Kitabı oku: «Unter der Drachenwand von Arno Geiger», sayfa 2
Wie ich in der Lebenszeichenkarte: Das Kapitel besteht erneut aus einigen Briefen von Margots Mutter an ihre Tochter, die vor allem über die apokalyptischen Zustände nach den verheerenden Bombenangriffen auf Zerstörung in Darmstadt Darmstadt (S. 271) berichten. Die Mutter ist ob der Lage völlig verzweifelt, ihr Entsetzen schreibt sich sogar in die Syntax ein (S. 265). Da die Postverbindungen durch das Kriegsgeschehen unterbrochen sind bzw. sich Briefe überschneiden oder verloren gehen (S. 264, 268), wiederholt Margots Mutter einige Berichte immer wieder. Margots Vater, der Heimaturlaub bekommt, ist von den Zerstörungen ebenso völlig entsetzt, wie seine Ehefrau berichtet (S. 268). Trotzdem kann der Vater weiterhin sein Temperament nicht zügeln (S. 275). Auch ist er eifersüchtig auf »Herr[n] Hans« (ebd.), der seine Frau offenbar öfter besucht, und macht deshalb eine Szene.
Um ihre Kinder macht sich Margots Mutter weiter große Sorgen, vor allem hofft sie, dass beide »keine Dummheiten« (S. 278) machen. Über manche Wünsche der Kinder, die allerdings mit großer Zeitverzögerung bei ihr eintreffen, kann sich die Mutter nur sehr wundern und äußert ihr Unverständnis (S. 272).
In der zweiten Juliwoche: Der Roman kehrt nach Mondsee zu Veit Kolbe zurück, der wieder in seiner eigenen, glücklichen, aber beschränkten Welt lebt (S. 279). Die Glückliche Beziehung Beziehung zu Margot ›klappt‹ indes weiter hervorragend, psychisch wie vor allem auch physisch (S. 280 f.). Dem Gerede im Dorf, das nach der neuerlichen Auskunft des Onkels lauter würde, versuchen die beiden weitgehend auszuweichen, und auch sonst muss Veit vorsichtig sein: »Ich hatte berechtigte Angst, dass die erstbeste Unvorsichtigkeit meine Einberufung nach sich ziehen könnte.« (S. 284) In der Gärtnerei schuften die beiden weiter, erhalten dafür auch briefliche Anweisungen des Brasilianers aus dem Gefängnis.
Veit erleidet erneut einen Angstanfall und »eine Bilderattacke der Stärke zehn« (S. 286). Er bekämpft die Panik mit der mittlerweile zur Routine gewordenen Einnahme von Pervitin. Auch Margot wird von Angst und Verzweiflung heimgesucht, als sie im Radio hört, dass Darmstadt einem großen Angriff zum Opfer gefallen ist (S. 290).
Auch die Lehrerin Bildstein trifft Veit erneut, die ihm berichtet, dass sie großen Ärger mit der »Behörde in Linz« (S. 289) habe, weil sich ein Vater von der Front aus über sie beschwert habe.
Aus dem Misthaufen stieg Rauch auf: Der Der Brasilianer wieder frei Brasilianer kommt nach vier Monaten Gefängnis zurück. Im Dorf bleiben die Leute auf Abstand zu Perttes, auch wenn sie immerhin nach seinem Zustand fragen (S. 293). Das Zuchthaus hat ihm hart zugesetzt, seelisch wie körperlich, er hatte nicht erwartet, »dass ihm mit solcher Härte begegnet werde« (S. 295). Dabei sei er noch glimpflich davongekommen, verglichen mit den anderen Opfern, berichtet er Veit. Politisch hat ihn die Haft nicht verändert, eher ist er jetzt ein noch überzeugterer Gegner des NS-Regimes, und er will unbedingt das Land Richtung Brasilien verlassen, sobald es ihm möglich ist: »Denn in einer Gesellschaft leben, in der jeder zweite ein Mörder ist, das will [er] nicht.« (S. 300) Um seinen Traum von Brasilien und den dortigen Freiheiten (S. 299) auch äußerlich zu kennzeichnen, bringt er vor seiner Gärtnerei den Schriftzug »Klein Brasilien« (S. 302) an. Veit sympathisiert mit dem Brasilianer und seinen Ansichten, anders als Margot, die »in vielem nicht seiner Meinung« ist, der es aber doch gefalle, »dass er sich Gedanken mache« (S. 301). Viele Gedanken macht sich auch Veit – nicht zuletzt darüber, dass er sich nicht wie eigentlich vorgeschrieben im Lazarett in Vöcklabruck zur Begutachtung vorgestellt und den Termin bereits um sechs Wochen überzogen hat (S. 303).
Den Onkel traf ich im Freien: Für Veit wird der wahre Charakter seines Onkels immer offensichtlicher: Während er einerseits mit seiner Amtsautorität die Dorfbewohner einschüchtert (S. 304), hat er andererseits als Polizist kein Problem damit, Veit aufzufordern, für ihn auf dem Schwarzmarkt nach Zigaretten Ausschau zu halten (S. 306 f.). Mehr noch: Da er noch immer gierig an die Zigarren des Brasilianers denkt, deutet er Veit gegenüber eine mögliche Erpressung des gerade erst Freigelassenen an und droht auch seinem Neffen indirekt (S. 308). Für Veit ist der Onkel zunehmend eine elende Gestalt, die ihn nicht nur an den Vater erinnert (S. 305), sondern in ihrer Nikotinabhängigkeit auch lächerlich wirkt (S. 306).
Noch problematischer gestaltet sich für Veit die Beziehung zur Quartierfrau: Sie bringt ihm ein Flugblatt, das über die Aufstellung des ›Volkssturms‹ informiert, weil sie meint, so den »Drückeberger« (S. 310) endlich wieder an die Front zu bringen. Ein Streit entspinnt sich zwischen ihr und Veit, nach dem er sich so sehr vor ihren »böse[n] Pläne[n]« (S. 312) fürchtet, dass er beschließt, sich endlich wieder in der Kaserne zur Nachuntersuchung zu melden, denn er weiß: »[S]chlimmstenfalls drohte mir das Kriegsgericht.« (S. 312) Im Krankenrevier bietet sich ihm dann eine einmalige Veits einmalige Chance Chance: Das Schreibzimmer ist unbesetzt und ohne viel nachzudenken, stempelt Veit »hastig zwei Bögen Papier, wie sie im Stapel neben der Schreibmaschine lagen« (S. 312). Kolbe kann nun »Befunde und Unterschriften fälschen, wohl wissend, wenn die Sache aufflog, kostete es den Kopf« (S. 313).
Nachdem Veit mit der Schreibmaschine des Onkels im Polizei-Posten »eine Zurückstellung für August und Oktober« (S. 316) gefälscht hat und wieder auf die Straße tritt, »kam der Onkel angekeucht und rief, die Leiche von Nannis Tod Nanni Schaller sei gefunden worden, sie liege in der Drachenwand« (S. 317).
Die Leiche des Mädchens Annemarie Schaller: Das Kapitel beginnt mit dem nüchternen Protokoll von Veits Onkel Johann zum Leichenfund in der Drachenwand. Darin stellt der Gendarm fest, dass Nannis Nannis Leiche Körper »bereits stark verwest und teilweise skelettiert« (S. 318) und furchtbar zugerichtet war; offensichtlich ist sie aus großer Höhe abgestürzt. Auch erzählt der Onkel später seinem Neffen, dass man nicht mehr habe erkennen können, »ob das Mädchen noch Jungfrau gewesen sei« (S. 321). Dass man an der Leiche nicht noch mehr feststellen könne, liege auch daran, dass alle geeigneten Sachverständigen »beim Schanzen« (S. 321), also beim Anlegen von Festungsanlagen, seien. »Oder als Wachpersonal in Mauthausen, Ebensee, Zipf« (S. 321), kommentiert dagegen sarkastisch der Brasilianer, denn er glaubt »ohnehin, dass alle Sachverständigen es längst verlernt hätten, nach Todesursachen auch nur zu suchen, das geschehe zwangsläufig, wenn man im Sold von Mördern stehe« (S. 322).
Veit erfährt zudem von seinem Onkel, dass auch die Augen an Nannis Leiche ausgehackt seien und ein Unterarm fehle (S. 319). Angesichts dieser grausigen Verstümmelungen der toten Nanni denkt er an seine Begegnungen mit ihr zurück und erinnert sich schmerzhaft daran, ihr die Bitte nach einem Brief an die Mutter nicht erfüllt zu haben. In ihrem trotzigen Aufstieg zur Drachenwand erkennt Veit im Rückblick etwas Unvernünftiges, aber eben auch »etwas Selbstbestimmtes« (S. 320). Nanni wird schließlich in Mondsee beigesetzt.
Es ist immer noch hell genug zum Schreiben: Veit hat »ein schlechtes Gewissen« (S. 332) Margots Mann gegenüber, der nicht nur unter erbärmlichen Bedingungen »Tag und Nacht im Graben« (S. 331) an der Front steht, sondern in einem Brief auch ausgerechnet über die eheliche Treue sinniert. Margot entschuldigt sich bei Veit, dass sie ihrem Mann nichts von ihm schreibe und erst nach dem Krieg mit ihm reden wolle – was Veit mit dem Hinweis akzeptiert, sie schulde ihm keine Rechenschaft (S. 336).
Unangenehm wird es für Veit, als der SS-Mann Dohm erneut auf Heimaturlaub kommt. Angeblich habe er »im Hinterland« Dienstgeschäfte zu versehen, doch davon ist wenig zu spüren. Stattdessen kümmert er sich intensiv um die eigenen Vorräte, weil er – trotz seiner zur Schau getragenen Siegeszuversicht – offenbar nicht mehr an ein gutes Ende des Krieges glaubt (S. 333). Veit ist es »unbehaglich in seiner Nähe« (S. 333) und er versucht Konflikte mit dem SS-Mann zu vermeiden – ganz anders als der Brasilianer, der sofort mit seinem Schwager aneinandergerät und sich das eine oder andere »Schreiduell« (S. 337) liefert. Als Dohm offenbar die Zigarren des Brasilianers will, auf die auch schon Veits Onkel ein Auge geworfen hatte, eskaliert die Situation. Perttes überzieht seinen Schwager mit wüsten Perttes beleidigt Dohm Beschimpfungen, woraufhin Dohm ihn mit seiner Pistole bedroht, aber wieder von ihm ablässt und mit seinem Motorrad davonfährt. Für den Brasilianer ist jedoch klar, dass er sofort Flucht verschwinden muss, was er bereitwillig akzeptiert: »Lieber ins eigene Loch statt in deren Loch.« (S. 339)
Ich schaute mich in den Zimmern um: Die Entwicklung der Dinge in Mondsee beschleunigt sich: Das Verhältnis zwischen Veit und seinem Onkel wird immer prekärer, er hält ihn für »das größte Arschloch von allen« (S. 347). Veits zunehmend negative Sicht wird auch dadurch geprägt, dass er zwischen dem Gendarmen und seinem Vater immer mehr Ähnlichkeiten feststellt (S. 348). Veits Beziehung zum Ehemann der Quartierfrau erfährt dagegen eine überraschende Wendung – so überraschend, dass Kolbe nach dem letzten Gespräch mit Dohm, bevor dieser wieder in den Osten abreist, ein Pervitin nehmen muss, »sonst hätte [er] das nicht ausgehalten« (S. 344). Veit ist verstört von dem, was Dohm über seine Ehefrau sagt: »[S]o möchte er mich bitten, ein wenig auf seine Frau aufzupassen.« (S. 343) Die Quartierfrau könne nichts für ihr böses Verhalten, ein eingeklemmter Nackennerv sei daran schuld. Und auch für sein eigenes Benehmen entschuldigt sich Dohm bei Veit, er sei so aggressiv wegen seiner »saublöde[n] Arbeit« (S. 343) im Generalgouvernement.
Als Veit später im Auftrag des Onkels »ein Paket, das einige Dinge enthielt, die Nanni Schaller gehört hatten« (S. 349), der Lagerlehrerin übergeben will, entdeckt er, dass sie beim Korrigieren »getrocknete Tomaten und Apfelspalten« (S. 352) isst. Das und das nervöse Verhalten der Lehrerin lassen ihn verstehen, dass die Lehrerin ganz offensichtlich den Bildstein versteckt Perttes Brasilianer im Gasthof versteckt, in dem sie und die landverschickten Mädchen untergebracht sind. Grete Bildstein informiert ihn noch, dass das Lager in Schwarzindien aufgelöst und die Kinder aufgeteilt würden.
Veits Verhältnis zu Margot wird immer intimer – sie stößt mit ihm sogar »auf die gemeinsamen Kinder an, die [sie] irgendwann haben wollten« (S. 355). Von Margot erhält Veit auch eine Pistole für Veit Pistole, »die ihr Mann ihr aufgedrängt habe, für alle Fälle«. Weil »ihr Anblick [ihn] sofort beruhigte« (S. 342), nimmt Veit die Pistole an sich.
Bald ein ganzes Jahr: Veit erhält aus Wien »eine Beorderung […], dass [er sich] binnen einer Woche in der Breitenseer Kaserne einzufinden hätte« (S. 356). Das macht ihm zwar einerseits Angst, andererseits weiß Veit, dass er »etwas tun« muss: »[I]ch musste etwas ändern, ich konnte mich selbst nicht mehr ausstehen.« (S. 357) Um sich mit einer Fahrerlaubnis auszustatten, sucht er erneut den Onkel auf, den er dabei antrifft, wie er die Mädchen, die Schwarzindien verlassen, ein letztes Mal kontrolliert. Fast nebenbei teilt ihm der Onkel mit, dass er eine Verhaftung vornehmen müsse. Veit bekommt aus ihm nicht heraus, wen er verhaften möchte, dennoch bemerkt er an seinem Onkel einen für ihn unüblichen »Tatendrang« (S. 361). Erst als Veit zu Hause ist, realisiert er, »dass sich der Onkel über [ihn] lustig gemacht hatte. Die Verhaftung galt dem Brasilianer.« (S. 361) Was dann geschieht, folgt für Veit einer »Traumlogik« (S. 362): »Ich nahm die Pistole vom Balken herunter, schluckte vorsorglich ein Pervitin« (S. 362). Er macht sich eilig auf den Weg nach Schwarzindien und verfolgt dort aus sicherer Entfernung, wie aus dem Gasthaus der Amtshelfer mit einer Verletzung herauskommt und vom Onkel zum Gemeindearzt geschickt wird (S. 363). Veit nutzt die sich ihm bietende Chance. Noch einmal verharrt er im Vorraum, bevor er sich sicher ist und das Schankzimmer betritt: »[I]ch musste einen Schnitt machen, ein sauberer Schnitt ist etwas, bei dem es kein Zurück gibt.« (S. 365) Der Onkel erfasst die Situation und will Veit überreden, wieder nach Hause zu gehen: »›Es ist schon genug Unheil angerichtet‹, sagte er. Und dieser Satz ließ alle Schäbigkeiten des Onkels aufleben, und ich hatte kein Mitleid mit ihm, wie er nie mit irgendwem Mitleid gehabt hatte. Und das Pervitin war bestimmt auch nicht ganz schuldlos, dass ich abdrückte.« (S. 365 f.) Der Schuss ist Veit tötet den Onkel …tödlich, der Onkel windet sich nur kurz und stirbt. Zusammen mit dem Brasilianer versteckt Veit die Leiche auf der anderen Straßenseite. Während der … und befreit Perttes Brasilianer zu einem neuen Versteck aufbricht, macht sich Veit auf den Weg nach Hause, weint wiederholt (S. 368) und verbringt eine unruhige Nacht. Als er am nächsten Morgen Margot begegnet, die bereits vom Tod des Onkels weiß, glaubt er »zu sehen, dass sie etwas ahnte, aber sie fragte nicht weiter nach, und ich gab keine weitere Auskunft, und es wurde nicht mehr darüber gesprochen« (S. 369).
Es sind vom Eichbaumeck: Erneut wechselt der Roman zur Perspektive der Mutter Margots, die ausführlich in Briefen von den Entwicklungen in Darmstadt berichtet. Zwar hat sie mittlerweile eine ganze Reihe von Briefen aus Mondsee erhalten, doch sind zumindest anfangs ihre Informationen noch veraltet (S. 371). Das Leben in der hessischen Stadt ist weiterhin vor allem von Tod, Zerstörung und Mangel gekennzeichnet, es spielen sich Tragödien in Darmstadt Tragödien ab, innerhalb und außerhalb der eigenen Familie (S. 373).
Für Margots Mutter ist vor allem das Alleinsein nur schwer zu ertragen, gerade auch kurz vor Weihnachten (S. 372). Immer wieder erhält sie zwar Besuch von ihrer Tochter Bettine und ihrem Ehemann, aber die Visiten sind nur kurz und oft auch wenig erquicklich. Sie hegt die Hoffnung, dass ihr Mann durch die Kriegserlebnisse »die Welt jetzt mit anderen Augen ansieht« (S. 375). Allerdings ist bei ihrem Gatten nur selten etwas von Demut zu spüren, wenn er auf Urlaub zu Hause ist, er macht ihr hauptsächlich Vorwürfe (S. 378).
Auf Margots Geständnis, dass sie ihren Ehemann nicht liebe, reagiert die Mutter zunächst mit einem Rat, den Margot, »wie [sie sie] kenne, nicht befolgen« wird: »Lass dich mit niemandem ein.« (S. 380) Aber sie hat auch Respekt für Margots Ehrlichkeit.
Die Sache ging sehr rasch: Das Kapitel versammelt mehrere Briefe, die Kurt Ritler an seinen besten Freund Ferdl schickt – er ist ihm nun zum engsten Vertrauten geworden. Die ersten Briefzeilen offenbaren auch, dass Kurt noch nichts von Nannis Tod weiß und weiterhin auf einen guten Ausgang hofft (S. 385). Doch dann wird zu Gewissheit, was auch Kurt seit Längerem ahnt: Nanni ist tot. Von der Nachricht selbst ist er »nicht wirklich überrascht. Die Überraschung liegt eher in der Wucht der Gefühle.« (S. 388)
Das alles muss Kurt verkraften, während sich auch sein Leben massiv verändert: Er wird zum Militär nach Hainburg (S. 384) eingezogen und muss zunächst in der Kaserne massiven Drill über sich ergehen lassen (S. 387). Zu den Hauptaufgaben während der Ausbildung gehört, dass Kurts Einheit »auf einem Hügel ein Lager für Arbeitsverpflichtete, die demnächst von Ungarn zum Schanzen kommen« (S. 389), errichtet. Auch das Leben in der Kaserne ist für die jungen Männer alles andere als leicht, schnell schon kommt es zu Wutausbrüchen (S. 391) oder der großzügig an sie ausgegebene Schnaps führt zu allerlei »Weltschmerz« (S. 392). Kurt berichtet auch beiläufig von einer Begegnung, die ihn wieder in den Besitz seiner Briefe an Nanni bringt: Ein Soldat, der »aus Mondsee gekommen« (S. 393) und in dem unschwer Veit Kolbe zu erkennen ist, habe ihm diese übergeben.
Aus der Übung und dem Drill in der Kaserne wird bald auch blutiger Ernst: Kurts Einheit wird nach Schlesien verlegt (S. 394), wo sie zunächst mit »Nichtstun, Bunkerbau, Essen und Schlafen« (S. 395) beschäftigt ist, doch dann immer näher Kurt im entsetzlichen Krieg an die Front verlegt wird. »Wir liegen in dem Dorf, in dem sich der Hauptverbandplatz befindet. Zu Fuß, auf Karren und Autos kommen die Verwundeten an. Das geht Tag und Nacht. Ein Bild des Grauens. Diese Bilder werde ich nie vergessen.« (S. 398)
Deutsche Einheiten auf dem Rückzug: Das Kapitel gibt Oskar Meyers Tagebuch wieder, das er offenbar anstelle oder neben der Briefkommunikation mit seiner Cousine Jeannette führt (S. 412). Er berichtet, wie die Lage in Budapest immer entsetzlicher wird (S. 399 f.): Juden werden auf offener Straße zusammen- und totgeschlagen, erschossen – und Oskar beobachtet, dass die Misshandlungen umso wahrscheinlicher und brutaler sind, je mehr Publikum herumsteht (S. 406). Die Täter beobachtet Oskar genau: »Ich glaube, einem Mörder gehört die Gegenwart wie sonst niemandem, ich glaube, deshalb wird es immer Mörder geben.« (S. 407)
Oskar macht sich massive Vorwürfe, Wally und Georg nicht genug beschützt zu haben, auch weil er einmalige Gelegenheiten zur Flucht ausgelassen hat (S. 401). Das Halstuch, das er einst Wally in Budapest kaufte, ist nun das einzig verbliebene Erinnerungsstück, das für Oskar zum Symbol wird und das er immer wieder erwähnt (S. 411 f., 417 f.). Ein Zimmergenosse zerstört Oskars letzte Hoffnungen auf eine Rückkehr von Wally und Georg brutal: »[D]ie beiden seien im Gas, im Ofen, jedenfalls überall sonst, nur nicht am Leben.« (S. 404) Obgleich viele andere ihm abraten, entschließt sich der verzweifelte Oskar, der nun den Namen Andor Bakos angenommen hat (S. 408, 418), sich freiwillig zu einem Oskar als Zwangsarbeiter Arbeitstransport zu melden. Zunächst mit dem Viehwaggon und dann auf einem brutalen Fußmarsch, dem viele Menschen zum Opfer fallen, werden die Freiwilligen nach Westen getrieben. In der Nacht vor der Ankunft in der Nähe von Hainburg (S. 417), wo die Männer zum Schanzen eingesetzt werden sollen, hat Oskar noch einen Traum, in dem ihm Wally erscheint. Wieder entschuldigt sich Oskar bei ihr für sein Versagen, nicht an ihrer Seite gewesen zu sein, als sie verhaftet wurde. Doch Wally »glitt ein Lächeln über [das] Gesicht, begleitet von einem Nicken, und es war, als hätte sie [ihm] die Erlaubnis gegeben, [sich] nicht mehr schuldig zu fühlen« (S. 417).
So tauche ich wieder in den Winter ein: Für Veit beginnt nach dem Mord an dem Onkel eine neue Neue Zeitrechnung Zeitrechnung: »[I]ch fühlte mich in Mondsee nicht mehr wohl, ich hatte das Gefühl, das Blut des Onkels riechen zu können, wann immer ich mich umdrehte.« (S. 420) Wenngleich der Mord eine Zäsur ist, so scheint Veit die prinzipielle Notwendigkeit der Tat dennoch immer klarer zu sein (S. 423). Die Behörden tappen bei der Aufklärung im Dunklen, für sie deutet alles auf den Brasilianer als Täter hin (S. 420 f.).
Veit stellt fest, wie sehr sich sein eigenes Leben verändert hat. Die Grundausbildung scheint ihm jedenfalls »hundert oder hundertzwanzig Jahre[ ]« (S. 425) zurückzuliegen, genauso wie ein positives und ungetrübtes Verhältnis zu den Eltern (S. 426). Die erneute Begegnung mit diesen steht bevor, weil Veit zurück nach Wien muss, wo ihn »die Gesundschreibung« (S. 421) erwartet. Margot übergibt ihm für die Reise das Geld, das sie durch den Verkauf von Tomaten verdient hatten und legt ihm nahe, es zur Bestechung des Arztes einzusetzen (S. 423 f.). Für Veit ist nicht nur durch diese Geste klar, wie ernsthaft ihre Beziehung mittlerweile ist (S. 424 f.).
Für seinen Wien-Aufenthalt hat sich Veit noch etwas vorgenommen: Als er seine Fahrerlaubnis auf dem Gendarmerie-Posten abholt, behauptet er, der Onkel habe ihn noch vor seinem Tod darum gebeten, Kurt Ritler seine Briefe zurückzugeben (S. 422).
Der Westbahnhof war dick verqualmt: Veit trifft in Wien ein und macht gleich auf mehreren Ebenen Fremdheitserfahrungen: Zum einen erscheint er sich selbst fremd (S. 427), doch die größte Entfremdung stellt der junge Soldat zwischen sich und seinen Eltern fest (S. 430). Es dauert auch nicht lange, bis es zum Konflikt mit dem Vater kommt: »Er fing dann wieder von der Zukunft an, für die wir die vielen Opfer auf uns nähmen« (S. 436). Der Streit eskaliert, als Veit seinem Vater bescheidet: »Du kannst mich einmal.« (S. 436) Für Veit ist der Endgültiger Bruch finale Streit, der zur Folge hat, dass er aus der Familie »flog« (S. 436), v. a. in der Erziehung des Vaters begründet. Nie habe der gelobt, immer zu mehr angestachelt: »Mit Wörtern wie Standhaftigkeit und Konsequenz hatte mir Papa meine Kindheit verdorben. Und die Jugend und das junge Erwachsenenalter hatten mir andere verdorben, aber mit denselben Wörtern.« (S. 437)
Veits Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit umfasst auch die Erinnerung an seine verstorbene Schwester Hilde. Als er ihr Grab auf dem teilweise durch Bomben zerstörten Meidlinger Friedhof besucht, erinnert er sich an Hildes Sterbetag, den er »bis heute als verstörend« (S. 432) empfindet. Besonders, dass er nicht bei ihr bleiben konnte in der Stunde ihres Todes und sie nicht tröstete, macht ihm zu schaffen (S. 433).
Die Untersuchung durch den Truppenarzt steht dann von Anfang an unter keinem guten Stern: Der Mediziner macht sofort klar, dass er Veit für feldtauglich hält (S. 439), weshalb dieser zum letzten Mittel greift und versucht, den Arzt zu bestechen. Doch das Ergebnis fällt anders als erwartet aus: »Diese miese Ratte hatte Margots Geld genommen und mich Veit ›feldtauglich‹kriegsverwendungsfähig geschrieben« (S. 441). Da Veit vorgibt, er hätte in Mondsee ein uneheliches Kind, wird ihm noch ein Aufschub von zwei Tagen gegeben, damit er sich verabschieden kann. Danach soll er zu seiner Einheit nach Insterburg, zur »Knochenmühle im Osten« (S. 442).
Seit es mit Margot: Veit verlässt sein Elternhaus nach den Auseinandersetzungen mit seinem Vater »in tiefer Trauer« (S. 443), um wieder an die Front zurückzukehren. Vorher aber will er Veit und Kurt Kurt Ritler die Briefe übergeben und macht sich auf den beschwerlichen Weg zu dessen Kaserne nach Hainburg. Für Veit verläuft die Begegnung mit Nannis Cousin, den er als »verstockt« (S. 446) empfindet, nicht wirklich erfolgreich: Kurt sei, so vermutet Veit, vor allem »verunsichert und voller Scham« (S. 446), weil er »seine Liebesbriefe aus den Händen eines fremden Mannes« erhält. Nur für einen kurzen Augenblick lockert sich die »Beklommenheit« (S. 447) der beiden jungen Soldaten, als sie nämlich über Nanni sprechen. Doch dieser Moment währt nicht lange, und als Veit den Ratschlag von Kurts Vater, immer »Zivilkleider […] bei sich zu tragen und die Uniform notfalls wegzuwerfen« (S. 448), unterstützt, weist das Kurt deutlich zurück, denn er lasse niemanden mehr im Stich.
Veit ist nach der Begegnung »niedergeschlagen« (S. 449) und macht sich auf den Rückweg. Unterwegs kommt er an den Bauarbeiten zum Südostwall vorbei. Aus einiger Entfernung macht Veit eine furchtbare Beobachtung, er sieht, wie ein Zwangsarbeiter von einem Wachmann zu Tode geprügelt wird (S. 451). Veit geht näher heran und ihm fällt ein anderer, heruntergekommener Zwangsarbeiter auf, der »ein buntes Halstuch« trägt und ihn »mit bohrenden Augen und voller Vorwurf, dabei […] trotzig« anschaut, »mit verstecktem Hass« (S. 452). Ganz offensichtlich begegnet Veit hier unwissentlich Veit und Oskar Oskar Meyer, der wie Kolbe einstmals in der Possingergasse in Wien lebte.
Veit ist durch das, was er bei den Schanzarbeiten sehen muss, getroffen, und er realisiert, dass er »für immer in diesem Krieg bleiben [würde,] als Teil von ihm« (S. 453). Auch wenn Veit nicht erwähnt, dass er erkennt, dass es sich bei den Zwangsarbeitern, die er beobachtet hat, um Juden handelt, erinnert er sich an die Erschießungen »im rückwärtigen Heeresgebiet« (S. 453), die ihm nicht entgangen waren: »Aber ich war so sehr mit meinem eigenen Los beschäftigt, dass ich mir gedacht hatte: Was gehen mich die Juden an?« (S. 453) Gleichwohl hat Veit sich wiederholt gefragt, was wäre, »wenn ich zu einer Erschießungsaktion eingeteilt würde. […] Nie hätte ich gedacht, dass ich je über solche Dinge nachdenken müsste. Denn über so etwas nachdenken heißt, sich damit vertraut machen, das heißt, den Begriff von Normalität verändern, langsam in eine andere Normalität hinüberwechseln.« (S. 454)
Ich saß auf dem Fensterbrett: Bei seiner Ankunft in Mondsee findet Veit Margot einigermaßen deprimiert vor. Die Tage, an denen er fort war, »seien nicht gut verlaufen« (S. 457). Der Konflikt mit Trude Dohm eskaliert offenbar weiter. Angesichts der »sauren, alles zersetzenden Natur« (S. 465) der Vermieterin ist sich Veit sicher: »Du solltest umziehen, Margot.« (S. 467) Die beiden haben Glück und der im Ort ansässige Fleischhauer bietet Margot nicht nur ein Zimmer, sondern auch noch eine Tätigkeit in der Metzgerei an (S. 468). Der UmzugUmzug wird noch am selben Tag vollzogen und auch wenn das Zimmer einfach ist, ist sich Veit sicher: »In dem Moment, in dem ich durch die Tür trat, spürte ich, dass ich mich von etwas losgerissen hatte und endlich ein eigenes Leben besaß.« (S. 469)
Zwar ist Margots Situation in anderer Hinsicht noch ungeklärt, doch ist sie sich sicher, wie es nach dem Krieg weitergehen wird. Als Veit sie fragt, welche Chancen sie ihrer Beziehung zukünftig einräume, antwortet sie eindeutig: »Hundert Prozent« (S. 464). Dennoch macht sie sich auch Sorgen um Veit, nicht nur weil er an der Front ständiger Lebensgefahr ausgesetzt ist, sondern auch wegen seiner Tablettensucht (S. 461).
Zu den Ermittlungen zum Tod des Onkels kann Margot Veit nur wenig Neues berichten. Das Gespräch löst in Veit dennoch » Trauer über Mord Trauer« (S. 458) aus: »[Z]um ersten Mal tat mir, was geschehen war, leid. […] / Und in diesem Moment der Trauer verspürte ich auch den Anfang eines Gefühls von Frieden, weil ich entschied, den Onkel zu lassen, wo er war, und weiterzumachen.« (S. 458 f.) Dieses ›Weitermachen‹ ist für Veit, jetzt, kurz vor der Abreise, getragen von der Gewissheit: »Ich werde überleben. Und später, wenn alles wieder normal ist, werde ich irgendwie die Jahre retten, die ich verloren habe.« (S. 473)
Wir warten auf das Milchauto: Es ist ein eiskalter Morgen, als Veit Margot, deren kleine Tochter und den Abschied aus Mondsee Mondsee verlässt. Veit bedankt sich bei seiner Geliebten »für jede gemeinsame Minute« (S. 474). Auf seinem Weg kommt Veit noch einmal in Schwarzindien vorbei: »Auch im ehemaligen Lager wohnten jetzt Flüchtlinge, Hinausgeworfene, Verratene, Verbrecher, die sich verdrückt hatten, Geschundene, arme Teufel.« (S. 474) Ihn dagegen trägt es hinaus in einen Krieg, der ihm »zuwider« (S. 475) ist und von dem er weiß, dass er eine »unrechte[ ] Sache« ist. Ein letztes Mal führt ihn seine Route an der Drachenwand entlang, »ein über die klirrenden Wälder gereckter Schädel, der mit leeren Augen auf die Landschaft herabstierte« (S. 475), und am Mondsee vorbei. Er denkt auch noch einmal an Nanni und wünscht ihr »alles Gute für ihre Zeit bei den Geistern« (S. 476). Und als ihm all das Vertraute aus dem Blick verschwindet, schließt er »die Augen im Wissen, dass wie vom Krieg auch von Mondsee etwas in [ihm] bleiben wird, etwas, mit dem [er] nicht fertig werde[n]« wird (S. 476).
Nachbemerkungen: Die » Nachbemerkungen Nachbemerkungen« klären über das weitere Schicksal der Protagonisten auf: Veit und Margot überleben den Krieg, heiraten und bekommen zwei weitere Kinder. Veit stirbt 2004, Margot ist zum Zeitpunkt der Niederschrift der Nachbemerkungen 95 Jahre alt. Margots Vater fällt noch 1945 in Schlesien, ihre Mutter stirbt 1961.
Der Brasilianer überlebt und wandert 1948 tatsächlich nach Südamerika aus, sein weiteres Schicksal bleibt ungeklärt. Seine Schwester und ihr Mann überleben ebenfalls und gehen nach dem Krieg nach Freising; Trude Dohm stirbt 1953 in einer Heil- und Pflegeanstalt an einer spät festgestellten Syphilis, der ehemalige SS-Mann stirbt erst 1981.
Die landverschickten Mädchen aus Wien können erst 1946 nach Wien zurückkehren, ihre Lehrerin Margarete Bildstein überlebt den Krieg, sie stirbt mit 89 Jahren im Jahre 2008.
Kurt Ritlers Schicksal bleibt lange ungeklärt, doch es stellt sich schließlich heraus, dass er kurz vor Kriegsende in einem Feldlazarett gestorben ist.
Oskar Meyer wird 1945 auf einem Transport nach Mauthausen ermordet, seine Frau Wally und der gemeinsame Sohn Georg sind schon 1944 in Auschwitz getötet worden. Über Bernilis Schicksal in England ist nichts weiter bekannt.
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