Kitabı oku: «Schicksalsmomente», sayfa 2

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Paulus, der Pharisäer

Ohne jeden Zweifel aber haben wir in Paulus einen überzeugten Pharisäer vor uns. Mag sein, dass bereits die elterliche Erziehung ein auslösendes Moment für seine religiöse Radikalisierung gewesen ist; wohl aber hat er einen entsprechenden Entschluss aufgrund seiner religiösen Studien gefasst. Möglicherweise war der Ende des ersten Drittels oder im zweiten Drittel des ersten Jahrhunderts in Jerusalem wirkende jüdische Gelehrte Gamaliel d. Ä., der hohes Ansehen genoss, sein Lehrer. Der Pharisäer Gamaliel wird allerdings von „Lukas“ als ein toleranter Mann beschrieben (Apg 5,34 – 39). Paulus trat als Pharisäer entschieden für die religiösen Überlieferungen seines Volkes und die klare Umsetzung der daraus resultierenden Gesetze ein, und das vielleicht auch, weil er von einer zeitnahen jüdisch-messianischen Endzeit- und Gerichtserwartung ausging, die hernach eventuell mit seiner christlichen Naherwartung korrespondierte.25

Aus diesen Gründen hat er die Kirche Christi („Ekklesia“) verfolgen und vernichten wollen, wie er im Brief an die Galater freimütig bekennt: „Ihr habt doch gehört, wie ich früher als gesetzestreuer Jude gelebt habe, und wisst, wie maßlos ich die Kirche Gottes verfolgte und zu vernichten suchte. In der Treue zum jüdischen Gesetz übertraf ich die meisten Altersgenossen in meinem Volk, und mit dem größten Eifer setzte ich mich für die Überlieferungen meiner Väter ein“ (Gal 1,13 – 14).

Der Begriff „Ekklesia“, der mit den Worten „Herausgerufene“ resp. „Versammlung“ zu übersetzen ist, bezeichnet im ersten Jahrhundert noch keine institutionalisierte Kirche, sondern pauschal die Gemeinschaft der Christusgläubigen und speziell die frühen Hauskirchen, also die Häuser einzelner Gemeindemitglieder, in denen sich die Gläubigen versammelten. Der Begriff „Kirche“ wiederum ist mit dem griechischen Wort „Kyrios“ („Herr“) verwandt und bezieht sich auf Jesus Christus, den Herrn.

Der Beginn des Zeitraums, in dem sich Paulus als „Pharisäer“ gegen die Christen gewandt hat (Phil 3,5 – 6), dürfte vor dem Auftreten und der Steinigung des Stephanus um 33 anzusetzen sein. Mit seinem Bekehrungserlebnis, das sich um oder nach 33 ereignet hat, konnte sich Paulus dann von den Pharisäern lösen. Es gibt keinerlei Anzeichen dafür, dass Paulus von Jesus vor dessen Kreuzigung gehört hat oder ihm gar begegnet ist.

Ab dem zweiten Jahrhundert vor Christus treten im Judentum diverse fromme Gruppierungen in Erscheinung, die eine strenge, gesetzestreue Religiosität vertreten. Zu ihnen zählen die Pharisäer (die „Abgesonderten“). Diese fanden sich in Gemeinschaften zusammen, die vorbildhaft auf die Umsetzung der Gebote und der kultischen Reinheit achteten. Sie waren bei der jüdischen Bevölkerung sehr angesehen und nicht ohne politischen Einfluss. „Zu den pharisäischen Gemeinschaften gehörten einzelne Priester, vor allem aber Laien, Handwerker, Bauern und Kaufleute, die nicht nur in der Stadt, sondern auch auf dem Land, in Judäa und Galiläa, lebten.“26 Im Gegensatz zu dieser Volksbewegung rekrutierten die Sadduzäer – die ihren Namen auf Zadoq zurückführten, einen Hohenpriester aus der Zeit König Salomos – ihre Anhänger aus den priesterlichen und aristokratischen Kreisen Jerusalems. Ihnen lag sehr viel an der Erhaltung ihrer Macht und ihrer Ämter. „Die Sadduzäer behaupten […], es gebe weder eine Auferstehung noch Engel noch Geister [Dämonen], die Pharisäer dagegen bekennen sich zu all dem“, weiß die Apostelgeschichte zu berichten (23,8). Im Unterschied zu den Pharisäern glaubten die Sadduzäer also nicht an die Auferstehung der Toten am Ende der Zeiten.

In beiden Gruppierungen befanden sich auch Schriftgelehrte, die jedoch einen eigenen Stand bildeten. In diesen wurden nur Männer aufgenommen, die eine umfassende Kenntnis der jüdischen Schriften besaßen. „Die Ausbildung eines Standes von Schriftgelehrten muss in der Begegnung und Auseinandersetzung mit dem Hellenismus erfolgt sein.“27 Klosterähnlicher waren die Essener (die „Frommen“) organisiert. Ihre Gemeinschaften waren stark von der Askese und festen Tagesabläufen geprägt. Die Zeloten (die „Eiferer“) waren eine Gruppierung, die sich im ersten Jahrzehnt unserer Zeitrechnung von den Pharisäern abspaltete und den bewaffneten Kampf gegen die römische Besatzungsmacht aufnahm. Das führte im Jahr 66 zum Ausbruch des ersten Jüdischen Krieges, den die Römer im Jahr 70 mit der Zerstörung Jerusalems siegreich beendeten. Die Sadduzäer und Essener gingen in diesem Krieg unter.

Der Monotheismus und die differenzierte Ethik des Judentums waren bei den gebildeten Menschen der hellenistischen Welt sehr beliebt. Denn die alten griechischen und römischen Göttervorstellungen oder die Mysterienkulte und Orakel konnten ihnen offensichtlich keinen religiösen Halt vermitteln und die Sinnfragen nicht hinreichend genug beantworten. Zudem distanzierten sich die Philosophen (Stoa und Epikureer) von den überkommenen Götterbildern.

Die Geschichte der frühen Jesus-Bewegung und der ersten schriftlichen Quellen über sie ist mit diesem gesamten Umfeld mehr oder weniger eng verflochten, zumal die Pharisäer nach dem Jüdischen Krieg mehr Geltung erlangten und schon im Jahr 70 den endgültigen Bruch mit den Christen für das Judentum vollzogen haben.28 Auch die Entstehung der Kirche und ihr späterer Stellenwert sind ohne das Römische Weltreich und dessen Untergang im fünften Jahrhundert nicht zu denken. Gerade die Gegnerschaft der Pharisäer, die mit der Kritik Jesu an ihrer peniblen Gesetzesauslegung und -befolgung beginnt, hat der Urgemeinde in Jerusalem und Palästina schwer zugesetzt.

Es verwundert deshalb nicht, dass die Apostelgeschichte in der ersten Texthälfte unter anderem auf den Pharisäer Paulus fixiert ist. „Lukas“ wirft ihm vor, dass er in Jerusalem an der Ermordung des hellenistischen Judenchristen Stephanus, der als erster christlicher Märtyrer gilt, mitgewirkt hat (Apg 7,54 - 8,1a und 22,20). Allerdings ist eine Beteiligung des Paulus’ an jener Aktion, historisch betrachtet, unwahrscheinlich, denn „Lukas“ hat diese Bemerkungen wohl nachträglich eingefügt resp. diesen Textabschnitt geschickt komponiert, um die nachfolgende Paulus-Bekehrung, die in der Apostelgeschichte gleich drei Mal geschildert wird (in den Kapiteln 9, 22 und 26), umso deutlicher herauszustellen. Je dunkler ein solch schändlicher Hintergrund gemalt wird, desto heller leuchtet das Licht der Bekehrung.29

Zudem ist anzumerken, dass die „lukanische“ Darstellung „in typischer Weise auf Jerusalem zentriert ist“. Es liegt jedoch nahe, „die antichristlichen Aktivitäten des Paulus in Damaskus anzusiedeln“, wofür die Textbefunde im Brief an die Galater (1,17 u. 1,22) sowie in der Apostelgeschichte (9,2) Hinweise liefern.30 Der Name „Stephanus“ taucht in den authentischen Paulusbriefen nicht auf.

Die jüdischen Hellenisten Jerusalems, die aus der Diaspora gekommen waren, hielten ihre Gottesdienste unter Verwendung der Septuaginta in griechischer Sprache, während die in Palästina beheimateten Juden, wie erwähnt, die ihnen vertraute aramäische Sprache pflegten. Ein Zirkel jener Hellenisten mit ihrem Wortführer Stephanus war nun zu den Anhängern des Jesus von Nazaret übergetreten, die von den Juden im Sinne einer Sekte „Nazarener“ genannt wurden.31 Die bereits bestehenden Spannungen zwischen den Juden und den Hellenisten eskalierten bezüglich der Gruppe um Stephanus dermaßen, dass dieser schließlich verhaftet und gesteinigt wurde. Seine Gemeinschaft, die ein eigenes, sieben Personen umfassendes Leitungsgremium hatte, wird vorher – und ähnlich wie Jesus – „Anstoß an den Missständen des Tempelkultes und kleinlichen Praktiken der Gesetzesauslegungen“32 genommen haben und musste nach dem Tod des Stephanus aus Jerusalem fliehen.

Von ihnen ging danach die erste Missionierung in den, nach christlicher Ansicht, heidnischen Gebieten aus, die der Apostel Paulus in weitaus größerem Umfang fortsetzte. So begründeten sie etwa die aus Juden- und Heidenchristen bestehende Gemeinde in Antiochia (Syrien). Und dort „nannte man die Jünger zum ersten Mal Christen“ (Apg 11,26). Bischof Ignatios von Antiochia (gest. 117 n. Chr.) verwendete außerdem in einem Brief erstmalig den Ausdruck „katholische“ Kirche, was „allgemein“ oder „auf das Ganze bezogen“ bedeutet.33

Die „Hebräer“, also die aramäisch sprechenden Judenchristen, mit den von Jesus erwählten Zwölf Aposteln an der Spitze – die Zwölfzahl symbolisiert die zwölf Stämme Israels –, konnten hingegen in Jerusalem verbleiben. Die Judenchristen wollten sich nämlich gar nicht von den jüdischen Ritualgesetzen, den Reinheitsgeboten oder der Beschneidung abwenden. Auch Paulus stand für sich selbst dazu. Er vertrat jedoch im Rahmen seiner Missionierungen die Ansicht, dass sich Heiden, die sich zum Christentum bekennen wollen, der Befolgung dieser Gebote oder der Beschneidung nicht zu unterziehen brauchen. Genau das aber führte zu einem Streit mit Petrus und den „Jerusalemer Autoritäten“, obwohl jene dann doch die „gesetzesfreie Heidenmission anerkannt“ haben.34 Nach dem Jahr 70, also nach der Zerstörung Jerusalems und der Verbannung aus dem Judentum, verloren die Judenchristen allerdings erheblich an Bedeutung und wurden zu einer Randgruppe innerhalb der heidenchristlichen Kirche.

Die Berufung zum Apostel

Die Bekehrung des Paulus’ war wohl der einschneidendste „Schicksalsmoment“ in seinem Leben. Er dürfte knapp 30 Jahre alt gewesen sein, als er eine Gotteserfahrung machte, die ihn zutiefst veränderte. Paulus hatte sich in seiner Funktion als Pharisäer von Jerusalem aus auf den Weg nach Damaskus begeben. Er „wütete immer noch mit Drohung und Mord gegen die Jünger des Herrn“, wie „Lukas“ in der Apostelgeschichte mitteilt (9,1); und Paulus hatte Sendschreiben des jüdischen Hohenpriesters in Jerusalem bei sich, um in Damaskus „die Anhänger des (neuen) Weges, Männer und Frauen, die er dort finde, zu fesseln und nach Jerusalem zu bringen“ (Apg 9,2).

Doch kurz vor Damaskus wurden seine ganzen Pläne von einem Augenblick auf den anderen nichtig, als „ihn plötzlich ein Licht vom Himmel umstrahlte. Er stürzte zu Boden und hörte, wie eine Stimme zu ihm sagte: Saul, Saul, warum verfolgst du mich? Er antwortete: Wer bist du, Herr? Dieser sagte: Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (Apg 9,3 – 5). Und nachdem Paulus wieder aufgestanden war und die Augen geöffnet hatte, konnte er nicht mehr sehen; als hätte ihn das göttliche Erstrahlen seines Augenlichts beraubt. Seine Begleiter, die namentlich nicht genannt werden, hatten zwar die Stimme gehört, aber sonst gar nichts zu erkennen vermocht. Sie nahmen Paulus „bei der Hand und führten ihn nach Damaskus hinein. Und er war drei Tage blind, und er aß nicht und trank nicht“ (Apg 9,8 - 9).

Selbst wenn man das dramaturgische Geschick des Autors negiert und vielleicht sogar, da die Begleiter mit den Augen nichts wahrgenommen haben, eine innere Vision in Betracht zieht, so ist Paulus trotzdem davon derartig geblendet und über die Maßen erschüttert gewesen, dass ihn das Erlebnis einfach umgeworfen hat – äußerlich wie innerlich. Die drei in der Apostelgeschichte vorkommenden Schilderungen des Vorgangs weisen freilich Widersprüche auf. In Kapitel 22, Vers 9, sehen die Paulus-Begleiter zwar das helle Licht, aber sie können die Stimme Jesu nicht hören; in Kapitel 25, Vers 14, stürzen auch die Begleiter aufgrund des Licht-Phänomens zu Boden, aber Paulus erblindet diesmal nicht. Doch durch solche Variationen soll lediglich ein abwechslungsreicheres Bild entstehen.35 Sie sind folglich wohl stilistischer Natur. Paulus hat zwar als Pharisäer Gewalt angewandt, und er mag für Todesurteile gestimmt haben, „aber getötet hat er selbst nicht“.36 „Lukas“ will Paulus schließlich nicht demontieren, sondern ihn mit Bedacht als den Protagonisten der Völkermission literarisch aufbauen.

Im 1. Brief an die Gemeinde in Korinth (9,1 u. 15,8) sowie im Brief an die Galater (1,12 – 16) erwähnt der Apostel – ohne jedoch näher darauf einzugehen –, dass sich Jesus Christus ihm in einer Erscheinung offenbart habe. Er hält sich für den Letzten der Augenzeugen, denen Jesus nach seiner Auferstehung erschienen ist. Darin erkennt Paulus seine Berufung, nämlich als „Apostel“ des Herrn („Bote“ oder „Gesandter“) missionarisch tätig zu werden und das Wort Gottes zu verkünden. Der Apostel-Begriff wird für ihn zu einer Art Berufsbezeichnung, mit dem er sich in den christlichen Gemeinden „ausweist“ und sich von selbsternannten oder falschen Predigern und Aposteln unterscheidet. Sein Handeln wird durch den an ihn direkt ergangenen Auftrag des Herrn legitimiert. Und das gilt noch entschiedener für die Zwölf Apostel, die von Jesus persönlich für die Nachfolge bestimmt wurden und an deren Seite Paulus stehen möchte.

Zugleich ringt er mit seinen Zweifeln. Im 1. Brief an die Korinther kommt er zwei Mal darauf zu sprechen. „Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen? Seid ihr nicht mein Werk im Herrn? Wenn ich für andere kein Apostel bin, bin ich es doch für euch. Ihr seid ja im Herrn das Siegel meines Apostelamtes“ (1 Kor 9,1 – 2). An anderer Stelle des Briefes benennt Paulus diejenigen, welchen wie ihm eine Erscheinungserfahrung zuteilwurde. Christus „ist am dritten Tag auferweckt worden, gemäß der Schrift, und erschien dem Kephas, dann den Zwölf. Danach erschien er mehr als fünfhundert Brüdern zugleich; die meisten von ihnen sind noch am Leben, einige sind entschlafen. Danach erschien er dem Jakobus, dann allen Aposteln. Als Letztem von allen erschien er auch mir, dem Unerwarteten, der, Missgeburt’. Denn ich bin der Geringste von den Aposteln; ich bin nicht wert, Apostel genannt zu werden, weil ich die Kirche Gottes verfolgt habe. Doch durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin, und sein gnädiges Handeln an mir ist nicht ohne Wirkung geblieben“ (1 Kor 15,4 – 10).

Ergänzend ist anzumerken, dass „Lukas“ dem Missionar Paulus den Aposteltitel vorenthält. „Das geschieht selbstverständlich nicht, um Paulus zu degradieren.“37 Das Apostelamt soll vielmehr alleinig mit den Zwölf Aposteln und der Mutterkirche in Jerusalem verbunden bleiben.38 Und nebenbei bedeutet das auch, dass der Verfasser der Apostelgeschichte, wie oben schon erwähnt, Paulus nicht gekannt hat. Denn „ein Mann, der Titel und Würde eines Apostels ausschließlich den Zwölfen reserviert und dem Paulus konsequent verweigert, obwohl Paulus den Apostolat für sich beansprucht und verteidigt hat, kann kein Begleiter des Paulus gewesen sein.“39

Im Übrigen blieb Paulus nicht blind. Ein Jünger namens Hananias in Damaskus hatte nämlich durch eine Vision den Auftrag bekommen, Paulus zu suchen. „Der Herr sagte zu ihm: Steh auf und geh zur sogenannten Geraden Straße, und frag im Haus des Judas nach einem Mann namens Saulus aus Tarsus“ (Apg 9,10 – 11). Aber Hananias ängstigte sich, weil dem Pharisäer Paulus so viel Böses nachgesagt wurde. Schließlich tat er, nach einer göttlichen Ermahnung, wie ihm geheißen, und betrat das Haus des Judas. Dort legte er Paulus segnend die Hände auf: „Bruder Saul, der Herr hat mich gesandt, Jesus, der dir auf dem Weg hierher erschienen ist; du sollst wieder sehen und mit dem Heiligen Geist erfüllt werden. Sofort fiel es wie Schuppen von seinen Augen, und er sah wieder; er stand auf und ließ sich taufen“ (Apg 9,17 – 18). Ja, und „nachdem er etwas gegessen hatte, kam er wieder zu Kräften“ (Apg 9,19) – wie es sich für eine ordentliche Vesper gehört.

Lebensdaten

Zw. 5 u.10: Saul/​Paulus wird in Tarsus (Kleinasien) geboren

Vor 30: Jüdisch-religiöse Ausbildung (eventuell in Jerusalem) sowie eine Ausbildung zum Zeltmacher

30: Kreuzigung Jesu in Jerusalem

Vor 33 bis um/​nach 33: Paulus geht als Pharisäer gegen die Judenchristen vor (besonders in Damaskus)

Um 33: Steinigung des Stephanus

Um/​nach 33: Bekehrungserlebnis vor Damaskus

Nach 33 bis um 35: Paulus unter anderem in Damaskus

Um 35 Erstes Treffen mit dem Apostel Petrus in Jerusalem (15 Tage)

Um 45 bis 47: 1. Missionsreise: Zypern und Kleinasien

48/​49: Apostelkonzil in Jerusalem (Paulus trifft Petrus dabei erneut); danach Konflikt mit dem Apostel Petrus in Antiochia

49 – 50: 2. Missionsreise: Syrien, Kleinasien, Makedonien

50 – 52: Apostel Paulus in Korinth

52 – 54/​55: 3. Missionsreise: Ephesus, Makedonien, Kleinasien, Cäsarea

57: Apostel Paulus in Jerusalem

57 – 59: Apostel Paulus in Cäsarea

Um 60: Ankunft in Rom

63/​64: Hinrichtung des Apostels Paulus unter Kaiser Nero in Rom

Der ruhige und der unruhige Gott

Aurelius Augustinus (354 – 430)

„Unruhig ist unser Herz, bis es ruhet in dir.“40

Dieses schöne Wort aus dem Buch „Bekenntnisse“ des heiligen Augustinus, das dieser an Gott gerichtet hatte, wird seither gern auf das Phänomen der Liebe allgemein übertragen: Liebe sei ein „Ruhen im Herzen des Anderen“. Der Satz kann wohl als eine der schönsten Formulierungen gelten, die jemals über die Liebe gefunden wurde. Und die „Bekenntnisse“ enthalten noch viele weitere solcher Sätze, ja das ganze Buch gilt als eine „Sternstunde der Philosophie“ überhaupt.41 Hier wird wohl erstmals in der Geschichte der Menschheit jedem Leser eine ehrliche Auseinandersetzung mit dem eigenen Lebensweg, dem tiefsten Inneren und eine ganz persönliche Begegnung mit Gott nahegebracht, weshalb man über Augustinus’ Biographie außergewöhnlich gut Bescheid weiß.

Dabei stand dem Autor der Sinn in seiner frühen Jugend meist nach ganz andern Dingen, obwohl ihm die Auseinandersetzung mit Gott gleichsam in die Wiege gelegt worden war. Diese Wiege befand sich am 13. November des Jahres 354 nach Christus in Thagaste in Nordafrika, dem heutigen Souk Ahras in Algerien. Augustinus’ Mutter, die heilige Monica (331 – 387), war eine begeisterte Christin und erzog ihren ältesten Sohn im Sinne dieses Glaubens, ließ ihn aber nicht gleich taufen. „Nichts ist fern von Gott, es ist auch nicht zu fürchten, dass er beim Ende der Welt nicht wüsste, wo er mich erwecken soll.“42 Mit diesen Worten der Zuversicht aus dem Mund seiner Mutter – als Antwort auf die Frage, wo sie dereinst beerdigt sein wolle – belegte er deren tiefen Glauben.

Sein heidnischer Vater, der begüterte römische Beamte Patricius, soll keine besondere Rolle für Augustinus gespielt haben, ebenso wenig wie sein Bruder Navigius und seine Schwester Perpetua. Vielleicht wurde ihm durch den Vater immerhin das Bewusstsein von der damals noch festen geistigen Klammer des Römischen Reichs vermittelt, welche noch einige wenige Jahre den Rahmen für die gesamte damalige „Welt“ abgab. In diesem Reich hatte schon 313 die „Konstantinische Wende“ stattgefunden, durch die das Christentum erst zu einer geduldeten Kirche wurde und 380 zur Staatsreligion erhoben werden konnte – was in einem sehr rechtsbetonten Staatssystem, wie dem römischen, im Grunde überlebenswichtig war.

Augustinus soll der Begabteste in der Familie gewesen sein43, weshalb man ihn – nach dem Elementarunterricht in Thagaste – nach Madaura auf die Rhetoren- bzw. Grammatikschule schickte. Mit sechzehn Jahren zog Augustinus dann nach Karthago, wo er Rhetorik studierte.

Die dortige Schule, die man im Rückblick als „Hochschule“ bezeichnen könnte, betrachtete er später in seinen „Bekenntnissen“ recht abfällig und schonte auch sich selber nicht mit Kritik: „[…] dort wollte ich glänzen, um so ruhmreicher, je gewandter ich das Recht verdrehen würde. So groß ist die Verblendung der Menschen: Sie rühmen sich noch ihrer Verblendung. Und schon galt ich was in der Schule des Rhetors und freute mich dessen höchlich und schwoll von Selbstgefühl“.44

In Karthago hatte er auch eine Konkubine, also eine zeitweise Lebensgefährtin, mit der er nicht verheiratet war, die ihm aber einen Sohn schenkte, den sie Adeodatus nannten. „Ich hatte in diesen Jahren geschlechtlichen Umgang mit einer einzigen, nicht in einer Ehe, die man gesetzmäßig nennt – die schweifende Brunst, der Besonnenheit bar, hatte sie aufgespürt –, immerhin nur mit der einen“.45

Laut seinen „Bekenntnissen“ lernte er dadurch auch den Unterschied zwischen einer ehelichen Bindung, „die man der Zeugung wegen eingeht, und einem Abkommen zum geschlechtlichen Liebestausch“.46 Worin der Unterschied genau besteht, verriet er hier allerdings nicht. Sein Interesse galt also in seiner Jugend vorrangig seinem „Selbstgefühl“.

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