Kitabı oku: «Erwachen»

Yazı tipi:

Andreas Nass

Erwachen

Krisheena — Tor zum Abyss

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Dark Erotic Fantasy

Gelistet im Verzeichnis der verbotenen Schriften des Ordens der Weisen Männer zu Uben Aluk

Aus dem Buch »Von dunklen Mächten«, Geheimarchiv des Sonnentempels zu Ustan

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

15. Kapitel

Annalen der Schöpfung

Danksagung

Impressum neobooks

Dark Erotic Fantasy

Nur für erwachsene Leser und Leserinnen!

Erst der salzige Geschmack vergossener Tränen

zeugt vom wahren Wert eines erbrachten Opfers.

Gelistet im Verzeichnis der verbotenen Schriften des Ordens der Weisen Männer zu Uben Aluk

Krisheena – Tor zum Abyss: Dunkelheit

Krisheena – Tor zum Abyss: Sündige Herrschaft

Krisheena – Tor zum Abyss: Vergnügen

Krisheena – Tor zum Abyss: Leidenschaft

Krisheena – Tor zum Abyss: Erwachen

Kurzgeschichten vom Treiben des Sukkubus Krisheena: Wollust

Kurzgeschichten vom Treiben des Sukkubus Krisheena: Verbotene Triebe

Kurzgeschichte vom Treiben des Sukkubus Krisheena: Haus der Sinne

Arkane Netzverknüpfung: http://www.torzumabyss.de

Aus dem Buch »Von dunklen Mächten«, Geheimarchiv des Sonnentempels zu Ustan

Abyss, der: auch Abgrund genannt. Chaos und Bosheit herrscht in dieser Welt, die aus unzähligen, übereinander liegenden Ebenen besteht. Er ist die Heimat der Dämonen.

Blutkrieg, der: Noch bevor Zeit einen Namen hatte, tobte zwischen den Dämonen des Abyss und den Teufeln der Hölle ein Krieg um die alleinige Herrschaft. Lange beschränkten sich die Schlachten auf die Felder ihrer Heimat, doch ihr Einfluss wuchs und so trugen sie den Kampf hinaus, unter die Sterblichen, und sie buhlten um deren Seelen, damit sie ihnen im Leben wie im Tode dienten.

Sukkubus, der: weiblicher Dämon mit der Fähigkeit, das Aussehen zu verändern, und dann in Gestalt einer attraktiven Frau gleichermaßen Männer wie Frauen verführt. Ihren Opfern entzieht sie während des Beischlafs deren Lebenskraft, was auch zum Tode führen kann. Sie ist nur durch Zauberkraft ernsthaft zu verletzen. Ihre Heimat ist der Abyss, zu dem sie zurückkehrt, wenn sie auf einer anderen Welt getötet oder verbannt wurde.

1. Kapitel

Ein flüchtiger Blick aus dem Fenster in Richtung des Gartens vor meinem Trakt im Scharlachroten Tempel zeigte, dass der Koloss noch immer in den Himmel hinauf ragte – offenbar war es der Tempelmagierin Yana nicht möglich gewesen, die metallene Konstruktion zu bewegen. Irgendwann würde er umkippen und mich unter seiner empor gereckten Faust begraben, dachte ich misstrauisch.

Alle Bewohner des Prinzessinnenflügels waren in das Anwesen von Luzius gezogen, da die magische Aura des Kolosses vorhandene Schutzzauber nutzlos und die Anwendung von Magie unmöglich machte. Dies hatte ein heimtückischer Angriff von Skelettmagiern gezeigt, die zum Glück vergeblich meine Seele in einen Seelenstein bannen wollten. Leider fügten sie mir dadurch ernsthafte Verletzungen zu, die zum Verlust des ungeborenen Sohnes meines Beschützers Torvac führte. Der hünenhafte Minotaurus hatte tagelang gewütet, ich hatte den Tempel verlassen. Auch wenn der Angriff nun über ein Jahr her war brannte der Verlust nach wie vor in meinem Herzen.

Jetzt war ich zurückgekehrt und hatte neues Quartier bezogen. Ein Asyl auf Zeit, wo drängende Aufgaben auf mich und meine Liebsten warteten. Der deliziöse Geschmack meines Gastgebers machte den Aufenthalt angenehm.

Zudem war das Anwesen meines dämonischen Bruders seinem Ego entsprechend riesig. Er hatte seine Zeit im Tempel gut genutzt und weiter an Einfluss und Macht gewonnen.

Mein Weg führte zu Yana, die in ihrem neuen Studierzimmer saß. Ich setzte mich auf den Schoß meiner Geliebten und zog sie in einen Kuss. »Das habe ich so vermisst«, ich strich eine schwarze Haarsträhne aus ihrem Gesicht.

»Vorsicht, du verschmierst die Tinte«, warnte sie bevor sich unsere Lippen erneut berührten.

»Woran arbeitest du denn gerade?« Neugierig sah ich auf die Notizen, deren Symbole für mich völlig unverständlich waren.

»Mich beschäftigt nach wie vor der Koloss. Er lässt sich nicht bewegen.«

»Wir haben doch den Kristall. Wo ist das Problem?«

»Wir können ihn nicht abschalten ohne den Kontrollkristall. Und die einzige Person, die ihn kontrollieren konnte, existiert nicht mehr. Der Kristall war auf Landru allein abgestimmt, weißt du? Daher brauchen wir einen neuen.« Der Hexenmeister war ein freiwilliger Untoter in Diensten des Gottes Xorin. Er war es, der zu meiner Beschwörung aus dem Abyss auf die Welt der Verlorenen Reiche beitrug. Ja, den Koloss hatte ich sogar mit einer Abenteurergruppe für ihn in den Narbenlanden aufgespürt. Zum Dank hatte er eine Armee aus magischen Konstruktionen gegen den Scharlachroten Tempel angeführt.

»Und diese Kristalle sind selten, ich weiß. Wenn wir nur einen Anhaltspunkt hätten. Woher der Kristall kam, habe ich nicht herausfinden können.«

»Das hast du wohl vergessen«, neckte sie.

»Hm, lass mich überlegen. Es ist immerhin vier Jahre her, bei meinem Aufenthalt in der Labyrinthstadt. Der Kristall steckte im Darm vom Pferd eines Boten. Und wenn ich mich recht entsinne, hatte das Hufeisen eine Prägung aus Ustan – es wurde dort beschlagen.«

»Also wird Ustan unser Ausgangspunkt für die Suche nach einem neuen Kristall sein.«

»Gibt es denn Neuigkeiten aus Ustan? Ich meine, haben sich die Untoten unter der Kontrolle von Nefflon schon gerührt? Ich möchte ungern erneut Bekanntschaft mit unseren Feinden machen.«

»Hey, offiziell sind wir noch verbündet, mein Schatz.«

»Auf derlei Verbündete kann ich verzichten. Verfaultes Fleisch, wenn überhaupt noch etwas an den Knochen hängt«, träumerisch strich mein Finger ihre Kinnpartie entlang, »ich bevorzuge warme Haut.« Ich zwinkerte ihr zu. »Was hat sich denn sonst während meiner Abwesenheit so ereignet? Hier im Tempel zum Beispiel.«

»Och, im Grunde hat sich nicht viel getan. Alles blieb ruhig.« Yana lachte. »Wenn du mehr über die gesellschaftlichen Geschehnisse erfahren möchtest, bin ich die falsche Person, die du fragen solltest. Ich bin nicht so sehr in die politischen Angelegenheiten eingebunden, was mir auch ganz recht ist, und war mit den Studien beschäftigt.«

»Wie lange brauchst du denn noch für deine Studien?«

»Zunächst muss ein neuer Kristall gefunden werden. Wenn alles gut läuft, werden wir in Ustan fündig, was aber mehrere Wochen dauern kann. Dann muss ich diesen Kristall auf seine Tauglichkeit prüfen, ihn für die Zauber vorbereiten und anschließend auf eine Person justieren. Danach müssen wir nur noch lernen, wie der Koloss mittels des Kristalls kontrolliert wird. Alles in allem – ein Jahr noch.«

»Ich finde, du solltest ausgeruht an die Arbeit gehen«, ich stand auf, legte meine Hände auf ihre Schultern und massierte sie. »Du bist ja ganz verspannt.«

Sie schloss ihre Augen und seufzte.

»Kommst du mit ins Bad? Nach der langen Reise brauche ich eine Erfrischung.«

»Lange Reise?«, witzelte sie. »Ja, ja, so eine Teleportation ist wirklich anstrengend.«

»Du sagst es«, seufzte ich und streckte die Hand nach ihr aus. »Kommst du mit?«

Yana atmete tief ein, schob ihre Schreibutensilien beiseite und ließ sich von mir zu den Bädern führen. Ich fand mich durch meine früheren Besuche bei Luzius gut zurecht, musste mich an einigen Stellen jedoch neu orientieren. Ein Hang zur Ordnung war meinem Bruder ebenso fremd wie mir. Als Dämonen waren wir beide Geschöpfe des Chaos. Ich empfand die verschlungenen Gänge mit ihren Alkoven, Treppenläufen, Säulen und Balkonen als belebend. Keine Ecke glich der nächsten und die zahlreichen Fenster ermöglichten den Blick auf die nicht überdachten Gärten, deren Farbenpracht unterschiedlicher Frühlingsblumen im Sonnenlicht erstrahlte.

Schon in Ustan hatte ich die von Luzius geführten Quellen der Entspannung genossen. Seine Bäder im Tempel der Scharlachroten Königin übertrafen sein einstiges Anwesen allerdings bei Weitem. Helle Marmorsäulen wanden sich hinauf zu einer Kuppeldecke, an der sich der Glanz der Wasseroberfläche spiegelte. Kalt brennende Fackeln erleuchteten mit arkaner Kraft die gewärmten Becken und verliehen diesem Ort eine mystische Atmosphäre.

An Personal hatte der Hausherr auch nicht gespart und ich kannte einige der Bediensteten bereits aus seiner Therme in Ustan. Freudig begrüßte ich sie nacheinander mit Namen und Küssen. Jetzt war es Yana, die mich in Richtung eines Schwimmbeckens zog und sich mit mir in das warme Wasser stürzte. Wir planschten und lachten, bekamen fruchtige Getränke serviert und schwebten aneinander geschmiegt am Beckenrand.

»Ich hatte ein Gespräch mit Mutter über die Hellen Reiche«, Yana fuhr nachdenklich mit ihrem Zeigefinger über den Rand ihres Glases. Im Kristall spiegelten sich meine violett leuchtenden Augen. Die Wölbung des Gefäßes verzerrte mein anmutiges Antlitz, dehnte den Kussmund und die schmale Nase zu einem Clownsgesicht. Wenigstens der dunkle Teint meiner makellosen Haut umrahmt von der rabenschwarzen Haarmähne blieb erhalten.

»Was wollte sie denn wissen?«

Neugierig glitt ich dichter an sie heran, hakte eins meiner langen Beine bei ihr ein und umklammerte mit dem anderen ihre schlanke Taille. Wie schwarze Seide umspielte ihr Haar die bronzenen Schultern mit den deutlich abgesetzten Schlüsselbeinen. Yana teilte mit mir die hohen Wangenknochen. Ihre hohe Stirn und das spitz zulaufende Kinn wirkten jedoch intelligenter, weniger verträumt als mein ovales Gesicht. Markant wirkten ihre gerade, sanft angehobene Nase mit der breiten Spitze und die große dunkelbraune Iris. Ich wartete auf eine Antwort von ihren sanft geschwungenen Lippen.

»Nichts Bestimmtes. Sie hatte einige Fragen bezüglich der Adelshäuser und verschiedener Orte in den Reichen des Westens. Ich konnte aber keinen besonderen Zusammenhang erkennen. Na ja, dafür ist sie immerhin die Scharlachrote Königin, nicht wahr?«

Meine blitzenden Augen waren Erklärung genug. Mit der Hand an ihrem Rücken zog ich sie näher heran, spürte den Druck ihrer festen, handlichen Brust gegen die üppige Rundung meines Busens und kostete Wein von ihren Lippen.

»Sind alle Bewohner aus meinem Trakt hier bei Luzius eingezogen?« Yana nickte.

»Dein Trakt ist nicht mehr sicher. Luzius beherbergt nun alle deine Gäste. Nach dem Überfall auf dich gab es weitere Eindringlinge von außen, und jetzt ist alles versiegelt und mit Fallen gespickt.«

»Ich bin froh, dich wohlbehalten wiederzusehen. Du hast mir gefehlt, Liebes.« Zu meinen gehauchten Worten tanzten meine Finger über ihren Körper, glitten unter das Wasser und begannen ihr lustvolles Spiel zwischen den Schenkeln meiner Geliebten. Genüsslich kraulte ich ihre gestutzten Locken. Yana seufzte, lehnte sich gegen den Beckenrand und ließ sich im Wasser verwöhnten.

Mein Daumen kreiste rhythmisch über ihren Kitzler und meine Finger drangen fordernd in ihre Scheide ein, suchten und fanden ihren G-Punkt. Mit gekonnten Bewegungen stimulierte ich ihr erotisches Zentrum. An ihren tiefen Atemzügen erkannte ich den nahenden Orgasmus. Wie zwei Inseln ragten ihre Brüste aus dem Wasser. Auf ihnen thronten die aufgerichteten Brustwarzen, deren dunkle Hautfärbung mich an Schokolade erinnerte. Ich konnte der Versuchung nicht widerstehen und leckte über die Warzenhöfe, biss verspielt in ihr weiches Gewebe und saugte abwechselnd an einer der Brustwarzen, auch dann noch, als sich ihr Körper vom Orgasmus geschüttelt aufbäumte.

»Oh, wow«, pustete die Magierin befriedigt, »es geht doch nichts über einen Sukkubus als Freundin.« Wir grinsten uns an.

Yana wusste, wie sehr mich das Spiel der Verführung erregte. Jetzt waren es ihre Finger, die mich verwöhnten. Auch nach Monaten der Trennung war unsere Sehnsucht und Liebe unverändert vertraut. Wir teilten die Körperlichkeit des Verlangens miteinander und liebkosten uns gegenseitig, bis wir unseren von Wonne durchtränkten Körpern Erholung gönnten.

»Ich war vier Monate lang auf Burg Mairéad«, sagte Yana in die entstandene Ruhe hinein.

»Hast du Adjuna getroffen?«

»Ja, Adjuna weilt auf Burg Mairéad. Ich war wegen ihr dort. Sie wird eine mächtige Magierin werden.«

»Sie schien ebenso fleißig wie du, was die Studien der Magie angeht.«

»Oh, wir sind nicht viel zum Arbeiten gekommen«, schmunzelte Yana, »sie ist ausgesprochen neugierig und erfindungsreich. Und sie schreckt auch vor gefährlichen Experimenten nicht zurück. Ein magischer Fehlschlag kann tödlich sein, daher meiden nahezu alle Magier heikle Versuche. Aber sie hat Erfolg und entdeckt Neuerungen in der Magie, die bislang unerforscht waren.«

»Bei den magisch versierten Gegnern, die ich erwarte, können uns diese Forschungen den dringend benötigten Vorteil verschaffen. Sie sollte ihr Wissen mit unseren Getreuen teilen.«

»Willst du, dass sie Mairéad verlässt?«

»Ich will sie bei der Schwesternschaft der Nacht haben. Dort kann sie ihre Studien fortsetzen und sie wird eine gute Ergänzung zu den Meisterinnen sein. Sie werden viel voneinander lernen können.«

»Dann willst du Burg Mairéad aufgeben?«

Ich überlegte kurz. »Hältst du Mairéad für wehrfähig? Ich glaube kaum, dass Burg Mairéad einem Ansturm von wem auch immer standhalten kann. Das Anwesen der Schwesternschaft ist besser geschützt, könnte aber meines Erachtens weitere Unterstützung gebrauchen, insbesondere magische Unterstützung. Und die sehe ich in Adjuna.«

»Dann werde ich ihr eine Nachricht zukommen lassen.«

»Ja, das wirst du«, säuselte ich und küsste ihren Hals, ihre Brust, ihren Bauch, …

»Das habe ich so vermisst«, seufzte sie.

Ihrem Körper nahe zu sein, ihn verwöhnen zu können, füllte mich mit neuer Kraft. Auch ich seufzte. Verträumt bettete ich meinen Kopf auf ihrer Schulter, versank in die Liebkosungen und bewunderte die feinen Härchen ihrer Haut, während sie sich unter meiner Berührung aufrichteten. Yana unterbrach meine Erquickung und berichtete: »Du hast letzte Woche etwas verpasst.«

»So?«, fragte ich, ohne meinen Kopf anzuheben. »Was denn?«

»Luzius und Torvac hatten einen kleinen Wettstreit.«

»Lass mich raten: es ging um Frauen, nicht wahr?«

»Ja«, lachte sie, »und zwar ging es darum, wer von ihnen die meisten Frauen befriedigen konnte.«

»Und?«

»Torvac hat gewonnen.«

»Und jetzt grämt Luzius sich.« Ironie schwang in meiner Stimme mit.

»Ich denke schon.«

Ich lachte herzhaft und Yana fiel in mein Lachen ein. Dem blonden Adonis konnte ein kleiner Dämpfer nicht schaden. Ja, ich war mir sogar sicher, er suchte bereits nach einer neuen Herausforderung, geht diese mit noch mehr Ehrgeiz an und poliert damit sein angekratztes Ego. Zwinkernd wischte ich Tränen aus den Augenwinkeln.

Dann wurde die Magierin wieder ernst und sah mir direkt in die Augen.

»Hast du alle Komponenten?«

»Nein, wobei ich mir keine Sorgen mache um die Beschaffung von Nymphenhaar und einer frischen Portion Minotaurensperma. Der Chaostrank erfordert wahrlich mythische Zutaten. Bis auf eine Komponente steht alles bereit. Aber das Blut des Erzvampirs fehlt noch, auch wenn ein geeigneter Lieferant hier im Scharlachroten Tempel wohnt. Weißt du, wo genau sich unsere Halbschwester Ballana aufhält? Mutter war diesbezüglich nicht sehr aussagefreudig.«

»Die Domäne der Vampire erstreckt sich auf den Bereich unterhalb der Stadt. Wo die privaten Gemächer unserer Halbschwester sind, weiß ich nicht.«

»Bevor ich sie aufsuche, möchte ich so viel wie möglich an psionischen Energien aufnehmen. Bist du im Vollbesitz deiner geistigen Kräfte?«

»Leider nein. Beim Studium des Kristalls musste ich einige Kraft einsetzen. Und das waren nicht alle Aufgaben, für die ich auf die geistigen Kraftquellen zurückgreifen musste und auch weiter greifen muss.«

»Dann werde ich Jiulie fragen.«

»Ja, das musst du wohl.« Ihre Anmerkung war nicht böse gemeint, hatte aber die feine Note der Eifersucht, daher wechselte ich das Thema.

»Leihst du mir ein Gefäß mit einem Stopfen?«

»Wofür brauchst du denn ein verschließbares Gefäß?«

»Für das Vampirblut. Ich möchte ungern Ballana beim Ritual dabei haben.«

»Tut mir leid, da musst du Saphira fragen. Nur sie kann dir sagen, was für ein Gefäß du brauchst. Und ich bitte dich: nimm dir die Zeit, dir vor deinem Besuch bei Ballana ein genaues Bild über die Vampirgruft zu machen. Leider stecke ich selbst in arkanen Studien und kann dir dabei nicht behilflich sein. Du wirst deine eigenen Kräfte bemühen müssen.«

»Aber erst morgen früh, wenn ich ausgeruht bin.«

»Arme Crish, du bist ja so erschöpft«, bemitleidete mich Yana spöttisch und streichelte dabei übertrieben über meinen Kopf. Ich suhlte mich in ihrem falschen Trost. Dann mussten wir beide lachen.

»Nein, Yana, ernsthaft: Wenn ich mich in die Fänge der Blutsaugerin begebe, möchte ich auf alles vorbereitet sein. Bei meiner ersten Begegnung mit Ballana konnte keiner von uns die Oberhand gewinnen. Und ich habe seitdem viel dazugelernt. Doch ihre Brutalität und Blutrünstigkeit darf ich nicht unterschätzen. Daher brauche ich deine Hilfe. Kannst du mir eine neue Bauchkette mit Fähigkeitsverstärkern anfertigen?«

»Ja, Liebling, aber das wird einige Tage brauchen.«

»Die Zeit werde ich mir wohl nehmen müssen. Allzu erpicht bin ich nicht auf die Begegnung.« Mit einem Finger fuhr ich ihr Schlüsselbein entlang. »Sag mal, Schatz, was hast du Ballana in Ustan gegeben, um mich von ihr freizukaufen? Du warst damals nicht sehr ausführlich – und jetzt, wo mein Besuch unvermeidlich ist, könnte diese Information überlebenswichtig werden.«

»Ich besaß das Blut eines mächtigen Vampirs. Das habe ich gegen deine Freiheit eingetauscht.«

»Oh je«, hörte ich die jammervolle Stimme des kleinen Teufelchens, »wäre ich doch auch befreit worden aus dieser Knechtschaft der Einfältigkeit.« Imphraziel erschien am Beckenrand sitzend, seine Füße planschten im Wasser. »Ihr beiden vergnügt euch hier, aber keiner kümmert sich um mich.«

»Hab dich nicht so«, sagte Yana und drückte ihn an sich. Mit einem Ellenbogen stützte sie sich auf den Rand, die freie Hand kraulte seinen Kopf zwischen den spitzen Ohren, ganz so, wie sie ihren Kater verwöhnte. Imphraziel genoss sichtlich die Fürsorge. Seine pfleilförmige Schwanzspitze wedelte hin und her und die kleinen, fledermausartigen Schwingen streckten sich wie bei einem frisch entpuppten Schmetterling.

»Du hast dich ja ständig unsichtbar gemacht«, warf ich dem ungebetenen Gast vor, »also wundere dich nicht, wenn du nicht in unsere kleine Tändelei einbezogen wurdest. Aber das können wir ja ändern, nicht wahr, Yana?« Ich zwinkerte meiner Geliebten zu, was ein Lächeln des Verstehens auf ihre Lippen zauberte. Ich schwamm auf die andere Seite, räkelte mich dort und schöpfte dabei aus dem Becken eine Hand voll Wasser, das sich über meine Brüste ergoss. Glitzernde Tropfen sammelten sich oberhalb meiner Brustwarzen, bevor sie zurück in das Bassin flossen. Yana bildete mein verlockendes Spiegelbild. Unschlüssig sah Imphraziel zwischen uns hin und her. Seine kleinen Knopfaugen nahmen die Größe von Kirschen an.

Unvermittelt bespritzten wir den Imp und er musste prusten. »Pah«, spie er, als er wieder zu Atem kam, und wischte das Wasser von seinen Augen. »Anstelle der Gesellschaft in den Gärten der Basiliké Thelema beizuwohnen, muss ich mich mit zwei launischen Zicken abgeben.«

Yana und ich sahen uns verstehend an, packten seine kleinen Krallenfüße und zogen ihn unter Wasser. Vereinzelt wirbelten Luftblasen das Wasser auf, dann gab es keine Lebenszeichen mehr. Ein Strudel bildete sich und ich war sicher, Imphraziel hatte sich fort teleportiert.

»Wir haben beide noch viel vor, Yana. Ich kümmere mich um die Beschaffung der Zutaten für den Chaostrank. Sag mal, Schatz, was wird unternommen, um an den Kristall für den Koloss zu gelangen?«

»Laana und Talos werden nach Ustan gehen.«

»Gut. Und ich begebe mich zum Erynatempel, sobald der Trank gebraut ist.«

Mein grübelnder Gesichtsausdruck ließ Yana fragen: »Was denkst du gerade, Liebes?«

»Ich habe noch nie einen Tempel geleitet.«

»Der wäre auch schnell pleite«, erwiderte sie sarkastisch.

»Ich habe es nicht so mit diesen Dingen. Die Belanglosigkeiten der Tempelführung überlasse ich da lieber denen, die sich damit auskennen.«

»Belanglosigkeiten der Tempelführung?«, tönte die Stimme unseres Gastgebers vom Eingang her. »Dafür bin ich dir also gut genug.« Seine feststellenden Worte waren eine Anklage. Ich sah entschuldigend zu ihm hin.

Mein Bruder lehnte lässig im Türrahmen. Zu seinem hellen Gehrock trug er eine offene Weste und ermöglichte so einen großzügigen Blick auf den durchtrainierten Oberkörper. Seine blonden Haare waren zu vielen Zöpfen geflochten und nach hinten gesteckt worden. Zahlreiche Armreifen klimperten, als er sich von seiner Stütze löste und in unsere Richtung stolzierte. Abwechselnd musterten uns seine intensiv blau leuchtenden Augen.

»Danke für das Asyl.« Mit meinem Lächeln überspielte ich seine kritische Anmerkung.

»Dein Reiseziel steht kurz bevor.«

Luzius reichte Yana die Hand, die sie sanft in die seine gab. Überraschend ruckartig zog er sie aus dem Wasser und gab ihr einen Klaps auf den Po. »Lass uns allein.« Schmollend zog sie ab.

Ich wandte mich ihm zu. Auch die Dienerinnen hatten das Bad verlassen. Wir waren allein.

»Um genau zu sein, es handelt sich um eine Palastrevolution.«

»Um sicherzugehen, Luzius, von welchem Palast redest du?«

»Um diesen hier.« Mit einer lässigen Handbewegung umspannte er den Ort. Er ging zu einem gekachelten Bord und schüttete sich Wein aus der dort stehenden Karaffe in ein Kristallglas.

»Ich habe herausgefunden …«, er machte einen Schritt zur Seite, schnellte mit einer Hand vor und schnappte sich Imphraziel hinter einem Vorhang.

»Was für eine Revolution?« Empört zappelte der Imp mit seinen kurzen Beinen. »Ich habe alles gehört! Ups.«

»Keine Revolution«, beschwichtigte mein Bruder, »ich wollte nur herausfinden, wo du bist.«

Imphraziel verschränkte die Arme und schmollte. Luzius packte dessen Schwanz und hob ihn daran hoch. Er trug ihn zur Tür, warf ihn hinaus und verschloss geräuschvoll den Eingang.

Dem verräterischen Nachhall einer Teleportation folgte das Knistern einer magischen Falle. Unter der Decke hing eine bläulich schimmernde Kugel, die Imphraziel eingeschlossen hatte.

»Welcher Teil von ›Raus‹ war zu schwierig für dein kleines Gehirn?«, fragte Luzius sarkastisch.

»Kann er Lippen lesen, Luzius?«

»Bestimmt«, antwortete mein Bruder und senkte die Kugel. Mühelos rollte er sie hinaus auf den Balkon und über die Balustrade hinab in den Garten. Kurz darauf hörte ich das freudige Kläffen der Wachhunde. Sie hatten nun ein neues Spielzeug.

»Ich will dir ein paar Dinge zeigen.« Luzius glitt angezogen wie er war in das Wasser. Erst dort zog er Weste und Gehrock aus. Ich lehnte mich entspannt an den Beckenrand.

In einer weit ausholenden Geste glitt seine Hand über die Wasseroberfläche, woraufhin sich der ganze Raum verdunkelte und sich meine Augen auf die Dunkelsicht umstellten.

»Versuche dich nicht allzu viel zu bewegen, Crish, sonst ist das Bild verschwommen.«

Er zeichnete mit seinen Fingern ein kompliziertes Muster über die schwarz wirkende Wasserfläche. Kurz darauf entstand das Abbild einer Stadt. »Das ist eine Stadt in den lichten Reichen«, erklärte Luzius und hob seine Hände an, was den Blickwinkel veränderte. Ich konnte nun wie ein Vogel auf Gebäude und Straßenzüge hinabsehen. »Das sind die Bürger in der Stadt«, sagte er und zahlreiche grüne Punkte entstanden. »Das sind die Himmlischen unter ihnen.« Einige der Punkte nahmen eine blaue Tönung an. »Das sind die Dämonen in der Stadt.« Einige grüne Punkte färbten sich rot. »Und das hier sind die Halbscheusale und Abgründige in der Stadt.« Bis auf einige wenige grüne Punkte färbten sich die verbliebenen violett. »Diese Stadt haben wir vor sechzig Jahren infiltriert.«

»Ich bin beeindruckt, Luzius. Das ist eine große Leistung in sechzig Jahren, ohne dass es die Himmlischen herausfanden.«

»Die für uns günstige Bevölkerungsentwicklung hängt zusammen mit Pilgern – und einem tragischen Zwischenfall.« Er schmunzelte. »Wir fanden heraus, dass die Nachfahren der Stadt nahezu alle von einer Schwesternschaft stammten, den sogenannten ›Töchtern der Sonne‹. Wir haben weiterhin herausgefunden, wohin sie gingen und sich niederließen. Es gab eine blutige Schlacht, bei der alle Angreifer den Tod fanden. Aber auch nahezu alle Anhängerinnen der Schwesternschaft konnten getötet werden. Bis auf einige wenige Ausnahmen war die ganze Stadt nun ohne Frauen, ein Umstand, den wir zu Nutzen wussten. Wir waren es, die dafür sorgten, dass zumeist junge Frauen aus der Umgebung sich dort niedergelassen haben.«

»Handverlesen, versteht sich.«

Luzius antwortete nicht, anstelle dessen fuhr er mit einer Hand durch das Bildnis und die Sicht wechselte. Ich erkannte die Gärten des Scharlachroten Tempels. Dutzende Frauen gingen der Gartenarbeit nach, dabei wurden sie offenbar von anderen angeleitet. Ansehnliche Bäuerinnen für ausgehungerte Städter.

»Das ist die Fortsetzung unseres Projektes.«

»Wesentlich subtiler als das Vorgehen der Untoten, wie deren Okkupation von Banduan, von der ich mich selbst überzeugen konnte.« Ich deutete mit einem Finger kreisend auf die Szenerie in den Gärten. »Wer sucht die Frauen aus?«

»Mutter.« Eine kurze Pause folgte. »Es ist ihre Strategie. Eine gute Strategie. Ich habe sie selbst angewandt, in Ustan, um das Adelshaus derer von Abendstern zu übernehmen. Yana und ihre Cousine dürften als einzige lebend aus dieser Übernahme entkommen sein.« Mit einem Kopfschütteln wischte er eine Überlegung zur Seite. Er kniff seine Lippen zusammen, bevor er fortfuhr. »Jedenfalls brauchen wir uns keine Sorgen um etwaige Ausweichstädte zu machen, die wir kontrollieren können.«

Das Bildnis wechselte und ich sah an die einhundert kleine Minotauren. Sie umringten Torvac wie Motten das Licht. Er gab ihnen Unterricht.

»Ein stolzer Vater«, ein Kloß bildete sich in meinem Hals. Die Erinnerung an den Verlust seines Sprosses schmerzte tief in mir, doch ich hielt meine aufkommenden Tränen zurück. Intuitiv streifte meine Hand den straffen Bauch, wo unser Kind hätte heranwachsen sollen. Irgendwann, dachte ich, irgendwann …

»Die Labyrinthstadt wird bald uns gehören«, unterbrach Luzius meine Wunschträume. »Torvac wird bald von hier fortgehen und den König der Labyrinthstadt herausfordern.«

»So kehrt der einstige Leutnant zurück um zu herrschen. Den Traum, über sein Volk zu herrschen, hatte er bereits, als ich ihn zum ersten Mal traf. Für ihn wird er bald in Erfüllung gehen.« Ich unterdrückte ein Schluchzen und verbarg so gut ich ging meine Gefühle vor meinem Bruder. Ich wollte sein Mitleid nicht. Ich wollte Torvac einen Sohn schenken.

»Ich zweifle nicht an seinem Erfolg, Crish, doch er wird nichts sein im Vergleich zu dem Erfolg, den wir seit kurzem für uns verzeichnen durften. Einem Erfolg, den wir allein unserer Mutter zu verdanken haben.«

»Was hat sie denn geschafft?«

Luzius musste sich anstrengen, um ein neues Bild zu schaffen. Adern traten an seinen Schläfen hervor, und bei seinen Gesten wirkte er äußerst konzentriert. Zunächst verschwommen, dann mit zunehmender Klarheit konnte ich den Blick in ein Gemach werfen, das ich nicht kannte. Zunächst war ich irritiert, was mir mein Bruder zu zeigen versuchte, dann blickte ich in das Gesicht unserer Mutter, ihre Antlitz von Lust verzerrt, der Mund im Stöhnen geöffnet. Geräusche wurden bei der angewandten Hellsicht nicht übertragen, aber auch ohne Akustik ergriff mich ein Gefühl erotischer Spannung.

Das Blickfeld erweiterte sich und ein Glatzkopf erschien, der nur so vor Muskeln und Ketten strotzte. Ein Freier, der sich allem Anschein nach verausgabte. Ich erkannte ihn sofort und schmunzelte breit. Mutter erfuhr grenzenlose Lust und der Mann gab sich redlich Mühe – aber sie verdrehte den Kopf und ihr hämisches Grinsen blickte uns direkt an. Das Abbild verschwand abrupt.

»Gibt es Neuigkeiten, ob Akb’ah seine Tochter Moi’ra ausgelöst hat, Luzius?«

»Ja, allerdings. Sie befindet sich nicht länger in der Obhut des Paschas, hat den Mönchskaiser für die Zeitdauer seines Aufenthaltes im Scharlachroten Tempel aber auch nicht aufgesucht.«

»Und der Gemahl von Fahatmanephtis? Hat sich unsere Mutter entschlossen, bezüglich Tua’thal etwas zu unternehmen?«

»Nein«, sagte Luzius lakonisch, »den brauchen wir nicht mehr.«

»Aber was ist mit den Orks? Wie wollen wir ihre Unterstützung sichern, wenn nicht durch einen uns gefälligen Anführer?«

»Während deiner Abwesenheit blieb das Orkreich von Zwischenfällen nicht verschont. Der Tod des Orkkönigs hat für einigen Aufruhr unter seinem Volk gesorgt. Die Untoten, tja. Welch ein hinterhältiges Attentat. Wer hätte das gedacht?« Luzius schüttelte in gespielter Anteilnahme den Kopf. »Zudem haben wir unsere Zugriffsmöglichkeiten auf den Sklavenmarkt ausgeweitet. Bereits vor vielen Zehntagen sind wir in Verhandlungen mit dem Pascha getreten, und er gehört nun zur Familie – könnte man sagen. Er arbeitet jetzt für uns.«

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