Kitabı oku: «Und das ist noch nicht alles», sayfa 3

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2.1Biografie

Starten wir zunächst mit dem Begriff Biografie. Der Duden definiert sie als3

1. Beschreibung der Lebensgeschichte einer Person

2. Lebenslauf, Lebensgeschichte eines Menschen

Ursprünglich kommt der Begriff aus dem Griechischen und setzt sich zusammen aus bios (dt. »Leben«) und gráphein (dt. »schreiben, zeichnen, abbilden, darstellen«). Folgt man dem Wortstamm, dann heißt er wörtlich übersetzt Lebensbeschreibung, wie in der obigen Definition des Dudens.

Für die Biografiearbeit wird die Unterscheidung von Lebenslauf und Biografie als wesentlich erachtet:

•Im Lebenslauf sind in der Regel die chronologischen nachprüfbaren Daten, Fakten, Wohnorte und Stationen aufgelistet wie Geburt, Kindergarten, Schulzeit, Umzüge, Ausbildung, Studium, Hochzeit, Trennung, Ehrenamt, Berufstätigkeit etc. »Deswegen gilt er als weitgehend objektive Beschreibung von Lebens-, Bildungs- oder Besitzstandverhältnissen« (Nischak u. Schollas 2007, S. 23).

•Im Unterschied zum Lebenslauf umfasst eine Biografie wesentlich mehr (ebd.): »Biografie [bezeichnet] die durch Sinn und Bedeutung getragene subjektive Konstruktion gelebten menschlichen Lebens«.

Dieser Einschätzung folgen auch Marotzki und Tiefel (2005, S. 134):

»Die Biografie ist … nicht nur die Beschreibung des individuellen Lebenslaufes, in dem die objektiven Fakten des Lebens … zumeist chronologisch aufgelistet werden, sondern sie bringt die Sinnhaftigkeit und Bedeutung, die das Individuum diesen Fakten zumisst, zum Ausdruck. Jeder Mensch entwickelt in der aktiven Auseinandersetzung mit Lebensereignissen ein eigenes Verhältnis zu sich selbst und der ihn umgebenden Welt.«

Wesentlich ist in diesem Zusammenhang die jeweils individuelle Leistung, aber auch die subjektive Beschreibung des einzelnen Menschen, denn »Biografie unterliegt sowohl der narrativen als auch sozialen Konstruktion« (Hanses u. Homfeldt 2008, S. 11) und ist damit immer eine Momentaufnahme.

Für Wolfgang Raabe ist Biografie somit etwas, »das ständig in Bewegung ist« (Raabe 2004, S. 7). An ihr werde täglich gearbeitet und »gebaut«, und

»wenn wir hinschauen, sehen wir immer nur ein Stück davon. Wollen wir uns unsere Biografie näher anschauen, dann müssen wir sie uns aus den bekannten Teilen ›zusammenbauen‹. In diesem Sinne können wir uns eine Biografie als eine Aufschichtung von Erfahrungen vorstellen, die in bestimmten Beziehungen stehen« (ebd.).

An dieser Stelle wird bereits deutlich, dass die Biografie in mehrere »Kapitel« eingeteilt werden kann und Menschen sich der unterschiedlichsten Ausdrucksformen und Materialien bedienen, um sich einen Überblick über ihr (gelebtes) Leben zu verschaffen. Zudem kann es sein, dass sich der Blick auf die einzelnen Kapitel mit den Jahren verändert und ihnen eine neue Bedeutung zugeschrieben wird. Gunthard Weber hat dies vor einigen Jahren in einem seiner Seminare in dem folgenden Satz auf den Punkt gebracht: »Ich habe heute nicht die Kindheit, die ich vor zehn Jahren hatte.« Und es ist sicher erlaubt, diesen Satz in der folgenden Weise zu ergänzen: Und in zehn Jahren wird es wieder eine andere sein als jetzt. Das Leben geht weiter, wir machen neue Erfahrungen und schauen in anderer Art und Weise zurück.

Miethe (2014, S. 13 ff.) fasst die unterschiedlichen in der Literatur beschriebenen Aspekte von Biografien wie folgt zusammen:

1. Biografien sind bedeutungsorientiert.

2. Biografien basieren auf sequenziellen Erfahrungsaufschichtungen.

3. Biografien sind subjektive Konstruktionen.

4. Biografie ist nicht statisch, sondern »work in progress«.

5. Biografie enthält immer Allgemeines und Spezielles.

6. Biografien sind Teil von Geschichte.

7. Biografien beinhalten nicht nur kognitive, sondern immer auch emotionale und körperliche Dimensionen.

Zielten die letzten Ausführungen zunächst auf die Beschreibung der Biografie als Gesamtes, so gelten die folgenden Abschnitte der Auseinandersetzung des Individuums mit seiner Biografie.

2.2Biografisieren, Biografizität, biografische Kompetenz

Wie bereits beschrieben, ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben und der eigenen Biografie ein aktiver, selbstreflexiver Prozess. Diverse Autoren haben für dieses Vorgehen unterschiedliche Begriffe gewählt. So schreiben Almut Nischak und Thomas Schollas in ihrem Kapitel »Systemische Biografie- und Erinnerungsarbeit – eine Einführung« (Nischak u. Schollas 2007, S. 24):

»Biografisieren bezeichnet in diesem Sinne die Leistung eines Menschen, Zusammenhänge herzustellen, Bedeutungen zuzuordnen und ein kommunizierbares Selbst- und Weltverständnis zu entwickeln.«

Eng an diese Beschreibung angelehnt, formuliert der Erziehungswissenschaftler und Soziologe Peter Alheit (1992, S. 77):

»Biografizität bedeutet, dass wir unser Leben in den Kontexten in denen wir es verbringen (müssen) immer wieder neu auslegen können, und dass wir diese Kontexte ihrerseits als ›bildbar‹ und gestaltbar erfahren.«

Dieser Auffassung folgt auch die Erziehungswissenschaftlerin Irma Jansen, wenn sie definiert (Jansen 2009, S. 20):

»Biografizität wird hier verstanden als eine Kategorie, bei der die biografische Arbeit des Individuums zu einem Selbstbildungsprozess wird, in dem Identität sich flexibel ›clustert‹ und sich entlang von Diskontinuitäten und Brüchen prozesshaft immer neu ausrichtet.«

In der Fachwelt hat sich in den letzten Jahren der Begriff der biografischen Kompetenz durchgesetzt, der letztlich ähnliche Aspekte umschreibt wie Biografisieren und Biografizität. So definiert Hubert Klingenberger (2015) biografische Kompetenz als

»die Fähigkeit eines jeden Menschen, die eigene Biografie überdenken, bewältigen und entwerfend gestalten zu können. Dazu zählen insbesondere sechs Aspekte:

•das Bewusstsein der persönlichen Vorstellung von Biografie

•das Bewusstsein über die jeweilige Art, in der Zeit zu leben (gegenwartsorientiert, zukunftsbezogen usw.)

•die Reflexion bisheriger Lebenserfahrungen und die verstehende Auseinandersetzung mit dem vergangenen Leben (Lebensbilanz)

•das Wahrnehmen und Aufgreifen gegenwärtiger Lebenschancen sowie die Bewältigung aktueller Krisen (Lebensbewältigung)

•das Entwerfen von Zukunftsplänen (Lebensplanung)

•das Bewusstsein über die Verwobenheit der eigenen Biografie mit Gesellschaft, Geschichte und Politik.«

(Aus Hubert Klingenberger: Biografiearbeit in Schule und Jugendarbeit. © Don Bosco Medien GmbH, München, S. 13.)

In dieser Auflistung wird die Komplexität der individuellen Leistung eines jeden Menschen deutlich, die letztlich immer wieder dazu führen soll, dass ich weiß, wer ich bin, dass ich mich in meinem Leben weiterhin auskenne und weiß, worauf ich bauen kann, wenn ich die Zukunft plane.

Hans Georg Ruhe verweist explizit darauf, dass gerade auch der Fachmann, der mit Menschen biografisch arbeitet, über eine gute eigene biografische Kompetenz verfügen sollte (Ruhe 2014, S. 37).

2.3Identität

An dieser Stelle macht es Sinn, einen weiteren Begriff in den Blick zu nehmen: Identität. Darunter verstehen wir unsere Unverwechselbarkeit, unsere Einmaligkeit und somit die Kontinuität des eigenen »Ich«. Nach dem deutsch-amerikanischen Psychoanalytiker Erik Erikson ist das »Gefühl der Ichidentität … also die angesammelte Zuversicht des Individuums, dass der inneren Gleichheit und Kontinuität auch die Gleichheit und Kontinuität seines Wesens in den Augen anderer entspricht« (Erikson 1968, S. 256). Erikson unterteilt den lebenslangen Identitätsfindungsprozess in mehrere Stufen und entsprechende Entwicklungsaufgaben (Tabelle 2). Für ihn gleicht die Identität der Erfahrung des Sich-gleich-Bleibens in der Zeit (Erikson 2000). Da es, wie bereits weiter oben beschrieben, vermutlich schwierig ist, permanent die oder der »Gleiche« zu bleiben, ist dies analog auch als Sich-treu-Bleiben zu verstehen. Das passt gut zu dem Verständnis des Begriffs von Margret Mead: »Identität [bedeutet] im Wesentlichen Bindung an Sinnkonzepte, kulturelle Werte und Orientierung an Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft innerhalb der Gesellschaft« (Mead 1971, zit. nach Oerter u. Dreher 2002, S. 263). Der US-amerikanische Psychologe David G. Myers unterscheidet in Anlehnung an Erikson zwischen Identität – »dem Gefühl für das eigene Selbst« – und sozialer Identität, dem »Wir-Gefühl als Teil unseres Selbstkonzepts; derjenige Teil unserer Antwort auf die Frage »Wer bin ich?«, der durch unsere Gruppenzugehörigkeit bestimmt wird« (Myers 2014, S. 212).


Identitätsstufe (ungefähres Alter) Thema Aufgabe oder Lernvorgang und Konsequenz bei Gelingen oder aber Nichtgelingen
Säugling und Kleinkind (0–1 Jahr) Vertrauen vs. Misstrauen Werden seine Bedürfnisse angemessen befriedigt, entwickelt das Kind Urvertrauen oder aber Misstrauen in Bezug auf die Menschen und seine Umgebung
Kleinkind (1–2 Jahre) Autonomie vs. Scham und Selbstzweifel Das Kind lernt, seinen Willen durchzusetzen und Dinge selbstständig zu erledigen oder aber zweifelt an seinen Fähigkeiten
Vorschulkind (3–5 Jahre) Initiative vs. Schuld Das Vorschulkind lernt, Dinge aus eigener Initiative zu erledigen und Pläne durchzuführen oder aber entwickelt Schuldgefühle wegen seiner Unabhängigkeitsbestrebungen
Schulkind (ab 6 Jahre bis Pubertät) Kompetenz vs. Minderwertigkeit Das Kind erfährt Lust an der Erfüllung einer Aufgabe oder aber fühlt sich minderwertig
Adoleszenz (ca. 13–20 Jahre) Identität vs. Rollendiffusion Der Teenager verfeinert sein Selbstbild durch Erproben verschiedener Rollen, die dann integriert werden und die Identität bilden, oder aber gerät in Verwirrung und weiß nicht, wer er ist
Frühes Erwachsenenalter (ca. 20–40 Jahre) Intimität vs. Isolation Junge Erwachsene kämpfen darum, enge Beziehungen einzugehen und die Fähigkeit zu Liebe und Intimität zu erlangen oder aber fühlen sich einsam und isoliert
Mittleres Erwachsenenalter (ca. 40–60 Jahre) Generativität vs. Stagnation Im mittleren Erwachsenenalter will der Mensch seinen Beitrag zur Welt leisten, meist durch Familiengründung und Arbeit andernfalls entwickelt er ein Gefühl der Sinn- und Zwecklosigkeit
Spätes Erwachsenenalter (ca. ab 60 Jahre) Ich-Integrität vs. Verzweiflung Denkt der ältere Mensch über sein Leben nach, vermittelt ihm dies Befriedigung oder ein Gefühl des Gescheitertseins

Tabelle 2: Stufen der psychosozialen Entwicklung nach Erik Erikson (nach Myers 2014, S. 211)

Der Moralpsychologe Augusto Blasi (1988) fasst den Identitätsbegriff von Erikson in der folgenden Form zusammen:

»1) Identität ist eine Antwort auf die Frage ›Wer bin ich?‹.

2) Im Allgemeinen führt die Antwort auf diese Frage zur Herausbildung einer neuen Ganzheit, in der die Elemente des ›Alten‹ mit den Erwartungen an die Zukunft integriert sind.

3) Diese Integration vermittelt die fundamentale Erfahrung von Kontinuität und Selbstsein.

4) Die Antwort auf die ›Identitätsfrage‹ wird durch eine realistische Einschätzung der eigenen Person und der eigenen Vergangenheit sowie

5) der eigenen Kultur, insbesondere ihrer Ideologien und den [sic!] Erwartungen der Gesellschaft an die eigene Person, erreicht.

6) Gleichzeitig werden die kulturellen Erwartungen ›kritisch hinterfragt‹, und auch die Berechtigung der sozialen Erwartungen wird überprüft (Krise).

7) Der Prozess des Hinterfragens und der Integration kristallisiert sich um fundamentale Probleme, wie die berufliche Zukunft, die Partnerbeziehungen und um religiöse und politische Standpunkte.

8) Er führt zur persönlichen Verpflichtung in diesen Bereichen und

9) ermöglicht – von einem objektiven Standpunkt aus gesehen – die produktive Integration in die Gesellschaft.

10) Subjektiv vermittelt diese Integration ein Gefühl von ›Loyalität und Treue‹ sowie

11) ein tiefes Gefühl der Verwurzelung und des Wohlbefindens, der Selbstachtung und Zielstrebigkeit.

12) Die sensible Phase für die Entwicklung der Identität ist die Adoleszenz.«4

Die hier beschriebenen Aspekte zur Herausbildung von Identität erinnern in ihrer Komplexität stark an die zuvor dargelegte biografische Kompetenz. Das verwundert nicht weiter, denn laut Oerter und Dreher (2002, S. 292) stecken in Identitätsbeschreibungen

»zwei Grundbemühungen des Individuums, nämlich die Bemühung, sich selbst zu erkennen, und das Bestreben, sich selbst zu gestalten, an sich zu arbeiten, sich zu formen. Damit sind Selbsterkenntnis und Selbstgestaltung die zwei Prozesse, die Identitätsentwicklung vorantreiben«

und damit eine flexible Anpassung an die jeweiligen Verhältnisse und die Verortung im »Hier und Jetzt« ermöglichen.

Wie wertvoll diese Leistung für das eigene Leben ist, beschreibt der Philosoph Peter Bieri (2016, S. 15):

»Selbsterkenntnis ist dasjenige, was dazu führt, dass wir eine transparente seelische Identität ausbilden und dadurch in einem empathischen Sinne zu Autor und Subjekt unseres Lebens werden können. Sie ist also kein freischwebender Luxus und kein abstraktes philosophisches Ideal, sondern eine sehr konkrete Bedingung für ein selbstbestimmtes Leben und damit Würde und Glück.«

2.4Selbstwert

Ähnlich verhält es sich mit dem nächsten Begriff – dem Selbstwert. Auch der Selbstwert ist gleichermaßen Ergebnis und Basis einiger wesentlicher Voraussetzungen, die zu einem tragfähigen Fundament für ein gelingendes Leben führen und in gewisser Weise sogar auch den guten Boden zur Selbsterkenntnis bereiten können. Getreu dem berühmten Zitat von Martin Buber: »Der Mensch wird am Du zum Ich«.

Nach den Psychologinnen und Psychotherapeutinnen Friederike Potreck-Rose und Gitta Jacob (2003, S. 70 ff.) ruht der Selbstwert auf den vier Säulen Selbstakzeptanz, Selbstvertrauen, soziale Kompetenz und soziales Netz (Abb. 2). Den Autorinnen zufolge beschreibt Selbstakzeptanz die positive Einstellung zu sich selbst: sich selbst anzunehmen, wie man ist, mit allen Stärken und Schwächen, mit seinem Aussehen, seinen Bedürfnissen und Grenzen. Das Selbstvertrauen gründet sich in einer positiven Einstellung gegenüber den eigenen Fähigkeiten und Leistungen sowie dem eigenen Können und den damit erzielten Ergebnissen. Soziale Kompetenz beschreiben die Autorinnen als »das Erleben von Kontaktfähigkeit« (ebd., S. 77 f.). Sozial kompetent ist jemand, der flexibel reagieren und sich an Menschen und Situationen in angemessener Form anpassen kann. Das soziale Netz steht schließlich für die Eingebundenheit in unterschiedliche soziale Systeme und eine stabile wechselseitige Qualität der Beziehungen im Hinblick auf Verlässlichkeit und Wichtigkeit (ebd., S. 78 f.).

Abb. 2: Die vier Säulen des Selbstwertes5

Im Hinblick auf die notwendigen Voraussetzungen innerhalb der Familie ist es aus Sicht der US-amerikanischen Psychotherapeutin und Familientherapeutin Virginia Satir (1994, S. 48) zur Entwicklung eines stabilen Selbstwertgefühls notwendig, dass Kinder in einer Atmosphäre aufwachsen,

»in der individuelle Unterschiede gewürdigt werden, Liebe offen zum Ausdruck gebracht wird, wo die Möglichkeit besteht, aus Fehlern zu lernen, wo offen kommuniziert wird, Regeln flexibel gehandhabt werden, Verantwortlichkeit (Übereinstimmen von Versprechungen und deren Umsetzung in der Realität) vorgelebt wird und Ehrlichkeit praktiziert wird.«

Die Pädagogin Christina Krause und der Gesundheitswissenschaftler und Psychotherapeut Rüdiger-Felix Lorenz definieren in ihrem ausgesprochen gelungenen Buch »Was Kindern Halt gibt – Salutogenese in der Erziehung« das Selbstwertgefühl als »die gefühlsmäßig verankerte Beziehung eines Menschen zu sich selbst … [welche] die Akzeptanz der eigenen Person sowie Zuversicht in die eigenen Möglichkeiten ein[schließt]« (Krause u. Lorenz 2009, S. 51). Analog zu Potreck-Rose und Jacob beschreiben sie ähnliche Bedingungen, die zu einem günstigen Wachstumsprozess führen (ebd.): »Das Selbstwertgefühl entsteht aus dem Erleben von Angenommenwerden, von Kompetenz, von Partizipation und von Anerkennung.« Hier wird deutlich, wie stark der Mensch mit seiner Binnenstruktur in Interaktion mit seiner Umgebung steht und wie beide Dimensionen, die intra- und die interpersonelle, sich wechselseitig bedingen und stärken.

2.5Autonomie

Ein weiterer für die Biografiearbeit wichtiger Begriff ist Autonomie. Der Duden definiert sie als

1. (bildungssprachlich) [verwaltungsmäßige] Unabhängigkeit, Selbstständigkeit

2. (Philosophie) Willensfreiheit6

Der argentinische Autor, Psychiater und Gestalttherapeut Jorge Bucay erläutert in seinem Werk »Drei Fragen – Wer bin ich? Wohin gehe ich? Und mit wem?« den Wortstamm wie folgt (Bucay 2017, S. 84):

»Das Wort Autonomie klingt technisch und distanziert, aber gemäß seiner etymologischen Bedeutung (von auto, was »selbst« bedeutet, und nomos, was »Gesetz oder Norm« heißt) beinhaltet es ganz ohne Zweifel die Herausforderung, frei zu sein. Autonom ist jemand, der immer in der Lage ist, seine eigenen Regeln, Gesetze und Gewohnheiten festzulegen, zu handhaben und zu systematisieren.«

Bieri versteht unter Autonomie »die Bestimmung über mich selbst« (Bieri 2016, S. 73), und er führt an anderer Stelle aus (ebd., S. 13):

»Selbstbestimmt ist unser Leben, wenn es uns gelingt, es innen und außen in Einklang mit unserem Selbstbild zu leben – wenn es uns gelingt, im Handeln, im Denken, Fühlen und Wollen der zu sein, der wir sein wollen.«

2.6Ressource

Ein weiterer Schlüsselbegriff der biografischen Arbeit ist der Begriff der Ressource. Der Duden definiert eine Ressource wie folgt:7

1. natürlich vorhandener Bestand von etwas, was für einen bestimmten Zweck, besonders zur Ernährung der Menschen und zur wirtschaftlichen Produktion, [ständig] benötigt wird

2. Bestand an Geldmitteln, Geldquelle, auf die jemand zurückgreifen kann

Als Ressourcen werden laut dem Psychologen Hilarion Gottfried Petzold (1997, S. 451 f.) »alle Mittel gesehen, durch die Systeme sich als lebens- und funktionsfähig erhalten (operating), Probleme bewältigen (coping), ihre Kontexte gestalten (creating) und sich selbst im Kontextbezug entwickeln können (developing)«. Die Psychologen Thomas Möbius und Sibylle Friedrich betrachten personale, soziale und materielle Ressourcen als »diejenigen Mittel …, die zur Bewältigung von Entwicklungsaufgaben personaler und sozialer Systeme wesentlich beitragen« (Möbius u. Friedrich 2010, S. 15).

Der Schweizer Entwicklungspsychologe Werner Wicki (1997, S. 49) unterscheidet Ressourcen in drei Kategorien (Tabelle 3).


Herkunft
Personale Ressourcen Familiale Ressourcen Außerfamiliale Ressourcen
Materiell/physisch Körperliche Gesundheit, Kleidung, persönliches Vermögen, Besitz Wohnraum, Nahrungsmittel, Einkommen Sozialleistungen, soziale Stützsysteme (im Sinne materieller Hilfe)
Psychisch/sozial Bildung, psychisches Wohlbefinden, Überzeugung, Persönlichkeit, Belastbarkeit Zusammenhalt, partnerschaftliche Unterstützung, Rituale, Werte, Kultur, Erziehung Soziale Unterstützung, soziale Stützsysteme (informationsbezogene Hilfe), gute Dritte

Tabelle 3: Ressourcentypen mit Beispielen (aus Wicki 1997, S. 49)

Der Soziologe Norbert Herriger stellt eine umfassende Definition vor, die besonders auf die funktionale Bedeutung und die Gestaltung im Alltagsleben fokussiert (Herriger 2006, S. 3):

»Unter Ressourcen wollen wir somit jene positiven Personenpotenziale (»personale Ressourcen«) und Umweltpotenziale (»soziale Ressourcen«) verstehen, die von der Person

1) zur Befriedigung ihrer Grundbedürfnisse,

2) zur Bewältigung altersspezifischer Entwicklungsaufgaben,

3) zur gelingenden Bearbeitung von belastenden Alltagsanforderungen,

4) zur Realisierung von langfristigen Identitätszielen genutzt werden können und damit zur Sicherung ihrer psychischen Integrität, zur Kontrolle von Selbst und Umwelt sowie zu einem umfassenden biopsychosozialen Wohlbefinden beitragen.«

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