Kitabı oku: «Traumzeit – auf den Spuren des Jakobus», sayfa 2

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2.Tag: Faro, 20. August

Der nächste Morgen bringt mir zunächst nichts Neues. Als ich wiederum am Flughafen anrufe, weiß man noch nichts Neues, also warten, unsicher, wie es weitergehen soll.

So schlendere ich durch die Altstadt, hole mir Tipps für die weitere Reise in der Touristeninformation und besichtige die alten Gassen, die sich rund um die Stadtmauer befinden, die mit mindestens sechs Metern Höhe sehr imposant ist. Die Altstadt ist doch größer, als ich gedacht habe, und so gibt es Vieles zu entdecken. Winkelige Gassen, mit gemustertem, abgetretenem Kopfsteinpflaster umlegt, so dass der Mensch auf krummem und unebenem Untergrund die Häuser, die überwiegend gut erhalten sind, bewundern kann. Altertümliche Laternen runden dieses Bild ab.

Schließlich erreiche ich die Kathedrale, die mächtig den Vorplatz überragt. Hier kostet der Besuch drei Euro Eintritt, eröffnet jedoch die Möglichkeit, mit 78 Stufen auf den Glockenturm zu steigen. Von dort bietet sich eine phantastische Aussicht auf die Stadt Faro, auf das angrenzende Naturschutzgebiet und auf das Meer, das azurblau im Sonnenlicht glitzert. Ein Blick nur zum Träumen, in jeder Richtung schön. Das Innere der Kirche ist in meinen Augen nicht absolut sehenswert, da hier mehrere goldüberzogene Altäre mit Kacheldekoren im Wechsel stehen. Diese Kombination der Materialien ist für mich ungewohnt und auf jeden Fall befremdlich. Das Museum der Kathedrale zeigt sakrale Gegenstände und Kleidungsstücke, die durch ihre kunstvollen Applikationen auffallen.

Hier in dieser Kathedrale von Faro bekomme ich nun meinen ersten Pilgerstempel, der mir in zweifacher Variante liebevoll im Nebenraum der Kirche präsentiert wird. Diese Pilgerstempel dienen mir als Nachweis, dass ich meine vorgesehene Strecke auch zurückgelegt habe, wobei der Pilgerpass zudem die Möglichkeit bietet, später in Pilgerherbergen zu übernachten. Diesen Pilgerpass hatte ich mir bereits in Deutschland per Internet bestellt, so dass ich ihn bereits mit auf meine Reise nehmen konnte. Da dieser Stempel vom Pastor erst gesucht werden muss, bin ich mir sicher, dass dieser hier nicht allzu häufig an Pilger vergeben wird.

So allmählich gehe ich auf mein Zimmer zurück und telefoniere wieder nach meinem verlorenen Rucksack. Nun kommt für mich die größte Überraschung: Er ist da und inzwischen auf dem Weg zu meiner Pension! Offensichtlich war er in Palma verkehrt weitergeschickt worden, so dass er heute Morgen bereits von Ibiza zurückreisen musste. Mir fällt ein Stein vom Herzen, denn nun habe ich wieder die Hoffnung, dass meine Reise – wie geplant – vonstattengehen kann. Und wirklich, eine halbe Stunde später wird mein vermisster Rucksack angeliefert. Zuerst muss ich kontrollieren, ob es auch der Richtige ist. Er ist es, jedoch fehlen meine Walking-Stöcke komplett. Diese sind offensichtlich bei dem ganzen Durcheinander auf der Strecke geblieben. Außerdem vermisse ich noch ein paar weitere Kleinigkeiten, unter anderem meine Trinkflaschen und meine Tempotaschentücher, die offensichtlich den Mehrfachtransport nicht überlebt haben. Trotz allem bin ich froh, sehr sogar, und kann nun wieder in Ruhe planen.

So erstehe ich nach vielem Nachfragen und einer endlosen Suche in der Stadt in einem Laden für Gesundheitsartikel das einzige Paar Walking-Stöcke, das es dort gibt. Um den Preis zu berechnen, benötigt die Verkäuferin sage und schreibe zwanzig Minuten. Offensichtlich gehen die Uhren hier in Portugal anders als in Deutschland.

Den Abend verbringe ich wieder spazieren gehend in der Altstadt, die in einem unwirklichen Lichterglanz in gedämpfter Beleuchtung liegt. Schließlich finde ich ein gemütliches Lokal zum draußen Sitzen, in das ich einkehre. Dort genieße ich den guten, schweren, dunkelroten portugiesischen Rotwein, erfreue mich an der lauen Luft und an netter Gesellschaft. Denn am Nachbartisch sitzt eine Familie mit zwei kleinen Kindern, mit denen ich auf Englisch ins Gespräch komme. Es wird gelacht und geredet und im Nu ist es so spät, dass ich mit etwas Mühe, mich nicht zu verlaufen, in der Dunkelheit mein Zimmer wiederfinde.

3.Tag: Faro – Praia de Faro (7 km) – Albufeira (ca. 60 km), 21. August

Heute reise ich weiter. Um zum Strand von Faro, der ca. sieben Kilometer von der Stadt entfernt liegt, zu kommen, kann ich mit dem Bus oder mit dem Schiff fahren. Von meinem Zimmer aus laufe ich nur zehn Minuten bis zum Schiffsanleger, löse für 1,50 Euro eine Fahrkarte, sortiere meinen Riesenrucksack und mich zwischen die anderen Badegäste, die schon in ihrer Strandkluft auf dem Boot Platz genommen haben. Viele Familien mit kleinen Kindern, aber auch frisch verliebte, turtelnde junge Pärchen sitzen erwartungsvoll da, um später den Strand zu genießen.

Mit zehn Minuten Verspätung fährt das Schiff los, um sich langsam und behäbig einen Weg durch die Wasserstraßen des Naturschutzgebietes zu bahnen. Möwen schreien und die Luft duftet nach Salz. Ein kräftiger Wind weht vom Meer her, so dass der Sonnenschein herrlich warm, aber nicht zu heiß ist. Weiter tuckert das Boot zwischen den Kanälen entlang, bis es nach einer knappen halben Stunde in „Praia de Faro“, dem Strand von Faro, anlegt.

Alle steigen aus und im Nu bin ich umzingelt von Touristenmassen jeden Alters, von Unmengen von Autos, die parken oder sich in rasantem, unheimlichem Tempo durch die Touristenströme hindurchschieben. Ich sehe wieder brackiges Wasser und wenig Sand, als ich den Fußweg, der mindestens zur Hälfte mit Autos zugeparkt ist, entlanggehe. Sollte das hier alles an Strand sein? Schließlich fällt mir auf, dass viele Kinder in eine andere Richtung laufen, und wirklich, auf der anderen Straßenseite, hinter einem deichartigen Wall befindet sich das Meer, das von der Straße aus gar nicht zu sehen war. Glitzernde Schaumkronen in gleißender Sonne, ein Puderzuckersand in hellem Weiß, wie er schöner nicht sein kann – und ich stehe hier, mit meinem Rucksack beladen – und suche ein Quartier. Nach mehreren Nachfragen und vielen vergeblichen Versuchen weiß ich, dass es hier keine Privatquartiere gibt, dass Pensionen ausgebucht sind und dass das Hotelzimmer 50,00 Euro kosten soll. Ich bin sprachlos, denn das hätte ich so nicht erwartet. Ich halte mit mir selber Krisenrat und muss so völlig umdisponieren. Mit einer gewissen Enttäuschung entscheide ich mich, für 1,60 Euro wieder mit dem Bus zurück nach Faro zu fahren, da ich hier so nicht weiterkomme. Inzwischen ist es Mittag und die Sonne brennt vom Himmel, es sind mindestens 35 Grad Celsius im Schatten und in der Sonne entsprechend mehr. Ich bin deprimiert und enttäuscht, denn so hatte ich mir den Beginn meiner Pilgerreise eigentlich nicht vorgestellt.

Vom Busbahnhof aus habe ich jedoch Glück und kann sofort mit dem nächsten Bus weiter Richtung Albufeira fahren. Ich verstaue mein Gepäck unterhalb der Bussitze und sause los, um mir am Schalter eine Fahrkarte zu holen, in der Hoffnung, dass der Busfahrer so lange wartet, bis ich wieder da bin. Am Fahrkartenschalter spricht die Dame englisch, ich zahle für meine Fahrkarte 3,80 Euro und muss mehrmals nachfragen, weil ich nicht verstehe, was die Dame von mir will. Schließlich wird es mir klar, sie wollte wissen, wann ich fahren will, sofort, schnell, und ich renne los, um meinen Bus noch zu erwischen. Und wirklich, es klappt, ich sitze Schweiß überströmt im Bus und bin froh, diese Hürde genommen zu haben.

Der Bus durchquert Faro, hält noch diverse Male und fährt dann über die Autobahn ca. sechzig Kilometer nach Albufeira. Ich bin müde, nicke immer wieder ein, bis ich schließlich aufwache, als der Bus den Busbahnhof von Albufeira erreicht hat. Auf geht es, ich nehme mein Gepäck und wandere in glühender Hitze – es ist erst 15.00 Uhr – in Richtung Zentrum. Nach fast vierzig Minuten Fußmarsch durch Vororte und Villengebiete erreiche ich das Zentrum und denke, ich sei auf einem Jahrmarkt gelandet. Die Stadt ist und alle Lokale sind brechend voll von Touristen und demnach heißt es überall in den Pensionen „completo“, also ausgebucht. Ich bin völlig ratlos, verzweifelt, verschwitzt und erledigt.

Letzter Ausweg: Touristeninformation. Und wirklich, drei Straßen weiter finde ich diese, erhalte dort eine Liste mit möglichen Unterkünften und eine Empfehlung, wo ich es zuerst versuchen sollte. So erreiche ich die erste Pension, die mir empfohlen wurde, und soll 30,00 Euro zahlen. Nun gehe ich zwei Häuser weiter und soll schon 40,00 Euro zahlen, also zurück zur ersten Pension. Jedoch inzwischen ist mein „Fastzimmer“ weg, ein Herr steht an der Rezeption und hat gerade dieses letzte Zimmer gebucht. Nun reicht es mir, ich bin völlig erschöpft und brauche eine Lösung, schnell. So rufe ich in einer weiteren Pension an und dort ist ein Zimmer frei, kostet jedoch 35,00 Euro, allerdings mit Frühstück und ich bekomme es nur, wenn ich mindestens drei Tage bleibe. Mir ist inzwischen alles egal, ich nehme es und bin zehn Minuten später vor Ort.

Nun findet hier wieder ein umständliches Eincheckritual statt: Ausweis vorzeigen, kopieren lassen und dann natürlich Bargeld, sofort. Das Ganze wird von einer unfreundlichen, hochnäsigen Dame mittleren Alters gemanagt, die ziemlich herablassend meine Aufmachung mustert. Damit muss ich wohl leben, dass ich nach sechsstündiger Reise in brüllender Hitze keinen attraktiven, gepflegten Eindruck mehr hinterlasse.

Mein Zimmer liegt im zweiten Stock, ist sauber und schön und ich mache Pause, ganz viel und ganz lange. Danach zieht es mich an den Strand und in den Ort, ich laufe herum und mache Fotos von Felsenklippen am Meer, von zuckerweißen Häusern über dem Meer, vom „Jahrmarkttreiben“ im Ort. Schön, ich bin erst einmal wieder angekommen, habe Zeit, mich umzusehen und weiter zu planen.

In der Kirche, die hoch auf dem Berg liegt und nur durch viele Treppenstufen zu erreichen ist, erhalte ich meinen nächsten Pilgerstempel. Auch hier muss man den Stempel erst heraussuchen, also Pilger findet man hier offensichtlich nicht viele, was ich bei diesen Preisen auch gut verstehen kann. Als die Sonne untergeht, wird es am Meer kühler, jedoch ist es in den Häuserzeilen immer noch angenehm warm.

Gegen 20.00 Uhr sind die Restaurants wieder gefüllt, die Menschenmassen sind auf den Laufstraßen, um sich zu zeigen und um an den vielen Ständen und Geschäften herumzuschauen. Ich sitze im Lokal draußen beim Cocktail, sehe den vorbeiströmenden Massen zu, begutachte die Bäuche der Urlauber, die zum Teil wirklich sehenswert sind. Neben mir nimmt eine englisch sprechende Familie mit zwei Töchtern Platz, so dass ich auch jetzt wieder Zeit zum „Small Talk“ habe. Aber immerhin, ich übe weiter an meinem Englischwortschatz und habe einen entspannten, netten Abend.

Als ich schließlich in mein Zimmer gehe, bin ich richtig müde und möchte nur noch eines, schlafen.

4.Tag: Albufeira, 22. August

Ein neuer Tag, schon beim Wachwerden streichelt mich die Sonne. Es gibt Frühstück in meiner Pension, nicht so üppig, aber reichlich genug, so dass ich sehr zufrieden den Tag beginne. Danach geht es zum Strand und dort auf Entdeckungsreise: Ein endlos langer Sandstrand, mit Felsen in allen möglichen Formen und Größen verziert, dazwischen kleine Nischen und kleine Seen mit warmem Wasser. Das Meer an sich, durch das ich laufe, ist kalt, sehr kalt, sicher nicht wärmer als an unserer heimischen Ostsee. Jedoch ist das Wasser klar und sauber und es gibt Muscheln, auch große, die meinem Pilgersymbol entsprechen. Es sind also Muscheln, die in der Form der Jakobsmuschel zu sehen sind, recht groß und ebenmäßig weiß. Dieses ist also das natürliche Vorbild der stilisierten Jakobsmuschel, die als Kennzeichnung des Jakobsweges Verwendung findet. Dazu gibt es mehrere Geschichten, in denen Jakobus einen Ertrinkenden rettet und dieser dann, von mehreren Jakobsmuscheln bedeckt, aus dem Wasser herausgezogen wurde.

In meiner Pension habe ich mir für diese Strandtage einen Safe für 2,50 Euro pro Tag mieten können, so dass ich mich am Strand ganz entspannt bewegen kann. Um 10.00 Uhr füllt sich der Strand rasend schnell, die Leute liegen eng bei einander und für mich ist das fast zu viel Nähe. Ich bleibe jedoch, bis es gegen Mittag sehr heiß wird, und entscheide mich dann für eine längere Siesta, um am Nachmittag meine Sightseeing-Tour durch Albufeira und am Strand fortzusetzen.

Hinter einem Pilgerstempel für den heutigen Tag brauche ich nicht herzulaufen, da ich diesen an der Rezeption meiner Pension problemlos bekomme.

Als ich gegen 15.30 Uhr wieder auf die Straße trete, ist es noch immer glühend heiß. Ich wandere heraus bis ans Meer, ca. zehn Minuten bergab, und sitze auf der noch fast menschenleeren Promenade und esse dort eine Kleinigkeit. Die Menschenmassen sind noch am Strand, doch nur wenige baden, das Wasser ist wohl anderen auch zu kalt. Ich schlendere weiter am Strand, am Meer entlang, sitze draußen im Lokal, die Füße im Sand, und beobachte, wie die Sonne immer tiefer geht und das Meer und seine Umgebung in ein unwirkliches Licht taucht. Schließlich färbt sich der Himmel streifenrot mit rosa Wattewölkchen, die Lichter Albufeiras beginnen in der untergehenden Sonne zu leuchten. Das Meer rauscht im seichten Wind, es riecht nach Salz und Meer, meine Füße fühlen den kühlen Sand. Ich blicke auf das Meer, das sich anschickt, schlafen zu gehen, als gegen 21.00 Uhr die Sonne untergeht und der dunkelnde Himmel das Meer mit einem grauschwarzen Tuch zudeckt.

Nun wird es kühler, der Wind hat fast aufgehört und ich mache mich auf den Weg zurück zum Ort Albufeira. Mein Weg führt mich noch eine Viertelstunde am Strand entlang, bis ich die bunten, vollen und lauten Straßen Albufeiras erreiche. Das ist fast frustrierend, aus der wundersamen Abendstimmung in den Kulturschock der Ferienmetropole einzutauchen. Hunderte von Menschen laufen, in Abend- und Freizeitgarderobe gestylt, in den engen Gassen der Altstadt herum, sitzen auf der Piazza, füllen die Restaurants und stöbern in den noch offenen Ladenzeilen oder an den zu Hunderten aufgebauten Ständen herum. Da kann ich bei weitem nicht mithalten, denn meine Kleidung ist – meinem Rucksack entsprechend – sportlich praktisch, und kaufen kann und will ich nichts, da ich alles transportieren müsste. Zudem bin ich völlig erschlagen von der Fülle um mich herum, so dass ich entscheide, einen Internetzugang aufzusuchen, um eine Mail nach Hause zu schicken.

Diese Möglichkeit finde ich kostengünstig in einem Hotel in der Innenstadt, zahle für zehn Minuten einen Euro und freue mich, dass ich das geschafft habe. Danach stürze ich mich wieder in das Getümmel, um nach knappen fünf Minuten festzustellen, dass ich meinen Fotoapparat am PC im Hotel vergessen habe. Voller Panik rase ich zurück, um mich mehrmals zu verlaufen. Schließlich finde ich das Hotel doch wieder. Am PC sitzt eine junge Frau, die auch schon bemerkt hat, dass dort neben dem PC eine Digitalkamera liegt. Ich bin erleichtert und glücklich, als ich meine verloren geglaubte Kamera wieder in der Hand halte. Das wäre aber ein Pech gewesen, wenn ich all die Fotos, die ich schon gemacht habe, verloren hätte, und auch künftig nichts mehr hätte im Bild festhalten können!

Plötzlich laufe ich mitten auf der Straße einem Pilgerbekannten aus Faro in die Arme, der mich dort bei der Suche nach meinem vermissten Rucksack unterstützt hatte. Wir sitzen zusammen bei Rotwein und Selters und tauschen Neuigkeiten und weitere Pläne aus. Auch er ist von der Algarve enttäuscht, da es hier nicht möglich ist, mit dem Rucksack längere Strecken zu laufen. Es gibt keine Fußwege zwischen den Orten und Städten und kein Pilger möchte an Autobahnen oder Schnellstraßen entlanglaufen. Auch sind die Wege zu den weiter abliegenden Stränden kaum zu Fuß erreichbar, denn sie führen alle durch Stadtbereiche, so dass man mitten durch die Städte laufen müsste, immer im dicksten Straßenverkehr. So sind wir der gleichen Meinung, dass die Algarve nur per Bus zu bewältigen ist. Schade, wo ich mich doch eigentlich als Fußpilger angemeldet hatte! Wir verbringen den Abend mit der Aussicht, eventuell am Sonntag gemeinsam per Bus weiter zu reisen.

5.Tag: Albufeira – Praia da Falesia (12 km), 23. August

Heute habe ich andere Pläne. Nach einem guten und reichhaltigen, mit viel Obst kredenzten Frühstück in meiner Pension möchte ich heute zum „Praia de Falesia“, dem Felsenstrand, der sich etwa sechs Kilometer östlich von Albufeira befindet. Jedoch ist es nicht ganz einfach, dort hinzukommen, und so entschließe ich mich, mir ein Taxi zu leisten, das mich dort innerhalb von zwanzig Minuten und mit 13,40 Euro Fahrgeld hinfährt. Die Fahrt ist abenteuerlich, da sie immer durch neue Stadtteile führt und mein Taxifahrer sich zwar gut auskennt, aber sehr rasant fährt.

Schließlich erreiche ich den „Felsenstrand“, und was ich dort sehe, lässt mich nur staunen: Über eine Strecke von sechs Kilometern Länge erhebt sich eine Steilküste aus rot-weißen Steinwänden, die in so unterschiedlichen Formen zu sehen sind, dass ich aus dem Staunen nicht herauskomme. Die Hänge sind manchmal ein wenig mit Agaven, Grassoden oder Mittagsblumen, die leider zurzeit nicht mehr blühen, bewachsen, sind aber sonst kahl. Die Felsen geben ein Abbild von Tropfen, die mir aus Tropfsteinhöhlen bekannt sind, haben Furchen, die vom Meer glatt gespült wurden, bilden Zuckerhüte und Gesichter in allen möglichen Rotfarben bis hin zum Weiß- oder Rosaton.

Ich laufe fast drei Stunden staunend am Strand entlang, mache viele Fotos und kann kaum glauben, was ich dort sehe. So imposant, mächtig und vielfältig ausgestaltet hätte ich mir das alles nicht vorgestellt. Dazu gibt es einen traumhaft schönen, weißen Sandstrand, der weitaus weniger von Menschen bevölkert ist als in Albufeira, vielmehr ist dieser Strand streckenweise sogar fast menschenleer. Hier kann ich gut meinen Tag verbringen und Kraft sammeln, bevor ich morgen weiterreisen will.

Gegen Mittag wird es sehr warm, so richtig heiß, ich kühle mich im jetzt nicht mehr ganz so kalten Meer, das heute eine herrliche Brandung hat, ab und erfrische mich mit meiner mitgebrachten Melone am Strand. Immer wieder geht mein Blick zu den Steilhängen dieser farbenfrohen und riesigen Steilküste, die in jahrhundertelanger „Arbeit“ vom Meer und von der Witterung in diese Form gebracht wurde. Immer wieder sind Teile dieser Steilküste mit Netzen abgehängt, damit herabfallende Gesteinsbrocken die Badegäste nicht gefährden sollen. Auch ist in größeren Abständen immer wieder ein Warnschild vor herabfallenden Felsen aufgestellt worden.

Gegen 15.00 Uhr denke ich an die Rückfahrt und muss scheinbar endlos weit laufen, bis ich die Bushaltestelle nach Albufeira nach mehrmaligem Nachfragen finde. Um Geld zu sparen, will ich den Rückweg unbedingt mit dem Bus antreten. Jedoch muss ich auf dem Fahrplan lesen, dass der Bus Samstag, Sonntag und an Ferientagen erst in fast zwei Stunden fährt. Solange will ich einfach nicht mehr warten und so entscheide ich, zur Rezeption des Hotels, vor dem sich die Bushaltestelle befindet, zu gehen, mit der Bitte, dass dort für mich ein Taxi bestellt wird. Dieses ist dann auch fünf Minuten später da und bringt mich – nun für einen erheblich günstigeren Preis – ins Zentrum von Albufeira zurück. So hat sich meine Laufstrecke zur Bushaltestelle wenigstens bezahlt gemacht.

In Albufeira kenne ich mich inzwischen gut genug aus, dass ich problemlos mein Zimmer finde. Wie schnell man sich doch in einer neuen Umgebung einleben kann! Aus mir rieselt überall der feinkörnige Sand der Algarve, so dass ich als erstes duschen muss. Völlig verschwitzt und müde von der Hitze ist auch für mich eine Zeit zum Ausruhen notwendig. Ich merke sehr genau, dass ich in dieser Hitze nicht normal belastbar bin, was sich morgen mit Gepäck noch wieder verstärken wird. Heute jedoch hat sich dieser, wenn auch nicht ganz billige, Ausflug für mich jedenfalls sehr gelohnt, ich bin immer noch ganz voll von meinen neuen Eindrücken.

Den Abend verbringe ich noch einmal für kurze Zeit im Zentrum von Albufeira. Überall gibt es Musik und alle Touristen der Algarve scheinen unterwegs zu sein. Nachdem ich etwas gegessen habe, wird mir dieses wuselige Treiben schon wieder zu viel. Ich gehe auf mein Zimmer und genieße den restlichen Abend in Ruhe dort. Diese Rückzugsmomente sind für mich sehr wichtig, denn immer nur mit so vielen Menschen zusammen zu sein, bereitet mir Probleme. So bin ich auch nicht froh darüber, dass meine Pilgerreise hier an der Algarve noch nicht so recht beginnen kann, denn aufgrund der fehlenden Fußwege kann ich nicht von Ort zu Ort laufen.

Ich sehne mich wieder nach der Einsamkeit, die ich im letzten Jahr auf meiner Reise von Pamplona nach Santiago de Compostela so sehr genossen habe.2 Zeit für mich, für meine Gedanken, Dasein in der Natur, vieles davon opfere ich zur Zeit meiner Neugier, die Landschaft der Algarve kennenzulernen. Dafür zahle ich den Preis, dass ich von Touristenmassen förmlich erschlagen werde. Auch wenn der ursprüngliche Pilgerweg von Faro über Lagos nach Lissabon und dann weiter nördlich Richtung Santiago de Compostela verläuft, kann sich hier im südlichen Portugal kaum jemand mit dem Pilgergedanken anfreunden.

Vielmehr ist es mir heute nicht einmal gelungen, einen Pilgerstempel zu bekommen, denn, als ich vom „Felsenstrand“ zurückkam, hatte das Postamt bereits geschlossen und andere Möglichkeiten konnte ich trotz mehrmaligem Herumfragen nicht finden. Auf meine Nachfrage in verschiedenen Gaststätten usw. ist mir überall Unverständnis begegnet. Also, kein Stempel für den 23. August!

In früheren Zeiten, als es keine Autos gab, war es sicherlich möglich, auch diesen Weg an der Algarve zu belaufen, bevor der Mensch so viel Lebensqualität dem Auto opferte, das in den Orten sogar in den Fußgängerzonen und auch sonst in den Verbindungsstraßen stört und diese für Fußgänger nahezu unpassierbar macht. Das Pilgern ist demnach nur in Teilen der Länder möglich. Hier müsste die portugiesische Regierung sicherlich im Hinblick auf den Caminho Portugues zur aktiven Verbesserung des Weges ihren Beitrag leisten. Befremdlich war für mich auch, dass hier im Süden Portugals die Mehrzahl der Menschen nicht einmal mit der Frage nach dem Pilgerweg etwas anfangen konnte. Dieses erklärt auch meine Schwierigkeit, die ich hier nahezu täglich hatte, einen Pilgerstempel für meinen Pilgerpass zu erhalten.

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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
261 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9783960085638
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