Kitabı oku: «Noch was zum Lesen»

Yazı tipi:

Anno Dazumal

Noch was zum Lesen

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Inhaltsverzeichnis

Titel

und

Auf den Schwingen der Liebe

Impressum neobooks

und

Die Sonne schien. „Schein oder nicht Schein?“ hatte der Mond sie gefragt, als er vorbeigekommen war, um für die universelle Kollekte zu sammeln. „Du bist so heiß wie ein Vulkan - und heut verbrenn’ ich mich daran“, hatte er ihr zugeflüstert, doch die Sonne wußte, daß weder der Mond noch der Mann im Mond geeignete Lebensabschnittsgefährten waren. Auf einem Stern sah man den kleinen Prinzen, wie er sich an seiner Rose verging, doch es sollte noch Jahrhunderte dauern, bis auch die Vergewaltigung von Pflanzen strafbar sein würde. Von dort oben hatte man einen tollen Blick auf die Erde und wenn man so runterschaute, dann sah das Ganze wie ein Sandkasten aus, in dem lauter kleine Kinder spielten. Iran war der böse Bube, denn er wollte dasselbe Spielzeug haben wie der stärkste Junge, der Amerika hieß. Den Irak und Afghanistan hatte Amerika erst ordentlich verprügelt und jetzt päppelte er sie wieder auf. Frankreich drohte Iran mit dem Zeigefinger und später mit dem Mittelfinger, Deutschland, England, Italien und Spanien versuchten, zwischen den Streithähnen zu vermitteln und der Russe und der Chinese machten derweil ihre Geschäfte mit dem bösen Buben. Ach ja und da war natürlich noch Israel, den Iran überhaupt nicht leiden konnte und deswegen umbringen wollte. Amerika aber beschützte Israel und so ging das Kinderspiel im Sandkasten weiter. Israel hatte Syrien und seinen Brüdern einst ein paar Eimerchen mit Sand weggenommen und nicht mehr zurückgegeben. Früher hatte Israel keine Heimat gehabt und war in Deutschland und später in ganz Europa, nachdem Deutschland den halben Sandkasten besetzt hatte, verfolgt worden, doch dann hatte Israel seine eigene Sandburg gebaut und dazu die Araber aus dem Sandkasten vertrieben. Afrika zum Beispiel hätte auch einen Platz im Sandkasten verdient gehabt, stand aber draußen und durfte nicht mitspielen. Es war ein merkwürdiges Sandkastenspiel, das man da beobachten konnte, immer wieder machten sich die Jungs gegenseitig die Sandburgen kaputt und prügelten sich wegen Nichtigkeiten. Der starke Amerika ließ ständig seine Muskeln spielen und mischte sich überall ein. Bei allen Sandburgen wollte er mitreden und seine Fähnlein steckte er überall hinein, selbst in den größten Scheißehaufen. Rußland und China sahen das mit Argwohn und Mißfallen, doch einige Araber hatten zwei Sandtürme von Amerika kaputtgemacht und seitdem hatte Amerika Narrenfreiheit und niemand durfte etwas dagegen sagen. So sah die Erde aus von oben betrachtet. Wir tauchen ein in diese Welt des Jahres 2006 und versuchen uns an einem Stück satirischer Gegenwartsliteratur, in der Hoffnung, die Menschen damit zu betäuben und blind zu machen, so daß die Jungs im Sandkasten ungestört weiterspielen können. Denn stell’ Dir vor, was los wäre, wenn sich die alle einfach vertragen würden! Das wäre doch nicht auszuhalten, dann würde es ja am Ende gar Frieden geben und daran kann wirklich niemand dein Interesse haben, denn ohne staatlichen und staatenlosen Terrorismus wäre es doch viel zu langweilig auf der Erde und das darf doch wirklich nicht sein. Tauchen wir ein in die wunderbare Welt.

„Was willst Du von mir?“ schrie Günther die Frau an, die ihn seit ein paar Minuten verfolgte. „Ich will meine Tasche zurück, die Du mir gestohlen hast“, entgegnete sie. Da blieb er stehen, schaute sie mit feindseligen Blicken an und überlegte. Er wußte, daß er die Tasche als Ganzes nicht behalten konnte, aber er wollte auch nicht mit leeren Händen nach Hause kommen, nachdem er sich so große Mühe gegeben hatte. Die Autos fuhren auf der Straße an ihnen vorbei, die ersten Passanten blieben interessiert stehen und der frische Wind wirbelte jede Menge Blätter auf. Deutschland im Herbst. Günther öffnete die Handtasche und fand darin einen Brief, den er herauszog. „Das ist ein Brief von meiner Mutter. Gib den sofort her!“ verlangte sie, doch er betrachtete ihn genauer und meinte dann: „Das ist ein Brief von Deinem Geliebten. Du betrügst Deinen Ehemann und belügst mich. So etwas finde ich total widerwärtig.“ Daraufhin spuckte er vor ihr aus. „Na und? Das geht Dich gar nichts an! Du bist ein gemeiner Dieb und gehörst in den Knast!“ wetterte sie und als sie die umstehenden Leute bemerkte, fügte sie hinzu: „Und Ihr: Glotzt nicht so blöd und verschwindet!“ Günther erkannte die Möglichkeit, vom primitiven Taschendieb zu einer rmoralischen Instanz zu werden und verkündete: „Um den moralischen Verfall in diesem Land dokumentieren zu können, muß man zu unorthodoxen Mitteln und Methoden greifen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte man eine Ehebrecherin wie Dich gesteinigt. Du kannst froh darüber sein, daß ich Dir Deine verruchte Tasche weggenommen habe, denn so wirst Du nicht länger in Versuchung geführt und kannst ein moralischeres Leben beginnen.“ Die ersten Leute klatschten und die Frau wurde langsam unsicher. „Ich, äh, also, ich glaube, in was für einem Land leben wir eigentlich? Dieser Mann hat mir meine Tasche gestohlen und jetzt spielt er sich hier als mein Richter auf!“ empörte sie sich. Da kam ein Geistlicher heran, legte seine Hand auf ihre Schulter und redete beruhigend auf sie ein: „Junge Frau, wir alle machen mal einen Fehler, aber es steht ja wohl außer Frage, daß Ehebruch ein weitaus schlimmeres Delikt als Diebstahl ist. Außerdem war dieser Diebstahl notwendig, um Dich auf den rechten Pfad der Tugend zurückzuführen. Du solltest Dich bei diesem Mann dafür bedanken, daß er Dir dabei geholfen hat.“ Auch für die Worte des Priesters gab es Applaus. Günther nutzte die Gunst der Stunde, um die Sympathien, die ihm galten, sogleich zu verfestigen. Er verkündete: „Das heute ist ein historischer Tag für uns alle. Ich habe meine Berufung gefunden und werde dafür sorgen, daß in diesem unserem Land Werte und Moral wieder eine entscheidende Rolle spielen. Sekundärtugenden wie Sitte, Anstand, Höflichkeit, Disziplin, Treue, Pflichterfüllung und Ehrlichkeit müssen wieder Priorität haben. Mein Name ist Günther und ich werde für eine geistig-moralische Wende in diesem Land sorgen.“ Ein alter Mann stieß seine Frau an und krächzte: „Das haben wir doch alles schon mal gehört. Wann war das gleich wieder gewesen?“ „1933“, vermutete sie. „Gut möglich. Nein, Moment mal, ich glaube es war etwas später, ja genau und zwar 1982.“ „Richtig. Jetzt fällt’s mir auch wieder ein. Da war doch dieser große dicke Mann, der auch sowas versprochen hat.“ Knapp 25 Jahre später war es wieder soweit. Günther hatte endlich eine Aufgabe für sich gefunden und er machte sich mit Feuereifer daran, seine Visionen umzusetzen. Erst half er einer jungen Frau über die Straße, danach kaufte er einem Kind ein Eis.

„Tolle Leistung, Schatz! Du hast es tatsächlich in die Bild-Zeitung geschafft“, lobte der Ehemann seine Frau ein wenig säuerlich und sie geriet sofort in einen Erklärungsnotstand. „Das ist nicht so wie Du denkst, mein Kuscheltiger. Es war nur eine kurze Affäre und Du weißt ja, daß ich nur Dich liebe.“ „Spar Dir Deine Lügen für die Verhandlung vor dem Moralgericht auf! Außerdem haben die sowohl den Brief Deines Lovers an Dich, als auch den Brief, den Du geschrieben hast und wegschicken wolltest, abgedruckt. Ganz Deutschland hat Mitleid mit mir. Die von der Bild haben sogar ein Spendenkonto für mich eingerichtet und suchen eine neue Frau für mich.“ „Was! Das ist ja eine ungeheure Frechheit! Das lassen wir uns nicht gefallen, mein Hasenfurz! Wir verklagen dieses Schmierblatt. Nein, noch besser: Wir räumen das Spendenkonto leer und fahren davon gemeinsam in Urlaub.“ „Daraus wird wohl nichts werden, denn gegen Dich läuft ein Ermittlungsverfahren wegen Ehebruchs. Die Zeiten haben sich geändert. Seit gestern Abend ist eine Wertedebatte im Gange und alle Politiker im Lande haben sich für eine Rückbesinnung auf die guten alten Werte von früher ausgesprochen. Damit will man die Verrohung der Gesellschaft und das langsame Sterben der Moral bekämpfen. Dieser Günther, der Dir die Tasche entwendet hat, ist der Mann der Stunde. Er wurde heute zum Obersten Richter des Moralgerichts berufen.“ „Von einem Moralgericht habe ich aber noch nie etwas gehört.“ „Das wurde noch gestern Abend ins Leben gerufen. Die Politiker wollten sich nicht wieder den Vorwurf gefallen lassen müssen, daß sie zu lange zögern und alles auf die lange Bank schieben. Das Moralgericht ist eine Mischung aus staatlichem und religiösem Gericht. Darin sitzen Geistliche, Staats- und Rechtsanwälte sowie Richter. Du hast die Ehre, die Angeklagte im allerersten Prozeß zu sein. Respekt!“ „Aber was ist hier eigentlich los? Ich habe doch nur das getan, was jede andere Frau an meiner Stelle auch getan hätte.“ „Du solltest nicht immer von Dir auf Andere schließen. Ehebruch ist kein Kavaliersdelikt mehr.“ „Aber Du bist doch auch fremdgegangen und zwar wesentlich öfter als ich.“ „Das steht hier nicht zur Debatte. Die neuen Gesetze treten erst seit heute in Kraft. Rückwirkende Bestrafungen wird es nicht geben.“ „Da bin ich aber erleichtert, denn dann können sie mir ja auch nichts anhaben.“ „Freu Dich nicht zu früh, denn an Dir wollen sie ein Exempel statuieren. Außerdem wolltest Du den Brief abschicken, das heißt, daß Du immer noch fremdgehst.“ „Was sind das eigentlich für neue Gesetze?“ „Ach, nur die guten alten Zehn Gebote, lediglich etwas moderner formuliert. Unglaublich, wieviel Rückhalt die ganze Sache in der Bevölkerung hat. Es scheint fast so, als hätte das Volk nur darauf gewartet.“ „Und was ist mit mir? Du redest so, als ob Dir mein Schicksal egal wäre.“ „Du hast mich betrogen und betrügst mich immer noch. Ich kann Dir nicht mehr vertrauen und ich finde, daß Du Deine gerechte Strafe erhalten sollst.“ „Was ist das überhaupt für ein Lärm dort unten?“ wunderte sie sich plötzlich und schaute aus dem Fenster. Sie sah eine lautstark skandierende Menschenmenge, die jede Menge Transparente und Schilder hochhielt. „Das sind Menschen, die Deine Steinigung fordern“, erklärte ihr Mann. Was war los in diesem Land? War es tatsächlich möglich, daß das iranische Modell auch in Deutschland Schule machte? Wo war die Liberalität hin, woher kam dieser Sittenzwang, was wollten die veralteten Moralvorstellungen wieder hier? Wer zum Teufel war dieser Günther?

Auf alle Fälle war Günther Olpe über Nacht berühmt und zusätzlich zum Obersten Richter des Moralgerichts berufen worden. Was für ein Aufstieg! Vom Taschen-Dieb zum Millionär, obwohl man auch als Taschendieb Millionär werden konnte, wenn man richtig gut war. Lüstern betrachtete Günther die ihm zugewiesene Sekretärin, doch als er deren Ehering erblickte, hatte sein Ständer einen schweren Stand. Außerdem kam Seine Exzellenz, der Bischof, zum Kaffee trinken und so begann der Dialog der beiden wichtigen und mächtigen Männer: „Lieber Günther, Ihnen verdanken wir das Moralgericht und das finden wir großartig. Zunächst sollten wir uns darüber unterhalten, was wir alles unter Strafe stellen wollen“, begann der Bischof. „Na ja, auf alle Fälle Ehebruch, Swingerclubs, Bordellbesuche und diverse sexuelle Abartigkeiten“, erläuterte Günther. „Einverstanden. Aber die Missionarsstellung muß bleiben.“ „Meinetwegen. Ausnahmsweise. Würde mich eh mal interessieren, wie die zu ihrem Namen gekommen ist.“ „Das tut nichts zur Sache. Wir müssen die Unmoral überall bekämpfen, nicht nur auf dem sexuellen Sektor, diesem Sündenpfuhl.“ „Allerdings. Wir bestrafen Schwarzfahren, Schwarzarbeit und Schwarzwählen.“ „Letzteres bitte nicht. Wir müssen doch dafür sorgen, daß der Einfluß der Kirchen auf den Staat gewahrt bleibt.“ „Na gut, weil Sie es sind. Wir werden den Unterricht in den Schulen umkrempeln und das Fach „Ethik“ zu einer täglichen „Sitte und Moral“-Doppelstunde ausbauen.“ „Sehr gut. Aber der Religionsunterricht muß auch ausgeweitet werden.“ „Na ja, wenn’s denn sein muß. Außerdem werden wir die illegalen und die legalen Drogen aktiv benutzen, äh, bekämpfen, insbesondere ihre Konsumenten. Doping beim Sport wird eliminiert und es werden nur noch die Sportarten erlaubt sein, die nicht gewaltverherrlichend sind.“ „Sehr gut. Das hört sich wirklich vielversprechend an.“ „Dieben wird die Hand abgehackt.“ „Merkwürdig, daß gerade Sie das sagen.“ „Ich weiß wenigstens wovon ich rede. Kinderschänder werden zwangssterilisiert oder wir schneiden ihn gleich ab, die Todesstrafe wird wieder eingeführt und das ganze Volk wird videoüberwacht.“ „Apropos Video: Wir müssen auch unbedingt etwas gegen diese abartigen Filme und gegen das Internet unternehmen.“ „Selbstverständlich. Alle Bücher, Filme und CDs werden von der Moralkommission, in der wir Beide natürlich auch sitzen werden, überprüft und zensiert. Das Internet wird ebenfalls kontrolliert und unanständige Seiten werden gesperrt.“ „Da haben wir uns ja Einiges vorgenommen, lieber Günther. Wollen wir nicht lieber gleich einen Gottesstaat ausrufen?“ „Sie sind ein knallharter Lobbyist, mein lieber Bischof, aber das gefällt mir. Erst einmal schaffen wir einen moralisch sauberen Staat, alles Andere klären wir später. So, Sie entschuldigen mich jetzt bitte, ich habe gleich meinen ersten Prozeß und darauf möchte ich mich noch kurz vorbereiten.“ „Ich verstehe. Sie wollen noch ein paar Minuten beten und Gott darum bitten, daß Sie das richtige Urteil fällen.“ „Quatsch! Ich muß noch schnell aufs Scheißhaus und dann trinke ich noch was und danach geht’s auf in den Saal.“ „Ich bin ja auch schon ganz aufgeregt. Was meinen Sie? Wer wird den Prozeß gewinnen?“ „Wir natürlich. Das Urteil steht schon längst fest, ich habe es schließlich selbst geschrieben.“ „Da bin ich ja beruhigt. Wäre auch unverantwortlich, die Sache aus der Hand zu geben. Vom Saulus zum Paulus, so eine Entwicklung lobe ich mir.“ „Wovon reden Sie?“ Beide standen auf und gingen weg.

Der Gerichtssaal war bereits total überfüllt, als Günther ihn betrat. „Nur gut, daß ich mir einen Platz reserviert habe“, dachte er sich erleichtert und ließ sich auf dem Richterstuhl nieder. Der Mann neben ihm erhob sich, schüttelte ihm die Hand und verlas dann Folgendes: „Meine Damen und Herren, wir begrüßen Sie alle recht herzlich zu unserer ersten Verhandlung im Moralgericht. Angeklagt ist Frau Anke Sippel. Ihr wird Ehebruch vorgeworfen. Zunächst möchte ich mich im Namen der Anklage und des allmächtigen Schöpfers dazu äußern: Moses erhielt auf dem Berg Sinai die Zehn Gebote und eines davon lautete: „Du sollst nicht ehebrechen.“ Diese Frau hat das Gebot mit Füßen getreten und unterhält eine außereheliche Beziehung zu einem Mann. Deswegen fordern wir von der katholischen Kirche eine dreijährige Haftstrafe, an die ein fünfmonatiger Aufenthalt in einer Besserungsanstalt angeschlossen wird.“ Daraufhin bekam die Angeklagte ein Signal sich zu erheben und das tat sie dann auch. Anke sprach: „Ja, ich bin fremdgegangen, aber wenn ich dafür verurteilt werde, dann verlange ich, daß alle Anderen, die dasselbe tun, genauso bestraft werden wie ich.“ „Na das ist doch mal eine vernünftige Einstellung. Keine Sorge, uns wird niemand entkommen. Kein Ehebrecher und kein Verbrecher wird vor uns sicher sein“, versprach Günther und die Zuschauer applaudierten. Doch plötzlich erhob sich die Anwältin von Anke und ließ Folgendes verlauten: „Diese Frau wird von der kirchlichen Moraljunta dazu mißbraucht, ein Exempel zu statuieren und das ist zutiefst unmenschlich. Wie kann es sein, daß ein bekannter und vorbestrafter Taschendieb hier der Oberste Richter ist? In was für einem Unrechtsstaat leben wir eigentlich?“ Gemurmel kam auf. Günther gab den Gerichtsdienern ein Zeichen, woraufhin jene die Anwältin packten und aus dem Gerichtssaal zerrten. „Entschuldigen Sie die Störung, aber diese Frau ist eine Bordellbetreiberin und wird deswegen hier nicht länger Lügen in die Welt setzen dürfen“, verkündete Günther und das Publikum atmete erleichtert und verständnisvoll auf. Nun begann wieder ein Geistlicher mit einer Moralpredigt: „Dieser Prozeß hier ist erst der Anfang. Wir werden ganz Deutschland mit einer Prozeßlawine überziehen und nicht eher ruhen, bis die letzten Moral- und Sittlichkeitsverbrecher ihre gerechte Strafe erhalten haben. Dieses Land muß endlich wieder ein moralisch sauberes und anständiges Land werden. Dafür werden wir kämpfen und uns einsetzen. Es kann sein, daß wir dafür, so wie unser Oberster Richter, Gesetze brechen, Grenzen überschreiten und Grundrechte einschränken müssen. Aber wir tun das schließlich nicht aus Spaß an der Freude, sondern weil es schlicht und einfach notwendig ist. Deswegen bitten wir um Nachsicht und Verständnis, falls wir mal versehentlich die falschen Leute einsperren sollten. Wo gejodelt wird, krähen Hähne. Wir werden in diesem Land aufräumen. Die Bundesregierung wird viele unserer Gesetzesvorschläge so schnell wie möglich in die Tat umsetzen. Und jetzt spricht unser Oberster Richter sein erstes Urteil.“ Atemlose Stille im Gerichtssaal. Anke schaute Günther an. War das nicht absurd, daß der Täter zum Richter geworden war? „Hiermit spreche ich das Urteil im Namen der Moral: Frau Anke Sippel wird zu einer fünfjährigen Haftstrafe wegen Ehebruchs verurteilt. Sie ist schuldig, hat gestanden und dieses Urteil soll zur Abschreckung dienen. Weggetreten!“

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