Kitabı oku: «Beschmutztes Blut», sayfa 2
Langsam näherte sie sich und schwebte neben Tiara, so als würde sie auf der Bettkante sitzen. Es machte keinen Sinn, sich vor ihm zu verstecken⦠er könnte ihr ja doch nichts antun, selbst wenn er es wollte⦠was sie bezweifelte.
âMan könnte meinen, dass ich ihr gehöre⦠aber das tue ich nichtâ, antwortete Carley ehrlich, während sie ihre Hand nach Tiaras langem Haar ausstreckte und sich vorstellte, wie es sich anfühlen würde, wenn sie noch am Leben wäre. Sie war noch nicht lange genug tot, um das Gefühl einer Berührung vergessen zu haben.
âWieso bist du ihr dann gefolgt?â, fragte er.
Carley sah zu ihm hoch und hob herausfordernd ihr Kinn. âSie ist meine Freundin⦠ich will wissen, dass sie in Sicherheit ist.â
Nachtfalke nickte, respektierte die Antwort. âUnd Cravens Magie hat keinen Einfluss auf dich, selbst nicht hier innerhalb dieser Wände?â
Es schien, als wäre die Frage dem Indianer wichtig, also schüttelte Carley ihren Kopf, während sie auf ihre Freundin schielte. âDurch Tiara kann Geisterbeschwörung mich nicht mehr verletzen oder kontrollieren. Dafür bin ich ihr zutiefst dankbar, also bitte tu ihr nichts an.â
Nachtfalke fühlte, wie seine Brust voller Hoffnung anschwoll. Das Gefühl verschwand schnell wieder, aber es war genug gewesen, um ihn auf den Geschmack zu bringen. Das war alles, was er sich je gewünscht hatte⦠nie wieder von einem Dämon gerufen zu werden.
âWir haben nicht vor, ihr etwas anzutun. Es war ihr Wunsch, mit uns zu kommen, und wir fühlen uns dadurch geehrt. Wenn du mir nicht glaubst, dann kannst du bleiben, bis sie aufwacht, und sie selbst fragen.â Er sagte nur die Wahrheit⦠die eine Eigenschaft, die er von seinem Leben mitgenommen hatte.
âAber wer hat sie verletzt?â, fragte Carley, die wusste, dass es nicht der Mann gewesen war, der neben ihr stand, aber die schnell heilenden Blutergüsse auf Tiara waren eindeutige Anzeichen für böse Absichten.
âDer Dämon, gegen den sie am Friedhof kämpfte, hat es getan. Craven hat sie vor ihm gerettetâ, antwortete Nachtfalke, während er zum Fenster trat und sich dort auf einen Stuhl setzte, wo die Sonne ihn erreichen konnte. Dies war einer der wenigen Räume in dem Haus, wo die Fenster nicht schwarz gestrichen waren. Nachtfalke versuchte, sich daran zu erinnern, ob er je das Sonnenlicht genossen hatte, oder nicht⦠er nahm an, dass er es getan hatte.
Carley runzelte die Stirn, als er sein Gesicht dem Fenster zuwandte, wie um zu zeigen, dass er das Interesse an ihr und der Unterhaltung verloren hatte. âUnd Craven war der Dämon, der mit dir war? Wäre das dann auch derselbe, der das Haus mit so vielen Monstern bevölkert hat? Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass Tiara das gutheiÃen würde.â
Sie streckte ihre Hand aus und legte sie auf die von Tiara, auch wenn sie geradewegs durch ihren Körper griff. âUnd wieso sollte sie uns verlassen⦠ihre Freunde, um bei einem Dämon zu bleiben?â
âSie und Craven sind blutsverwandt. Du würdest Craven ihren Onkel nennen, aber in Cravens Augen ist das Kind seines Bruders ebenso sein eigenes Kind. Darum wird er sie nicht verletzen. Sie ist keine Gefangene hier und sie wird nicht gezwungen werden, zu bleiben. Wenn sie wieder gesund ist⦠wenn sie sich entscheidet, zu gehen, dann werde ich als ihr Beschützer mit ihr gehen.â
âWieso solltest du das tun?â, fragte Carley. Es war Craven, der mit ihr verwandt war⦠nicht der Indianer. âHat Craven es dir aufgetragen?â
âNein, Craven hat keine Kontrolle mehr über michâ, antwortete er, ohne sie anzusehen. âIch bin ein Nachtwandler und sie ist die einzige, die mir meine Seele zurückgeben kann.â
Carleys Unterkiefer sackte ein Stück hinunter⦠ein Nachwandler? Nun, das war wirklich mächtige Magie. Sie dachte wieder an die Mythen und Legenden, die sie gelesen hatte, und selbst diese alten Schriften erwähnten sie kaum.
Soweit sie sich erinnern konnte, entstand ein Nachtwandler aus einem Menschen, der während seines menschlichen Lebens von mystischen Mächten besessen war, und der nach seinem Tod von einem mächtigen Zauberer wiedererweckt wurde, wie ein Zombie. Aber das war nur der erste Schritt auf dem Weg zu einem vollständig entwickelten Nachtwandler.
Anders als die meisten Zombies konnten sie ihre eigene Macht nutzen, um ihren Geist und ihr Herz wiederzuerlangen. Man sagte, dass sie seelenlos waren, aber sie konnte sich nicht daran erinnern, welche Mächte ein Nachtwandler besaÃ, oder ob es überhaupt eine Grenze gab, was seine Fähigkeiten betraf.
Ihr Blick ging nachdenklich in die Ferne, als sie sich nicht daran erinnern konnte, dass sie je etwas darüber gelesen hatte, dass ein Nachtwandler seine Seele wiedererlangte. War das überhaupt möglich?
âIst deine Seele nicht im nächsten Leben?â, fragte Carley neugierig.
âNein, sie ist an mein Grab gebundenâ, antwortete Nachtfalke und verschwand in der Geisterwelt.
Carley verschlug es die Sprache. An das Grab gebunden? Sie erschauderte bei dem Gedanken, an den Erdboden gefesselt zu sein, anstatt frei, so wie sie jetzt war. Als sie ihren Blick zum Boden senkte, bemerkte sie, dass Nachtfalkes Gestalt vielleicht verschwunden war, aber sie konnte ihn noch immer im Zimmer fühlen.
Während sie wieder Tiara betrachtete, entschied Carley, dass sie ihn nicht weiter mit Fragen löchern wollte⦠gönnte ihm die Ruhe, um die er still gebeten hatte.
Kapitel 2
Mitten in dem Chaos auf dem Hollywood Friedhof sah Michael hinunter auf die toten Spinnan zu seinen FüÃen, während er sich seine Hände an seinem Mantel abwischte.
âDas war lustigâ, murmelte er. Er schielte gerade rechtzeitig hoch, um zu sehen, wie Kane den Kopf eines anderen Dämons abriss und ihn über seine Schulter warf. Michael machte schnell einen Schritt zur Seite, um dem fliegenden Kopf auszuweichen und starrte wütend auf Kanes Rücken.
âEntschuldigung!â, rief Michael. âIch habe den Kampf überstanden, ohne schmutzig zu werden⦠und ich würde das gerne so beibehalten.â
Kane grinste ihn über seine Schulter an. âDu bist schnell genug, um auszuweichen, wenn etwas auf dich geworfen wird.â
Tabatha seufzte, denn die Anzahl ekelhafter Dinge, die sie heute gesehen hatte, genügte für ihr ganzes Leben. Und jetzt erschien es, als würden die Jungs einfach damit spielen. âWenn ich es nicht besser wüsste, Kane, würde ich schwören, dass es dir viel zu viel Spaà macht, diese Dinger umzubringen.â
âNun, ich habe noch nie gehörtâ¦â Er hielt plötzlich inne und dachte einen Moment lang nach, dann sah er sich zwischen den toten Dämonen um und richtete seinen Blick schlieÃlich wieder auf Tabatha. âDu hast Recht, ich habe SpaÃ.â Er zuckte mitleidslos seine Schultern.
âErinnerst du dich daran, was du mit uns und einer Kamera wolltest?â, fragte Tabatha mit verführerischer Stimme.
Kane lieà den kopflosen Dämon zu Boden fallen und lieà seinen Blick vielsagend über den Körper seiner Partnerin wandern. âJa⦠ich erinnere mich.â
âKeine Kameraâ, knurrte Tabatha und drehte sich um, um wegzugehen.
Michael lachte über den überrumpelten Blick auf Kanes Gesicht, bevor der blonde Vampir seiner Partnerin nachlief.
âWarteâ, rief Kane. âIch nehme es zurück⦠es macht mir überhaupt keinen SpaÃ.â Er schwieg lange genug, um seine Hand durch einen Krabbler zu boxen, der neben ihm rannte. âSie nerven⦠verstehst du?â
Angelica hob eine Augenbraue, aber insgeheim wollte sie lachen. Sie unterdrückte den Drang und musterte Syn mit einem neugierigen Blick. âDeine Söhne sind⦠interessant.â
âSie müssen erst erwachsen werdenâ, erklärte Syn mit ernstem Gesicht. âDas⦠und sie brauchen ihre Mutter.â
Michael warf Syn einen pikierten Blick zu, denn er hatte die Bemerkung gehört. âIch bin schon erwachsen, danke schön.â Nach dieser Feststellung stampfte er davon wie ein Kind, das einen Wutanfall hatte, und murmelte vor sich hin. Im Vorbeigehen trat Michael nach dem Kopf, den Kane auf ihn geworfen hatte, sodass dieser wieder durch die Luft flog. Er landete in einer kleinen Baumgruppe, gefolgt von einem lauten Schrei.
âWer, zur Hölle, wirft hier mit Dämonenköpfen?â ertönte Jasons wütende Stimme.
Michael erstarrte einen Moment lang, zog den Kopf ein und beschloss, Leine zu ziehen. âIch werde nachsehen, was Kane treibtâ, erklärte Michael, während er an Syn und Angelica vorbei weg von den Bäumen rannte.
âKein Kommentarâ, sagte Syn verschwörerisch, sodass Angelica den Kopf abwandte, um ihr Grinsen zu verbergen.
*****
âHabt ihr das gesehen?â, kam Nicks Stimme von hinter der Gruft. âIch habe gerade einen Kopf vorbeifliegen gesehen.â
Ungefähr zu dieser Zeit stolperte ein Krabbler hinter einer Ecke hervor, der versuchte, dem Tod zu entrinnen. Es war irgendwie lustig, ein Monster mit einem verängstigten Gesichtsausdruck zu sehen.
âJa Nick, ich habe ihn gesehenâ, antwortete Kriss, als er um dieselbe Ecke bog.
Nick schoss auf die Beine des Krabblers, sein Gesichtsausdruck leicht sadistisch. âKomm schon, zeig uns, ob du tanzen kannst.â
âNick, hör auf, mit dem verdammten Ding zu spielenâ; knurrte Steven und verdrehte dann die Augen, als ihm klar wurde, dass er ein Monster verteidigte.
Jewel trat näher an den Krabbler und schoss mit ihrem Gewehr den Kopf von seinen Schultern, ehe sie Nick ein süÃes Lächeln schenkte: âIch glaube, dein Tanzpartner ist gerade gestorben.â
âHe-ee!â, jammerte Nick. âDer gehörte mir.â
âGenau genommen gehörte er mirâ, sagte Kriss, seine Arme vor der Brust verschränkt. âVor wem, meinst du, rannte er weg?â
âZu viele Jäger und nicht mehr genug Beuteâ, sagte Dean, als er aus dem Schatten eines nahen Baumes trat.
âZumindest ist Nick den Arm losgewordenâ, murmelte Steven und lieà seinen Körper sichtbar erschaudern, als er hinzufügte: âIgitt.â
Kriss verzog das Gesicht. âErwähne den Arm⦠NIE wieder.â
âWieso?â, fragte Jewel, die den Scherz nicht verstand.
Nick grinste. âNun, ichâ¦â
Kriss wandte sich zu ihm um und knurrte: âSag noch ein Wort und ich schenke dir höchstpersönlich einen Ausflug zum Heiligen Josef, ohne Rückfahrt.â
Dean grinste. âFordere ihn nicht heraus, Kätzchen⦠er sieht wütend genug aus, um ernst zu machen.â
Kriss sah hinüber zu Dean und seine Augenbrauen hoben sich bis zu seinem Haaransatz, als er das Verlangen in Deans Augen leuchten sah. Er konnte nicht anders⦠sein Blick glitt tiefer über Deans Körper und seine Wangen erröteten leicht, als er schnell wieder wegsah.
Jewel lächelte, denn sie hatte erkannt, woran die beiden Männer dachten. Steven und Nick andererseits, hatten keine Ahnung.
Deans Augen wurden einen Ton dunkler, als er Krissâ Reaktion auf ihn sah. Er trat hinter den anderen Gefallenen Engel, schlang einen Arm um Krissâ Hüfte und legte seine Lippen an dessen sensibles Ohr. âIch glaube, ihr kommt jetzt alleine klar.â Er lächelte, als Kriss leicht zitterte, wo sein warmer Atem über ihn strich.
Die drei anderen blinzelten, als die beiden Gefallenen Engel sich einfach in Luft auflösten.
âWie machen sie das?â, fragte Steven leise.
âIch weià es nichtâ, antwortete Nick, während er versuchte, das Bild davon, wie Dean Kriss so festgehalten hatte, zu verdrängen.
Schritte auf der anderen Seite lieÃen sie hochsehen, als Quinn und Kat hinter der Gruft zum Vorschein kamen.
âNun, dann sind wir schon fast alleâ, sagte Nick. âVon mir aus können wir den Rest dieser Sauerei dem TEP überlassen.â
âDann fehlen nur noch Envy und Devonâ, sagte Steven.
Jewel schaute sich um. âIch frage mich, wo sie stecken.â
âDas letzte Mal, wo ich sie gesehen habe, waren sie zusammen mit Envys Bruder und unserem bewaffneten Lieblingskuschelbären. Ich bin sicher, einer von ihnen kann sie nach Hause fahrenâ, erklärte Nick. âAlso wer bei mir mitfährt, der Zug fährt nun ab.â
âWollen wir?â, fragte Quinn Kat, während er einen Arm um ihre Hüfte legte. âWird aber auch Zeitâ, antwortete Kat lächelnd. Sie hatten heute Nacht fantastisch zusammengearbeitet, aber nach all dem Kämpfen war sie nun in der Laune für andere Dinge.
Steven legte seinen Arm um Jewels Schultern und steuerte sie auf den Haupteingang des Friedhofs zu.
Nick verdrehte die Augen. Er fühlte sich langsam wie ein fünftes Rad am Wagen.
In einer anderen Gegend des Friedhofs wanderten die vier Leute, von denen die Rede gewesen war, zwischen den Gräbern umher und zerstörten einen Dämon nach dem anderen. Trevor hatte sein Handy mit der Schulter an sein Ohr geklemmt und gab den Leuten, die er in der Umgebung verteilt hatte, Anweisungen.
âJa, wir werden ein paar StraÃensperren brauchen, um die Menschen vom Hollywood-Friedhof fernzuhalten. Stellen Sie sicher, dass auch alle SeitenstraÃen abgedeckt sind.â Trevor schwieg eine Minute, während der Polizist am anderen Ende der Leitung sprach.
âSo schnell wie möglichâ, antwortete Trevor. âEs ist schon bald neun⦠die Sperren müssen in zehn, fünfzehn Minuten stehen. Schaulustige sind schon aufgetaucht, aber zum Glück haben wir Leute vor Ort, die sie aufgehalten haben. Das Problem ist, dass sie keine Polizisten sind, also gibt es riesige Tumulte. Wir können einfach nicht zulassen, dass jemand den Tatort verändert⦠wenn Sie wissen, was ich meine⦠Vandalen und Brandstifter⦠ungefähr drei Tage⦠Nein, wenn irgendetwas versuchen sollte, hier abzuhauen, denke ich nicht, dass es über die StraÃen fliehen wird.â
Trevor rieb sich mit der Hand die Stirn. âHören Sie, wenn Sie etwas sehen, was Sie noch nie zuvor gesehen haben⦠erschieÃen Sie es einfach.â Er steckte das Telefon weg und seufzte schwer. âIch hasse es, wenn ich alles ausbuchstabieren muss.â
âDu kannst buchstabieren?â, fragte Chad mit groÃen Augen.
Devon grunzte vor Lachen und Envy grinste.
âNeinâ, antwortete Envy schnell, denn sie fühlte sich ein wenig überdreht. âAber er kann so tun als ob, indem er langsam spricht.â
âLass mich ratenâ, unterbrach Chad. âEr buchstabiert âStraÃeâ so wie es klingt?â
Envy nickte. âJa, Sch⦠t⦠r⦠a⦠s⦠e.â
Chad stolperte fast vor Lachen, während Trevor neben ihm schmollte.
âWollt ihr vielleicht mal Punkt machen?â, knurrte Trevor.
âAch ja, und Beistriche kennt er auch nicht, nur Punkteâ, erklärte Envy wichtigtuerisch, sodass die beiden Geschwister wie verrückt zu kichern begannen.
Envy lächelte ihren Bruder an, während sie sich an all die Male erinnerte, als sie als Kinder Probleme bekommen hatten, weil sie Lachanfälle gehabt hatten, und einfach nicht mehr aufhören konnten. Wenn sie es sich recht überlegte, war das meistens passiert, als sie schlafen gehen hätten sollen. Sie betrachtete Chad genauer. Ja, seine Augen waren sehr glasig.
Devon achtete kaum auf ihre Spötteleien. Er hatte Warren in der Ferne erblickt, als dieser einen Dämon zerlegte, und kämpfte gegen den Drang, sich zu verwandeln, damit er zu ihm rennen konnte.
Envy fiel Devons Blick auf und sie erkannte seine Gedanken an der Art, wie seine Augen ihre Farbe verändert hatten. Als sie den anderen Jaguar betrachtete, dämmerte es ihr, dass es wohl ein natürlicher Instinkt für ihn war, sich zu verwandeln. Er hatte wohl nur wegen ihr seine menschliche Gestalt behalten, und das war irgendwie unfair ihm gegenüber.
âWieso gehst du nicht, um ihm zu helfen?â, fragte sie, während sie ihre Hand auf seinen Oberarm legte. âIch komme schon klar.â
Devon richtete seinen Blick wieder auf sie. âWie wirst du nach Hause kommen?â
âIch nehme sie mit zu mirâ, schlug Chad vor, dem die Idee gut gefiel. Die Wohnung war so leer, seit sie ausgezogen war. âIch habe sowieso genug für heute. Du kannst später vorbeikommen und sie abholen, wenn du hier fertig bist.â Dann fügte er schnell hinzu: âAber lass dir Zeit, denn wir haben ein Menge Schlaf nachzuholen.â
Devon wollte gerade widersprechen, aber dann betrachtete er die beiden Geschwister genauer und erkannte zum ersten Mal, dass sie so müde waren, dass sie fast schon wie auf Drogen erschienen. Er fühlte sich schuldig dafür, dass er es nicht schon früher bemerkt hatte. Menschen brauchten doppelt so viel Schlaf wie Formwandler⦠wenn nicht mehr.
âOkayâ, gab Devon nach und gab Envy einen langen Kuss. âIch werde dich später abholen⦠schlaf dich aus.â
Envy nickte und sah zu, wie Devon seine Kleider auszog und sich in einen Jaguar verwandelte. Er lief über den Friedhof hinter Warren her und sie bewunderte, wie elegant er in all seinen Gestalten aussah.
âKönnen wir jetzt los?â, fragte Trevor mit finsterer Stimme, denn es gefiel ihm gar nicht, wie Envy Devon nachsah.
Envy und Chad nickten.
âGute Ideeâ, sagte Chad. âIch würde nur ungern ein leichtes Ziel für einen doofen Krabbler sein, nur weil ich mich im Friedhof hingelegt habe, um ein Nickerchen zu machen. Ich habe die letzten beiden Tage überhaupt nicht geschlafen.â
Die drei machten sich auf den Weg zum Eingang des Friedhofs, wobei sie unterwegs noch ein paar Krabbler zur Strecke brachten. Als sie endlich bei Trevors Auto ankamen, blieb Chad einen Augenblick lang mit offenem Mund stehen, dann erschien ein sadistisches Grinsen auf seinem Gesicht.
âWo ist dein altes Auto?â, fragte Envy, als Trevor sich der neuen, schwarzen Schönheit näherte. âNicht, dass dieses nicht fantastisch aussieht.â
Trevor erstarrte plötzlich, als er sich an die Zusatzausstattung, die er Ren zu verdanken hatte, erinnerte. Oh ScheiÃe! Er fühlte plötzlich den Drang, so schnell er konnte wegzulaufen.
âTrevorâ, sagte Evy aufgeregt in Envys gestohlener Stimme. âIch bin so froh, dass es dir gut geht. Ich habe alle aufgeschrieben, die durch den Eingang gekommen und gegangen sind, und habe den GroÃteil deines Berichts für das TEP-System schon geschrieben.â
Jegliche Farbe wich aus Trevors Gesicht, als er zu Envy hinüber schielte und den ungläubigen Ausdruck auf ihrem Gesicht sah.
âTrevor.â Envy ahmte die Sorge nach, die sie in der Stimme des Autos gehört hatte⦠ihrer Stimme. âGibt es da etwas, was du den anderen Kindern erzählen willst?â
âOh, wer ist das?â, fragte Evy. âIch habe sie noch nie gesehen und sie ist nicht in der TEP-Datenbank. Soll ich sie hinzufügen?â
Wenn Trevor es nicht besser gewusst hätte, hätte er schwören können, dass Evys Stimme gerade ein wenig zu süà war, um ehrlich zu sein.
âEvy, das ist meine Schwester, Envyâ, stellte Chad sie vor. âSie ist ein Mensch und kein Teil des TEP. Kannst du uns nach Hause fahren?â
Die Autotüren öffneten sich und sie stiegen ein, wobei Trevor und Chad vorne Platz nahmen und Envy auf der Hinterbank.
âWann hast du sprechen gelernt?â, fragte Envy, während sie Trevor über den Rückspiegel einen bitterbösen Blick zuwarf. Wenn Blicke töten könnten, würde ein toter Mann nun fahren.
âErst vor Kurzemâ, sagte Evy kurz angebunden⦠dann plötzlich fügte sie hinzu: âWage es bloà nicht, mir Trevor wegzunehmen.â
Chads Augenbrauen hoben sich bis zu seinem Haaransatz und er begann so wild zu lachen, dass sein Bauch zu schmerzen begann.
âOh, mach dir deswegen keine Sorgenâ, sagte Envy mit dem gemeinsten Grinsen auf Trevors Spiegelbild gerichtet. âIch habe nicht vor, ihn dir wegzunehmen. Ich denke, ihr beide seid das perfekte Paar.â
Evy jubelte aufgeregt und die Autotüren schlossen sich selbstständig. âWo wohnen du und Chad?â Dieses Mal war die Stimme fröhlich.
âIch fahreâ, sagte Trevor, der sich nur wünschte, dass die Erde sich öffnete, damit er es einfach schnell hinter sich bringen konnte. âDu kannst dich inzwischen mit Envy bekannt machen.â
âJaâ, sagte Envy, während Trevor den Motor startete. âBitte erzähl mir alles von dir und den tollen Dingen, die du mit Trevor gemacht hast.â
Chad lag vor Lachen schon fast am Boden und hörte nicht mehr auf, bis sie vor dem Wohnhaus standen. Sobald Evys Motor abgeschaltet war, kletterte Chad aus dem Auto und lief in die Wohnung, wissend, dass Envy noch ein paar Minuten brauchen würde. Verdammt, seine Wangen schmerzten. Was es nur noch lustiger machte, war die kleine Tatsache, dass es diesmal gar nicht Trevors Schuld war.
âEvyâ, fragte Envy mit süÃer Stimme. âWürde es dich stören, wenn Trevor mich zur Tür bringt? Ich habe heute Nacht viel zu viele Monster gesehen, als dass ich noch einmal alleine nach drauÃen will⦠und wie es scheint, hat mein groÃer Bruder mich sitzen lassen.â
Trevor zog den Kopf ein, denn er wusste, was ihm bevorstand und Evy half auch nicht wirklich. Dies war eindeutig nicht seine Nacht.
âDas ist eine gute Idee, Trevor, pass gut auf, dass meiner neuen Freundin nichts zustöÃt. Ich werde inzwischen den TEP-Bericht für dich fertig machen.â Das Armaturenbrett begann zu leuchten und verwandelte sich in einen Computer-Bildschirm, als Evy sich an die Arbeit machte, während sie leise vor sich hin summte. Sie hatte beschlossen, dass, nachdem Envy Chads Schwester war, und offensichtlich Dämonen zerstörte, sie ihre eigene Akte in der Datenbank des TEP verdiente. Im Geheimen machte sie mit ihrer versteckten Kamera schnell ein Foto von der Frau.
Trevor seufzte und gönnte sich einen Augenblick des Selbstmitleids, ehe er langsam aus dem Auto stieg. Nun, er hatte ein paar Minuten alleine mit Envy gewollt und nun sah es sehr danach aus, dass er sie bekommen würde. Er war immer dafür, die positive Seite an allem zu sehen, nur die positive Seite sah langsam nicht mehr so einladend aus.
SchlieÃlich kamen sie an der Tür an und Trevor schielte zurück zu Evy, wobei er erkannte, dass ein riesiger Baum nun zwischen ihnen stand. Envy wählte diesen Moment, um sich ihm zuzuwenden, und ihn wütend anzufunkeln. Sie hatte sich die ganze Fahrt über überlegt, was sie sagen wollte. So fest bohrte sie ihren Finger in Trevors Brust, dass dieser sicher war, dass dort ein Loch sein würde, wenn sie hier fertig waren.
âHätte das ein Scherz sein sollen? Es war nämlich nicht sehr witzigâ, zischte Envy leise, da sie nicht wusste, wie gut das Mikrofon des verdammten Autos war.
âOh ja, es ist ein Scherzâ, knurrte Trevor zurück. âAber er sollte mich quälen⦠nicht dich. Ich hatte es ernsthaft vergessen, bis wir wieder zurück beim Auto warenâ, erklärte Trevor, während er mit der Hand durch sein Haar fuhr. âEs tut mir leid, dass du das sehen musstest.â
Die Ehrlichkeit, die sie in seinen Augen sehen konnte, nahm den Wind direkt aus den Segeln von Envys Standpauke. Er sagte die Wahrheit⦠hoffte sie. âWieso sollte jemand dir so etwas antun?â
Trevors blau-silberne Augen verdunkelten sich ein klein wenig, als er auf seine Seelenfreundin hinunter starrte. âWeil jeder auf der Welt weiÃ, dass ich dich liebe und du mich hasst. Sie meinen es ist lustig. Was meinst du, wieso Chad sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte?â
âTrevor.â Envy fühlte, wie ihre Brust sich bei seinen Worten schmerzhaft verkrampfte. âDas ist nicht wahrâ, berichtigte sie ihn leise. âIch könnte dich nie hassen.â
âIch weiÃ.â Er schenkte ihr ein schwaches Lächeln, aber es verschwand gleich wieder und seine Augenbrauen zogen sich zusammen. âEs ist mir sehr bewusst, dass du uns beide liebst. Devon weià es auch.â
Envys Augen wurden groà und sie machte schnell einen Schritt rückwärts. Ihr Kopfschütteln war kaum sichtbar, als sie flüsterte: âWieso glaubst du das?â
âWir sind Formwandler, Envy⦠wir können es riechenâ, sagte Trevor nachdrücklich, während er einen Schritt vorwärts machte, um den Abstand zwischen ihnen wieder zu verringern. âSag mir nicht, dass du mich nicht willst, wenn ich weiÃ, dass du es tust. Du liebst mich ebenso sehr wie ihn, weil du zwei Seelenfreunde hast.â Er schluckte schwer, nachdem er es endlich laut ausgesprochen hatte.
Envy schwieg und starrte ihn reglos an, wie ein Reh, das von Autoscheinwerfern erfasst worden war. Sie wusste nicht, wie sie ihm antworten sollte, denn die Wahrheit war⦠Trevor hatte immer noch diese Wirkung auf sie. Sie hatte sich dazu gezwungen, die Anziehungskraft, die er auf sie ausübte, zu ignorieren, weil sie Devon gewählt hatte.
âSag mir, dass du mich nicht liebstâ, flüsterte Trevor, während er sich so weit nach vorne beugte, dass ihre Lippen einander beinahe berührten.
Envy musste diesmal schlucken. Sie wollte es verleugnen, aber sie hasste es, angelogen zu werden⦠daher konnte sie selbst kaum lügen. Sie liebte ihn immer noch⦠aber es war falsch zwei Menschen gleichzeitig zu lieben.
âIch liebe Devonâ, hauchte sie an seinen Lippen, während sie sich selbst dafür verdammte, dass sie ihn wieder verletzte.
âSehr klug⦠auszuweichenâ, sagte Trevor nach einem Moment und richtete sich ein klein wenig auf, sodass er tief in ihre Augen sehen konnte. âDenn wenn du mich anlügst⦠kann ich es riechen.â
Envy machte einen Schritt zurück, während Trevors Gesicht über ihr hing und sie nichts Anderes sehen lieÃ, obwohl er sich entfernt hatte. Sie griff hinter sich und versuchte, mit ihrer Hand den Türknauf zu finden. Sie wollte nicht über dies alles nachdenken⦠es brach nur ihr Herz.
SchlieÃlich ertasteten ihre Finger den metallenen Knauf und sie öffnete die Tür. Schnell trat sie durch den Spalt und wollte die Tür gerade wieder schlieÃen, als Trevors Hand sie aufhielt.
âDu weiÃt, dass ich recht habeâ, flüsterte Trevor. âDu kannst es auch fühlen.â
Envy fühlte Schmetterlinge, die wie wahnsinnig in ihrem Bauch umher flatterten, und warf die Tür schnell vor Trevors Gesicht zu. Nachdem sie den Riegel vorgeschoben hatte, drehte sie sich um und lehnte ihren Rücken gegen das Holz, während sie wartete, um zu hören, wie Trevor das Auto startete und wegfuhr. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich so an, als würde er direkt hinter ihr stehen und darauf warten, durch die Tür zu greifen und sie in seine Arme zu schlieÃen.
Trevor legte seine Handflächen auf den Türrahmen, denn er fühlte sie noch immer in der Nähe⦠lehnte sich von der anderen Seite an das Holz, das sie trennte. Er konnte durch die dicke Tür hören, wie ihr Herz raste, und atmete tief ein, um seine Nerven zu beruhigen. Seine Instinkte drängten ihn dazu, durch die Tür zu brechen und sich zurückzunehmen, was ihm gehörte⦠aber er würde lieber in der Hölle schmoren, als ihr einen Grund zu geben, ihn nicht mehr zu lieben.
Er runzelte schlieÃlich die Stirn, nachdem er nicht hörte, wie sie sich von der Tür entfernte. Indem er den Kopf nach vorne beugte, lehnte er seine Stirn an das kalte Holz und seufzte.
âEnvyâ, flüsterte er. âIch liebe dich.â
Dann hörte er sie doch flüchten.
*****
Jason setzte sich auf eine Steinbank, die vor einer der gröÃeren Gruften stand, um wieder zu Atem zu kommen. Er hatte in den letzten drei Minuten keine Begegnung mit einem Monster gehabt, und das war für heute Nacht bisher ein Rekord.
In der Hoffnung, dass dieser sich irgendwie wieder anschalten würde, berührte er den Ring. Sein Magen war voller Knoten, weil er nicht wusste, wo Tiara war, und ob es ihr gut ging. Er senkte seinen Kopf und schalt sich innerlich wieder einmal dafür, dass er es nicht geschafft hatte, sie aus dem Mausoleum zu bringen. Was für ein Beschützer war er? Sie hatte sogar einen Dämon um Hilfe bitten müssen.
âDu solltest dich vielleicht umdrehenâ, sagte eine Stimme plötzlich aus der Stille um ihn.
Jasons Blick hob sich blitzschnell und er erkannte einen Mann mit langem, dunklen Haar, der nur wenige Meter vor ihm stand. Er blinzelte, als ihm endlich klar wurde, was der Mann gesagt hatte.
Die Haare in seinem Nacken stellten sich auf und Jason schoss ein paar Schritte vorwärts, ehe er sich um hundertachtzig Grad drehte, um zu sehen, was hinter ihm war. Vier Krabbler starrten ihn aus einer Entfernung von nur zwei Metern an, ihre lippenlosen Münder geöffnet, sodass ihre scharfen Zähne sichtbar wurden.
âOh kommt schon!â, rief Jason, als er fühlte, wie die Wut in ihm wieder aufkochte. Er hatte es satt, diese Dinger zu bekämpfen. âHabt ihr Vollidioten es immer noch nicht verstanden? Wenn ihr in einem Friedhof lebt, dann solltet ihr tot sein.â
Angelica grinste, nachdem sie zu Syn aufgeschlossen und Jasons Gejammer gehört hatte. âHe, Jason, willst du etwas Cooles sehen?â, fragte sie, nachdem sie neben ihn getreten war, während sie ihre Hände vor sich ausstreckte. Sie öffnete ihren Mund und flüsterte einen Zauber, der die Gegner implodieren lassen sollte. Zu ihrem Entsetzen rannten die Krabbler plötzlich davon und verschwanden in der Dunkelheit.
âTollâ, sagte Jason, der dachte, dass es der Zauber gewesen war.
âVerdammt, wenn du endlich damit aufhören würdest, sie zu Tode zu erschrecken, dann hätte ich heute Nacht vielleicht auch noch ein paar umbringen könnenâ, fauchte Angelica, als sie sich umdrehte, und erkannte, dass Syn direkt hinter ihr stand. âDu bist wie ein Mückenspray gegen Dämonen.â