Sadece Litres'te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Die Sandwich-Inseln», sayfa 6

Yazı tipi:

VII. Abtheilung
Von Hawaii nach Honolulu

Um 11 Uhr ging der Dampfer heftig schwankend ab und bald schwand die Sicht des winzigen Kaálualú mit seinen drei Häusern, höchst zerfallener Werft und seiner öden Umgebung. Um ½3 hielten wir vor dem kleinen Hafenort Hoopúlo, desgleichen umgeben von wüstem Lavageröll und, soweit das Auge reicht, kaum bemerkbarer Vegetation. Nur unmittelbar um die 4 Häuser und die zahlreichen Grashütten herum, die den kleinen Ort bilden, sowie am Landungsplatze erhebt sich, gleichwie aus der Wüste, ein lieblicher Kokospalmen-Hain, in dessen Schatten zahlreiche Kanaken malerisch in ihren rothen Hemden, die Frauen in bunten Jacken und Röcken gruppirt sich zeigten.

Hoopúlo bildet die südlichste Spitze der Insel und liegt im Distrikt Kâu, welcher durch die Eruption von 1868 verwüstet worden ist.

Um 4 verliessen wir den trotz wüstem Lavageröll doch durch den Kokospalmen-Hain malerischen Ort. Bald ändert sich die Sicht der Küste. Eine zarte grüne Übertünchung derselben nimmt allmählich zu. Auf den vom Ufer aus sich erhöhenden Anhöhen sieht man seltener die so schrecklich wüsten Spuren der Lavaausströmungen und am schmalen Saume der Küste auf kleinen Anhöhen derselben zeigen sich öfters Ortschaften, Kirchen und Häuser, die, meist weiss gestrichen, mit zierlich rothen Dächern ein anmuthiges Bild entwerfen.

Von Wald, so weit das Auge schauen kann, ist keine Spur, nur hin und wieder und zwar sehr selten zeigt sich krüppeliger, niedriger, lichter Busch an den höchsten Höhen.

Um ½6 Halt vor der imposant steilen Felsenküste Kâuílií. Das Wasser ist hier bis zum Ufer unergründlich tief und die auffallend heftige Brandung erschwert das Landen. In unmittelbarer Nähe des Kaps gleichen Namens liegt der Ort Kapáa, der aus nur sehr wenigen kleinen Häusern besteht und in einer unbeschreiblich sterilen Umgebung liegt.

In der steilen Felsenküste zeichnen sich deutlich die finsteren Schattirungen zahlreicher Höhlen früherer Lavaausflüsse ab.

Um ¾6 bewegte sich unser Dampfer und wir zogen langsam der steilen, schwarzen, an gewaltigen Rissen reichen Küste entlang.

Um 6½ Uhr langten wir vor Hoókéna an, das flach aber reizend gelegen und von üppigen Kokospalmen und niedrigem Walde umgeben ist. Auf den die kleine Fläche umgebenden Höhen liegen malerisch zerstreut zahlreiche kleine Häuser in Mitte bedeutender „tarro“ – und Bataten-Pflanzungen. Wir luden hier Pfeffer ein, den sogenannten „ava“ und hatten daher einen längeren Aufenthalt.

Zahlreiche kleine Kanos dieses, wie man sagt, wohlhabenden Fischerortes umringen uns mit ihren auffallend gewandten Ruderern, die namentlich an dieser Küste den Ruf geniessen, rudernd oder segelnd der wildesten See zu widerstehen. Sie brachten uns zum Verkaufe Fische, Wassermelonen, Ananas, Kokosnüsse und diverse Cactus-Früchte. Die Qualität der Früchte war wässerig und nicht aromatisch.

Den Ort ziert eine unmittelbar am Ufer erbaute, schmucke, blendendweiss gestrichene römisch-katholische Kirche. —

Um ½7 war die Ladung beendet, und wir verliessen den hübschen Ort, der als der wohlhabendste aller kleinen Orte, die ich bisher auf der Insel Hawaii gesehen, wenigstens dem Scheine nach ist.

Um ¼8 Halt vor Kaáwalóa in der „Kéalakékua“ – Bai. Es war leider dunkel, daher nur in deutlicher Sicht der schmucke leuchtende Thurm, der in Nähe der Stelle erbaut, wo Kapitän Cook den 14. Februar 1779 gefallen war.

Die Stelle ist durch ein Monument bezeichnet worden. Das Denkmal bildet ein aus Stein gemauerter Obelisk, dessen Oberfläche mit Cementmörtel beworfen und polirt ist. Die Höhe desselben beträgt 28′, die Basis hat einen Umfang von 9 □′. Die Umgebung des Obelisken, 20 □-Yard umfassend, ist durch 4 Kanonenläufe markirt, die mit Ketten verbunden sind und in deren Raum eine Akazie und einige Kokospalmen wuchern. Die Inschrift des Monumentes lautet übersetzt: „Zum Gedenken an den grossen Weltumsegler, Kapitain der königl. Marine James Cook, der die Inseln den 18. Januar a. D. 1778 entdeckte und an dieser Stelle den 14. Februar a. D. 1779 gefallen ist.“ Dieses Monument ist ihm von einigen seiner Landsleute im November 1874 errichtet worden.

Um 8 Uhr gings weiter bis Kailúa, im Distrikte Kóna gelegen, mit circa 200 Einwohnern; bis 1820 war es Residenz der Könige. Die Umgebung des Ortes und zwar der grösste Theil des Küstenstriches ist im Besitz Ihrer Hoheit der Ruth Keelíkolani, der Schwester der Könige Kamehámehá IV. und V. Hier wurde unter König Kámehámehá III. 1854 die erste Kaffeeplantage angelegt.

Nach Kailúa hielten wir in der Nacht vor Wâinanalií und um ½6 Morgens den 10. August machten wir Halt vor Kowaihae in prachtvoller Sicht des Kap Kiahóli mit seinen steilen Ufern und der glänzenden Sicht des Huálalaï, der dritten Gebirgserhebung der Insel Hawaii.

Den lieblichen Ort mit seinen Kokosnuss-Hainen habe ich den 9. Juli schon beschrieben, daher ich die weitere Erörterung desselben übergehe.

Kaum, dass wir um 9 den lieblichen kleinen Hafen verlassen hatten, erhob sich plötzlich ein heftiger Wind, der bald zum Sturm ausartete, und die See wurde wild.

Um ½10 bei zunehmend unruhiger See machten wir Halt vor Mahukóna, dem letzten Haltepunkt der Insel Hawaii und einem zu den bedeutendsten Hafenorten des Inselreiches sich ausbildenden Ort.

Dieser Sturm ist der sogenannte „mumúkohú“, der „Wind von den Bergen“, wegen dessen Vehemenz Kawaihae einen besonderen Ruf hat, da er daselbst, wie man sagt, Steine heben soll. Während dieses Sturmes ist die Landung hier höchst beschwerlich.

Die Umgebung von Mahukóna bildet ein wild durcheinander geworfenes Lavageröll und ist daher wüst und vollständig vegetationslos.

Um 10 bei zunehmender Vehemenz des Sturmes durchzogen wir den Hawaii-Mauí-Kanal der bergigen Küste der Insel Maui zu, und um 2 Uhr hielten wir wieder im südlichsten Hafen derselben, dem schon erwähnten Máhakéna mit seinem auffallenden Cactusflor.

Um 3 verliessen wir den unwirthlichen Ort bei wahrhaft wüthendem Sturm und erreichten um 4 bei beständiger Sicht des trotz Sturm stets glänzenden Haléakála die „Maalaéa“ – Bai bei imposant unruhig wogender See und pompös wirbelndem Sandsturme der Landenge von Kóla.

Um 5 nach empfangener Post verliessen wir die Bai und folgten der, wenngleich wüsten, jedoch höchst imposanten Gebirgsküste von West-Maui bis Lahaïna, wo wir um ½7 eintrafen.

Lahaïna, wie schon früher erwähnt, liegt lang gestreckt auf einem flachen Vorsprung des hier schmalen Saumes der Küste am Fusse des wildzerrissenen Gebirges klein und schmal in Mitte üppiger Baumpflanzungen, einen höchst malerischen Eindruck hervorrufend.

Ihre Umgebung bilden die Zuckerrohrfelder der sogenannten „Pioneer“ – Plantage des Mr. H. Torton, dessen schmucker Wohnsitz in Mitte der Stadt gelegen ist.

Der Hafen ist ein ruhiger und sicherer und nächst Honolulu der zweitgrösste.

Zur Zeit Kamehámehá III. war Lahaïna zeitweilig die Residenz des Königs. Die Stadt zählt 10.000 Einwohner. Es befindet sich hier die im Jahre 1831 eröffnete Normalschule, das sog. „Lahaïna“ – Seminar, dessen Cursus ein dreijähriger ist und in dem junge Leute sich auf Kosten des Staates zu Lehrern ausbilden können. Die Anstalt nach gut bestandenem Lehrerexamen verlassend, treten die jungen Leute sofort als Lehrer in Funktion. Desgleichen die, die ebenfalls auf Kosten des Staates in der Anstalt zum Seewesen, zu öffentlichen Arbeiten, zum Minenwesen etc. ihr Examen absolvirt haben. Ein Spezialdiplom über das bestandene Examen, über die Fähigkeit und die Aufführung wird den Entlassenen alsdann ausgestellt.

Ausser dieser rein auf Kosten des Staates erhaltenen, vortrefflich geleiteten Schule sind – gleichwie auf allen Inseln so auch hier – sogenannte Abendschulen etablirt, in welchen gegen eine sehr geringe Beisteuer der Eltern die Kinder, die über die primäre Erziehung schreiten wollen, die Möglichkeit finden, sich Kenntnisse zu erwerben, um sich zum Eintritte in die Hochschule vorzubereiten.

Ausserdem giebt es sehr viele Privatschulen auf den Inseln, die mit Hülfe verhältnissmässig verschiedener Subsidien des Staates sich etablirt haben.

Lahaïna gegenüber liegt die wüste, steile Felseninsel Lanaï. Diese Insel ist eine heilige. Der Glaube bestand in früherer Zeit, dass auf dieser Insel der erste Gott der Hawaii-Kanaken entstanden sei. Es sollen circa 16 „heiaus“ in Ruinen auf der Insel zu sehen sein, die mit ihren „kua-hás“, d. h. dunkeln Opfersteinen recht viel Interesse bieten.

Diese Insel war es, auf der Kamehámehá I. seine Ruhestunden des Jahres mit Fischen, Jagen und Kraftübungen verbrachte und zwar namentlich in der Umgebung des „heiau“ von Kauúnalú, seines Lieblingstempels.

Sehr sehenswerth sind die am südlichen Ufer der Insel gelegenen, sogenannten Nadeln von Honopú. Sie sind gleichsam von Menschenhand geschaffen, säulenartige Riffe, die aus dem Wasser ragen, 80–120′ über den Spiegel des Oceans sich erheben und eine Basis von je circa 40 □′ aufweisen.

Die Bevölkerung der Insel ergiebt gegenwärtig nur die Zahl von 214 Seelen, während zur Zeit Vancouvers Besuch dieselbe eine Bevölkerung von 6000 Seelen besass, die sich mit Anbau von „tarro“, oder auch „kálo“ genannt, zur Genüge ernähren konnten; die jetzige Bevölkerung von 214 Seelen kann sich jedoch auf der augenblicklich dürren Insel kaum erhalten.

Die einzige Vegetation der Insel soll die von Farren, Schachtelhalm und Moos sein. Der Hauptbetrieb der Insel liegt in der Fischerei. Die Maximalhöhe derselben beträgt 1600′. —

Um ½8 lichteten wir die Anker und langsam umwendend mit weitem Bogen verliessen wir den lieblichen, vor dem heftigen Sturme des „Maui-Molokai“ – Kanales vollständig geschützten Hafen und zogen wieder quer über den stürmischen Kanal. Rechts zeichnet sich in der Ferne die Insel Molokai, die ich nicht besuchen wollte, daher ich dieselbe laut authentischer Mittheilungen eines mit mir reisenden, höchst intelligenten Häuptlings oberflächlich wie folgt schildere:

Die Entfernung der Insel Molokai von Honolulu bis Kaúnakakaï, einem Hafen an der südlichen Küste der Insel, beträgt circa 45 Seemeilen, und die Entfernung von Pukoô, einem andern Hafen der Südküste der Insel, bis Lahaïna beträgt 15 Seemeilen oder von Honolulu ab 60 Seemeilen.

Die Hauptbeschäftigung der Einwohner der Insel liegt im „tarro“ – Anbau und Fischfange. Die Bevölkerung wird auf 2581 Seelen geschätzt. Die Vegetation derselben soll stellenweise, namentlich in den Thälern, wie z. B. in dem von Haláwa, welches von einem steilen Gebirge umgeben ist, reich an Wasserfällen und – obgleich waldlos – eine üppige sein.

Der Boden der Insel soll durchweg ein fruchtbarer und zu jeder Cultur fähiger sein, was die ertragreiche Zuckerplantage Kalaaé des Herrn H. W. Mayer beweist.

Wenn nur zur Bewässerung des Landes genügendes Wasser wäre, würde die Insel genügenden Raum für mehrere Zuckerplantagen bieten, leider aber nimmt in Folge der Vernichtung der Waldung und daher dürrer werdenden Bodens, der natürlich mehr Feuchtigkeit verbraucht, das Wasser von Jahr zu Jahr noch mehr ab.

Der grösste Theil der Insel gehört gegenwärtig der Schwester der verstorbenen Könige Kamehámehá IV. und V., der Prinzessin Ruth-Keelikoláni. Der Besitz bildet nämlich die ganze westliche Seite der Insel. Es soll auf derselben ein Bestand von 14000 Schafen und circa 3000 Stück Hornvieh sich befinden. Die Gegend charakterisiren Wachteln und Fasanen, die Kamehámehá V. importirt und die sich auffallend vermehren. —

Die Ansiedlungen der Aussätzigen des Inselreiches befinden sich am nördlichen Ufer in Kalaú-papá. Dieser nördliche Theil ist nämlich nur von der See aus zu betreten, da die Landseite von steilen, circa 2000′ hohen, fest zusammenhängenden Abhängen umgeben ist, über die nur ein schmaler, höchst beschwerlicher Steig führen soll.

Eine Stelle dieses Ufers bildet ein von den benannten Abhängen umgebenes Thal, und diese Stelle ist es, wo die erwähnten Ansiedlungen erbaut worden sind und von welcher keiner der mit dieser schrecklichen Krankheit behafteten Krüppel entfliehen kann.

Dieser unglücklichen Bewohner dieser Ansiedlungen sind gegenwärtig 806 an der Zahl, unter denen sich auch Europäer befinden. Sie beschäftigen sich mit Ackerbau, so lange ihre Kräfte und ihr allmählig verwesender Zustand es ihnen gestattet. Die Aufsicht über diese Ansiedlungen hat ein Dr. Emersohn, der mit wahrer christlicher Liebe und Selbstaufopferung sich der Unglücklichen oft mit glänzenden Resultaten annimmt.

Da ich die Insel Molokai, ohne sie besucht zu haben, hiermit beschrieben, so will ich auch die Insel Nihau, die der Insel Kauai gegenüberliegt und die ich ebenfalls nicht besucht habe, in Kürze schildern.

Die kleine Insel mit nur 177 Einwohnern, mit einer Maximal-Höhe ihres Terrains von 800′, gehört einem Mr. F. Sinclair. Früher war dieselbe verhältnissmässig stark bevölkert, vegetationsreich und höchst ertragfähig. Augenblicklich ist der Betrieb derselben die Schafzucht und zwar ein übertriebener, daher der Insel dasselbe Loos bevorsteht, welchem Kahooláwe vollständig und Lanaï, nahezu zur Wüste werdend, verfallen sind.

Traurig ist es, dass auch hier der Besitzer es aus purer Geldgier so ganz vergisst, dass das beste Mittel zur Verwüstung einer an Wasser armen Gegend nicht nur eine übertriebene Schafzucht wie hier, sondern die Schafzucht im Allgemeinen ist, wenn der Besitzer nicht zugleich an eine rationelle Cultur des Bodens, das Schaffen der erforderlichen Feuchtigkeit und Beschattung des Bodens denkt.

Die finstere Nacht, das unaufhörliche Schwanken und Erdröhnen der alten Likelíke, das krankhafte Schnaufen und Pusten ihrer defecten Maschine, das Poltern ihrer Räder, die hermetisch geschlossenen Fenster machten den Schlaf in der Kabine unmöglich, und ich streckte mich ermattet im Salon auf eine Bank, die schmal und hart mir auch nur halbwegs einen kurzen Schlaf gönnte.

Den 11. August um 5 Uhr waren wir glücklich bei herrlichem Sonnenaufgang, schöner Beleuchtung der Insel Oahú im Hafen und bald vor der Werfte von Honolúlu.

Angelangt, eilte ich nach Hause, fand aber Alles noch bei A. Singer geschlossen und benutzte daher die Zeit, um in H. J. Nolte’s, an der Ecke der „Nuuanú“ – und „Queenstreet“ gelegenen geräumigen Kaffee- und Billard-Salons, welche glücklicherweise schon geöffnet waren, mich mit einem verhältnissmässig guten Kaffee zu laben, was eine unbeschreiblich grosse Wohlthat nach der schlaflosen Nacht war.

Zeitschriften, die mir während der ganzen Zeit gefehlt hatten, nahmen mich bis 8 Uhr angenehm in Anspruch, wonach ich heimkehrte und mein Zimmer in bester Ordnung vorfand.

Meine Hauswirthin, liebenswürdig wie immer, machte mir strenge Vorwürfe, den Morgen nicht Einlasses wegen gepoltert zu haben, doch waren, glaube ich, die lieben Leute mir im Innersten dankbar, denn man braucht hier im Lande namentlich eine ungestörte nächtliche Ruhe, besonders meine so thätigen Wirthsleute, die ausser der die nächtliche Arbeit erfordernden Bäckerei im Hause, noch ein kleines Handelsgeschäft in der Maunakéa-Strasse haben und im höchsten Grade fleissig sind.

Im Hafen liegt die russische Fregatte, der „Kreiser“ unter Kommando des Kapitains Nasimoff, den ich in San Francisco, als ich nach Honolúlú abreiste, zuletzt und auf meiner letzten Reise um die Welt in Jokohama (Japan) getroffen hatte. Er sollte nach Japan wieder abgehen, daher wanderte ich zum Ufer, um die Abfahrt des schmucken heimathlichen Schiffes zu sehen, welches ein reges Gefühl der Sehnsucht in mir erweckte, mit ihm nach Japan zu ziehen, einem Lande, welches ich auf meiner letzten Reise zu flüchtig besucht hatte und gern genauer kennen lernen wollte.

VIII. Abtheilung
Tendenz der Europäer. – Charakterzüge der Hawaiier. – Gebräuche und Sitten derselben

Wie schon früher erwähnt, machte ich auf dem Schiffe die Bekanntschaft eines sehr gebildeten, adeligen Kanaken resp. eines Häuptlings, der mir ausserordentlich interessante Mittheilungen über die Vergangenheit und Gegenwart des Inselreiches, über die Sitten und Gebräuche seines Volkes machte und die ich mit meinen persönlichen Eindrücken vereinigt hier ausnützen will.

Die von dem edlen Manne mir gemachten Mittheilungen erweckten in vielen Beziehungen trübe Gedanken über den Charakter der weissen Race und bestätigten meine, auf meinen weiten Reisen um die Welt sich entwickelnde Ueberzeugung, dass hier ebenfalls – wo das Land weder erobert, noch annectirt, sondern nur durch das hinterlistig dem Lande aufgedrungene Protektorat der nordamerikanischen Staaten indirekt unter dem Einflusse des anglo-sächsischen Systemes sich befindet – die Abnahme der Urbevölkerung begünstigt und das Ueberwuchern des ausländischen, meist habsüchtigen Elementes hervorgerufen wird. Hier zeigt sich gleich wie überall, wo ich die Folgen der fieberhaft aufgeregten, so gewaltig wirkenden Kraft der weissen Race in den weiten Landstrichen fremder oder richtiger gesagt fremdfarbiger Nationalitäten – der Tropen namentlich – beobachtet hatte, stets als Resultat „die Vernichtung“ als die natürliche Folge eines der Urbevölkerung nur Nachtheil bringenden, selbstsüchtigen hyppokritischen Systemes.

Der sogenannte civilisatorische Einmarsch der weissen Race in die Gebiete sogenannter Barbaren fand gewöhnlich und findet gewöhnlich noch unter dem Deckmantel der christlichen Religion statt, d. h. Missionäre verschiedener Confessionen bilden den Vormarsch. Unter dem christlichen Banner der Liebe, der Gerechtigkeit, der Treue, der Eintracht, des Glaubens und der Hoffnung als Grundbasis der christlichen Religion ziehen sie ein, doch nehmen sie leider zu oft hinüber den fanatischen, so giftigen Hass verschiedener Confessionen und der so zahlreichen protestantischen Sekten gegen einander mit und erwecken durch diesen Hass, da er im Widerspruche zu ihrer Lehre der Nächstenliebe steht, erst das Misstrauen und dann allmählig die Verachtung der vorgefundenen Urbevölkerung. Um rascher Proselyten zu machen und um einen Vorsprung in den Resultaten gegenüber den andern Confessionen und Sekten zu erlangen, mischen sie oft – um die Leute rascher zu verlocken und den Uebergang ihnen leichter und fassbarer zu machen – Prinzipien der vorgefundenen religiösen oder religionsartigen Gebräuche der Urbevölkerung mit den Prinzipien der resp. christlichen Confession oder Sekte. Oft entwickelt sich zwischen den verschiedenen Confessionen und Sekten, den oftmals durch Versprechungen oder durch irdische Vortheile zur Bekehrung Verlockten und den standhaft ihren Traditionen treu Gebliebenen Hass und Zwietracht, und hieraus entsteht wiederum in der Masse der Bekehrten eine rein geistig-religiöse abergläubische Ueberspannung oder aber meistens eine vollständige Demoralisation anstatt Christenthum.

Wenn nun der noch unbekehrt gebliebene Kern einer solchen, von den Missionären bearbeiteten Nation aus Liebe zu ihrem Vaterland oder zu ihrer Freiheit, oder aus Verzweiflung sich mit Gewalt von dem unruhigen Treiben des sie aus allen ihren traditionellen, ererbten Gewohnheiten, Gebräuchen und früheren inneren Zufriedenheit und Ruhe reissenden Einflusses zu befreien sich entschlossen und die Ursache dieses Einflusses durch die Verjagung der Missionäre aus ihrem Lande oder durch Ermordung derselben zu beseitigen gesucht hatte – ja dann erhob sich und erhebt sich noch in derartigen Fällen suppressio veri der mächtige Grossstaat, zu dem die betreffenden verjagten oder ermordeten Missionäre gehörten, um die alsdann als „Rebellen“ Bezeichneten zu züchtigen und Genugthuung von dem geistig geknechteten, gewöhnlich naiv arglosen Volke zu fordern. Mit Feuer, Pulver, Blei, des Dampfes mächtiger Kraft und allen den so gewaltig vorgeschrittenen Erfindungen der Massenmord-Instrumente unserer stets Frieden predigenden Civilisation beginnen sie einen Vernichtungskampf gegen die meist nur mit Keulen, Pfeilen, Speeren und Schleudersteinen Bewaffneten und treiben verheerend, plündernd, mordend die unglückliche schwache Bevölkerung in das Innere des Landes.

Dem folgt durch die glorreichen Sieger zur Sicherstellung dieser Action ironisch die Besatzung des Küstenlandes, bis Ruhe wieder unter den sogenannten Rebellen entsteht. Dieser Sicherstellung folgt jedoch gewöhnlich eine eigenmächtige Annexion, dieser wiederum zur Verbreitung der Civilisation die Kolonisation, und gleichwie das Scheidewasser frisst sich die monopolisirende Besatzung des anfangs begrenzten Areales allmählig tiefer in das Innere des Landes, indem sie die Ureingeborenen erbarmungslos gleich Vogelfreien mehr und mehr in die unwirthlichsten Strecken des Binnenlandes treibt und sie der oft haarsträubendsten Hartherzigkeit der eingeführten oder eingezogenen Colonisten preisgiebt. Diese bestehen meist aus Verbrechern, aus unmoralischen Abenteurern, selbstsüchtigen, gewissenslosen Spekulanten, fanatisch exaltirten Menschenbeglückern oder Reformatoren und einer Schaar nirgends zufriedener Geisteskinder, die nichts zu verlieren, sondern nur zu gewinnen haben und die ohne viele Mühe rasch reich werden wollen.

Gerechtigkeit und Nächstenliebe findet der Ureingeborene „nicht“, statt dessen aber „Verachtung und Hass“ bei den habsüchtigen Eingedrungenen, und die Verzweiflung, Muthlosigkeit und endlich die Depravation folgen den Entbehrungen des unglücklichen, verzweifelnden Volkes und wirken natürlich gewaltig auf das abnorme Aussterben und Schwinden desselben.

Hierzu kommt noch, und zwar gewaltig wirkend, die Einführung fremdartiger Sitten, Gebräuche und Laster der meist leidenschaftlichen Einwanderer, nebst der dem Lande und seiner rechtmässigen Bevölkerung fremdartigen Cultur der Eindringlinge.

Das jungfräuliche, noch im Urzustande befindliche Land wird sofort mit und durch Dampf in fieberhafter Uebereilung zum Nutzen des Landes der gewissenlosen Abenteurer und habsüchtigen Spekulanten ohne Rücksicht auf Vortheil und Nutzen des Landes und seiner „rechtmässigen Bevölkerung“ durchzogen, durchwühlt, ausgesogen und in facto radikal verdorben, was die Veränderung der klimatischen Verhältnisse der meisten Colonien zur Genüge beweisen.

Dieses ist die Methode und dieses die Folge des Colonisationssystems namentlich der anglo-sächsischen Race, wie es die vereinigten Staaten von Nord-Amerika, ein Theil Westindiens, Neuseeland, Australien, Tasmanien und sogar in gewisser Beziehung das früher so reiche Ost-Indien beweisen, wo die Urbevölkerung, wie z. B. in Tasmanien vollständig bis auf den letzten Mann ausgerottet, in Australien und in den Vereinigten Staaten nahezu vernichtet und in Westindien und Neuseeland im Schwinden begriffen ist. In Ostindien, da es keine Colonie ist, hat in Folge der Uebervölkerung das anglo-sächsische System nicht dieselbe Wirkung erzeugen können; es zeigt sich aber demungeachtet die Wirkung im allgemeinen Verarmen der Bevölkerung, in der planlosen Devastation des Landes und der Veränderung der Ertragfähigkeit des Bodens. Sehr verschieden hiervon zeigen sich die Folgen der Colonisation der Spanier, Holländer, Portugiesen, Russen und sogar Franzosen, wo die Urbevölkerung anstatt vernichtet, erhalten worden ist; anstatt auszusterben, hat die Zahl derselben zugenommen. – Da der Fortschritt der Eindringlinge ein mehr allmählich progressiver im eroberten Lande war und die Interessen der Urbevölkerung durch ein engeres Beisammenleben mit denjenigen der Eroberer oder Colonisatoren mehr und mehr verschmolzen, hatten sich die Eingeborenen verhältnissmässig rasch civilisirt.

Dieses günstige Resultat – ob mit oder ohne Willen der Colonisatoren – zeigt sich trotz allen daselbst vorgekommenen und noch beständig vorkommenden Guerilla-Kriegen und – Grausamkeiten deutlich in der Zunahme der Urbevölkerung sowohl als auch der Mischlinge in Central- und Süd-Amerika, im spanischen, portugiesischen und französischen Westindien, sowie in den kleinen Colonien genannter Nationen in Ostindien, Algier und in St. Mauritius, letzteres, als es noch französisch war. So spöttisch auch die in ihrem Colonisationstalente bisher dem Scheine nach einen so erhabenen Ruf geniessende anglosächsische Race über die so langsamen Resultate der Kolonisatoren anderer Racen und das Unverständniss derselben critisirt, so haben letztere jedoch oft, bewusst oder unbewusst, das wichtigste Resultat der Kolonisation erreicht, indem dieselben nämlich während der so langen Zeit ihrer Dominion der resp. Landstriche die Urbevölkerung, d. h. „den Menschen“ anstatt vernichtet, gehoben und das Land anstatt devastirt, und zwar ohne dessen Charakter zu verändern, einem wenn auch langsamen, so doch natürlichen Fortschritte entgegengeführt haben. Freilich haben diese Nationen weniger materiellen Gewinn aus dem Lande gezogen, sie haben aber den unberechenbaren Gewinn erlangt – bewusst oder unbewusst – den Menschen zu erhalten.

Nicht dasselbe hat die über Alles erhaben sich dünkende anglosächsische Race erreicht; sie hat im Gegentheil unter scheinbarem Glanze ihrer auf Glasfundament erbauten Metropolen und Städte ihrer Kolonien die Urbevölkerung theilweise vollständig vernichtet, theilweise dem Aussterben überlassen, das Land derselben zum Entstehen der Scheinpaläste der Metropolen davastirt, ausgesogen und verwüstet, so zu sagen, die charakteristische, natürliche Lebenskraft demselben für ihren momentanen Ruf oder Vortheil genommen; sie hat es vollständig übersehen, dass das wichtigste Resultat einer Dominion die „Erhaltung“ ist, d. h. die Erhaltung des Menschen vor Allem und die Erhaltung der dem Lande zu seinem kraftvollen Bestehen erforderlichen natürlichen, der Zone charakteristischen Vegetation.

Trotz den in Britannien so zahlreichen, an und für sich sehr löblichen, philanthropischen Vereinen „Peace Society“, „Aborigines-Protection Society“, „Antislavery Society“, „Antivivisection Society“ u. s. w., die meist grossen Lärm schlagen, gute Geschäfte machen, gemüthliche Zusammenkünfte „[meetings]“ halten, jedoch entsetzlich wenig für die Hauptsache ausrichten und oft als Deckmantel von den Anti-Protectionisten zu ihren dunklen Thaten benutzt werden, liegt das Hauptprincip dieser Kolonisatoren im habsüchtigen, raschen Gelderwerb mit dem bei ihnen zur Ueberzeugung gewordenen Gefühle, dass alle Regionen der Welt zu ihrer Disposition stehen, und dass nach vollendetem Verwüsten, Aussaugen, Ermatten der einen Region eine frische sich wiederfinden muss, um das Werk der Vernichtung mit Hülfe des auf der verlassenen Region erworbenen Reichthums wieder fortzusetzen.

Dieses Prinzip ist die Ursache, die sie unwillkürlich zwingt, Alles zu beseitigen, was in irgend welcher Weise sich hemmend ihren Gelüsten entgegenstellt, Alles dem eroberten Lande zu rauben, und unter dem Scheinglanze eines vergänglichen, nur momentanen Wohlstandes die Vernichtung des Landes und seiner Urnation zu vollziehen.

Der Kolonisator im Allgemeinen müsste bedenken:

1) Dass „Erobern“ und „gewaltsam Berauben“ eigentlich im richtigen Sinne genommen, ein und dasselbe bedeutet; Dass der Eroberer, gleichwie der gewaltsame Mensch gewöhnlich verhasst ist und dass – obgleich es freilich wahr ist, dass kein Staat einen grossen Reichthum oder namhaften Vortheil ohne Ungerechtigkeit auszuüben, erwerben kann – es oft fraglich bleibt, ob der auf Kosten Anderer errungene grosse Reichthum oder Vortheil dem resp. Staate ein wirklich nützlicher wird und ob der Vortheil dem Staate oder der erobernden Nation für den durch diese Eroberung entstandenen Hass ein genügendes Aequivalent bietet? Laut der Ueberlieferungen der Geschichte über derartige Fälle glaube ich nicht an ein Aequivalent für solche Eroberungen.

2) Dass „politisches Handeln“ und „gewandter Betrug“ im richtigsten Sinne genommen eigentlich ein und dasselbe bedeutet und dass beide ein nie und nimmer zu beseitigendes Misstrauen erwecken.

Gleichwie bei dem achtbaren Manne unter seinen Mitbürgern eine geachtete, allgemeines Vertrauen einflössende Stellung das Haupterforderniss ist: so bedingt ein Staat oder eine ganze Nation unter Staaten oder Nationen zur Entwicklung einer Thätigkeit für das allgemeine Wohl die Erhaltung der Menschen!

Freilich giebt es leider keinen Staat oder Nation mehr, wo nicht Eifersucht gegen andere Staaten oder Nationen bestände; doch darf das Allgemeine dieses Uebels in keiner Weise eine Entschuldigung werden, da bekanntlich so oft die Folgen dieser Eifersucht sich durch Störung und Hemmung der dem Lande zu seiner natürlichen Entwicklung so erforderlichen commerziellen Geschäfte und Unternehmungen, sowie durch kostspielige Armirungen und beunruhigende Zeiten als gründlich schädlich erwiesen haben und trotz aller glanzvollen Hallucinationen einer gewissen Klasse Menschen sich auch ferner noch als schädlich stets erweisen werden.

3) Dass ein weiser Staat resp. eine weise Nation sich nie ein eigenmächtiges Attentat – weder im Grossen noch im Kleinen – auf das Eigenthum oder die legale Freiheit Anderer erlauben darf und dass, im Falle ein Staat oder eine Nation es thut oder durch Verhältnisse dazu gezwungen wird, vom erobernden Theil die vorgefundenen Sitten, Gebräuche und Religion der Eingeborenen geachtet und beachtet werden, gemäss letzterer das eroberte Land regieren und dasselbe allmählig, wenn es erforderlich erscheint, auf natürlichem Wege entwickeln und reformiren soll.

Der Eroberer braucht ja nicht das Knie vor dem Gotte oder den Göttern des Landes zu beugen; er soll aber die vollste Toleranz und die gebührende Achtung den vorgefundenen Religionen und Gebräuchen des Landes – und wenn dieselben ihm noch so falsch und abergläubisch erscheinen – erweisen; er möge den Gebräuchen der Eingeborenen eine gleiche Achtung gönnen als wie er solche für die seinigen fordert. Die Toleranz und Achtung ihrer Religionen und Gebräuche wird dem Eingebornen die Unterjochung leichter ertragen helfen, ihm seine moralische Kraft erhalten; den Eindringling als Einwanderer oder Kolonist wird dieselbe rascher naturalisiren und namentlich den gegenseitigen Hass, die gegenseitige Verachtung rascher im Keime ersticken. Hass und Verachtung, die so oft die Unterjochten bis in das Tiefste ihrer heiligsten Gefühle verletzten, haben dieselben zu Rebellionen und wahren Menschenschlächtereien gereizt, was durch so viele Fälle der Geschichte erwiesen und sich so lange noch erweisen wird, als Egoismus, blinde Hartherzigkeit, Eigendünkel und Missachtung der vorgefundenen Gebräuche und Sitten und namentlich die religiöse Intoleranz die Eroberer, resp. die dominirenden Nationen leitet.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
28 mayıs 2017
Hacim:
445 s. 26 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain