Kitabı oku: «Flüstern der Natur», sayfa 2
Verborgenes Bewusstsein
Wer sagt, die Materie sei leblos? Metalle ermüden. Steine können fühlen. Liebe ist überall...
Die Natur ist nicht unbewusst, aber sie hat einen Anschein von Unbewusstheit...
Selbst im Mineralreich gibt es Phänomene, die ein verborgenes Bewusstsein offenbaren, wie zum Beispiel gewisse Kristalle. Wenn man sieht, mit welcher Präzision, welcher Genauigkeit und Harmonie sie geformt sind, wenn man auch nur im geringsten offen ist, so fühlt man unweigerlich, dass dahinter ein Bewusstsein am Werke ist, dass dies nicht das Resultat unbewussten Zufalls sein kann.
Habt ihr schon einmal Felskristalle gesehen?...
Sie sind schön, nicht wahr? Es ist etwas sehr Künstlerisches.
Und die Bewegungen der See, die Bewegungen der Luft, des Windes – man fühlt unweigerlich, dass dahinter ein Bewusstsein oder selbst viele Bewusstseine am Werk sind. Tatsächlich verhält es sich auch so. Nur die oberflächlichste Erscheinungsform ist unbewusst.
Die Mutter
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Das Lebendige und das Leblose
Im Jahre 1899 bemerkte Bose die seltsame Tatsache, dass sein Metalldetektor zum Empfang von Radio-Wellen weniger empfindlich wurde, wenn er ständig gebraucht wurde, nach einer Ruhepause jedoch wieder normal arbeitete. Dies führte ihn zum Schluss, dass Metalle – wie unvorstellbar es auch sei – möglicherweise eine Erholungsphase durchmachen, wie sie auch bei ermüdeten Tieren und Menschen stattfindet. Weitere Arbeiten begannen Bose dann zu überzeugen, dass die Grenzlinie zwischen den sogenannten „leblosen“ Metallen und „lebendigen“ Organismen in der Tat dünn war. Bose machte dann spontan den Schritt vom Bereich der Physik zu dem der Physiologie und unternahm eine vergleichende Studie der Kurven molekularer Reaktion bei anorganischer Substanz und bei lebendigem Tiergewebe.
Zu seiner großen Überraschung zeigten die Kurven, die von leicht erwärmtem Magneteisenoxyd erzeugt wurden, eine auffällige Ähnlichkeit mit jenen von Muskeln. Bei beiden verminderte sich als Folge starker Inanspruchnahme Reaktions- und Regenerationsvermögen, doch konnte die anschließende Ermüdung durch sanfte Massage oder durch ein Bad in warmem Wasser beseitigt werden. Andere Metallkomponenten reagierten in tierähnlicher Weise. Wenn eine mit Säure geätzte Metalloberfläche poliert wurde, um alle Spuren des Ätzens zu beseitigen, so zeigte sich an der mit Säure behandelten Stelle eine Reaktion, die nicht an den unbehandelten herbeigeführt werden konnte. Bose schrieb den betroffenen Sektionen eine Art bleibende Erinnerung der Behandlung zu. Bei Kalium entdeckte er, dass das Vermögen zur Regeneration fast völlig verloren ging, wenn es mit verschiedenen Fremdsubstanzen behandelt wurde; dies schien parallel zu den Reaktionen von Muskelgewebe auf Giftstoffe zu laufen.
Bose hielt im Jahre 1900 bei der Pariser Ausstellung einen Vortrag vor dem Internationalen Physiker-Kongress. In diesem Vortrag, der den Titel „De la Généralité des Phénomènes Moléculaires Produits par l‘Electricité sur la Matière Inorganique et sur la Matière Vivante“ trug, betonte Bose die „fundamentale Einheit in der scheinbaren Vielfalt der Natur“ und schloss mit der Bemerkung, dass es schwierig sei, „eine Linie zu ziehen und zu sagen, dass hier das physische Phänomen endet und dort das physiologische beginnt“. Der Kongress war „bouleversé von Boses weltbewegendem Hinweis, dass die Kluft zwischen dem Belebten und Leblosen vielleicht nicht so weit und unüberbrückbar sei, wie allgemein angenommen; der Sekretär des Kongresses brachte seine „Verblüffung“ zum Ausdruck...
Bald darauf kam Bose die Idee, dass er, wenn die auffällige Kontinuität zwischen solchen Extremen wie Metallen und dem Tierleben real wäre, auch in der Lage sein sollte, ähnliche Effekte in gewöhnlichen Gemüsepflanzen zu erzielen, von denen man allgemein annahm, dass sie unempfänglich seien, da man glaubte, dass sie kein Nervensystem hätten. Bose pflückte einige Roßkastanienblätter in einem Garten bei seinem Laboratorium und fand, dass sie auf verschiedene „Reize“ ganz ähnlich reagierten wie seine Metalle und Muskeln. Ganz aufgeregt von den Resultaten ging er zu seinem Gemüsehändler und kaufte einen Sack mit Karotten und Steckrüben, die von allen Gemüsesorten die „unempfänglichsten“ zu sein schienen, und er entdeckte, dass sie hochsensitiv waren. Wenn Bose Pflanzen chlorophormierte, fand er, dass sie ebenso effektiv anästhetisiert waren wie Tiere, und dass sie wie die Tiere zum Leben kamen, wenn die betäubenden Dämpfe fortgeblasen wurden. Als Bose Chloroform benutzte, um eine große Pinie zu beruhigen, konnte er sie ohne den gewöhnlich tödlichen Schock solcher Operationen entwurzeln und umpflanzen.
Als Sir Michael Foster, Sekretär der Royal Society, eines Morgens in Boses Laboratorium kam, um sich persönlich einen Einblick zu verschaffen, was dort geschah, und Bose ihm einige seiner Aufzeichnungen zeigte, sagte der alte Mann scherzend:
„Also, Bose, was ist denn neu an dieser Kurve? Wir kennen sie schon seit mindestens einem halben Jahrhundert!“
„Aber was glauben Sie, stellt sie dar?“ fragte Bose ruhig.
„Natürlich die Muskelreaktion!“ antwortete Foster mürrisch.
Bose schaute den Professor tief aus seinen fesselnden braunen Augen an und sagte mit fester Stimme: „Verzeihen Sie, aber es ist die Reaktion von Blech!“
Foster war wie entgeistert. „Wie bitte?“ rief er, und sprang von seinem Stuhl auf, „Blech? Sagten Sie Blech?“
Als Bose ihm seine Resultate zeigte, war Foster ebenso begeistert wie erstaunt. Auf der Stelle lud er Bose ein, an einem der kommenden Freitagabende der Royal Institution über seine Entdeckungen zu berichten, und er bot ihm an, sein Papier persönlich an die Royal Society weiterzuleiten, damit es Priorität erhielte. Beim Treffen am Abend des 10. Mai 1901 bot Bose alle Resultate auf, die er im Verlauf von vier Jahren erarbeitet hatte, und demonstrierte jedes von ihnen mit einer umfangreichen Reihe von Experimenten, bevor er mit einem kurzen Vortrag abschloss:
Ich habe Ihnen heute Abend autographische Aufzeichnungen der Geschichte von Stress und Anspannung im Lebendigen und Leblosen gezeigt! Sie sind in der Tat so ähnlich, dass man das eine nicht vom anderen unterscheiden kann. Wie können wir bei diesen Phänomenen eine Scheidelinie ziehen und sagen, hier hört das Physische auf und dort beginnt das Physiologische? Solche absoluten Barrieren existieren nicht.
Als ich das stille Zeugnis dieser selbstgefertigten Aufzeichnungen fand und in ihnen eine Phase einer durchdringenden Einheit erkannte, die in sich alle Dinge birgt – das Stäubchen, das im Lichtrieseln zittert, das reiche Leben auf unserer Erde und die strahlenden Sonnen, die über uns scheinen –, da verstand ich zum ersten Mal ein wenig jene Botschaft, die meine Vorfahren vor drei Jahrtausenden an den Ufern des Ganges verkündeten: „Jene, die in all der sich wandelnden Vielfalt dieses Universums nur das Eine sehen, jenen gehört die Ewige Wahrheit – niemandem sonst, niemandem sonst!“
Peter Tompkins und Christopher Bird
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Liebe in Steinen
„Du sagst, Liebe ist überall. Ihre Regung existiert in Pflanzen, vielleicht sogar in Steinen selbst... Wenn Liebe in einem Stein ist, wie kann man es sehen?“
Vielleicht werden verschiedene Elemente, die den Stein konstituieren, durch den Funken der Liebe koordiniert. Als die Göttliche Liebe in die Materie herabstieg, war diese Materie sicher ganz unbewusst, sie hatte absolut keine Form; man kann sogar sagen, dass Formen im allgemeinen das Resultat der Bemühung der Liebe sind, Bewusstsein in die Materie zu bringen. Wenn einer von euch... in das Unbewusste hinabginge, was man das reine Unbewusste nennt, so würdet ihr erkennen, was es ist. Ein Stein wird euch im Vergleich dazu als erstaunlich bewusster Gegenstand erscheinen. Ihr sprecht herablassend von einem Stein, weil ihr gerade nur ein bisschen mehr Bewusstsein habt als er, aber der Unterschied zwischen dem Bewusstsein des Steins und dem totalen Unbewussten ist vielleicht größer, als der zwischen dem Stein und euch. Und das Herauskommen aus dem Unbewussten ist ausschließlich auf das Opfer des Göttlichen zurückzuführen, auf diese Herabkunft der göttlichen Liebe in das Unbewusste. Als ich sagte „vielleicht im Stein“, hätte ich demzufolge das „vielleicht“ auslassen können – ich kann feststellen, dass sie sogar im Stein existiert. Es gäbe nichts, weder Stein noch Metall noch irgendeine. Anordnung von Atomen ohne diese Gegenwart von göttlicher Liebe.
Die Mutter
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„Du sagst, dass vielleicht Steine auch Liebe fühlen?“
Das ist möglich.
„Kann man es wissen?“
Man kann es fühlen. Es gibt einen gewissen Bewusstseinszustand, in dem man diese göttliche Liebe fühlt, wo immer sie sich findet, und man fühlt nicht einen so großen Unterschied zwischen Geschöpfen, wie es physisch erscheint. Es gibt vielmehr inneres Sehnen in Dingen, die wir leblos nennen, als man meinen würde. Es existiert auch in Steinen eine Art spontanes Gefühl von dem, was höher ist, nobler, reiner, und obgleich sie es nicht in irgendeiner Weise ausdrücken können, fühlen sie es, und dies beeinflusst sie in verschiedener Weise.
Selbst in Dingen, selbst in Gegenständen, sogar in Steinen existiert eine seltsame Empfänglichkeit, die von dieser Gegenwart herrührt. Es gibt Steine, die (wenn man weiß, wie man es macht) Kräfte ansammeln können. Sie können Kräfte ansammeln, sie bewahren und übertragen. Man kann Steine nehmen (was wir Edelsteine nennen) und Kräfte in ihnen konzentrieren, und sie halten sie. Und diese Kräfte strahlen langsam, sehr allmählich, aus. Aber wenn man sich darauf versteht, kann man eine solche Quantität ansammeln, dass sie sozusagen unbeschränkt andauert.
„Sind diese Kräfte in irgendeiner Weise von Nutzen, wenn sie aus den Steinen herauskommen?“
Sicher, gewiss. Der Stein kann die Kraft fast auf unbegrenzte Zeit bewahren. Es gibt jene Steine, die als ein Bindeglied dienen können, es gibt Steine, die als Batterie dienen können. Das ist in der Tat bemerkenswert. Man kann in einem Stein (besonders in Amethysten) eine Schutzkraft ansammeln, und die Kraft schützt tatsächlich denjenigen, der den Stein trägt. Es ist sehr interessant. Ich habe es selbst erfahren. Ich kannte jemanden, der einen Stein dieser Art hatte, welcher mit Schutzkraft geladen war. Es war wunderbar, wenn er ihn trug... Es gibt Steine, die man benutzen kann, um Ereignisse vorauszusagen. Manche Leute können in diesen Steinen Ereignisse lesen, die eintreten werden. Steine können Botschaften vermitteln. Natürlich erfordert dies eine Fähigkeit auf beiden Seiten: auf der einen Seite eine hinreichend starke Kraft der Konzentration: auf der anderen eine Kraft, direkt zu sehen und zu lesen, ohne ganz präzise Worte zu gebrauchen. Da sie als Batterien fungieren können, bedeutet es, dass sie in sich die Quelle der Kraft selbst tragen, sonst wären sie nicht empfänglich. Eine Kraft dieser Art liegt am Ursprung von Kristallisationen, wie zum Beispiel in Felskristallen, die so herrliche Muster bilden, mit einer so vollständigen Harmonie, und das kommt nur von einer Sache, dieser Gegenwart im Zentrum. Nun sieht man jedoch nicht, weil man keine innere Empfänglichkeit hat, aber sobald man einmal die direkte Wahrnehmung von Kräften der Liebe hinter den Dingen hat, sieht man, dass sie überall identisch sind. Selbst in konstruierten Dingen: man kann zu einem Verständnis gelangen, was sie sagen.
Die Mutter
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Die Wege der Mutter
Mutter wollte einen unserer Betriebe besuchen. Natürlich sorgte die verantwortliche Person dafür, dass alles aufgeräumt wurde und blitzsauber war. Alte und verkommene Dinge wurden in den Schuppen in eine Ecke des Grundstücks gestopft. Als Mutter aus dem Wagen stieg, wurde sie empfangen und zum Büro geführt, wo alles bereitgehalten wurde. Aber sie sah sich um und ging in Richtung Schuppen. Als sie dort ankam, fragte sie, was in ihm sei. Der unwillige Sadhak öffnete die Tür, und ein Haufen getrockneter Kokosnuss-Schalen und verschiedener anderer aufgehäufter Abfall trat zu Tage. Mutter sagte nichts und folgte dem Programm. Als sie jedoch zum Ashram zurückkehrte und gefragt wurde, warum sie denn zum Schuppen gegangen sei, erklärte sie, dass sie, sobald sie das Grundstück betrat, Rufe vom Schuppen hörte: „Schau hier, wie sie uns verstaut haben.“ Und dann fand sie tatsächlich, wie schäbig sie behandelt worden waren!
M. P. Pandit
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Die Welt der Pflanzen
Geheimnisvolle Welt der Pflanzen
Pflanzen sind lebendige, atmende, kommunizierende Wesen, die Persönlichkeit und die Attribute der Seele haben.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts äußerte ein begabter Wiener Biologe mit dem gallischen Namen Raoul Francé einen Gedanken, der zeitgenössische Naturphilosophen schockierte. Er sagte, dass Pflanzen ihren Körper ebenso frei, leicht und graziös bewegen wie das gewandteste Tier und der gewandteste Mensch, und dass der einzige Grund, warum wir diese Tatsache nicht anerkennen, der sei, dass Pflanzen sich viel langsamer als Menschen bewegen.
Die Wurzeln von Pflanzen, so sagte Francé, graben sich suchend durch das Erdreich, die Knospen und Zweige schwingen in bestimmten Kreisen, die Blätter und Blüten beugen und zittern, schütteln sich abwechselnd, die Ranken kreisen suchend und greifen mit Geisterarmen hinaus, um ihre Umwelt abzutasten. Der Mensch glaube nur deshalb, dass Pflanzen bewegungs- und gefühllos sind, weil er sich nicht die Zeit nehmen wolle, sie zu beobachten...
Keine Pflanze, so sagt er, ist ohne Bewegung; denn jedes Wachstum bedeutet Bewegung. Pflanzen sind ständig dabei, sich zu beugen, sich zu wenden und zu zittern. Er beschreibt, wie sich an einem Sommertag Tausende von polypenähnlichen Armen an einer friedlichen Laube emporranken, um eine neue Stütze für den schweren Stängel zu finden. Wenn die Ranke, die in 67 Minuten eine volle Kreisbewegung ausführt, eine sichere Basis findet, beginnt sie, sich innerhalb von zwanzig Sekunden um das Objekt zu winden, und innerhalb einer Stunde hat sie sich so festgewunden, dass sie kaum noch wegzureißen ist. Die Ranke windet sich dann wie ein Korkenzieher und zieht dadurch die Rebe zu sich herauf.
Eine Kletterpflanze, die einen Halt braucht, wird zum nächsten Halt kriechen. Versetzt man diese Stütze, wird die Rebe innerhalb weniger Stunden ihren Lauf in die neue Richtung ändern. Kann die Pflanze die Stange sehen? Fühlt sie sie in einer unerklärlichen Weise? Wenn eine Pflanze zwischen Hindernissen wächst und nicht eine potentielle Stütze sehen kann, wird sie unfehlbar zu einer verborgenen Stütze hinwachsen und jenes Gebiet meiden, wo keine existiert.
Pflanzen, sagt Francé, sind intentionsfähig: sie können sich zu dem strecken, was sie begehren, oder es auf eine Art ausfindig machen, die ebenso mysteriös ist wie die phantastischsten Romanschöpfungen.
Weit davon entfernt, bloß reglos zu existieren, scheinen die Bewohner des Weidelands (was die alten Griechen botane nannten) in der Lage zu sein, das, was in ihrer Umwelt geschieht, wahrzunehmen und darauf zu reagieren, und zwar mit einem Grad der Verfeinerung, der weit über dem menschlichen liegt. Die Sonnentau-Pflanze wird mit unfehlbarer Präzision eine Fliege einfangen, indem sie sich genau in die richtige Richtung bewegt, wo die Beute zu finden ist. Einige parasitäre Pflanzen können die geringste Spur von Geruch ihres Opfers erkennen, und werden alle Hindernisse überwinden, um in seine Richtung zu kriechen.
Pflanzen scheinen zu wissen, welche Ameisen ihnen den Nektar stehlen wollen, und schließen sich, wenn diese Ameisen sich in der Nähe befinden, während sie sich nur dann öffnen, wenn sich genug Tau auf ihren Stängeln befindet, um die Ameisen daran zu hindern, hinaufzuklettern. Die höher entwickelte Akazie bedient sich der Schutzdienste gewisser Ameisen, die sie mit Nektar belohnt als Gegengabe für den Schutz der Ameisen gegen andere Insekten und pflanzenfressende Säugetiere.
Ist es Zufall, dass Pflanzen sich zu speziellen Formen entwickeln, um sich den Eigenarten von Insekten anzupassen, die sie bestäuben werden, indem sie diese Insekten mit besonderer Farbe und besonderem Duft anlocken, sie mit ihrem Lieblingsnektar belohnen, indem sie außergewöhnliche Kanäle und eine Blütenmechanik gestalten, womit sie eine Biene einfangen können, um sie erst dann durch eine Falltür zu entlassen, wenn der Bestäubungsvorgang abgeschlossen ist?...
Ist es reiner Zufall, dass nachtblühende Blumen weiß werden, um desto besser Nachtmotten und Nachtschmetterlinge anzuziehen, indem sie bei Abenddämmerung einen stärkeren Duft ausstoßen, oder dass die Mistlilie den Geruch von faulem Fleisch entwickelt in Gegenden, wo es ungewöhnlich viele Fliegen gibt, wohingegen Blumen, die sich zur Kreuzbestäubung ihrer Spezies des Windes bedienen, keine Energie darauf verschwenden, sich hübsch, duftend oder attraktiv für Insekten zu machen, sondern relativ unattraktiv bleiben?
Um sich zu schützen, entwickeln Pflanzen Dornen, einen bitteren Geschmack oder klebrige Sekrete, die feindliche Insekten fangen und töten. Die furchtsame Mimosa pudica hat einen Mechanismus, der stets reagiert, wenn ein Käfer, eine Ameise oder ein Wurm den Stängel zu ihren dünnen Blättern hinaufklettert: wenn der Eindringling einen Sporn berührt, richtet sich der Stängel auf, die Blätter rollen sich zusammen, und der Angreifer wird entweder aufgrund der unerwarteten Bewegung hinuntergeworfen oder muss sich erschrocken zurückziehen...
Darwin fand heraus, dass der Sonnentau gereizt werden kann, wenn ein Faden auf ihn gelegt wird, der nicht mehr als 1/78.000stel eines Körnchens wiegt. Eine Ranke, die nach den Wurzelfasern den sensitivsten Teil einer Pflanze bildet, wird sich beugen, wenn ein Stück Seide über sie gelegt wird, das nur 0.00025 Gramm wiegt.
Der Einfallsreichtum von Pflanzen in der Planung und Entwicklung von Konstruktionsformen übersteigt bei weitem denjenigen menschlicher Ingenieure. Von Menschenhand gefertigte Strukturen können keinen Vergleich aushalten mit der Stützkraft der langen Rohre, die phantastische Gewichte tragen. Der Gebrauch von Fasern, die in Spiralen gewickelt sind, ist beiden Pflanzen ein Mechanismus von einer so großen Resistenz gegen Zerreißen, wie sie von menschlicher Technologie noch nicht erreicht wurde. Zellen längen sich zu Würsten oder flachen Bändern, die miteinander verflochten sind, um fast unzerreißbare Schnüre zu bilden. Indem ein Baum nach oben wächst, verdickt er sich wissenschaftlich, um das größere Gewicht tragen zu können.
Der australische Eukalyptus kann auf dünnem Stamm den Wipfel 160 m über den Boden richten (d.h. ebenso hoch wie die Cheops-Pyramide) und gewisse Walnussarten können eine Ernte von 100.000 Nüssen tragen. Das Virginia-Knotenkraut kann einen Seemannsknoten binden, der, wenn er trocknet, so sehr gespannt wird, dass er birst und die Samen weg schleudert, damit sie so weit wie möglich von der Mutter keimen.
Pflanzen sind sogar sensitiv gegenüber Orientierung und Zukunft. Siedler und Jäger in den Prärien des Mississippi-Tals entdeckten eine Sonnentau-Pflanze. Silphium laciniatum, deren Blätter präzise die Punkte des Kompasses anzeigen. Indisches Süßholz (Arbrus precatorius) ist so sensitiv gegenüber allen Arten von elektrischen und magnetischen Einflüssen, dass es als Wetterpflanze gebraucht wird. Botaniker, die damit zuerst in Londons Kew Gardens experimentierten, fanden in ihm ein Mittel, um Wirbelstürme. Orkane, Erdbeben und Vulkanausbrüche vorauszusagen.
So präzise sind alpine Blumen hinsichtlich der Jahreszeiten, dass sie wissen, wann der Frühling kommt, und sich Wege durch Schneewehen bahnen, indem sie ihre eigene Hitze entwickeln, mit der sie den Schnee schmelzen.
Pflanzen, die so sicher, vielfältig und prompt auf die Außenwelt reagieren, müssen, so sagt Francé, ein Mittel der Kommunikation mit der Außenwelt haben, etwas, was unseren Sinnen vergleichbar oder überlegen ist. Francé unterstreicht, dass Pflanzen ständig Ereignisse und Phänomene beobachten und aufzeichnen, von denen der Mensch – gefangen in seiner anthropozentrischen Sicht der Welt, die ihm subjektiv durch seine fünf Sinne offenbart wird – nichts weiß.
Während Pflanzen fast generell als Automaten ohne Sinne betrachtet wurden, fand man nun heraus, dass sie in der Lage sind, zwischen Lauten zu unterscheiden, die dem menschlichen Ohr unhörbar sind, und zwischen Farbwellenlängen wie infrarot und ultraviolett, die dem menschlichen Auge unsichtbar sind; sie sind speziell sensitiv gegenüber Röntgenstrahlen und der Hochfrequenz des Fernsehens.
Die ganze Pflanzenwelt, sagt Francé, lebt mit Reaktionen auf die Bewegung der Erde und ihres Mondes, die Bewegung der anderen Planeten unseres Sonnensystems, und eines Tages werde sich erweisen, dass sie von den Sternen und anderen kosmischen Körpern im Universum beeinflusst werden.
Da die äußere Form einer Pflanze als Einheit bewahrt und wiederhergestellt wird, immer wenn ein Teil davon zerstört wird, nimmt Francé an, dass es eine bewusste Wesenheit geben muss, die die ganze Form überwacht, eine Intelligenz, die die Pflanze lenkt, entweder von innen oder von außen...
Es liegen nun Beweise vor, die die Schau des Dichters und Philosophen erhärten, dass Pflanzen lebendige, atmende, kommunizierende Geschöpfe seien, die Persönlichkeit und die Attribute einer Seele besitzen. Nur haben wir in unserer Blindheit darauf bestanden, sie als Automaten zu betrachten. Und am erstaunlichsten ist dies: es hat nun den Anschein, dass Pflanzen bereit, willens und fähig sind, gemeinsam mit der Menschheit die Herkules-Arbeit zu unternehmen, diesen Planeten wieder in einen Garten zu verwandeln, und ihn aus jenem Elend und jener Verdorbenheit herauszubringen, die der englische Pionier-Ökologe William Cobbett eine „Geschwulst“ genannt hätte.
Peter Tompkins und Christopher Bird
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