Kitabı oku: «Läufig», sayfa 3

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Also das war es gewesen, was er gespürt hatte, als die Kreatur aus der Kirche hervorgeschossen war. Kriss versuchte, herauszufinden, ob dieser Hybrid so schlimm war, wie der echte Dämon, mit dem er eingeschlossen gewesen war. Er fühlte sich, als wäre eine Tür vor seiner Nase zugeschlagen worden, als seine Sicht zurückgedrängt wurde, und Kriss blinzelte. Die einzige andere Person, die er je getroffen hatte, die ihn davon abhalten konnte, in seine Seele zu blicken, war Dean.

Kriss atmete tief ein und dann langsam wieder aus und beschloss, dass es nur eine andere Möglichkeit gab, es herauszufinden. Gerade als er den ersten Schritt vorwärts machte, schenkte ihm der Gefallene Engel ein Lächeln, das bei weitem nicht freundlich war, und machte einen Schritt zurück, sodass er verschwand, als er über die Dachkante hinunter und aus seinem Sichtfeld fiel.

Kriss knurrte und nahm die Einladung dankend an, rannte vorwärts und hechtete über die Dachkante, um ihm zu folgen. Ehe er den Asphalt vier Stockwerke tiefer erreichen konnte, krachte etwas in seine Seite, und er fühlte, wie sich Arme fest um ihn schlangen.

„Nein“, zischte Dean, als er Kriss mitten in der Luft packte.

„Ich dachte, du wolltest ihn finden und fangen“, rief Kriss nun richtig wütend. Er suchte seit Tagen nach Dean und es machte ihn zornig, dass Dean offensichtlich nahe genug gewesen war, um zu wissen, dass er da war, aber sich ihm nicht gezeigt hatte.

„Er ist kein Hase“, sagte Dean bissig, während sie in der Luft umkehrten und zum Dach des Gebäudes zurückflogen. „Außerdem beobachte ich ihn schon seit einer Weile, und möchtest du wissen, was er getan hat?“

„Was?“, fragte Kriss mit gerunzelter Stirn.

Dean machte sofort einen Schritt von ihm zurück, um etwas Abstand zu gewinnen. „Er verfolgt Misery, die Dämonin, die ihn in der Höhle gefangen gehalten hat.“

In diesem Moment teilten sich die dünnen Wolken über ihnen, sodass einige Strahlen des Mondes auf sie scheinen und die Schatten erzeugen konnten, die ihre wahre Identität verrieten. Dean musste von Kriss' Perfektion wegschauen… er musste immer wegschauen.

„Nun, vielleicht lässt er uns dabei helfen, es ihr zurückzuzahlen“, meinte Kriss. „Es ist schon lange her, aber gemeinsam könnten wir sie vermutlich besiegen.“

„Ich bezweifle es.“ Dean schielte hinüber in die Richtung, in die der Gefallene Engel verschwunden war. „Jedes Mal, wenn ich in seine Nähe komme, kann ich seine Wut und seine Angst fühlen.“

Kriss starrte in dieselbe Richtung, kannte die Wahrheit. „Vielleicht hat er einen guten Grund, uns zu fürchten.“ Er wollte gerade erwähnen, dass der andere ein Hybrid war… kein reinblütiger Gefallener Engel, aber Dean unterbrach ihn.

„Das ist egal, denn er vertraut uns nicht.“ Dean trat wieder zurück an die Dachkante und blickte über die Stadt.

Er wusste, dass Kriss dachte, dass er alles durchschaut hatte. Also war dieser Gefallene Engel kein Vollblut… er war es beinahe, und das zählte. Dean hatte in den letzten Tagen mehrmals in seine Seele geblickt, und das Böse, das die meisten Hybriden zu Dämonen machte, fehlte. In Deans Augen machten ihn das zu einem von ihnen. Wenn er es sich genau überlegte, sollte er Kriss diese kleine Sache vielleicht noch mitteilen.

„Er ist mehr Vollblut als Hybrid, weißt du. Seine Seele ist anders als unsere, aber das Böse lebt dort nicht… im Moment ist sie nur voller Angst, Misstrauen und Sehnsucht. Ich hoffe, dass du dich nicht so sehr verändert hast, dass du das Gute in ihm nicht sehen kannst.“

Er wusste, dass Kriss nie böswillig Hybride gejagt und zerstört hatte, ohne einen guten Grund dafür zu haben. Kriss war einer der letzten Gefallenen Engel gewesen, die hierhergeschickt worden waren, lange nachdem die Dämonenkriege geendet hatten… war in diese Welt verbannt worden, nur um einen Teil der männlichen Population loszuwerden. Kriss wusste das nicht, aber Dean war viel, viel älter als er.

Dean war einer der Anführer der Rebellion gewesen, die den Dämonenkrieg beendet hatte… hatte sogar einige der Reinblüter in die Unterwelt geschickt, für ihr sinnloses Massaker an Hybriden, die nicht dämonisch waren. Einige Dinge waren Sünden, egal, wie man sie betrachtete.

Kriss erinnerte sich plötzlich daran, wie er Kane umbringen hatte wollen, nur um dann eine zerfetzte, aber merkwürdig reine Seele zu finden. Er hatte nie eine solche Besonderheit gesehen. Wenn Kane ein Mensch oder ein Dämon gewesen wäre, mit so großem Schaden an seiner Seele angerichtet… würde er das reine Böse sein. Er hätte das reine Böse sein sollen. Er fragte sich, ob Dean recht hatte… dass er vielleicht seine Fähigkeit, diese Dinge zu beurteilen, verloren hatte.

Nachdem er so lange unter den Menschen gelebt hatte, hatte er gelernt, dass sogar die besten Absichten immer eine Schattenseite hatten. Er hatte schon längst entschieden, dass der Tod nur für die echte Gestalt des Bösen war, und dass der Rest es sich untereinander ausmachen musste.

„Wie lange willst du ihm nachspionieren?“, fragte Kriss neugierig.

„Bis er einsieht, dass ich keine Gefahr bin“, antwortete Dean kryptisch.

Kriss legte seinen Kopf zur Seite und betrachtete Dean, wobei er mehrere Schusslöcher in seiner Kleidung sah. „Was, zur Hölle, hast du getan? Du riechst nach Rauch und das sind keine Mottenlöcher in deinen Kleidern.“

„Lass mich dich etwas fragen.“ Dean sah Kriss nicht an. „Bist du wirklich wegen mir hier? Oder brauchst du nur eine Ablenkung, weil du deine Gefühle für Tabatha verdrängen musst?“

Kriss streckte seine Hand aus, packte Deans Arm und wirbelte ihn herum, sodass sie einander ins Gesicht sahen. „Wieso musst du immer Streit suchen?“, wollte er wissen.

Dean riss seinen Arm aus Kriss' Griff los. „Vielleicht weil ich in deine Seele blicken kann, wo du blind bist.“

Kriss wandte seinen Blick ab und als er wieder hochschielte, war Dean weg.

*****

Kane öffnete leise Tabathas Schlafzimmerfenster und kroch hinein. Er hatte sie durch das Fenster beobachtet, aber ihm gefiel es nicht, wie er ihre Unruhe fühlen konnte, und die Tatsache, dass er ihre Gedanken nicht lesen konnte, machte ihn verrückt. Alles, was er hören konnte, war ein ganz leises Flüstern aus ihrem Kopf.

Er sah hinauf zur Decke, während er sich fragte, wessen geniale Idee es gewesen war, dass sie die einzige sein sollte, die er nicht belauschen konnte, wenn sie doch die einzige war, die er wirklich hören wollte. Kane behielt die Dunkelheit um sich, während er sich in den Türrahmen der offenen Schlafzimmertür lehnte und zusah, wie sie vom Sofa zur Stereoanlage ging.

Tabatha drehte das Radio leiser. Sie hatte gehofft, dass die Hintergrundmusik ihr helfen würde, damit sich die Wohnung nicht so leer anfühlte, aber es nervte sie nur. Sie vermisste ihren Mitbewohner.

Kriss war schon früher wochenlang verschwunden und sie wusste, dass er auf sich selbst aufpassen konnte, aber das hatte sie nie davon abgehalten, sich Sorgen zu machen. Diese Dämonin, ihre Haut kribbelte schon bei dem Gedanken an sie, hatte Dean in ihrer Falle festhalten können, auch wenn es nur für ein paar Stunden gewesen war. Es war schwer zu akzeptieren, dass es dort draußen Dinge geben konnte, die Kriss ernsthaft verletzten könnten.

Wieder streiften ihre Finger über ihre Schulter und über ihre Brust, wo sie verletzt worden war, aber sie fühlte nichts als makellose Haut. Sie hatte gedacht, dass sie so hinterlistig war, dass sie Kane denken ließ, dass sie seiner Gedankenkontrolle verfallen war… doch war er der, der zuletzt lachte. Und doch, er hatte ihr gesagt, dass sie sich nicht daran erinnern sollte, wie sie Misery gesehen hatte… aber dennoch erinnerte sie sich. Langsam hob sie ihre Finger hoch zu ihren Lippen, wünschte sich, dass sie sich erinnern könnte, was genau Kane mit ihr gemacht hatte.

Vielleicht war sie die ganze Zeit unter seiner Gedankenkontrolle gewesen, aber erinnerte sich aus irgendeinem Grund nur an einen Teil davon. Er hatte gesagt, dass er auf sie aufgepasst hatte… ihr gefolgt war. Tabatha fühlte, wie die kleinen Härchen in ihrem Nacken sich aufstellten und das Zimmer zu schrumpfen schien.

Während sie ihre Finger von ihren Lippen senkte, flüsterte sie: „Kane, bist du hier?“

Kane umklammerte den Türrahmen, um sich davon abzuhalten, zu ihr zu gehen, aber keine Macht der Welt konnte verhindern, dass er antwortete: „Ja.“

Seine Stimme klang so gepresst, dass Tabatha herumwirbelte, nach ihm suchte. Sie fühlte irgendetwas zwischen Enttäuschung und Angst, als sie ihn nicht direkt hinter ihr stehen sah. „Bin ich so böse, dass du dich vor mir verstecken musst?“ Ihr Atem ging ein wenig schneller und sie fragte sich innerlich, ob sie gerade mit dem Feuer spielte.

Kane ließ die Dunkelheit von seiner Gestalt gleiten und beobachtete sie, als ihr Blick auf ihm landete. „Vielleicht bin ich der Böse.“

Tabatha schluckte. Er sah ein wenig gefährlich aus, so wie er in der Tür zu ihrem Schlafzimmer stand… das musste sie zugeben. „Vielleicht würdest du dich weniger böse fühlen, wenn du an der Tür geklopft hättest“, überlegte sie, während sie sich fragte, wie lange er schon in ihrer Wohnung war. Als sie fühlte, wie ihre Knie weich wurden, drehte sie sich um und zwang sich dazu, ruhig zum Sofa zu gehen und sich hinzusetzen.

„Hättest du mich hereingelassen?“, fragte Kane neugierig, als er das Zimmer betrat. Er bemerkte, wie sie sich umdrehte und die Füße auf das Sofa hob, sie an sich zog, während sie sich an die gepolsterte Armlehne lehnte.

„Ich weiß es nicht“, antwortete Tabatha. „Bist du zum ersten Mal hier?“

„Nein.“ Kane machte sich nicht die Mühe, sie anzulügen. Wieso sollte er lügen, wenn er sie einfach dazu bringen könnte, zu vergessen, dass er überhaupt hier war?

„Dann lasse ich dich herein. Setz dich.“ Sie zeigte auf das andere Ende des Sofas. Wenn er hier war, um sie zu verletzen, dann hätte er es schon längst getan… nicht wahr? Sie beobachtete, wie er sich langsam bewegte, während er ihrer Aufforderung folgte. Es war eine Lüge… sie hatte gesehen, wie schnell er sich bewegen konnte, wenn er wollte. Er bemühte sich, sie nicht zu verschrecken, und das machte sie nur noch nervöser.

Kane hob eine Augenbraue. „Behandelst du alle, die dir nachspionieren so?“, fragte er ernst. „Lädst sie zu Tee und Keksen ein?“

Tabatha schüttelte ihren Kopf. „Ich trinke keinen Tee und ich hasse Kekse. Eine Tasse Kaffee und ein Brötchen genügen mir.“

Kane lächelte sie schwach an. „Woher weißt du, dass ich dir nichts zuleide tun werde?“

„Wenn du mir etwas antun wollen würdest, dann hättest du es schon längst getan“, antwortete Tabatha, sprach ihren Gedanken von vorhin aus. Als sie noch einmal darüber nachdachte, fügte sie hinzu: „Obwohl ich sagen muss, dass ich eine Tendenz erkenne, dass ich immer verletzt werde, wenn du in der Nähe bist.“

Kane zuckte innerlich zusammen während er sich am anderen Ende des Sofas niederließ, sich ihr zuwandte und den Rücken an die Armlehne lehnte. Er legte sein rechtes Bein auf das Sofa, winkelte es ab und saß im halben Schneidersitz mit einem Arm vor seinem Bauch.

„Also Liebes, sag, wieso hast du mich hereingelassen?“, fragte Kane.

„Wieso bist du hier?“ Tabatha umging die Frage.

Kane grinste. „Du weißt schon, dass es unhöflich ist, eine Frage mit einer Gegenfrage zu beantworten.“

Tabatha wurde einen Augenblick lang überrascht von der Art, wie sein Grinsen seine Gesichtszüge leicht veränderte, sodass er genauso gefährlich und verführerisch aussah, wie er nach ihrer Vorstellung war.

„Das kann schon sein“, sagte Tabatha nachdenklich. „Aber ich bin diejenige, der du nachspioniert hast, und ich möchte wissen, wieso.“

Kane zuckte die Schultern. „Weil ich es möchte.“

Tabatha schenkte ihm einen bösen Blick. „Weil du möchtest?“

Kane legte seinen Kopf zur Seite. „Wieso macht ein Vampir irgendetwas?“

Tabatha öffnete ihren Mund, schloss ihn und öffnete ihn wieder, ohne eine Antwort zu finden.

„Weil er will“, antwortete Kane für sie.

Tabatha seufzte. „Schau, wenn du mir nicht die Wahrheit sagen willst, dann kann ich dich nicht dazu zwingen. Aber wenn wir Freunde sein wollen, müssen wir zumindest eine Wahrheit übereinander wissen.“

Kanes Augenbrauen hoben sich und er lächelte richtig. „Ach, also spielen wir jetzt Pflicht oder Wahrheit?“

Tabatha errötete, als sie sich an die wenigen Male erinnerte, wo sie dieses Spiel in der Schule gespielt hatten… wenn wir schon von peinlichen Situationen reden. „Ohne die Pflicht und du wirst zuerst antworten“, flüsterte sie.

Kane nickte. „In Ordnung. Nachdem ich dir nachspioniert habe, werde ich mich an deine Regeln halten.“

Tabatha fühlte ein unangenehmes Kribbeln in ihrem Magen, weil er so einfach zugab, dass er ihr nachspioniert hatte. „Wieso mag Kriss dich nicht? Er will mir nicht sagen, wieso.“

„Weil du nicht ihm gehörst“, antwortete Kane ein wenig zu schnell.

„Was für eine Antwort ist das?“, fragte Tabatha scharf.

„Du bist dran“, erklärte Kane.

Tabatha brummte: „Gut.“ Dann spannte sie sich an, wusste nicht, was sie erwartete.

„Magst du Hunde?“

Tabatha blinzelte. Diese Frage war so ungefähr das Allerletzte, was sie erwartet hätte. Sie entspannte sich und lächelte liebevoll. „Ich liebe sie. Als ich klein war, hatten wir einen kleinen Yorkshire-Welpen, aber er ist weggelaufen. Ich bin nie wirklich darüber hinweg gekommen… ich vermisse ihn immer noch manchmal.“

Kane erwiderte ihr Lächeln als ihre Blicke sich trafen. „Dann musst du meinen Yorkshire Terrier mal kennenlernen… er heißt Scrappy.“

Eine Gänsehaut breitete sich über Tabathas ganzen Körper aus, und sie sprang buchstäblich aus ihrem Sitz auf, als das Telefon klingelte. Sie eilte hinüber zu dem Gerät um abzunehmen, hoffte, dass es Kriss war, der anrief. Als sie den Hörer nahm, drehte sie sich um, um Kane anzusehen, aber er war verschwunden, ohne jegliche Spur, die darauf hinweisen könnte, dass er je dagewesen war.

Sie lief schnell in ihr Schlafzimmer, aber auch dort fand sie nichts. Mit einem Seufzen hielt Tabatha den Hörer an ihr Ohr. „Hallo?“ Sie zog den Kopf ein, als sie Jasons Stimme hörte.

„Was ist mit dir geschehen? Du verschwindest einfach und rufst nicht an, um zu sagen, wieso?“ Jason ging nervös auf und ab. „Verdammt, Tabby. Ich sterbe fast vor Sorge.“

Tabatha lächelte vor sich hin. Irgendwie fühlte sie sich wieder normaler, wenn sie von Jason angeschrien wurde. Sie rechnete schnell nach, während sie begann, zu erklären, was geschehen war, ohne irgendeinen Hinweis auf etwas Paranormales zu geben.

Kane schob die Äste eines Busches ein Stück zur Seite, während er zusah, wie Tabatha sich zum ersten Mal, seit Trevor sie hier abgeliefert hatte, entspannte. Seine Lippen verzogen sich zu einem schwachen Lächeln, als sie der Person, mit der sie telefonierte, die Wahrheit erzählte, während sie gleichzeitig wir verrückt log. Sein Lächeln verblasste und sein Gesicht zeigte seine Sehnsucht. Was würde er dafür geben, dass sie ihn so sorglos anlächelte. Er wusste, dass es Zeit war, zu gehen, und zog sich zurück… er konnte fühlen, dass Kriss sich näherte.

„Warte kurz Jason.“ Tabatha runzelte die Stirn, als sie das merkwürdige Gefühl bekam, dass sie beobachtet wurde. Als sie zum Fenster sah, erstarrte sie, als sie Kriss dort stehen und sie beobachten sah. „Jason, wir reden morgen, ja?“ Sie drehte sich um, um das Telefon wegzustellen, aber als sie wieder zum Fenster sah, war Kriss weg.

Kapitel 3

Frau Tully schüttelte ihren Kopf, als sie aus Micahs Zimmer kam und die Tür hinter sich schloss, ehe sie sich der Menge zuwandte, die sich im Flur versammelt hatte. „Es geht ihm gut… er schläft noch, aber er es geht ihm gut.“

„Dann wird er wieder ganz gesund?“, fragte Quinn skeptisch.

Frau Tully bezog Stellung zwischen ihnen und der Tür. „Es bedeutet, dass es so aussieht, als wäre er schon wieder völlig gesund. Er hat keinen Kratzer.“ Sie machte einen Schritt zurück und streckte ihre Arme zu beiden Seiten, um einen Schranken zu erzeugen, als sie versuchten, an ihr vorbeizuschlüpfen um es mit eigenen Augen zu sehen.

„Nein“, sagte sie streng. „Im Augenblick will ich, dass er nicht gestört wird. Er schläft tief, und das könnte Teil der schnellen Heilung sein. Wenn ihr ihn aufweckt, bevor er von selbst aufwacht, könnte das was auch immer für eine Magie beeinflussen, die ihn geheilt hat.“

„Magie?“, fragte Jewel verwirrt. Sie begann langsam zu verstehen, woher die Redewendung 'man lernt nie aus' kam.

„Magie oder Wunder… für mich ist das alles dasselbe“, erklärte Frau Tully, während sie dem Neuzugang der Puma-Familie ein Lächeln schenkte.

„Schon gesund?“, fragte Steven ungläubig, dann hob er seinen Arm, der noch immer in einer Schlinge hing, ein wenig an und zeigte darauf. „Das hier schmerzt noch wie die Hölle, und ist bei weitem noch nicht verheilt.“

„Dies ist nicht der richtige Moment, um eifersüchtig auf das Glück deines Bruders zu werden.“ Frau Tully zeigte mit dem Finger auf Stevens Zimmer. „Vielleicht würde es dir schon besser gehen, wenn du auf deinen Arzt hören und im Bett bleiben würdest.“

Steven drehte den Kopf und sah hinunter auf Jewel. „Bett klingt fantastisch.“

Jewels Augen wurden groß und ihr Gesicht nahm zehn verschiedene Rottöne an, sodass Steven grinste.

Frau Tully schüttelte nur ihren Kopf über die frisch Vermählten, wusste, dass Liebe eines der besten Heilmittel war, die es gab. In wenigen Tagen würde es ihm wieder glänzend gehen… er würde erschöpft sein, aber gesund.

„Ich werde sicherstellen, dass er nicht gestört wird“, erklärte Quinn, während er sehnsüchtig in die Richtung seines eigenen Schlafzimmers schielte, wo er Kat schlafend zurückgelassen hatte.

„Du kannst auch gleich ins Bett gehen“, scheuchte ihn Frau Tully weg.

Hoffentlich würde es ein paar Stunden dauern, bevor einer der Brüder wieder zum Luftholen auftauchte. Insgeheim fragte sie sich, wer Micahs Schutzengel war, und woher sie einen bekommen konnte. Als der Flur wieder leer war, schenkte sie Micahs Tür noch einen kurzen Blick, ehe sie den Club wieder verließ.

*****

Alicia fühlte seine Hand auf ihrer Schulter, die ihre nackte Haut streichelte, und sie drehte sich zu ihm um, wodurch sie den hitzigen Blick in Damons violetten Augen sah, während sie sich an ihn schmiegte. Er war angezogen… ganz in schwarz. Sein Haar war durcheinander und hatte noch nie so sexy ausgesehen. Sie hob ihre Hand und fuhr mit ihren Fingern durch seine dunklen Locken. Seine Lippen folgten ihrer Bewegung, küssten die sensible Stelle an ihrem Handgelenk, dann schenkte er ihr mit einem teuflischen Grinsen einen kurzen Blick auf seine langen Eckzähne.

Sie atmete tief ein und rollte von ihm weg… nur um in Michaels Umarmung gefangen zu werden. Als sie ihre Lippen vor Überraschung öffnete, senkte Michael seinen Kopf zu einem fordernden Kuss, der ihr den letzten Atem raubte. Seine Finger waren mit ihren verschränkt, so wie er sie in die weiche Matratze drückte und über ihr schwebte, während er ihren Mund mit einem tiefen Kuss liebte.

Sie fühlte eine heiße Hand auf ihrem Oberschenkel… die langsam nach oben und unter ihr langes T-Shirt glitt. Sie wusste, dass es nicht Michael war, denn seine Hände waren in ihren. Als Michael sie aus dem Kuss entließ, um eine heiße Spur über ihren Hals zu ziehen, drehte sie ihr Gesicht zur Seite, und erkannte, dass Damon noch immer da war… sie aus diesen gespenstischen Augen beobachtete und sie so intim berührte, als wäre Michael völlig egal.

Als sich Damons Finger ihrem Zentrum näherten, steigerte sich auch Michaels Leidenschaft, sodass Alicia sich unter ihm wand, während sie sich gleichzeitig in Damons Richtung drückte… wollte, dass er sein Ziel erreichte. Gerade als Damons Finger federleicht über ihre Schamlippen streiften, atmete Michael seinen heißen Atem in ihr Ohr und Alicia fühlte das Gefühl einer schnellen Abwärtsspirale von klingelnden Krämpfen, als sie kam.

Ruckartig setzte sie sich in ihrem Bett auf und blinzelte. Zuerst sah sie die Silhouette einer Person, die durch ihre Balkontüren starrte, aber als sie wieder klar sehen konnte, war das Bild verschwunden. Sie saß einen Augenblick lang einfach nur da und versuchte, nach dem Traum wieder zu Atem zu kommen, während sie auf die Sonne sah, die nun schon recht hoch am Himmel stand.

Als sie die Arme um sich selbst schlang, erkannte Alicia, wie heiß ihre Haut war, und wie sich die Decke auf ihr anfühlte, wenn sie sich bewegte. Es war wie ein Streicheln auf ihrer übersensiblen Haut, und als die Bilder des Traums sie plötzlich wieder heimsuchten, kroch sie schnell unter der Decke hervor und stellte sich neben das Bett.

Sie schaute auf die unschuldige Decke hinunter, als hätte diese ihren Verstand verloren, dann versuchte sie, ihren eigenen wiederzufinden.

Vielleicht wurde sie gar nicht läufig, vielleicht hatte sie nur ein wenig Fieber bekommen, durch die Verletzungen, die sie erhalten hatte, als sie kürzlich hinterm Moon Dance angegriffen worden war, und das hatte den erotischen Traum hervorgerufen. Sie blies einige Haarsträhnen aus ihren Augen und wünschte sich, dass es einfacher wäre, sich selbst anzulügen. In jedem Fall machte es im Moment nichts aus, denn sie hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern.

Sie schielte noch einmal zurück zu der Glastür und fragte sich, wie sie so lange schlafen hatte können, wenn sie doch Micah noch gar nicht gesehen hatte. Schnell holte sie einige Kleidungsstücke aus ihrem Koffer, schlüpfte aus ihrem Zimmer, während sie betete, dass sie niemandem über den Weg laufen würde, und lief zu dem großen Badezimmer, das sie letzte Nacht entdeckt hatte.

*****

Micah öffnete langsam seine Augen, fühlte sich, als hätte er jahrelang geschlafen. Sein erster Instinkt war, sich nicht zu bewegen, denn er wusste, dass es Schmerzen verursachen würde, aber die Erinnerungen an letzte Nacht waren zu beängstigend und ehe er sich davon abhalten konnte, setzte er sich auf. Er sah sich im Zimmer um und hielt inne, als er auf sein eigenes Spiegelbild starrte. Die Verbände waren weg… ebenso wie der Schmerz.

Nachdem er vorsichtig aus dem Bett gestiegen war, ging Micah zum Spiegel und rieb seine Augen, fragte sich, ob er Wahnvorstellungen hatte. Als er seine Hand senkte, um sie auf die Kommode zu stützen, stieß er an einen Fotorahmen, sodass dieser hinunterfiel. Mit seinen schnellen Reflexen fing er ihn auf, bevor er den Boden erreichen konnte, und hob das Bild vor sein Gesicht.

Er starrte auf das Mädchen, das ihn aus leuchtend blauen Augen ansah. Sie lächelte nicht, aber das machte ihre Schönheit nicht weniger auffällig. Ihr langes, blondes Haar hing in leichten Wellen um ihren melancholischen Gesichtsausdruck.

Er konnte andere in den anderen Zimmern hören, aber ihm fiel nur eine Person ein, die er wirklich dringend sehen wollte… Alicia. Und sie war bei Michael. Er wusste nicht, woher er das wusste, aber er wusste es. Michael war auch der Grund, weshalb sich niemand daran erinnert hatte, dass sie letzte Nacht in der Villa gewesen war.

Micah stellte das Foto sorgfältig wieder zurück auf die Kommode und zog sich leise an, dann öffnete er das Fenster. Als er auf dem harten Asphalt unter seinem Fenster landete, fühlte er, wie seine Muskeln den Stoß geschmeidig abfederten und hielt inne, als er sich fragte, wie es sein konnte, dass er sich jetzt besser fühlte, als bevor er in Anthonys kleine Folterkammer geworfen worden war. Er nahm an, dass er es bald herausfinden würde, und machte sich schnell auf den Weg zu Michaels Haus, um sicherzugehen, dass es Alicia gut ging.

*****

Michael öffnete seine Augen, sah nichts als blauen Himmel und blinzelte. Er war wieder am Dach der Kirche eingeschlafen. Als er sich aufsetzte, erkannte er gerade noch Micah, der sich der Haustüre näherte. Der Gang des Pumas zeigte eine heimliche Eleganz, von der die meisten Wertiere nur träumen konnten. Er schloss seine Augen und dankte jeglichem Gott, der gerade zuhören wollte, dann zuckte er zusammen, als eine Stimme direkt hinter ihm ertönte.

„Die Vorstellung findet dort drüben statt… wieso sind wir hier?“, fragte Kane grinsend.

*****

Damon schlüpfte in ein schwarzes Hemd, machte sich nicht die Mühe, es zuzuknöpfen. Er fuhr sich schnell mit den Fingern durch sein Haar, öffnete die Tür seines Schlafzimmers und lehnte sich in den Türrahmen, von wo aus er den Flur überblicken konnte. Er konnte jedes Geräusch hören, dass sie in der Dusche machte, aber das faszinierte ihn bei weitem nicht so, wie die Laute, die sie vor kurzem in ihrem Schlaf von sich gegeben hatte. Er fragte sich, ob sie je bedacht hatte, dass ihre Betten nur durch eine dünne Schicht Lehmziegel getrennt waren.

Er knurrte über die Unterbrechung seiner Gedanken, als er unten ein Klopfen hörte. Schnell machte er sich auf den Weg nach unten, entschlossen, den uneingeladenen Gast so schnell wie möglich loszuwerden. Es wäre nicht das erste Mal, dass er jemanden so sehr erschreckte, dass er nicht bleiben wollte.

Nachdem er die Tür aufgerissen hatte, hob Damon eine Augenbraue, als er den Fremden fragte: „Was?“

„Du bist nicht Michael.“ Micah runzelte die Stirn, als er den Mann erkannte, der letzte Nacht bei seiner Schwester gewesen war. Er hatte gedacht, dass Michael alleine wohnte. Den Mann dort halb angezogen zu sehen, wie er die Tür mit seinem Körper versperrte, erzeugte in Micah das dringende Bedürfnis sicherzugehen, dass er nicht gerade aus demselben Bett gekrochen war, in dem auch seine Schwester schlief.

„Okay, du auch nicht“, sagte Damon kalt.

Micah fühlte, wie seine tierische Seite an die Oberfläche drängte. „Wo ist Alicia?“

So wie er Alicias Namen aussprach dämmerte es Damon plötzlich, wer auf seiner Türschwelle stand. Letzte Nacht war das Gesicht des Pumas geschwollen, blau und blutig gewesen… hatte dem Rivalen, dem er nun die Tür vor der Nase zuschlagen würde, in keiner Weise geähnelt.

Damon musterte Micah mit kritischem Blick von Kopf bis Fuß und entschied, dass er sich darüber gerade nicht den Kopf zerbrechen wollte. „Sie ist verhindert. Komm morgen wieder.“ Er schloss die Tür, aber der größere Mann war schneller, als er erwartet hatte, und war im Zimmer, bevor sie ins Schloss fiel.

„Ich kann sie riechen“, knurrte Micah, wurde langsam wütend. „Alicia!“, rief er, dieser Mann wurde ihm mit jedem Augenblick unsympathischer. Er wusste, dass der Typ Teil der Rettungsmission letzte Nacht gewesen war, aber das würde ihm nicht viel helfen, wenn er ihm nicht sagte, wo Alicia war.

Micah machte sich auf den Weg die Treppe hoch, aber plötzlich stand Damon ein paar Stufen über ihm und starrte auf ihn hinunter. Ihre Blicke trafen sich und Micah fühlte eine Sekunde lang eine unsympathische Angst… zumindest bis er das Mädchen, das nur mit Handtuch bekleidet war, über die Treppe hinunter zu ihm laufen sah.

Alicia hatte Micah ihren Namen rufen gehört und nachdem sie so aufgeregt war, hatte sie sich nicht die Zeit genommen, sich anzuziehen, hatte sich einfach das erstbeste Handtuch geschnappt und war in Richtung der Stimme geeilt. Als sie um die Kurve bog, begannen ihre Augen zu leuchten, als sie ihn dort stehen sah, und er so aussah, wie er es immer getan hatte… fantastisch.

„Micah“, flüsterte sie, und wollte fast in Tränen ausbrechen. Erst waren ihre Schritte noch langsam, aber je näher sie kam, umso schneller rannte sie, bevor sie sich letztendlich vertrauensvoll in seine Arme warf, sodass sie beide beinahe rückwärts über die Treppen hinunterstürzten.

Damon drehte sich in dem Moment um, wo er sah, wie Micahs Blick sich freudig auf etwas hinter ihm richtete. Er war sprachlos, als er sie dort stehen sah, wie sie das Handtuch um sich gewickelt hielt… ihr Haar tropfnass, sodass einige Tropfen auf den Holzboden fielen. Er verschränkte seine Arme über seiner Brust und lehnte sich an die Wand, während sein Blick ihr an ihm vorbei und zu dem Mann, den sie liebte, folgte.

Damon senkte seinen Kopf, ließ seine Haare in sein Gesicht fallen, sodass seine Augen verborgen wurden. Sein Blick wurde gefährlich, als sie ihre Arme um Micah schlang, sodass der Ausdruck 'sich jemanden an den Hals werfen' plötzlich sehr viel Sinn ergab. Die Götter mussten noch ein wenig Mitleid mit ihm gehabt haben, dass sie nicht auch noch ihre Beine um die Hüfte des Mannes schlang… obwohl das Bild von dem Handtuch, wie es hochrutschte, unbezahlbar gewesen wäre.

Micah legte seine Arme um Alicia und hob sie hoch in eine enge Umarmung. Er schloss seine Augen und hielt sie einen Moment lang einfach nur fest. Das Erste, was er bemerkte, war, dass ihre Haut heißer war als seine. Er drückte sein Gesicht in ihre Halsbeuge und fragte sich, ob sie Fieber hatte.

Das war nur noch etwas, wofür er Quinn die Schuld geben wollte. Er war kaum zwei Wochen weggewesen, und sie hatten zugelassen, dass sie krank wurde. Micah runzelte die Stirn, denn er konnte sich nicht daran erinnern, dass Alicia schon jemals krank gewesen war.

„Hast du Fieber?“, fragte er, während er sie wieder auf ihre Füße stellte. Er lächelte, als er sah, dass sie noch immer kleiner war als er, obwohl sie eine Stufe höher stand, aber dann richtete sich sein Blick auf die noch immer nicht verheilte Bissstelle an ihrem Hals. Er schob ihr Haar ein wenig zur Seite, um besser sehen zu können, aber ehe er etwas darüber sagen konnte, brachte sie ihn zum Schweigen.

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