Kitabı oku: «Francisco Pizarro», sayfa 7
XV
Kuzko, die Hauptstadt des Reiches, lag etwa 1200 km weiter südöstlich. Pizarro hätte am liebsten den Vormarsch unverzüglich fortgesetzt, so schwierig es gewesen wäre. Gleichwohl zögerte er und zwar aus wohlerwogenen Gründen. Er konnte sich mit seinen geringen Truppen und Kriegsmitteln nicht noch mehr vom Landungsort entfernen. Rückwärtige Verbindung hatte er sowieso nicht. Dazu kam das Erfordernis, den gefangenen Inka in sicherm Gewahrsam zu halten, denn an dessen Person knüpfte sich das weitere Schicksal der Spanier. Und schließlich war die Stimmung unter den Soldaten alles andre als kriegslustig und zuversichtlich. Die Bestien wollten Beute machen. Ein andres Ideal kannte die Horde nicht.
So sandte Pizarro einen Eilboten nach San Miguel mit dem Auftrage, den dortigen Spaniern seinen großen Erfolg zu verkünden und vor allem genaue Meldung zu holen, ob und welche Verstärkungen aus Panama eingetroffen wären.
Bis zum Eintreffen dieser Nachrichten war er keineswegs untätig. Ein Heer, und mag es noch so klein sein, muß bekanntlich stets Beschäftigung haben. Pizarro ließ die Mauern der Stadt nach abendländischer Art in Stand setzen. Jede Spur an die Ereignisse des 16. Novembers wurde getilgt. Sodann ward eines der Steinhäuser zur christlichen Kirche hergerichtet und dem Heiligen Franziskus geweiht. Die Dominikaner hielten darin tagtäglich die Messe ab.
Atahuallpa beobachtete alles, was die Fremdlinge taten. Sehr bald erkannte er, daß der Sinn der Eroberer nur den einen Drang hatte: nach Gold. Alles andre, ihre militärische Zucht, ihr regelmäßiger Gottesdienst, ihr organisierendes Beamtentum, diente jenem Einen. Ohne die Gier und Hoffnung auf Gold wären sie auseinandergestoben. Sie mochten ihm fortan vorreden, was sie wollten, der kluge Fürst glaubte nicht an ihre angeblichen Ideale von der Verbreitung ihres Glaubens und ihrer Zivilisation. Und in der Tat, das Christentum des 16. Jahrhunderts hatte nichts mehr gemein mit dem der Frühzeit, und die Zivilisation dieser Spanier war blutige Barbarei.
Diesen Goldhunger beschloß Atahuallpa auszunutzen, um sich die Freiheit zu verschaffen. Die Sache schien ihm zu drängen, denn sein besiegter Rival, König Huaskar, der in Andamarka, nicht allzufern von Kaxamalka, gefangen saß, durfte gar nicht erst erfahren, daß der Sieger Atahuallpa inzwischen selber ein Besiegter geworden war; andernfalls mußte ihm die Herrschaft über das ganze Reich geradezu von selber wieder zufallen.
Ohne seine innere Unruhe zu verraten, erklärte Atahuallpa, wenn Pizarro ihn freilasse, verpflichte er sich, den Fußboden des Zimmers, in dem sie beide gerade weilten, mit Gold zu bedecken. Der Generalkapitän erwiderte nichts. Die anwesenden Offiziere lächelten ungläubig. Dies reizte den Inka, dem Gold so viel galt wie einem Abendländer Messing.
»Nicht nur den Boden,« rief er, temperamentvoll wie er war, »das ganze Gemach, so hoch Ihr mit der Hand reichen könnt!«
Dabei streckte er seine Hand so hoch er konnte.
Die Spanier machten große Augen. Pizarro war nachdenklich geworden. So manches fuhr ihm durch den Sinn: das Gerücht vom fabelhaften Goldreichtum des Landes, das ihn vor nunmehr acht Jahren auf den Gedanken gebracht hatte, Perú zu erobern. Und hatte ihm Atahuallpa nicht selber von seiner Hauptstadt, seinen Schlössern, den Tempeln seines Landes und seinen Schätzen auf das Lebhafteste erzählt? Hatte er nicht gesagt, daß die Dächer mit Goldziegeln gedeckt und die Mauern mit Goldplätten bedeckt seien?
Im Moment rief ihm der Dämon, der ihn durch so viele Gefahren hierher geführt, heimlich zu: »Nimm all das verheißene Gold Und überlaß den Mann und sein Reich dem Schicksale!«
Gewiß waren ihm alle seine Spanier, von den Hauptleuten abwärts bis zu den Schreibern und Pfaffen, nur gefolgt des Goldes wegen. Es bot sich ihnen in märchenhafter Fülle! Und er? Er, der er vor der Mit- und Nachwelt ein zweiter Alexander, ein zweiter Julius Cäsar, zum mindesten ein zweiter Ferdinand Cortes sein wollte?
»Ich werde das Gold nehmen!« entschloß er sich. »Und das Reich Perú dazu.«
Blitzschnell sah er im Geist den Verlauf seines Planes. Das Gold sollte die Soldateska nur noch golddurstiger machen! Hundertmalmehr sollte ihm der gefangene Inka auftürmen, ohne selbst dann die heißersehnte Freiheit zu bekommen! Was brauchte ein abendländischer christlicher Ritter einem eingesperrten morgenländischen Heiden das Wort zu halten?
Das Pakt ward geschlossen.
Einer der Offiziere zog einen roten Strich in Reichhöhe an der Wand hin, und der Kaiserliche Notar setzte die Bedingungen des Vertrages umständlich und feierlich auf: den berüchtigten Fetzen Papier, der die Geschichte der Europäer zur endlosen Groteske macht!
Nach den Angaben von Pizarros Geheimschreiber Xeres hatte das Zimmer eine Länge von 22 Fuß und eine Breite von 17 Fuß; die vereinbarte Höhe betrug 9 Fuß. Dieser Raum sollte mit goldnen Bechern, Krügen, Töpfen, Schüsseln, Platten usw. binnen acht Wochen angefüllt werden, ebenso ein anstoßendes kleineres Zimmer dreimal mit Silbergerät.
Sofort sandte Atahuällpa Boten nach Kuzko und in die größeren Städte seines Landes mit dem Befehl, man solle alles goldne Gerät und Zierat aus den Königlichen Palästen, aus den Tempeln und Staatsgebäuden schleunigst fortnehmen, sammeln und nach Kaxamalka bringen.
Der Inka verblieb in Pizarros Quartier. Wenngleich er scharf bewacht wurde, erfreute er sich doch ziemlicher Freiheit, und vor allem wurde er von jedermann seinem Range gemäß behandelt. Er trüg keine Fesseln, verfügte über mehrere Gemächer, hatte die Favoritin seines Harems bei sich und lebte völlig ungestört. Es bildete sich sogar ein kleiner Hofstaat um ihn. Er empfing Edelleute und Untertanen unter strenger Wahrung der peruanischen Etikette. Auch der Vornehmste zog vor der Audienz seine Schuhe aus und trug als Zeichen seiner Ehrfurcht eine symbolische kleine Last auf dem Rücken.
Pater Valverde versuchte es mit Bekehrungsversuchen. Der Inka hörte ihm gelassen und aufmerksam zu. Eines soll ihn bewegt haben. Als der Dominikaner ihm vorhielt, der Gott der Peruaner habe ihn in Not und Gefahr verlassen; folglich könne er nicht der höchste Gott in der Welt sein, da gab er dies voll Ernst und Würde zu. Mehr aber erreichte der Priester nicht.
Insgeheim beschäftigten ihn ganz andere Dinge.
Der gefangene Huaskar hatte von der Gefangennahme Atahuallpas und seinem Vertrage mit den Spaniern erfahren. Um seine Freiheit wiederzuerlangen, bot er dem Statthalter ein weit größeres Lösegeld als sein Bruder an, wozu er sagen ließ, Atahuallpa kenne die Stadt Kuzko und ihre Schätze gar nicht. Er habe nur flüchtig in der Hauptstadt verweilt und wisse die Reichtümer des Landes nicht zu finden.
Atahuallpa erfuhr Huaskas Angebot. Noch mehr beunruhigte ihn Pizarros Mitteilung, er wolle Huaskar nach Kaxamalka bringen lassen, um unparteiisch zu untersuchen, wer von beiden Brüdern wirklich Anspruch auf den Thron von Perú habe.
In Wahrheit sah sich Pizarro als Herrn des Landes an, und es war ihm völlig gleichgültig, ob Atahuallpa oder Huaskar legitimer König war. Den großen Wert aber dieser Frage für die Spanier hatte er längst erkannt. Nur war ihm noch nicht klar, in wessen Wagschale er seinen Degen werfen sollte. War es vorteilhafter für seine eigenen Pläne, diesen oder jenen als rechtmäßigen Herrscher zu erklären, d. h. zu einem Werkzeug zu machen, durch das er selber schrankenlos im ganzen Lande schalten und walten konnte. Es galt zunächst festzustellen, welcher von beiden Nebenbuhlern den Herzen der Peruaner näherstand.
Atahuallpa durchschaute den fremden Bedrücker, und er wußte auch, daß sich das breite Volk, vor eine Wahl gestellt, für den friedliebenden milden Huaskar erklären werde, ebenso die Mehrheit des übriggebliebenen alten Inka-Adels. Zu ihm hielten die neuerungssüchtigen Geister. Und vor allem die Armee. Es gab nur einen Weg, der ihn retten konnte, den politischen Mord. Huaskar mußte verschwinden. Dann war es Atahuallpa, den Pizarro am Leben und Ansehen erhalten mußte, um nicht selber unterzugehen.
Er erteilte einem seiner Getreuen den geheimen Auftrag, Huaskar zu ermorden. Es geschah unverzüglich. Der unglückliche Fürst ward im Flusse Andamarka ertränkt.
Man sagte dem Toten viel Gutes und Schönes nach, aber man darf nicht vergessen, daß sowohl den spanischen wie peruanischen Geschichtsschreibern daran lag, ihn zum Nachteile Atahuallpas als rechten und gerechten Herrscher zu feiern. Huaskar war wohl ein Weichling sein Leben lang, Atahuallpa hingegen ein leidenschaftlicher Mann, der um seine Freiheit, seine Macht, sein Leben rang. Die Nachwelt muß ihn höher schätzen als den Schwächling, den er besiegt und sodann geschont hatte, solange er ihm unschädlich dünkte.
Langsam aber stetig gingen inzwischen die anbefohlenen Gold- und Silbersendungen ein. Die Verwunderung der habgierigen Abendländer wuchs mit jedem Tage. Zugleich mehrte sich ihre geheime Angst. Die Häufung so unglaublicher Schätze war vielleicht nur List und Tücke. Wer bürgte, daß ein allgemeiner Aufstand der Peruaner im Gang war, um am Tage der Erfüllung des hohen Lösegeldes all dies Gold und Silber mit dem Blute der Spanier zu färben? Das unheimliche Gerücht einer Volkserhebung wollte nicht verstummen. Ja, man bezeichnete klipp und klar die 70 km weiter südlich gelegene kleine Stadt Huamachuko als Sammelort der Aufständischen.
Pizarro hielt dem gefangenen Fürsten das Gerücht vor und forderte Aufklärung. Atahuallpa wies die Anklage, er zettele insgeheim eine Verschwörung im Lande an, erregt zurück, indem er beteuerte:
»Kein einziger meiner Untertanen würde es wagen, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis mit Waffen in meinem Wohnorte zu erscheinen. Und ich, dessen Leben in Eurer Hand ist, ich sollte den unsinnigen Befehl zu einem Versuche geben, der mein sicherer Tod wäre? Ihr habt in meiner Person die volle Sicherheit für meine unbedingte Friedfertigkeit Euch gegenüber.«
Pizarro beschwerte sich weiterhin über die Saumseligkeit beim Aufbringen des ausbedungenen Lösegeldes.
Atahuallpa lächelte.
»Kennt Ihr die großen Entfernungen so wenig?« erwiderte er. »Einen Eilboten kann man in fünf Tagen von Kaxamalka nach Kuzko schicken. Ein stark belasteter Träger aber braucht zu derselben Strecke mehrere Wochen. Sendet von Euren Leuten wen Ihr wollt nach meiner Hauptstadt! Ich will Euren Boten einen Geleitsbrief mitgeben. Sie können sich überall überzeugen, daß alles Nötige im Gang ist, um das geforderte Gold zusammenzubringen, und nirgends werden sie feindselige Umtriebe bemerken.«
Der Statthalter beschied sich.
Insgeheim bekam der Hauptmann Hernando Pizarro den Auftrag, mit einer Abteilung von zwanzig Reitern und einigen Büchsenschützen in der Richtung auf Huamachuko den Zustand von Land und Leuten zu erkunden, vor allem aber den berühmten Tempel zu Pachakamak mit seinen fabelhaften Goldschätzen zu inspizieren. Er brach am Dreikönigstage 1533 auf.
Vierzehn Tage zuvor (am 20. Dezember 1532) trafen etliche indianische Boten in Kaxamalka ein mit einem Briefe aus San Miguel, worin vermeldet ward, daß der Hauptmann Diego de Almagro auf drei Karavellen mit 120 Mann und 84 Pferden aus Panama im Hafen von San Miguel eingetroffen war. Zugleich wären 30 Mann auf einer kleineren Karavelle aus Nikaragua angekommen. Almagros Schiffe hatte der Großlotse Bartolomäo Ruiz geführt. Die Fahrt beider Geschwader, die sich unterwegs trafen, war nicht ohne Mühe und Not vor sich gegangen. Man wußte nicht, wo Pizarro gelandet war. Schon wollte man in Puerto Viejo umkehren, da brachte die Karavelle, die Almagro auf Tumbez vorausgesandt hatte, Nachricht von Pizarros Ansiedelung zu San Miguel.
Hier angekommen, erfuhr Almagro von dem ungeheuren Lösegelde, das der Inka verheißen habe und das bald zusammengetragen sei. Die Goldgier des Landsknechtsführers und seiner Abenteurerschar stieg zur Glut. Am liebsten wäre man unverweilt aufgebrochen. Etliche Ansiedler warnten davor. Dem heimtückischen und herrschsüchtigen Pizarro solle man sich nicht ohne weiteres anvertrauen.
Almagro gab diesen Stimmen recht und wartete. Erst als Pizarros Antwort auf seine Meldung kam, entschloß er sich zum Marsche nach Kaxamalka. Pizarro schrieb ihm, er freute sich, daß sein längsterwarteter lieber Genosse gelandet sei; er erwarte ihn in seinem Hauptquartier und lasse sogleich das nötige Gold einschmelzen, um die Schiffsmieten zu bezahlen, damit die Karavellen so bald als möglich zurück nach Panamá segeln könnten.
Pizarros Freude war echt. Gold hatte er in Hülle und Fülle, und gern gab er davon, was er zu geben hatte. 150 Mann Verstärkung waren ihm wichtiger als sonst etwas.
Almagros Geheimschreiber namens Perez hatte dem Schreiben Almagros an Pizarro ein Brieflein an Pizarros Geheimschreiber Xerez beigelegt. Intrigant, der er wie fast alle jene Abenteurer war, ließ er Pizarro vor Almagro warnen. Dieser sei durchaus nicht gekommen, um die zweite Rolle zu spielen. Pizarro kannte Almagros Eifersucht zur Genüge. Auch wußte er sehr wohl, daß persönliche Zwietracht unter den Truppenführern einer Kolonie immer nur gemeinsamen Schaden zur Folge hat. So übersandte er dem mißtrauischen Genossen den Brief des Verräters zum Beweise seiner eigenen Treue. Almagro war beruhigt, verfehlte aber nicht, seinen Sekretär auf der Stelle an den Galgen zu befördern.
XVI
Hernando Pizarros Zug verlief in folgender Weise. Aufgebrochen am Nachmittage des 6. Januars, eines Montags, erreicht der Trupp (20 Reiter und etliche Schützen mit Hakenbüchsen) am Abend einen kleinen Ort, fünf Leguas entfernt. Am folgenden Tage kam man über Jchoka bis Kuankasanga und am Vormittag des 8. Januar nach Huamachuko. Die kleine Stadt liegt, heute wie damals, in ihrem fruchtbaren Talkessel.
Der Hauptmann und seine Leute wurden bestens aufgenommen. Nirgends sahen sie auch nur die Spur einer vorbereiteten Volkserhebung. Man traf hier auf einen Halbbruder Atahuallpas, der von Süden her unterwegs war, um die Goldzufuhr zu beschleunigen. Offenbar hatte der gefangene Fürst tatsächlich alles getan, was er nur konnte, um die ersehnte Freiheit endlich wiederzuerringen. Von diesem Fürsten erfuhr Hernando, daß zwanzig Tagreisen hinter ihm der General Tschalkutschima mit einem ganzen Zuge von Goldträgern komme. Hernando vernahm einige angesehene Eingeborene, die er beiseite nahm, das heißt regelrecht foltern ließ, um festzustellen, was man über diesen Offizier wisse. Er erfuhr, was man den verängstigten
Schelmen eintrichterte: Tschalkutschima stehe sieben Tagreisen weit an der Spitze von 20.000 Mann. Er rücke heran, um die weißen Männer in Kaxamalka umzubringen und den Inka zu befreien. Einer gestand sogar, er habe kürzlich mit Tschalkutschima getafelt und gezecht.
Das war alles Fabelei. Hernando tat aber, als glaube er den Unsinn, und erklärte seinen Leuten, es sei seine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen. Man müsse dem peruanischen General unverzüglich entgegenmarschieren.
Am 10. Januar begann der Weitermarsch. Am 11. kam man nach Andamarka. Abermals vernahm Hernando, man erwarte die Ankunft eines hohen Offiziers namens Tschalkutschima, der einen großen Goldzug führe. Zurzeit befände er sich in der Stadt Xauxa (Jauja). Nunmehr offenbarte Hernando seinen Leuten sein bis dahin verschleiertes Vorhaben: die große Moschee von Pachakamak aufzusuchen.
Dieses peruanische Heiligtum lag an der Meeresküste unweit der heutigen Hauptstadt Lima. Der Ort war von alters her gottgeweiht, ursprünglich dem Fischgotte, das heißt dem Teufel. Nach dem Einbruch der Inkas wurde oberhalb des alten am Gestade stehenden Tempel, auf drei breiten Terrassen, hoch über der Stadt, dem Sonnengott ein großartiges neues Heiligtum errichtet. Aus politischer Klugheit ließ man das alte hölzerne Gottesbild ruhig an seinem Ort. Mit der Zeit sollte es von selbst der Vernach- lässigkeit anheim fallen. Sogar das alte Orakel, in der Inkasprache »Rimak« (daß heißt: Der Sprecher) genannt, blieb unbeseitigt.
Pachakamak heißt »Weltschöpfer«; das war ein Beiname des Sonnengottes. Vermutlich haben die Inkas die nahe Stadt, deren älterer Name uns nicht bekannt ist, so umgetauft. Der Ort lag von Anda- marka über 500 km entfernt.
Am 14. Januar brach man auf. Etliche Eingeborene dienten als Führer. Am Abend blieb man nach Überschreiten von zwei Bächen in Totopamba. Überall empfingen die Indianer die Fremden gastlich und stellten ihnen Träger. Am 15. übernachtete man in Koronga. Auf der Mitte des Weges dahin kam der Zug durch einen schneegefüllten Engpass. Damit war die Cordillera blanca auf dem 4000 m hohen Paß von Condorhuasi (Kondorhaus) überschritten.
Am 15. Januar blieb man in Pinga, einem kleinen Orte, den seine Bewohner aus Furcht vor den Ankömmlingen verlassen hatten. Diese Tagreise war mühevoll. Stellenweise mußte man auf steilen Stufen, die in das Gestein geschlagen waren, abwärts steigen. Für die Pferde war das nicht ohne Gefahr. Am 16. erreichte man einen größeren Ort im Tale, nachdem man den reißenden Bergstrom auf einer Netzbrücke überquert hatte. An diesem Orte rastete Hernando zwei Tage, wiederum bestens bewirtet.
Am 19. Januar kam man in eine Ortschaft, bei der abermals eine Hängebrücke über das Gewässer führte, und marschierte dann noch zwei Leguas weiter, nachdem neue Träger gestellt worden waren. Man sah zahlreiche Dörfer und Mais-Plantagen. Am 21. erreichte man den Rio Santa.
Am 26. Januar war Rasttag. Am 27. blieb man in Pachikoto. Hier verließen die Spanier die große Staatsstraße, die nach Kuzko führte und die man die letzten fünf Tage benutzt hatte. Am 28. ward ein Ort namens Markara erreicht, inmitten von wasserreichen Weiden voller Herden. Man befand sich bereits im heißen Küstenlande. Mais und Obst gab es hier im Überfluß.
Längs eines Flußes ging es am 3. Februar weiter durch die überall angebaute Ebene. Am 4. kam man nach Parpunga, einem Orte an der Meeresküste. Es gab hier eine starke Burg, an deren Haupttor zwei Tiger (Steinbilder) wachten. Die Bewohner waren geflohen, stellten sich aber schließlich wieder ein. Hier rastete man zwei Tage.
Damit war die von niedrigen Mauern eingefaßte Küstenstraße erreicht, die Hernando Pizarro des weiteren benutzte. Mehrere Male waren Flüsse zu überschreiten. Brücken gab es nicht, weil diese Gewässer breit, aber nicht tief waren. Die Eingeborenen leisteten dabei überall bereitwillig Hilfe, stellten Träger und lieferten Lebensmittel.
Am 8. Februar gelangte man an den Guamamayo, der angeschwollen und reißend war. Der Übergang machte viel Mühe. Nach weiteren vier Tagesmärschen, am 14. Februar 1533, zog Hernando gegen Abend in Pachakamak ein.
In seinem Bericht an den Königlichen Gerichtshof zu San Domingo (vom November 1533) sagt Hernando Pizarro: »Wir brauchten 22 Marschtage. Die Straßen über die Berge und Pässe sind bestaunenswert. Obwohl das Gelände ungemein zerschnitten und ungleich ist, sind die Straßen fast sämtlich gepflastert. In der ganzen christlichen Welt gibt es keine Wege von der Schönheit der peruanischen großen Staatsstraße«.
Der Kuraka der Stadt empfing die Spanier an der Spitze der oberen Beamten. Der Hauptmann und seine Mannschaft nahmen Quartier in einigen großen Gebäuden am Ende des Ortes. Alsbald verkündete Hernando, daß er im Auftrage des Kaiserlichen Statthalters gekommen sei, das Gold aus dem Tempel abzuholen. Man möchte es unverzüglich zusammentragen und ihm übergeben. Der Häuptling beriet sich mit den Priestern und Beamten und erklärte darauf seine Bereitwilligkeit. Insgeheim hatte man andre Absichten. Zunächst wollte man Zeit gewinnen.
Hernando sah sich die Zauderei nicht lange an, sondern verlangte in den Tempel geführt zu werden. Man geleitete ihn in das alte Heiligtum des Fischgottes. In einem düsteren Saale, in dem die Luft dumpf und schwer war, stand der Holzgötze, ihm zu Füßen goldne Gaben. Obgleich die herrschenden Inkas den Dämon nicht anerkannten, erfreute er sich im abergläubischen niedern Volke noch immer großer Beliebtheit. Insbesondere schätzte man das Orakel.
Es ging die fromme Sage, der Gott sei allgewaltig, sein Zorn schrecklich, und nur der Priester dürfe ihm nahen. Als Hernando Pizarro trotzdem den gefürch- teten Raum betrat und das Götterbild vor aller Augen zerschlagen und verbrennen ließ, da glaubte jedermann, er sei mächtiger als der Teufel.
Die Mauern um das Heiligtum und auch das Gebäude waren damals bereits dem Verfall überlassen, offenbar weil die Inka-Regierung keine Mittel zur Erhaltung bewilligte. Von Staatswegen da war eben nur der Sonnentempel oben auf der Höhe. Diesen wagte der wohlunterrichtete Hernando nicht anzutasten. Er begnügte sich, das Heraustragen der Geräte und der Wandplatten aus Gold und Silber zu erzwingen. Es waren 90000 Pesos Gold.
Nun galt es, Tschalkutschima aufzufinden. Man sagte dem spanischen Kondottiere, der Gesuchte stehe mit viel Gold und viel Kriegsvolk nur vier Tagreisen fern. Hernando sandte einen Boten zu ihm mit der Aufforderung, zu ihm zu stoßen, da ihm der ganze Weg zu beschwerlich sei. Er möge einen Ort an der großen Heeresstraße bestimmen, an dem der Zuerstangekommene den Andern erwarten solle.
Tschalkutschima antwortete, er sei damit einverstanden, und nannte einen passenden Ort zur Begegnung namens Pombo.
Daraufhin brach Hernando am 3. März auf und erreichte am Abend den am Meere gelegenen Ort Guarva. Am 4. verließ er die Küste und marschierte einen Fluß entlang, dessen Ufer dichtbewaldet waren. Nachts blieb er in Guaranga. Am 5. kam man bis Aillon; am 6. bis Chincha, nachdem ein steiler Gebirgspaß überwunden war. Die Pferde versanken bis an den Gurt im Schnee. In Chincha, wo viele Herden grasten, blieb man zwei Tage.
Samstag den 8. März erreichte man Kaxatambo, einen größeren Ort in einem tiefen Tale, wiederum reich an Herden. Der Dorfschulze leistete den Spaniern allerlei Dienste. Man war noch drei Tagreisen vom verabredeten Ort entfernt. Hernando erfuhr, daß Tschalkutschima nach wie vor in Xauxa weilte, entschloß sich aber doch, zunächst besagten Treffpunkt zu erreichen.
Am 10. übernachtete man in Oyu, mitten in den Bergen; am 11. am Chinchay Cocha (4000 m hoch), einer 40 km langen und 15 km breiten Lagune. Am Mittwoch den 10. März traf man in Pombo ein. Mehrere peruanische Offiziere und Edelleute nebst einigem Kriegsvolk warteten hier. Hernando Pizarro ward ehrerbietig empfangen. Tschalkutschima war tatsächlich noch in Xauxa, hatte aber 150 Lasten Gold mitgeschickt.
Der spanische Hauptmann sprach seine Verwunderung über das Fernbleiben des Generals aus. Man erwiderte ihm, Tschalkutschima erwarte erst noch große Mengen Gold aus Kuzko. Offenbar aber hatte er die Absicht, sich der Macht Pizarros zu entziehen. Dies bestimmte Hernando, ihn in Xauxa aufzusuchen.
Freitags den 14. brach er auf und erreichte am 16. die Stadt Xauxa. Der General war abwesend. Erst am 17. stellte er sich ein. Aufgefordert vom spanischen Befehlshaber, ihm nach Kaxamalka zu folgen, brachte er allerhand Ausflüchte vor. Schließlich aber erklärte er sich dazu bereit.
Tag und Nacht blieben die Spanier in Gefechtsbereitschaft. Tag um Tag kamen Transporte von 30 bis 40 Lasten Gold und Silber an. Tschalkutschima, einer der tüchtigsten und tapfersten Feldherren Ata- huallpas, erfreute sich hohen Ansehens bei der Bevölkerung. Die alten Berichte fabeln, er habe zahlreiche Truppen bei sich gehabt. Wahrscheinlich aber war es nur eine geringe Bedeckung.
Am 21. März trat Hernando Pizarro den Rückmarsch an, begleitet von Tschalkutschima. Am 3. April übernachtete man in Huari, einem schwer zugänglichen and gut befestigtem Orte. Der General erzählte, hier habe während des Bruderkrieges ein mehrtägiges Gefecht stattgefunden, in dem Huaskars Heer geschlagen worden sei.
Erst am 25. Mai 1553 (am Pfingstsonntag) zog Hernando Pizarro mit aller seiner reichen Beute wieder in Kaxamalka ein.