Kitabı oku: «Dein Hund - Deine Chance»
Anna Meißner
Dein Hund - Deine Chance Wie wir mit unseren Hunden persönlich wachsen
Inhalt
1. Um was es geht und für wen dieses Buch ist?
Warum es dieses Buch braucht
Was dieses Buch mit dir machen wird
2. Raus aus der Endlosschleife
Jeder bekommt den Hund, den er braucht
Was haben die Probleme mit deinem Hund mit dir zu tun?
Woran du erkennst, dass du in der Endlosschleife steckst
Du musst keine schlafenden Hunde wecken
Triff eine Entscheidung!
3. Wie du mit deinem Hund persönlich wachsen kannst
Deine Abenteuerreise mit Hund
Dir selbst auf die Spur kommen
Sehnsucht Hund
Hör auf dein Hundeherz
Achte auf dich genauso, wie du auf deinen Hund achtest
Hundefutter für die Seele
Leinenfreiheit für dich
Lass uns mit dem Chaoshund spielen
Schluss mit dem Methodenkrieg: Mach es auf deine Art!
Das Geheimnis einer wundervollen Freundschaft
4. Hund gut, alles gut?
Happy End mit Traumhund
Wie soll das am Ende ohne Hund gehen?
Dank Chaoshund
Impressum
Bibliografische Informationen der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN: 978-3-95693-035-5
Coverabbildung: © Aleutie / Shutterstock
http://fredundotto.de/
© Copyright: FRED & OTTO – der Hundeverlag / 2016/17
www.fredundotto.de Alle Rechte, auch die des Nachdrucks von Auszügen, der fotomechanischen und digitalen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten.
1. Um was es geht und für wen dieses Buch ist?
Bevor du dir dieses Buch kaufst oder es liest, will ich hier einmal klarstellen, für wen ich es geschrieben habe und was du davon erwarten kannst. Hier kannst du ganz leicht prüfen, ob wir bzw. das Buch und du zusammen passen.
Dieses Buch ist für dich, ...
wenn du erkannt hast, dass du der Schlüssel zu einer liebevollen Mensch-Hund-Beziehung bist.
wenn du lernen möchtest, wie du dich in schwierigen Situationen mit deinem Hund selbst mental unterstützen kannst.
wenn du manchmal denkst: „Der einzige, der mich wirklich versteht, ist mein Hund!“
wenn du den Themen, die dein Hund dir spiegelt, auf die Spur kommen möchtest.
wenn du dir nicht mehr die Leine aus der Hand nehmen lassen und stattdessen mutig und klar deinen Weg gehen möchtest.
wenn du gerne berührende Geschichten von Menschen und ihren Hunden liest.
wenn du dich davon inspirieren lassen möchtest, wie Hunde ihren Menschen eine einzigartige Chance bieten, persönlich zu wachsen.
Warum es dieses Buch braucht
If you want to change, get angry!
Wenn du etwas (ver-)ändern möchtest, spüre deinen Zorn!
Ein Leben mit Hund kann manchmal echt zur Herausforderung werden. Mit Hund hat man nicht nur einen treuen Partner fürs Leben, sondern auch permanent ein Konfliktpotential an der Leine. Im Bemühen, dieses Konfliktpotential in tolerierbare Bahnen zu leiten und einen gesellschaftsfähigen Hund zu formen, habe ich als engagierte Hundehalterin die Hundeschule vom Welpenalter an besucht, nach der passenden artgerechten Auslastungsmethode gesucht, kynologische Fachbücher stapelweise gelesen und über die Zeit diverse Hilfsmittel (Leinen in unterschiedlichen Längen, Halsbänder mit und ohne Zugstopp, Geschirre, Klicker, Leckerli, Spielzeug, usw.) gesammelt. Damit hätte ich mittlerweile theoretisch und praktisch die Qualifikation zur Hundetrainerin erreichen können und trotzdem gelang es mir nicht, manch unerwünschtes Verhalten meines Hundes aus der Welt zu räumen. Das wäre auch nicht weiter schlimm gewesen, wenn es sich nicht immer wieder so angefühlt hätte, als würde sich in mir ein großes schwarzes Loch auftun. Irgendwie schaffte es mein Hund, mich immer wieder in Situationen zu bringen, in denen ich sang- und klanglos unterging. Ich ließ nichts unversucht und habe mir Unterstützung und Hilfe bei den unterschiedlichsten Hundetrainer/innen gesucht. Doch was ich da manchmal zu hören bekam, half mir nicht im Mindesten weiter:
Es ist doch überhaupt kein Problem, deinen Hund richtig zu führen.
Du musst einfach (dies oder das) tun, dann ist alles kein Problem.
Da reicht ein gesunder Menschenverstand.
Du bist selbst schuld an deinen Problemen mit Hund.
Du bist zu ruhig, zu sensibel, zu weich und kannst nicht durchgreifen.
Dein Hund spürt deine Unsicherheit, deine Sorge und deine Anspannung.
Du musst deinem Hund Sicherheit geben.
Du hast nicht das passende Energielevel für deinen Hund.
Du verfügst nicht über ausreichend mentale Stärke, bist einfach kein Chef-Typ.
Die Lage ist aussichtslos, dein Hund und du: Da kann man nichts mehr machen.
Weil du so bist, ist dein Hund so.
Auf den Punkt gebracht: Du bist einfach nicht der richtige Mensch für deinen Hund! Das war ganz schön hart und ehrlich: Es ging mir sehr nahe. Zuerst dachte ich, ich wäre ganz alleine mit diesem Thema und ein besonders schwerer, aussichtsloser Fall. Doch ich konnte beobachten, dass es auch anderen so erging. Plötzlich kam da etwas Neues in mir hoch: ein bis dato mir eher unbekanntes, mächtiges und eindeutiges Gefühl. Ein Bauchgefühl, das sagte: „Jetzt reicht’s, das geht gar nicht!“ Da war er: Mein Zorn. Endlich! Denn damit fing die Veränderung an. Jetzt konnte ich wieder meinen Mut und meine Kraft spüren. Nein, ich bin kein aussichtsloser Fall! In vielen Bereichen meines Lebens bin ich sogar ziemlich gut. Vor allem wenn es darum geht, Menschen auf die eigene Spur zu helfen und sie zu befähigen, neue, kreative Wege zu gehen. Ich liebe es, mich mit all dem zu befassen, was Menschen persönlich weiterbringt. Das ist mein Beruf, mein täglich Brot, dachte ich, also warum mache ich mich nicht auf die Suche, wie Menschen auch mit ihren Hunden persönlich wachsen können.
Zorn lässt dich deine Grenzen spüren und kann dir Mut und Kraft geben, endlich zu handeln. Dauert es bei dir auch immer ein bisschen länger, bis du deinen Zorn spüren kannst? Dann erzähle ich dir mal, was mich zornig macht, vielleicht kommt dieses machtvolle Gefühl dann auch bei dir an.
Mich macht es zornig, wenn Hundehalter/innen auf der Suche nach der „wahren“ Erziehungs- oder Ausbildungsmethode am Rande eines Burnouts sind, weil sie es richtig und gut machen wollen. Sie richten ihr Leben nach den Hunden und haben teilweise schon ihr Zelt auf dem Hundeplatz aufgeschlagen. Doch sie denken immer noch, dass das, was sie für ihren Hund tun, nicht reichen würde.
Hundehalter/innen bekriegen sich im Park und auf der Hundewiese, weil sie unterschiedlich mit ihrem Hund arbeiten und andere methodische Ansätze vertreten. Ungefragt werden frisch gebackene Hundeeltern haufenweise mit Tipps und Tricks versorgt. Diese können je nach Hundelehre absolut widersprüchlich sein. Der eine sagt dir, die Leine ist ein Lob, der nächste sagt dir, dein Hund muss frei laufen. Wem soll man denn da noch Glauben schenken? Sind Hundeeltern auf diese Weise geprägt, ist es kein Wunder, dass sie nicht mehr ihrem Gespür für das, was ihnen und ihrem eigenen Hund gut tut, trauen. Es ist kaum mehr vorhanden, weil es im Methodenkrieg fast untergegangen ist.
Wir brauchen Wissenschaftler, um uns bestätigen zu lassen, dass Hunde für ihre Menschen wichtig sind und dass wir eine besondere Beziehung zu ihnen haben. Dass diese nicht nur einseitig ist, Hunde empathisch sind und mit uns kommunizieren, dass weiß jedes Kind. Erwachsene müssen es schwarz auf weiß haben, bevor sie an dieses Wunder glauben.
Da könnte ich fuchsteufelswild werden, wenn Menschen sich als Krone der Schöpfung sehen und ihre Hunde so manipulieren, dass sie ihnen willenlos folgen. Wenn dann noch behauptet wird, es gäbe Führungspersönlichkeiten, die Hunde „natürlich“ führen können und dass diejenigen, die darüber nicht verfügen, dies nicht lernen könnten.
Mich nervt es tierisch, dass sich Hundehalter/innen und Hundetrainer/innen das Leben so schwer machen, indem sie sich gegenseitig die Schuld an den Problemen mit den Hunden zuschieben und vor lauter Problemanalyse keine Freude mehr mit ihrem Hund empfinden können. „Diesen Hund habe ich gar nicht verdient!“ meinte kürzlich eine Halterin zu mir. Sie hatte das Training abgebrochen, weil sie dachte, sie sei mit ihrem Hund gescheitert.
In der Hundewelt wird die ganze Mensch-Hund-Beziehung auf den Kopf gestellt. Dabei werden im Training und in der Hundeausbildung immer neue Probleme identifiziert. Zur Problembearbeitung entstehen immer neue, kompliziertere Hundeausbildungs-, Trainings- und Auslastungsmethoden. Es wird nach mehr Gesetzen für Hundehalter/innen und nicht zuletzt nach dem Hundeführerschein geschrien. Wir suchen nach Fehlern beim Hund und beim Menschen und machen uns abhängig von Trainer/innen, Methoden und Hilfsmitteln. Da könnte ich aus der Haut fahren! Wenn’s dir noch nicht reicht, mir reicht’s schon lange!
Das, was ich in der Hundewelt sehe und erlebe, macht mich so wütend, weil mir mein Hund so am Herzen liegt und weil ich es satt habe, dass mir immer wieder die Leine aus der Hand genommen wird oder dass ich mir die Leine aus der Hand nehmen lasse. Mein Hund hat mich daran erinnert, dass es hier um etwas viel Größeres geht. Ich weiß, es würde mich nicht so in Rage bringen, wenn dahinter nicht ein hoher Wert stehen würde und ich fragte mich, wenn es nicht um den Hund geht, worum geht es mir dann? Meist, wenn Menschen sich aufregen oder ihnen etwas nahe geht, geht es um ihre Werte. Also das, was ihnen im Leben wichtig ist. Mein Hund steht für meine innere Freiheit. Dieser Wert ist grundlegend für Persönlichkeitsentwicklung und sie braucht ganz viel davon.
Wir können als Menschen nicht aus unserer Haut und das müssen wir auch gar nicht. Persönlichkeitsentwicklung mit Hund bedeutet nicht, dass wir ein anderer Mensch werden müssen, um unseren Hund zu führen. Es heißt, dass wir lernen dürfen, so zu sein, wie wir sind und anzuerkennen, dass wir gut sind, so wie wir sind.
Menschen die Freiheit zuzugestehen, dass sie gut und ihre eigenen Expert/innen für ihre Beziehung mit Hund sind, schafft erst die Voraussetzung, damit sie mit Hund über sich selbst hinaus wachsen können. Wir sind durchaus in der Lage, Lösungen für Konflikte mit Hund zu finden. Konflikte gehören zum Leben und auch zu einem Leben mit Hund dazu. Die Mensch-Hund-Beziehung besteht aus zwei einzigartigen Wesen, die ihre eigene Sprache finden und ein individuelles Leben führen dürfen. Es ist normal, dass es dabei zu Konflikten kommt und kein Grund die Mensch-Hund-Beziehung zu problematisieren, an ihr zu zweifeln und sich mit Hund in tier-psychologische Behandlung zu begeben.
Freiheit für Persönlichkeitsentwicklung mit Hund ist da, wo wir wertschätzend miteinander kommunizieren und unsere eigenen Meinungen, Haltungen und Überzeugungen über Hunde und auch über Menschen reflektieren, hinterfragen und ändern können. Jeder Mensch hat das Recht, sein Leben mit oder ohne Hund so zu führen, wie er möchte, solange er niemandem damit schadet. Dazu gehört auch seine Entscheidungsfreiheit, z. B. bei der Wahl der Ernährung. Ich denke, du verstehst, dass ich mir von niemanden vorschreiben lasse, was ich im Restaurant bestelle und ebenfalls nicht, was ich meinem Hund serviere. Das geht definitiv zu weit. Wie wäre es, wenn wir endlich anerkennen, dass jeder Mensch und jeder Hund verschieden ist und dass es daher keine Rezepte weder für die Ernährung noch für Erziehung geben kann, die für jede/n passen. Nur wenn wir offen sind für die Vielfalt von Lebensführung mit Hund, können wir Räume schaffen, in denen jede/r in seinem Tempo und auf seine Weise Hunde authentisch führen lernen kann.
Mein Hund steht für meine innere Freiheit. Er hat mich daran erinnert, dass (Lebens-)Führung genau diese braucht. Die innere Freiheit ist eine Haltung, die mir erlaubt, auf mich und meinen Hund zu achten. Mein Hund nimmt mir nämlich nicht ab, dass ich führen möchte, wenn ich mich nur an Trainer/innen, Methoden und Hilfsmittel halte und das tue, was andere meinen, was für mich gut und richtig wäre, obwohl es im Widerspruch zu meinen und womöglich auch zu seinen Bedürfnissen steht. Unser Hund folgt uns, wenn wir uns selbst führen und unabhängig von dem, was andere von uns denken oder halten könnten, das tun, was uns selbst und unserem Hund gerade gut tut.
Mir tut es gerade gut, mich frei zu schreiben und es ist meine Freiheit, auch mal unkonventionelle Wege zu gehen und ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung zu schreiben. Es braucht dieses Buch, um endlich mit all den althergebrachten dogmatischen Annahmen über Menschen und ihre Hunde aufzuräumen.
Es gibt keine Führungseigenschaften, die Menschen in die Wiege gelegt werden und auch nicht die eine wahre Methode, wie man Hunde richtig führen kann. Es stimmt einfach nicht, dass du deinen Hund nur richtig erziehen und ausbilden musst, damit er dir folgt; dass du alleine verantwortlich bist für die Schwierigkeiten in deinem Leben mit Hund; dass dir die körperliche oder mentale Stärke fehlt und du dich daher bitteschön noch mehr anstrengen musst; dass du nur, weil du „so oder so“ bist, deinen Hund nicht durch schwierige Situationen führen kannst und dass es den „richtigen“ Hund für dich gibt.
Führung fängt bei dir an. Es ist eine Haltung, die Kraft der inneren Einstellung, die du zusammen mit deinem Hund entwickeln kannst. Dein Hund kann dir dabei helfen, denn er merkt es ganz genau, wenn du deine innere Freiheit spürst, und du bei dir selbst bist. Methoden, Hilfsmittel und Training sind wichtig, aber es braucht nicht noch mehr davon, um mit deinem Hund persönlich zu wachsen und ihn führen zu lernen. Für Persönlichkeitsentwicklung mit Hund braucht es mehr Freiheit und mehr Freiraum in der Hundewelt und daher braucht es dieses Buch.
Was dieses Buch mit dir machen wird
Du hast sicher schon viele Menschen erlebt, die dir gesagt haben, sie wüssten genau, was dein Hund braucht und was dein Problem ist. Menschen, bei denen es so ausgesehen hat, als ob alles easy wäre und ihr Erfolg mit Hunden in ihrer beeindruckenden Persönlichkeit begründet liegt. Ich weiß, dass du daher zu recht skeptisch bist, wie dieses Buch dir weiter helfen soll, so zu werden wie deine Vorbilder. Behalte dir bitte diese Skepsis bei. Es ist gut, dass du vorsichtig bist und nicht sofort allem und jedem Glauben schenkst. Aus diesem Grund möchte ich dir hier auch nichts versprechen, was ich am Ende nicht halten kann.
In diesem Buch geht es um Persönlichkeitsentwicklung mit Hund. Das heißt, es geht um dich und darum, wie du mit deinem Hund persönlich wachsen kannst. Es erhebt keinen Anspruch auf Wahrheit, will kein Hundewissen vermitteln, keine neue Methode, keinen neuen Ansatz in der Hundeerziehung proklamieren. Das Buch ersetzt keine Hundeverhaltensberatung, kein Hundeverhaltenstraining und sicher auch nicht den Tierarzt. Darüber hinaus macht es dich auch nicht automatisch zur Kommandomaschine oder zum/r charismatischen Hundeführer/in, der oder dem sich alle Hunde bedingungslos anschließen und ohne Widerspruch folgen. Sorry, hier bekommst du kein Super-Tool, das deinen Hund zum wohlerzogenen Blümchenhund macht. Aber Vorsicht! Es könnte sich tatsächlich etwas ändern. Denn dieses Buch nimmt dich mit auf eine Reise zu dir selbst und beginnt an einer Stelle, an der dich kein Hundetraining, keine Methode und kein Hilfsmittel weiterbringen, weil es manchmal mehr braucht: mehr Zeit, mehr Tiefe, mehr Beschäftigung mit dir.
Mein Ziel war es, ein Buch zu schreiben, mit dem du arbeiten kannst. Wie du das machst, das entscheidest du selbst. Ich möchte dir nicht die Leine aus der Hand nehmen. Vielmehr möchte ich sie dir mit diesem Buch zurückgeben.
Du kannst mit dem Buch arbeiten, indem du es z. B. von vorne nach hinten und von hinten nach vorne liest. Je nach Bedarf kannst du es ins Regal stellen, zur Hand nehmen, einfach bei dir tragen oder dir ein paar Zeilen zu Gemüte führen. Zieh das heraus, was du herausziehen möchtest. Alles andere kannst du einfach so stehen lassen oder meinetwegen auch den Rotstift ansetzen und streichen. Dazu lässt es sich an allen möglichen Stellen zufällig aufschlagen oder einfach durchblättern. Du darfst es unbeschrieben lassen, mit bunten Farben Bilder hinein malen oder auch nur mit Bleistift deine Gedanken an den Rand notieren. Du musst nicht mit dem Buch arbeiten, es arbeitet auch mal mit dir, einfach so.
Es gibt wie in jeder Geschichte eine Einleitung, einen Hauptteil und einen Schluss. In der Einleitung schreibe ich, warum ich meine, dass es ein Buch über Persönlichkeitsentwicklung mit Hund braucht und wie du mit diesem Buch arbeiten kannst. Im Hauptteil gibt es zuerst einen Teil, in dem ich dir einen Überblick über Denk- und Handlungsmuster gebe, die uns in die Endlosschleife hinein manövrieren und wie du wieder aus ihr herausfinden kannst. Darauf folgen zehn Kapitel mit unterschiedlichen Impulsen, wie du mit deinem Hund persönlich wachsen kannst. Diese Kapitel beginnen jeweils mit einem Zitat oder einem Gedanken, der dir eine kleine Inspiration sein möchte. Manchmal reicht das ja schon aus, um sich wieder daran zu erinnern, worum es im Leben mit Hund geht. In jedem Kapitel findest du dazu noch Übungen für dich und bewegende Berichte von Menschen und ihren Hunden aus meiner Arbeit. Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es eine kurze Übersicht. Daran kannst du dich orientieren und dann entscheiden, ob du tiefer einsteigen möchtest. Die Kapitel folgen keiner bestimmten Logik von Persönlichkeitsentwicklung und bauen auch nicht zwingend aufeinander auf. Woher sollte ich auch wissen, was für dich jetzt gerade wichtig ist? Jeder Mensch steht an einem anderen Punkt im Leben, an dem ihm dieses Buch in die Hände fällt. Du kannst mit dem Kapitel beginnen, das dich gerade anspricht. Schau, was für dich passt. Den Rest darfst du weglassen oder auch gerne noch etwas hinzufügen. Bleib offen für deine eigenen Idee während des Lesens und wenn du magst, dann schreibe sie dir in den Text. Mache dieses Buch zu deinem Buch!
Mein Ziel mit diesem Buch ist erreicht, wenn du dich und deine schwierigen Situationen mit Hund einmal aus einer anderen Perspektive wahrnehmen und dein „Chaoshund“ als Chance für dich sehen kannst. Es würde mich unglaublich freuen, wenn du damit lernst, wann du wieder in die Endlosschleife gerätst und dass du, wenn du möchtest, dich selbst daraus befreien kannst. Ich möchte dich neugierig machen, mal etwas anderes zu versuchen und deine bisherige Denkweise mutig auf den Kopf zu stellen. Doch mein Teil ist mit dem Schreiben des Buches sowieso erledigt, ich habe es nicht mehr in der Hand und bin, wenn du das hier liest, schön längst aus der Nummer raus. Nun kommt es darauf an, was du aus dem Buch und was das Buch mit dir machen wird.
2. Raus aus der Endlosschleife
Jeder bekommt den Hund, den er braucht
Schwierige Situationen mit Hund müssen von außen gar nicht dramatisch aussehen. Ganz oft sieht man keine spitzen Zähne und es fließt überhaupt kein Blut. Das sind die Momente, in denen dein Hund eine Katze sieht, außer Rand und Band ist und sich von dir nicht beruhigen lässt. Momente, in denen dir andere Menschen im Hundetraining zusehen, wie dein Hund macht, was er will und du dich schämst, weil du ihn nicht im Griff hast. Dann, wenn du dich über deinen Besuch ärgerst, weil er sich nicht an die Diät für deinen Hund hält und ihn mit Chips und Salzstängelchen füttert oder die Hausregeln ignoriert. Der Nachbar ein großes Schild mit „Hunde verboten“ aufstellt oder sich bei der Hausverhaltung über einen Hund beschwert, der angeblich ununterbrochen bellen soll. Schwierig können auch Hundebegegnungen sein, in denen dich das Hundegegenüber über den Haufen rennt und du deinen Hund nicht beschützen kannst, weil es dir nicht gelingt, weder den anderen Hund noch den anderen Menschen zu begrenzen. Es sind die Situationen, in denen du die Katastrophe kommen siehst, aber nichts dazu tust, um sie abzuwenden, deinen Hund ableinst, obwohl du gesehen hast, dass er den Hasen schon in der Nase hatte. Der Moment, in dem dein Hund an der Leine explodiert und du dir keinen Reim drauf machen kannst, was er schon wieder hat und der kurze Augenblick, indem dein Herz kleine Risse bekommt, weil die Hundetrainerin meint: „Wenn du mit deinem Hund nicht klar kommst, dann gib ihn doch mir, da ist er gut aufgehoben!“
Schwierig wird es also meistens dann, wenn es um deinen Hund geht; wenn du denkst, du wüsstest, was du tun solltest, aber es nicht tun kannst, weil sich dir diese fiesen, unsichtbaren Stolpersteine in den Weg legen. Dabei scheint die Lösung auf der Hand zu liegen. Denn jeder bekommt den Hund, den braucht, oder nicht?
Ich bin überzeugt, dass das, was dein Hund von dir fordert, dich persönlich weiterbringen kann. Doch der Satz „Jeder bekommt den Hund, den er braucht“ stimmt nicht für alle Menschen gleichermaßen und zu jeder Zeit. Natürlich ist da was dran und man kann den Satz als Anlass nehmen, sich zu reflektieren und über seine Beziehung zum Hund nachzudenken. Doch obwohl er vielleicht gut gemeint und tröstlich daher kommen soll, kann man durchaus hören: „Du hast dir dein Problem selbst ausgesucht!“ Locker daher gesagt ignoriert der Satz, dass Probleme und vor allem Probleme mit Hund ziemlich schmerzlich sein können. Mit diesen wenigen Worten werden alle Sorgen und Nöte von Hundehalter/innen einfach abgetan. Die Aussage lässt dafür keinen Raum und zwingt einen förmlich, die Verantwortung für alle Probleme mit Hund auf die eigene Kappe zu nehmen. Das macht noch mehr Druck, etwas (an sich) ändern zu müssen.
In Momenten, in denen es Menschen schlecht geht, brauchen sie nicht noch einen schlauen Spruch, sondern Verständnis dafür, dass es gerade schwierig ist. Wenn ich diesen Satz zu hören bekam, dachte ich wütend: „Dieser Satz ist echt das Allerletzte! Die Leute, die das sagen, haben einfach keine Ahnung, wie schwierig das alles für mich ist und wollen mir nur meine Unfähigkeit vor Augen halten und dass ich gerade überhaupt nichts Positives an meinem Problemhund sehen kann. Lasst mich mit eurer rosa Hundebrille einfach in Frieden!“
Es gibt viele Situationen mit Hund, an denen überhaupt nichts Schönes zu finden ist und die Hundehalter/innen zur Verzweiflung bringen können. Es gibt Hunde, die nicht alleine bleiben können, dich stalken und auf Schritt und Tritt verfolgen. Andere Hunde provozieren alleine durch ihre Anwesenheit Ärger mit den Nachbarn. Dann gibt es wiederum Hunde, vor denen sich dein Besuch fürchtet, weil sie jeden an der Haustüre giftig anknurren. Und auch wenn es lustig klingt, manche/r Hundebesitzer/in rauft sich die Haare und weiß absolut nicht mehr ein noch aus, weil der Hund wie ein hungriger Staubsauger drinnen und draußen Abfälle und Unrat aufsammelt oder noch besser sich genüsslich in Aas und Exkrementen wälzt. Vielleicht kennst du auch einen Hund, der seinen Menschen einfach am Waldrand stehen lässt und alleine jagen geht. Dann gibt es auch die Hunde, die kleine Kinder erschrecken, indem sie sie hinterrücks anbellen. Das ist überhaupt kein Spaß! Hunde können einen fertig machen, indem sie sich kein Stück an einem orientieren und liebevolles Engagement nicht würdigen oder in Situationen, in denen man selbst unsicher, traurig oder wütend ist, selbst durchdrehen, nervös werden und genau diese Befindlichkeiten direkt nach außen tragen. Es kann sehr verletzend sein, wenn du von deinem Hund nur wahrgenommen wirst und er nur kommt, wenn du das entsprechende Futter dabei hast. Keiner nimmt es auf die leichte Schulter, wenn der Hund ihn oder sie an der Leine wie wild durch die Gegend zieht und dann auch noch in Hundebegegnungen explodiert. Zudem kann man mit Hunden auch in existenzielle Nöte geraten, z. B. wenn der Hund die Einrichtung demoliert, die Autositze herausreißt oder sich permanent krank meldet und nach dem Tierarzt schreit.
KEINER braucht so einen Hund. Kein Mensch braucht DAS. Niemand hat sich diese Probleme selbst ausgesucht. Niemand fühlt sich gerne verzweifelt, rat- und hilflos. Der Satz „Jeder bekommt den Hund, den er braucht“ ist in diesen Momenten echt hart zu nehmen, denn anstatt dich zu trösten, wirft er dich auf dich selbst zurück und unterstellt dir, dass deine Probleme mit Hund hausgemacht sind. Sind sie das wirklich? Was haben die Probleme mit deinem Hund mit dir zu tun?
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