Kitabı oku: «Vergnügen», sayfa 3

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»Imphraziel, du Idiot!«, schrie ich und hielt einen Arm vor mein Gesicht. Nach einigen Sekunden verteilten sich die Schmetterlinge und lösten sich auf. Mit glühenden Augen spähte ich zum Narren hoch, schüttelte dann mein Haar durch und sah zu meinem Bruder herüber.

Luzius hatte seine Überlegungen beendet und schaute ungehalten zum Kronleuchter.

»Dein Glück, dass es nicht meine Art ist, Luxus zu zerstören«, drohte er in Richtung des baumelnden Mannes.

»Hallo, Luzius, schön dich zu sehen«, lächelte ich begrüßend. Der Zorn in seinen Augen verflog und ich hatte seine Aufmerksamkeit, die meinen ganzen, ausgestreckten Körper einschloss.

»Es ist auch schön, dich zu sehen, Schwesterherz. Hast du Permeyah schon weitergeschickt?«

»Ja«, nickte ich, »sie sollte schon auf dem Weg sein. Ich befand es für das Beste, wenn keine weitere Zeit aufgeschoben wird und sie sich um die Beschaffung des Mondweins kümmert. Es hat sich einiges zugetragen. Von der Küste nähert sich eine neue Armee und auf unserem Rückweg wurden wir von untoten Bogenschützen angegriffen, sicherlich eine Vorhut der Armee aus dem Süden.«

»Wie lange ist das her?«, hakte er nach.

»Das war vor vier Tagen«, berichtete ich.

»Die Hauptstreitmacht wird zehn Tage dahinter zurück sein. Alles bereitet sich auf den Angriff vor. Ich werde alsbald keine Zeit mehr für dich haben.«

»Auch ich werde den Tempel öfter verlassen müssen, um die Gegenstände für den Zaubertrank zu besorgen.«

»Was nichts direkt mit der nahenden Armee zu tun hat. Ich habe ein neues Ziel für dich, du solltest aber niemanden darüber informieren, wohin du reist.« Als ich zum Kronleuchter sah, ergänzte er: »Bis auf die Unvermeidlichen, natürlich. Es ist eine mehr persönliche Angelegenheit.« Er machte eine kleine Pause. »Kurz vor den Narbenlanden, in Asuria, gibt es einen Kult, der dem unseren nicht unähnlich ist, allerdings ist er geschützt durch Regeln.«

»Was für den Glauben an Ghorrn spricht, ähnlich dem Kloster, wo Moi’ra her kam.« Luzius nickte, zog eine Karte hervor und markierte die Stelle.

»An dem Ort«, sagte er, »wirst du den Tempel einer kleinen Halbgöttin finden. Die Göttin heißt Anu Sens und ist dem Gefolge der Eryna zuzuschreiben.«

»Steht sie in irgend einem Zusammenhang mit Ghorrn?«, hakte ich nach.

»Nein, eigentlich hat diese Religion überhaupt keinen großen Einfluss. Der Tempel ist mit dem unsrigen nicht vergleichbar und ist sehr ländlich geprägt mit umliegenden Arealen. Doch ob der relativen Unwichtigkeit wird dort ein legendäres Buch aufbewahrt, das schon einige Jahrhunderte alt ist. Es ist ein magisches Werk und soll Geheimnisse der Lust in seinem Inneren hüten. Ein Buch der Liebe, manche nennen es auch Buch der Lust, in der Sprache des Landes als 'Kamasutra' bezeichnet. Daraus sollst du lernen.«

»Aber werden sie mich denn so einfach lernen lassen?«, zweifelte ich.

»Das weiß ich nicht«, sagte er offen. »Ich habe von Reisenden darüber gehört, als wir noch in Ustan waren. Die Liebeskunst der Kurtisanen dort soll unübertroffen in allen Reichen sein, was nicht zuletzt mit dem Buch im Tempel zusammenhängt. Nach allem, was ich aus den Erzählungen erfuhr, werden dort Tanz, die Etikette und die Liebeskunst gelehrt. Mehr weiß ich darüber auch nicht. Und soweit ich in Erfahrung bringen konnte, werden nur Frauen aufgenommen.«

»Dann werde ich wohl wieder packen müssen«, zwinkerte ich.

»Sobald wir dein nächstes Ziel kennen, werden wir dich kontaktieren«, versprach er.

Ich reckte mich. »Dann werde ich dich nicht länger bei deinen Überlegungen stören.«

»Du störst nie«, bekräftigte er. Ich lächelte und nahm die Karte auf.

»Eine ganz schöne Wegstrecke, die ich da zurücklegen muss«, befand ich.

»Du solltest Gargarhaykal auf deiner Reise nicht mitnehmen. Ein Egniaygir ist zu auffällig, insbesondere wenn du damit reist. Teleportiere dich so nah wie möglich heran, den Rest kannst du fliegen.«

Ich stimmte ihm zu, beugte mich zu ihm hinab und versank in unseren langen Abschiedskuss.

Der irre Harlekin folgte meinen Schritten zurück in meine Gemächer.

»Sieht so aus, als könnte ich nicht mitkommen, was?«, tönte mein Begleiter frech.

»Wirst du einige Zeit auf mich verzichten können?«, fragte ich mitfühlend.

»Na, ich werde etwas spionieren und diese fachlichen Trottel von der Wache in der Kriegskunst unterweisen.« Prahlerisch machte er einige Fechtbewegungen.

»Leg dich nicht mit Fahatmanephtis an«, riet ich ihm ernst. Allein der Gedanke an unsere sechsarmige, schlangenleibige Heerführerin erzeugte ein unruhiges Kribbeln auf meinem Rücken. »Sie versteht keinen Spaß!«

Beiläufig zuckte er mit den Schultern. »Ich frage mich eh, wie sie diesen Ort verteidigen wollen.«

»Soweit ich das beurteilen kann: gar nicht.« Ich seufzte. »Aber was soll es, ich werde mich schon irgendwie durchschlagen.«

»Oh, ist die arme Crish ganz allein?«, neckte er und sein Grinsen wurde breiter. »Ich glaube, ich werde mit Yana gehen, sie wird mich hegen und pflegen – ich werde sie fragen, ob sie mich mitnimmt«, und er verschwand vor meinen Augen.

Ich fand Imphraziel als kleinen, süßen Dämonen in meinem Schlafzimmer. Yana lachte und ihr Kater beäugte das geflügelte Wesen.

»Dich mitnehmen?«, hörte ich die heitere Stimme.

»Keiner will mich haben«, kam es traurig zurück, dann wandte sich die Bettelstimme an Laana.

»Vergiss es!«, erklärte sie kurz angebunden.

»Niemand weiß meine Qualitäten zu schätzen!« Imphraziel quengelte selbstgefällig und drohte sogar, meinen wahren Namen an die Arkane Bruderschaft zu verraten.

»Was wollen die schon mit mir machen?«, feixte ich und fuhr mit den Händen über meinen Leib. »Ich bin doch nur für eins nütze …«

Er verdrehte die Augen, stemmte seine Fäuste in die Seite und erklärte: »Ich komme doch mit dir! Wenigstens eine, die einen klaren Gedanken fassen kann!«

»Da hast du wohl Recht«, säuselte ich.

»Oh, je, wie kann man nur so stolz darauf sein, so hohl zu sein«, er meckerte weiter, ich sah zornig darüber hinweg und packte aufgebracht die Gegenstände ein, die ich auf meiner Reise mitnehmen wollte. Mein nimmervoller Beutel wurde gänzlich ausgenutzt.

Yana kam hinzu und reichte mir ein neues Ölfläschchen voll Ektoplasma und eine neue Kette mit psionischen Liebeskunstanhängern.

»Sag mal, Schatz«, sagte ich beiläufig, während ich die Gegenstände entgegen nahm, »kannst du mir in der Kristallkugel den Ort zeigen, an den ich teleportieren will?«

»Natürlich, komm mit«, sie nahm mich an der Hand. Wir gingen in ihren Zauberraum und setzten uns an den Tisch mit dem Kristall. Nachdem sie den Zauber gewirkt hatte, bildete sich langsam eine sonnige Landschaft, deren heißes Klima von Savannen geprägt war. Wir konnten einen Tiger erkennen, der sich zwischen einigen Büschen versteckte. Menschen mit goldbrauner Haut und dunklen Haaren betrieben Ackerbau und lebten hinter verschnörkelten Mauern mit Zinnen. Es musste ein sehr künstlerisches Volk sein. Ab und an konnte ich einen Rakshasa ausmachen. Ich hatte genug gesehen.

Da ich mich vor der Reise ausruhen musste und einige neue Kräfte vorbereiten wollte, verbrachte ich mit meinen Geliebten die Nacht und bezog sie in das morgendliche Ritual zu Ehren meines Patrons mit ein. Die Macht des Abgrundes strömte kraftvoll in meinen Körper, stärkte meine dunkle, dämonische Aura.

Nach einem ausgiebigen Bad und den langen Verabschiedungen teleportierte ich gemeinsam mit Imphraziel in die Nähe des Tempels. Schlagartig veränderte sich das Klima. Mir wurde schwindelig und ich blinzelte in die grelle Sonne. Frische Luft half, wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Von der Nähe zu den Narbenlanden mit ihrer verdorbenen Magie konnte ich nichts spüren. Ich passte mein Äußeres der Umgebung an, gab meiner Haut eine goldene Tönung, das schwarze Haar glänzte seidig und meine Augen brannten nun in einem tiefen, fast schwarzen Violett. Der ansonsten schlanken Figur gab ich deutlichere Rundungen und ich verringerte meine Körperlänge um eine Handbreit.

Jetzt konnte ich los marschieren. Dazu versuchte ich zunächst, mich anhand der mitgenommenen Karte zu orientieren. Da mir dies nicht gelang, musste Imphraziel helfen. Verbunden mit abfälligen Bemerkungen über meinen nicht vorhandenen Orientierungssinn zeigte er zunächst auf einen Feigenbaum.

»Du hast doch eben erst gegessen«, meinte ich.

»Die Reise war so lang«, quengelte er, »gib!«

Ich verdrehte die Augen, pflückte eine Feige und fütterte ihn.

»Eine für die liebe Crish«, er kaute munter, »eine für die liebe Yana, und eine für die böse Fahatmanephtis.«

»Oh, ich glaube, jetzt habe ich Bauchschmerzen«, simulierte er lachend.

Hinter mir hörte ich das Geräusch eines Fuhrwerkes und wandte mich um. Entlang eines staubigen Weges rollte der Wagen eines Händlers. Ich ging näher heran und sah ein Katzenwesen auf dem Kutschbock. Bald war ich mir sicher, es handelte sich um Shirkan. Der Anblick des Rakshasa aus meiner früheren Markgrafschaft Ostmark löste das Gefühl von Verfolgungswahn in mir aus. Was suchte der Knilch hier?

»Hallo«, rief ich den Nahenden an, »wäret Ihr so nett, eine müde Frau ein Stück weit auf Eurem Wagen mitzunehmen, damit sie ihre Füße erholen kann?«

»Diese Stimme kenne ich doch, ist das nicht die werte Crish?«, erkannte er mich mühelos. Seine Zauberfähigkeiten der Erkenntnis waren ungebrochen.

»Na, der Schnurrbart und diese Worte, wenn das mal nicht Shirkan ist! Ich grüße Euch. Ihr fahrt nicht zufällig in diese Richtung?«, ich zeigte auf den Feigenbaum.

»Nein, das ist nicht mein Weg.«

»Lasst Ihr mich dennoch aufsteigen?«

»Natürlich, kommt herauf.« Er half mir. »Darf ich Euch einige meiner Waren anbieten?«

»Was habt Ihr denn anzubieten?«, fragte ich interessiert.

»Kommt darauf an«, maunzte er spekulierend, »was ihr kaufen wollt.«

»Alles, was das Leben einfach und angenehm macht«, lachte ich.

»Oh, da habe ich gerade ein gutes Geschäft gemacht. Ich komme vom Tempel der Anu Sens, dort konnte ich Einiges verkaufen.«

»Ihr kommt vom Tempel? Dort hin wollte ich mich gerade begeben. Was gibt es von dort zu berichten?«

»Ich habe gutes Gold verdient. Ihr Prachtzepter war leer, was mir ein hübsches Sümmchen eingebracht hat.« Zufrieden strich er entlang seiner Schnurrbarthaare.

»Ein Prachtzepter?«, fragte ich erstaunt. »Wozu haben sie das genutzt?«

»Im Tempel der Anu Sens wird es für die Abschlussfeierlichkeiten gebraucht, wenn ein neuer Schwung Schülerinnen durchgelaufen ist. Ein wahrer Luxusartikel. Fünfundzwanzigtausend Goldmünzen, wenn Ihr einen erstehen wollt.« Es hörte sich nach einem ehrlichen Angebot an.

»Ich fürchte«, sagte ich belustigt, »das ist zu viel für meine Reisebörse.«

»Nun ja, der Tempel kann es sich jedenfalls leisten.«

»Und wohin zieht es Euch nun?«, lenkte ich auf ein anders Thema.

»Ich bin Händler, also werde ich sehen, wo sich das nächste Geschäft ergibt. Und Ihr? Was führt Euch in diese Gegend?«

»Ich will das Land und die Leute kennen lernen.«

Er fuhr durch seine Schnurrbarthaare. »Dann wünsche ich noch einen angenehmen Aufenthalt. Wir sehen uns sicherlich wieder.«

»Das hoffe ich doch, und dann kommen wir vielleicht ins Geschäft«, leichtfüßig hüpfte ich vom Wagen.

»Was für ein prunkvoller Angeber«, quäkte Imphraziel leise und sah dann zu Shirkan hinauf. »Nimm mich mit!« Sein Betteln wurde nicht erhört.

»Wo müssen wir lang?«, erkundigte ich mich bei meinem Begleiter, der recht ungehalten über seine Aufgabe als Führer war, mir aber dennoch den Weg wies. Eine Stunde später kam die Tempelanlage in Sicht. Sie lag an einer Oase und war mit einer Karawanserei vergleichbar, dabei aber kunstvoll verziert mit rundlichen Formen.

Als ich näher kam, sah ich Wächterinnen in luftig geschnittenen Gewändern mit breiten Säbeln an ihren Seiten. Über der Eingangstüre war ein großer, roter weiblicher Mund als Wappen eingelassen.

Ohne aufgehalten zu werden betrat ich das Innere des Hofes. Imphraziel verbarg sich unsichtbar in meiner Nähe. Eine Wächterin kam direkt auf mich zu.

»Anu Sens zum Gruße«, sagte sie freundlich.

»Anu Sens zum Gruß«, antwortete ich und verbeugte mich leicht.

»Was führt Euch hierher?«, erkundigte sie sich.

»Ich möchte in den Tempel aufgenommen werden.«

»Ihr wollt eine Klerikerin der Anu Sens werden?«, fragte sie überrascht.

»Nein, nein«, beschwichtigte ich, »mir liegt daran, hier Unterricht zu bekommen, von dem überall mit freudigen Worten gesprochen wird. Gibt es denn da einen Unterschied?«

»Natürlich, die Schule, die Ihr sucht, befindet sich zwar im Tempel der Anu Sens, ist aber ein eigener Bereich.«

»Dann möchte ich dort als Schülerin aufgenommen werden. An wen muss ich mich wenden?«

»Für die Ausbildung ist Màjidamira zuständig.«

»Führt Ihr mich zu ihr?«

»Das darf ich leider nicht. Ich darf meinen Posten nicht verlassen, aber ich kann Euch das Gebäude zeigen, in dem Ihr Màjidamira sicherlich finden werdet«, sie wies auf einen niedrigen Komplex, der seitlich der anderen Tempelgebäude gelegen war. »Ihr habt Glück«, ich hob fragend eine Augenbraue, »der letzte Kurs hat gestern seinen Abschluss gefeiert, der nächste beginnt in wenigen Tagen.«

»Wie lange dauert so ein Kurs?«

»Zwei Monate. Aber jetzt solltet Ihr nicht länger in der Hitze stehen bleiben und Euch anmelden.«

Dankend wandte ich mich dem gezeigten Gebäude zu, dessen Wände mit verschlungenen Mustern verziert war. Ein Vorhang befand sich im Eingang, hinter dem ich auf den Duft schwerer Öle und Parfum traf. Fackeln erhellten den inneren Bereich und ich blickte in eine weitläufige, offene Halle, an dessen Ende eine große Statue stand, die eine aufreizende Frau darstellte, eine Hand angewinkelt zum Boden gestreckt, die andere nach oben gerichtet. Daumen und Zeigefinger bildeten einen Kreis, die anderen Finger waren abgespreizt.

Auf dem ersten Blick konnte ich niemanden sehen und ging weiter in die Halle hinein. Dann hörte ich Schritte von der Seite und wandte mich ihnen zu. Zwischen den großen Säulen trat eine attraktive Frau hervor, deren schwarze Haare kunstvoll hochgesteckt waren. Ihre fein geschwungenen Augenbrauen zierten dunkelblau glühende Augen und ein Nasenflügel wurde von einem kleinen Edelstein geschmückt. Ihren schlanken Hals umschmeichelte edler, goldener Schmuck. Sie trug ein schwarzrotes Gewand – der obere Teil bedeckte lediglich einen Teil der Arme und ihre sehr weiblichen Brüste. Auf den freien Fingern, Händen und Armen waren farbige Verzierungen in schwarz und rot aufgemalt. Ihren Bauchnabel schmückte ein kleiner, roter Edelstein und bettete sich in ein verschachteltes Ornament. Einladende Hüften und Beine steckten in einem bauschigen Hosenrock, um die Fußgelenke trug sie goldenen Schmuck und ein Zehenring glitzerte auf dem ebenfalls bemalten Fuß. Als sie sich näherte, erkannte ich ein längliches, schwarzes Rankenwerk am Kehlkopf. Ihre Lippen waren dunkelrot geschminkt, lange Wimpern und hohe Wangenknochen rundeten ihren schönen Anblick ab. Ihr Gang erinnerte mich an den einer Katze und hatte viel von einem Tanz.

Meine Verneigung fiel tiefer aus, wobei ich die Hände vor meiner Brust aneinander drückte. Sie verneigte sich ebenso.

»Anu Sens zum Gruße«, sagte sie mit melodischer Stimme.

»Anu Sens zum Gruß. Màjidamira, nicht wahr?« Sie antwortete mit einem sanften Nicken. »Ich bitte untertänigst darum, als Schülerin im Tempel aufgenommen zu werden.«

»Wie ist dein Name?«

»Crish werde ich genannt.«

»Nun, Crish, um aufgenommen zu werden, musst du eine der Zulassungsvoraussetzungen erfüllen. Entweder du hast ein Empfehlungsschreiben mitgebracht, oder Gold, um die Ausbildung zu bezahlen. Als dritte Möglichkeit wirst du aufgenommen, wenn du deine Begabung beweisen kannst. Das gibt allen Schichten die Gelegenheit, in die Schule einzutreten.« Sie musterte mich von Kopf bis Fuß. »Wenn ich dich recht betrachte, hast du sicherlich ausreichend Gold, denn du trägst edles Geschmeide.«

»Was wird mich der Unterricht kosten?«

»Für die vollen zwei Monate einschließlich der Bereitstellung einer Unterkunft und der täglichen Kost sind eintausendzweihundert Goldmünzen zu zahlen.«

Ich schürzte die Lippen, wog den Preis ab und erklärte: »Das ist akzeptabel.« Ein verwegenes Lächeln stahl sich auf meine Lippen. »Kann ich auf die Zahlung des Goldes verzichten, wenn ich mich in einer anderen Voraussetzung beweise?«

»Nein«, gab sie zu verstehen, »die Regelungen wurden getroffen, um anderen Schichten die Möglichkeit zu geben, in die Schule aufgenommen zu werden. Unsere Regeln sind ausnahmslos zu befolgen.«

»Nun, dann müsst Ihr vorerst mit meinem Gold vorlieb nehmen«, betonte ich.

»Dann folge mir«, sie wies den Weg mit ihrer Hand und führte mich in eine kleine Stube mit flachem Tisch und mehreren Sitzkissen, auf die wir uns im Schneidersitz nieder ließen. Sie zog ein Buch hervor und schlug es auf, um mich darin einzutragen. Dann strich sie das Gold ein, was meinen Barbestand nahezu völlig auflöste.

»Folge mir, ich werde dich herumführen.« Sie stand auf.

Ich verneigte mich und folgte ihr. Hüfte schwingend zeigte sie mir den Bereich, wo die Schulungen stattfinden würden. Wir begannen bei der Halle.

»Die Halle«, erklärte sie mir, »dient dem Unterricht im Tanz und dem Musizieren.« Von dort aus betraten wir den sanitären Bereich mit großen Bädern, dahinter lag ein Raum mit vielen Spiegeln, dessen Boden übersät war mit Farbtöpfen, Pinseln und Kissen. »Der Raum dient zum Unterrichten in allen Dingen, die mit Schreiben und Körpermalerei zu tun haben.« Es folgten ein Raum mit Instrumenten und ein Speisesaal. Dann gelangten wir in einen großen Raum mit weichen Kissen und Teppichen, Betten und Pritschen. In der Mitte der Nordwand stand eine lebensgroße Statue männlichen Geschlechts aus schwarzem Stein, deren Hände ein Buch präsentierten. Ein mir sehr vertrauter Duft schwebte in der Luft. »Hier lernen wir die Vereinigung des Fleisches. Nun gut, jetzt hast du alle Schulungsräume gesehen, ich bringe dich zur Unterkunft.«

»Was ist das für ein Buch?« Ich wies zu der Statue. »Hat das auch etwas mit der Schulung zu tun?«

»Ja, das ist das Kamasutra, in dem ist aufgeführt, was wir hier unterrichten. In die Gemeinsprache übersetzt bedeutet Kamasutra 'Die Verse des Verlangens'. Das Erlangen von Kama, dem sinnlichen Verlangen, ist ein Ziel zur Aufnahme in die Göttlichkeit, dem Streben nach Vollkommenheit, um letztlich Moksha zu erreichen, die Erlösung. Wir konzentrieren uns bei den Lehren auf das Kamashastra, die Kunstfertigkeit der Erotik.« Ich nickte verstehend.

Sie geleitete mich in den Unterkunftsbereich, wo die einzelnen Räume durch Vorhänge voneinander getrennt waren.

»Vor jeder Mahlzeit ertönt ein Gong, auch der Tag beginnt mit einem weckenden Gong. Nach der morgendlichen Wäsche wird im Speisesaal gefrühstückt. Alle anderen Zeiten werde ich am ersten Unterrichtstag bekannt geben.« Sie zeigte auf den Durchgang. »Es sind immer zwei Personen in einem Zimmer untergebracht. Ich habe dich mit Adjuna zusammengelegt Am besten, ihr macht euch miteinander bekannt und du richtest dich hier ein. Wir sehen uns später beim Abendessen.«

Folgsam verneigte ich mich und ging in das Zimmer. Darin brannte eine Öllampe, zwei weiche Schlafmatten lagen an jeder Wandseite, Korbtruhen für die Habseligkeiten standen daneben und weiche Kissen lagen verteilt. In der Außenwand am Kopf des Raumes befand sich ein kleines Fenster, das die Hitze draußen lassen und Tageslicht einlassen sollte. Auf der rechten Schlafmatte saß eine junge Frau im Schneidersitz. Sie war noch keine zwanzig Sommer alt und von ihrer Kleidung her der mittleren Schicht zuzuordnen. Ihr schwarzes Haar umrahmte ein hübsches Gesicht mit einem roten Punkt auf der Stirn.

»Hallo Adjuna, ich bin Crish«, begrüßte ich meine Mitbewohnerin.

»Hallo! Wir werden also die nächsten zwei Monate das Zimmer teilen. Setz dich doch. Es ist schön, dich kennen zu lernen.« Umgehend kamen wir ins Gespräch. »Ich bin seit zwei Zehntagen verheiratet. Mein Mann hat mich her gesandt, um eine gute Ehefrau zu werden.«

»Dann beglückwünsche ich dich zur Heirat.«

»Danke. Und was hat dich hierher verschlagen?«

»Ich nutze das Geld meiner Familie, um hier Unterricht zu bekommen.« Was sogar der Wahrheit entsprach. Ich schmunzelte angesichts der Tatsache, wie leicht mir glaubhafte Erklärungen einfielen.

»Du stammst nicht von hier, nicht wahr?«

»Nein, meine Familie lebt weiter östlich. Sie möchte nicht, dass ihr Name hier bekannt wird. Ich werde hier für mich lernen.«

»Nun ja, wer versteht schon die aus dem Osten«, sagte sie heiter.

»Hast du schon weitere Schülerinnen getroffen?«, lenkte ich das Thema von meiner Herkunft ab.

»Nein«, sie schob eine Strähne hinter ihr Ohr, »ich weiß aber, wie viele wir sein werden. Ein Dutzend Schülerinnen werden erwartet.«

»Sind es immer so viele?«

»Ja. Wenn eine Klasse die Zahl erreicht hat, werden keine weiteren Schülerinnen aufgenommen.«

»Hast du denn schon vorher etwas gelernt?«

»Nein, das konnte sich meine Familie nicht leisten. Aber mein Mann ist sehr wohlhabend, und hier lerne ich alles, was ich brauche, um ihm eine gute Frau zu sein.« Neugierde stahl sich in ihre Augen. »Bist du hier, um einen Mann zu finden, oder um eine Kurtisane zu werden?«

»Um eine Kurtisane zu werden«, antwortete ich eifrig, »für eine ganz besondere Person.«

»Eine Kurtisane ist doch immer für besondere Personen, dachte ich.«

»Das stimmt, aber ich denke da an sehr mächtige Personen«, ich zwinkerte ihr zu, »einen Herrscher.«

»Du hast dir ja viel vorgenommen.« Sie grinste breit.

»Dazu musst du wissen, dass viele in unserer Familie des Geldes wegen einheiraten wollen. Daher bin ich mehr darauf bedacht, einen mächtigen Partner zu finden, durch den ich Einfluss bekomme.«

»So spricht eine wahre Kurtisane!«, sagte sie und ich fiel in ihr Lachen ein.

Während unseres Gespräches verteilte ich meine Ausrüstung, dann ertönte der Gong. Es war Zeit für das Abendessen. Voller Elan zog ich Adjuna an der Hand mit. Wir setzten uns an die reich gedeckte Tafel. Es gab frisches Wasser und mehrere Säfte, sowie viel Obst aus der Region, vorwiegend Feigen und Datteln. Mit uns saßen fünf weitere Schülerinnen am Tisch, mit denen wir uns bekannt machten.

Am nächsten Tag trafen weitere Frauen ein und ich machte mich mit der Umgebung vertraut. Alle Bereiche des Lebens konnten auch zur Ausbildung genutzt werden, so standen im Hygieneraum auch Massagetische samt der notwendigen Öle bereit.

Aus der Klasse stach eine Frau Anfang zwanzig heraus, die auf dem Namen Nemya hörte und ebenso wie ich Kurtisane werden wollte. Sie stammte aus einer niederen Schicht und war so lange freundlich zu mir, bis sie erfuhr, dass auch ich es auf einflussreiche Personen abgesehen hatte. Ihr Ehrgeiz loderte durch unsere gemeinsamen Ziele auf.

Dann begann der erste Unterrichtstag mit dem morgendlichen Gong. Wir gingen in das Bad und machten uns kurz frisch, damit wir reinlich das Frühstück einnahmen. Dort begann auch schon der Unterricht im Reichen der Speisen und wie eine Frau zu essen hat. Màjidamira erklärte uns den sehr strengen Tagesablauf, der nach dem Aufstehen und Säubern sich eine Stunde lang mit Frühstück und Etikette befasste. Durch kurze Pausen getrennt folgte der Unterricht im Schminken und das weit in den heißen Nachmittag reichende Baden einschließlich Massagen und was sonst noch mit Körperpflege zu tun hatte. Anschließend wurde eine Mahlzeit eingenommen. Eine lange Pause diente zur Vorbereitung des Tanzunterrichts, für den am Abend zweieinhalb Stunden vorgesehen waren. Es folgte eine Stunde Pause, dann nahmen wir das Abendessen ein und lernten, die Wasserpfeife und verschiedene Rauschmittel zu benutzen. Eine freie Stunde wurde uns gegönnt, bevor wir bis zur Mitternachtsstunde aus dem Kamasutra lernten.

Nur die kühleren Abendstunden ermöglichten größere körperliche Aktivitäten, und während ein Teil der Gruppe musizierte, tanzte der andere Teil. Zu Beginn lernten wir nur die Grundlagen, und als wir in der Nacht uns um Màjidamira scharten, erklärte sie uns die Bedeutung des Kamasutra, die Möglichkeiten, die sich durch sein Erlernen ergaben und alles über die Geschichte des Buches. Eine Kurtisane hatte es seinerzeit begonnen und neben den Erklärungen Illustrationen eingebracht, die für nahezu alle Kulturen sehr ungewöhnlich anmuteten. Aufmerksam lauschte ich ihren Ausführungen und legte großen Lerneifer an den Tag, auch wenn mich der stringente Stundenplan störte. Ich musste mir jedoch eingestehen, dass auf diese Weise sehr schnell Fortschritte erzielt wurden und ich auch viel Neues lernte. Alle Bereiche waren für mich von großem Interesse, und so verliefen die Tage sehr kurzweilig.

In Gedanken wanderte ich immer wieder zum Tempel der Scharlachroten Königin. Jede Nacht lag ich wach und nutzte die Kraft der Hellsicht, um mir ein eigenes Bild zu machen. Wenn Laana keinen Erfolg hatte, wäre dieses neue Heim verloren. Und was noch viel mehr wog, meine Liebste war in größter Gefahr.

Am zehnten Tag meiner Ankunft hatte sich die Golemarmee so weit angenähert, dass ich ihre stampfenden Schritte im verlassenen Trakt meiner Gemächer hörte. Meine Mutter konnte keine offene Schlacht wagen, und so wurden auch keine Truppen ausgesandt, um sich der Bedrohung zu stellen.

Dann erlebte ich vor meinem geistigen Auge den Angriff.

Unermüdlich schlugen die Konstrukte gleich übergroßen Rittern in voller Rüstung mit stählernen Fäusten gegen die Tempelmauern. Magie und die vergleichbaren Kräfte des Abgrundes waren unnütz oder erwirkten lediglich eine Verzögerung, wenn eine neue Wand aus Eisen den Weg versperrte oder Tentakeln aus der Schwärze der Schatten nach eisernen Armen und Beinen griffen. Unter den zermalmenden Schlägen bröckelte das Mauerwerk, die mechanischen Truppen brachen durch die Außenmauern und trampelten alles nieder, was sich ihnen in den Weg stellte.

Panisch flüchteten mehrere leicht bekleidete Frauen in das Gästebadehaus. Ein ganzes Dutzend der metallenen Konstrukte stampfte hinter ihnen her. Unter den schweren Tritten splitterte der Mosaikboden. Ich sah zwei Konstrukte in ein Becken rutschen. Eins fiel direkt auf einen mir bekannten Sukkubus namens Leyadana, die nicht rechtzeitig zur Seite hechten konnte. Der Schlag raubte ihr das Bewusstsein und sie wurde in die Tiefe gerissen. Luftblasen und blutige Wolken zerplatzten an der Wasseroberfläche. Sie war verloren.

Emotionslos fanden die Hände der Konstrukte ihre Opfer, wirbelten die wehrlosen Frauen durch die Luft oder schlugen die hübschen Köpfe gegen gekachelte Wände. Überall verteilten sich Blutflecke oder lag ein abgerissener Arm. Eine blonde Frau mit fehlendem Bein zog eine breite, rote Spur hinter sich her, als sie sich in Richtung einer seitlichen Kammer zog. Ihr Mühen endete jäh, als aus dem Durchgang ein Golem trat und ihren Kopf mit seinem platten Fuß zerquetschte. Eins ihrer schönen, blauen Augen kullerte in ein Becken, dann stampfte die Mordmaschine weiter.

Noch tödlicher waren die waffenführenden Konstrukte. Sie durchschlugen die zu Abwehr erhobenen Klingen, achteten dabei kaum auf ihre Verteidigung, da zahlreiche Waffen an ihrem dicken Panzer abprallten. Ihre Hiebe waren von solcher Kraft, dass ihre Schneiden und Hämmer die nun ungeschützten Köpfe und Arme der Verteidiger zermalmten.

Alles überragend bahnte sich der riesige Koloss aus der Festung in den Narbenlanden seinen Weg in das Innerste der Anlage und ich sah schon das Ende aller Glorie dieser Stätte der Lust. Hinter ihm befand sich eine Schneise der Verwüstung. Und sein Meister, der in zerschlissene Roben gehüllte Landru. Ich hörte sein lebloses Gackern. Wut und Tränen brannten in meinen Augen. Der Tempel war verloren, meine Liebsten dem Untergang geweiht.

Da sah ich Yana, allein auf unserem Balkon. In ihren Haaren klebte Staub, ihre Wange war von einem Bluterguss blau gefärbt und geschwollen. Sie trug ihre Magierrobe und um ihre erhobenen Hände knisterte arkane Energie. Ein greller Strahl löste sich von ihren Fingern und schlug unterhalb des Kolosses in den Boden des Gartens ein. Einen Augenblick lang geschah nichts und die mächtigen Schritte ließen die Erde erbeben. Dann versank ein Bein des Giganten im Schlamm. Doch Landru lachte nur und formte mit seinen dürren Fingern einen Gegenzauber. Er griff meine Liebste nicht direkt an, nein, dafür hatte er seine Maschine. Diese steckte jetzt in fester Erde, was sie aber nur einen kurzen Moment lang aufhielt. Prasselnd fielen dicke Lehmbrocken herab, als sich das eiserne Wesen aus seiner irdenen Befestigung löste und einen sicheren Schritt auf den Balkon zu machte. Yana wollte sich umdrehen, doch hinter ihr schimmerte eine Wand reinster Energie.

»Jetzt, meine süße kleine Magi«, kicherte Landru, »gehörst du mir!« Er richtete sein Wort an das überdimensionale Mordwerkzeug. »Zerquetsche sie vor den Augen ihrer Geliebten!«

Mein Atem stockte bei seinen Worten und ich fühlte mich beobachtet.

»Ja! Ich weiß, dass du mich siehst, KRISHEENA!« Schrie er entzückt. Die Nennung meines wahren Namens erinnerte mich schmerzhaft daran, dass ich von den hohen Priestern des Scharlachroten Tempels aus meiner Heimat, dem Abyss, beschworen wurde, um ihm zu dienen. Zu meinem Glück hat er selbst mich nach dem Fund des Kolosses in den Narbenlanden von seinen Diensten entbunden. »Mir wird es eine Freude sein, eine deiner Freuden zu vernichten.« Sein hohles Lachen erzeugte in mir Übelkeit. »Und, bevor ich es vergesse«, das Scheusal brachte es fertig, sich in meine Hellsicht zu verneigen, »danke für dieses wundervolle Geschenk. Dieser Koloss wird mir noch viele treue Dienste leisten. Sieh zu, wie dein Liebchen ausgequetscht wird. Ich werde mich an ihren Innereien laben. Dann hole ich mir dich!«

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