischen Imperiums geherrscht und wurden insgesamt in keiner Weise dadurch beeinflusst.
Wirkt die Familie Riker-Troi (beziehungsweise Troi-Riker) abgesehen von ihrer persönlichen Tragödie in irgendeiner Weise unglücklich? Ist das Leben in der Over-Next Generation-Welt, die gar keine solche ist, seit der letzten Folge von Raumschiff Enterprise – Das nächste Jahrhundert schlechter geworden? Das darf stark angezweifelt werden.