Kitabı oku: «Die Bargada / Dorf an der Grenze», sayfa 2

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Da war die blonde Alda Spertini, ein schönes Mädchen, das dem Sohn gefallen und dem Hof als spätere Meisterin wohl anstehen dürfte. Tomaso wußte, was sie einst zu erwarten hatte: nichts als Schulden. Er kannte die Wiesen ihres Vaters. Sie lagen jenseits der Fuchsenbrücke so, daß er sie gut mit den seinen, ohne viel Zeit für den Weg zu verlieren, besorgen konnte. Spertini suchte Geld, um sich aus den Händen eines Wucherers zu befreien. Er, Tomaso, hatte Geld. Man könnte sehen, dies und das gleichzeitig zum Klappen zu bringen: die Felder und das Mädchen an die Bargada, das Geld an den Alten.

Aus diesem lange und sorgfältig ausgeheckten Plan wurde nichts, und zwar war Bernardo allein schuld, daß er sich zerschlug. Er erklärte eines Tages dem Vater, er wolle fort. Hier bleibe er nicht mehr. Kein Mensch rede mit ihm, man benehme sich im Dorf, wenn er erscheine, als sei er räudig. Die Mädchen kehrten ihm den Rücken und kicherten, sogar die Alda. Er habe genug. Er gehe.

«Wohin?» fragte der Vater, schmerzlich erstaunt.

«Wohin, wohin! Irgendwohin!» erwiderte der Sohn. «Überall wird es besser sein als hier.» Daß Bernardo unter der Absonderung litt, war Tomaso verständlich. Hatte er nicht sein Leben lang darunter gelitten, sich dagegen aufgelehnt und gehadert, bis er sich damit abfand? Aber daß der Bub fort wollte, fort von der Bargada, vom Haus, den Wiesen, dem Vieh, der Arbeit … das verstand er nicht.

«Wohin denn, und was tun?» fragte er wieder. Der Sohn trotzte: «Fort … fort!»

«Von deinem Besitz weg?» versuchte Tomaso den Jungen zu locken.

«Was habe ich davon?» gab Bernardo zurück. «Ich will fort, etwas sehen … fort … fort!»

Er hat zuviel gelesen, dachte Tomaso bekümmert, das ist es. Wochenlang stritten sie sich, zuerst unter lauten, heftigen Worten, dann stiller und zäher, bis der Alte begriff, daß er der Schwächere war und den Jungen nicht zwingen konnte, zu bleiben.

«So geh!» schloß er ein Gespräch, das von Bernardo einsilbig und eigensinnig mit «Ich gehe!» bestritten worden war. «Aber dann geh gleich … mach Schluß!»

Bernardo wollte freudig aufspringen, doch fühlte er sich von dem schweren Ernst des Vaters eingeschüchtert. «Ich danke», murmelte er und ging in seine Kammer.

Auf dem Bett sitzend, überprüfte er nochmals seinen Plan, sann, was er anfangen sollte, um in der Fremde Arbeit zu finden. In seiner Sparbüchse war etwas Geld. Sie stellte ein Schwein dar. Er schmetterte sie auf den Boden, um sie zu zerbrechen. Zwischen den Scherben rollten einige Fünfliber hervor, kleinere Silbermünzen, Nickel und ein goldenes Vögelchen, zwanzig Franken, die einst ein Bruder der Mutter, der aus Amerika zu Besuch gekommen war, in die Sparbüchse hatte gleiten lassen. Alles zusammengerechnet, konnte er, auch wenn ihm der Vater nichts geben wollte, worüber noch zu sprechen war, die Reise nach Mailand wagen und dort ein paar Tage ausharren, bis er einen Meister gefunden haben würde. Er wollte Maler werden.

Von dem Lärm der zerschellenden Sparbüchse geweckt, rief seine Mutter aus der daneben liegenden Kammer, was los sei, warum er die Leute so erschrecke, bei nachtschlafender Zeit. Bernardo ging zu ihr hinüber. Sie lag im hohen Himmelbett mit den weißen Vorhängen. Es wollte ihn beschämen, denn er hatte die Mutter in den letzten Jahren nie liegend gesehen. Stets war sie als erste auf und ging als letzte zu Bett. Sie hielt sich die Nachtjacke am Halse zu, stützte sich auf den Arm und fragte mit leiser Stimme, noch einmal, was los sei.

«Ich gehe fort, Mutter», erklärte Bernardo, «ich habe mein Geld aus der Büchse genommen.»

Sie wußte es schon. Tomaso hatte ihr den Wunsch des Sohnes, die Bargada zu verlassen, mitgeteilt. Oft und lange war darüber zwischen ihnen und Orsanna, die sie zuzogen, hin und her beraten worden. In ihrem Herzen war es aber schon lange eine ausgemachte Sache, daß Bernardo gehen werde. Sie wünschte es ja, er käme von diesem einsamen Orte fort. Sie erinnerte sich ihrer eigenen Jugendzeit, die sie in freundlicher Gegend unter heitern Menschen verbrachte, und maß dagegen das Leben auf der Bargada. Gut genug für sie, die Alten, und für Orsanna, die ob des Alleinseins schon so wunderlich geworden war, daß sie nirgends anders mehr hinpaßte. Aber der Junge sollte nur gehen und sein Glück suchen, wenn ihr damit auch Sonne und Mond versinken mußten.

Bernardo stand immer noch unbeholfen vor dem Bett der Mutter. Es kam ihm in den Sinn, daß bis zu seinem zehnten Jahre sein eigenes kleines Lager hier aufgeschlagen war, und wie er oft, halb im Schlaf, die Eltern zur Ruhe gehen sah. Er hörte wieder das Klirren der Vorhangringe auf dem eisernen Stab, ein gemurmeltes Gebet, ein lautes Amen, das in Gähnen überging, dann tiefe Atemzüge des Vaters, leichtere der Mutter, etwa ein Seufzen. Er schaute nach dem Spruch an der Wand. Wie früher buckelte sich im Kerzenlicht eine Stelle der Glasscheibe, die ihn bedeckte, daß sie aussah wie ein Riesenmarmel. Die Buchstaben dahinter verzogen sich zu dunklen, verwickelten, gelbrot umrandeten Linien. Sie ergaben Zeichnungen und Bilder, die, wenn er den Kopf bewegte, ineinander übergingen: Blumen, Fangarme, Fische, Schweife, Regenbogen, Monde, was noch? Alles sah man da. Wie als Kind versuchte er, den Punkt zu finden, wo ein Bild sich in ein anderes verwandelte. Traf er ihn, hielt er ihn fest, wie eine Schaukel im Gleichgewicht. Er tastete mit großer Behutsamkeit ein Haar breit nach links: ein zottiges Tier mit fletschenden Zähnen erschien, eine Handbreit nach rechts: eine liebliche Mädchengestalt mit blondem, langem Haar.

Auch ein Erlebnis seiner Kindheit fiel ihm wieder ein. Er lag krank. Seine Eltern schliefen schon. Es war nichts zu hören im Hause als das leise Auf- und Zuklappen der Küchentüre und von Zeit zu Zeit das Gestöhne aus dem Keller hervor, von dem der Vater sagte, es zeige Wetterwechsel an. Doch die Tante Giulia wußte es besser. Es war die ururalte Bärin, die zuhinterst im Keller schlief, etwa erwachte und sich drehte, wenn sie Hunger spürte … Er begann, sich zu fürchten, und wollte nach der Mutter rufen, als die weißen Vorhänge des Bettes auseinander wallten und die Mutter – sie war aber die schöne Frau auf dem Bilde im Buch – lächelnd dazwischenstand und ihm winkte. Sofort kletterte er aus seinem Bett und ging auf sie zu. Sie schwebte zur Tür hinaus, die Treppe hinunter, an der Küche vorbei auf die Straße und dort weiter zur Fuchsenbrücke, er immer hinter ihr drein. Auf dem Plan, wo das viele Farnkraut wuchs, setzte sie sich auf die Steinbank und ließ ihre Hand ins Brünnlein tauchen. Ein Geruch von Moos war wie eine Wolke um sie herum.

Da hörte er Lärm und Geschrei, Menschen kamen auf der Straße gerannt. Sie trugen eine Laterne und riefen laut seinen Namen. Er erkannte die Eltern und hintendrein, wie Schatten, die Tante und die heulende Orsanna. Als sie ihn erreicht hatten, begann die Schelte. Der Vater drohte mit strenger Strafe, mit Schlägen, doch wußte Bernardo so beredt von der schönen Mutter zu erzählen, die ihn aufforderte, mit ihr zu gehen, daß alle still wurden. Der Vater nahm ihn auf den Arm und trug ihn in sein Bett zurück. Die Mutter brachte ein heißes Getränk und streichelte seinen Kopf, bis er einschlief.

Auch Detta gedachte in diesem Augenblick der nächtlichen Flucht des Knaben. Sie erschrak damals sehr, das Bett des Kindes leer, die Türen offen zu finden; sie suchte den Sohn im ganzen Haus, im Garten, in den angrenzenden Feldern, betend, es möge ihm nichts Schlimmes widerfahren sein. Sie sorgte sich so um den Verlorenen, daß die Freude, den Ausreißer im langen Hemd endlich auf der Straße zu finden, den eben durchlebten Gram nicht aufzuwiegen vermochte. Auch heute noch, jetzt eben, stieg das Entsetzen über das Verschwinden des Sohnes wieder in ihr auf, so frisch, als stünde das längst Vergangene erst vor ihr.

«Also, du willst uns Alte allein lassen», sagte sie schließlich. Bernardo war verwirrt. Während er so stumm vor seiner Mutter Bett stand, stieg um ihn der süßliche Moosgeruch auf, der ihn in jener fernen Kindernacht umweht und den er vergessen hatte. Er prüfte ihn mit kurzem, schnellem Atem, wie ein Hund eine Fährte schnuppernd aufnimmt. Unsinn, ich bin wohl närrisch, dachte er. Zur Mutter sagte er gemessen im Tone eines jungen Mannes, der schon etliches hinter sich hat: «Ja, ich gehe, und diesmal holt ihr mich nicht mit der Laterne heim!» Er versuchte zu spaßen, doch die Mutter weinte.

III. Die Bärin

Die Alten lebten weiter wie zuvor. In die Arbeit, die Bernardo verrichtet hätte, teilten sich Orsanna und der Vater. Über die Heuzeit und im Herbst, zur Ernte, stellten sie Taglöhner ein, die von unten durchs Tal hinaufzogen und ihre Dienste anboten. Das paßte Orsanna nicht. Sie fand die Leute faul und immer hungrig und durstig. Lieber hätte sie die ganze Arbeit allein übernommen. Sie werkte wie ein Mann, im Stall, auf dem Felde, im Wald. Es gefiel ihr, so zu wirtschaften und ihre Unentbehrlichkeit Tag für Tag bestätigt zu sehen. Bald nahm sie den Platz ein, der dem Bruder zugekommen wäre. Der Vater gewöhnte sich, seine Ge­schäfte mit ihr zu besprechen. Er hörte auf sie. Sie verstand von allem so viel wie er selbst, doch hatte sie ihm eine rasche Entschlußkraft voraus. Sie mußte nicht lange überlegen, gleich wußte sie eine Sache, ohne unvorsichtig zu sein, richtig anzupacken, daß sie vorwärts ging. Tomaso dachte, wie unglücklich es sich schicke, daß nicht diese tüchtige Frauens­person ein Mann und Bernardo das Mädchen war.

Auch die Mutter zog Orsanna zu Rate, tat oft nach ihrem Willen und überließ ihr zu selbständiger Führung, was sie seinerzeit ihrer Schwägerin zäh abgekämpft hatte. Sie war gleichgültig geworden, denn ihre Gedanken weilten nicht auf der Bargada. Sie folgten dem Sohn. In der ersten Zeit nach seiner Abreise verteidigte sie ihn gegen Vorwürfe, die Tomaso gegen den Ausreißer aufbrachte. Sie fand Entschuldigungen und Erklärungen, den Mann zu besänftigen. Ob er nicht mehr daran denke, wie er selbst als junger Bursch ausgezogen war, das Gipserhandwerk zu erlernen und sich in Genua fast als Schiffsjunge hätte anheuern lassen? Ja, wäre sie nicht gewesen, ihn zurückzuhalten! Auch dem Sohn sei Freiheit zu gönnen. Er werde sie nicht mißbrauchen, er schlage nicht aus der Art, und was dergleichen Betrachtungen mehr waren, des Mannes Verdruß zu beschwichtigen. Als aber Tomaso seine Enttäuschung überwand, sich in die Lage schickte, den Sohn selten nur erwähnte, hielt sie die Trauer um sein Fernsein nicht mehr zurück. Sie klagte. Wo sich Gelegenheit bot, kam sie darauf zu sprechen, Bernardo sei zu erwarten. Es gab feste Redewendungen, die sie nie versäumte anzubringen: «Wartet damit, bis er da ist. Wenn er wieder da ist. Er ist ja bald da!» Orsanna ärgerte sich darüber. Sie gab mit scharfer Zunge zurück, da könne man warten bis zum Jüngsten Tag, er habe Eltern und Heimat längst vergessen, oder ob die paar Grüße, die er an Festtagen schicke – sie wies nach dem Küchenschrank, wo in einer Reihe ein paar bunte Ansichtskarten aus Mailand angeheftet waren – als Gegenbeweis gälten? Bernardo sei nicht dumm, das lustige Leben in der Stadt, das die Mutter ja oft genug beschrieben habe, gefalle ihm zu gut, er bleibe, wo er sei. Und überhaupt: als ob Bernardo nötig wäre auf dem Hof! Sie ersetze ihn schon. So trieb sie es, bis Detta weinte und Tomaso sie zur Ordnung wies. Was sie sich eigentlich einbilde! Und wenn man auch bis zum Jüngsten Tage auf ihn warten müsse, seinen Platz würde sie nie einnehmen, das solle sie sich gesagt sein lassen.

Es traf Orsanna, daß die Stellung, die sie sich erarbeitet zu haben wähnte, ihr nur geliehen sein sollte. Empört fragte sie sich, ob sie nicht gescheiter täte, dem Beispiel Bernardos folgend, in die Fremde zu ziehen, wo man ihre Kraft besser zu würdigen wüßte. Mochten die Eltern schauen, wie sie allein fertig würden. Doch das waren zornige Faseleien. Nie könnte sie die Bargada verlassen. Für sie gab es nichts auf der Welt, als hier in schwerer Arbeit sich mühen und mit allen Mitteln versuchen, gegen Brauch und Umstände, gegen den Willen der Eltern sich den ersten Rang auf dem Hof, auf den der Bruder verzichtete und den sie schon so gut wie inne hatte, zu sichern. Es mußte gelingen.

Wenn sich ein Mann für sie fände, bereit, auf den Hof einzuheiraten? Fast lächerte sie der Gedanke. Sie war schon über die Dreißig und hatte nie Zeit gehabt, sich um junge Burschen zu kümmern. Zudem, welcher hätte es ernst mit ihr gemeint? Eine Armini heiratete keiner vom Dorf. Nun war da aber der neue junge Wegknecht Giovanni. Er wohnte weit unten im ersten Ort des Tales und half seiner Mutter, die mit vielen kleinen Kindern Witfrau geblieben war, die Geschwister aufziehen. Man rühmte ihn deswegen. Jede Woche führte ihn sein Arbeitsgang über die Bargada. Orsanna sah ihn gerne kommen und beobachtete ihn etwa vom Garten aus. Er arbeitete mit Schaufel und Harke, fleißig und doch ohne Hast, daß es ihr recht gefiel. Auch sein kantiges Gesicht gefiel ihr. Sie durfte es sich offen gestehen, er war so viel jünger als sie, fast ein Bub noch, kam ihr vor. Oft gab es sich, daß sie ihn auf dem Wege traf, wenn er nach Feierabend die Werkzeuge auf der Schulter den langen Gang in sein Dorf hinunter antrat. Sie plauderten, machten einen Scherz. So hatte es begonnen. Doch wollte ihr bald scheinen, Giovanni wisse es geschickt einzurichten, um sie zu treffen, und was er ihr sage, habe alles einen zweiten Sinn: es wolle anderes und mehr sagen, als was die Worte bedeuteten. Sie ertappte sich dabei, nach diesem Sinn zu suchen und zu prüfen, was darauf zu antworten wäre. Dann schalt sie sich närrisch, hielt sich Launen alter Mädchen vor und schämte sich, Zeit mit Unsinn zu vergeuden. Und doch wurden ihr die Tage der Woche lieb oder unlieb, je nachdem sie näher oder ferner jenem Tag lagen, der den Burschen auf die Bargada brachte.

An einem Abend, ganz außer der Wochenordnung, stand Giovanni neben ihr, als sie die Kühe am Brunnen tränkte. Sie war so verblüfft, daß sie vergaß zu grüßen.

«Guten Abend», sagte er nach einer stummen Weile. «Du staunst mich an, als wäre ich ein Gespenst.»

Orsanna nahm sich zusammen. «Was treibt dich her?»

«Du meinst wohl, es sei ein Mädchen?» gab er zurück.

Orsanna schlug mit der Hand gegen den Wasserstrahl, daß er Giovanni traf. «Das dürfte wohl die Alda sein?»

«Wer weiß!» Es freute ihn, sie zu plagen. «Jedenfalls muß ich ins Dorf.»

«Und gehst heute nacht noch nach Hause?» frug sie weiter.

«Warum nicht?» warf er hin. «Es ist angenehm, nachts zu wandern, allein, und an das zu denken, was man wünscht.»

Orsannas Herz klopfte: «Und was wünschest du dir denn, wenn man es wissen darf?»

Giovanni sagte scherzend: «Vielleicht weißt du es!» Er schaute sie mit harten, klaren Augen an, deren eindringlicher Ernst in Widerspruch stand zu seinem lachenden Mund.

Betroffen wich Orsanna dem Ernst wie dem Scherz aus und fügte gleichgültig bei: «Wenn du auf dem Rückweg bist, tritt bei uns ein; die Alten freuen sich, jemanden zu sehen.»

Er antwortete nichts darauf, grüßte nur mit der Hand und eilte davon, dem Dorf zu.

Orsanna war aufgeregt. Sie brachte nach dem Essen die Küche rasch in Ordnung, legte frisches Holz in den Kamin und setzte sich neben die Mutter auf die Bank. Sie wartete. Ob er kommen würde? Davon hing vieles ab. Endlich hörte sie Schritte. Sie hielt den Atem an. Gingen sie am Haus vorbei? Traten sie ein? Als der Bursche mit leisem Gruß in der Küche erschien, war sie gefaßt.

«Schau, der Giovanni», warf sie hin, stand auf und schob ihn an ihren Platz neben der Mutter. Dem Vater, der verwundert aufschaute, erklärte sie, warum Giovanni so spät erst nach Hause gehe, und daß er am frühen Morgen schon wieder hier oben an der Arbeit sein müsse.

«Viel Schritte umsonst», meinte Tomaso ohne Teilnahme. Doch Detta schlug vor, der Junge solle über Nacht im Heu bleiben, es hätte wohl niemand etwas dagegen.

Er blieb, und von da an kam es vor, daß Giovanni eine Nacht in der Woche auf der Bargada verbrachte, um sich den Weg zu sparen. Ja, um sich den Weg zu sparen. Nur die alte Tante Giulia erriet, daß Giovanni nicht aus Bequemlichkeit auf dem Hof übernachtete.

Man sah sie selten mehr. Sie spann sich in ihrem Hause ein, was sie aber nicht hinderte, alles zu wissen, was sich auf der Bargada zutrug, und mit besonderem Spürsinn zu ahnen, was weder zu sehen noch zu hören war. So war ihr aufgefallen, daß Orsanna an gewissen Tagen eine andere Ordnung in ihre Arbeit brachte, hier war statt dort, ausging, wo sie sich sonst im Hause beschäftigte. Sie fand bald heraus, daß diese Veränderungen im Tagesplan mit dem Auftauchen des jungen Wegknechtes zusammenfielen. Schau, schau! Neugierig strich sie herum, fing mit Or­sanna Gespräche an und tauchte unerwartet im Hause auf. So kam sie eines Abends, als Giovanni in der Küche saß, hereingeschlurft und hockte kichernd dem Jungen gegenüber auf einen niedern Schemel, von wo sie ihn mit kleinen, von Hautsäcken verhangenen Augen musterte. Er erzählte gerade von der Gant des Spertini, der nicht mehr aus seinen Schulden zu retten sei und nun das Tal verlasse, um in einer Stadt als Handlanger seinen Verdienst zu suchen, während seine Frau und die Tochter, jene Alda, die Tomaso für seinen Sohn ausgewählt hatte, die Wirtschaft «Zur Post» übernähmen. Tomaso nickte. So hatte es kommen müssen, weil Bernardo ohne Vernunft seine guten Pläne durchkreuzte.

In dieser Nacht glaubte Giulia durch das Guckloch ihrer Küche zu sehen, wie Giovanni, nachdem alle schlafen gegangen waren, sich nochmals ins Haus schlich. Schau, schau! Wie war das nun? Wenn Orsanna den Burschen heiraten mußte – und wie sollte es anders ausgehen? –, dann kehrte sich auf einmal die Ordnung auf der Bargada um. Nicht die angeheiratete Frau wurde Meisterin, sondern die Zugehörige, die Eingeborene, die Echte: eine Armini. Sie fühlte sich im voraus und hintendrein entschädigt für ein Leben, das sie im Schatten der Schwägerin und Fremden hatte verbringen müssen, verloren, verblaßt, aufgeopfert. Brach Orsanna mit dem alten Brauch, der verlangte, daß die ledigen Schwe­stern des Meisters seiner Frau dienten, dann waren alle Armini-Töchter bis zurück zum Anfang, von dem niemand mehr wußte, gerächt. Sie wurde aufgeräumt und guter Dinge. Man sah sie oft auf der Wiese nach jungen Löwenzahnblättern suchen. Sie füllte ihre Schürze damit und wisperte vor sich hin: «Oh, das Schleckermaul!»

Orsanna begriff, daß die Alte ihr Geheimnis erraten hatte. Es beunruhigte sie, denn sie traute der Tante keine Verschwiegenheit zu. Hätte sie sagen sollen, was sie als Folge eines Geschwätzes mehr fürchtete, ihren Heiratsplan gefährdet zu sehen oder ihre Nächte mit Giovanni, sie wäre in Verlegenheit geraten. Denn das war zweierlei. An eine Heirat mit Giovanni hatte sie gedacht, ohne ihn zu lieben. Eine Heirat war eine Sache für sich: die Möglichkeit, sich die erste Stelle auf der Bargada zu erobern. Nun liebte sie aber Giovanni. Und das wiederum war eine Sache für sich.

Es gab Tage, an denen alles andere dagegen verblaßte. Wie im Traum verrichtete sie ihre Arbeit, eilte hin und her, gab Auskunft, ordnete an, aber ihre Gedanken waren nicht dabei. Wenn sie nachts endlich ihre Kammer aufsuchte, brach die mühsam zurückgehaltene Leidenschaft hervor. Sie warf sich vor dem Bett auf die Knie, wie zum Gebet, sie zitterte und stöhnte, rollte ihren Kopf, daß ihre Zöpfe sich lösten, und biß in die Kissen. Mit stechender Lust überließ sie sich der Erinnerung an die Freuden ihrer letzten Nacht, genoß sie in ihrer Vorstellung wieder und wieder, bis ihr Sinn sich verwirrte und ihr Herz in wilden Schlägen zuckte, als wollte es zerspringen. Dann trieb es sie, davonzuschleichen und zum Geliebten zu eilen, um sich zu vergewissern, ob auch er ihrer Liebe gedenke. Die Furcht, jüngere und schönere Mädchen könnten ihn ihr abspenstig machen, quälte sie grausam und ließ ihr keine Ruhe. Vor allem jene Alda, die nach des Vaters Plan als Bernardos Frau auf den Hof hätte ziehen sollen und ihr schon damals ein Dorn im Auge war, gab ihr jetzt wieder und ärgeren Grund zu Eifersucht. Es hieß von ihr, sie erlaube den Burschen mehr, als sich schicke. Orsanna hatte bemerkt, dass Giovanni gerne seine Arbeit unterbrach, um mit ihr zu schäkern, wenn sie zufällig des Weges kam. War es zufällig? Sicher wußte sie es zu berechnen und einzurichten, daß sie ihn tagtäglich irgendwo an der Straße traf, während sie, Or­sanna, auf dem Hof festgehalten war. Sicher trieben es die beiden zusammen, lachten wohl über sie, die alte Jungfer, der die Liebe so den Verstand geraubt hatte, daß sie nicht mehr klar sah. Doch halt, so weit war es noch nicht. Sie stellte sich das Mädchen vor: blond wie ein ­Sonnenstrahl, von weißer Haut und zierlich gedreht. Und sie dagegen? Sie betrachtete sich im Spiegelchen. Schwarze flackernde Augen unter fast zusammengewachsenen Brauen; graue, eingefallene Wangen, trockene Lippen. Sie befühlte ihren Körper. Er war von der schweren Arbeit mager und sehnig geworden. Vergebens, nach verführerischer Rundung zu suchen. Wie ein schimmliges Stück Schwarte, verglichen mit einem knusperigen Zuckerbrötchen, dachte sie, vom Neid gegen die Bevorzugte durchbohrt, daß sie aufschrie.

Gewann mit dem dämmernden Morgen der Tag wieder Macht über ihr aufgerissenes Wesen, wies sie mit Zorn die Verwirrung von sich, ­verwarf das Bild des Geliebten und stand auf, um ihren Geschäften nach­zugehen. Doch ach, der Liebe konnte sie nicht mehr entrinnen. Die Liebe hatte sie unterworfen und gebunden, sie war so wirklich, so nah, so dringlich, daß alles andere daran verging, daß auch Verdacht und ­Zweifel wie Schatten verblaßten.

Sie tat Giovanni mit ihrem Mißtrauen Unrecht. Wohl hatte er für alle hübschen Mädchen ein Auge, und wohl auch ein Herz, aber Orsanna allein gebot seinem Blute, denn immer brannte er danach, zu erfahren, wie ihr hartes Wesen für ihn in Seufzen und Beben hinschmolz, immer wieder, nie genug. So dachte keines von ihnen weiter als bis zur nächsten Nacht. Ihre einzige Sorge war, Verhinderungen zu beseitigen und sich häufiger zu treffen. Beide waren ungestüm, heftig und ganz ineinander verstrickt, daß Fragen nach der Zukunft sie kaum streiften.

Erst mit der Zeit tauchte der Gedanke einer Heirat deutlicher auf und nahm Gestalt an. Ihr Zusammensein endete oft in vagen Vorschlägen, die eher ein gemeinsames Träumen als ein Pläneschmieden waren. Ob eine Ehe zwischen ihnen möglich wäre, wann und wie, das gab zu raten. Sie lachten noch über ihre Einfälle. Sie stritten im Scherz, als wäre die ganze Übung nur ein Spiel, ob Orsanna zu ihm ins Haus, oder aber ­Giovanni auf die Bargada zu ziehen hätte. In den Beteuerungen Giovannis, es sei keine Frage, daß die Frau dem Manne zu folgen habe, war aber je ein solcher Ernst, daß Orsanna stutzig wurde. Sie prüfte ihre Lage. Sie malte sich aus, wie es wäre, wenn sie von der Bargada weg zu Giovanni zöge, in das armselige Haus, es mit seiner Mutter, die fast ihre Schwester sein konnte, und seinen kleinen Geschwistern zu teilen und die Armeleutearbeit aufzunehmen, die sie dort erwartete: Im Gemeindewald Holz sammeln, bei Reicheren taglöhnern, hinter ein paar mageren Ziegen ­herziehen … nein … unmöglich … Der Geliebte hatte zu parieren. Und bald scheute sie sich nicht mehr, Giovanni mit einem deutlichen Antrag zu Leibe zu rücken. Er wehrte sich. Es kam zum Streit.

So, er wolle also nicht auf den Hof einheiraten. Warum nicht?

Um nicht derjenige zu sein, der mit leeren Händen gekommen, nur eben geduldet würde. Froh wäre man um seine Arbeitskraft.

Nur solange Friede herrsche. Bei der ersten Meinungsverschiedenheit müßte er hören, auch von Orsanna selber hören, er sei ein armer Schlucker und habe nicht mitzureden, sondern zu gehorchen. Er begehre nicht, der Knecht der eigenen Frau zu sein. Und wäre er das etwa nicht?

Orsanna wurde böse. Was fiel dem Jungen ein, ihr Hindernisse in Form dummer Empfindlichkeiten in den Weg zu legen? Natürlich war sie der Meister, wer sonst? Und natürlich hatte Giovanni, der so viel jüngere, ihr zu gehorchen, doch nicht umgekehrt! Heiratete sie etwa, um sich von einem Fremden im eigenen Hause befehlen zu lassen? Sie gab Giovanni ihre Enttäuschung über seinen Eigensinn zu fühlen, verschloß ihm ihre Türe und grollte, bis die Angst, ihn zu verlieren, sie wieder einlenken ließ. Der Zank zwischen ihnen verstummte aber nicht mehr. Die Frage der Heirat, so lange nicht gestellt, wurde zur einzigen Wichtigkeit. Bald war es, als kämen sie nur mehr zusammen, um sich zu streiten, wer dem andern folgen müsse, wobei es Orsanna immer deutlicher aufging, daß sie Giovanni nicht heiraten würde, wenn er nicht auf den Hof einzöge. Er hatte nachzugeben.

Doch Giovanni dachte nicht daran, nachzugeben. Knecht seiner Frau, Knecht der Alten, Knecht des angestammten Meisters Bernardo, der wohl weggezogen war, aber einmal wiederkehren konnte, was auch Or­sanna dagegen behaupten mochte! Nein; wollte Orsanna nicht zu ihm ziehen, sollte sie es sein lassen. Es gab andere Mädchen, weniger hoffärtige, weniger herrschsüchtige.

Kam er auf seiner Arbeitstour vor der Wirtschaft «Zur Post», die nun von der alten Paulina und ihrer Tochter Alda betrieben wurde, vorbei, setzte er sich gerne hinein. Der Wein war gut, und das Mädchen gefiel ihm nicht schlecht. Solange er in der Wirtsstube saß, lachte sie übers ganze Gesicht. Hatte die Mutter draußen zu tun, ging Alda auf den Fußspitzen bis zu seinem Stuhl und lehnte sich an ihn, der es nicht versäumte, ihre runde Weichheit tastend zu prüfen … Vielleicht waren es auch die Gespräche der Frauen, die ihn fesselten. Sie wußten vieles. Sie wußten alles, auch über die Bargada alles, über ihre frühern und jetzigen Bewohner, über Orsanna … Er konnte von diesen Dingen nie genug hören. Und er brauchte nicht zu fragen, die Frauen wurden nicht müde, zu erzählen. Eine seltsame Begebenheit reihte sich an die andere, und wenn Giovanni etwa auflachte, das sei alles Unsinn, so tischten sie gleich noch weit Besseres auf. Ja, er solle nur lachen! Da gab es ein Fenster im zweiten Stock der Bargada; es war nur angemalt des guten Aussehens wegen, aber – wer hätte es nicht schon gesehen – zu Zeiten, wenn einer der Armini am Sterben lag, dann leuchtete es auf, als brenne dahinter ein Licht … In einem solchen Hause sei nicht gut verkehren … Und hatte sich da nicht die Paulina doch einst überreden lassen, bei den Armini einzutreten und Kaffee zu trinken? Die alte Giulia hatte ihn selbst gekocht und schenkte ihn ein. Oben darauf legte sie ein wenig geschlagenen Rahm, mit Brotkrumen vermischt, und wünschte guten Appetit. Gleich verging der Paulina jedes Gelüste auf den Trank. So nimm doch, nimm, sagte die Giulia und stützte sich dabei auf ihre Ellenbogen, nimm doch, nimm, es soll dir gut tun. Und während Paulina aus Furcht ein paar Schlücke nahm, sah sie die Giulia immerzu sonderbar an. Gerade in den Mund sah sie ihr, das war es, zwischen den Zähnen hindurch in den Mund. Und als Paulina endlich aufstehen, danke sagen und gehen konnte, da war ihr so übel, daß sie nur knapp bis zur Fuchsenbrücke kam. Dort mußte sie sich übers Geländer neigen und mit Wucht alles von sich geben, was sie eben eingenommen … Ob es nun ratsam war, in dem Haus etwas zu genießen?

Giovanni schüttelte den Kopf und sagte etwas von verrückten Weibern. Aber da kam er an die Rechte. Gleich fing Paulina wieder an: Und der Peppo selig, hatte er es nicht erfahren, ob es ratsam sei, etwas mit Arminis zu tun zu haben? Er spottete, alle seien Narren, und er wage es wohl, sich eine Ziege aus Arminis Stall zu kaufen. Eine Ziege sei eine Ziege, und wenn sie gut sei, so sei sie es, woher sie auch komme. Und um zu beweisen, daß er recht habe, ging er da nicht hin und kaufte sich die langhaarige, schwarze Ziege von Tomaso, jene seidenweiche, in die er sich dann so vernarrte, daß er darüber alles vergaß, sogar seine eigene Frau, daß es gesagt sei … Nein, nein … es war besser, man hielt sich abseits! Halb um Orsannas Sippe zu verteidigen, halb um mehr noch von diesen Geschichten zu erfahren, gab Giovanni einmal zu, er sei auch schon auf der Bargada ein und aus gegangen – was die Frauen wußten und weshalb sie mit solchem Eifer gegen die Arminis loszogen C; er trete etwa in die Küche und sitze zu den Alten, und ihm sei noch nie etwas Absonderliches aufgefallen. Da kreischte Paulina auf und versteckte das Gesicht in den Händen, während Alda breit das Kreuz schlug. «Nie gehört, wie es im Keller schnarcht und gähnt?» rief sie mit einer Stimme, die sich überschlug. «Gott steh dir bei, die Bärin, du wirst sie noch kennenlernen …»

Giovanni fuhr es kalt über den Rücken. Er faßte das Tischblatt mit beiden Händen, als wolle er ein Stück herausbrechen. Nun sei es aber genug des Blödsinns, rief er aus. Das Glucksen im Keller sei ein Wetterzeichen. Genau wie hier in der Wirtschaft «Zur Post» die hintere Wand feucht anlaufe, wennʼs regnen wolle, so sei dann das Geräusch dort zu hören. Er wolle zahlen. Doch es schüttelte ihn. Er blieb sitzen und bestellte frischen Wein, obschon er wußte, daß Orsanna auf ihn wartete.

Ja, Orsanna wartete auf Giovanni, und oft vergebens. Dann lag sie, überwach, mit weit offenen Augen in ihrer dunklen Kammer und lauschte. Hundert für einmal meinte sie, Giovannis Schritt von weitem zu vernehmen, zu hören, wie er leise die Haustüre öffne, die Treppe hinaufschleiche und bei ihr eintrete. Sie täuschte sich. Er war es nicht. Es war sonst etwas, das sich regte. Knisterte die Finsternis, wispelte der Wind draußen, tappte irgendein Tier herum? Sie wollte aufstehen und nachsehen, aber ihr war, sie sei mit jedem einzelnen Glied ans Bett gebunden, und nur ihre Gedanken könnten schweifen, wohin es sie trieb. In Schmerz und Zorn Giovanni, dem Treulosen, entgegen.

Aber sie wartete nicht allein. Giulia, die Orsannas Liebesangelegenheit als ihre eigene Sache nahm und kaum mehr an anderes dachte, wartete mit. Sie wußte, was zwischen den beiden gespielt wurde; sie erriet, was sie nicht wußte. Sie kannte die Gewohnheiten der Liebenden, denn sie huschte nachts im Hause herum und sah, ungesehen, was die beiden trieben. Sie war nicht wenig stolz, auf ihre Art bei allem dabei zu sein, und bildete sich gerne ein, die Fäden, die halte sie in der Hand, und sie sei es, die daran ziehe und die andern nach ihrem Belieben bewege. Verstand sie doch etwas von Wünschen und Wirkungen … Solange das verliebte Tun des Paares anhielt, war sie vergnügt und beglückwünschte sich selbst dazu. Doch früher als Orsanna spürte sie die langsame Wandlung in Giovannis Gefühlen. Sie kam in Sorge. Was sollte das heißen? Der Bursch entzog sich der Bargada? Orsanna wußte ihn nicht zu halten? Da mußte sie einschreiten. Mit sorgfältiger Beflissenheit machte sie sich bereit, Orsanna zu helfen. Nicht vergebens gab es allerlei erprobte Mittelchen, um widerspenstige Freier zu binden, vergehende Liebe neu entbrennen zu lassen … Sie nahm sich die Zeit zu allem Nötigen, verknotete kunstvoll roten Bindfaden und vergrub ihn auf dem Wege, wo er seine geheime Kraft dem Gemeinten entsenden konnte, legte Steine aus, mit Sprüchen geladen, versteckte hinter Bäumen am Wege Männchen aus dem Holz der alten Bargadaesche, die als kräftige Wegweiser dienen sollten. Daß dies nicht viel zu nützen schien, daß Giovanni trotzdem seltener zu Orsanna kam, wunderte sie. Es hieß also, mehr zu tun, einen Schritt weiter zu gehen. Orsanna selbst mußte Mittel anwenden.

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