Kitabı oku: «Eucharistische Anbetung», sayfa 2
WAS DIESES BUCH (NICHT) WILL
Dieses Buch will keine Modelle für die Gestaltung eucharistischer Anbetungsstunden anbieten. Hierzu gibt es eine Reihe von Werkbüchern, und auch einige Diözesen haben Handreichungen herausgegeben. In ihnen finden sich auch hinreichend die liturgischen Vorschriften wiedergegeben. Meine Überlegungen fußen zwar auf theologischen Einsichten, wollen und können aber keine – notwendig verkürzt bleibende – umfassende Theologie der Eucharistie und der mit ihr verbundenen Verehrung außerhalb der Messe sein. Ich strebe auch keine erschöpfende Darstellung der Weisen der Verehrung der Eucharistie an. Deshalb wird das Fest Fronleichnam kein eigenes Thema sein und es wird nicht um Sakramentsprozessionen oder eucharistische Kongresse gehen. Was aber dann?
•Es ist mir ein Anliegen, die theologischen Grundlagen in Erinnerung zu rufen, auf denen alleine so etwas wie eucharistische Anbetung möglich ist. Meine Überzeugung ist, dass diese so auch neu an Profil gewinnen kann. Dabei möchte ich versuchen, die komplexen theologischen Zusammenhänge für ein breiteres Publikum zugänglich zu machen.
•Der Fokus ist das verweilende Gebet des Einzelnen vor der Eucharistie. Dabei spielt die so genannte „Aussetzung“, also die „Ausstellung“ der konsekrierten Hostie in der Monstranz oder einem anderen Schaugefäß, dann eine Rolle, wenn es um die Anschaulichkeit geht. Was die innere Qualität angeht, sehe ich das Gebet vor dem geschlossenen Tabernakel ihm gleich.
•Eucharistie ist Sakrament der Kirche und darauf ausgerichtet, Kirche aufzubauen. Diese Offenheit auf Gemeinschaft hin soll auch das Gebet des Einzelnen vor Jesus in der Eucharistie prägen.
•Wie schon damals in meiner theologischen Diplomarbeit mit Karl Rahner angemerkt, kann es beim Gebet vor den eucharistischen Gestalten nicht (nur) um eine „unverbindliche Unterhaltung mit dem audienzgewährenden Herrn“ gehen.29 Vielmehr hat dieses Gebet, wie ich zeigen möchte, seine eigene, spezifische Dynamik. Freilich möchte ich damit niemanden gering achten, der oder die einfach gerne vor dem Tabernakel sitzt und das Herz ausschüttet. Aber, so habe ich damals geschrieben: Es wird „die Grundintention des Beters sein müssen, sich auf das Mysterium der Eucharistie einzulassen; ist er dazu nicht bereit, wird eucharistische Anbetung zur Farce. … Zumindest punktuell sollte er sich … wieder bewusst werden, dass er vor dem eucharistischen Herrn betet und dass es Ziel seines Gebetes ist, tiefer in das Mysterium der Eucharistie einzudringen und auch sein Leben davon durchwirken zu lassen.“30
•Genau dazu will das Buch – in geistlicher Verbundenheit mit den Anregungen des heiligen Alfons zur eucharistischen Anbetung – einige Anregungen geben. Sie sind in erster Linie für die persönliche Meditation gedacht, können aber auch als Impulstexte für gemeinsame Zeiten des Gebetes dienen.
DER KIRCHENGESCHICHTLICHE BLICK: WIE ES ZUR EUCHARISTIEVEREHRUNG AUSSERHALB DER MESSE KAM
Am Anfang muss eine nüchterne Feststellung stehen: Mehr als 1000 Jahre kam die Kirche ohne ausdrückliche Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe aus. Mehr als 1000 Jahre ohne Tabernakel und Monstranz. Mehr als 1000 Jahre ohne Kniebeuge vor dem „Allerheiligsten“ und ohne „ewiges Licht“ vor dem Sakramentshäuschen (dem Tabernakel). Mehr als 1000 Jahre ohne Fronleichnamsfest und eucharistische Anbetung. Vielleicht erschrecken die einen über diese Fakten und können sich das gar nicht vorstellen. Aber es ist so, dass vieles, was heute in der (römisch-)katholischen Kirche selbstverständlich, ja identitätsbildend ist, über lange Zeit ganz anders war. Vielleicht sagen andere: Da sieht man es ja, das braucht es nicht, das ist unnötig, kehren wir doch zurück zu den Anfängen!
Einige Streiflichter aus der Geschichte31 sollen zunächst die „Geburt“ und das Wachsen und Werden der eucharistischen Anbetung erhellen. Der Blick soll dabei auf einige Motive und Ereignisse fallen, die zur Ausbildung der Verehrung der Eucharistie außerhalb der Messe beigetragen haben. Es sind viele Faktoren, die daran mitgewirkt haben. Und auch wenn sich Ausdrucksgestalten von Frömmigkeit und Glauben ändern können und müssen, wirken manche Grundeinsichten fort und suchen sich immer neu einen Weg. Andere geraten in Vergessenheit und haben doch eine wichtige Botschaft. Deshalb wird am Ende zu fragen sein, was wir aus der Geschichte lernen können.
EIN STREIT UM DAS RECHTE VERSTÄNDNIS DER KONSEKRATION
Bereits im 9. Jahrhundert kam es zum so genannten ersten Abendmahlsstreit oder der „karolingischen Eucharistiekontroverse“32. Holzschnittartig gesagt ging es dabei um die Frage, ob die Kategorie des „Bildes“, die das antike Denken beherrscht hat, (noch) geeignet war, um die Gegenwart Jesu Christi im konsekrierten Brot und Wein auszudrücken. Beide Parteien, verbunden mit den Namen der Mönche Paschasius Radbertus (ca. 790–859) und Rathramnus († 870), waren sich darin einig, dass sich die Konsekration durch das Sprechen der Wandlungsworte und durch den Heiligen Geist ereignet. Sie gingen jedoch unterschiedliche Wege, um die eucharistische Gegenwart zu verstehen. Gemäß einigen Theologen33 sah sich Rathramnus noch dem älteren Bildverständnis verbunden, welches das Bild nicht nur als einen bloßen Hinweis verstand, sondern als partizipierend am Ur-Bild. Deshalb verstand er das Sakrament der Eucharistie als „Bild“ des realen Herrenleibes des erhöhten Christus und meinte damit eine wirkliche Gegenwart Christi! Bei Radbertus wird ein neues Denken sichtbar. Bild („figura“) und Wirklichkeit waren für ihn ein Gegensatzpaar. Das Bild verstand er nicht als Wirklichkeit, sondern bestenfalls als Hinweis, als äußerlich bleibendes Zeichen. Obwohl es zu seiner Zeit nicht unbedingt danach aussah, hat sich die Auffassung des Radbertus theologiegeschichtlich gesehen durchgesetzt34, so dass die Kategorie des Bildes nach und nach nicht mehr als angemessen für die eucharistische Präsenz Jesu Christi gesehen wurde. Kein Bild, sondern Wirklichkeit, hieß die neue Einsicht im Sprachgewand einer neuen Zeit.
Das Aufkommen von Formen eucharistischer Verehrung wurde dann besonders durch den zweiten Abendmahlsstreit begünstigt (nicht hervorgerufen). Er wurde durch Berengar von Tours († 1088) ausgelöst. Auch hier ging es um die Frage nach der „wirklichen“ Gegenwart Christi in den Gestalten der Eucharistie, auch hier ging es um die Frage nach „Bild“, „Sakrament“ und „Wirklichkeit“. Das alte Bilddenken wurde noch weniger verstanden als zu Zeiten von Radbert und Rathramnus, und so wurde Berengar, der sich auf Rathramnus berief, verurteilt. Die Auseinandersetzungen waren geprägt von einer zunehmenden Konzentration auf die Frage nach der „leiblichen Gegenwart“ (somatischen Realpräsenz) Jesu in den eucharistischen Gestalten. Sie mündeten schließlich ein in die auf dem Vierten Laterankonzil 1215 übernommene Rede von der „Transsubstantiation“, der „Wesensverwandlung“ (DH 802). Von diesem Begriff wird später noch die Rede sein. Insgesamt änderte sich durch diesen Streit die „Stimmung“ – bis hinunter ins Volk. Das Interesse am Gottesdienst konzentrierte sich nun fast nur mehr auf den Augenblick der „Wandlung“ und dessen „Ergebnis“, die reale Gegenwart Jesu Christi unter den Gestalten von Brot und Wein. Es sollte nicht mehr lange dauern, bis das konsekrierte Brot, der Leib Christi, auch ohne den Zusammenhang von Messe und Kommunion Bedeutung bekam.
NEUE AUSDRUCKSFORMEN DER VEREHRUNG -UND MANCHMAL AUCH: VERZERRUNG
Die Aufmerksamkeit, die sich nicht mehr in erster Linie auf die Messfeier als Ganzes richtete, sondern auf den Leib und das Blut Christi in den Gestalten von Brot und Wein, brachte nach und nach verschiedene, heute zum Teil „selbstverständliche“ Formen der Verehrung der Gegenwart Christi in der Eucharistie hervor. Zu nennen sind die Kniebeuge des Zelebranten nach den Wandlungsworten, das Läuten der Glocken als Zeichen für den nahenden Höhepunkt und vor allem das Hochheben der Hostie und später auch des Kelches nach den Konsekrationsworten, durch das der Raum der Anbetung markiert wurde. Vor allem diese „Elevation“ [Erheben] ebnet den Weg zur späteren „Aussetzung“ in der Monstranz, die so etwas wie eine über die Messe hinaus verlängerte Elevation ist. Peter Browe schreibt:
„Ohne Übertreibung kann man sagen, dass [der Ritus, die konsekrierte Hostie hochzuhalten und zu zeigen] der Ausgangspunkt der eucharistischen Frömmigkeit der folgenden Zeiten geworden ist, und dass mit ihm ein ungeahnter Aufschwung des eucharistischen Glaubens und Aberglaubens begonnen hat. … von Anfang an war die Elevation die eindringliche liturgische Geste, die darauf hinwies, dass das Brot wahrhaft und wirklich in den Leib des Herrn gewandelt ist und angebetet werden soll. Sie war Aufforderung zur Anbetung.“35
Interessant ist, dass die Hochhebung der Hostie nicht unumstritten war, sondern zum Teil durch bischöfliche Erlässe sogar eingeschränkt und vor allem in ihrer Dauer begrenzt wurde. Die langsame Einführung der Elevation setzte am Beginn des 12. Jahrhunderts ein. Vorher war es ganz und gar nicht selbstverständlich, den Leib Christi (auf die Hostie konzentrierte sich das Interesse in erster Linie) unverhüllt zu sehen. Im Gegenteil: In den Jahrhunderten zuvor hat man sich geradezu davor gescheut, die Hostie zu viel den Blicken auszusetzen. Man empfand das als schamlos und des Geheimnisses nicht würdig. Deshalb wurden die eucharistischen Gestalten meist verhüllt, z. B. mit einem großen Tuch. Auch zu den Sterbenden wurde das Sakrament in einem verhüllten Speisekelch getragen. Nun aber schlug das Bedürfnis um: Man wollte und sollte sehen! Das hat zum einen mit dem zu tun, was man allgemein „gotische Schaufreude“ nennt. Zum anderen hat es die Kirche auch gefördert, um den Gläubigen den rechten Zeitpunkt der Verehrung von Leib und Blut Christi anzuzeigen. Man wollte damit verhindern, dass die Gläubigen „zu früh“ anbeten, wenn die Wandlung noch nicht vollzogen ist. Die Worte des Priesters konnten ja nicht verstanden werden. Damit die Gläubigen gut sehen konnten, griff man zu „Wandlungskerzen“ oder spannte dunkle Tücher, auf denen sich die weiße Hostie besser abheben sollte.36
Dabei kam es auch zu Auswüchsen in der Verehrung – und mitunter zu Verzerrungen und sogar zu magischen Vorstellungen und Praktiken. So wollten viele Fromme das Altarsakrament möglichst oft schauen. Anstatt einen Gottesdienst ganz mitzufeiern, gingen sie von Messe zu Messe, von Altar zu Altar, um den Augenblick der Elevation zu erhaschen und dadurch möglichst viel Gnade zu „erwerben“. Andere wiederum begnügten sich damit, kurz zum Zeitpunkt der Wandlung (der durch die Kirchenglocken auch nach außen hin angezeigt wurde) in die Kirche zu gehen, und erachteten ihre Christenpflicht dadurch erfüllt. Denn die Hochhebung der Hostie (die des Kelches war nicht so wichtig, weil man das Blut Christi dabei doch nicht sehen konnte) entwickelte sich immer mehr zum Mittelpunkt der Volksfrömmigkeit. Auch manche Priester förderten dies, indem sie die Hostie sehr lange oder sehr oft hochhoben. Konsekration und Elevation wurden so in den Augen der Gläubigen zum wertvollsten Augenblick des Gottesdienstes, so sehr, dass sie auch alleine stehen konnten. Es wurde für das eigene Seelenheil wichtig, den Leib des Herrn zu schauen. Die Eucharistie wurde immer weniger als Speise gesehen, sondern als Gegenstand der Verehrung und Anbetung.37 Der Kommunionempfang ging noch mehr zurück, als es ohnehin schon der Fall war. Die Vorschrift des Vierten Laterankonzils 1215, dass die Gläubigen wenigstens einmal im Jahr die Kommunion empfangen sollen, ist deshalb als Ermutigung, nicht als Einschränkung zu deuten. Auch auf der Ebene der Diözesen gab es eine ganze Reihe von Verlautbarungen, die zum Kommunionempfang (verbunden mit dem Sakrament der Buße) wenigstens einige Male im Jahr aufriefen.
Aus dieser Zeit findet man auch Wunderberichte über blutende Hostien oder über Hostien, die sich in Fleisch verwandeln. Es wird erzählt, dass plötzlich am Altar das Jesuskind statt der Hostie sichtbar wurde. Viele Menschen suchten diese Wunder, in denen man den Glauben an die reale (hier sehr drastisch vorgestellte) Gegenwart Jesu Christi, an sein Fleisch und Blut (Joh 6,52–56) eindrucksvoll bestätigt sah. Wallfahrtsstätten entstanden und bestehen zum Teil bis heute38. Der Glaube an die machtvolle Präsenz Jesu in der Gestalt des Brotes führte jedoch auch zu mannigfaltigem Missbrauch: Konsekrierte Hostien wurden z. B. dem Vieh gegeben, um dessen Wohlergehen zu garantieren. Schaden sollte abgewendet oder sogar anderen zugefügt werden. Frauen nahmen Hostien heimlich mit, um sie in einen Liebestrank für ihre Männer zu mischen. Peter Browe führt noch viele andere Beispiele auf, die beim Lesen erschauern lassen. Der Angst vor solch einem frevelhaften Umgang mit der Eucharistie sind manche Bestimmungen über einen selteneren Kommunionempfang geschuldet. Nicht zuletzt wurde die Eucharistie auch verwendet, um Delinquenten auf die Probe zu stellen und so ihre Schuld bzw. Unschuld zu erweisen. An diesen Beispielen wird deutlich: Kirchengeschichte, Frömmigkeitsgeschichte – sie ist spannend und manchmal zugleich erschreckend!
ÜBER DIE MESSFEIER HINAUS …
Die letzten Beispiele zeigen auch noch in ihrer Verzerrung des Ursprünglichen, wie stark der Glaube an die Gegenwart Jesu in den konsekrierten Gestalten auch über die Messfeier hinaus reichte. Und dieser Glaube war keineswegs neu. Die alte Praxis der Kommunion für die Sterbenden ist eine frühe Zeugin dafür. Allerdings wurden nur sehr wenige Stücke für dieses so genannte „Viatikum“ (Wegzehrung) aufbewahrt, zum Beispiel in der Sakristei oder in der Sakramentstaube über dem Altar. Ansonsten bemühte man sich über Jahrhunderte hinweg, nicht zu viel von den Opfergaben, die die Gläubigen in die Eucharistiefeier mitbrachten, zu konsekrieren, damit nach der Liturgie nichts übrig bleibt. Den nicht konsekrierten Rest gab man oft nach dem Gottesdienst an die Leute. Die byzantinische Liturgie kennt bis heute das Antidoron, ein gesegnetes Brot, das nach der Liturgie ausgeteilt wird. Bis ins 11. Jahrhundert hinein oblag es hauptsächlich dem Klerus, die zu viel konsekrierten Hostien zu konsumieren, ganz so wie es bis heute mit dem Wein geschieht39. Erst dann kam der Brauch auf, die übrig gebliebenen konsekrierten Hostien aufzuheben und in einer späteren Messe auszuteilen oder den Gläubigen auch außerhalb der Messe zu reichen. Davor hatte man sich bis dahin gescheut.
Dafür aber mussten geeignete Aufbewahrungsorte geschaffen werden, die sicher genug waren, um gegen eine Schändung oder einen Diebstahl vorzubeugen. Das war sozusagen die Geburtsstunde des Tabernakels, wie wir ihn kennen. Für ihn wurden nach und nach verschiedene Vorschriften zu seiner Beschaffenheit erlassen und schließlich auch die des ständig brennenden Lichtes40. Aber: ein eigener Gebetsort war der Tabernakel zunächst noch nicht, höchstens dort, wo die Eucharistie z. B. durch ein Fenster ständig sichtbar war, wie es im letzten Drittel des 14. Jahrhunderts an manchen Orten Brauch war. Erst im 15. Jahrhundert wurde das Gebet vor dem verschlossenen Tabernakel empfohlen.41 Vorher galt der Besuch in den Kirchen in erster Linie dem Altar oder den Gräbern bzw. den Reliquien der Heiligen.42 Es hat wohl mit der sinnlichen Veranlagung des Menschen zu tun, dass er nach bestimmten Orten sucht, um seiner Verehrung oder auch seiner Not Ausdruck zu geben. So „besuchten“ die Menschen zunächst den Altar als Sinnbild Christi und „grüßten“ ihn dort. In späterer Zeit galt der „Besuch“ dann Christus im Sakrament der Eucharistie, die auf oder über dem Altar aufbewahrt wurde. Der Brauch der „Besuchung des Allerheiligsten“ (Visitatio Sanctissimi) wurde besonders in den Klöstern gefördert, ergriff aber nach und nach auch die anderen Gläubigen.43
APROPOS HEILIGE …
Hier muss man noch auf eine andere Querverbindung hinweisen: die Reliquien der Heiligen. Das „Schauverlangen“ der Menschen im Mittelalter galt zunächst und zuerst ihnen als den Überresten von wirkmächtigen Zeugen und Zeuginnen des Glaubens. Man setzte sie in Schaugefäße aus edlem Material ein, aus denen sich später die Monstranzen für die Eucharistie entwickelten. Manchmal wurden in einer Übergangszeit diese Schaugefäße abwechselnd für Reliquien und für das eucharistische Brot verwendet oder Reliquiare wurden zu Monstranzen umgearbeitet. Anfangs war die heute gängige Praxis des Segens mit der Monstranz bzw. besser gesagt mit der konsekrierten Hostie gar nicht selbstverständlich. Erst nach und nach setzte sie sich durch. Die Gläubigen in früherer Zeit wurden mit den Reliquien der Heiligen gesegnet. Auch gab es Prozessionen mit Reliquien, bevor die Prozession zu Fronleichnam mit der Monstranz entstand. Reliquien waren das kostbare Gut des Mittelalters, um das sogar Kriege geführt wurden. Mit der aufkommenden Konzentration auf die leibliche Gegenwart Jesu im Sakrament trat nun ein noch Mächtigerer, der Gottessohn selbst, auf. So ist es nicht verwunderlich, dass der Leib Christi im Bewusstsein der Gläubigen die Reliquien weit übertraf und einen immer größeren Platz in der Frömmigkeit einnahm, im Schauen und im Segnen.
EINE VISIONÄRIN UND EIN FEST – UND PROZESSIONEN UND SEGEN
Eine weitere Quelle, die die Verehrung der Eucharistie bis heute speist, ist die Einführung des Fronleichnamsfestes. „Fronleichnam“, vrône lîcham, des Herren Leib – das ist eine wörtliche Übersetzung des lateinischen corpus Domini, Herrenleib. Das Fest geht zurück auf Juliana von Lüttich († 1258). In einer Vision sah sie die hell erleuchtete Mondscheibe mit einer dunklen Stelle. Christus offenbarte ihr, dass der Mond die Kirche darstellt und dass in ihr noch ein Fest fehle, das mehr noch als der Gründonnerstag der Eucharistie gewidmet ist. Auf diese Eingebung hin begann man zunächst örtlich, dieses Fest, eben das Fronleichnamsfest, zu feiern. 1264 wurde es dann von Papst Urban IV., der aus Lüttich stammte, für die Gesamtkirche eingeführt. Auch dieses Fest steht in Verbindung mit dem Kampf gegen als falsch erachtete Auffassungen über die Art der Gegenwart Jesu Christi in der Eucharistie und sollte den Glauben an die Transsubstantiation, die Wesensverwandlung, festigen. Es dauerte aber noch einige Zeit, bis es sich wirklich flächendeckend durchsetzte. Vom Konzil von Trient wurde es dann 1551 feierlich bestätigt – in Abgrenzung zu den Auffassungen Martin Luthers, der die Feier von Fronleichnam mit dem damit verbundenen Brauchtum völlig ablehnte.
Denn als fester Bestandteil des Fronleichnamsfestes entwickelte sich eine Prozession, bei der man wie heute in einer Monstranz „das Allerheiligste“ mittrug – und beim anschließenden Hochamt auf dem Altar beließ. Die Messe vor dem ausgesetzten Allerheiligsten wurde dann auch abseits des Fronleichnamsfestes ein jahrhundertelang gepflegter Brauch, bevor sie durch die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils untersagt wurde, da sie dem Sinn der Eucharistiefeier entgegensteht.
Auch die Praxis, mit der in der Monstranz sichtbaren konsekrierten Hostie den Segen zu geben, verbindet sich mit dem Fronleichnamsfest. Das war laut Peter Browe bis in das 14. Jahrhundert hinein unbekannt. Gesegnet wurde bis dahin vom Bischof mit der Hand. Priester segneten oft mit der Patene oder dem Kelch, auch mit dem Korporale (dem „Tischtuch“ der Messe). Oder der Segen wurde, wie schon gesagt, mit Reliquien gegeben. Nun aber wurden die Gläubigen mit dem in der Monstranz ruhenden eucharistischen Brot gesegnet. Von der Feier des Fronleichnamsfestes aus verbreitete sich dieser „neue“ Segen auch auf die anderen Gottesdienste. Ebenso trug man die konsekrierte Hostie nicht nur zu Fronleichnam, sondern auch bei anderen Prozessionen, etwa Flurprozessionen oder Bußgängen, mit. Von dorther wurde dann die Ausgestaltung der Fronleichnamsprozession wieder selbst beeinflusst.44 Mit dem Glauben mischten sich hier so manch magische Vorstellungen und nicht selten mussten Bischöfe eingreifen, um Auswüchse abzustellen.
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