Kitabı oku: «Die Gespenstersonate»
Personen
Der Greis, Direktor Hummel
Der Student, Arkenholz
Das Milchmädchen (Vision)
Die Pförtnersfrau
Der Pförtner
Der Tote, Konsul
Die dunkle Dame, die Tochter des Toten und der Pförtnersfrau
Der Oberst
Die Mumie, die Frau des Obersten
Seine Tochter, ist die Tochter des Greises
Der Vornehme, Baron Skanskorg genannt, verlobt mit der Tochter der Pförtnersfrau
Johansson, Diener bei Hummel
Bengtsson, Diener beim Obersten
Die Braut, Hummels ehemalige Braut, eine weißhaarige Greisin
Die Köchin beim Obersten
(Spök-Sonaten)
Erdgeschoß und erstes Stockwerk der Vorderseite eines modernen Hauses, aber nur die Ecke des Hauses, die im Erdgeschoß mit einem runden Salon abschließt, im ersten Stockwerk mit einem Balkon und einer Flaggenstange.
Durch das offene Fenster sieht man, wenn der Vorhang aufgeht, die weiße Marmorstatue einer jungen Frau, von Palmen umgeben, hell beleuchtet von Sonnenstrahlen. Im Fenster links sieht man Hyazinthen in Töpfen, blaue, weiße, rosa.
Auf dem Geländer in der Ecke des Balkons, eine Treppe hoch, eine blauseidene Bettdecke und zwei weiße Kissen. Die Fenster links sind mit weißen Bettüchern verhängt. Es ist ein heller Sonntagmorgen.
Im Vordergrund vor dem Hause steht eine grüne Bank. Rechts im Vordergrund ein Springbrunnen, links eine Anschlagsäule. Im Hintergrund links die Haustür, durch die der Treppenaufgang sichtbar ist, die Stufen aus weißem Marmor, das Geländer aus Mahagoni mit Messing; zu beiden Seiten der Haustür, auf dem Bürgersteig, stehen Lorbeerbäume in Kübeln.
Die Ecke mit dem runden Salon liegt an einer Seitenstraße, die in den Hintergrund hineingehend gedacht ist.
Links von der Haustür im Erdgeschoß ein Fenster mit Straßenspiegel.
Wenn der Vorhang aufgeht, ertönt aus der Ferne das Glockengeläute von mehreren Kirchen.
Die Flügeltür zur Vorderseite des Hauses ist geöffnet, eine dunkelgekleidete weibliche Gestalt steht regungslos auf der Treppe.
Die Pförtnersfrau scheuert den Vorplatz, dann putzt sie das Messing an der Haustür, begießt darauf die Lorbeern.
In einem Rollstuhl neben der Anschlagsäule sitzt der Greis und liest die Zeitung. Er hat weißes Haar, einen weißen Bart und trägt eine Brille.
Das Milchmädchen von rechts mit Flaschen in einem Drahtkorb; sie ist sommerlich gekleidet mit braunen Schuhen, schwarzen Strümpfen und weißem Barett; nimmt das Barett ab und hängt es am Springbrunnen auf, trocknet den Schweiß von der Stirn, tut einen Trunk aus der Schöpfkelle, wäscht sich die Hände, ordnet ihr Haar, spiegelt sich im Wasser.
Man hört eine Dampferglocke läuten, und die Bässe der Orgel in einer nahe gelegenen Kirche dringen hin und wieder durch die Stille.
Nachdem ein paar Minuten Schweigen geherrscht und das Mädchen ihre Toilette beendet hat, kommt der Student von links, übernächtig, unrasiert. Er geht geradeswegs auf den Springbrunnen zu.
Pause.
DER STUDENT. Kann ich die Schöpfkelle bekommen?
DAS MÄDCHEN zieht die Schöpfkelle zu sich heran.
DER STUDENT. Bist du nicht bald fertig?
DAS MÄDCHEN sieht ihn voller Grauen an.
DER GREIS vor sich hin. Mit wem spricht er eigentlich? – Ich sehe niemand! – Ist er verrückt? Betrachtet die beiden fortdauernd mit größtem Erstaunen.
DER STUDENT. Wonach siehst du? Sehe ich so sonderbar aus? – Ja, ich hab über Nacht nicht geschlafen, und du glaubst natürlich, ich bin auf dem Bummel gewesen …
DAS MÄDCHEN wie oben.
DER STUDENT. Hab Punsch getrunken, was? – Rieche ich nach Punsch?
DAS MÄDCHEN wie oben.
DER STUDENT. Ich bin unrasiert, das weiß ich … Gib mir einen Trunk Wasser, Mädchen, denn ich verdiene es! Pause. Nun! da muß ich wohl erzählen, daß ich diese ganze Nacht Verwundete verbunden und bei Kranken gewacht habe; ich war nämlich bei dem Hauseinsturz gestern abend … Jetzt weißt du es!
DAS MÄDCHEN spült die Schöpfkelle und reicht ihm einen Trunk.
DER STUDENT. Danke!
DAS MÄDCHEN regungslos.
DER STUDENT langsam. Willst du mir einen großen Gefallen tun? Pause. Die Sache ist die, daß meine Augen entzündet sind, wie du siehst, aber meine Hände haben Verwundete und Leichen berührt; ich kann daher nicht ohne Gefahr an meine Augen kommen … Willst du nun mein reines Taschentuch nehmen, es in frischem Wasser anfeuchten und meine armen Augen baden? – Willst du das? – Willst du die barmherzige Samariterin sein?
DAS MÄDCHEN zögert, tut aber, wie er begehrt.
DER STUDENT. Danke, mein Kind! Zieht sein Portemonnaie heraus.
DAS MÄDCHEN macht eine abweisende Bewegung.
DER STUDENT. Verzeih mir meine Gedankenlosigkeit, aber ich bin nur halbwach …
DER GREIS zu dem Studenten. Entschuldigen Sie, daß ich Sie anrede, aber ich hörte, daß Sie bei dem Unglücksfall gestern abend zugegen waren … Ich sitze hier gerade und lese in der Zeitung davon …
DER STUDENT. Steht das schon da?
DER GREIS. Ja, alles; und Ihr Bild ist auch da, aber man bedauert, daß man den Namen des tüchtigen Studenten nicht erfuhr …
DER STUDENT guckt in die Zeitung. So? Ja, das bin ich! Na!
DER GREIS. Mit wem sprachen Sie vorhin?
DER STUDENT. Sahen Sie das nicht?
Pause.
DER GREIS. Ist es unbescheiden – wenn ich bitte – Ihren werten Namen – erfahren zu dürfen?
DER STUDENT. Zu welchem Zweck? Ich bin nicht für die Öffentlichkeit – wird einem Lob zuteil, so ist der Tadel auch gleich da – die Kunst, schlecht zu machen, ist zu einem solchen Grade entwickelt – übrigens, ich begehre keinen Lohn …
DER GREIS. Vielleicht vermögend?
DER STUDENT. Ganz und gar nicht … Im Gegenteil! Ich bin blutarm.
DER GREIS. Hören Sie einmal … es ist mir, als hätte ich die Stimme schon einmal gehört … ich hatte einen Jugendfreund, der nicht Fenster sagen konnte, sondern immer Finster sagte – mir ist nur ein Mensch mit dieser Aussprache vorgekommen, und das war er; der zweite sind Sie – ist es möglich, daß Sie ein Verwandter von Großhändler Arkenholz sind?
DER STUDENT. Er war mein Vater.
DER GREIS. Wunderlich sind die Wege des Schicksals … ich habe Sie als kleines Kind unter sehr schwierigen Verhältnissen gesehen …
DER STUDENT. Freilich, ich bin wohl mitten in einem Bankrott zur Welt gekommen …
DER GREIS. Das stimmt.
DER STUDENT. Dürfte ich um Ihren Namen bitten?
DER GREIS. Ich bin Direktor Hummel.
DER STUDENT. Sind Sie … Da entsinne ich mich …
DER GREIS. Sie haben meinen Namen oft in Ihrer Familie nennen hören?
DER STUDENT. Ja.
DER GREIS. Und vielleicht mit einem gewissen Unwillen nennen hören?
DER STUDENT schweigt.
DER GREIS. Ja, das kann ich mir denken! – Man sagte wohl, ich hätte Ihren Vater ruiniert? – Alle, die sich durch dumme Spekulationen ruinieren, glauben sich von dem ruiniert, den sie nicht haben übervorteilen können. Pause. Es verhält sich indessen so, daß Ihr Vater mich um 17000 Kronen brachte, die damals meine ganzen Ersparnisse ausmachten.
DER STUDENT. Es ist sonderbar, wie Geschichten auf zwei ganz verschiedene Weisen erzählt werden können.
DER GREIS. Sie glauben doch nicht, daß ich die Unwahrheit rede?
DER STUDENT. Was soll ich glauben? Mein Vater log nicht!
DER GREIS. Das ist so wahr! Ein Vater lügt nie … aber ich bin auch Vater … folglich …
DER STUDENT. Wo wollen Sie hinaus?
DER GREIS. Ich errettete Ihren Vater aus dem Elend, und er belohnte mich mit dem ganzen entsetzlichen Haß der Dankesschuld … er lehrte seine Familie, mich zu hassen.
DER STUDENT. Vielleicht trieben Sie ihn zur Undankbarkeit, indem Sie die Hilfe mit unnötigen Demütigungen vergifteten.
DER GREIS. Jegliche Hilfe ist Demütigung, mein Herr!
DER STUDENT. Was verlangen Sie von mir?
DER GREIS. Ich fordere kein Geld; wenn Sie mir aber kleine Dienste leisten wollen, so bin ich wohl bezahlt. Sie sehen mich als Krüppel; einige sagen, es sei mein eigener Fehler, andere schieben die Schuld auf meine Eltern. Ich möchte glauben, daß es das Leben selbst mit seiner Hinterlist ist, denn weicht man der einen Falle aus, so geht man geradeswegs in die andere hinein. Indessen, ich kann keine Treppen laufen, nicht an Türglocken klingeln, deswegen sage ich: helfen Sie mir!
DER STUDENT. Was kann ich tun?
DER GREIS. Erstens: schieben Sie meinen Stuhl so, daß ich die Anschlagzettel lesen kann; ich will sehen, was heute abend gespielt wird.
DER STUDENT schiebt den Rollstuhl. Haben Sie keinen Diener bei sich?
DER GREIS. Freilich, aber er macht eine Besorgung … kommt gleich zurück … Ist der Herr Mediziner?
DER STUDENT: Nein, ich studiere Sprachen, weiß übrigens nicht, was ich werden soll …
DER GREIS. Hahaha! – Können Sie Mathematik?
DER STUDENT. Ja, so ziemlich.
DER GREIS. Das ist gut! – Möchten Sie vielleicht eine Anstellung haben?
DER STUDENT. Ja, warum nicht?
DER GREIS liest die Anschlagzettel. Die Walküre wird als Nachmittagsvorstellung gegeben … Dann ist der Oberst mit der Tochter da, und da er immer am äußersten Ende der sechsten Reihe sitzt, so setze ich Sie daneben … Wollen Sie in den Telephonkiosk dort gehen und eine Karte auf der sechsten Bank, Nummer 82 bestellen?
DER STUDENT. Soll ich heute mittag in die Oper gehen?
DER GREIS. Ja, und Sie sollen mir gehorchen, dann wird es Ihnen wohl ergehen! Ich will, daß Sie glücklich, reich und geehrt werden; Ihr Debüt gestern als der mutige Retter macht Sie morgen berühmt, und da ist Ihr Name viel wert.
DER STUDENT geht nach dem Telephonkiosk. Das ist ja ein lustiges Abenteuer …
DER GREIS. Sind Sie Sportsmann?
DER STUDENT. Ja, das war mein Unglück …
DER GREIS. Dann soll es sich in Glück verwandeln! – Telephonieren Sie jetzt! Er liest seine Zeitung.
Die dunkelgekleidete Dame ist auf den Bürgersteig hinausgetreten und spricht mit der Pförtnersfrau; der Greis lauscht, aber das Publikum hört nichts.
DER STUDENT kommt zurück.
DER GREIS. Ist die Sache klar?
DER STUDENT. Es ist besorgt.
DER GREIS. Sehen Sie das Haus da?
DER STUDENT. Ich habe es betrachtet … ich ging hier gestern vorüber, als die Sonne in die Fenster schien – und indem ich mir all die Schönheit und den Luxus vorstellte, die da drinnen herrschen – sagte ich zu meinem Kameraden: Wer jetzt eine Wohnung dort hätte, vier Treppen hoch, eine schöne junge Frau, zwei liebe kleine Kinder und 20000 Kronen Zinsen …
DER GREIS. Haben Sie das gesagt? Haben Sie das gesagt? Sehen Sie! auch ich liebe das Haus …
DER STUDENT. Spekulieren Sie in Häusern?
DER GREIS. Hm – ja! Aber nicht auf die Weise, wie Sie meinen …
DER STUDENT. Kennen Sie die Leute, die dort wohnen?
DER GREIS. Alle. In meinem Alter kennt man alle Menschen, ihre Väter und Vorfahren, und man ist immer auf irgendeine Weise mit ihnen verwandt – ich bin kürzlich achtzig Jahre alt geworden – aber niemand kennt mich richtig – ich interessiere mich für die Schicksale der Menschen …
Das Rouleau im runden Salon wird in die Höhe gezogen: man sieht den Obersten drinnen in Zivil; nachdem er nach dem Thermometer gesehen, geht er in das Zimmer zurück und bleibt vor der Marmorstatue stehen.
DER GREIS. Sehen Sie, da ist der Oberst, neben dem Sie heute mittag sitzen sollen …
DER STUDENT. Ist das – der Oberst? Ich begreife nichts von dem Ganzen, aber es ist wie ein Märchen …
DER GREIS. Mein ganzes Leben ist wie ein Märchenbuch, mein Herr; aber obwohl die Märchen verschieden sind, so hängen sie durch einen Faden zusammen, und das Leitmotiv kehrt regelmäßig wieder.
DER STUDENT. Wer ist die Marmorstatue da drinnen?
DER GREIS. Das ist natürlich seine Frau …
DER STUDENT. War sie denn so liebenswert?
DER GREIS. Hm – ja! Freilich.
DER STUDENT. Erklären Sie sich!
DER GREIS. Wir vermögen nicht über einen Menschen zu urteilen, liebes Kind! – Und wenn ich Ihnen nun erzähle, daß sie von ihm ging, daß er sie schlug, daß sie wiederkam, sich nochmals mit ihm verheiratete, und daß sie jetzt da drinnen als Mumie sitzt und ihre eigene Statue anbetet, so glauben Sie, daß ich verrückt bin …
DER STUDENT. Das verstehe ich nicht!
DER GREIS. Das kann ich mir denken! – Dann ist da das Hyazinthenfenster. Da wohnt seine Tochter … sie macht einen Spazierritt, aber sie kommt gleich nach Hause …