Kitabı oku: «Der Nächste bitte», sayfa 3

Yazı tipi:

Nun gab es also nur noch zwei Kandidaten für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. John Teggar und Michael Glime. Als sie in einer größeren Ortschaft waren, wollte Teggar, daß Borner eine Zeitung kaufte und ihm daraus vorlas. Jener schaute sich die Zeitung an und meinte: „Ah, das scheint ja eine unabhängige Zeitung zu sein. Hier hat jemand einen Bericht über Sie geschrieben. Ich lese das jetzt einfach mal so vor, wie es da steht: „Der Kandidat der Republikaner, John Teggar, ähnelt einem Chamäleon, das sich ganz nach Bedarf verwandeln kann. Ob er vor Jugendlichen, vor Wirtschaftsbossen, oder vor Schwerverbrechern spricht. Jedesmal verspricht er seiner Klientel das Blaue vom Himmel. Mit einer solchen Dreistigkeit verspricht er, daß man meinen könnte, er will einen Weltrekord im Wähler belügen aufstellen. Rein äußerlich entspricht Teggar dem typischen Republikaner, was er auch immer wieder betont. Er hat keinen ausgeprägten Hang zur Selbstdarstellung, was aber nicht heißt, daß es nach seiner Wahl dabei bleiben würde. Irgendwie erinnert einen Teggar an den Nachbar von nebenan, der stets freundlich und korrekt ist und zweimal in der Woche den Rasen mäht. Man muß sich wirklich wundern, warum die Republikaner ausgerechnet diesen Mann zum Präsidenten machen wollen. Aber man darf sich durch die äußere Harmlosigkeit Teggars nicht täuschen lassen. Dieser Mann weiß was er will. Und zwar Präsident werden. Dafür wird er garantiert alles tun und es ist durchaus möglich, daß er sein Ziel erreicht. Das würde aber bedeuten, daß sich in unserem Land einiges zum Negativen ändern würde. Hoffen wir ganz einfach, daß es nicht soweit kommt, obwohl auch die Demokraten nicht gerade durch einen Supermann vertreten sind. Trotzdem glaube ich, daß es besser sein wird, das kleinere Übel, in diesem Falle Glime, zu wählen.“ „Wer hat das geschrieben?“ wollte Teggar wissen. „Ein gewisser Steve Kamulla.“ „Das ist bestimmt ein Neger. Setzen Sie ihn auf meine Liste!“ „In diesem Fall wäre der Begriff Schwarze Liste sehr treffend.“ „Ich dachte, Sie hätten die Presse unter Kontrolle?“ „Ja, unsere Presse. Auf die Zeitungen der Demokraten und auf die unabhängigen habe ich keinen Einfluß. Immerhin ist Amerika ein freies Land.“ „Nicht mehr lange. Wenn schon die Unabhängigen so etwas schreiben, dann will ich lieber erst gar nicht hören, was die Demokraten schreiben.“ „Beruhigen Sie sich, Herr Teggar! Es gibt Leute, die den wählen, der in den Medien am schlimmsten dargestellt wird.“ „Tatsächlich? Dann hätte ich ja gute Chancen.“ „So ist es. Also, lassen Sie den Kopf nicht hängen. Außerdem haben Sie morgen Abend die einmalige Chance, wertvolle Punkte zu sammeln.“ „Inwiefern?“ „Sie werden interviewt. Glime ist auch dabei.“ „Was! Warum sagen Sie mir das erst jetzt?“ „Weil Sie sich sonst zu sehr aufgeregt hätten. Passen Sie auf, die Sache wird folgendermaßen ablaufen: Ihr Gastgeber wird Ihnen und Glime die selben Fragen stellen, die wir schon miteinander abgemacht haben.“ „Kennt Glime die Fragen auch?“ „Selbstverständlich. Wir müssen schließlich fair bleiben.“ „Aber wie soll ich da Punkte sammeln?“ „Ganz einfach: Indem Sie überzeugender und selbstbewußter auftreten als Glime.“ „Das heißt zum Beispiel, ich soll ihn während seiner Erklärung unterbrechen?“ „Auf gar keinen Fall. Dann würden die Demokraten die Sache sofort beenden. Nein, Sie tragen Ihre Sätze einfach mit mehr Dynamik vor.“ „Leicht gesagt. Was ist, wenn Glime dasselbe macht?“ „Dann geht die Sache unentschieden aus und Beide haben gewonnen.“ „Das bringt auch nichts. Haben Sie wenigstens schon meine Antworten vorbereitet?“ „Ja, hier sind sie.“ „Wieso haben Sie nicht die Fragen des Moderators dazugeschrieben?“ „Weil Sie sonst versehentlich das Falsche lesen. Sie wissen ja, was damals in der Bugs Bunny Show passiert ist.“ „Erinnern Sie mich bloß nicht daran! Wo wird denn mein großer Auftritt stattfinden?“ „In Seattle. Das Ganze wird unter dem Titel „Planlos in Seattle“ gesendet.“ „Das ist eine Unverschämtheit!“ „Dagegen kann man nichts machen. Nur so etwas bringt Einschaltquote.“

Über 20 Stunden später war es soweit. Ganz wohl fühlte sich Borner nicht, als er Teggar allein vor die Kameras lassen mußte. Schnell beruhigte er sich wieder. Schließlich war ja alles genauestens geplant, also konnte auch nichts schiefgehen. Glaubte Borner. „Drei, zwei, eins, action!“ rief ein Mann und wenige Sekunden später kam ein junger Mann vor die Kamera, um die Fernsehzuschauer zu begrüßen. „Guten Abend, meine Damen und Herren, bei „Planlos in Seattle“. Wir haben heute die beiden Präsidentschaftskandidaten hier. Ich begrüße Michael Glime von den Demokraten und John Teggar von den Republikanern.“ „Sie sind aber nicht Garth Univers“, stellte Glime verwundert fest. „Das ist richtig. Garth ist leider plötzlich erkrankt und darum werde ich ihn heute vertreten. Für die Zuschauer, die mich noch nicht kennen, oder nicht mehr kennen wollen, ich bin Roger Sanklar. Also, man hat mir zwar gesagt, ich sollte hier vorformulierte Fragen stellen, aber darauf hab ich ehrlich gesagt keinen Bock und ich denke, den Zuschauern geht es genauso. Darum frage ich jetzt einfach ganz frech und frei in die Runde: Warum sollten wir einen von Ihnen Beiden wählen, meine Herren?“ Glime ergriff sofort das Wort, während Teggar auf seinem Zettel nach einer passenden Antwort suchte. „Ganz einfach, Herr Was weiß ich: Wir Demokraten haben dafür gesorgt, daß es allen Menschen in unserem Land besser geht, mal von denen abgesehen, die auf den elektrischen Stuhl gekommen sind, ha ha. Und darum gibt es überhaupt keinen Grund, das zu ändern. Nur wir Demokraten können Wohlstand mit Freiheit so mischen, daß alle zufrieden sind.“ „Was sagen Sie dazu, Herr Teggar?“, fragte Sanklar. „Einen Moment, Roger, ich suche gerade einen passenden Text. Aber da ich keinen finde, werde ich frei sprechen. Die Demokraten haben total versagt. Ich kenne niemanden, dem es besser geht, von den Demokraten mal abgesehen“, erklärte Teggar. Daraus entwickelte sich ein hitziges Wortgefecht mit Glime. „Da, er gibt es zu. Da wir fast 50 Prozent Demokraten im Land haben, geht es fast allen besser.“ „50 Prozent von was, Sie Berufslügner! Ihr habt aus unserem schönen Land eine Bananenrepublik gemacht, über die auf der ganzen Welt nur noch gelacht wird. Das Einzige was man von der Regierung der Demokraten weiß, ist, wie der Präsident am liebsten Sex hat.“ „Was hat das mit mir zu tun? Sie beschäftigen sich immer mit der Vergangenheit. Wir Demokraten schauen in die Zukunft.“ „Daß ich nicht lache. Wir haben recherchiert und herausgefunden, daß Sie außerehelichen Sex hatten.“ „Das ist doch mal wieder typisch für Euch Republikaner. Alles was Ihr könnt ist, in den Privatangelegenheiten Eurer Konkurrenten herumzuschnüffeln, stimmt’s?“ „Genau. Und das ist sehr wichtig. Denn sonst könnten wir unsere Gegner ja nicht in den Schmutz ziehen.“ Nach jenen Worten Teggars faßte sich Borner an die Stirn. „Jetzt ist es vorbei. Das hätte er nicht sagen dürfen. Nun wird er garantiert nie Präsident werden“, dachte er sich. „Da, er gibt es sogar zu. Glauben Sie mir, meine Damen und Herren: Nur wir Demokraten sind in der Lage, Sie glücklich zu machen“, versprach Glime. „Sie sind ein Ferkel! Wollen Sie es etwa mit allen amerikanischen Bürgern treiben? So ein Schwein wollen Sie zum Präsidenten machen? Das kann ich mir nicht vorstellen! Nein, wählen Sie mich. Denn ich werde dafür sorgen, daß Sitte und Moral eine Wiederauferstehung feiern“, erklärte Teggar. Jene Worte brachte er so glaubhaft über die Lippen, daß Glime entnervt aufgab. Plötzlich fiel der Strom aus und alles war dunkel. Ein paar Demokraten hatten die Leitung gekappt, weil sie befürchtet hatten, Teggar würde die Gelegenheit noch mehr nutzen, um aufzuholen. Jedoch hatten sich die Demokraten mit jener Aktion ins eigene Fleisch geschnitten. Überall wurde recht schnell bekannt, wer für den Stromausfall verantwortlich war und auch Teggars Worte hatten ihr übriges getan. Das Rennen war wieder völlig offen, obwohl es Borner noch nicht glauben wollte. Aber so langsam verstand auch er, was Teggar da geschafft hatte.

Dagegen interessierte sich die Weltpresse nicht sonderlich für den Wahlkampf in Amerika. Zwar man es gewohnt, daß die Republikaner einen recht blassen, farblosen Kandidaten aufstellten, aber da sich dieses Mal auch die Demokraten zurückgehalten hatten, empfand man das Ganze als nicht so spannend und ließ die Finger davon. Das wiederum kümmerte Teggar wenig. Für ihn war es wichtig, die große Herausforderung eines öffentlichen Fernsehduells mit seinem Kontrahenten bravourös bestanden zu haben und dementsprechend gut gelaunt war er, als er mit seinem Beraterstab im Flugzeug saß. „Kommt Leute! Trinkt mit mir! Heute gibt’s was zu feiern!“ rief er. Natürlich ließen sich das seine Berater nicht entgehen, doch als plötzlich Linda auftauchte und ebenfalls mitjubelte, verfinsterte sich Teggars Gesicht merklich. Wenig später hatte er sie jedoch so abgefüllt, daß sie wieder verschwand und damit war alles in bester Ordnung. „Ganz ehrlich, ich habe Sie unterschätzt“, gab Borner zu. „Da sind Sie nicht der Einzige. Na gut, zunächst habe ich schon einen Schreck bekommen, als auf meinem Zettel nichts Passendes stand. Da mußte ich dann halt improvisieren“, erzählte Teggar. „Das haben Sie wirklich phantastisch hingekriegt“, lobte Rudolphs. „Dankeschön. Es ist ein gutes Gefühl, wenn man als Sieger vom Platz geht“, erklärte Teggar. „Aber wir sollten uns nicht zu früh freuen. Noch haben wir nicht gewonnen“, warf Leeson ein. Damit brachte sie die Stimmung auf den Nullpunkt und umgehend machten sich alle wieder an die Arbeit, während Teggar noch ein wenig sitzenblieb.

Am nächsten Morgen gab es bereits vormittags eine Veranstaltung der Republikaner. Das war deshalb möglich, weil Teggar vor Arbeitslosen eine Rede halten sollte. Teggar war sich sicher, daß er dort herzlich begrüßt werden würde, weil ja schließlich die Demokraten die Schuldigen für die Arbeitslosen sein mußten. Aber dem war nicht so. Als er aus dem Auto ausstieg, wurde er mit Buhrufen und Pfiffen empfangen, was ihn doch verwunderte. „Warum pfeifen mich die Leute aus?“ wollte er von Borner wissen. „Na ja, entweder ist das Beifall auf ihre Art, oder sie geben dem Senat die Schuld an ihrer Situation.“ „Das wäre schlecht. Also gut, Frank, da haben Sie genügend Namen auf meine Liste zu schreiben.“ „Aber ich kenne doch die Leute gar nicht.“ „Dann lerne sie kennen. Ich will jeden, der mich da ausbuht, auf der Liste stehen haben!“ „Meinetwegen.“ Als sich der erste Proteststurm ein wenig gelegt hatte, begann Teggar. „Liebe Freunde, ich verstehe nicht, warum Ihr mich auspfeift. Die Demokraten sind doch an der Macht und ich bin ein Republikaner.“ „Ihr Politiker seid doch alle gleich. Ihr nehmt uns das Geld weg und macht Euch damit ein schönes Leben!“ behauptete ein junger Mann. Während Borner ein Foto jenes Mannes machte, antwortete Teggar. „Da irren Sie sich. Es ist schon richtig, daß es manche Politiker gibt, die auf diese Art und Weise verfahren, leider auch in meiner Partei. Das will ich gar nicht abstreiten. Aber es ist absolut ungerecht, das auf alle Politiker zu beziehen. Ich zum Beispiel verzichte auf sehr viel Geld, das in die Förderung der Arbeitslosen gesteckt wird.“ Die Leute horchten auf. „Aber das reicht mir nicht. Ich werde dafür sorgen, daß Ihr alle, die Ihr hier vor mir steht, eine Arbeit bekommt. Das garantiere ich Euch. Gebt mir nur zwei Monate Zeit nach meiner Wahl und Ihr werdet sehen, daß Ihr Euch auf John Teggar verlassen könnt.“ „Das ist doch nur dummes Geschwätz! Sie wollen uns nur einlullen, um unsere Stimme zu kriegen!“ rief eine Frau. „Wie heißen Sie?“ fragt Teggar. „Anna Snyder. Wieso?“ entgegnete die Frau. Während sich Borner den Namen notierte und eine Skizze der Frau anfertigte, fuhr Teggar fort. „Anna, ich verstehe ja, daß Sie von vielen Politikern enttäuscht sind. Aber ich gehöre nicht zu denen, weil ich bisher überhaupt keinen Einfluß hatte, um etwas zum Guten verändern zu können. Gebt mir doch erst einmal eine Chance! Wenn Ihr dann glaubt, daß ich meine Sache auch nicht besser mache, als alle Anderen, dann könnt Ihr mich ja wieder rausschmeißen“, meinte Teggar treuherzig. Mit jenen Worten hatte er einen Großteil der Menge überzeugt. Zustimmendes Gemurmel kam auf, was Teggar zu einem Schlußspurt nutzte: „Wer die Demokraten wählt, der wird arbeitslos bleiben. Wir Republikaner sind die große Hoffnung für alle und wir werden niemanden enttäuschen. Das kann ich Ihnen allen und allen Amerikanern und Amerikanerinnen garantieren. Vertrauen Sie mir! Sie werden es nicht bereuen! Dankeschön!“ verkündete Teggar und verließ das Rednerpult. Der Applaus war stärker als die Buhrufe zu Beginn. Wieder einmal war es Teggar gelungen, die Leute hinters Licht zu führen. Das lag zwar nicht an ihm allein, aber auch er hatte seinen Anteil daran. Sie fuhren in ein nahegelegenes Hotel, wo Borner wenig später in einem Konferenzraum einen kleinen Vortrag über den Wähler und die Wählermanipulation hielt. Damit wollte er seinen Beratern erklären, was wichtig ist und worauf es ankommt, wenn man das Volk bescheißen will. Zur großen Freude von Borner nahm auch Teggar an jenem Vortrag teil, was vor allem daran lag, daß er nicht mit seiner Frau zusammensein wollte. Gespannt lauschten die Vier Borners Worten. „Beim Wähler handelt es sich um ein Wesen, das sich durch ein erstaunliches Maß an Naivität auszeichnet. Zu Beginn will ich noch einmal klar differenzieren. Es gibt drei verschiedene Typen im Volk: Einmal denjenigen, der noch nicht wahlberechtigt ist, dann den Wähler und außerdem noch den Nichtwähler. Es gibt die verschiedensten Arten von Nichtwählern, auf die ich jetzt aber nicht eingehen will, weil sie für uns uninteressant sind. Einzig und allein wichtig für uns ist der Wähler. Der Wähler ist jemand, der das System anerkennt, weil er sonst nicht wählen würde. Der Wähler hat die Wahl zwischen verschiedenen Parteien, wobei es meist so ist, daß es keine Partei gibt, die genau die Inhalte hat, die der Wähler sich wünschen würde. Darum sucht er sich meist die Partei aus, die mit seinen Vorstellungen am meisten übereinstimmt, was in den meisten Fällen eine der großen Parteien ist. Jetzt aber zu unserem Fall: Bei uns geht es um die Wahl zum Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika. Es gibt zwei Kandidaten, also hat der Wähler keine große Auswahl. Nun steht eindeutig fest, daß der Wähler den Kandidaten wählt, von dem er sich persönlich mehr Vorteile erhofft. Darum muß jeder Kandidat lügen, daß sich die Balken biegen. Anders geht es nicht. Würde ein Politiker die Wahrheit sagen, dann hätte er keine Chance, gewählt zu werden. Es kommt also darauf an, mehr zu versprechen als der Gegner. Wenn der Gegner den doppelten Lohn verspricht, dann verspricht man selbst den dreifachen. So einfach geht das. Natürlich weiß auch der Wähler, daß das alles nur leere Versprechungen sind, aber anscheinend stört ihn das nicht, weil er sonst ja nicht wählen würde. Zusätzlich wichtig ist das äußere Erscheinungsbild des Kandidaten. Der Kandidat der Republikaner zum Beispiel kann es sich halt nicht leisten, eine fremde Frau auf der Straße zu betatschen, wogegen das von einem Demokraten verlangt wird, damit man ihn als Demokraten akzeptiert.“ „Ach deshalb darf ich in kein Bordell mehr gehen“, stellte Teggar fest. „Genauso ist es. Nun will ich aber endlich ein bißchen deutlicher werden: Der Wähler ist dumm und vergeßlich. Es reicht also vollkommen aus, ihm alles Mögliche zu versprechen, weil er sich eh nicht mehr an alles erinnert. Wenn man erst einmal gewählt ist und es Proteste gibt, dann macht das auch nichts mehr. Dann hat man die Macht und das Volk ist machtlos, so wie sich das gehört. Aber erst einmal muß man an die Macht kommen. Darum will ich noch einmal kurz zusammenfassen: Lügen, versprechen und nochmals lügen. Das ist alles was ein Mann tun muß, um Präsident zu werden. Wenn er es trotzdem nicht schafft, dann hat er entweder zu wenig oder zu unehrlich gelogen. Vielen Dank“, schloß Borner. Alle klopften auf den Tisch. „So, kommen wir nun zu einer weiteren Sache: Den Entwürfen der Wahlplakate. Was habt Ihr zu bieten?“ fragte Borner in die Runde. „Also, ich hätte da zwei Vorschläge. „Aus dem Glime, kommt nur Schleim. Wir wollen kein Monster als Präsident!“ sowie „Lieber Psychopathen, als noch einmal Demokraten!“ erklärte Rudolphs. „Frank, soll das heißen, daß Ihr noch gar keine Plakate in den Städten angebracht habt?“ mischte sich Teggar erschrocken ein. „Ach was! Die Städte sind mit Plakaten von uns zugepflastert. Aber halt mit den stinknormalen wie „Wählt Teggar!“ und so weiter. Jetzt, wo der Wahlkampf dem Höhepunkt entgegen geht, müssen wir uns natürlich ein paar Parolen einfallen lassen, die den Leuten auffallen. Also Carl, Dein erstes Plakat ist ganz gut. Das Zweite können wir nicht nehmen, weil das ja dann heißen würde, daß wir uns selbst als Psychopathen ansehen. Mary, was hast Du zu bieten?“ fragte Borner. „Ich als Frau habe mich mehr um die Wählerinnen gekümmert. Da habe ich einmal dieses hier. Wollen Sie diesen kleinen Mann als Präsidenten?“ Großes Gelächter kam auf. Das Bild zeigte Glime in voller Größe, nur bei seinem Reißverschluß hatte man ein wenig herum gekleckst, so daß ein kleiner Stummel aus seiner Hose ragte. „Aber so etwas ist doch geschmacklos“, meinte Teggar. „So soll es auch sein. Nur so können wir die Nichtwähler ansprechen. Weiter, was hast Du noch, Mary?“ erkundigte sich Borner. „Dann hätte ich da noch ein Bild von Glime mit seiner Frau. Der Text dazu lautet: „Wenn das die First Lady werden soll, dann willkommen bei Stephen King““, berichtete Leeson und wieder kam schallendes Gelächter auf. Man hatte das Gesicht von Glimes Frau dermaßen verschandelt, daß sie wirklich einem Horrorwesen ähnelte. „Sehr schön, Mary. Jetzt zu Dir, George“, bemerkte Borner. Jener deckte seinen Entwurf auf. Darauf war eine riesengroße Müllhalde zu sehen. Der Text darunter lautete schlicht und einfach: „Danke, Demokraten für dieses Land“. Noch gelungener war sein zweiter Entwurf. Darauf sah man ein Foto des ehemaligen Präsidenten, der neben den Staatschefs anderer Nationen stand und von ihnen ausgelacht wurde. Vor der Tür des Zimmers, in dem sich das abspielte, stand bereits Glime und drückte an die Tür. Darunter stand: „Nur herein, Herr Glime, damit die Welt weiterhin über Amerika und seine Bürger lachen kann“. „Also Leute, ich muß schon sagen: Gute Arbeit. Damit werden wir sehr viele Leute ansprechen“, glaubte Borner. „Und was ist mit Ihnen? Haben Sie keine Entwürfe gemacht?“ wollte Teggar von Borner wissen. „Selbstverständlich. Aber den zeige ich nicht“, antwortete jener. „Das wird wohl wieder so eine Schweinerei sein, die ich nicht dulden würde.“ „Ganz im Gegenteil. Dieses Plakat wird dafür sorgen, daß Sie Präsident werden.“ „Na, da bin ich ja mal gespannt“, gab Teggar zu und verließ den Raum. „Also Leute, Ihr wißt was Ihr zu tun habt. Bringt die Entwürfe in unsere Wahlkampfzentrale und laßt sie dort bearbeiten. Macht von jedem Plakat mindestens fünf Millionen Drucke. Das wäre doch gelacht, wenn wir die Nichtwähler nicht auch noch schnappen würden“, entschied Borner und sofort machten sich die drei Angesprochenen auf den Weg. Währenddessen setzte sich Borner an den Tisch und verfaßte den Text für Teggars nächsten Auftritt. Jener war ein bißchen heikel. Darum mußte die Rede sehr sorgfältig geschrieben werden, um niemanden zu verletzen. Teggar dagegen stand vor dem Spiegel und bewunderte sich. „Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der Präsident in diesem Land?“ fragte er, als plötzlich Linda hereinkam. „Fick mich!“ befahl sie. „Vergiß es“, erwiderte er. „Ach geh! Immer dasselbe. Was hat Du dieses Mal für eine Ausrede?“ „Ich habe im Wahlkampf Sexverbot. Frag Borner! Also, kauf Dir einen Vibrator und gib Ruhe!“ „Das geht nicht.“ „Warum nicht?“ „Was glaubst Du, wie das die feindliche Presse ausschlachten würde, wenn ich mir einen Vibrator besorgen würde?“ „Darum geht es ja nicht. Wichtig ist nur, daß es der Vibrator Dir besorgt. Wenn nicht, dann laß ihn halt von wem Anderes kaufen.“ „Von wem denn?“ „Was weiß ich? Jetzt laß mich in Ruhe, ich muß denken.“ „Das kannst Du doch gar nicht.“ „Aber ich darf es doch wohl wenigstens versuchen.“ „Bin ich froh, wenn ich meine Praktikanten habe“, murmelte Linda und ging. „Bin ich froh, wenn Du unter der Erde liegst“, entgegnete Teggar, als sie fort war. Es klopfte. „Was ist denn, Du dumme Kuh?“ rief Teggar wütend und öffnete. Vor ihm stand Borner. „Ach so, tut mir leid. Ich dachte, Sie wären meine Frau“, entschuldigte sich Teggar. „Das wäre schon aus rein wahlkampftechnischen Gründen nicht möglich. Da hätten Sie nur eine Chance, wenn Sie Bürgermeister in Philadelphia oder San Francisco werden wollen. Ziehen Sie sich heute bitte etwas Warmes an. Also, ich meine etwas, das menschliche Wärme ausstrahlt. Nicht so einen glatten Anzug, eher eine Strickjacke oder so etwas“, bat Borner. „Wieso? Soll ich Waschmittelwerbung machen?“ „Nein, Sie werden in einem Behindertenheim auftreten.“ „Was! Ich soll zu diesen Geisteskrüppeln! Das bringt doch gar nichts. Die dürfen eh nicht selber wählen.“ „Aber ihre Betreuerinnen. Und die wählen auch für die Behinderten. Wir müssen uns also nur um die bemühen. Aber die wünschen sich halt, daß Sie zu den Behinderten sprechen, also müssen Sie das tun, bevor Glime auf diese Idee kommt.“ „Wenn es sein muß. Ist ja egal. Der Tag ist eh schon im Eimer.“ „Warum?“ „Ich habe meine Frau gesehn.“

Das blieb ihm aber dann erspart und so stand er etliche Stunden später in einem Behindertenheim und wollte auf Stimmenfang gehen. „Ach, trinken Sie doch erst einmal etwas“, meinte eine Betreuerin, weshalb Teggar nichts Anderes übrigblieb. Borner bemerkte, daß Teggar drauf und dran war eine dumme Frage zu stellen, aber er konnte es nicht mehr verhindern. „Habt Ihr denn keinen Alkohol hier?“ wollte Teggar wissen. „Wie bitte?“ wunderte sich die Betreuerin. „Nix Whiskey, Schnaps oder Bier?“ „Also, ich bitte Sie. Das hier ist kein Kneipe, sondern ein Behindertenheim.“ „War ja nur ne Frage.“ „Ich verstehe. Wir sind jetzt soweit. Wenn Sie wollen, können Sie anfangen.“ Teggar stand auf und ging zum Rednerpult, wo er sogleich seine Rede losließ: „Meine lieben Freunde. Ihr fragt Euch sicher wer ich bin und was ich hier will. Ich bin John Teggar und will sehen, wie es Euch hier geht. Eines will ich gleich loslassen: Ihr habt es wirklich schön hier und es freut mich im Innersten zu sehen, wie gut Ihr hier von den aufopferungsvollen Betreuerinnen versorgt und gepflegt werdet. Das hier ist eine der letzten Bastionen der Nächstenliebe und Menschlichkeit. Damit das so bleibt, werde ich, falls ich Präsident werde, dafür sorgen, daß die staatlichen Zuschüsse verdoppelt werden. Das meine ich ernst und ich weiß, daß Ihr das auch wißt. Ich bin keiner von diesen Leuten, die viel reden und nichts sagen. Ich gehöre zu den Menschen, die es ehrlich mit ihren Mitmenschen meinen, weshalb Ihr mir bedingungslos vertrauen könnt. Darum will ich Euch nicht länger stören, sondern mich nur noch einmal bei den netten und hilfsbereiten Betreuerinnen bedanken, die Euch hier das Leben verschönern.“ Teggar verließ das Rednerpult und wunderte sich nicht, daß nur wenig Applaus aufkam. Darauf hatte ihn Borner schon im Vorfeld eingestellt. Um noch ein paar Pluspunkte einzusammeln, ging er zu ein paar Behinderten hin, streichelte sie freundschaftlich und unterhielt sich mit ihnen über belanglose Dinge, was natürlich Eindruck machte. Mit freundlichen Worten bedankte sich die Heimleiterin bei ihm und der kleine Fauxpas wurde umgehend vergessen. Wie immer war ein Kameramann mit seiner Kamera dabei, um Teggar ins rechte Licht zu rücken. Im Auto meinte Borner dann zu Teggar. „Herr Teggar, ich gratuliere Ihnen. Nun haben Sie alle schweren Sachen hinter sich gebracht. Was nun noch folgt sind lauter Heimspiele vor der eigenen Fangemeinde, bei denen Sie eigentlich nichts mehr falsch machen können.“ „Danke Frank. Jetzt würde ich nur noch gerne die letzten Umfrageergebnisse wissen.“ „Na schön. Sie kommen auf 49 Prozent.“ „Wow, das ist ja Wahnsinn! Ich bin der Größte!“ „Äh, nicht so schnell. Sie wissen doch, daß es nur noch zwei Kandidaten gibt. Sie kommen auf 49 Prozent und Glime kommt auf 51 Prozent.“ „Oh, oh! Da habe ich mich wohl ein bißchen zu früh gefreut.“ „Machen Sie sich keine Gedanken! Was zählt ist die Wahl. Da kommt es drauf an. Umfragen sind nutzlos.“ „Hoffentlich haben Sie Recht.“ „Außerdem haben wir noch ein paar Trümpfe in der Hand“, behauptete Borner.

Trotz allem war Teggar unzufrieden. Er hatte geglaubt gehabt, er würde bereits weit in Führung liegen und darum war er doch ziemlich enttäuscht. Seine Laune besserte sich aber, als man ihm seinen Werbespot zeigte. Zunächst sah man einen Zusammenschnitt von Wahlkampfauftritten Teggars, von denen man natürlich nur die besten Szenen zeigte. Danach hörte man Teggars Stimme: „Auch für Sie, meine lieben Fernsehzuschauer, habe ich immer ein offenes Ohr. Ich werde Ihnen helfen, wann immer Sie mich brauchen. John Teggar, das neue Synonym für Menschlichkeit.“ Mit jenem Werbespot würden sicherlich noch einige Prozentpunkte zu holen sein. Am nächsten Tag flog man nach Houston, wo man beobachten wollte, welche Wirkung die neuen Plakate haben würden. Tausende gingen an den Plakaten vorbei, blieben stehen und grinsten sich eins. Eines war dem Wahlkampfteam von Teggar zweifellos gelungen: Man hatte die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit erregt. Jedoch folgte bereits in Houston die Antwort der Demokraten, die sich mit zwei verschiedenen Motiven begnügten. Eines zeigte John und Linda Teggar lebensecht. Darunter war folgender Text zu lesen: „Bei Frau Glime mußtet Ihr manipulieren. Das aber ist die traurige Wahrheit.“ „Das geht jetzt aber schon gewaltig unter die Gürtellinie. Ein Bild von meiner Frau aufzustellen. Das ist zuviel!“ schimpfte Teggar, als er das Plakat sah. Aber beim zweiten Konterplakat schlug es ihm fast die Augen aus dem Kopf. Auf jenem war er zu sehen, wie er den Hitlergruß machte. „Folgt Eurem Führer ins Verderben“, war darunter zu lesen. Wahrlich, die Demokraten hatten reagiert. Und zwar gewaltig. Teggar unterhielt sich mit Borner über die neue Lage. „Was machen wir jetzt? Ich bin befleckt worden.“ „Im Wahlkampf ist halt alles erlaubt, Herr Teggar. Wir haben auch nicht gerade mit Blumen geworfen.“ „Aber jetzt bin ich doch total blamiert.“ „So würde ich das nicht sehen. Sie haben einen erheblichen Stimmenzuwachs bei den Frauen erhalten, weil die Mitleid mit Ihnen haben, da Sie mit so einem Monster verheiratet sind.“ „Ach, dann zahlt sich das doch mal aus. Aber was ist mit dem Plakat mit dem Hitlergruß?“ „Tja, das sorgt für mächtig viel Gelächter allerorten. Auch wenn ich die Konkurrenz nicht gerne lobe. Das haben sie aber sehr gut gemacht.“ „Sparen Sie sich das, sonst können Sie zu den Demokraten wechseln. Was machen wir jetzt?“ „Na ja, ich würde sagen, wir ziehen jetzt den Joker.“ „Was soll das heißen?“ „Es ist nun an der Zeit, mein Plakat zu veröffentlichen.“ „Zeigen Sie es mir!“ „Schauen Sie nach dort drüben! Dort wird es soeben angeklebt.“ Sie gingen hin und Teggar starrte das Plakat an. Glime war darauf zu sehen. Michael Glime saß auf einer Fläche, die so wie Amerika aussah. Darunter war folgender Text gedruckt: „Michael Glime, Verwalter der chinesischen Provinz Amerika.“ „Also, das verstehe ich jetzt nicht so ganz“, erklärte Teggar. „Aber das ist doch kinderleicht. Die Leute werden nun glauben, daß wir unter Glime als Präsident von den Chinesen angegriffen und besiegt werden.“ „Das ist doch absurd. So blöd sind doch die Leute nicht.“ „Wir werden ja sehen. Sie dürfen nicht vergessen, daß wir uns hier in Amerika befinden. Bei uns wird nicht soviel nachgedacht, da entscheidet man mehr nach dem Gefühl. Ob bei der Butter, beim Bier, oder beim Präsidenten. Und glauben Sie mir, kein Amerikaner, der ein bißchen stolz auf sein Land ist, wird jetzt Glime wählen, weil er nicht das Risiko eingehen will, das ich angedeutet habe.“ „Na ja, vielleicht haben Sie da gar nicht mal so schlecht gedacht. Jedenfalls ist das eine gut Antwort auf das Nazibild der Demokraten.“ „Das denke ich auch. Um bei den Übertreibungen zu bleiben. Die Leute sagen sich doch: Lieber einen Diktator, der stolz auf sein Land ist, als einen Schwächling, der sich besetzen läßt.“ Damit war das Gröbste überstanden und so kam es, daß sich Teggar bei der nächsten Wahlkampfveranstaltung schon wieder bedeutend wohler fühlte. Er stand vor gut 4000 Menschen, die größtenteils Anhänger der Republikaner waren. Jene galt es zu füttern und dazu waren natürlich vor allem Angriffe auf den politischen Gegner notwendig. Aber zunächst machte Teggar Werbung für sich. „Liebe Freunde, ich bin heute bei Euch, weil ich will, daß Ihr mich kennenlernt. Was bringt es Euch wenn Ihr mich in diesem viereckigen Kasten seht, den man Fernseher nennt? Nicht viel und darum bin ich heute zu Euch gekommen um Euch zu beweisen, daß ich ein Mensch zum Anfassen bin. Das wird natürlich auch so bleiben, falls ich zum Präsidenten gewählt werde. Nun aber genug von mir, widmen wir uns lieber der Konkurrenz. Da gibt es ein Plakat der Demokraten, das mich mit Hitlergruß zeigt. Jeder vernünftige Mensch hat erkannt, daß es sich dabei um eine Fotomontage handelt und die, die es bisher noch nicht gemerkt haben, wissen es jetzt. Mich mit einem Nationalsozialisten zu vergleichen ist eine ungeheuerliche Beleidigung. Da man in diesem Land vor Gericht keine Chance hat, werde ich mich mit Beleidigungen wehren. Dieser Glime, der nicht einmal weiß wieviel drei und acht sind, will also Präsident werden. Früher war es noch so, daß Präsidentschaftskandidaten eine Persönlichkeit haben mußten, aber das gilt bei den Demokraten anscheinend nicht mehr. Es scheint mir viel eher so, als würden die den Präsidentschaftskandidaten auslosen.“ Gelächter kam auf. „Nun ja, das ist ihre Sache und damit nicht unser Problem. Ich könnte jetzt wieder damit anfangen, die ganzen Verfehlungen und Verbrechen der Demokraten aufzuzählen, aber so lange habt Ihr halt leider nicht Zeit, denn das würde mindestens bis morgen früh dauern. Nur ein paar Stichpunkte: Erst haben die Demokraten den Leuten zuviel Steuern abverlangt und erst jetzt kurz vor der Wahl kommen sie auf die Idee, ein bißchen was von diesem Geld für gemeinnützige Zwecke zu verwenden. Auf so eine Doppelmoral können wir gerne verzichten, weil wir genau wissen, daß sie das Geld behalten hätten, wenn keine Wahlen vor der Tür stehen würden.“ Applaus war zu hören. „In steter Regelmäßigkeit haben sich die Minister der Demokraten blamiert. Diese Leute sind wirklich mit unglaublicher Treffsicherheit in jedes Fettnäpfchen getreten, das vor ihnen stand. Wenn das nicht alles so traurig wäre, müßte man sie tatsächlich für einen Eintrag ins Guinessbuch der Rekorde vorschlagen.“ Wieder hatte Teggar die Lacher auf seiner Seite. „Da drohen die Damen und Herren der Regierung dem Irak monatelang mit einem Militärschlag, ziehen dann feige zurück und wundern sich, wenn sich die Iraker fast totlachen über unsere Feigheit. Gerade am Golf wäre ein zielstrebiges Handeln erforderlich. Mit Zögern und Zaudern erreicht man dort nichts. Auch sonst haben die Demokraten überall versagt. Wie können sie es nur wagen, davon zu sprechen, daß unsere Wirtschaft gesund wäre? Überall tauchen die niedrigen Arbeitslosenzahlen auf, aber wenn man genauer hinschaut, erkennt man sofort, daß das alles nur Schönfärberei ist. Diese neuen Jobs, die da entstanden sind, das sind Billigjobs, von denen man nicht einmal leben kann. Also wirklich, so etwas werden wir uns nicht länger bieten lassen! Jetzt kommen wir aber endlich zum Wichtigsten überhaupt. Nämlich zu den Fragen, die sich Millionen amerikanische Bürger stellen. Was ändert sich, wenn ein Republikaner Präsident wird? Sehr viel, meine lieben Freunde und alles wird zum Guten gewendet, das kann ich Ihnen versprechen. Wir werden die Kinder von der Straße holen und sie in die Schulen bringen, wo sie neben Wissen auch Moral, Sitte und Tradition kennenlernen werden. Es kann doch wohl nicht sein, daß sich viele Leute in unserem Land nicht ohne Waffe aus dem Haus trauen. Wir werden dafür sorgen, daß die Kriminalität gegen Null tendiert, weil wir Verbrechen so hart bestrafen werden, daß es sich wirklich nicht mehr lohnt. Wir werden dafür sorgen, daß niemand mehr einen Grund hat, Verbrechen zu begehen. Wir werden Amerika wieder zur Weltmacht Nummer eins machen und uns nicht so verarschen lassen wie die Demokraten! Wir sind die Republikaner und wir sind stolz auf unser Land und das soll auch die ganze Welt erfahren!“ rief Teggar, um danach im großen Jubel unterzutauchen. Auch dieses Mal hatte er sich keine Blöße gegeben und sein kämpferischer Auftritt hatte viele Zweifler überzeugt. Sie wußten nun endgültig, daß Teggar wußte, was er wollte. So flogen die vier Berater Teggars mit ihrem Boß bald darauf in guter Stimmung nach New Orleans, wo man sich zunächst ein wenig erholen wollte. Man ging gerade zwei Minuten durch die Straßen, als bereits die ersten Leute vor ihnen stehen blieben und erstaunt feststellten, daß der Präsidentschaftskandidat der Republikaner vor ihnen stand. Mit der Zeit wurden es immer mehr Leute und es dauerte nicht lange, da war schon die erste Kamera vor Ort. Ein lokales Fernsehteam nutzte die Chance, um ein Exklusivinterview mit Teggar zu bekommen. „Herr Teggar, wie gefällt es Ihnen in New Orleans?“ wollte ein Reporter wissen. „Oh, es ist wunderschön hier.“ „Was gefällt Ihnen besonders an dieser Stadt?“ „Die schönen Häuser, das bunte Leben und natürlich vor allem die Menschen.“ „Was ist für Sie so besonders an den Menschen hier?“ „Das ist leicht zu sagen. Schauen Sie, ich ging hier mit meinen Beratern ein wenig durch die Straßen und wenig später war ich von ein paar hundert Menschen umringt, die mich freundlich begrüßten.“ „Wie lange wollen Sie denn hier bleiben?“ „Oh, das weiß ich jetzt noch nicht. Natürlich muß ich mich an meinem Terminplan orientieren, aber ich kann mir durchaus vorstellen, noch ein paar Stunden in dieser herrlichen Stadt zu verweilen. Auf alle Fälle werde ich gerne wiederkommen.“ „Auch dann, wenn Sie Präsident werden würden?“ „Selbstverständlich. Dann erst recht, denn schließlich muß ich mich in diesem Fall bei meinen lieben Wählern und Wählerinnen persönlich bedanken.“ „Aber als Präsident hätten Sie doch bestimmt wenig Zeit?“ „Möglich, aber ich denke, man hat immer soviel Zeit, wie man sich nimmt.“ „Das war ein schöner Schlußsatz. Herr Teggar, vielen Dank“, sagte der Reporter und ging weiter. „Alle Achtung. Sie sind ja auf alles vorbereitet“, meinte ein älterer Mann zu Teggar. „Man tut was man kann.“ „Jetzt, wo ich Sie schon mal persönlich treffe und überall verkündet wird, daß Sie immer für uns da sind, wollte ich Ihnen doch ein wenig von meinen Problemen erzählen.“ „Nur zu!“ „Also, Sie wissen ja wie das ist, wenn man älter wird, da geht nicht mehr alles so wie man will.“ „Was meinen Sie damit?“ „Im Bett natürlich.“ Die Umstehenden lachten. „Und da wollte ich Sie fragen, was Sie dagegen tun?“ „Na ja, ich kenne diese Probleme, die Sie anscheinend haben, nicht, aber ich würde Ihnen raten, Sie sollten mal einen Arzt aufsuchen.“ „Das habe ich schon, aber das hat auch nichts gebracht.“ „Tja, da kann ich Ihnen leider auch nicht helfen.“ „Aber es heißt doch immer, Sie hätten für alle Probleme eine Lösung.“ „Tut mir leid. Für Erektionsprobleme sind wir nicht zuständig.“ „Darf ich trotzdem noch eine persönliche Frage stellen?“ „Nichts dagegen.“ „Wie halten Sie es mit so einem Tier aus?“ „Was für einem Tier?“ „Na Ihrer Frau.“ „Keine Beleidigungen. Ich dachte, Sie hätten wichtige Probleme.“ „Also, in einer Ihrer Reden sagen Sie, daß alle Probleme wichtig sind.“ „Schon. Aber jetzt mal ganz ehrlich. Erwarten Sie, daß der amerikanische Präsident Ihre Erektionsprobleme beheben kann“ „Selbstverständlich. Dazu hat er doch das Oral Office.“ Gelächter kam auf. „Ich glaube, Sie meinen das Oval Office. Wie alt sind Sie denn?“ „82.“ „Na, was haben Sie denn? Da ist das doch ganz normal, daß Sie nicht mehr so können.“ „Aber wie um alles in der Welt soll ich dann meine Frau überreden bei mir zu bleiben.“ „Also, ganz ehrlich. Ich bin mir ganz sicher, daß Ihre Frau Sie so sehr liebt, daß es ihr nichts ausmacht, wenn Sie nicht mehr können.“ „Sie haben doch keine Ahnung von den Problemen der amerikanischen Bürger. Die wird immer schrecklich laut, wenn bei mir wieder nichts geht.“ „Wie alt ist Ihre Frau denn?“ „Blöde Frage. 14.“ „Was! Sie sind mit einer Vierzehnjährigen verheiratet?“ „Wo ist das Problem?“ „Ich dachte immer, so etwas ist verboten.“ „Na hört Euch den an! Will ein Politiker sein und hat von Politik keine Ahnung!“ „Was bei Euch in Louisiana alles möglich ist.“ „Da staunen Sie, was! Na ja, aber ich habe immer mehr Angst, daß sie sich scheiden läßt und ich weiß nicht wie ich das meinem zweijährigen Sohn erklären soll.“ „Jetzt schlägts aber dreizehn. Sie haben einen zweijährigen Sohn?“ „Sind Sie taub, oder was! Natürlich. Aber ich sehe schon, daß Sie mir auch nicht helfen können“, stellte der Alte fest und ging.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺52,33
Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Hacim:
330 s. 1 illüstrasyon
ISBN:
9783738010251
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu