Kitabı oku: «Liebe und Bananen», sayfa 2

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IV.

Eine Stunde später brach unten im Atelier der Lärm plötzlich ab.

»Licht!« rief laut eine Stimme.

Die grellen Lampen leuchteten auf.

Ein zweiter Ruf folgte:

»Aufnahme!«

Und der Film entstand, dessen Geschichte ich euch jetzt erzählen werde:

Erstes Kapitel.

Getreu der Schilderung Kaarsbergs war das Atelier in seiner ganzen Breite und Tiefe in eine Landschaft Sumatras verwandelt.

Felder mit Reis und Obi, die in schnurgeraden Reihen gepflanzt und mit Zäunen aus gelbem Bambusrohr eingehegt waren. Hier gingen Malayenmütter vor dem hölzernen Pfluge, den der Mann führte, und die nackten kleinen Kinder saßen im Grase am Wege und spielten mit Schneckenhäusern. Die dunklen Kinder waren dick, hatten strotzende Reismägen und große mexikanische Silbermünzen auf der Brust, Amulette, die sie gegen Seuchen und Lungenkrankheiten schützen. Weiber mit gefüllten, geflochtenen Strohsäcken auf dem Kopf gingen vorüber – in der Richtung auf eins der Batakdörfer, das in einem Hain fruchttragender Bäume und Palmen verborgen lag. Ein nackter, schlanker Knabe trieb eine Herde schwarzer und weißer Buckelochsen vorüber. Plötzlich fing das Vieh an zu laufen, die Kinder sprangen auf und heulten – aus dem Präriegras in der Ferne sah man ein paar struppige Ponys, auf deren ungesattelten Rücken zwei große schlanke Menschen saßen, herangaloppieren. Sie rutschten eben die schroffen Abhänge einer Schlucht hinab und krochen dann eine steile Halde hinauf. Die Reiter waren abgestiegen und hielten sich an den Schweifen der spindeldürren, starkknochigen Klepper fest, die ihre scharfen, unbeschlagenen Hufe in die tiefgetretenen Spuren des Weges hieben. Immer näher kamen sie. Und als sie jetzt an den Kindern vorübergaloppierten, die wie aufgescheuchte Vögel ängstlich aus dem Grase aufflatterten, und an den dunklen Frauen, die neugierig Ausschau hielten und trotz der ermunternden Zurufe ihrer Männer nicht zu bestimmen waren, den hölzernen Pflug weiterzuziehen – da sah man, daß der eine der beiden Reiter eine Frau war – und zwar eine weiße. Sie schien mit dem Pony, das sie mit den in Lederhosen steckenden Beinen fest umschlungen hielt und, ohne die Zügel zu benutzen, antrieb, verwachsen. Alle paar Augenblicke wandte sie sich zu ihrem Begleiter um und rief auf Englisch:

»Tempo! Tempo!«

Woraufhin der sich vergeblich abmühte, sein Pony in schnellere Gangart zu bringen. Wäre die Frau nicht so auffallend jung erschienen und das Tempo ein wenig langsamer gewesen, so hätte man gewiß erkennen können, ob die Reiterin wirklich Pola Djojo war, der sie so ähnlich sah. Die Wahrscheinlichkeit war um so größer, als der weniger ungestüm reitende Begleiter, dessen Abstand von Djojo sich ständig vergrößerte, unverkennbar der lange Dieferle war, den wir ebenfalls bereits kennen gelernt hatten. Auch, daß er der weißen Frau mit zärtlicher Stimme zurief:

»Miß Djojo, ich beschwöre Sie, bleiben Sie bei mir! Denken Sie an die Tiger und Schlangen!« sprach für unsere Vermutung. Einmal konnte Djojo ein Kosenamen sein, und dann war es ja auch möglich, daß das, was sich da vor unseren Augen abspielte, gar keine wahre Begebenheit, sondern ein Film war. Wer vermag das heute noch zu unterscheiden?

Ich setzte eben mein Glas an, um besser zu sehen, da verschwanden die beiden Reiter auch schon in dem hohen Gras, die dunklen Frauen zogen wieder den Holzpflug, und die aufgescheuchten Kinder krochen aus ihren Verstecken hervor und vereinigten sich wieder zu gemeinsamem Spiel.

Die Ponys galoppierten, ohne zu ermüden, durch das hohe Gras. Oft sah man nur die Köpfe der beiden Reiter und für Augenblicke die in die Höhe geworfenen Mähnen der ausdauernden, temperamentvollen Tiere. Auf grüne Savannen folgten wieder dschungelbewachsene Bergrücken. Die Ponys trabten dreist durch reißende Ströme und über versengte Lallangebenen.

Die Sonne stand weiß, blendend und glühend senkrecht über den Köpfen der Reiter, als sie durch die Pforte eines Dorfes ritten. Sie parierten die Pferde vor einem reich bemalten Hause, dessen Giebel mit gekalkten Hirnschalen von Büffeln und Hirschen geschmückt waren. Die weißen Wände waren mit roten Eidechsen bemalt und auf den überhängenden Giebeln waren lebensgroße hölzerne Götzenbilder angebracht.

Der Pungullo des Dorfes, ein starker kräftiger Mann, der unserm Reinhardtschauspieler Homolka verteufelt ähnlich sah, saß auf der obersten Stufe der Bambustreppe seines mächtigen Hauses, verdaute und stocherte mit der Spitze eines meterlangen Schlachtschwerts mit silberbeschlagenem Elfenbeingriff in seinen schwarzen Zahnstümpfen. Als er die beiden Reiter sah, stieß er das Schwert in die Scheide und ging ihnen entgegen. Dieferle, der bis zu diesem Augenblick einen Kopf größer als der Pungullo gewesen war, machte sich so klein, daß er wie ein Zwerg neben ihm erschien. Hatte er eben noch neben der weißen Djojo wie ein Halfkast wider Willen, ja beinah wie ein Europäer gewirkt, so konnte man ihn jetzt für einen Urbewohner von Sumatra halten. Er trat, die eine Hand auf der Brust, die andere auf der Stirn, vor und verbeugte sich unzählige Male tief vor dem mächtigen Herrscher dieses Kampongs, von dem man sich erzählte, daß er in seiner Jugend einen wilden Tiger ohne Waffen abgetan hätte. Und wer Homolka kennt, traut es ihm zu.

Der Pungullo trug einen langen schwarzen Sarong, goldene Armreifen und ein Kopftuch. Eine bunte, mit Perlmutter besetzte Decke, die er sonst über der Schulter trug, hatte er auf die Treppe gelegt.

Er sah Djojo mit seinen stechenden Augen an und stieß einen gellenden Kehllaut aus, den selbst eine stark an Einbildung leidende Frau nicht als Ausdruck des Wohlgefallens auffassen konnte. Es schien vielmehr, daß dieser Ton tiefste Verachtung über die weiße Haut und die zarte Gestalt ausdrückte.

Aber Djojo, an Begegnungen dieser Art gewöhnt, setzte ihr verführerischstes Lächeln auf, tat, als wenn er sie willkommen geheißen hätte und dankte in farbenreichen malayischen Worten für seine Gastfreundschaft.

Aber dieser Pungullo schien wilder und unzugänglicher als alle, denen Djojo bisher begegnet war. Entschlossen zog sie ihre Jacke aus, riß behende ihre kostbaren siamesischen Silberknöpfe ab und reichte sie ihm – während Dieferle noch immer in respektvoller Entfernung stand und sich jedesmal, wenn er glaubte, daß der Pungullo ihn ansah, tief verbeugte.

Der aber wog die Knöpfe in der Faust und lachte bestialisch. Dann blies er in ein poliertes Büffelhorn und befahl einem Jungen, der aus dem Hause kam, sich der ermüdeten Ponys anzunehmen.

Jetzt gab er Djojo ein Zeichen, ihm zu folgen. Sie gingen um das Haus herum. Da stand eins von seinen Weibern und kochte ein Ferkel in Wasser und Reis und servierte es in einer mächtigen rußigen Metallschüssel. Der Pungullo aß mit den Fingern und lutschte an den fetten Knochen wie ein Kind an einer Zuckerstange.

Djojo aber öffnete eine Ledertasche, die sie um den Hals trug, und servierte eine ganz europäisch zubereitete Mahlzeit, bestehend aus gekochten Eiern, gebratenen Hühnern, Brot, Butter, Salz und einer Flasche Wein. Sie reichte Dieferle Serviette und Besteck, aber der Pungullo schlug sie ihm aus der Hand und wies auf die Metallschüssel, so daß dem verängstigten Halfkast gar nichts anderes übrig blieb, als unter Verzicht seiner europäischen Hälfte nach Art seiner malayischen Vorfahren mit den gepflegten Händen in die Schüssel zu greifen und ein Riesenstück Schweinefleisch herauszufischen. Behutsam erst und scheinbar mit Widerwillen gab er sich dieser ungewohnten Mahlzeit hin. Dann aber meldete sich das Blut seiner Ahnen – und er machte sich über die Schüssel her. Der Pungullo und Djojo schüttelten sich vor Lachen. Aber es störte ihn nicht. Djojo bot ihm ein Glas mit Wein. Dieferle jedoch griff gierig nach der Flasche und wollte sie in einem Zuge heruntergießen. Der Pungullo riß sie ihm aus der Hand, erbat von Djojo das Glas, wandte sich zu ihm und sagte:

»So trinkt ein Halfkast!«

setzte das Glas an und leerte es. Das belustigte wiederum Djojo. Sie reichte dem Pungullo ein Besteck und unterwies ihn im Essen. Etwas plump, aber nicht ungeschickt verzehrte der das für Dieferle bestimmte Huhn.

Djojo sagte voller Ausgelassenheit zu dem Pungullo:

»Ueberlaß ihm dein Dorf und komm statt seiner als Sekretär meines Vaters auf unsere Bananenfarm!«

Der Pungullo brüllte vor Lachen, aber Dieferle erschrak, warf einen Riesenknochen, an dem er eben nagte, in die Schüssel zurück, sprang auf und versuchte, sich in einen Europäer zurückzuverwandeln. Er wusch sich in einer Art Tümpel am Haus und brachte seine Kleidung in Ordnung. Djojo bereitete inzwischen mit großem Geschick dem Pungullo seine flachköpfige, langröhrige Metallpfeife. Als er sie bat, sie ihm auch anzurauchen, da stutzte sie einen Augenblick, nickte dann, wandte sich um, sagte: »Der Wind!«, zog blitzschnell und ohne daß er es sah, ihr kleines Taschentuch hervor, wickelte es um das Mundstück der Pfeife und zündete sie an. Alles das dauerte ein paar Sekunden. Dann wandte sie sich wieder zu ihm um und schob ihm die brennende Pfeife zwischen die schwarzen Zahnstummel.

»Die Pferde!« rief sie – und der Junge brachte die Ponys. Sie warf ihm ein Päckchen Tabak zu, das er sofort zu essen begann. Dann reichte sie dem Pungullo, der in rosigster Laune war, die Hand, er wollte sie aufs Pferd heben, aber sie saß schon drauf, winkte und raste davon. Dieferle, dem der Pungullo vor Heiterkeit ein paar kräftige Schläge auf den Rücken versetzte, sank in die Knie, stieg auf das Pony und galoppierte hinterdrein.

Der Pungullo rief ihnen nach, sah das Taschentuch Djojos, das sie um die Pfeife gewickelt und dann fortgeworfen hatte, hob es behutsam auf, führte es an das Gesicht, lächelte beinah mild und verbarg es in seinem schwarzen langen Sarong. –

»Bravo, Homolka!« rief der Regisseur. »Lampen aus!«

Zweites Kapitel.

Wir standen vor einem hohen Geschäftshaus in der Nähe des Hamburger Hafens. Für einen Laien war nicht leicht zu erkennen, ob es ein Bürohaus oder ein Speicher war. Vermutlich war es beides. Vom Hafen her führten Schienen bis in den Torweg, und Hafenarbeiter, die mit den Händen in den Taschen auf der Straße standen und aus kurzen Pfeifen schwarzen Rauch in die Luft pafften, erzählten, daß bis vor drei Wochen noch täglich so an die dreißig Waggons Bananen vom Hafen in den Speicher gefahren seien. Die hätten sie dann ausgeladen – und davon lebten sie. Seit drei Wochen aber sei auch nicht mehr ein Waggon eingefahren.

Sie schimpften, ohne recht zu wissen, wem sie die Schuld geben sollten.

»Der Herr Senator is ja so weit 'n feiner Mann, das muß man sagen. Aber wenn dem sein Vater und Großvater nicht gewesen wären – von selbst wär' der zu nichts gekommen.«

»Laß man den ollen Sülstorff in Ruh«, fiel ein andrer ein. »So helle wie du is der noch alle Tage. Aber wenn man nen Sohn hat, der Tennis-Champion ist – was meinst de, was so'n Mann für'n Leben führt, was da drauf geht?«

»Das sieht man ja aus den illustrierten Blättern, wie so'ne Leute leben. Heute hier, morgen da und immer in den feinsten Hotels mit den teuersten Weibern.«

»So leben andre auch. So was wirft 'ne Firma wie Maxe Sülstorff nich um.«

»So! Was meinst de, wieviel Bananen auf eine Pulle Schampus kommen?«

»Zehn Stück.«

»Du spinnst ja. Hundert, sag' ich dir. Wenn das reicht. Und bei einer bleibt's nich. Rechne dir doch aus, Mensch! Ein Waggon pro Woche allein für Schampus, und dann die Weiber, sagen wir mal, drei Waggons pro Woche, dazu zwei Autos mit Chauffeur, Diener, Hotels, Reisen, Kleidung – ich sag' dir, das kommt auf zehn Waggons pro Tag. Da kann so'n Geschäft nich bestehen – bei den Steuern und Spesen.«

»Wozu behält er denn das ganze Personal? Zu tun haben sie nichts und kosten noch Licht und Heizung.«

»Weil er 'n feiner Mann is und mehr als die Hälfte schon über zehn Jahre lang im Geschäft hat.«

»Und wir? Wie lange stehen wir hier?« – Er wandte sich an einen Arbeiter, der trotz seiner strammen Haltung wohl über sechzig Jahre alt war. »Na, Maxe?«

»Im Januar sind's fünfunddreißig Jahre,« erwiderte der. »Damals, da wuchsen noch keine Bananen. Wenigstens kamen se nich bis zu uns. Was dem Chef sein Vater war, der hat noch Apfelsinen importiert – das war 'n reelles Geschäft – da hat man verdient und das Leben war billig.«

»Der Olle!« rief einer und wies auf ein Auto, das eben vor dem Hause hielt. Die Arbeiter traten dicht vor die Haustür und riefen:

»Guten Morgen, Herr Senator!«

Der kleine runde Herr, der dem alten Pfordte, dem König der Hamburger Küche, ähnlich sah, erwiderte freundlich den Gruß.

»Keine Arbeit für uns?« riefen ein paar.

Der alte Sülstorff schüttelte den Kopf und sagte:

»Sumatra liefert nicht.«

»Wir hungern.«

»Um elf habe ich eine Konferenz, zu der auch mein Sohn aus Berlin kommt.«

Die Arbeiter lächelten höhnisch und murmelten:

»Was der schon kann.«

»Vielleicht, daß er selbst nach Sumatra fährt,« sagte der Alte. »Und damit er genau erfährt, wie es hier aussieht, schickt zwei von euch um elf ins Büro.«

Die Arbeiter billigten den Vorschlag. Sie waren dankbar, daß man sich überhaupt um sie kümmerte und sie zu Worte kommen ließ.

»Hoch, der Herr Senator!« rief der sechzigjährige Alte und drückte Sülstorff die Hand. Und die Aelteren von den Arbeitern stimmten in den Ruf ein. Aber die Jungen standen beiseite.

Als der Senator im Haus war, sagte einer von ihnen:

»Er soll dem Sohn die Hosen stramm ziehen, statt ihn nach Sumatra zu schicken,« worauf der Alte erwiderte:

»Davon werden wir auch nicht satt.«

Dann gingen sie in eine benachbarte Kneipe und wählten den Alten und einen Jungen, die in der Konferenz um elf ihre Interessen vertreten sollten.

Für des Senators Sohn, den schönen Harry, deutschen Meister im Tennis, waren Bananen nicht mehr als ein Begriff. Er wußte nicht einmal, ob sein Herr Papa die Frucht, der er sein sorgloses Leben und seinen Luxus verdankte, diese seiner Ansicht nach erfreuliche Frucht selbst pflanzte oder nur importierte. Gewiß, er wußte von großen Plantagen auf Sumatra, einer Insel, die da irgendwo unten im Stillen Ozean lag. Welche Bedeutung sie für sein Leben hatte, – darüber hatte er noch nie nachgedacht. Und er hatte auch wirklich keine Zeit dazu. Weiß man denn, was so alles auf einem Tennischampion lastete? Zumal, wenn er so hübsch und fesch war wie Harry, daß er auch ohne den Ruhm des Champions begehrenswert gewesen wäre.

Gewiß, die Firma Max Sülstorff unterhielt in Berlin ein Büro, in dem es zu Zeiten guten Geschäftsgangs sogar recht lebhaft zuging. Aber das leitete ein Prokurist, der auch die Kunden besuchte. Harry's Tätigkeit beschränkte sich darauf, an jedem Ersten viertausend Mark aus dem Geschäft zu entnehmen und ein paar Unterschriften zu leisten, da er nominell seit seinem einundzwanzigsten Lebensjahre Mitinhaber der Firma war. Wenn der Prokurist ihn geschäftlich informieren wollte, erwiderte er:

»Ich bin nicht neugierig,« drückte ihm die Hand und saß eine Minute später auch schon wieder am Steuer seines Mercedes.

Wenn er an solchen Tagen zehn Minuten später auf dem Sportplatz erschien, verhätschelten ihn die Damen und sagten:

»Der arme Harry! Er wird sich noch überarbeiten und beim nächsten Turnier versagen.«

Aber Harry enttäuschte seine Freunde nicht. Er gewann, wo er spielte, und lenkte bald die Aufmerksamkeit auch des Auslandes auf sich.

Als er jetzt, mitten vom Spiel weg an das Telefon gerufen, zu seinen Mitspielern zurückkehrte und erklärte:

»Telegramm meines Vaters. Ich muß geschäftlich nach Hamburg,« da klagten sie:

»Er ruiniert seine Gesundheit. Soviel Arbeit verträgt ja kein Mensch.«

Der schöne Harry spielte die Partie zu Ende. Dann aber widerstand er allen Versuchen, ihn zurückzuhalten. Er mußte schwören, daß es wirklich das Geschäft und keine Frau war, die ihn nach Hamburg rief – und sie begleiteten ihn in drei Wagen auf den Flugplatz, wo der Diener mit dem Gepäck bereits auf ihn wartete.

Eine Stunde später fuhr er vor dem Stammhaus Max Sülstorff in Hamburg vor. Wie bei allen Sportleuten, war auch seine große Tugend die Pünktlichkeit. Und da verliebte Väter bei ihren Söhnen immer nur das Gute sehen, so empfing ihn der Alte, die Uhr in der Hand, mit den Worten:

»Ein Mustersohn!«

»Den du trotzdem so knapp hältst, daß er die Firma Max Sülstorff Söhne kaum noch würdig vertreten kann.«

»Junge!« rief der Alte erfreut. »Seit wann kümmerst du dich um das Geschäft?«

»Ist es vielleicht keine Reklame für die Firma, wenn ich mir in diesem Jahre auf allen internationalen Turnieren die ersten Preise hole?«

»Wenn wir eine Fabrik für Sportartikel hätten – vielleicht. Aber was haben Tennis und Bananen miteinander zu tun?«

»Mehr als du ahnst, Papa! Du glaubst es gar nicht, wie erfrischend gerade beim Sport Bananen wirken.«

»Und als ich in den illustrierten Blättern Inserate von dir als Bananenesser aufgeben wollte mit dem Text: »Der schöne Harry verdankt seine Triumphe dem täglichen Genuß von einem Dutzend Bananen,« hast du dich dagegen aufgelehnt.«

»Um mich in meinen Kreisen nicht lächerlich zu machen. Ich rühre keine Banane an! Meine Gegner haben mir so schon den Beinamen »Bananen-Harry« gegeben.«

»Ich habe, solange es möglich war, dich mit geschäftlichen Dingen verschont.«

»Ich hoffe, du wirst das auch weiterhin tun, Papa.«

»Das wird kaum möglich sein. Im Gegenteil, ich habe dich kommen lassen, um dich zu bitten, mit dem nächsten Schiff nach Sumatra zu fahren.«

»Papa!« rief Harry beglückt.

Der Alte sah seinen Sohn erstaunt an.

»Ich habe meine Rackets mit!« fuhr Harry fort. »Das Turnier in Medan ist am 11. April. Ich werde den Leuten zeigen, was ein deutscher Champion ist. Aber meinen Trainingspartner nehme ich mit. Das mußt du mir bewilligen, Papa. Und eine neue Ausrüstung brauche ich auch.«

»In Medan ist ein Turnier?« erwiderte Max Sülstorf. »Davon wußte ich gar nichts.«

»Ja, weshalb soll ich denn nach Sumatra fahren?« fragte Harry entgeistert.

»Der Bananen wegen!«

»Ba–na–nen?« wiederholte Harry. »Richtig, jetzt entsinne ich mich, daß du mal sagtest, du beziehest alle Ware aus Sumatra.«

»Bezog!« erwiderte der Alte. »Seit drei Wochen hat kein Ostenschiff mehr Ware gebracht.«

»Eine Mißernte?«

»Im Gegenteil! Es gab nie mehr Bananen und nie bessere als in diesem Jahre. Aber der Fürst der Bananenplantagen auf Sumatra, Paul G. Olem, läßt sie lieber verfaulen, als daß er sie mir schickt.«

»Hast du denn keine Verträge?«

»Eben deshalb, – weil ich sie nicht halten kann.«

»Und – weshalb kannst du sie nicht halten?« fragte Harry zögernd.

»Weil ich meinen Kunden zu langfristige Kredite eingeräumt habe.«

»Und weshalb hast du deinen Kunden – langfristige Kredite . . .«

»Das verstehst du nicht!«

»Du hast recht, Papa! Sprechen wir von lustigeren Dingen.«

»Mein Sohn, du verkennst den Ernst der Situation !«

Er ging zur Tür, öffnete und ließ aus dem Wartezimmer die beiden Arbeiterführer eintreten. »Diese Leute da,« fuhr er, zu seinem Sohn gewandt, fort, »haben seit drei Wochen keine Arbeit und hungern mit ihren Familien, weil wir keine Bananen haben.«

»Sie haben sich – von Bananen ernährt?« fragte Harry erstaunt. »Kann man das denn?«

Die beiden lächelten spöttisch – und der Alte sagte:

»Von Brot, junger Herr! Aber selbst daran fehlt es.«

Harry griff in die Tasche und holte zwei Zwanzigmarkscheine heraus. Der junge Arbeiter nahm, aber der Alte sagte:

»Damit ist uns nicht geholfen. Wir sind dreißig Mann.«

»Das tut mir wirklich leid,« erwiderte Harry freundlich. »Aber mehr hab' ich nicht. Gib du, Papa. Du kannst die Leute doch nicht hungern lassen.«

»Nun, wo du das Elend siehst, bist du da bereit, nach Sumatra zu fahren?«

»Ich war es von Anfang an. Ich fahre mit dem nächsten Schiff.«

»Darf man wissen, was der junge Herr da drüben soll?« fragte der Alte.

»Bei Paul G. Olem durchsetzen, daß er uns wieder Bananen liefert.«

»Und Sie glauben, daß der junge Herr . . . .?« sagte der Alte und schüttelte ungläubig den Kopf. »Wo er doch nichts versteht vom Geschäft.«

»Das ist auch nicht nötig!« erwiderte Harry leidenschaftlich. »Ich werde sämtliche Sumatraner durch mein Spiel hinreißen und als Sieger aus dem Turnier hervorgehen – nun, wo ich weiß, um was es sich handelt! Ich werde für euch, für die Firma, für die Bananen spielen! Dem Senator Max Sülstorff wird der Kaufmann Paul G. Olem nur gegen bar liefern, dem Tennischampion von Sumatra aber wird er als Sportsman Kredit gewähren.«

»Das hat was für sich,« sagte der Alte, und auch dem Jungen schien es einzuleuchten. Sie waren zufrieden, gingen und beruhigten ihre Kameraden.

Max Sülstorff aber umarmte seinen Sohn. Und als beide kurz darauf das Haus verließen, riefen die Arbeiter: »Hoch, Harry!« und schwenkten die Mützen.

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