Kitabı oku: «Meister der Pyramiden», sayfa 2

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Kapitel 3

- Washington D.C., USA-

Ein Mann rannte aufgeregt durch ein Großraumbüro auf eine Tür zu, auf der stand:

Administrator of National Aeronautics and Space Administration (NASA)

FRANK COHEN

Er klopfte an der Tür und stürmte gleich rein. „Mr. Cohen, Houston meldet etwas, das Sie sich unbedingt ansehen sollten.“

Mr. Cohen musterte den Eindringling. Cohen war kein Mann der leicht aus der Ruhe zu bringen war, was jeder in seiner Gegenwart spürte und dadurch automatisch auch ruhiger wurde.

„Robert wie oft habe ich Ihnen gesagt, dass Sie mich Frank nennen sollen“, sagte Cohen in einem ruhigen Tonfall.

Der Eindringling neigte seinen Kopf etwas zur Seite und sagte fast schon verschwörerisch: „Frank, kommen Sie mit, es geht um die Nationale Sicherheit.“

„Nationale Sicherheit “, ahmte Frank Cohen den Mann nach, „was haben Sie denn?“

„Kommen Sie doch einfach mit und sehen Sie selbst“, sagte der Mann ohne das Gesicht zu verziehen.

Frank Cohen atmete tief durch, stand langsam auf und griff nach seinem Sakko.-Was habe ich damit zu tun?- „Zeigen Sie mir was Sie haben.“

Der große dünne Mann vor ihm schoss sofort aus dem Büro, so dass der stabile und eher gemütliche Frank Cohen kaum mit ihm Schritt halten konnte. Die beiden gingen in einen leeren Konferenzraum und der dünne Typ holte aus einem Regal einen silbernen Koffer heraus. –Was will er denn damit?- dachte Cohen, der wusste, dass sich darin ein abhörsicheres Satellitentelefon befand.

„Setzen Sie sich Mr. Cohen“, stotterte der Dünne „oh verzeihen Sie, Frank. Es dauert eine Weile.“

„Es dauert eine Weile? Wieso haben Sie mich dann gerade so gedrängt?“

„Ich mache nur was mir aufgetragen wurde. Ich sollte Sie schnellstmöglich mit Houston verbinden“, antwortete der dünne Typ geduldig.

Frank Cohen setzte sich auf einen der Stühle und verschränkte wartend seine Arme vor der Brust.

„Und wozu das Satellitentelefon?“

„Es ist abhörsicher.“

„Abhörsicher?“ –Sie wissen dass ich das weiß.-

„Die Nationale Sicherheit“, erinnerte der dünne Mann den gemütlichen Frank Cohen.

„Natürlich, die Nationale Sicherheit.“ Frank Cohen war alles andere als aufgeregt. Nach einer Weile hörte er wie der Dünne mit jemandem „aus“ dem Koffer kommunizierte.

„Mr. Cohen“, er drehte den Koffer zu Frank Cohen, der dann ein Fernsehbild sehen konnte. Im Bild war sein alter Kollege zu sehen der etwas verstört schien.

„Jon! Du hättest mich auch auf mein Handy anrufen können wozu die Mühe mit dem Satellitentelefon“, auf Cohens Gesicht erschien ein breites Grinsen.

„Frank, schön dich zu sehen. Wir haben hier etwas. Du solltest vielleicht nach Houston kommen.“

„Was? Kein wie geht’s, kein wie läuft’s mit deiner Diät? Immer noch der alte Jon, nur Arbeit im Kopf! Was ist denn bei euch los?“

„Ich bin nicht sicher, ob ich dir das am Telefon sagen sollte…“

„Und wieso hast du mich dann holen lassen?“

„Ich wollte…“

„Pack schon aus, das Telefon soll doch abhörsicher sein!“

Der Mann auf der anderen Seite schaute kurz zur Seite wo offensichtlich noch eine weitere Person stand, die man nicht im Bild hatte. Die Person sagte etwas zu dem Mann im Satellitentelefon. Was genau konnte Frank jedoch nicht hören.

Dann sprach der Kollege langsam „Frank wir haben MÖGLICHERWEISE einen neuen Planeten entdeckt.“

Frank Cohen starrte entgeistert in den Bildschirm.

„Na und? Bei der Anzahl der Planeten im Universum. Wen wundert das. Mir wurde gesagt es ginge um die Nationale Sicherheit.“

Frank Cohen sah wie der glatzköpfige General auf seinem Bildschirm tief Luft holte: „Frank, wo soll ich bloß anfangen? Ist Mr. Patterson noch im Raum?“

„Natürlich!“

„Bitten Sie Ihn uns alleine zu lassen“, sagte die raue Stimme durch das Telefon.

Cohen schaute kurz zu seinem dünnen Begleiter. „Mr. Patterson.“

„Aber natürlich.“ Patterson nahm sein Telefon vom Tisch und verschwand aus dem Konferenzraum.

„Nun, wir sind allein“, sagte Frank Cohen als die Tür hinter dem dünnen Mann zufiel „ich dachte Patterson wüsste worum es geht?“

„Wir haben ihn bloß gebeten dich zu holen Frank, ich wollte nicht dass jemand weiß dass wir kommuniziert haben. Es ist…“ Der General brach mitten im Satz ab.

„Ok hier die Fakten“, fuhr er schließlich fort. „Heute Nacht haben wir von einem unserer Mars Orbiter ungewöhnliche Bilder erhalten. Um 23.03 Uhr Ortszeit empfingen wir Bilder von einem Planeten, der sich momentan direkt gegenüber der Erde, auf der anderen Seite der Sonne befindet. Unsere Astronomen erkannten sofort, dass es kein Planet unseres Sonnensystems ist, den wir kennen. Unseren Berechnungen zufolge hat der Planet den gleichen Abstand zur Sonne wie die Erde und auch die gleiche Geschwindigkeit. Und noch mehr: er ist auch etwa gleich groß wie die Erde. Unseren bisherigen Beobachtungen zu folge werden wir ihn vermutlich von der Erde aus nie zu Gesicht bekommen da er sich IMMER hinter der Sonne versteckt.“

„Aber vom Mars können wir ihn sehen“, hakte Cohen nach.

„Momentan steht der Mars in einer Position aus der wir den fremden Planeten sehen können, ja. Der Mars hat ja eine andere Umlaufbahn um die Sonne als die Erde.“

„Sie wollen mir sagen da ist ein Planet hinter der Sonne von dem wir nichts wissen. Ist das ein Scherz“, lachte Cohen los.

„Frank, es ist kein Scherz. Es ist das was uns unser Orbiter meldet.“

„Aber wie ist das möglich, es war doch nie ein anderer Planet zu sehen. Ich meine selbst wenn ein Planet der Erde direkt gegenüber liegen würde…“

„Ich weiß Frank“, unterbrach ihn der General, „dieser Planet gehört dort nicht hin.“

„Und was ist das für ein Planet?“, fragte Frank Cohen immer noch ungläubig.

„Wir wissen nichts Näheres, noch nicht. Unsere Leute tun alles, was möglich ist um der Sache auf den Grund zu gehen. Wir rechnen, wir analysieren, und wir haben den zweiten Mars Orbiter zu den Koordinaten des ersten geschickt um die übermittelten Bilder zu bestätigen.“

Frank Cohen lachte wieder los. „Ist denn heute der erste April! Jon Sie hatten mich fast!“

„Frank!“, sagte der Mann mit Nachdruck durch das Videotelefon, „es ist keinesfalls ein Scherz.“ Dann reichte ihm die Person neben ihm etwas. Der Mann im Telefon nahm es an und hob es in die Kamera. Es war ein Foto welches der Orbiter aufgenommen hatte, auf dem man tatsächlich einen Planeten erkennen konnte. Frank schaute ungläubig, doch allmählich dämmerte ihm, dass sein Kollege keinen Scherz mit ihm trieb.

„Wie lange ist dieser Planet schon da?“, fragte er mit einem ernsten Gesichtsausdruck.

„Wir können es nicht so genau sagen, nicht länger als ein paar Tage. Vielleicht erst seit einigen Stunden. Die Bilder die wir haben sind jedenfalls 20 Stunden alt.“

„Und wo kommt dieser Planet so urplötzlich her? Ist es ein Naturphänomen, ein Asteroid? Was ist es?“

„Wir wissen es nicht. Der Planet tauchte plötzlich auf, sonst hätten wir seinen Anflug bemerkt. Aber eins ist sicher, es ist kein Asteroid, es hat eine Umlaufbahn um unsere Sonne und, Frank, es gehört dort nicht hin.“

Kapitel 4

Wu Guan Tai sah die Hütte schon von weitem. Direkt am Fuße eines kleineren Berges stand sie da, vollkommen in die Landschaft eingebettet. Soweit er wusste war die Hütte aus gestampftem Lehm gebaut und mit Ziegeln überdacht. Um die Hütte herum gab es keinen Zaun und der Pfad, der zu ihr führte war kaum breiter als 30 Zentimeter. Der Meister überließ die Natur um die Hütte herum sich selbst, und entsprechend durchwachsen sah die Gegend hier eben aus. Im Inneren der Hütte würde aber Ordnung herrschen, das wusste Wu Guan Tai genau „Ordnung im Haus-Ordnung im Kopf“ pflegte der Meister zu sagen. Es ist nicht lange her als Guan Tai die Kunst des Feng Shui zu erlernen begann. Die Kunst mit seiner Umgebung im Einklang zu leben, das Qi der Himmelsrichtungen und der Sterne zu nutzen und durch sein Dasein die Harmonie der Natur nicht zu stören. Aber erst jetzt bemerkte er dass die Hütte eine freie Fläche vor dem Haus hatte; –Das ist der Phönix, er braucht einen freien Blick nach vorne um sich zu entfalten,- und hinter der Hütte ein Berg war. – Die Schildkröte bietet dem Haus Schutz, vor dem Haus herrscht Yang, hier fließt ein kleiner Fluss, es ist hell und es herrscht Bewegung, hinter dem Haus herrscht Yin, Ruhe und Schatten. Die Grundsätze des Feng Shui,- Guan Tai wiederholte im Kopf, was er einst gelernt hatte.

Der Meister hatte natürlich auch kein Schloss an seiner Tür. Er hatte schließlich so gut wie nichts, alles was er besaß war eine Matratze die mit irgendwelchen merkwürdigen Algen gefüllt war, einen kleinen Tisch, einen Stuhl, Kleidung und einige Bücher. Die Bücher waren jedoch sehr alt und vermutlich nicht nur wegen ihres Inhalts wertvoll. Es waren meist Bücher zu allen möglichen Philosophien. Unter Ihnen fand man daoistische Klassiker wie das Dao De Jing, Zhuang Zi, Liezi oder Daozhang. Aber es gab dort auch buddhistische, konfuzianistische, christliche und islamische Heilige Schriften. Dazu viele Schriften über Medizin, Kampfkunst und Geschichte. In der kleinen Küche hatte er etwas Geschirr und unheimlich viele Kräuter, die er selbst gesammelt hatte. Unter dem Boden der Küche befand sich auch noch ein Erdloch, das hin und wieder als Kühlschrank genutzt wurde. Der Meister machte sich keine Sorgen um Diebe: man sollte nicht an Dingen haften, wenn was wegkommt hat es eben ein anderer, ich hoffe es nützt ihm dann genau so viel wie zuvor mir!“, antwortete der Meister einst auf Guan Tais Frage ob er denn keine Angst habe, dass jemand seine Hütte ausrauben könnte.

Guan Tai näherte sich rasch der Hütte. Es gab immer noch etwas Sonnenlicht, welches die malerische Landschaft der Wudang Berge magisch erscheinen ließ.

„Onkel, ich bin wieder da!“, rief er in Richtung der Hütte.

„Onkel, bist du zu Hause?“, Guan Tai nannte seinen Meister immer Onkel, das war eine der Bedingungen, damit er von ihm als Schüler akzeptiert wurde. Es war zwar etwas ungewohnt so einer Respektperson nicht die in Asien übliche Ehrfurcht vor dem Meister auch sprachlich entgegenzubringen, also ihn auch Meister zu nennen, aber er wollte es nicht. Sein Meister war eben anders. Er war eigenartig und wie Guan Tai mittlerweile überzeugt war, war er auch einzigartig.

„Onkel!“, Guan Tai war nur noch zwei Schritte von der Tür entfernt als diese plötzlich aufging.

Guan Tai hatte ein breites Grinsen auf seinem Gesicht, doch in der Tür sah er jemanden, den er nicht erwartet hatte. Er stoppte überrascht vor der Tür.

„Wo...wo ist der Onkel?“, stotterte Guan Tai.

Vor ihm stand eine der hübschesten Frauen, die er je zu Gesicht bekommen hatte. Sie hatte lange schwarze Haare, große braune Augen und volle Lippen. An ihrer Kleidung und ihrem geschminkten Gesicht, erkannte er sofort, dass sie keine von den daoistischen Nonnen sein konnte, die den Meister manchmal besuchen, um ihn in allen möglichen Angelegenheiten um einen Rat zu bitten. Sie war sehr modern angezogen. Eine kurze dunkle Jeansjacke, ein weißes Kleid darunter und dazu völlig unpassende Turnschuhe die sie jedoch offensichtlich nur wegen der Wanderung in die Berge trug.

„Du bist bestimmt Guan Tai, ich heiße Mey!“, sagte die junge Frau freundlich.

„Hallo!“, erwiderte Guan Tai und hob etwas seine Hand zum Gruß um zu winken.

„Der Meister hat mich gebeten hier auf dich zu warten “, sie machte eine einladende Bewegung, „komm doch rein.“

Guan Tai folgte ihr in die Hütte, darin hatte sich wieder mal nichts verändert. Schon seit Jahren nicht. Nur roch es jetzt nach Parfum.

„Du hast bestimmt Hunger von der langen Reise.“ Sie griff in eine große weiße Handtasche „Ich habe dir etwas gebratenen Reis aus der Stadt mitgebracht“

Sie reichte ihm die Dose mit dem Reis.

„Leider ist er schon kalt geworden.“

„Das macht nichts.“

Guan Tai bedankte sich und stellte die Dose auf den Tisch.

„Wo ist denn der Onkel hin?“

„Er ist in die Berge um…“, die junge Frau zögerte etwas, „ich glaube er hat was von Talismanen gesagt“, sagte sie vorsichtig, als ob sie raten würde. „Er will morgen wiederkommen.“

„Talismane? Wozu?“, rutschte es Guan Tai heraus.

Mey zuckte bloß mit den Schultern.

„Ich würde ja noch gern bleiben aber ich muss langsam los bevor es dunkel wird“, sagte sie und schaute auf ihre goldfarbene Armbanduhr. „Ich warte hier schon ziemlich lange, der Meister hat mir nicht gesagt, wann genau du kommst.“

„Entschuldige.“

„Naja, das macht nichts. Du kannst ja nichts dafür.“ Sie packte ihre weiße Tasche und stand schon bald in der Tür: „Ich hoffe wir sehen uns bald wieder.“

Guan Tai wusste nicht wie gut Mey sich in diesen Bergen auskannte. Es wurde immer dunkler und er wurde so erzogen, dass er eine Frau nicht nachts alleine durch den Wald gehen lassen konnte. Außerdem hatte er sowieso nichts mehr zu tun solange der Meister nicht da war, also schlug er ihr vor, sie zu begleiten.

„Aber wenn du dann zurück läufst wird es schon sicher ganz dunkel sein“, entgegnete Mey.

„Ich kenne diese Gegend ganz gut“, gab Guan Tai zurück. Mey lächelte.

Die beiden machten sich auf den Weg. Schüchtern und schweigend liefen sie den schmalen Pfad entlang, den Guan Tai gerade erst gekommen war, durch das satte Grün der Wudang Berge. Doch obwohl sie sich zum ersten Mal getroffen hatten, fühlten sie sich nicht fremd, was Guan Tai nicht ganz verstehen konnte.

Kapitel 5

-Washington D.C., USA-

Noch während des Gesprächs mit dem NASA General wurde Frank Cohen klar, dass er nicht nach Houston gehen würde, da er von Washington aus mehr erfahren könnte. Nur um ein Satellitenbild zu sehen würde sich die lange Reise nicht lohnen und nur kostbare Zeit verbrauchen. Alle relevanten Informationen aus Houston würde er auch hier erhalten. Jetzt musste man handeln.

Information, das war das Schlagwort. Er benötigte mehr Information damit überhaupt etwas in Gang kommt. Frank Cohen war da nicht allein. Deshalb wurde schnell eine Versammlung einiger Experten und den wichtigsten Entscheidungsträgern einberufen, um über den Fall des fremden Planeten zu beraten. Da saß also Frank Cohen an einem runden Tisch in dem größten Bürogebäude der Welt, dem US Verteidigungsministerium, dass vielen besser als das Pentagon bekannt ist, und sah den sogenannten Experten zu, wie sie ratlos und manche sogar voller Panik, darüber spekulierten was es mit dem Planeten auf sich hat.

Bis endlich der Verteidigungsminister eintraf. Ein älterer Herr mit grauen Haaren und einem genauso grauen Anzug. Auf ihn hatten alle gewartet. Jetzt konnte es losgehen. Er brachte sogleich Ordnung in das Gedanken- Chaos der Eierköpfe, indem er einfach und unkompliziert die Sitzung eröffnete, ohne sich wie sonst üblich vorzustellen oder zumindest ein trockenes „Hallo“ zu sagen.

„Meine Herren“, sagte er mit lauter und bestimmter Stimme, so dass alle Anwesenden ihre Gespräche einstellten. „Ich wurde gerade eben in der Limousine über die Angelegenheit informiert also müssen Sie mich kurz auf den neuesten Wissensstand bringen und mir das alles nochmal genau erklären.“

-Der Mann vergeudet keine Zeit,- dachte Cohen, der ihn nicht sonderlich mochte, jedoch für seine Kompetenz respektierte.

Ein Mann mit einem Schnauzer und einer großen Brille meldete sich gleich zu Wort.

„Herr Verteidigungsminister, nach unserer Einschätzung und auch der der NASA Fachläute haben wir drei Szenarien darüber entwickelt, was es sein könnte und ich denke keines davon wird Ihnen gefallen!

„Einen Augenblick“, unterbrach der Verteidigungsminister, „eins nach dem anderen. Wie ich sagte wurde mir nur ein Memo überreicht, das ich erst auf dem Weg hierher durchgelesen habe. Sehr aufschlussreich war es aber nicht. Habe ich das richtig verstanden: Sie haben Satellitenaufnahmen die uns einen Planeten zeigen, der sich uns gegenüber auf der anderen Seite der Sonne befindet?“ Das alles konnte der Verteidigungsminister bereits loswerden noch bevor er sich überhaupt gesetzt hatte.

Der Mann mit der Brille nickte. „Ja, Sir.“

Nun saß er endlich in seinem weinroten Sessel. „Und?“

„Wie meinen Sie das?“, fragte der Mann mit der Brille, dessen Nase etwas verschnupft schien.

Der Verteidigungsminister öffnete seine Hände auf dem Tisch. „Was wissen wir noch?“

„Nun“, stotterte der Mann unsicher, „wir haben Szenarien entwickelt, was es sein könnte…“

„Was es sein könnte?“

Der Mann mit dem Schnauzer und der großen Brille wischte sich mit einem Taschentuch über die Nase und fuhr fort:

„Szenario 1: jemand, und das können im Grunde nur die Russen, Chinesen, Japaner und vielleicht noch die Inder sein, hat sich in unseren Orbiter gehackt und gaukelt uns mit diesem fremden Planeten etwas vor.“

„Und das würden wir als einen aggressiven Akt gegen die Vereinigte Staaten von Amerika bezeichnen“, sagte jemand anders am Tisch, der Verteidigungsminister nickte kurz. „Aber was hätte jemand davon?“

„Szenario 2“, der Mann mit dem Schnauzer las weiter von seinem Zettel ab: „Jemand, und das können ebenfalls nur die zuvor genannten Länder sein, besitzt eine Technologie die im Stande ist Hologramme in solchen Größen zu projizieren, dass dieser Planet den wir sehen nichts weiter ist als ein riesiges Weltraum-Hologramm. Die Frage hier ist, wieso jemand sich diese Mühe macht.“

„Ist sowas überhaupt möglich, ich meine ein so großes Hologramm?“, fragte Frank Cohen.

„Im Prinzip besitzt auch die USA solche Technologien, es wären nur eine Menge Satelliten dafür nötig und wenn jemand so viel von denen in den Weltraum schießt wäre es uns sicher aufgefallen“, sagte jemand am runden Tisch.

„Außer die Operation war seit Jahren geplant und die Satelliten wurden in kleinen Phasen installiert“, widersprach ein Kollege.

Der Verteidigungsminister schaute nun wieder zu dem Mann mit dem Schnauzer: „Sie haben gesagt Sie hätten drei Szenarien…“

„Nun, dass dort wirklich ein fremder Planet ist“, sagte der Mann mit leiser Stimme.

„Ich habe Ihnen noch ein viertes Szenario“, sagte der Verteidigungsminister gereizt. „Unser dämlicher Orbiter ist kaputt, oder da ist irgendein Müll der vor der Linse schwebt…“

„Sir, unsere Experten haben das natürlich schon überprüft. Wir können getrost ausschließen, dass der Orbiter defekt ist oder dass wir es mit etwas anderem zu tun haben, denn gleich nach dem ersten Kontakt haben wir einen anderen Orbiter auf Kurs geschickt. Er ist vor einer Stunde dort angetroffen und bestätigt die Bilder“, sagte der Mann mit der Brille vorsichtig.

„So?“, entgegnete der Verteidigungsminister spöttisch.

Ein Mann in einer Uniform der ebenfalls am Tisch saß schaute zum Minister: „Sir, ich empfehle auf DEFKON 2 zu gehen.“

„Wozu?! Sieht der Planet so bedrohlich aus?“

„Sir, bei allem Respekt, wenn sich jemand bei uns ein-hackt oder uns durch Hologramme täuschen will…“

„…Hören Sie“, der Minister ließ den Mann nicht aussprechen, „ich bin schon lange genug in diesem Geschäft dabei. Ich sage Ihnen mal was. Im kalten Krieg haben russische Satelliten die über den USA spioniert haben festgestellt, dass einige Atomraketen gestartet wurden, wenn ich mich recht erinnere sollten es fünf gewesen sein. Die Russen dachten wir fangen den dritten Weltkrieg an, doch obwohl ein weiterer Satellit den Angriff bestätigt hat, haben die verantwortlichen Offiziere keinen Gegenangriff gestartet. Obwohl sie es laut Protokoll hätten tun sollen. Sie trauten der Sache jedoch nicht. Und wie Sie sehen war es richtig, denn sonst würden wir hier wahrscheinlich nicht mehr sitzen. Wie sich rausstellte war es ein Software Problem. Ein Software Problem, das beinahe den dritten Weltkrieg ausgelöst hätte. Und der wäre für niemanden gut ausgegangen… Also, meine Herrschaften, bevor wir irgendwelche Gegenmaßnahmen ergreifen fragen wir doch erst mal bei den Russen, den Chinesen, Japanern, und wen Sie da noch aufgezählt haben, nach…“

„Die Inder, Sir“, fügte der Mann mit der Brille hinzu.

„Ja, von mir aus die Inder- die Inder, ist das Ihr Ernst?“

„Naja, sie haben auch ein eigenes Weltraumprogramm.“

„Verstehe. Wie auch immer. Finden Sie heraus was die anderen wissen und berichten Sie mir davon. Dann sehen wir weiter. So, wenn niemand mehr was zu sagen hat außer Spekulationen oder dass wir im Grunde nichts wissen, erkläre ich die Sitzung für beendet.“

Ein großer dunkelhäutiger Mann der neben dem Verteidigungsminister saß und eine Militär Uniform trug nickte dem Minister zustimmend zu und stand als erster auf um den Raum zu verlassen, während die anderen noch unsicher da saßen und überlegten, ob sie nun wirklich die Sitzung so schnell beenden sollten. Der große Mann war niemand geringeres als General Julius T. Campbell. Das T im Namen steht dabei für Trevor. Er war einer der kompetentesten Soldaten die die US Air Force je hervorgebracht hatte. Jeder der den General auch nur ansah hatte sofort Respekt vor diesem Mann. Man musste nicht unbedingt wissen, dass er in mehreren Kriegen gewesen war und dass er so einige durch sein entschlossenes Handeln verhindert hatte. Man musste auch nicht wissen, dass er die härtesten Ausbildungen durchgemacht hatte und noch nebenbei einige Studiengänge absolviert hatte. Die meisten Menschen respektierten ihn allein schon auf Grund seiner Körpergröße von 1.90 und seines massiven Erscheinungsbildes, dass er mit Hilfe des Footballs geformt hatte. Sein Gang war stets aufrecht. Wenn er saß, saß er immer aufrecht. Wenn er sprach, dann nur mit Sinn. General Campbell hatte in seinem Leben mit gerade mal 45 Jahren schon sehr viel gesehen und erlebt. Weit mehr als jeder andere in diesem Raum. Natürlich konnten ihn ein paar Satelliten Bilder nicht aus der Ruhe bringen und ohne einen triftigen Grund würde auch er, genau wie der Verteidigungsminister, nicht den Alarmzustand ausrufen. Denn ist dieser erst mal ausgerufen, werden es auch andere Nationen heraus finden, was zu Missverständnissen führen könnte und den Handlungsspielraum deutlich eingrenzen würde. Schließlich war die einzige Bedrohung, die der fremde Planet bisher auslöste, einzig die Vorstellungskraft der sogenannten Experten, die in dessen Erscheinen alle möglichen Schreckensszenarien hinein interpretierten. Als Julius T. Campbell aufstand und seine tadellos sitzende Uniform zu Recht zupfte, bewegte sich in seinem Gesicht kein einziger Muskel. Er schaute nur seine Kollegen am Tisch an und verabschiedete sich mit einem kurzen: „Meine Herren.“

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