Kitabı oku: «Das Zeichen der Vier», sayfa 2

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Die Suche nach einer Lösung

Es war halb sechs, als Holmes zurückkehrte. Er war heiter und lebhaft und in ausgezeichneter Verfassung -- eine Stimmung, die sich bei ihm schnell mit Anfällen der schwärzesten Depression abwechseln kann.

"Es gibt kein großes Rätsel in diesem Fall," sagte er und nahm die Tasse Tee, die ich für ihn gefüllt hatte. "Die Tatsachen scheinen nur eine Erklärung zuzulassen."

"Was! Haben Sie es schon gelöst?"

"Nun, das wäre zuviel gesagt. Ich habe eine einleuchtende Tatsache entdeckt, das ist alles. Sie ist aber sehr einleuchtend. Die Einzelheiten müssen aber noch hinzugefügt werden. Ich habe gerade beim Durchsuchen der früheren Ausgaben der Times herausgefunden, dass dieser Major Sholto aus Upper Norword, von der 34. Bombay Infanterie, am 28. April 1882 starb".

"Ich bin vielleicht sehr begriffsstutzig, Holmes, aber ich sehe nicht, was dies bedeuten soll."

"Nein? Sie überraschen mich. Schauen Sie es dann auf diese Art an. Kapitän Morstan verschwindet. Die einzige Person in London, die er besucht haben könnte, ist Major Sholto. Major Sholto bestreitet erfahren zu haben, dass Morstan in London war. Vier Jahre später stirbt Sholto. Nur eine Woche nach seinem Tod bekommt die Tochter von Kapitän Morstan ein wertvolles Geschenk, das von Jahr zu Jahr wiederholt wird und es gipfelt jetzt in einem Brief, der sie als betrogene Frau bezeichnet. Welches Unrecht kann gemeint sein, außer der Verlust ihres Vaters? Und warum sollten die Geschenke sofort nach Sholto's Tod anfangen, wenn nicht der Erbe dieses Sholto etwas von dem Rätsel wüsste und Wiedergutmachung anstrebte? Haben Sie irgendeine andere Theorie, die die Tatsachen besser erklärt?"

"Aber was für eine seltsame Wiedergutmachung! Und wie seltsam sie ausgeführt wird! Warum sollte er jetzt einen Brief schreiben, den er besser vor sechs Jahren geschrieben hätte? Außerdem spricht der Brief von 'Gerechtigkeit walten lassen'. Welche Gerechtigkeit ist gemeint? Es ist nicht anzunehmen, dass ihr Vater noch lebt. Es gibt in diesem Fall keine andere Ungerechtigkeit."

"Es gibt Ungereimtheiten; es gibt sicher Ungereimtheiten," sagte Sherlock Holmes nachdenklich. "Aber unser Ausflug heute abend wird sie alle klären. Ah, hier ist eine Droschke und Fräulein Morstan ist darin. Sind Sie bereit? Dann gehen wir besser hinunter, denn es ist doch spät geworden."

Ich nahm meinen Hut und meinen schwersten Stock. Ich sah wie Holmes seinen Revolver aus der Schublade nahm und ihn in seine Tasche steckte. Er dachte sicherlich, dass uns heute Nacht ernste Arbeit erwarten könnte.

Fräulein Morstan war in einen dunklen Mantel gehüllt, und ihr empfindsames Gesicht war gefasst, aber blass. Sie wäre keine Frau gewesen, wenn sie nicht Unruhe bei diesem seltsamen Unternehmen gefühlt hätte, auf das wir uns jetzt einließen. Doch ihre Selbstbeherrschung war perfekt, und sie beantwortete bereitwillig die wenigen zusätzlichen Fragen, die Sherlock Holmes ihr stellte.

"Major Sholto war ein besonderer Freund von Papa," sagte sie. "Seine Briefe waren voll von Anspielungen über den Major. Er und Papa befehligten die Truppen auf den Andaman Inseln. Übrigens wurde ein seltsames Dokument in Papas Schreibtisch gefunden, das niemand verstehen konnte. Ich nehme nicht an, dass es von großer Wichtigkeit ist, aber ich dachte, Sie würden es gerne sehen. Deshalb habe ich es mitgebracht. Hier ist es."

Holmes entfaltete das Papier vorsichtig und glättete es auf seinem Knie. Dann untersuchte er es sehr methodisch mit seiner Lupe.

"Es ist Papier aus indischer Herstellung," bemerkte er. "Es war einmal an einem Brett angeheftet. Das dargestellte Diagramm scheint ein Plan vom Teil eines großen Gebäudes mit zahlreichen Hallen, Korridoren, und Durchgängen zu sein. An einer Stelle ist ein kleines Kreuz in roter Tinte, und über ihm steht in verblichener Bleistiftschrift '3.37 von links'. In der linken Ecke ist eine seltsame Hieroglyphe. Sie sieht aus wie vier Kreuze in einer Reihe, deren Arme sich berühren. Daneben steht in sehr steilen und rohen Buchstaben geschrieben ' Das Zeichen der Vier -- Jonathan Small, Mahomet Singh, Abdullah Khan, Dost Akbar.' Nein, ich gestehe, ich kann nicht erkennen, wie uns dies hilft. Doch es ist augenscheinlich ein Dokument von Wichtigkeit. Es wurde sorgfältig in einer Brieftasche aufbewahrt; denn die eine Seite ist so sauber wie die andere."

"Wir fanden es in seiner Brieftasche."

"So bewahren Sie es sorgfältig auf, Fräulein Morstan, denn es könnte sich noch als nützlich herausstellen. Ich fange an zu glauben, dass diese Sache vielleicht viel tiefer und spitzfindiger sein könnte, als ich zuerst annahm. Ich muss meine Ideen noch einmal überdenken." Er lehnte sich im Wagen zurück und ich konnte an seinen hochgezogenen Augenbrauen und an seinen Augen sehen, dass er konzentriert nachdachte. Fräulein Morstan und ich plauderten leise über unseren gegenwärtigen Ausflug und sein mögliches Ergebnis, aber unser Begleiter behielt seine undurchdringliche Reserviertheit bis das Ende unserer Reise bei.

Es war ein Septemberabend, und noch keine sieben Uhr, aber der Tag war düster gewesen, und ein dichter nieselnder Nebel lag über der großen Stadt. Schmutziggraue Wolken hingen traurig über den schlammigen Straßen. Entlang des Strandes standen Lampen, aber sie erzeugten nur neblige Kleckse von diffusem Licht und warfen einen schwachen kreisförmigen Schimmer auf dem schleimigen Bürgersteig. Das gleißend gelbe Licht der Schaufenster strahlte in die feuchte Luft und warf seine düsteren Strahlen in die überfüllte Durchfahrt. Die endlosen Prozession von Gesichtern in diesen Lichtkegeln hatten etwas unheimliches und geisterhaftes -- traurige und frohe Gesichter, ausgezehrte und fröhliche. Wie alle menschlichen Wesen flattern sie von der Finsternis ins Licht, und zurück in die Finsternis. Ich bin nicht leicht zu beeindrucken, aber der trübe, feuchte Abend und das seltsame Vorhaben, auf das wir uns eingelassen hatten, reichten aus, um mich nervös und deprimiert zu machen. Ich konnte an Fräulein Morstan's Gesichtsausdruck erkennen, dass sie unter den gleichen Gefühlen litt. Nur Holmes konnte sich über solche geringfügigen Einflüsse hinwegsetzen. Er hielt sein offenes Notizbuch auf seinem Knie, und bisweilen notierte er Zahlen und Notizen im Licht seiner Taschenlampe.

Vor dem Lyceum Theater standen die Menschenmengen schon in dicken Trauben an den Seiteneingängen. Am Eingang war das Klappern eines ununterbrochenen Stroms von zweirädrigen und vierrädrigen Droschken zu hören, die ihre Fracht von hemdgeschmückten Männern und diamantengeschmückten Frauen dort abluden. Wir hatten den dritten Pfeiler, der unser Rendezvouspunkt war, kaum erreicht, als uns ein kleiner, dunkler, lebhafter Mann in Kutscherkleidung ansprach.

"Sind Sie die Begleitung von Fräulein Morstan?" fragte er.

"Ich bin Fräulein Morstan, und diese zwei Gentlemen sind meine Freunde," sagte sie.

Er warf seine durchdringenden und fragenden Augen auf uns. "Sie müssen mich entschuldigen, Fräulein," sagte er mit einer gewissen Beharrlichkeit, "aber ich soll Sie bitten, mir Ihr Wort zu geben, dass keiner Ihrer Begleiter Polizeioffizier ist."

"Ich gebe Ihnen darauf mein Wort," antwortete sie.

Er gab einen schrillen Pfiff ab, woraufhin ein Straßenjunge eine vierrädrige Droschke heranführte und die Tür öffnete. Der Mann, der uns angesprochen hatte, nahm auf dem Kutschersitz Platz, während wir unsere Plätze im Innern einnahmen. Wir waren kaum damit fertig, als der Fahrer auf sein Pferd einpeitschte und wir mit einem furiosen Tempo durch die nebligen Straßen schossen.

Die Situation war merkwürdig. Wir fuhren zu einem unbekannten Ort und mit einem unbekannten Ziel. Doch entweder war unsere Einladung ein vollständiger Schwindel -- eine unvorstellbare Hypothese -- oder wir hatten guten Grund anzunehmen, dass auf unserer Reise wichtige Fragen beantwortet werden könnten. Fräulein Morstans Benehmen war resolut und gefasster denn je. Ich bemühte mich, sie aufzuheitern und durch Erinnerungen meiner Abenteuer in Afghanistan zu amüsieren; aber, um die Wahrheit zu sagen, war ich selbst so aufgeregt und so neugierig auf das Ziel unserer Fahrt, dass meine Geschichten etwas kompliziert wurden. Bis heute behauptet sie, ich hätte ihr eine bewegende Geschichte erzählt, wie eine Muskete mitten in der Nacht in mein Zelt hineinzielte, und ich eine doppelläufige Tigerflinte darauf abfeuerte. Zuerst hatte ich noch ein Gefühl für die Richtung, in die wir fuhren; aber bald verlor ich die Orientierung, was unserem Tempo, dem Nebel, und meinen begrenzten Stadtkenntnissen von London zuzuschreiben war. So wusste ich nichts, außer, dass wir einen sehr langen Weg zu fahren schienen. Sherlock Holmes hingegen war nie unsicher und murmelte die Straßennamen, während die Droschke durch die Straßenblöcke und verwinkelten Seitenstraßen klapperte.

"Rochester Row," sagte er. "Jetzt Vincent Square. Jetzt kommen wir auf die Vauxhall Bridge Road. Anscheinend fahrend wir nach Surrey. Ja, ich habe es mir gedacht. Jetzt sind wir auf der Brücke. Sie können einen Blick auf den Fluss werfen."

Wir hatten tatsächlich einen flüchtigen Blick auf ein Stück der Themse werfen können, wo Lampen das breite, stille Wasser beschienen. Aber unsere Droschke preschte weiter, und gelangte bald in ein Labyrinth von Straßen auf der anderen Seite der Themse.

"Wordsworth Road," sagte mein Begleiter. "Priory Road. Lark Hall Lane. Stockwell Place. Robert Street. Cold Harbour Lane. Unser Unternehmen scheint uns nicht in sehr populäre Gebiete zu führen.

Wir hatten tatsächlich eine fragwürdige und abschreckende Gegend erreicht. Lange Linien stumpfer Backsteinhäuser wurden nur vom groben blendenden Licht und kitschig-buntem Glanz öffentlicher Häuser an der Ecke erhellt. Dann kamen Reihen zweistöckiger Villen, jede mit einem kleinen Garten davor, und dann wieder endlose Reihen neuer starrer Backsteingebäude -- die Monster-Tentakel, die die riesige Stadt in das Land warf. Endlich fuhr die Droschke an das dritte Haus einer neuen Häuserreihe. Keines der anderen Häuser war bewohnt, und dort wo wir hielten, war das Haus so dunkel wie die benachbarten, mit Ausnahme eines einzelnen Schimmers im Küchenfenster. Auf unser Klopfen aber wurde die Tür sofort von einem Hindu-Diener geöffnet. Er trug einen gelben Turban und war in weiße, locker getragene Tücher gekleidet, darum eine gelbe Schärpe. Es war irgend etwas merkwürdig und unpassend an dieser orientalischen Figur, die im Türrahmen dieses drittklassigen vorstädtischen Hauses stand.

"Der Sahib erwartet Sie," sagte er, und in dem Moment als er sprach, drang eine hohe, pfeifende Stimme aus irgendeinem Zimmer im Innern. "Zeigen Sie sie mir, khitmutgar," rief die Stimme. "Bringen Sie sie direkt zu mir hinein."

Die Geschichte des kahlköpfigen Mannes

Wir folgten dem Inder einen einfachen und heruntergekommenen Korridor entlang, der schlecht beleuchtet und noch schlechter möbliert war, bis wir an eine Tür zur Rechten gelangten, die er uns öffnete. Ein gelber Feuerschein fiel auf uns und im Zentrum des blendenden Lichtes stand ein kleiner Mann mit einer sehr hohen Stirn und einem kahlen, glänzenden Kopf, der, umgeben von einem Büschel fransiger roter Haare, wie ein Berggipfel aus einem Fichtenwald herausragte. Er presste seine Hände zusammen während er so stand und sein Gesichtsausdruck war in einem ständigen ruckhaften Wechsel begriffen; mal lächelnd, mal finster blickend, aber nie für einen Augenblick ruhig. Die Natur hatte ihn mit einer frei hängenden Lippe und einer Reihe gelber, unregelmäßiger Zähne ausgestattet. Er bemühte sich ständig, den unteren Teil seines Gesichtes zu verbergen, indem er ihn mit Handbewegungen zu verdecken suchte. Trotz seiner auffälligen Kahlheit erweckte er den Eindruck von Jugend. Tatsächlich war er gerade dreißig geworden.

"Zu Ihren Diensten, Miss Morstan," wiederholte er in einer dünnen, hohen Stimme. "Zu Ihren Diensten, Gentlemen. Bitte treten Sie in mein kleines Allerheiligstes ein. Ein kleiner Ort, Miss, aber nach meinem eigenen Geschmack eingerichtet. Eine Oase der Kunst in der heulenden Wüste von Süd-London."

Wir waren alle über das Aussehen der Wohnung erstaunt, in die er uns nun einlud. In diesem traurigen Haus war sie so fehl am Platze wie ein Diamant erster Qualität in einer Fassung aus Messing. Die wertvollsten und glänzendsten Vorhänge und Gobelins drapierten die Wände, hier und da zurückgeschlagen, um irgendein kunstvoll gerahmtes Gemälde oder eine Vase freizulegen. Der Teppich war bernsteinfarben und schwarz gemustert und so dick, dass der Fuß darin angenehm wie in ein Bett von Moos einsank. Zwei große Tigerfelle, die quer darüberlagen, vergrößerten den Eindruck von orientalischem Luxus, ebenso wie eine große Wasserpfeife, die auf einer Matte in der Ecke stand. Eine Lampe in Form einer silbernen Taube hing von einen fast unsichtbaren goldenen Draht in der Mitte des Zimmers. Sie war angezündet und füllte die Luft mit einem feinen und aromatischen Duft.

"Mr. Thaddeus Sholto", sagte der kleine Mann, immer noch zuckend und lächelnd. "So heiße ich. Sie sind natürlich Miss Morstan. Und diese Gentlemen--"

"Dies ist Mr. Sherlock Holmes, und dies ist Dr. Watson."

"Ein Arzt, hä?" rief er aufgeregt. "Haben Sie Ihr Stethoskop dabei? Darf ich Sie fragen -- würden Sie die Freundlichkeit besitzen? Ich habe ernste Sorgen um meine Herzklappen, wenn Sie daher so freundlich wären. Auf die eine kann ich mich verlassen, aber ich würde Ihre Meinung über die andere gerne hören."

Ich hörte sein Herz wie gebeten ab, konnte aber nichts Besonderes finden, außer, dass er von außerordentlicher Angst erfüllt war, denn er zitterte von Kopf bis Fuß. "Alles scheint normal zu sein", sagte ich, "Sie haben keinen Grund zur Besorgnis."

"Bitte entschuldigen Sie meine Sorge, Miss Morstan," bemerkte er entschuldigend. "Ich bin stark leidend, und ich habe schon lange die Herzklappe im Verdacht gehabt. Ich bin aber erfreut zu hören, dass dies nicht der Fall ist. Wenn Ihr Vater, Miss Morgan, aufgehört hätte sein Herz so stark zu belasten, könnte er heute noch leben."

Ich hätte dem Mann gerne ins Gesicht geschlagen, so erzürnt war ich über diese gefühllose offene Erwähnung einer doch Zartgefühl erfordernden Angelegenheit. Miss Morstan setzte sich und ihr Gesicht wurde ebenso weiß wie ihre Lippen. "Ich wusste tief im Herzen, dass er tot ist", sagte sie.

"Ich kann Ihnen alle Informationen geben," sagte er, "und mehr noch, ich kann Ihnen zu Ihrem Recht verhelfen. Das werde ich tun, egal was Bruder Bartholomew vielleicht sagen wird. Ich bin so froh, Ihre Freunde hier zu haben, nicht nur als Ihren Geleitschutz, sondern auch als Zeugen dessen, was ich nun tun und sagen werde. Drei von uns können sich gegen Bruder Bartholomew durchsetzen. Aber wir wollen keine Außenstehenden, keine Polizei oder Beamte. Wir können alles unter uns und ohne Einmischung anderer zufriedenstellend regeln. Nichts würde Bruder Bartholomew mehr ärgern als irgendeine Öffentlichkeit. Er setzte sich auf eine niedrige Couch und blinzelte uns fragend mit seinen schwachen, wässrigen blauen Augen an.

"Was mich angeht," sagte Holmes, "was immer sie erzählen, ich werde es nicht weitergeben."

Ich nickte, um meine Zustimmung zu zeigen.

"Das ist gut! Das ist gut!" sagte er. "Miss Morstan, darf ich Ihnen ein Glas Chianti anbieten? Oder Tokayer? Ich habe keine anderen Weine. Soll ich eine Flasche öffnen? Nein? Nun, dann hoffe ich, dass Sie nichts gegen Tabakrauch einzuwenden haben, gegen den milden balsamischen Duft der orientalischen Tabake. Ich bin ein wenig nervös und halte meine Wasserpfeife für ein unbezahlbares Beruhigungsmittel." Er nahm eine dünne Wachskerze zum Entzünden des Pfeifenkopfes und der Rauch blubberte fröhlich durch das Rosenwasser.

Wir drei saßen im Halbkreis, die Köpfe vorgeneigt und das Kinn in die Hände gestützt, während der seltsame, zappelige kleine Kerl mit seinem hohen, schimmernden Kopf verlegen in der Mitte paffte.

"Als ich mich entschloss, dieses Gespräch mit Ihnen zu führen," sagte er, "hätte ich Ihnen meine Adresse geben können, aber ich fürchtete, dass Sie meine Bitte ignorieren und unerfreuliche Leute mit sich bringen könnten. Daher nahm ich mir die Freiheit, die Verabredung dergestalt zu arrangieren, dass mein Mann Williams Sie zuerst treffen konnte. Ich habe volles Vertrauen in seine Diskretion und er hatte den Auftrag, die Sache nicht weiter zu verfolgen, sollte er enttäuscht werden. Sie müssen diese Vorsichtsmaßnahme entschuldigen, aber ich lebe sehr zurückgezogen und habe vielleicht einen seltsamen Geschmack, aber es gibt nichts unästhetischeres als einen Polizisten. Ich habe eine natürliche Abneigung gegen alle Formen von rohem Materialismus. Ich komme selten mit rohen Menschen zusammen. Wie Sie sehen, lebe ich mit einer gewissen Atmosphäre von Eleganz um mich herum. Ich könnte mich als einen Liebhaber der Künste bezeichnen. Das ist meine Schwäche. Das Landschaftsgemälde ist ein echter Corot, und obgleich ein Kenner vielleicht Zweifel an diesem Salvator Rosa haben könnte, es gibt keinen Zweifel über den Bougereau. Ich habe eine Vorliebe für die moderne französische Schule."

"Bitte entschuldigen Sie, Mr. Sholto," sagte Miss Morstan, "aber ich bin auf Ihre Bitte hierher gekommen, um etwas zu erfahren, dass Sie mir mitteilen möchten. Es ist sehr spät und ich wünsche, dass das Gespräch so kurz wie möglich wird."

"Auf jeden Fall braucht es einige Zeit," antwortete er, "denn wir werden sicherlich nach Norwood fahren müssen, um Bruder Bartholomew zu treffen. Wir werden gemeinsam fahren und sehen, ob wir ihn in guter Laune finden. Er ist sehr verärgert über den von mir eingeschlagenen Kurs, obwohl er mir richtig erscheint. Ich hatte gestern kräftigen Streit mit ihm. Sie können sich nicht vorstellen, was für ein schrecklicher Kerl er ist, wenn er böse ist."

"Falls wir nach Norwood fahren müssen, sollten wir auch sofort aufbrechen," wagte ich zu bemerken.

Er lachte und seine Ohren wurden ganz rot. "Das würde kaum gehen", rief er, "ich weiß nicht, was er sagen würde, wenn ich sie auf diese abrupte Weise hereinbrächte. Nein, ich muss Sie darauf vorbereiten, indem ich Ihnen erkläre, wie wir alle zueinander stehen. Zuerst muss ich Ihnen sagen, dass es mehrere Punkte in der Geschichte gibt, die ich ausgelassen habe. Ich kann Ihnen nur die Tatsachen erzählen, die ich selber weiß."

"Wie Sie vermutlich bereits erraten haben, war mein Vater Major Sholto, er war früher in der Armee in Indien. Er ging vor etwa elf Jahren in Pension und wollte bei Pondicherry Lodge in Upper Norwood leben. Er war in Indien wohlhabend geworden und brachte eine beträchtliche Summe Geldes mit zurück, auch eine große Sammlung wertvoller Kostbarkeiten sowie sein Personal von indischen Dienern. Er kaufte sich ein Haus und lebte in großem Luxus. Mein Zwillingsbruder Bartholomew und ich waren die einzigen Kinder."

"Ich erinnere mich sehr gut an die Aufregung, die das Verschwinden von Kapitän Morstan verursachte. Wir lasen die Einzelheiten in den Zeitungen, und diskutierten den Fall offen in seiner Anwesenheit, da er ein Freund unseres Vaters gewesen war. Gewöhnlich beteiligte er sich an unseren Spekulationen über das, was geschehen sein könnte. In keinster Weise hätten wir vermutet, das er das ganze Geheimnis in seiner Brust versteckt hielt -- dass von allen Menschen er allein das Schicksal von Arthur Morstan kannte."

"Wir wussten jedoch, dass irgendein Rätsel -- eine bestimmte Gefahr -- unseren Vater beschäftigte. Er war sehr ängstlich, alleine das Haus zu verlassen und er beschäftigte immer zwei Preiskämpfer, die als Pförtner in der Pondicherry Lodge arbeiteten. Williams, der sie heute nacht fuhr, ist einer von ihnen. Er war einmal englischer Leichtgewicht-Meister. Unser Vater hätte uns nie von seinen Ängsten erzählt, aber er hatte eine deutliche Abneigung gegen Männern mit Holzbeinen. Einmal feuerte er seinen Revolver auf einen Mann mit Holzbein ab, der sich später als ein einfacher Händler auf der Suche nach Aufträgen erwies. Wir mussten eine große Summe zahlen, um die Sache zu vertuschen. Mein Bruder und ich haben früher gedacht, dies sei eine bloße Laune meines Vaters, aber die Ereignisse seitdem haben uns dazu gebracht, unsere Meinung zu ändern."

"Anfang 1882 erhielt mein Vater einen Brief aus Indien, der für ihn ein großer Schock war. Als er ihn öffnete, fiel er beinahe am Frühstückstisch in Ohnmacht und seit diesem Tag kränkelte er, bis zu seinem Tode. Wir konnten nie herausfinden, was in diesem Brief stand. Aber als er ihn in Händen hielt, konnte ich sehen, dass er kurz und in einer kritzeligen Handschrift geschrieben war. Er hatte jahrelang an einer vergrößerten Milz gelitten, aber es ging jetzt schneller mit ihm bergab. Ende April wurden wir informiert, dass er jenseits aller Hoffnung war, und dass er eine letzte Unterredung mit uns führen wollte."

"Als wir sein Zimmer betraten, lag er von Kissen gestützt und das Atmen fiel ihm schwer. Er flehte uns an, die Tür abzuschließen und an beiden Seite des Bettes Platz zu nehmen. Dann ergriff er unsere Hände und machte er uns eine bemerkenswerte Eröffnung in einer Stimme, die von Emotion wie auch von Schmerz gezeichnet war. Ich werde versuchen, es Ihnen in seinen eigenen Worten zu erzählen."

"Es gibt nur eine Sache,' sagte er, 'die mir in diesem Moment auf der Seele liegt. Es ist die Art, wie ich Morstan's arme Waise behandelt habe. Aus Gier, meiner schlimmsten Sünde im Leben, habe ich ihr den Schatz vorenthalten, der ihr eigentlich mindestens zur Hälfte zusteht. Obwohl ich selbst keinen Gebrauch davon gemacht habe -- so blind und dumm ist die Habgier. Das bloße Gefühl von Besitz war mir soviel wert, dass ich es nicht ertragen konnte, mit jemandem zu teilen. Seht ihr den mit Perlen besetzten Rosenkranz neben der Chininflasche. Obwohl ich es nicht ertrug zu teilen, hatte ich ihn mitgebracht, um ihn ihr zu schicken. Ihr, meine Söhne, sollt ihr einen angemessenen Anteil vom Schatz des Agra geben. Aber schickt ihr nichts -- auch nicht den Kranz -- ehe ich gegangen bin. Denn es sind schon andere so krank gewesen wie ich, und dennoch genesen.'

'Ich will euch erzählen, wie Morstan starb,' fuhr er fort. 'Er hatte jahrelang an einem schwachen Herzen gelitten, aber er verbarg es vor jedem. Ich allein wusste es. Als er und ich in Indien waren, kamen wir durch eine bemerkenswerte Kette von Umständen in den Besitz eines beträchtlichen Schatzes. Ich brachte ihn mit zurück nach England. In der Nacht, in der Morstan zurückkehrte, kam er geradewegs hierher und verlangte seinen Anteil. Er kam direkt vom Bahnhof und wurde von meinem treuen Lal Chowdar empfangen, der jetzt tot ist. Morstan und ich waren unterschiedlicher Meinung über die Teilung des Schatzes und es fielen hitzige Worte. Morstan war gerade in einem Anfall von Ärger aus seinem Stuhl aufgesprungen, als er seine Hand plötzlich an die Seite drückte. Sein Gesicht nahm eine dunkle Farbe an und er fiel rückwärts hin und stieß mit seinem Kopf an die Ecke der Schatzkiste. Als ich mich über ihn beugte, stellte ich zu meinem Schrecken fest, dass er tot war.'

'Längere Zeit saß ich völlig abwesend da und überlegte, was zu tun sei. Natürlich war mein erster Gedanke, Hilfe zu holen. Aber ich konnte auch klar erkennen, dass es sehr wahrscheinlich war, dass ich des Mordes an ihm angeklagt würde. Sein Tod während eines Streites und die klaffende Wunde an seinem Kopf; beides würde gegen mich sprechen. Zudem könnte eine offizielle Untersuchung nicht angestellt werden, ohne einige Tatsachen über den Schatz ans Licht zu bringen, den ich doch geheim halten wollte. Er hatte mir gesagt, dass kein Mensch auf dieser Welt wüsste, wohin er gegangen sei. So gab es auch keine Notwendigkeit, dass es ein Mensch je erfahren sollte.'

'Ich dachte immer noch über die Sache nach, als ich beim Hochblicken meinen Diener Lal Chowdar in der Türöffnung sah. Er stahl sich herein und verriegelte die Tür hinter sich. "Fürchten Sie nichts, Sahib," sagte er. "Niemand braucht zu wissen, dass sie ihn getötet haben. Wir werden ihn verstecken und wer sollte dann etwas erfahren?" "Ich habe ihn nicht getötet," sagte ich. Lal Chowdar schüttelte seinen Kopf und lächelte. "Ich habe alles gehört, Sahib," sagte er. "Ich habe Ihren Streit gehört und ich habe den Schlag gehört. Aber meine Lippen sind versiegelt. Alle im Haus schlafen. Wir sollten ihn gemeinsam fortbringen". Das gab für mich den Ausschlag. Wenn mein eigener Diener nicht an meine Unschuld glaubte, wie konnte ich dann hoffen, es vor zwölf dummen Händlern auf der Geschworenenbank zu schaffen? Lal Chowdar und ich entledigten uns noch in der gleichen Nacht der Leiche und innerhalb weniger Tage waren die Londoner Zeitungen voll vom mysteriösen Verschwinden von Kapitän Morstan. Ihr seht, dass ich kaum Schuld an dieser Sache trage. Mein einziger Fehler war, dass wir nicht nur die Leiche, sondern auch die Schatzkiste verbargen. Und dass ich mich sowohl an Morstans als auch an meinem eigenen Anteil klammerte. Ich möchte daher, dass ihr das wiedergutmacht. Legt eure Ohren an meinen Mund. Der Schatz ist im---' In diesem Moment überkam eine schreckliche Veränderung seinen Gesichtsausdruck, wild starrten seine Augen, sein Unterkiefer fiel herunter und er schrie in einer Stimme, die ich niemals vergessen werde, lasst ihn nicht herein! Um Gottes Willen, lasst ihm nicht herein!' Wir drehten unsere Köpfe zum Fenster hinter uns, an dem sein Blick hing. Ein Gesicht sah aus der Dunkelheit zu uns hinein. Wir konnten das Weiße auf der Nase sehen, dort wo sie gegen das Glas gepresst wurde. Es war ein bärtiges, behaartes Gesicht, mit wilden, grausamen Augen und einem Ausdruck geballter Boshaftigkeit. Mein Bruder und ich hetzten zum Fenster, aber der Mann war fort. Als wir zum Vater zurückkamen, war sein Kopf herabgesunken und sein Puls hatte aufgehört zu schlagen.

Wir durchsuchten in der Nacht den Garten, fanden aber kein Zeichen des Eindringlings außer einem einzelnen Fußabdruck, der genau unter dem Fenster im Blumenbeet sichtbar war. Ohne diese Spur hätten wir geglaubt, dass uns unsere Phantasie dieses wilde, grausame Gesicht heraufbeschworen hatte. Wir fanden jedoch bald einen weiteren und schlagkräftigeren Beweis, dass geheime Kräfte um uns herum am Wirken waren. Das Fenster im Zimmer meines Vaters wurde am Morgen offen vorgefunden, seine Schränke und seine Kisten waren geplündert worden, und auf seiner Brust war ein zerrissenes Stück Papier befestigt, mit den Worten 'Das Zeichen der Vier' bekritzelt. Was dieser Satz bedeutete oder wer unser geheimer Besucher war, haben wir nie erfahren. Soweit wir es beurteilen können, war nichts vom Besitz meines Vaters gestohlen worden, obwohl alles gründlich durchsucht worden war. Mein Bruder und ich brachten dieses Ereignis natürlich mit seiner Furcht in Verbindung, die ihn sein ganzes Leben lang verfolgt hatte. Aber es ist dennoch ein vollkommenes Rätsel für uns."

Der kleine Mann hielt inne, um seine Wasserpfeife erneut anzuzünden und paffte einige Momente gedankenvoll. Wir hatten alle vertieft dagesessen und seiner außergewöhnlichen Erzählung gelauscht. Bei der kurzen Beschreibung über den Tod ihres Vaters wurde Miss Morstan totenbleich und für einen Moment dachte ich, sie würde ohnmächtig werden. Sie erholte sich jedoch, nachdem sie ein Glas Wasser trank, das ich vorsichtig für sie aus einer venezianischen Karaffe auf dem Beitisch einfüllte. Sherlock Holmes saß mit gefasstem Gesicht zurückgelehnt in seinem Stuhl, seine Lider verschlossen fast die Augen. Als ich zu ihm hinüberblickte, konnte ich kaum glauben, dass er sich heute noch bitterlich über das gewöhnliche Leben beklagt hatte. Hier zumindest war ein Problem, das seinen Scharfsinn auf das äußerste forderte. Mr. Thaddeus Sholto schaute jeden von uns mit offensichtlichem Stolz an und freute sich über den Effekt, den die Geschichte bei uns erzeugt hatte. Zwischen zwei Zügen aus seiner übergroßen Pfeife begann er fortzufahren.

"Mein Bruder und ich," sagte er, "waren sehr erregt über den Schatz, von dem mein Vater gesprochen hatte. Wochen und Monate gruben wir und versuchten uns in jedem Teil des Gartens, ohne aber seinen Verbleib zu entdecken. Es ärgerte uns zu wissen, dass er Versteck genau in dem Moment auf seinen Lippen hatte, als er starb. Wir konnten die Pracht der vermissten Reichtümer durch den Kranz beurteilen, den er herausgenommen hatte. Über diesen Kranz hatten mein Bruder Bartholomew und ich eine kleine Diskussion. Die Perlen waren augenscheinlich von großem Wert, und er war nicht willens, sich von ihnen zu trennen. Unter Freunden: mein Bruder hatte eine ähnliche Schwäche wie mein Vater. Er meinte auch, dass es Anlass zu Gerüchten geben und uns schließlich in Schwierigkeiten bringen könnte, wenn wir uns von dem Kranz trennen würden. Alles was ich tun konnte, war ihn zu überreden, mich Miss Morstan's Adresse herausfinden zu lassen und ihr eine einzelne Perle in regelmäßigen Abständen zuzusenden, damit sie wenigstens keine Not leiden müsste.

"Das war ein netter Gedanke," sagte unser Begleiter, "Sie sind sehr gutherzig".

Der kleine Mann machte eine geringschätzige Handbewegung. "Wir waren Ihre Treuhänder," sagte er. "Das war der Standpunkt, den ich dabei vertrat, obwohl Bruder Bartholomew es so nicht sehen wollte. Wir selbst hatten viel Geld. Ich wünschte kein weiteres mehr. Außerdem wäre es schlechter Stil gewesen, eine junge Dame so gemein zu behandeln. 'Le mauvais gout mene au crime.' Die Franzosen drücken dies sehr schön aus. Unser Meinungsunterschied über das Thema ging so weit, dass ich es für das beste hielt, ein eigenes Zimmer zu beziehen. Deshalb verließ ich Pondicherry Lodge und nahm den alten khitmutgar und Williams mit mir. Gestern aber erfuhr ich, dass etwas äußerst Wichtiges passiert ist. Der Schatz wurde entdeckt. Ich schrieb sofort an Miss Morstan, und es bleibt uns jetzt nur, nach Norwood zu fahren und unseren Anteil zu fordern. Ich habe gestern abend Bruder Bartholomew meine Ansicht dargelegt: wir werden deshalb erwartete, nicht aber willkommene Besucher sein".

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