Kitabı oku: «Die hochsensible Frau», sayfa 2
Bewusste und unbewusste Fähigkeiten
Im Denken sind Hochsensible sehr tiefsinnig. Sie erforschen gerne den Sinn einer Sache und interessieren sich für die Ursachen und Folgen bestimmter Dinge. Übergreifendes und vernetztes Denken ist ebenfalls typisch für HSPs, was aus ihrer intuitiven Wahrnehmungsgabe resultiert. Bewusste wie unbewusste Informationen vermischen sich und fließen in neue Gedankengänge mit ein. Das macht sie nicht nur tiefgründig, es führt auch zu weitsichtigem und verantwortungsvollem Handeln. Aber das komplexe Denken kann auch belastend für Hochsensible sein: So verfallen sie häufig in anstrengendes Grübeln oder haben Schwierigkeiten bei der Entscheidungsfindung. Immer wieder fallen ihnen neue Ideen ein, die sie gründlich durchdenken müssen, was zur Folge hat, dass sie ihre Gedanken ein ums andere Mal neu ordnen müssen. Diese permanenten Gedankengänge sind äußerst ermüdend, was lange Erholungsphasen nötig macht. Das kann sich in einem längeren Schlafbedürfnis zeigen oder in häufigeren Pausen, die Hochsensible einlegen müssen. Und je mehr Faktoren sie gedanklich miteinbeziehen, desto schwieriger gestaltet sich das Handeln. Auf andere Menschen wirken HSPs nicht selten kompliziert, in der gemeinsamen Konversation kommen diese dann ab einem gewissen Punkt nicht mehr mit, was zu Frustrationen auf beiden Seiten führen kann.
Hinzu kommt ein außergewöhnlich gutes Gedächtnis. Viele Hochsensible erinnern sich an noch so kleinste Momente, die bereits Jahre zurückliegen. Da kann es gut sein, dass ihnen mitten im Alltag plötzlich vergangene Geschehnisse oder Gesagtes von anderen Menschen in den Sinn kommen. Und schon sind sie wieder tief in Gedanken versunken … In Gesprächen wissen HSPs genau, was sie anderen schon mal erzählt haben, und merken gleich, wenn ihnen jemand eine bereits erzählte Geschichte erneut in leicht abgewandelter Form darlegt. Haben Hochsensible einmal etwas begriffen und gelernt, bleibt dies lebenslang haften. Auch Namen und Geburtstage können sich HSPs gut merken.
Ergänzt wird das durch eine ausgeprägte Intuition. Dinge bemerken, die manch einem anderen Menschen nicht auffallen oder sogar telepathische Momente erleben, sind häufig zu beobachtende Eigenschaften von HSPs. Das Unterbewusstsein ist in der Lage, eine Menge Informationen abzuspeichern – eine wichtige Grundlage für die Intuition. Dabei sind die Zusammenhänge für den Verstand nicht immer klar ersichtlich.
Kreative Seiten
Die Kreativität ist ein weiterer, wichtiger Aspekt hochsensibler Menschen. So verfügen viele Hochsensible über ein Talent, das in die künstlerische Richtung geht. Dabei muss es sich nicht um eine außergewöhnlich hervorstechende Begabung handeln. Die Freude an kreativen Tätigkeiten wie dem Malen, Musizieren oder anderen handwerklichen Dingen sowie Tanzen, Schauspielern oder Schreiben reicht da schon aus. Bei dem ein oder anderen zeichnet sich durchaus auch ein besonderes Talent ab. Da liegt es nahe, sein „Hobby“ zum Beruf zu machen. Es gibt einige bekannte Künstler, die hochsensibel sind – etwa die schwedische Künstlerin Jonna Jinton, die Musikerin Heather Nova oder die Mal- und Yogalehrerin Flora Bowley. Auch bei Beethoven und Goethe wird beispielsweise vermutet, dass sie zu der Gruppe der Hochsensiblen gehörten.
Um der Kreativität freien Lauf lassen zu können, ist ein gewisser Gestaltungsfreiraum notwendig. Zeit- und Erfolgsdruck, aber auch eine unruhige Umgebung lähmen den Kreativitätsfluss. Auch folgen Kreative oft spontanen Eingebungen. Es ist eher selten, dass sich Künstler hinsetzen und die Ideen nur so sprudeln.
Von der Hochsensibilität profitieren künstlerisch Veranlagte insbesondere aufgrund ihres ausgeprägten Sinnes für Schönheit und Ästhetik. Ihr spezieller Blick für Farben und Formen wirkt unterstützend. In der Musik hilft ihnen ihr gutes Gehör weiter, das die Töne filtert. Da die gesamte Wahrnehmung bei Hochsensiblen sehr ausgeprägt ist, haben sie ein besonderes Auge für jegliche Arten von Kunst. Auch lassen sich HSPs gerne und leicht inspirieren, was sie ihrer Reizoffenheit zu verdanken haben. Inspiration ist die Quelle der Kreativität. Eingebungen können bewusst stattfinden, aber auch aus dem Unterbewusstsein entstehen. So tragen die oftmals intensiven Träume ebenso positiv zu der Entstehung von künstlerischen Werken bei.
Besondere Intelligenz bei Hochsensiblen
Tatsächlich ist es so, dass viele hochsensible Menschen überdurchschnittlich intelligent sind. Doch was bedeutet Intelligenz überhaupt? Anders als vielfach vermutet, gibt es keine allgemeingültige Definition. Intelligenz umfasst viele unterschiedliche Aspekte. Dazu zählen mentale Prozesse, die bei der Problemlösung, Entscheidungsfindung und abstraktem Denken entstehen. Diese stehen in starker Verbindung mit den kognitiven Fähigkeiten, die mit der Wahrnehmung, dem Erkennen und allgemeinen Denken einhergehen. Auch das Nervensystem spielt eine nicht minder entscheidende Rolle. Nun lässt sich die Intelligenz in verschiedene Teilbereiche kategorisieren: die sprachliche, logisch-mathematische, intra- und extrapersonelle, räumliche, musikalische, physisch-kinästhetische und die naturkundliche Intelligenz. Aus der intra- und extrapersonellen Intelligenz entwickelte sich der Begriff der emotionalen Intelligenz. Auch die Fantasie ist ein wichtiger Aspekt. Eigene Erkenntnisse mit einspielen zu lassen und selbstständig Theorien entwickeln zu können, obliegen dem Fantasievermögen. Es macht Sinn, dass diese Fähigkeiten eine gewisse Intelligenz erfordern. Sie sehen also, wie vielschichtig diese Thematik ist. Der IQ, ermittelt durch den klassischen Intelligenztest, kann demnach nicht das einzige Kriterium für eine hohe Intelligenz darstellen. Dieser Test umfasst einfach nicht alle Bereiche, die zur Intelligenzbestimmung miteinbezogen werden müssen. Hinzu kommt, dass eine Intelligenz – egal, welcher Art – zunächst mal als reines Potenzial zu sehen ist. Potenzial ist angeboren, was daraus entsteht, hängt von der persönlichen Entwicklung ab. Dafür ist das soziale Umfeld verantwortlich – und inwiefern der Mensch gefördert wurde. So kann es auch sein, dass sich verschiedene Fähigkeiten erst in späteren Lebensphasen entfalten.
Hochbegabung in Verbindung mit Hochsensibilität
Hochsensible verfügen mit ihrer vielfältigen Wahrnehmungsgabe sowie dem tiefen und feinsinnigen Verarbeitungsvermögen über eine facettenreiche Auswahl an Faktoren, die für die Intelligenz maßgeblich sind. Zudem sind sie mitunter schnell im Denken, erfassen Probleme im Nullkommanichts und haben fast unmittelbar Lösungen parat. Darüber hinaus besitzen sie die Fähigkeit, rasch umdenken und sich auf plötzliche Veränderungen einlassen zu können. Das kann auch ein Zeichen von Hochbegabung sein. Diese zeigt sich nämlich nicht zwangsläufig in einem hohen IQ. Außerdem lässt sich Hochbegabung genauso wie die Intelligenz in einzelne Bereiche einteilen. So gibt es HSPs, deren Begabung insbesondere im künstlerischen Bereich überdurchschnittlich gut ausgeprägt ist. Bei anderen bezieht sich das auf naturwissenschaftliche Gebiete, wiederum andere sind in ihren sozialen Kompetenzen hochbegabt. Genau wie bei der Intelligenz hängen die Offensichtlichkeit und das Bewusstsein darüber sowie das Ausmaß stark von der Förderung der Veranlagung ab.
Doch dafür muss eine Begabung erst mal erkannt werden. Da Hochsensible häufig viele verschiedene Gedanken in sich tragen und neue Informationen plötzlich auftretende, komplexe Einfälle mit sich bringen, kann es genauso gut sein, dass sie eine Weile nachdenken müssen, bevor sie zu einem Ergebnis kommen. Während Normalbegabte spontane Ideen unverzüglich kundgeben, wägen Hochbegabte zunächst ab. Hier zeigt sich der Widerspruch zwischen der einerseits schnellen Handlungsfähigkeit und der andererseits gründlichen Überlegung. Auf Außenstehende wirkt eine Person, die auf vermeintlich einfache Fragen nicht sofort antwortet, alles andere als hochbegabt. Was jedoch in diesem Moment in ihrem Kopf hervorgeht, kann gerade für eine Hochbegabung sprechen. Das ist mit ein Grund, weshalb Hochbegabte nicht immer als solche wahrgenommen werden. Dies ist fatal, bedenkt man die Hürden, vor die ein Mensch damit schon im Kindesalter gestellt wird. Ein hochbegabtes Kind muss anders gefördert werden als normalbegabte Kinder. Dies kann sich auf zwei Arten äußern: entweder, indem besonderen Talenten mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird. Oder, indem mehr Rücksicht genommen wird, wenn ein Kind länger braucht, weil es in seinem Kopf erst mal alle Möglichkeiten durchgehen muss. In letzterem Fall wird die Hochbegabung meist mit Lernschwierigkeiten verwechselt und es findet genau das Gegenteil von dem statt, was angemessen wäre: Das Kind wird entlastet, indem es beispielsweise einer einfacheren Schulform zugeteilt wird. Dabei wird häufig übersehen, dass damit die Probleme nicht aus der Welt geschaffen wurden und gleichzeitig sogar eine Unterforderung in bestimmten Gebieten stattfinden kann. Ob eine Hochbegabung in der Kindheit erkannt wird oder nicht, ist wegweisend für das Leben eines Menschen.
Ein Einblick in die uncharakteristischen Merkmale der HSPs
Andersherum lässt sich die Hochsensibilität anhand der Dinge erkennen, die Hochsensible eher ungern machen. Dazu zählen etwa turbulente Unternehmungen wie Besuche von Musikfestivals oder Freizeitparks. Überall dort, wo viele Menschen zusammenkommen, die Lautstärke Überhand gewinnt oder sogar adrenalinankurbelnde Tätigkeiten angeboten werden, fühlen sich Hochsensible in der Regel unwohl. Auch das Verreisen ohne konkretes Ziel kommt für HSPs eher nicht infrage. Da bereits das Verlassen der vertrauten Umgebung eine Herausforderung für Hochsensible darstellt und auf Reisen zusätzlich neue – teils ungewohnte – Eindrücke auf sie einwirken, gibt ihnen ein geplanter Urlaub Sicherheit und eine notwendige Struktur. Nicht zu wissen, wie der nächste Tag ablaufen wird und wo man unterkommt, wäre mit Unruhe und möglichen Ängsten verbunden. Mit der Umgewöhnung an die neue Umgebung sowie dem Verarbeiten der Erlebnisse sind HSPs schon ausgelastet genug. Im Alltag würden hochsensible Menschen wohl kaum einem stupiden Leben folgen, ohne einen Sinn für sich erkannt zu haben oder nach bestimmten Vorstellungen zu streben. Ihre Mitmenschen, Tiere und die Natur sind ihnen wichtig, darum beziehen sie diese stets in ihre Gedanken mit ein und versuchen sich und ihrem Umfeld das Leben schöner zu gestalten. Den Ort, an dem sie leben, haben sie als essenzielle Lebensgrundlage erkannt, der gepflegt und geschützt werden muss. Demzufolge würden Hochsensible nie egoistisch und ignorant durchs Leben ziehen und auf Kosten anderer Lebewesen oder der Natur leben.
Über die wissenschaftliche Anerkennung der Hochsensibilität
Bevor die amerikanische Psychotherapeutin Elaine Aron sich in den 1990er-Jahren intensiv mit der Hochsensibilität befasst und die Thematik an allgemeiner Aufmerksamkeit gewonnen hatte, beschäftigte sich der Chemiker, Naturforscher und Philosoph Dr. Carl Ludwig Friedrich Freiherr von Reichenbach im 19. Jahrhundert bereits mit diesem Persönlichkeitsmerkmal. Er verfasste drei Bücher über die Hochsensibilität, in denen er Verhaltensweisen und Empfindungen hochsensibler Personen darstellte sowie seine Erkenntnisse in zahlreichen Versuchen aufzeigte. Seinen eigenen Angaben zufolge untersuchte er rund zweihundert hochsensible Menschen. Diese Arbeit war zu der damaligen Zeit jedoch nicht sehr angesehen und wurde aus diesem Grunde wenig beachtet. So ist es Elaine Aron zu verdanken, dass das Thema neu an Bedeutung gewonnen hat. Sie prägte insbesondere den Begriff „Highly Sensitive Person“. Bis heute forscht die Psychotherapeutin an diesem Phänomen und arbeitet mit Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Bereichen zusammen. Aus der Wissenschaft entwickelte sich die verfeinerte Bezeichnung „High Sensory-Processing-Sensitivity“ (HSPS), bei der nicht nur die Kriterien der Hochsensibilität beleuchtet werden, sondern auch die Entstehung und Ausprägung untersucht wird. Inzwischen gibt es eine Vielzahl an Projekten, bei denen zu diesem Thema geforscht wird. Ungeachtet dessen gibt es dennoch nach wie vor Psychologen und Ärzte, denen der Begriff Hochsensibilität fremd ist. Doch auch wenn an mancher Stelle noch Aufklärungsarbeit nötig ist, gewinnt die Hochsensibilität durch verschiedene Psychologen und Betroffene immer mehr an medialer Aufmerksamkeit.
Was Hochsensible Frauen so wertvoll macht
Gerade die Empathiefähigkeit ist bei hochsensiblen Frauen besonders ausgeprägt. Auch wenn die Hochsensibilität Frauen und Männer gleichermaßen betrifft, so werden die Auswirkungen dessen schnell den Frauen zugesprochen. Die sensitiven Attribute gelten in unserer Gesellschaft als weiblich, was das Verständnis für hochsensible Männer umso schwieriger macht. Ihre betont einfühlsame Art kommt Frauen sowohl in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie in Verbindung mit Tieren als auch im Beruf zugute. Die Stimmung ihrer Mitmenschen wahrnehmen, sich in diese hineinversetzen zu können; zu spüren, wie es ihrem Gegenüber geht und auf einfühlsame Art auf dessen Situation eingehen zu können, macht diese Frauen zu wertvollen Zeitgenossinnen. Sie haben immer ein offenes Ohr für Freunde und Verwandte und stehen ihnen mit hilfreichen Ratschlägen zur Seite. Da Hochsensible durch ihre spezielle Denkweise Sachverhalte aus anderen Blickwinkeln betrachten, geben sie wichtige Impulse zur Problemlösung. Aus all diesen Gründen liegt es nahe, dass es einen Großteil der Frauen in soziale Berufe zieht. Dort können sie nicht nur ihre empathischen Eigenschaften frei entfalten und mit Freude ausleben – sie sind eine echte Bereicherung, indem sie ihren Beruf mit Erfolg ausüben. Von diesem Erfolg profitieren in erster Linie die Menschen, denen diese Frauen mit ihrer Arbeit helfen. In zweiter Linie stellt diese Art von Arbeit eine tiefe innere Erfüllung für die hochsensible Frau dar. Auch die therapeutischen Fähigkeiten sind dank dieser Grundlage charakteristisch für weibliche HSPs. Das häufig vorkommende Interesse für psychologische und esoterische Themen leistet einen ergänzenden Beitrag bei der Ausübung psychotherapeutischer wie spiritueller Berufe.
Und auch die Kreativität spielt bei hochsensiblen Frauen sowohl im privaten als auch im beruflichen Bereich eine entscheidende Rolle: Die Kunst hilft ihnen dabei, ihre Fantasie zu verarbeiten und Gefühle auszudrücken. So überrascht es nicht, dass viele der weiblichen HSPs einen Ausgleich in einer künstlerischen Tätigkeit finden oder sogar in entsprechenden Berufen arbeiten.
Die Gefühlswelt – eine komplexe Angelegenheit
Gehen wir einmal genauer auf die Gefühle von HSPs ein. Was bedeutet es, intensiver zu fühlen? Neben der stärkeren Wahrnehmung von den eigenen Grundgefühlen wie Freude, Trauer, Wut, Angst und Scham spüren hochsensible Gemüter auch die Stimmung anderer oder nehmen die gesamte Atmosphäre innerhalb eines Raumes wahr. Die Gefühle, die spontan in ihnen hochkommen, erreichen Hochsensible mit voller Wucht. Diese kommen so plötzlich und fühlen sich so überwältigend an, dass die Betroffenen sie kaum verbergen können. Je nachdem, ob es sich dabei um ein positives oder negatives Gefühl handelt, haben sie stark damit zu kämpfen. Auch können sie durch äußere Einflüsse emotional aufgeladen werden, wie etwa durch traurige Filme oder Lieder. Nicht selten fangen insbesondere hochsensible Frauen durch entsprechende Anreize schnell zu weinen an.
Kommen andere Menschen ins Spiel, macht das die Sache eine Spur komplexer: Nun sind HSPs nicht nur ihren eigenen Gefühlen ausgesetzt, sie müssen auch noch mit der Stimmung anderer zurechtkommen. Da sie hier unter einem besonderen Einfluss stehen, überträgt sich die Gefühlslage anderer oft auf sie selbst. Sowohl positive als auch negative Emotionen wirken auf sie ein. So können sie von der guten Laune ihrer Mitmenschen angesteckt werden, schlechte Laune oder Disharmonie hingegen bringt sie emotional auf den Tiefpunkt und stellt eine weitere Belastung dar. Gerade Frauen beschäftigen sich viel mit den Begebenheiten und der Frage nach dem Warum. Die Hochsensiblen unter ihnen sind erst einmal eine Weile damit beschäftigt, diese Spannungen und aufkommenden Überlegungen zu verarbeiten. Der Grund für die starke Wahrnehmung fremder Gefühle liegt in der Unfähigkeit, sich abgrenzen zu können. Das ist ein typisches Merkmal von Hochsensiblen und hat mit den Spiegelneuronen zu tun: Diese sind als eine Art Resonanzsystem des Gehirns zu sehen. Die Stimmungen anderer Menschen werden von Nervenzellen erfasst – und das bereits beim bloßen Beobachten eines Geschehnisses. Die Reaktion der Nervenzellen ist exakt die Gleiche wie beim Erleben der eigenen Gefühle. Auch Normalsensible kennen das: Sieht man dabei zu, wie sich jemand verletzt, fühlt man gleich mit. Durch ihre besondere Sensitivität verstärkt sich dieses Empfinden bei Hochsensiblen. Je nachdem, worum es sich gerade handelt, führt das zu intensivem Mitfühlen. Das verstärkte Bedürfnis, anderen zu helfen oder auch der weibliche Hang zur Fürsorge trägt sein Übriges bei.
Hinzu kommt, dass ihr Ich erweitert ist, anstatt nur auf sich selbst fokussiert zu sein. Dies zeigt sich auch in anderen Bereichen: HSPs neigen dazu, nicht Nein sagen zu können. An erster Stelle kommen andere Menschen, dann erst sie selbst. Das hat zur Folge, dass eigene Bedürfnisse schnell in den Hintergrund geraten und sie sich voll und ganz jemand anderem widmen. Auch fällt es Hochsensiblen oft schwer, ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu definieren. Zudem stehen sie unter einem hohen Einfluss ihrer Umwelt; die Gesamtsituation muss stimmen, damit es auch ihnen gut geht. Ihr Harmoniebedürfnis ist groß, was HSPs zu engagierten Streitschlichtern macht.
Die Verwundbarkeit von Hochsensiblen ist ein weiterer zu beachtender Aspekt. So sind sie sehr schnell zutiefst verletzt, wenn sie nicht respektiert und ernst genommen werden. Ähnlich verhält es sich, wenn ihre Glaubhaftigkeit infrage gestellt wird. Unterstellungen – egal welcher Art – können HSPs nur schwer auf sich sitzen lassen. Umso mehr sind sie daran interessiert, die Dinge richtigzustellen. Auch hier zeigt sich die bei Frauen oft deutlich ausgeprägtere Art, Worte und Taten anderer sehr genau zu nehmen.
Die Wahrnehmung – ein Leben voller Impressionen
Kommen wir zum Ausgangspunkt der Hochsensibilität: dem veränderten Wahrnehmungssystem. Im Gegensatz zu Normalsensiblen nehmen HSPs mehr und andere Dinge wahr. Während das Gehirn Normalsensibler zum eigenen Schutz den Großteil aller Reize, die im Alltag auf uns einwirken, ausfiltert, ist dieser Filter bei Hochsensiblen durchlässiger. Somit nehmen HSPs eine Reihe an Eindrücken wahr, die anderen Menschen nicht oder nur kaum auffallen. Das führt zu einer erhöhten Gehirnaktivität, da es ein höheres Maß an Verarbeitung erfordert. Demzufolge wenden hochsensible Personen mehr Energie auf und haben ihre Grenze der Belastbarkeit schneller erreicht. Das äußert sich in Ermüdungserscheinungen bis hin zu gravierenden körperlichen Symptomen wie Kopfschmerzen, Migräne oder sogar schweren Erkrankungen. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Hochsensible erkennen, wann ihr Limit erreicht ist, und an dem Punkt einen Schnitt machen. Hilfreich ist auch, sich so wenig Reizen wie möglich auszusetzen, was unter anderem mit einer ruhigen Umgebung und Struktur im Alltag erreicht werden kann. Dieser erweiterte Reizfilter bringt aber noch etwas anderes mit sich: Aufgrund der höheren Wahrnehmung hat das Gehirn eine große Auswahl an Informationen, die ihm zur Verfügung stehen. Somit hat eine hochsensible Person mehr Optionen bzw. Instrumente, die sie zum Bestreiten ihres Lebens zur Hilfe nehmen kann. Daraus ergeben sich mehr Möglichkeiten; jedoch führt es auch dazu, dass sie mehr sehen, ihnen auch kleine (für andere Menschen irrelevante) Dinge auffallen – und dass sie schnell als übertrieben oder penibel abgestempelt werden. Nicht ernst genommen zu werden hat gerade in der Kindheit langfristige Auswirkungen. So vertraut ein Kind irgendwann seinen Eindrücken nicht mehr, da es immer wieder zu hören bekommt, es würde sich das nur einbilden. Bei aller Schwere, die diese Gabe mit sich zieht, ist sie doch als große Bereicherung anzusehen. Ein gut gefülltes Repertoire, auf das sich in unterschiedlichen Lebenslagen zurückgreifen lässt, sowie die Betrachtung verschiedener Blickwinkel kann das Leben durchaus auch leichter, vor allem aber facettenreicher gestalten.
Welche Vor- und Nachteile diese besondere Wahrnehmungsgabe in den einzelnen Sinnesorganen hat, soll im Folgenden näher beleuchtet werden:
Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.