Kitabı oku: «Mattes Blut», sayfa 3

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Kapitel 3

Alicia hatte sich gerade eine Tasse Kaffee gemacht, als ihr Handy zu läuten begann. Sie eilte zu ihrer Handtasche und nahm das Gerät mit einem schnellen Blick auf das Display. Mit einem breiten Lächeln hielt sie es an ihr Ohr.

„He Micah, was gibt’s?“

„Hast du ein wenig Zeit für deinen großen Bruder?“, fragte Micah, während er den anderen beiden Männern den Rücken zukehrte, damit sie sein erleichtertes Gesicht nicht sehen konnten. Er hatte schon halb erwartet, dass Damon seinen Anruf beantworten würde.

Alicia zuckte ihre Schultern. „Ich schätze schon. Damon ist mit Michael und Kane unterwegs. Er wird wohl nicht so schnell zurückkommen.“

„Gut, weil du musst mir einen richtig großen Gefallen tun. Wir haben hier eine Werwölfin in einer Zelle, die wir aus einer Lagerhalle der Sklavenhändler befreit haben. Sie hat sich noch nicht verwandelt, aber wenn sie wieder ihre menschliche Gestalt annimmt… wird sie Kleider brauchen. Meinst du, du kannst etwas für sie auf die Polizeistation bringen?“

Alicia betrachtete ihren riesigen Kleiderschrank ehe sie nickte. „Ja, ich schätze, ich kann etwas ausgraben. Wann soll ich kommen?“

“So bald wie möglich”, antwortete Micah. „Wir wissen nicht, wann sie von ihrer Beruhigungsspritze wieder aufwacht.“

„Bin schon unterwegs“, sagte Alicia. „Brauchst du sonst noch was?“

„Gut, dass du fragst“, sagte Micah, sodass Alicia das Lächeln in seiner Stimme hören konnte. „Du musst für mich einen anderen Wolf deiner Gedankenkontrolle unterwerfen, und ihm ein paar Fragen stellen. Meinst du, du schaffst das?“

„Ja“, antwortete Alicia ein wenig zu schnell. „Ich ziehe mich nur schnell an und suche ein paar Sachen für die arme Frau zusammen, dann komme ich.“

Sie legte das Telefon weg und ein breites Grinsen erhellte ihr Gesicht, als sie sich eilig anzog. Es war schön, etwas zu tun zu haben, während Damon weg war. Zumindest fühlte sie sich so nützlich und wenn alles gut ging, konnte sie Damon beweisen, dass sie auch alleine Dinge auf die Reihe bekam.

Schnell schlüpfte sie in ihre Lieblingsjeans und eines von Damons schwarzen Hemden, holte eine kleine Reisetasche und nahm zwei Garnituren Kleidung aus dem Schrank. Eine für den Fall, dass sie weiche Sachen mit Spitzen mochte, und eine, die ihr das Gefühl geben würde, stark zu sein und alles unter Kontrolle zu haben. Wieso sollte sich die Frau nicht entscheiden dürfen zwischen hübsch und cool. Außerdem hatte Damon ihren Schrank zur Hälfte mit Bad Girl-Klamotten gefüllt, damit sie zu seinem Bad Boy-Image passte.

Nachdem sie die Kleider eingepackt hatte, durchstöberte sie die neue Unterwäsche, die sie bekommen hatte, um nach etwas zu suchen, das sie noch nicht getragen hatte, und steckte auch diese Teile in die Tasche. Sie nahm an, dass die Frau auch kleine Dinge wie saubere Unterwäsche, eine Zahnbürste und vielleicht ein wenig Makeup wertschätzen würde, nachdem sie gefangen gehalten worden war.

Schließlich sah sie sich noch einmal im Zimmer um, um sicherzugehen, dass sie nichts vergessen hatte. Als ihr Blick auf ihre Kommode fiel, nahm sie auch noch einen Kamm, eine Bürste und ein paar Haarspangen, sodass die Frau ihre Haare hochstecken konnte, wenn sie wollte.

Alicia lächelte, als sie die Tasche über ihre Schulter hängte und zur Tür ging. Sie freute sich darauf, Micah wiederzusehen, obwohl erst wenige Tage vergangen waren. Sie vermisste ihn.

Die Tatsache, dass er ausgerechnet sie anrief, wenn er Hilfe brauchte, war für sie sehr aufregend. Endlich durfte sie jemanden mit gutem Grund ihrer Gedankenkontrolle unterwerfen und die Tatsache, dass er ein Werwolf war, machte die Herausforderung nur noch größer.

Menschen konnte man viel leichter kontrollieren, weil sie sich eigentlich nicht wehren konnte, es sei denn, sie hatten besondere Gaben oder Zauber, die sie schützten, wie ihre Halskette. Damon hatte ihr gesagt, dass Formwandler schwieriger zu kontrollieren waren, weil alle ihrer fünf Sinne besser waren. Leider hatte sie bisher noch kaum eine Gelegenheit gehabt, auch nur an Menschen zu üben, nachdem Damon sie kaum aus dem Schlafzimmer ließ.

Alicia hob ihre Schultern. Dies war eine einzigartige Chance für sie, ein echtes Training ohne sexuelle Ablenkungen zu bekommen. Gerade als sie aus ihrem Schlafzimmer kam, stürmte Kane zur Eingangstür herein und murmelte vor sich hin.

„Ist etwas geschehen?“, fragte Alicia.

Kane schien sie nicht zu hören und murmelte weiter etwas von einer Frau namens Olivia. Plötzlich erstarrte er und fluchte laut.

„Verdammt“, rief Kane. „Nicht Olivia… Viktoria.“

Michael und Damon kamen in diesem Moment herein, beide kicherten über Kanes Verhalten.

Alicia stöhnte fast über Damons Timing. Obwohl sie froh war, dass er gesund und munter zurück war, hatte sie gehofft, Zeit zu haben, zur Polizeistation zu fahren und zurückzukommen, ohne dass er es bemerkte.

„Also du bist der Mann, der sich an die Namen von jeder Frau erinnert, mit der er je zusammen war“, stichelte Damon.

„Ich erinnere mich daran“, knurrte Kane.

„Wer ist dann Olivia?“, fragte Michael.

„Fahr zur Hölle!“, murmelte Kane, ehe er auf sein Schlafzimmer zu steuerte.

„Ich schätze, damit ist diese Frage beantwortet“, bemerkte Michael und ging zur Treppe, aber hielt dann an, als er Alicia neben ihrem Schlafzimmer stehen sah, wobei sie aussah, als hätte man sie gerade mit der Hand in der Keksdose ertappt.

Kane schloss die Schlafzimmertür hinter sich und schaute Tabatha an, die vor ihm stand, die Arme vor ihrer Brust verschränkt.

„Also wer sind Olivia und Victoria?“, fragte sie.

„Damons und Michaels Ex-Freundinnen“, antwortete Kane ohne jegliches Zögern und verschloss ihre Lippen mit den seinen.

Im Hauptraum wurde Damons Blick sofort von Alicia auf sich gezogen und er lächelte fast, als er sah, dass sie eines von seinen Hemden trug. Doch als er sah, wie sie auf ihre Unterlippe biss, runzelte er die Stirn und er betrachtete sie genauer. Seine Augen wurden gefährlich schmal, als er die Reisetasche sah, von der sie nicht einmal den Reißverschluss geschlossen hatte, und die über ihrer Schulter hing.

Alicia blinzelte, als Damon plötzlich wenige Zentimeter vor ihr stand und ihr den Weg verstellte, indem er je eine Hand gegen die beiden Seiten des Türrahmens stemmte… wodurch sie in dem Holzrahmen eingeschlossen war. Er beugte sich nach vor und betrachtete sie genau, ohne ein Wort zu sagen, aber seine Augen sprachen Bände.

Sie fühlte, wie sie ein wenig nervös wurde, und versuchte, das zu verbergen, indem sie lächelnd sagte: „Schön, dass du wieder zurück bist.“

„Findest du das?“, fragte Damon, der es nicht schaffte, seine dunkle Seite davon abzuhalten, sich in ihm zu regen. „Wenn ich ein paar Minuten später gekommen wäre… wärst du noch immer hier, um auf mich zu warten?“

Alicia konnte ihren Instinkt nicht unterdrücken und hob ihre Hand, um die Halskette zu berühren, die nicht mehr um ihren Hals hing. Plötzlich erinnerte sie sich daran, dass sie sie Nick gegeben hatte, und zog innerlich den Kopf ein, als sie bemerkte, wie Damons Blick ihrer nervösen Bewegung folgte und dann schnell wieder hochschoss, um sie mit dunkelvioletten Augen aufzuspießen.

In diesem Moment wusste Alicia, dass er durchdrehen würde, wenn sie log, und das bedeutete viele Gefahren… unter anderem, dass er ihr den Hintern versohlen würde. Obwohl sie fühlte, wie ihre Wangen bei dem Gedanken heiß wurden, hob sie ihr Kinn trotzig an und erzählte ihm ruhig die Wahrheit.

„Nein.“

Sie seufzte, als Damon die Tür öffnete und sie rückwärts ins Zimmer drängte. Dann zuckte sie zusammen, als die Tür hinter ihm ins Schloss krachte. Der Bruchteil einer Sekunde, in dem sie Michaels Gesicht sehen konnte, ehe die Tür dazwischenkam, genügte, um ihr Sorgen zu bereiten.

„Wohin wolltest du?“, fragte Damon, wobei er darauf achtete, dass die Frage in der Vergangenheit gestellt war.

„Ich wollte nur gehen, um mich mit Micah zutreffen“, sagte Alicia in dem Versuch, das Missverständnis aufzuklären, ehe sie mit dem Gesicht zum Boden quer über seinem Schoß landen würde.

„Wolltest du die Nacht mit ihm verbringen?“, fragte Damon leise.

Ein verwirrter Blick strich über Alicias Gesicht, ehe sie ihren Blick auf die offene Reisetasche richtete. Sie sah die hübsche, schwarze Unterwäsche und eine Bürste herausschauen und seufzte. Okay… sie konnte sogar verstehen, wie Damon auf seine Gedanken kam, aber das würde sie nicht davon abhalten, ihm gehörig die Meinung zu sagen, darüber, dass er so perverse Gedanken hatte.

„Er braucht mich“, knurrte Alicia, aber er unterbrach sie sofort.

„Das kann ich mir vorstellen.“ Damon kam schnell einen Schritt näher und schaute auf sie hinunter. Was Micah wirklich brauchte, war ein Priester, der seine Grabrede halten konnte.

„Weißt du was?“, fragte Alicia langsam und hob ihren Blick, um seinen festzuhalten. „Du bist… ein Idiot.“

„Wenn ich ein Idiot bin, weil ich dich davon abhalte, mich zu verlassen… dann bitte, gerne“, entgegnete Damon.

„Nein, du bist ein Idiot, weil du denkst, dass ich vorhatte, dich zu verlassen“, fauchte Alicia, die fühlte, wie ihre eigene Wut wuchs, weil er immer noch so voreilige Schlüsse zog. „Die Kleider… sind nicht… für mich… Damon“, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen.

„Oh ja, lass uns sehen, wie sie Micah stehen“, drohte Damon, der sich schon bildlich vorstellte, wie er Micah mit Alicias Spitzenunterhose erwürgte.

Alicia wollte verärgert knurren, aber unterließ es, weil Glas im Zimmer war. Genau genommen war sie stolz auf Damon, dass er noch nicht alles zerbrochen hatte. Sie zuckte, als der Spiegel ihrer Kommode einen Sprung bekam… Murphys Gesetz in Aktion.

„Verdammt, Damon, hör auf so dumm zu sein!“, zischte Alicia und kam noch näher auf ihn zu, packte seinen Hemdkragen und zog sein Gesicht zu sich herunter. Sie hatte vom besten Lehrer der Welt gelernt, wie man andere einschüchterte… von ihm. „Micah und sein Team bei der Polizei haben heute Nacht eine Werwölfin von den Sklavenhändlern befreit. Ich wollte ihr die Kleider bringen, damit sie etwas zum Anziehen hat, wenn sie sich wieder verwandelt. Ich wollte gerade zur Polizeistation fahren, weil ich ein großes Mädchen bin, Damon, und alleine klarkomme.“

„Oh, meinst du das?“, fragte Damon scharf, denn er wusste, dass sie die Tatsache, dass die Stadt vor Dämonen wimmelte, vergessen hatte.

„Ich weiß es. Du hast gerade deinem Bruder geholfen… jetzt gehe ich, um meinem zu helfen. Und seit wann darf ich meiner Familie nicht mehr helfen, wenn sie mich um einen Gefallen bitten?“ Alicia hob eine Augenbraue, als wartete sie nur darauf, dass er nein sagte.

„Dann ist es dir auch recht, wenn ich mitkomme… nicht wahr?“, knurrte Damon, dem das Bild von ihr, wie sie eine kleine Tasche hielt, wie eine kleine Ausreißerin, nicht gefiel.

Alicia grinste. „Gut, und wenn ich dir beweise, dass deine Annahme falsch ist… wirst du mich dich ans Bett fesseln lassen.“

„Wir verhandeln hier nicht“, erklärte Damon und verschränkte seine Arme.

„Nein, du hast recht… es ist eine Wette“, entgegnete Alicia mit einem arroganten Ausdruck auf ihrem Gesicht betont. „Und wenn du mir durch diese Tür folgst… gehst du sie mit mir ein.“ Damit hob sie ihr Kinn noch ein wenig höher und trat an Damon vorbei zur Tür hinaus.

Damons Lippen wurden schmal und sein Blick streifte den Spiegel, als noch weitere Sprünge darin entstanden. Er beruhigte seine Wut, froh, dass er missverstanden hatte, was sie vorgehabt hatte. Außerdem musste er zugeben, dass es eine ziemlich interessante Idee war, Alicia ihn an das Bett fesseln zu lassen.

Michael hielt es innerhalb der vier Wände nicht mehr aus und ging hinauf aufs Dach, als Alicia und Damon wieder in ihrem Schlafzimmer verschwanden. Er grinste über die Tür, die sich nicht mehr wirklich schließen ließ, und wusste, dass sie das bald reparieren würden müssen. Der frühe Abend versprach kühl zu werden und er schloss seine Augen zufrieden, als die angenehme Brise sein Gesicht streichelte.

Das Geräusch der Eingangstür machte ihn neugierig und er ging zur Dachkante, um hinunterzusehen. Er beobachtete, wie Damon und Alicia aus dem Gebäude kamen, wobei Alicia sehr selbstbewusst aussah. Er fühlte, wie sich seine Mundwinkel anheben wollten, als Damon sich beeilen musste, um ihre Hand halten zu können.

Er hatte anfangs nicht so darüber gedacht, aber nun musste er zugeben… Alicia war die perfekte Partnerin für seinen Bruder. Sie wusste, wie sie mit seinem Temperament umgehen musste, und trotzdem bekommen konnte, was sie wollte.

Er hob eine Augenbraue, als Damon sie zu ihm umdrehte, um sie zu küssen. Das Pärchen nahm sich einen Augenblick, um sich wieder zu versöhnen, ehe Damon zu ihm hoch schielte und selbst eine Augenbraue hob. Michael legte seinen Kopf zur Seite und zuckte die Schultern, wobei er der Versuchung widerstand, etwas zu rufen. Als würde er spüren, was durch Michaels Kopf ging, zog Damon Alicia ein wenig fester an sich und schlang die Schatten um sie.

Michael schüttelte seinen Kopf und grinste, als er sich umdrehte, um wieder zurück nach drinnen zu gehen. Er blieb mitten im Schritt stehen, als er fühlte, wie Tabathas und Kanes Leidenschaft im Inneren des Gebäudes gipfelte.

„So viel dazu“, murmelte er und wandte seine Aufmerksamkeit den hohen Gebäuden in der Umgebung des renovierten Clubs zu.

Er lockerte seine Schultern und seinen Nacken, als er plötzlich die aufgestaute Energie in sich fühlte, die freigelassen werden wollte. Seine Gedanken richteten sich auf Aurora und die eilige Leidenschaft, die sie beide geteilt hatten, als sie einander getroffen hatten. Sie war wie eine Naturgewalt, die sein bestes Stück schon mit einem kurzen Blick steif werden ließ. Er schloss seine Augen und stellte sich vor, wie er seine Zähne in ihre Haut bohrte, als sie gemeinsam ihren Höhepunkt erreichten… er ihr seinen Samen gab, während er ihr Blut trank.

Der süße Geschmack klebte noch an seinen Lippen und er fuhr mit der Zunge darüber, als die Sehnsucht nach einem neuerlichen Schluck davon ihn langsam übermannte. Er wollte… nein er musste wieder tief in ihr sein und ihr Blut schmecken.

Michaels Augen öffneten sich ruckartig, er erkannte Sucht, wenn er sie sah. Kopfschüttelnd beschloss er, dass er einfach nur die überschüssige Energie, die durch ihn strömte, seit er Auroras Blut getrunken hatte, abreagieren musste. Würde der Rauschzustand jemals völlig verschwinden, oder war er dazu verdammt, sich für immer nach diesem ersten Schluck ihres Blutes zu sehnen?

Er trat vom Rand des Dachs und streifte durch die Stadt auf der Suche nach etwas… irgendetwas, das ihn auf andere Gedanken bringen konnte. Er hatte Aurora die Freiheit von Samuel schenken wollen, und er würde nicht Samuels Position als ihr Herr einnehmen.

Er erinnerte sich daran, wie sie die Hände desjenigen gehalten hatte, den sie ihren Bruder nannte… den schönen Skye. Es war eine sanfte Berührung gewesen… weich und kindlich, nicht die Leidenschaft, die sie ihm gezeigt hatte. Er würde ihr die Liebe ihres Bruders zugestehen und würde sich selbst beschäftigen, während er darauf wartete, dass sie zu ihm zurückkam.

Als er durch die Straßen lief, fühlte Michael immer mehr Dämonen… diejenigen, die spät am Abend aus ihren Verstecken kamen und den armen Seelen auflauerten, die sich im Dunklen noch nach draußen wagten. Der Drang zu kämpfen übermannte ihn und er lächelte, wusste, dass er seine überschüssigen Energien dafür verwenden konnte, ein paar Dämonen aus dieser Welt zu entfernen. Er hatte seine Ablenkung gefunden.

Seine Sinne leiteten ihn zu den Slums und sein scharfer Blick sprang von Person zu Person auf der Suche nach dem perfekten Opfer, ähnlich wie die seelenlosen Vampire ihre menschlichen Opfer auswählten… nur sein Ziel lebte mehr auf der dunklen Seite. Er kam an einigen niedrigen Dämonen vorbei, die an einer Straßenecke in einer kleinen Gruppe standen. Nach außen hin erschienen sie wie eine normale Bande Jugendlicher und Michael betrachtete sie genauer, als er an ihnen vorüber spazierte.

Vor seiner Ankunft waren sie laut und ungestüm gewesen, aber als er sich näherte, wurden sie still. Einer seiner Mundwinkel hob sich zu etwas wie einem gemeinen Grinsen, als würde er ihnen still mitteilen, dass er genau wusste, was sie waren. Er machte sich nicht die Mühe, sich noch einmal umzudrehen, als er das Geräusch von Schritten hörte, die sich hinter ihm schnell entfernten. Vielleicht waren die niedrigen Dämonen klüger als er meinte.

An der nächsten Kreuzung sah Michael sich zwischen den Gebäuden und den schmutzigen Straßen um, immer noch auf der Suche. Er wollte gerade weitergehen, als er Macht fühlte… reine, süße, gefährliche Macht. Seine Augen wurden schmal, als er sie sogar riechen konnte und ein Schwindelgefühl stieg in seinen Kopf. Es war keine große Macht, aber sie war stark genug, um in ihm den Drang zu erzeugen, sie zu vernichten.

Das Geräusch eines läutenden Glöckchens ließ ihn den Kopf drehen und seine violetten Augen erblickten eine Frau, die aus einem heruntergekommenen Getränkeladen auf der anderen Straßenseite trat. Sie trug ein Top aus Leder und einen kurzen, durchsichtigen Minirock und Netzstrümpfe, sowie schwarze Stöckelschuhe. Ihr Haar leuchtete in allen Farben von neongrün über pink bis schwarz und blond.

Sie zog eine kleine Flasche Alkohol aus der Tasche in ihrer Hand und öffnete sie. Sie kippte sie in ihren Mund und trank auf einen Zug die Hälfte leer, dann wischte sie mit ihrem Handrücken über ihren Mund. Obwohl sie nach außen hin völlig menschlich wirkte, konnte er das wahre Gesicht des Dämons darunter sehen.

Michael entspannte sich körperlich und mental. Die meisten Dämonen, denen er in der Vergangenheit begegnet war, hatten keine Ahnung, was er wirklich war… sie meinten allerhöchstens, dass er ein Vampir war. Als er fühlte, wie die trügerische Ruhe über ihn schwappte, trat er vom Gehsteig auf die Straße.

Die Dämonin drehte ihren Kopf um ihn anzusehen und lächelte mithilfe des Körpers, den sie gestohlen hatte, um ihr Opfer anzulocken. Michael wusste, dass Dämonen sich auch schon früher von Vampiren ernährt hatten… selbst Misery hatte sie auf diese Art benutzt.

„Schönen Abend, Hübscher“, sagte die Dämonin und klimperte mit ihren langen Wimpern.

Michael kam auf sie zu und streifte mit seiner linken Schulter an ihrer, als er sie umkreiste, während er den Körperkontakt beibehielt.

„Ja, das ist es“, flüsterte Michael, spielte das Spiel mit. „Und wer bist du?“

„Was auch immer du willst, kann ich sein“, flüsterte sie zurück.

„Ich möchte, dass du du bist“, sagte Michael in ihr Ohr, als er wieder vor ihr stehenblieb. Er öffnete mit einem langsamen Lächeln seinen Mund leicht, sodass sie seine Fangzähne sehen konnte, die immer dazu führten, dass er und seine Brüder fälschlicher Weise für Vampire gehalten wurden.

Die Dämonin legte ihren Kopf zur Seite und erwiderte sein Lächeln. „Ich sehe.“

Michael nickte und schloss seinen Mund wieder. „Natürlich.“

„Du kannst mich Morgana nennen.“ Sie schlang ihre Hände um einen seiner Arme und zog ihn mit sich in die Richtung eines alten, einstöckigen Hauses am Ende der Straße.

Sie betraten das Gebäude und Morgana schloss die Tür hinter ihnen. Michael sah sich um und ließ die große Anzahl Leichen, die herumlagen, auf sich wirken. Der Ort stank nach altem Blut und Verwesung… er passte zu der fleischfressenden Dämonin, die seinen Ellbogen umklammerte.

„Gefällt dir mein Haus?“, flüsterte Morgana, dann kicherte sie, als sie sich umdrehte, um ihr Handwerk zu bewundern.

Michael zuckte die Schultern. „Es wird besser aussehen, wenn deine Leiche zwischen den anderen liegt.“

Er duckte sich gerade rechtzeitig, um Morganas plötzlich langen Klauen auszuweichen, die versuchten, seinen Kopf vom Rest seines Körpers zu trennen. Indem er seinen Oberkörper geschickt wendete, rammte Michael seinen Ellbogen in ihren Magen, sodass sie zusammensackte. Seine Faust kam hoch und traf sie genau in die Nase, so fest, dass sie rückwärts durch die Luft flog.

Morgana landete hart am Boden und starrte den Vampir wütend an, ihr Gesicht verzog sich dabei zu einer grotesken Maske als ihr wahres Ich zum Vorschein kam. Ihre nussbraunen Augen wurden lang und blutrot, während ihre Augenbrauen schräg wurden und ihr einst hübscher Mund sich zu einem schrecklichen Lächeln voller schief stehender, kaputter Zähne ausdehnte. Ihre lange Zunge schoss hervor und leckte das Blut weg, das von ihrer flachen Nase tropfte.

Michael verzog das Gesicht… sie war wirklich ekelerregend. Er würde der Stadt eindeutig einen Gefallen tun, wenn er diese hier aus dem Verkehr zog. Solch eine Hässlichkeit ruinierte die Landschaft.

Indem sie rückwärts auf die Wand kletterte, nutzte sie sie als Sprungbrett, um sich wieder auf ihn zu werfen, ihre ausgefahrenen Klauen voraus. Diesmal erwischte sie die Vorderseite seines Hemds und hinterließ ein paar Kratzer… nicht gefährlich aber so, dass er blutete. Er ballte seine rechte Faust und traf die Dämonin ins Gesicht, sodass ihr Kopf sich unnatürlich weit herumdrehte. Nach einem schnellen Tritt in ihr Knie hörte er Knochen brechen. Er fühlte kein Mitleid, denn die Dämonin behauste ohnehin eine Leiche.

Als sie zum zweiten Mal zu Boden sank, näherte Michael sich langsam und packte Morgana am Haar. Er hob sie vom Boden hoch und hielt eine halbe Sekunde lang inne und schloss seine Augen, als der Geruch des Dämonenblutes endlich seine Sinne durchdrang.

„Dämonen sind nichts als monströse Hybriden, die von den Gefallenen Engeln, die eure Eltern waren, ausgestoßen wurden“, zischte Michael, dem plötzlich sehr klar wurde, was ein Dämon wirklich war. Er hatte die schwachen Spuren von Blut von Gefallenen Engeln in Dämonen nie zuvor bemerkt… aber jetzt wusste er, wie sie schmeckten.

Die Gefallenen Engel und die Sonnengötter waren sich in dieser Sache sehr ähnlich… sie konnten Monster erzeugen, wenn sie es wollten. Der einzige Unterschied war die Art, wie sie sie schufen.

Morgana griff nach dem Arm, der ihr Haar hielt und senkte ihre Klauen in das Fleisch, das sie erreichen konnte. Sie schrie auf, als sie plötzlich über dem Boden schwebte und hinunter in wütende, violette Augen blickte. Die billigen Stöckelschuhe fielen zu Boden und sie schloss ihre andere Hand um seinen Nacken, um zu versuchen, sein Rückgrat zu brechen, und sich zu befreien.

Sie konnte nicht verhindern, dass ihr Körper erschlaffte, als dieser violette Blick sie durchdrang… sodass sie nur noch von ihrem Haar hing.

„Lass mich gehen“, flüsterte Morgana, die es nun mit der Angst zu tun bekam. Sie war stark, eine der stärksten in diesem Teil der Slums, aber dieser Vampir, von dem sie gemeint hatte, dass sie ihn leicht erledigen konnte, war viel stärker als alles, was ihr je begegnet war.

„Dich gehen lassen?“, fragte Michael, als könnte er das Konzept nicht verstehen. „Du hast all diese Menschen und Dämonen getötet und dich von ihnen ernährt, so wie es aussieht, und nun willst du, dass ich dich gehen lasse?“

„Ich kann dir all das Menschenblut besorgen, das du willst“, winselte Morgana. „Ich werde deine Dienerin sein… ich werde sie anlocken und zu dir bringen.“

„Ich brauche keine Hilfe dabei, mein nächstes Mahl zu fangen“, sagte Michael grob. Seine Stimme wurde plötzlich weich: „Aber, meine Liebe… ich traue mich zu wetten, dass Dämonen besser schmecken als Menschen.“

Morgana schrie auf, als plötzlich ein schrecklicher Schmerz durch ihre Schulter schoss und sie fühlte, wie der Vampir das Leben aus ihr saugte, sodass sie ein unmenschliches Heulen hören ließ. Sie wehrte sich wieder und schlug mit ihren Klauen nach ihm, aber die wahre Dunkelheit näherte sich von den Rändern ihres Blickfeldes.

„Wer bist du?“, flüsterte sie mit ihrem letzten Atemzug.

Michael saugte die letzten Tropfen von Morganas Lebensenergie aus ihr, ehe er sie fallen ließt. Er grinste, als ihre Leiche mit einem dumpfen Geräusch am Boden auftraf. Wer hätte gedacht, dass er einen Dämon töten konnte, indem er ihn trank… er wollte wetten, dass selbst die Dämonen diesen kleinen Trick nicht kannten, nachdem die seelenlosen Vampire nur menschliches Blut wollten.

Mit Abscheu schaute er hinunter auf den verschrumpelten Dämon: „Du kannst mich Michael nennen.“

Er landete leichtfüßig am Boden und ging zum Eingang. Mit dem Ärmel wischte er das restliche Blut von seinen Lippen, dann öffnete er die Tür, trat auf den Gehsteig hinaus und rückte seine Jacke zurecht, damit die Risse in seinem Hemd verdeckt wurden.

Michael drehte sich um und ging zurück in die Richtung, aus der er gekommen war, als er eine große Gruppe Dämonen bemerkte, die nun vor dem Eingang des Hauses standen. Sie mussten Morganas Untertanen gewesen sein, die denjenigen sehen wollten, der ihre Herrin vernichtet hatte. Diese Kreaturen zeigten keinerlei Anzeichen von menschlichem Leben und Michael zollte ihnen keine Achtung, als er ruhig an ihnen vorbei spazierte.

Er hatte erledigt, was er vorgehabt hatte, und keine der anderen Kreaturen hier verdiente seine Aufmerksamkeit… ihre niedrige Macht war seine Zeit nicht wert. Je mehr Macht ein Dämon hatte, umso mehr würde er schmecken wie das Blut der Gefallenen Engel… dessen war er sicher.

Der Energieschub von Morganas Blut pulsierte nun warm und schwindelerregend durch seine Adern. Es wärmte ihn und verbesserte seine Sinne… das kannte er schon von den Malen, wo er von Aurora getrunken hatte.

Michael erstarrte, als er seine Gedanken so richtig realisierte. Panik mischte sich sofort zu dem Rausch und der Gedanke an Aurora erzeugte eine schwere Ladung Angst in seinem Magen, gefolgt von einem eiskalten Schaudern. Er erinnerte sich an Kanes Warnung am Dach nachdem sie Samuel erledigt hatten. Er hatte Aurora über die Gefahren davon gewarnt, ihn ihr Blut trinken zu lassen.

Nachdem er nach einer Ausrede suchte, konzentrierte er sich auf die Erinnerung davon, wie Samuel Aurora damit ködern hatte wollen, als er ihr von den Dämonen erzählt hatte, die frei in der Stadt herumliefen und stark genug waren, Gefallene Engel zu töten… Dämonen die schon mehrfach Gefallene Engel ermordet hatten. Diese Dämonenmeister waren eine Gefahr für Aurora… diesbezüglich hatte Samuel nicht gelogen.

Ein langsames Lächeln streichelte Michaels Lippen. Er hatte nun einen guten Grund dafür, von den Dämonen zu trinken, die in Los Angeles freigelassen worden waren. Nicht nur würde er damit Aurora beschützen, sondern er konnte auch seinen Hunger nach ihrem Blut mit dem verdünnten Blut eines Hybriden stillen. Indem er nur kleine Mengen trank, konnte er die unerwünschten Nebeneffekte wie Erdbeben und Tod durch Syn besser kontrollieren.

„Zwei Fliegen mit einer Klappe“, überlegte Michael und steckte seine Hände in seine Hosentaschen, als er sich auf die Suche nach seinem nächsten Opfer machte.

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