Kitabı oku: «Das weite Land», sayfa 2

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FRIEDRICH. Dear mother. An dich. Schon wieder nur eine Karte. So ein fauler Strick.

MAUER. Was soll denn ein dreizehnjähriger Bursch Briefe schreiben. Und gar noch englisch.

FRIEDRICH. Kann er grad so gut wie deutsch.

MAUER. Also auf Wiedersehn. In einer halben Stunde bin ich wieder da. Die Zigarre hat übrigens wirklich keine Luft. Das ist kein Aberglaube. Bleib nur. Ab.

Friedrich, Genia.

FRIEDRICH. Ja, es war ganz gut, daß du nicht hineingefahren bist, Genia. Die Reden ... und das Wetter dazu. Er sieht die Briefschaften und die Zeitungen flüchtig durch. Übrigens, wie man den Sarg in die Erde gesenkt hat, ist plötzlich die Sonne hervorgekommen. – Pause. Ist heut nicht Donnerstag? Heut hätt' er ja bei uns nachtmahlen sollen. Das muß man dem Mauer auch noch sagen ... Geh, laß mich doch die Karte von Percy anschaun.

GENIA reicht sie ihm. In vier Wochen ist er da.

FRIEDRICH lesend. Ja. Also die beste griechische Aufgabe. Na, auch nicht schlecht. Vielleicht wird er Philoiog oder Archäolog. Hast du übrigens gestern im Daily Telegraph den Artikel über die neuen Ausgrabungen in Kreta gelesen?

GENIA. Nein.

FRIEDRICH. Sehr interessant. Da müßte man eigentlich auch einmal hin. Ja. Pause.

GENIA. Was du da früher von Amerika gesagt hast, – ist das dein Ernst?

FRIEDRICH. Natürlich. Na, hättest du keine Lust, Genia? In New York selbst hätt' ich nicht lang zu tun. Aber dafür auch in Chicago und in Washington, und St. Louis ... Und ich finde, es wäre unverantwortlich, wenn man bei dieser Gelegenheit nicht weiter rutschte; – hinüber bis nach San Francisco. Erinnerst du dich, wie uns der arme Korsakow von seiner Tournee durch Kalifornien erzählt hat? Es muß schon prachtvoll sein.

GENIA. Das wäre ja dann eine Reise von ein paar Monaten.

FRIEDRICH. Ja, wenn bis dahin hier alles in Gang gebracht ist, insbesondere der Neubau, dann könnte man die Reise wohl bis zum Frühjahr ausdehnen ... Na, überleg's dir.

GENIA schüttelt langsam den Kopf.

FRIEDRICH. Hast Angst vor der Seefahrt? Ich bitt' dich, jetzt auf den neuen Schiffen! Und übrigens ist soeben wieder ein vollkommen sicheres Mittel gegen Seekrankheit erfunden worden. Vibrationselektrizität.

GENIA. Ich glaub' nicht, daß ich mich entschließen werde. Trotz der Vibrationselektrizität. Aber eine andere Idee hätt' ich ...

FRIEDRICH. Und zwar?

GENIA. Während du drüben bist, möcht' ich in England bleiben – beim Percy.

FRIEDRICH sieht sie von der Seite an. Hm. Du hättest nicht viel von ihm.

GENIA. Er könnte ja während der Zeit als Externist weiterstudieren. Grad so wie die Buben von meiner Schwester, der Mary. Und ich könnte mit ihm zusammenwohnen.

FRIEDRICH. Was sind denn das ... wie kommst du denn so plötzlich auf diese Idee ...?

GENIA. Nicht so plötzlich. Ich habe erst neulich mit dir davon gesprochen. – Erinner' dich nur. Und da du doch entschlossen scheinst, ihn noch ein paar Jahre drüben zu lassen ...

FRIEDRICH. Natürlich. Du siehst ja, wie famos er sich drüben entwickelt. Es wäre nichts als verdammter Egoismus, wenn wir ihn jetzt, mitten in seiner Ausbildung, wieder zurückholten, in unsern Kontinent, wo sie einen systematisch zu allerlei Sentimentalitäten und Brutalitäten erziehen, statt zum Golfspielen und Rudern.

GENIA. Wenn nur die Sehnsucht nicht wäre ...

FRIEDRICH. Ja, das muß man schon mit in den Kauf nehmen. Meinst du vielleicht, ich sehn' mich nicht nach ihm? Aber Sehnsucht ist meiner Ansicht nach ein sehr gesundes Element in der Ökonomie der Seele. Sehnsucht hat die Eigenschaft, menschliche Beziehungen zu verbessern. Ich finde überhaupt, man sollte die menschlichen Beziehungen mehr auf Sehnsucht einrichten als auf Gewohnheit. Übrigens können wir ihn ja jedenfalls hinüberbegleiten nach England, und du kannst dich dann noch immer entscheiden, ob du mit mir fahren oder beim Buben bleiben willst über den Winter.

GENIA. Es wäre mir lieber, wenn du die Sache schon heute als meinen festen Entschluß ansähst.

FRIEDRICH. Als deinen Entschluß?

GENIA. Ich hätte ja noch allerlei zu besorgen, eh' ich nach England fahre. Von heute auf morgen läßt sich doch so eine Übersiedlung nicht bewerkstelligen.

FRIEDRICH. Übersiedlung?

GENIA. Nenn's, wie du willst.

FRIEDRICH. Ja, was hast du denn, Genia? Du bist ja geradezu sonderbar?

GENIA. Was ist denn daran sonderbar? Daß eine Mutter ... daß man seinen einzigen Sohn ... Wenn er um ein paar Jahre älter ist, hab' ich ja überhaupt nichts mehr von ihm. Im Sommer zwei Monate, und zu Weihnachten acht Tage und zu Ostern, – das ist doch zu wenig. Ich hab' lang genug gekämpft, – ich kann einfach nicht mehr.

FRIEDRICH. Du, Genia, man könnte beinahe den Eindruck gewinnen, als wenn's dir nicht so sehr darauf ankäme, einige Zeit bei deinem Sohn zu verbringen, als von deinem ... als von hier abzufahren.

GENIA. Sonderlich vermissen wirst du mich wohl nicht, denk' ich ... Aber wozu darüber reden. Sie steht auf.

FRIEDRICH. Was ist denn?

GENIA. Nichts. In den Garten hinunter geh' ich. Über die Stufen hinab.

FRIEDRICH sieht ihr nach.

GENIA langsam längs der Wiese nach rückwärts.

FRIEDRICH von der Veranda herunter, noch im Überzieher, den Hut hat er oben gelassen, bleibt an einem Rosenstrauch stehen. Riecht daran. Die haben heuer überhaupt keinen Duft mehr. Ich weiß nicht, was das ist. Jedes Jahr schaun sie üppiger aus, aber das Duften haben sie sich ganz abgewöhnt.

GENIA langsam nach rückwärts, Hände auf dem Rücken.

FRIEDRICH nach einer Pause. Du, – Genia.

GENIA. Was?

FRIEDRICH. Na, wenn du bei mir angelangt bist.

GENIA langsam näher. Da bin ich.

FRIEDRICH. Du, Genia, sag' einmal. Faßt sie ins Auge, ganz ruhig. Solltest du vielleicht doch wissen, warum sich der Korsakow erschossen hat?

GENIA ruhig. Was soll denn diese Frage bedeuten? Du weißt, ich bin nicht weniger erstaunt gewesen als du.

FRIEDRICH. Man hatte allerdings den Eindruck. Also sag', warum willst du denn fort von mir ... so von heut auf morgen?

GENIA. Ich will nicht fort von dir. Zu Percy will ich. Und nicht von heut auf morgen, sondern im Herbst. Mit Percy zusammen.

FRIEDRICH. Ja, sonst wär' es wohl zu auffallend.

GENIA. Was wäre auffallend?

FRIEDRICH. Da säh's ja beinahe aus wie eine Flucht.

GENIA. Flucht? Flucht vor dir! Das hab' ich wohl nicht notwendig. Wir sind ja weit genug voneinander, auch daheim! – Pause.

FRIEDRICH. Du Genia! – Er ist ja tot und begraben, – der Herr Alexei Korsakow ...

GENIA. Was willst du denn immer von ihm?

FRIEDRICH. Ruhig, mein Kind, nur ruhig! ... Ich will damit nur sagen, es kann ihm nicht das geringste mehr ... Es würde ihm natürlich auch nichts geschehn, wenn er noch auf der Welt wäre, so wenig wie dir ... Aber du wirst doch zugestehn, diese Auseinandersetzung zwischen uns bekommt ein eigentümliches Cachet ... nein, das ist nicht das richtige Wort ... also ich will nur sagen, daß dieses Gespräch gerade heute stattfindet, daß gerade heute, an dem Tag, da der Herr Korsakow begraben wurde, deine Stimmung so eigentümlich ... Wenn ich auch ein Ehemann bin, Genia, ich bin ja kein Trottel. Also, daß da irgend etwas nicht stimmt, dafür leg' ich meine Hand ins Feuer. Also – was ist gewesen zwischen euch?

GENIA. Ich schau' dich nur an.

FRIEDRICH. Ja, das merk' ich. Aber du wirst zugeben, eine Antwort ist das nicht. Du solltest mich auch nicht mißverstehn, Genia. Es muß ja nichts Wirkliches vorgefallen sein, zwischen dir und Korsakow. Es war vielleicht nur ein Flirt. Ja. Denn, wenn es etwas andres gewesen wäre, hätte er sich nicht zu erschießen brauchen. Außer Lauernd. es ist doch mehr gewesen – und du hast ihn – – – in Gnaden entlassen. Er spricht immer ganz ruhig, nimmt sie aber jetzt beim Arm.

GENIA beinahe lächelnd. Eine Eifersuchtsszene?! – Aber! ... Du solltest wirklich was für deine Nerven tun, Friedrich. Ich weiß nicht ... aber ich kann ja nichts dafür, daß es zwischen dir und Adele Natter zu Ende ist, – und daß noch keine Nachfolgerin da zu sein scheint.

FRIEDRICH. Ah, du bist ja sehr gut informiert. Na, ich will vorläufig nicht untersuchen, von welcher Seite dir diese Wissenschaft kommt, – übrigens kann ich wirklich nichts dafür, daß du mich nie direkt um was gefragt hast; – ich hätte dir nichts abgeleugnet. Keinesfalls hätte ich dir erwidert, du sollst etwas für deine Nerven tun. Das ist überhaupt ... das sieht dir nicht einmal ähnlich. Ich versteh' dich eigentlich gar nicht. Du solltest mich doch besser kennen. Ich weiß wahrhaftig nicht, warum du dastehst wie eine Bildsäule, statt mir vernünftig zu antworten ... Mir scheint, du traust mir nicht, Genia? ... Du denkst dir, man kann bei ihm nicht wissen? ... Aber ich versichere dich, Genia – halt das nicht für Hinterlist – ich würde es vollkommen begreifen. Du hättest ja schließlich nur Recht gehabt – ob's nun Alexei war oder ... na, über den Geschmack kann man ja nicht streiten. Aber bekanntlich richtet sich in einem solchen Fall die Gattin selten nach dem Geschmack des Gemahls.

GENIA. Warum verleugnest du ihn plötzlich? Du bist ja doch sein Freund gewesen. Heut beim Begräbnis sollst du ja sogar tief ergriffen gewesen sein.

FRIEDRICH. Hat dir das auch der Mauer erzählt?

GENIA. Das zufällig die Erna Wahl. Sie hätte dir nämlich gar nicht zugetraut, daß dir irgend etwas auf der Welt so nahe gehn kann.

FRIEDRICH. Ah, Erna, die Menschenkennerin. Natürlich war ich ergriffen. Es tut mir so leid um ihn, wie's mir selten um wen leid getan hat. Und es tät' mir nicht weniger leid um ihn, wenn ich mit absoluter Sicherheit wüßte, daß du – seine Geliebte gewesen bist. Du kannst dir nämlich gar nicht vorstellen, wie – unwesentlich und nebensächlich gewisse Dinge für einen werden, wenn man grad vom Friedhof kommt. Das sag' ich nicht, um dich zu beruhigen, sondern weil's wahr ist. – Also gib endlich eine Antwort. Früher geb' ich ja keine Ruh'. Kannst auch lügen, aber antworten mußt du. Ich werd' schon wissen, ob's wahr ist. Also ... ja oder nein? –

GENIA. Er war nicht mein Geliebter. Er war leider nicht mein Geliebter. Ist dir das genug?

FRIEDRICH. Ja, das ist mir genug. Denn jetzt weiß ich, daß er's war. Du hast dich nämlich selbst verraten! Merkst nicht? – Leider war er's nicht, hast du gesagt. Und da du ihn geliebt hast, warst du natürlich seine Geliebte. Was hätte dich daran hindern sollen? Und da du jetzt – Schluß gemacht hast, hat er sich eben umgebracht. Sehr einfach. Und warum du Schluß gemacht hast, das ist noch einfacher. Ich werd's dir sagen, warum: Weil solche Dinge eben ein Ende haben müssen. Besonders, wenn es sich um so eine Geschichte handelt mit einem Menschen, der um ein paar Jahre jünger ist – und sich meistens auf Konzertreisen befindet. Und dann, der Percy kommt bald zurück, und da mag dich denn ein gewisses, wie soll ich sagen, Reinlichkeitsgefühl ... Na ... Eigentlich sehr anständig. Somit wäre alles ganz klar, bis auf die Idee mit der englischen Reise. Nein, eigentlich versteh' ich auch das ganz gut. Schließlich, wenn die Sache auch zu Ende war für dich, – dieser Abschluß ... Ja, sogar, wenn du ihn nicht sehr leidenschaftlich geliebt hast – oder hättest ...

GENIA. Bemüh' dich nicht weiter. Da lies. Sie zieht einen Brief aus ihrem Gürtel.

FRIEDRICH. Was soll ich ...?

GENIA. Lies.

FRIEDRICH. Was ist ... Ein Brief? Von ihm ein Brief? An dich ein Brief von ihm? – Ah, behalt ihn. Ich will ihn nicht. Das säh' ja aus ... Ich danke. Wenn es nicht deine Absicht war, mir diesen Brief zu zeigen, – so behalt ihn dir freundlichst!

GENIA. Lies!

FRIEDRICH. Warum soll ich ihn denn lesen? Du kannst mir ja sagen, was drin steht. Ist er nicht vielleicht russisch? Und die kleine Schrift. Da verdirbt man sich ja die Augen.

GENIA. Lies.

FRIEDRICH auf die Veranda. Er dreht das Licht auf, Wandarm stellt sich darunter setzt den Zwicker auf, beginnt für sich zu lesen.

GENIA folgt ihm langsam, bleibt auf der untersten Stufe stehn.

FRIEDRICH lesend. »Leben Sie wohl, Genia.« Liest für sich weiter. Blickt auf zu ihr, erstaunt. Was? Du hast keine Ahnung gehabt, daß er ... Wann hast du denn den Brief bekommen?

GENIA. Eine Stunde, bevor du mir die Nachricht gebracht hast, daß er tot ist.

FRIEDRICH. Du hast's also schon gewußt, wie ich nach Haus gekommen bin? Man ist doch ... Also auf die Gefahr hin, daß du mich für einen Idioten hältst, ich hab' dir nichts angemerkt, nicht das geringste ... Liest weiter für sich, dann schaut er wieder wie überrascht auf, dann liest er halblaut. »Sie hatten ja vielleicht recht, daß Sie sich meinem vermeßnen Wunsch versagten. Wir waren beide nicht geschaffen in Lüge ... Ich vielleicht; Sie nicht ... trotz allem ...« Trotz allem ... Du hast dich wohl sehr beklagt über mich?

GENIA fragender Blick.

FRIEDRICH lesend. »Daß Sie Ihn« – mit großem I, sehr schmeichelhaft – »daß Sie Ihn nicht verlassen wollen, trotz allem, das versteh' ich in dieser Stunde. Sie lieben ihn, Genia, Sie lieben Ihren Gatten noch immer, das ist die Lösung des Geheimnisses. Und vielleicht ist das, was ich mit dem törichten Wort« ... das kann ich absolut nicht lesen ...

GENIA. »Was ich mit dem törichten Wort Treue bezeichne« ...

FRIEDRICH. Ah, du kennst ihn ja auswendig. »Was ich mit dem törichten Wort Treue bezeichne, nichts als die Hoffnung, daß er Ihnen doch einmal zurückkehrt.«

GENIA. Seine Auffassung. Du weißt, daß ich nichts hoffe – und nichts wünsche.

FRIEDRICH sieht sie an; dann. »Als ich Sie gestern sprach, war ich schon entschlossen« Gestern? ... War er denn am Sonntag da? Ja, richtig, ihr seid in der Allee hinten auf und ab gegangen miteinander ... ja ... Liest. »Als ich Sie gestern sprach, war ich schon fest entschlossen, alles weitere von Ihrem ja oder nein abhängig zu machen. Ich habe Ihnen ja nichts davon gesagt, denn ich fürchtete, wenn Sie geahnt hätten, daß es mir vollkommen unmöglich ist, ohne Sie weiterzuleben ...« Etwas ausführlich schreibt er, der Herr Alexei Iwanowitsch ... Musik vom Kurpark her, gedämpft. »Ich wollte mein Glück nicht einem Zwang, nicht einer Art von Erpressung verdanken. Darum« ... Hättest du ja gesagt, wenn du gewußt hättest, daß es um Leben und Tod geht?

GENIA. Wenn ich gewußt hätte ...? Wie kann man sich so was ... Ich hätt's ja nicht geglaubt. Das hätt' ich ja doch nicht geglaubt.

FRIEDRICH. Ich will dich anders fragen.

PAUL KREINDL elegant, jung, angestrengt fesch, erscheint am Tor. Guten Abend! Küss' die Hand, gnädige Frau.

FRIEDRICH. Wer ist denn? ... Ah, Paul, Sie! Herunter.

PAUL. Bitte. Er tritt näher. Ich will nicht stören. Ich komme nämlich als Abgesandter aus dem Kurpark; von Frau Wahl und Fräulein Erna und Herrn Fähnrich von Aigner und dem Herrn Oberleutnant Stanzides ...

FRIEDRICH. Der geht schon aus?

PAUL. Ob die Herrschaften nicht auch zur Musik kommen möchten?

GENIA. Wir danken sehr, aber wir haben einen Gast zum Nachtmahl, den Doktor Mauer.

PAUL. So bringen Sie ihn doch mit, gnä' Frau!

FRIEDRICH. Sie bleiben ja gewiß alle lang im Park.

PAUL. Bis ausgelöscht wird.

FRIEDRICH. Also schön, – vielleicht kommen wir nach ... ohne Verpflichtung.

GENIA. Wir lassen jedenfalls bestens danken.

PAUL. O bitte. Man würde allerseits sehr beglückt sein. Küss' die Hand, gnädige Frau, adieu, Herr Hofreiter, bitte tausendmal um Entschuldigung, wenn ich gestört habe. Geht.

Friedrich und Genia im Garten.

Pause.

FRIEDRICH. Ich will dich anders fragen. Ich meine: Wenn du ihn von den Toten wieder aufwecken könntest, – dadurch, daß du dich bereit erklärtest ... seine Geliebte zu werden.

GENIA. Ich weiß nicht.

FRIEDRICH. Du, vergißt, was du früher gesagt hast. »Er war leider nicht mein Geliebter«. Wenn du selbst es bedauerst, daß du's nicht warst, so kann doch nicht so viel dazu gefehlt haben. Und jetzt zweifelst du daran, daß du seine Geliebte würdest, selbst wenn du ihn damit wieder von den Toten ... Warum gibst du's nicht zu? Er hätte nur noch ein paar Tage Geduld haben müssen, dann wärst du doch ... du hast ihn ja geliebt.

GENIA. Nicht genug, wie du siehst.

FRIEDRICH. Du sprichst das aus, als wenn du mir einen Vorwurf ... Ich kann ja nichts dafür.

GENIA. Nur ich. Ich weiß.

FRIEDRICH. Und jetzt bereust du ... daß du ... ihn in den Tod getrieben hast?

GENIA. Es tut mir sehr weh, daß er gestorben ist. Aber zu bereuen, zu bereuen hab' ich doch nichts?! Hätt' er mir gesagt, was er vorhat – hätt' er mir ... Oh, ich hätt' ihn schon zur Vernunft gebracht ...

FRIEDRICH. Wie denn –?

GENIA. Ich hätt' ihm das Wort abgenommen ...

FRIEDRICH. Was denn? Aber red' nicht! Du hättest ihm kein Wort abgenommen; – du wärst einfach seine Geliebte geworden ... selbstverständlich.

GENIA. Ich glaub' nicht.

FRIEDRICH. Aber ich bitt' dich!

GENIA. O, nicht deinetwegen. Nicht einmal wegen Percy.

FRIEDRICH. Ja, warum?

GENIA. Um meinetwillen!

FRIEDRICH. Das versteh' ich nicht.

GENIA. Ich hätt' nicht können. Weiß Gott warum. Ich hätt' nicht können. Pause.

FRIEDRICH. Da hast deinen Brief, Genia.

GENIA nimmt ihn.

Mauer kommt.

MAUER. Guten Abend, meine Herrschaften. Ich hab' euch hoffentlich nicht zu lange warten lassen.

FRIEDRICH ihm entgegen. Servus, Mauer. Na, dem Stanzides scheint's ja schon sehr gut zu gehn. Er sitzt im Kurpark bei der Musik.

MAUER. Ja, ich hab' ihn selber bis hin begleitet.

FRIEDRICH. Der Paul Kreindl war g'rad da, wir sollen auch nach dem Nachtmahl hinkommen.

GENIA. Ich will sehen, ob noch nicht ...

FRIEDRICH. Du, Genia, ich hätt' eine Idee ... Gehn wir doch gleich hinüber in den Park. Weiß der Teufel, ich hab' so eine Lust auf Musik und viel Leut'. Dir ist's doch egal, Mauer, was?

MAUER. Mir? Es kommt nur auf deine Frau an.

GENIA. Ich will euch nicht stören, aber ich für meine Person möcht' lieber zu Haus bleiben.

FRIEDRICH. Nein, das hat keinen Sinn. Komm nur mit, Genia, es wird dir auch ganz gut tun.

GENIA. Ich müßt' mich umkleiden ...

FRIEDRICH. So kleid' dich halt um, wir warten indes da im Garten.

GENIA. Liegt dir so viel daran?

FRIEDRICH zu Mauer. Was sagst du?! Nervös. Also bleiben wir alle schön zu Haus ... Schluß.

GENIA. Ich komm' gleich ... Ich setz' nur meinen Hut auf. Ab.

Mauer, Friedrich.

FRIEDRICH nach einer Pause. Ja, lieber Mauer, ja, ja ...

MAUER. Ich begreif' dich eigentlich nicht .... Das muß doch einer Hausfrau unangenehm sein.

FRIEDRICH. Na, im Kurpark kriegst du auch ganz gut zu essen. Pause. Übrigens – daß du heute hineinfahrst, ist vielleicht doch ganz gut. – Die Chancen für Geistererscheinungen in diesem Haus haben sich nämlich beträchtlich gesteigert.

MAUER. Was?

FRIEDRICH. Du verdienst eigentlich mein Vertrauen nicht, weil du alles mögliche ausplauschst, sogar was ich dir nicht einmal erzählt hab' ...

MAUER. Was heißt das?

FRIEDRICH. Na, daß die Geschichte mit der Adele Natter aus ist, woher weiß die Genia das?

MAUER. Du solltest froh sein, daß man einmal auch etwas Vernünftiges von dir erzählen kann.

FRIEDRICH. Na, ob gerade das so besonders vernünftig war ... Ach Gott, Mauer, das Leben ist schon eine komplizierte Einrichtung! ... Aber interessant ... sehr interessant!

MAUER. Was hast du denn früher gemeint mit den gesteigerten Chancen für Geistererscheinungen?

FRIEDRICH. Ja so. – Na, was glaubst du, warum sich der Korsakow umgebracht hat? – Na, rat einmal!! – Aus unglücklicher Liebe – zu meiner Frau. Was, da schaust du?! Aus unglücklicher Liebe! ... Das gibt's! ... Einen Brief hat er ihr hinterlassen. Den hat sie mir zum Lesen gegeben ... Einen sehr merkwürdigen Brief ... gar nicht schlecht geschrieben ... für einen Russen!

GENIA kommt mit Hut, Man hört jetzt die Musik wieder deutlicher. Da bin ich. Also, lieber Doktor, jetzt will ich's Ihnen sagen: Nur Ihretwegen lass' ich unser gutes Nachtmahl im Stich. Die Erna ist nämlich im Kurpark ...

FRIEDRICH. Ah? Die Erna! Zu Mauer. Ja, das wär' was. Na, Mauerl, nimm dich zusammen. Die gönn' ich nicht jedem. Obwohl sie mich, wie es scheint, für einen herzlosen Schuften hält, und mir nicht einmal zutraut, daß der Tod eines Freundes ...

Sie verlassen alle den Garten und treten auf die Straße.

Vorhang.

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