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Kitabı oku: «Norwegische Volksmährchen vol. 2», sayfa 7

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12.
Das Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte, damit nicht die Welt vergehen sollte

Es war einmal ein Huhn, das war abends auf eine Eiche geflogen und hatte sich da zur Ruhe gesetzt. In der Nacht träumte ihm, wenn es nicht nach dem Dovrefjeld käme, so müßte die Welt vergehen. Als es nun aufwachte, flog es sogleich herunter und machte sich auf den Weg. Wie es ein Ende gereis't war, begegnete ihm ein Hahn. »Guten Tag, Hahn Pahn!« sagte das Huhn. »Guten Tag, Huhn Puhn! wo willst Du hin so früh?« sagte der Hahn. »O, ich will nur nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen soll,« sagte das Huhn. »Wer hat Dir das gesagt, Huhn Puhn?« fragte der Hahn. »Ich saß in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn. »Ich will mit Dir gehen,« sagte der Hahn. Nun gingen beide ein weites Ende fort; da begegnete ihnen eine Ente. »Guten Tag, Ente Pente!« sagte der Hahn. »Guten Tag, Hahn Pahn, wo willst Du hin so früh?« sagte die Ente. »Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen soll,« sagte der Hahn. »Wer hat Dir das gesagt, Hahn Pahn?« – »Huhn Puhn.« sagte der Hahn. »Wer hat es Dir gesagt, Huhn Puhn?« fragte die Ente. »Ich saß in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn. »Ich will mit Euch,« sagte die Ente. Nun machten sie sich auf und gingen weiter; da begegnete ihnen eine Gans. »Guten Tag, Gans Pans!« sagte die Ente. »Guten Tag, Ente Pente!« sagte die Gans: »wo willst Du hin so früh?« – »Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen soll,« sagte die Ente. »Wer hat Dir das gesagt, Ente Pente?« fragte die Gans. – »Hahn Pahn.« – »Wer hat es Dir gesagt, Hahn Pahn?« – »Huhn Puhn.« – »Woher weißt Du es, Huhn Puhn?« fragte die Gans. »Ich saß in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn. »Ich will mit Euch,« sagte die Gans. Wie sie nun ein Ende weiter gegangen waren, begegnete ihnen der Fuchs. »Guten Tag, Fuchs Puchs,« sagte die Gans. – »Guten Tag, Gans Pans.« – »Wo hinaus Fuchs Puchs?« – »Wo willst Du hin, Gans Pans?« – »Ich will nach dem Dovrefjeld, damit nicht die Welt vergehen soll.« – »Wer hat Dir das gesagt, Gans Pans?« fragte der Fuchs. – »Ente Pente.« – »Wer hat es Dir gesagt, Ente Pente?« – »Hahn Pahn.« – »Und Wer hat Dir es gesagt, Hahn Pahn?« – »Huhn Puhn.« – »Und woher weißt Du es, Huhn Puhn?« – »Ich saß in der Eiche und träumte es die Nacht,« sagte das Huhn. »O Schnack!« sagte der Fuchs: »die Welt vergeht nicht, wenn Ihr auch nicht nach dem Dovrefjeld kommt. Geht lieber mit mir in meine Höhle, da sitzt Ihr warm und gut.« Der Vorschlag gefiel den Reisenden, und sie gingen mit dem Fuchs in seine Höhle. Als sie aber dort ankamen, legte der Fuchs tüchtig nach im Kamin, so daß sie alle schläfrig wurden. Die Gans und die Ente setzten sich in einen Winkel, aber der Hahn und das Huhn flogen auf die Hühnersteige. Als die Gans und die Ente eingeschlafen waren, legte der Fuchs die Gans auf die Kohlen und briet sie. Wie es nun dem Huhn so sengerich roch, hüpfte es einen Stock höher und sagte so halb im Schlaf: »Pfui! wie's hier stinkt!« – »O Schnack!« sagte der Fuchs: »das ist bloß der Rauch im Schornstein. Halt nur Dein Maul und schlaf ein!« Da schlief das Huhn wieder ein. Der Fuchs hatte aber kaum die Gans zu Leibe, so machte er es eben so mit der Ente. Dem Huhn ward es wieder so sengerich riechen, und es flog daher noch einen Stock höher, indem es wieder sagte: »Pfui! wie's hier stinkt!« Da that es aber zugleich die Augen auf und sah nun, daß der Fuchs die Gans und die Ente verzehrt hatte. Wie das Huhn das gewahr ward, flog es auf den höchsten Stock und guckte zum Schornstein hinaus. »Nein, seh mal Einer die schönen Gänse, die da fliegen!« sagte es zu dem Fuchs. Reineke hinaus und wollte sich einen fetten Braten holen. Da weckte das Huhn den Hahn und erzählte ihm, wie es der Gans Pans und der Ente Pente ergangen wär'. Darauf flogen Hahn Pahn und Huhn Puhn hinaus durch den Schornstein, und wären sie nicht nach dem Dovrefjeld gekommen, so wär's aus gewesen mit der Welt.

13.
Der Mann, der das Haus beschicken sollte

Es war einmal ein Mann, der war immer so mürrisch und vergrätzt, und nie konnte die Frau ihm Genug thun, oder Etwas zu Dank machen im Hause. Einmal in der Erntezeit kam er spät am Abend vom Felde zurück, und nun ging es an ein Schelten und an ein Toben, daß es ganz entsetzlich war; bald war ihm Dies, bald war ihm Das nicht recht. »Ach, Väterchen,« sagte die Frau: »sei doch nicht immer so böse. Morgen wollen wir mal mit der Arbeit umtauschen: ich will dann mit den Schnittern ins Feld gehen, und Du kannst das Haus beschicken.« Ja, das war dem Mann schon recht, und er ging sogleich auf den Vorschlag ein. Früh den andern Morgen nahm die Frau die Sense auf den Nacken und ging mit den Schnittern ins Feld, um zu mähen; der Mann dagegen sollte das Haus beschicken. Nun wollte er zuerst Butter machen; als er aber eine Weile gebuttert hatte, wurde er durstig und ging hinunter in den Keller, um sich Bier zu zapfen. Während er nun aus dem Faß in die Bierkanne zapfte, hörte er, daß ein Ferkel in die Küche kam. Er fort mit dem Zapfen in der Hand und die Treppe hinauf, so schnell er nur konnte, damit das Ferkel nicht das Butterfaß umwerfen sollte. Als er aber sah, daß das Faß schon auf der Seite lag, und das Ferkel in dem Rahm schmatzte, der auf dem Boden floß, gerieth er so in Wuth, daß er ganz und gar das Bierfaß vergaß und dem Ferkel nachrannte. Bei der Thür holte er es ein, und da gab er ihm einen so derben Schlag, daß es auf der Stelle liegen blieb. Nun fiel es ihm wieder ein, daß er noch den Bierzapfen in der Hand hätte; als er aber hinunterkam in den Keller, war alles Bier auf den Boden gelaufen.

Er ging nun in die Milchkammer, füllte aufs neue das Butterfaß mit Rahm und fing wieder an zu buttern; denn Butter wollte er durchaus zum Mittag haben. Als er aber eine Weile gebuttert hatte, fiel es ihm ein, daß die Milchkuh noch im Stall stände und weder zu fressen, noch zu saufen bekommen hätte, obgleich es schon hoch am Tage war. Weil er nun dachte, es wäre doch zu weit, sie nach der Koppel zu treiben, wollte er sie oben auf's Dach bringen, denn das Dach war mit Rasen gedeckt und es stand darauf schönes hohes Gras; und weil nun das Haus an einem steilen Hügel lag, glaubte er, es wäre ein Leichtes sie hinaufzubringen, wenn er bloß eine Planke von dem Hügel aufs Dach hinüberlegte; das Butterfaß wollte er aber nicht stehen lassen, denn sein kleiner Junge krabbelte da an der Erde herum und könnt's nachher umstoßen, dachte er; darum nahm er es auf den Rücken und ging hinaus. Eh' er aber die Kuh auf das Dach ließ, wollte er ihr noch mal zu saufen geben, und nahm einen Eimer, um damit Wasser aus dem Brunnen zu schöpfen; als er sich aber hinunterbückte, floß aller Rahm aus dem Faß ihm an dem Nacken herunter und lief ins Wasser. Wie es nun gegen Mittag ging, dachte er, weil's ihm mit der Butter nicht geglückt wäre, wollte er sich Grütze zum Mittag kochen, und hängte den Kessel mit Wasser über's Feuer. Kaum hatte er das gethan, so fiel es ihm ein, daß die Kuh, die er aufs Dach gebracht hatte, herunterfallen und Hals und Bein brechen könne; darum nahm er einen Strick und ging hinauf, um sie festzubinden; das eine Ende band er ihr um den Hals und das andre Ende warf er durch den Schornstein, ging dann hinunter und band es sich in aller Eile um's Bein, denn das Wasser kochte schon im Kessel, und er mußte die Grütze umrühren. Während er nun damit beschäftigt war, fiel die Kuh vom Dach herunter und zog den Mann an dem Strick in den Schornstein hinauf. Da hing er nun und konnte weder vorwärts, noch rückwärts, und die Kuh hing draußen zwischen Himmel und Erde und konnte auch nicht loskommen. Die Frau hatte schon eine lange Zeit gewartet, daß der Mann kommen und sie zum Mittag abrufen solle; aber er war nicht da und kam nicht. Zuletzt dauerte es ihr doch zu lange, und sie ging mit den Leuten nach Hause. Als sie die Kuh sah, die da zwischen Himmel und Erde hing, ging sie hinzu und hieb mit der Sense den Strick entzwei. Da fiel der Mann herunter durch den Schornstein, und als sie in die Küche kam, stand er da auf dem Kopf im Grützkessel.

14.
Däumerling

Es war einmal eine Frau, die hatte nur einen einzigen Sohn, der war aber nicht größer, als ein Daumen, und darum nannten sie ihn Däumerling. Als er nun zu Jahren und zu Verstand gekommen war, sagte die Mutter zu ihm, jetzt müsse er daran denken, sich eine Frau zu nehmen. Ja, Däumerling war's zufrieden, und die Mutter setzte sich mit ihm auf den Wagen, und sie fuhren gradesweges nach des Königs Schloß; denn da war eine Prinzessinn, die war außerordentlich groß, und um die sollte Däumerling freien. Als sie nun ein Ende gefahren waren, da war Däumerling plötzlich verschwunden. Die Mutter suchte ihn überall, und rief ihn bei Namen. »Pip, pip!« sagte Däumerling und hatte sich in die Mähne des Pferdes versteckt. Als er wieder zum Vorschein kam, mußte er der Mutter versprechen, daß er sich nicht öfter verstecken wolle. Wie sie aber ein Ende weiter gekommen waren, da war Däumerling wieder verschwunden. Die Mutter suchte ihn und rief ihn bei Namen und weinte und jammerte, aber Däumerling war fort. »Pip, pip!« sagte er und lachte und kicherte; aber sie konnte ihn das Mal nicht finden. »Pip! pip! hier bin ich!« sagte Däumerling und kroch aus dem Ohr des Pferdes hervor. Nun mußte er der Mutter heilig versprechen, daß er sich nicht öfter verstecken wolle; aber es dauerte nicht lange, so war er abermals fort. Die Mutter suchte ihn wieder überall und weinte und rief ihn bei Namen, aber Alles war umsonst; Däumerling war fort. »Pip, pip! hier bin ich,« wisperte es plötzlich; aber die Mutter konnte gar nicht begreifen, wo es war, denn es hörte sich so undeutlich an; sie suchte fortwährend, und er sagte immer: »Pip! pip! hier bin ich!« und lachte und hägte sich, weil sie ihn nicht finden konnte. Plötzlich aber fing das Pferd an zu niesen, und da nies'te es Däumerling aus, denn er hatte sich in die eine der Nüstern versteckt. Nun konnte sich die Mutter nicht anders helfen, als daß sie ihn in einen Beutel steckte, denn sie wußte wohl, daß er die Narrenpossen doch nicht nachlassen würde. So kamen sie denn auf dem Schloß an. Die Prinzessinn konnte den kleinen hübschen Burschen wohl leiden und verlobte sich mit ihm, und bald darauf ward die Hochzeit.

Als sie sich nun zur Tafel setzten, nahm Däumerling seinen Platz neben der Prinzessinn; aber er war übel daran, denn als er zulangen wollte, konnte er nicht an den Teller reichen und hätte gewiß keinen einzigen Bissen bekommen, wenn die Prinzessinn ihn nicht vom Stuhl genommen und auf den Tisch gesetzt hätte. So lange er nun da vom Teller aß, ging das Ding gut; als aber nachher die große Schüssel mit Grütze hereinkam, da konnte er wieder nicht ankommen; er wußte sich aber zu helfen und setzte sich auf den breiten Rand. Nun war aber in der Mitte der Schüssel eine Grube mit Butter zum Eintunken, und so weit konnte er nicht reichen; er ging daher über die Grütze und setzte sich dicht an den Rand der Butter. Nun nahm die Prinzessinn einen großen Löffelvoll Grütze und wollte ihn in die Butter tunken; aber da versah sie's und stieß an Däumerling, so daß er hinunterfiel in die Butter und ertrank.

15.
Hakon Borkenbart

Es war einmal eine Königstochter, die war so stolz und schnippisch, daß kein Freier ihr gut genug war; sie machte sich über alle lustig und gab dem einen nach dem andern einen Korb; dennoch aber kamen immer der Freier genug, weil die Hexe so außerordentlich schön war. Einmal kam auch ein Prinz, mit Namen Hakon Borkenbart, und warb um sie. Aber da sagte die Prinzessinn am Abend zu dem Hofnarren, er solle hingehen, und dem einen Pferd des Prinzen die Ohren abschneiden, und dem andern das Maul bis an beide Ohren aufschlitzen. Das that denn der Hofnarr auch. Als nun der Prinz den andern Tag ausfahren wollte, stand die Prinzessinn auf dem Flur und sah hinaus. »Nein!« sagte sie: »so Etwas hab' ich noch mein Lebtag nicht gesehen. Da ist der Nordwind gekommen und hat dem einen Pferd die Ohren abgeweh't, und darüber hat das andre so gewaltig gelacht, daß ihm das Maul bis an die Ohren aufgerissen ist,« und damit lief sie hinein und ließ den Prinzen abziehen. Dieser reis'te nun wieder nach Hause, aber er dachte bei sich selbst, er wolle sich schon dafür rächen, machte sich einen großen Bart von Moos, zog einen weißen ledernen Rock an und kleidete sich aus wie ein Bettler; dann kaufte er bei einem Goldschmied einen goldnen Rocken, und damit setzte er sich eines Morgens unter das Fenster der Prinzessinn hin und fing an zu feilen; denn der Rocken war noch nicht ganz fertig, auch war noch kein Wocken daran. Als die Prinzessinn ans Fenster kam, öffnete sie es sogleich und fragte ihn, ob er ihr nicht den goldnen Rocken verkaufen wolle. »Nein, zu verkaufen ist er nicht,« sagte Hakon Borkenbart: »aber es mag drum sein! willst Du mich diese Nacht vor Deiner Kammerthür schlafen lassen, so sollst Du ihn haben.« Ja, das, meinte die Prinzessinn, wäre ein wohlfeiler Kauf, und die Sache sei eben nicht so gefährlich. Sie bekam nun den Rocken, und am Abend legte Hakon Borkenbart sich draußen vor ihrer Kammerthür hin. Als es aber auf die Nacht kam, fing er an entsetzlich zu frieren. »Hutetutetutetu! es ist so kalt hier!« rief er: »laß mich bloß hinein!« – »Ich glaube, Du bist verrückt!« sagte die Prinzessinn. »Ach, hutetutetutetu! es ist so kalt! laß mich bloß hinein!« rief Hakon Borkenbart. »Scht! schweig doch still!« sagte die Prinzessinn: »denn hört mein Vater, daß hier eine Mannsperson ist, so bin ich rein unglücklich.« – »Oh hutetutetutetu! wie mich friert! laß mich bloß hinein und auf der Erde liegen!« sagte Hakon Borkenbart. Es war nun kein anderer Rath, die Prinzessinn mußte ihn einlassen, und darauf legte er sich in ihrer Kammer auf die Erde hin und schlief ein.

Einige Tage darnach kam Hakon auch mit dem Wocken und setzte sich wieder unter das Fenster der Prinzessinn hin und fing an zu feilen; denn der Wocken war noch nicht ganz fertig. Sobald die Prinzessinn ihn gewahr wurde, öffnete sie wieder das Fenster und fragte ihn, Was er da hätte. »O, es ist bloß der Wocken zu dem Spinnrocken, den Du mir neulich abkauftest; denn ich dachte, wenn Du doch einmal den Rocken hättest, so könntest Du auch wohl den Wocken dazu gebrauchen.« – »Was willst Du denn dafür haben?« fragte ihn die Prinzessinn. »Für Geld ist er nicht feil,« sagte er: »willst Du mich aber diese Nacht wieder auf dem Boden in Deiner Kammer schlafen lassen, so sollst Du ihn haben.« – »Ja, recht gern,« sagte die Prinzessinn: »aber Du musst auch nicht wieder so frieren und Hutetu! sagen.« Nein, das wollt' er auch nicht; aber als es auf die Nacht kam, fing er an zu huppern und zu frieren und hutetu! zu sagen, daß der Prinzessinn wieder angst und bange ward, und sie mußte ihm erlauben, sich an die Erde dicht vor ihrem Bett hinzulegen, damit nur der König es nicht gewahr würde, und da schlief er nun die Nacht über ruhig und wohl.

Hiernach dauerte es eine ganze Zeit, ehe Hakon Borkenbart sich wieder sehen ließ; endlich aber bemerkte die Prinzessinn ihn eines Morgens wieder unter ihrem Fenster, wo er saß und an einer goldnen Garnwinde feilte. Sie fragte ihn nun wieder, Was er für die Garnwinde haben wolle. »Die ist nicht für Geld feil,« sagte er: »aber willst Du mich diese Nacht in Deiner Kammer mit dem Kopf an Deiner Bettstelle schlafen lassen, so sollst Du sie haben.« Ja, das könnte er gern, sagte die Prinzessinn, wenn er bloß ruhig sein und nicht wieder solchen Lärm machen wolle. Nein, das wolle er gewiß nicht, sagte Hakon Borkenbart; als es aber auf die Nacht kam, fing er wieder an zu huppern und zu frieren, daß ihm die Zähne im Munde klapperten. »Hutetutetu! es ist so kalt! laß mich bloß in Dein Bett und mich ein wenig wärmen!« sagte Hakon Borkenbart. »Ich glaube, Du bist verrückt!« sagte die Prinzessinn. – »Hutetutetu! laß mich bloß in Dein Bett hutetutetutetu!« – »Scht! scht! um Gotteswillen! so schweig doch still!« sagte die Prinzessinn: »denn hört mein Vater, daß hier eine Mannsperson drinnen ist, so glaub' ich, nimmt er mir das Leben.« – »Hutetutetutetu! laß mich bloß in Dein Bett!« sagte Hakon Borkenbart und fror, daß die Wände bebten. Es war nun kein anderer Rath, die Prinzessinn mußte ihn zu sich ins Bett lassen, und da schlief er nun die Nacht über zufrieden und wohl.

Einige Zeit darnach aber bekam die Prinzessinn ein kleines Kind, und darüber ward der König so zornig, daß er beinahe sie und das Kind dazu umgebracht hätte. Da kam aber eines Tages Hakon Borkenbart als ein Bettler gekleidet, so wie von Ohngefähr, wieder zu dem Schloß und sah in die Küche. Wie die Prinzessinn ihn gewahr ward, sagte sie zu ihm: »Ach, Gott tröste mich wegen des Unglücks, das Du mir verursacht hast! Mein Vater ist so zornig auf mich, daß er aus der Haut fahren will; es ist am besten, Du nimmst mich nur gleich mit Dir.« —

»Du bist es aber wohl zu gut gewohnt,« sagte Hakon Borkenbart: »ich habe aber nur eine ganz kleine Hütte und weiß nicht, wie ich Dich ernähren soll, denn ich habe schon Genug zu thun, um nur allein durchzukommen.« – »Es ist mir ganz einerlei, wie gut, oder wie schlecht Du es hast,« sagte die Prinzessinn: »nimm mich bloß mit Dir, denn bleibe ich hier noch länger, so nimmt mein Vater mir gewiß das Leben.« Da nahm denn der Bettler sie und das Kind mit sich; aber sie hatten einen sehr weiten Weg, und der Prinzessinn kam das Gehen außerordentlich sauer an. Als sie nun aus dem Reich ihres Vaters in ein andres Land kamen, fragte die Prinzessinn den Bettler: »Wem gehört dieses Reich?« —

»O, das gehört Hakon Borkenbart,« sagte der Bettler.

»So!« sagte die Prinzessinn: »ja, ich hätte ihn nehmen sollen, dann hätt' ich nicht nöthig gehabt, nun als ein Bettlermädchen hier zu gehen.«

Und so oft sie zu einem schönen Schloß, oder Wald, oder Gehöft kamen, fragte die Prinzessinn immer: »Wem gehört das?« – »O, das gehört Hakon Borkenbart,« sagte dann der Bettler immer. Und die Prinzessinn weinte und jammerte beständig, daß sie nicht ihn genommen hatte; aber nun war es zu spät. Endlich kamen sie zu einer kleinen Hütte, die lag dicht an einem Walde, und das, sagte der Bettler, wäre seine Wohnung. Von der Hütte aus konnte man in der Ferne das Königsschloß sehen, und da, sagte der Bettler, wolle er sich Arbeit suchen, denn er wäre da schon bekannt; und nun ging er jeden Tag nach dem Schloß und hau'te Holz und trug dem Koch das Wasser zu, wie er sagte, und wenn er dann des Abends zu Hause kam, brachte er immer ein wenig Essen mit, aber das reichte nicht sehr weit.

Eines Abends, als er vom Schloß zurückkam, sagte er: »Morgen werde ich zu Hause bleiben und das Kind warten, Du aber musst nach dem Schloß gehen; denn der Prinz hat gesagt, Du solltest mit beim Backen helfen.« —

»Ach, wie soll ich wohl beim Backen helfen?« sagte die Königstochter: »das verstehe ich nicht, denn das hab' ich in meinem Leben noch nicht gethan.« —

»Du musst aber doch hingehen,« sagte Hakon Borkenbart: »weil der Prinz es so befohlen hat. Kannst Du auch nicht backen, so kannst Du es ja lernen; Du musst nur gut zusehen, wie die Andern es machen, und wenn Du weggehst, dann nimm heimlich ein paar Brode mit.« —

»Nein, stehlen kann ich nicht,« sagte die Königstochter.

»Du musst es lernen,« sagte Hakon Borkenbart: »denn Du weißt wohl, wir haben es nur knapp; nimm Dich aber ja vor dem Prinzen in Acht, denn der hat seine Augen überall.«

Als sie gegangen war, lief Hakon einen Richtweg, so daß er noch lange vor ihr auf dem Schloß ankam; dort warf er seine Lumpen und seinen Moosbart ab und zog wieder seine Prinzenkleider an.

Die Königstochter half nun mit beim Backen, und als sie fertig war, that sie, wie Hakon ihr gesagt hatte, und steckte sich alle Taschen voll Brode. Als sie aber am Abend nach Hause gehen wollte, sagte der Prinz:

»Dieses Weib kennen wir nicht so recht; daher ist's am besten, wir sehen nach, ob sie nicht Etwas genommen hat.«

Damit untersuchte er alle ihre Taschen, und als er darauf die Brode fand, ward er entsetzlich böse und hielt furchtbar Haus. Die Königstochter weinte und fleh'te und sagte: »Mein Mann hatte es mir geheißen; da musst' ich es denn wohl thun.« —

»Ja, es sollte Dir schlimm gehen,« sagte der Prinz »aber um Deines Mannes willen mag es Dir vergeben sein.«

Als sie gegangen war, warf Hakon schnell seine Prinzenkleider ab, zog wieder seinen ledernen Rock an und klebte sich auch wieder den Moosbart ins Gesicht, und eh' sie noch in der Hütte ankam, war er schon da und wartete das Kind. »Ja, Du hast mich verleitet, Etwas zu thun, das mich gereu't,« sagte sie: »es war das erste Mal, daß ich gestohlen habe, aber es soll auch das letzte Mal sein,« und damit erzählte sie ihm, wie es ihr ergangen war, und Was der Prinz gesagt hatte.

Einige Tage darnach, als Hakon am Abend wieder vom Schloß zurückkam, sagte er: »Morgen werde ich zu Hause bleiben und das Kind warten, denn Du sollst wieder auf das Schloß und beim Schlachten und Wurstmachen helfen.« —

»Ach, wie soll ich wohl Wurst machen?« sagte die Königstochter: »das versteh' ich nicht; essen kann ich wohl die Wurst, aber gemacht hab' ich sie noch nie.«

Hakon aber sagte, sie müsse durchaus hin, weil der Prinz es so befohlen hätte; sie sollte nur gut Acht geben, wie die Andern es machten, sagte er, und wenn sie wegginge, sollte sie heimlich ein paar Würste mitnehmen. »Nein, stehlen kann ich nicht wieder,« sagte sie: »denn Du weißt wohl, wie es mir das letzte Mal ging.« – »Du musst es lernen,« sagte Hakon: »es ist nicht gesagt, daß es allemal schlecht geht.« Als sie gegangen war, lief Hakon Borkenbart den Richtweg und kam noch lange vor ihr auf dem Schloß an; dort warf er schnell seinen ledernen Rock und seinen Moosbart ab, und als sie in der Küche ankam, stand er schon da in seinen Prinzenkleidern. Die Königstochter half nun mit beim Schlachten und Wurstmachen, und als sie damit fertig war, that sie, wie Hakon ihr gesagt hatte, und stopfte sich alle Taschen voll Würste. Wie sie aber am Abend nach Hause gehen wollte, sagte der Prinz:

»Dieses Bettlerweib machte neulich lange Finger; darum ist's am besten, wir sehen nach, ob sie nicht wieder Etwas stipitzt hat,« und damit fing er an, alle ihre Taschen zu untersuchen. Wie er nun die Würste fand, ward er gewaltig böse, hielt eine entsetzliche Wirthschaft und droh'te ihr, er wolle sie zu dem Dorfrichter schicken.

»Ach Gott, nein! lasst mich nur gehen!« sagte sie: »denn mein Mann hatte es mir geheißen,« und weinte und jammerte ganz gewaltig.

»Es sollte Dir eigentlich schlimm gehen,« sagte Hakon Borkenbart: »aber um Deines Mannes willen mag es Dir vergeben sein.«

Als sie gegangen war, warf der Prinz schnell seine Kleider ab und hüllte sich wieder in seine Lumpen, lief dann den Richtweg, und als sie nach Hause kam, war Hakon schon in der Hütte. Sie erzählte ihm, wie es ihr gegangen war und gelobte hoch und theuer, es solle das letzte Mal sein, daß sie gestohlen hätte.

Einige Zeit darnach, als Hakon eines Abends wieder vom Schloß zurückkehrte, sagte er; »Nun will der Prinz Hochzeit halten; aber die Braut ist krank geworden, so daß der Schneider ihr nicht das Maß zu dem Brautkleid nehmen kann; und darum will der Prinz, daß Du auf's Schloß kommst und Dir statt seiner Braut das Maß nehmen lässest, denn er sagt, Du gleichest ihr im Wuchs und in Allem. Wenn man Dir aber das Maß genommen hat, so geh nicht gleich fort, sondern gieb Acht, wie der Schneider das Zeug zuschneidet, und dann stipitze heimlich die größten Stücke und bring' sie mit zu einer Pickelhaube für mich.« —

»Nein, stehlen kann ich nicht,« sagte sie: »Du weißt wohl, wie es mir das letzte Mal ging.« – »Du musst es lernen,« sagte er: »es ist nicht gesagt, daß es immer schlecht abläuft.«

Sie meinte zwar, es wäre ein schlimmes Ding, aber that doch, wie er ihr gesagt hatte, stipitzte einige von den größten Stücken und steckte sie in die Tasche. Als sie gehen wollte, sagte der Prinz: »Wir müssen doch nachsehen, ob das Weib auch nicht diesmal wieder lange Finger gemacht hat,« und damit untersuchte er alle ihre Taschen, und wie er nun die gestohlenen Sachen fand, ward er so zornig und machte einen solchen Lärm, daß es gar nicht zu sagen ist. Die Königstochter weinte und bat und sagte: »Ach, mein Mann hatte es mir geheißen; darum mußte ich es wohl thun.« —

»Ja, es sollte Dir schlecht gehen, aber um Deines Mannes willen mag es Dir vergeben sein,« sagte Hakon Borkenbart; und nun ging es wieder eben so, wie die vorigen Male: als die Königstochter nach der Hütte kam, war Hakon Borkenbart schon wieder da. »Ach, Gott steh mir bei!« sagte sie: »ich werde doch zuletzt noch unglücklich um Deinetwillen; denn Du willst mich immer zu Dem haben, was nicht taugt. Der Prinz war diesmal so bitterböse, daß er mir mit dem Dorfrichter und dem Zuchthaus droh'te.«

Einige Zeit darnach sagte Hakon, als er abends vom Schloß zurückkam. »Nun will der Prinz, daß Du auf's Schloß kommen und die Braut vorstellen sollst, denn die rechte Braut ist noch immer krank und bettlägerig; aber Hochzeit will der Prinz nun einmal halten, und er sagt, Du gleichest seiner Braut so sehr, daß Keiner Euch von einander unterscheiden könne. Halt Dich also bereit, morgen aufs Schloß zu gehen.« —

»Ich glaube, Ihr habt beide Euern Verstand verloren, sowohl Du, als der Prinz,« sagte sie: »Sehe ich denn darnach aus, daß ich eine Braut vorstellen kann? Kein Bettlerweib kann ja ärger aussehen, als ich.« —

»Einerlei! der Prinz will es aber einmal so haben,« versetzte Hakon Borkenbart, und es war nun kein anderer Rath, sie mußte fort, und als sie aufs Schloß kam, wurde sie so aufgeputzt und herausstaffirt, daß keine Prinzessinn stattlicher aussehen konnte. Darauf gingen sie zur Kirche, und sie stellte die Braut vor, und als sie zurückkamen, gab es Musik und Tanz und lauter Lustbarkeit auf dem Schloß. Wie aber die Königstochter mit dem Prinzen im besten Tanzen war, sah sie einen hellen Schein durch das Fenster, und wie sie hinblickte, da stand die Hütte in Feuer und Flammen.

»Ach! die Hütte! und der Bettler! und mein Kind!« rief sie und sank beinahe in Ohnmacht.

»Hier ist der Bettler! und da ist Dein Kind!« sagte Hakon Borkenbart: »und laß dann die Hütte zum Teufel sein!« Da erkannte die Königstochter ihn wieder, und nun ging erst die rechte Lust an. Nachher aber habe ich Nichts weiter von ihnen gehört.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
27 haziran 2017
Hacim:
180 s. 1 illüstrasyon
Tercüman:
Bresemann Friederich
Telif hakkı:
Public Domain