Kitabı oku: «Frag nicht warum», sayfa 2
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Sie erwachte davon, dass ihr kühl wurde. Gerade noch war sie lachend und barfuss über eine grüne Wiese mit vielen Blumen gelaufen. Der Wind hatte ihr zu kurzes Kleidchen angehoben …, da schlug sie die Augen auf. Es war schon hell im Zimmer. Ihre Bettdecke war zurückgeschlagen und Erich saß auf der Bettkante, sie ungeniert betrachtend. Im ersten Moment wollte sie aufspringen und schreien. Ihre gestrigen Gedanken waren vom Tageslicht wie weggescheucht. Aber sie blieb wie erstarrt liegen und brachte es nicht einmal fertig, den Mund zu öffnen. Gerade als ihre Lebensgeister zurückgekehrt waren und sie protestieren wollte, küsste er sie und legte dabei seine Hand auf ihren nackten Bauch, den das Babydoll freigegeben hatte. Das machte sie erneut sprachlos. Sie beschloss zu schreien, sobald sich die Hand bewegen würde. Aber sie lag dort ganz ruhig. Dann richtete er sich auf und sah sie ernst, aber mit Wärme versprühenden Augen an. Wie sollte sie ihm da böse sein.
„Guten Morgen“, du Langschläfer“, sagte er. „Es ist schon neun Uhr und die Sonne scheint wieder. Die frische Landluft bist du wohl nicht gewöhnt?“
Der Wein hat auch seinen Anteil gehabt, dachte sie und erwiderte: „Guten Morgen. Darf ich mich jetzt anziehen?“ Ihr Blick eilte den Körper hinab als sie sich aufrichtete, aber sie konnte beruhigt feststellen, dass ihr Nachtgewand nur kaum durchsichtig war.
„Natürlich darfst du“, war seine Antwort, aber er machte keine Anstalten, wegzugehen. Gudrun überlegte, ob sie jetzt energischer werden musste, aber sie überlegte zu lange. Jetzt passte es nicht mehr. So rollte sie sich einfach zur anderen Seite, schnappte ihre Sachen und verschwand im Badezimmer. Dann musste sie eben das Gleiche wie gestern anziehen. Da die Türen sich nicht versperren ließen, traute sie sich nicht, sich richtig zu waschen oder gar zu duschen. Auch hier hätte er ja jederzeit hereinkommen können. Nur die separate Toilette hatte von innen einen Riegel. Sie hielt sich dort länger als nötig auf und ärgerte sich, dass sie den Lauf der Dinge so gar nicht in ihre Hände nehmen konnte. So wie sie es bei Olaf Frederic junior gewohnt war. Der verließ sich völlig auf sie. Manchmal hatte sie das Gefühl, dass sie eigentlich den Laden allein schmiss. Auf dieser Burg jedoch wurde alles von einer anderen Hand gelenkt und dagegen kam sie sich völlig hilflos vor. Zu ihrer Überraschung war es kein unangenehmes Gefühl.
Hastig zog sie sich in dem engen Badezimmer an, immer auf ein Geräusch von draußen lauschend und die Tür im Auge behaltend. Durch Sauna und Ankleideraum ging sie dann zurück in ihr Schlafzimmer. Es war leer. Wieder das Gefühl einer befriedigten Enttäuschung. Das Fenster ging auf den Hof hinaus. Ein Garagentor war offen. Durch den Torbogen hindurch konnte sie sehen, dass das Haupttor geöffnet war. Von hier oben entdeckte sie auch, dass die Blumenbeete erotische Formen hatten. Rechts eine große weibliche Brust und links riesige Schamlippen mit der Tür zum Bootsanleger in der Mitte. Dazwischen war der runde Brunnen, den man sich als Bauchnabel vorstellen konnte. War sie im Begriff in eine Falle zu tappen? „Vorsicht“, sagte sie zu sich. Sie drehte sich um und eilte die Treppe hinunter.
Im Speiseraum goss Erich gerade den Kaffee ein. „Ich konnte nicht länger auf dich warten“, entschuldigte er sich, „ich frühstücke sonst viel früher.“ Er schob ihr einen der schön geschnitzten und lederbezogenen Stühle zurecht und setzte sich neben sie. „Brigitta und Karl sind noch nicht vom Markt zurück. Ich habe schon einen Mordshunger, deshalb musste ich dich auch wecken.“
Sie küsste ihn so hastig, dass sie beinahe den Kaffee umgeschüttet hätte und ihre Tasse jetzt in einem Fußbad stand. Sie hatte es ohne Überlegung getan und wunderte sich selbst über ihre Spontaneität. Der Gedanke an eine Falle war verflogen.
„Welch eine schöne Begrüßung. Das mit dem kleinen Malheur macht gar nichts, ich hole eine neue Untertasse.“ Erich ging zu dem Glaseckschrank und Gudrun bewunderte das geblümte Porzellan. Arm war man hier nicht. „Sind Karl und die Köchin eigentlich miteinander verheiratet?“, fragte sie lauernd.
„Nein, aber sie leben zusammen.“. Das beruhigte sie etwas. Keine Gefahr für sie.
„Sie sind auch keine Dienstboten in diesem Haus“, fügte er an. „Es sind quasi Freunde. Auch wenn sie mir die ganze Arbeit abnehmen und ich sie bezahle. Gestern haben wir dir nur eine kleine Komödie vorgespielt.“
Gudrun war etwas enttäuscht, kein herrschaftlicher Haushalt. Aber sein Lachen war mitreißend.
„Haben wir nicht gut gespielt?“, erkundigte er sich. „Brigitta sah doch mit ihrem Spitzenhäubchen und weißer Schürze richtig gut aus, oder?“
„Ja, aber für eine Köchin hatte sie die Bluse etwas zu weit geöffnet. Ich wurde gleich misstrauisch.“ Dabei dachte sie an die Mädchengalerie im oberen Gang.
„Hat es dich gestört?“, fragte er mit leichtem Stirnrunzeln.
„Oh nein“, antwortete sie schnell, „ich wunderte mich nur.“
Gemeinsam räumten sie das Frühstücksgeschirr in die Küche. Es war ein großer gekachelter Raum mit moderner Einrichtung und Geräten. In der Mitte stand ein rechteckiger Tisch, ebenfalls mit sechs Stühlen. Wie im Esszimmer, nur viel schlichter.
„Komm’, wir machen einen Rundgang“, lud Erich sie ein. Er zeigte ihr die anschließende Speisekammer, den Vorratsraum und den Hauswirtschaftsraum. Alles sehr praktisch. Von der Küche ging eine Tür direkt in den Hof. Ohne zu zögern betrat Erich die „Hausmeisterwohnung“ neben dem Tor. Auch hier alles unverschlossen. Gudrun kam sich etwas schlecht vor, hier einfach so einzudringen, aber Erich führte sie überall herum und fand nichts dabei. Es waren niedliche kleine Zimmer, alles ordentlich aufgeräumt. Über eine Wendeltreppe ging es nach oben zu einem Arbeitszimmer und dem Schlafraum mit viel schrägen Wänden. Auf dem lag Brigittas Wäsche. Wieder hatte sie das Gefühl, ein Eindringling zu sein.
Zurück im Hauptbau, dem „Palas“, führte er sie in dunkel-dumpfe Kellergewölbe, die Gudrun an Kerker und Folter denken ließ. Erich bestätige, dass hier früher schon mal Gefangene oder Straftäter eingesperrt waren. Die Eisenringe an den Wänden waren noch vorhanden. „Und wenn du nicht folgst, wirst du auch hier angekettet.“ Sie konnte sein Gesicht dabei nicht sehen, doch als sie fröstelnd sagte, sie würde immer ganz folgsam sein, schloss er sie lachend in seine Arme. „Ich werde dich daran erinnern“, flüsterte er ihr ins Ohr. Selbst das Flüstern hatte hier noch sein Echo. Sie war froh, dass sie wieder nach oben gingen.
Dann zeigte er ihr das sogenannte Musikzimmer, rechts hinter der Treppe. Es war ebenso groß wie das Esszimmer und genau so prachtvoll eingerichtet. Halbhohe Vertäfelung, goldrote Seidentapete, ein Klavier, Kamin aus Delfter Kacheln, zwei Sitzgruppen und ein enorm großer, reich geschnitzter Schrank. Die Vorhänge vor den tiefen Fensternischen aus rostrotem Samt. In der Ecke gegenüber der Tür war ein Durchbruch durch das dicke Mauerwerk des runden Turmes. Darin befand sich eine Bibliothek, voll mit Büchern bis unter die Decke und einer umlaufenden Lederbank. Licht kam aus fünf schmalen hohen Rundfenstern. „Das habe ich anlegen lassen“, sagte Erich, und man merkte seinen Stolz.
Schließlich führte er sie nach oben. Gegenüber dem Treppenaustritt war nach den Umbauarbeiten ein selbständiger Wohntrakt entstanden, der sich an Brigittas Räume anschloss. „Das ist vermietet“, erläuterte Erich. Er öffnete aber jeden Raum und ließ Gudrun hineinschauen. In ein unaufgeräumtes Schlafzimmer, einen Abstellraum, wo ein hoffnungsloses Durcheinender herrschte. „Künstler“ sagte Erich achselzuckend. „Hier wohnt ein englischer Maler mit seinem Modell. Die gehören ebenfalls zur großen Familie, sind aber im Moment verreist.“ In einem anderen Raum stand eine Staffelei und im letzten eine alte Couch, ein niedriger Tisch und zwei abgesessene Sessel.
5
Jetzt müsse er erst einmal etwas zu sich nehmen, sagte der Burgherr. Die Lauferei mache ihn hungrig und Brigitta sei inzwischen wohl mit dem Mittagessen fertig.
„Morgen werde ich ihr helfen“, sagte Gudrun ganz spontan und Erich meinte, darüber würde sie sich sicher freuen. Als sie in die Küche kamen, wendete Karl gerade die Steaks auf dem offenen Holzkohlengrill und Brigitta brutzelte Zwiebeln in einer Pfanne. Die Begrüßung war herzlich. Gemeinsam mit Erich deckte Gudrun den Tisch für vier Personen. Als alles bereit stand, band Brigitta ihre Schürze ab und heraus kam ein fesches Mädchen mit einer etwas zu weit geöffneten Bluse. Das, was darunter war, schien offensichtlich die Umhüllung sprengen zu wollen. Von Zeit zu Zeit musste Gudrun verstohlen hinschauen. Sie hatten viel Spaß zusammen und lachten gemeinsam über die gestrige Komödie. Danach bestand Gudrun darauf, in der Küche mit abzuwaschen, während die Männer plaudernd im Wege rumstanden. Wie gemütlich doch große Küchen sein konnten.
Im nu waren sie fertig und Gudrun schaute Erich fragend an.
„Ich zeige dir jetzt meine Arbeitshöhle“, sagte er und hakte sie unter.
„Oh fein!“, freute sie sich.
Hinter der Galerie im Obergeschoss war ein ebensolcher Zugang zum Rundturm wie unten. Drinnen war rechts ein Regal mit Büchern und Schreibkram, geradeaus eine Lederbank und linkerhand ein Riesenschreibtisch mit modernem Schwingsessel davor, alles der Turmrundung angepasst. Durch die Fensterschlitze, die in alle vier Himmelsrichtungen zeigten, konnte man weit ins Land hinein schauen.
„In solch einer Klause müssen doch deine Bücher ganz von allein entstehen“, neckte sie. Und deine erotischen Anregungen hast du dir sicher von den Mädchen aus der Galerie geholt. War da nicht auch Brigitta dabei?“
„Du bist zu neugierig“, war alles, was er sagte. Dabei zog er sie zu sich auf die Bank. Ihr wieder mal zu kurzes Kleid verschob sich dabei und sie wollte es richten, doch er hielt sie von hinten fest. Sie strampelte und wand sich, aber seine Hände umfassten nur umso fester ihre Brust. So kämpften sie eine Weile, sie mit nachlassendem Widerstand und er mit überlegenem Lachen. Eigentlich kämpfte sie nur, weil man es von ihr erwarten musste, bildete sie sich ein. Ein anständiges Mädchen gibt sich doch nicht schon am zweiten Tag hin.
Als sich schließlich alles Zappeln als nutzlos erwies und das Kleid schon die Strumpfbänder bloßlegte, ergab sie sich einer wohligen Schwäche und seinen tastenden Händen. Schließlich hatte sie das nicht schon erwartet, als sie seine Einladung annahm? Sie hatte den Gedanken zwar nie zu Ende gedacht, aber das war eben ihre Naivität, für die sie jetzt einzustehen bereit war. Während er ihr Kleid weiter nach oben schob, drehte sie ihm ihr Gesicht zu und schlang die Arme um seinen Hals.
Erich küsste sie und hob sie gleichzeitig hoch, um sie aus der Enge des Turmzimmers auf seine Couch in der Galerie zu tragen. Beim Absetzen streifte er ihr das Kleid ganz über den Kopf.
Gudrun hatte bisher nur ein Erlebnis mit einem Mann gehabt. Das war vor mehr als zwei Jahren gewesen und hatte bei ihr keinen großen Eindruck hinterlassen. Holger hieß er und hatte ihr lange in den Ohren gelegen, dass sie doch mal eine Nacht bei ihm zubringen solle. Einmal war sie weich geworden. Sie hatten sich Mut angetrunken, Banalitäten geredet und ihre Nervosität zu verbergen gesucht. Alles war dann ziemlich mechanisch gewesen, hastig, ohne wirkliche Leidenschaft. Hinterher hatte sie Schuldgefühle. Ihrer Mutter hatte sie gesagt, sie sei bei einer Freundin. Dabei war sie damals doch wirklich schon alt genug gewesen und hätte solche Lüge nicht nötig gehabt. Freilich, sie lebte noch immer bei der Mutter. Für ein eigenes Leben hatte sie keine Zeit, denn sie ging in ihrem Beruf auf.
Es war dann auch ziemlich schnell aus gewesen mit Holger. Es folgten nur unbedeutende Flirts mit Tanzbekanntschaften, die sie sich weit vom Körper halten konnte.
Jetzt war das alles anders. Sie hatte die richtige gelöste Stimmung, Erich war routiniert und selbstbewusst, sie wurde geführt und brauchte sich nur treiben zu lassen. Die ganze Atmosphäre auf der Burg schien vor Erotik zu knistern. Sie wusste selbst nicht warum. Ohne Widerstand ließ sie sich Stück für Stück entkleiden und genoss es, als er ihren ganzen Körper mit fordernden Küssen bedeckte. Nur die Strümpfe samt Halter hatte er angelassen, wodurch sie sich ihrer Nacktheit noch mehr bewusst wurde.
Als er sie nahm kam sie sofort, und auch danach schwamm sie weiter auf einer nie gekannten Ekstase davon. Sie schien sich völlig aufzulösen und kein anderer Gedanke außer Glück und Wollust schienen in ihr Platz zu haben.
Später, als sie wieder zu Atem gekommen war und den Mann an sich drückend ruhig dalag, hatte sie das Gefühl schon immer hier gelebt zu haben und ein Teil dieses Mannes und seiner Burg zu sein. Selbst als ihre umherschweifenden Blicke die Mädchenfotos an der Wand erfassten, berührte sie das wenig. Es war so, als wenn eine Burgfrau die Ahnengalerie ihres Mannes betrachtet. Frühere Besitzer, die keinen Einfluss mehr hatten.
Plötzlich wurde sie innerlich steif. Der Körper in ihren Armen schien zu schwer zu werden und sie musste tief Luft holen. Sie sah Brigittas Bild und ihr war, als hätte sie die ganze Zeit zugesehen. Und lächelte sie nicht spöttisch? Gudrun hatte das Gefühl, sie müsse aus dem Raum rennen. Brigitta war nicht Vergangenheit, sie war Fleisch und Blut. Je mehr sie hinschaute, und sie musste hinschauen, um so mehr schien das Bild Leben zu gewinnen. Brigitta hatte sie in ihrer schwächsten, aber auch schönsten Stunde gesehen. Bei diesem Gedanken musste sie lächeln. Sie drückte Erich, der zufrieden grunzte, fester an sich und schloss die Augen. Jetzt gehörte er ihr.
Sie hätte immerzu so liegen wollen. Schließlich setzte sich Erich auf, fuhr mit dem Finger über ihren Körper und meinte, es wäre schon Kaffeestunde.
„Weißt du, dass du mich schon früher gereizt hast? Du warst immer so korrekt, eigentlich unnahbar. Kannst du dich noch an die Geburtstagsfeier von Herrn Bonsels erinnern, die wir mit Likör und Kuchen in seinem Zimmer bei Frederic & Söhne gefeiert haben?“
Sie erinnerte sich, aber was hatte Bonsels damit zu tun, dass sie Erich gereizt hat?
„Wir saßen alle im Kreis und du mir gegenüber, in einem durchgeknöpften Kittelkleid. Oben pflegtest du zwei und unten einen Knopf offen zu lassen. Ich habe das damals als Aufforderung aufgefasst, beim Aufknöpfen fortzufahren. Und wie du mir so gegenüber gesessen hast, die Beine eng beieinander, wurde dir ein Glas gereicht und du musstest dich etwas nach hinten beugen. Dabei hast du unbewusst die Schenkel ein wenig geöffnet, nur ganz kurz, aber ich konnte selbst die Wölbung unter deinem Spitzenhöschen sehen. Damals hatte ich das Bedürfnis, dich auf den nächstbesten Tisch zu legen“.
Gudrun wollte sich nachträglich schämen, aber die Erkenntnis, dass sie nackt ausgebreitet vor ihm lag, hinderte sie daran. Trotzdem wurde sie ganz rot. Sie zog ihn zu sich herab und sagte: „Du scheinst immer das zu erreichen, was du dir in den Kopf gesetzt hast, selbst wenn es Jahre später und statt einem Tisch eine Couch wird.“
„Wer sagt denn, dass es nicht das nächste Mal ein Tisch ist“, flüsterte er, sich ganz auf sie legend. Sie wollte ihn schon wieder in sich spüren, sagte aber, mit nicht sehr überzeugender Stimme: „Vielleicht gibt es kein nächstes Mal. Man sollte nie zu sicher sein.“
„Du bist jetzt meine Gefangene“, wisperte er und sie war unfähig, wenigstens zum Schein dagegen zu protestieren. Sie wusste, dass er Recht hatte. Sie wehrte sich nicht einmal, als er sie unterhalb des linken Ohres kräftig in den Hals biss und sagte: „Und das ist mein Brandmal!“
6
Zum Kaffee waren sie im Wintergarten allein gewesen. Erich hatte das Tablett hereingebracht, alles aufgedeckt und lächelnd akzeptiert, dass sie gedankenverloren in einem Sessel kauerte und mit offenen Augen träumte. Erst ein Kuss von ihm auf die brennende Stelle am Hals brachte sie in die Wirklichkeit zurück. Eine Wirklichkeit, die wie ein Traum so schön war und nach Kaffee duftete. Brigitta konnte wunderbaren Kuchen backen und Gudrun langte kräftig zu.
Danach folgte sie ihm in sein Studio, denn sie wollte ihm beim Schreiben zusehen. Er stimmte nur unter der Bedingung zu, dass sie unter dem Kleid nichts als den Strumpfgürtel plus Strümpfe trug. Sie zögerte lediglich einen kurzen Moment. Beim Ausziehen sah er ihr zu, aber seine Hände berührten sie nicht, selbst als sie sich mit einem Kuss an ihn schmiegte. Dieser dauernde Wechsel von Galanterie, Zärtlichkeit, selbstverständlicher Besitzergreifung und scheinbarer Gleichgültigkeit war es, der sie so bedingungslos an ihn fesselte. Natürlich war sie sich dessen nicht bewusst, aber alles an ihr fieberte nach seiner Berührung.
Jetzt saß sie mit angezogenen Beinen, ihm ihr Profil bietend, in die Lederpolster gedrückt und beobachtete ihn, wie er Zeile um Zeile auf das Papier brachte. Ab und zu lächelte er zu ihr herüber. Sie lächelte zurück, wagte aber nicht, ihn zu stören. Zunächst, weil sie seine Gedanken nicht unterbrechen wollte und zum anderen, weil sie sich in ihrer unterwärtigen Nacktheit sehr unsicher vorkam, wie auf dem Präsentierteller. Er aber tat so, als merke er davon nichts.
Plötzlich drehte er in seinem Sessel zu ihr hin, und während er ihr ein eben verfasstes Gedicht vorlas, strichen seine Fingerspitzen von den Kniekehlen auf der Innenseite ihrer Schenkel aufwärts.
„Wenn ich meine Arme erhebe
streicheln sie deine Brust,
und wenn ich meine Lippen öffne
empfangen sie deinen Kuss.
Ich blicke in deine Augen
die in meinen versinken,
fern von der Wirklichkeit,
und doch sind sie ganz nahe.
Wenn ich gehe
führen meine Schritte zu dir hin,
und wenn ich träume
erfüllt dein Wesen meinen Raum.
Frag’ nicht warum
das Glück so schnell
im Nichts vergeht.
Ich bliebe die Antwort dir schuldig.“
Gudrun war nicht fähig, sich zu rühren. Ihre Augen weiteten sich, als seine Berührung sich auf ihre sensibelste Stelle konzentrierte, und mit einem Stöhnen sank sie zurück, als er mit dem Finger in sie eindrang.
Erst als er sie zögernd frei gab, konnte sie fragen: “Warum ist das schöne Gedicht denn am Ende so traurig?“
„Frag nicht warum“, war die Antwort. „Frag niemals warum!“
Dann stand er abrupt auf und reichte ihr die Hand um sie empor zu ziehen.
„Wir sollten jetzt beim Abendbrot herrichten helfen.“
„Aber ich kann doch nicht so, ich meine ohne was drunter, nach unten gehen.“
„Doch, kannst du. Komm’!“
Später, als alle vier am Tisch saßen, hatte sie das Gefühl, dass alle sehen mussten, dass sie nichts unter dem Kleid trug. Und jeder schien auf ihren Fleck am Hals zu starren. Sein „Brandmal“, der Abdruck der Zähne deutlich sichtbar. Wie meinte er das? Nummer zwölf in seiner Herde? Letzte Neuerwerbung? Das Brandzeichen zur Kennzeichnung seines Besitzes?
Sie war sich über ihre Gefühle in dieser Hinsicht nicht im Klaren, aber die waren nicht unangenehm. Nein, eigentlich nicht. Voll wohliger Schwäche.
Sie hatte sich kaum an den Tischgesprächen beteiligt und zuckte zusammen, als sie von Brigitta angesprochen wurde. Sie solle doch etwas von ihrem Leben erzählen. So berichtete sie vom Büroalltag und ihren ersten Eindrücken auf der Burg.
Man beschloss, sich in einer halben Stunde im Musikzimmer wieder zu sehen. Erich begleitete Gudrun nach oben. Als sie nach den Duschen, nur mit einem Handtuch bekleidet, durch den Ankleideraum kam, schreckte sie einen Moment zurück. Erich war auch da, der sich ein frisches Hemd heraussuchte. Schnell aber wurde ihr bewusst, dass es albern gewesen wäre, wenn sie seinetwegen zurückginge. Mit einem Lächeln wollte sie an ihm vorbeigehen.
„Warte“, rief er, „gib mir das Handtuch, bitte.“
Gudrun zögerte, aber einem inneren Zwang folgend, reichte sie es ihm. Er musterte sie von oben bis unten. Die Neuerwerbung wird inspiziert, dachte sie, unfähig sich zu rühren. Hilflos schloss sie die Augen.
„Du bist sehr hübsch“, war schließlich sein Kommentar. „Bitte komm’ ohne Unterwäsche, ja?“
Eigentlich wollte sie fragen warum, aber darauf würde er ja sowieso nicht antworten. So sagte sie nur: „Wie du willst“, und verschwand im Schlafzimmer. Innerlich stritt sie mit sich. Warum sollte sie ihm in allem nachgeben? Warum. Warum! Erst gestern war sie hier angekommen, als selbstbewusste, unabhängige junge Dame. Und was war sie jetzt? Sie trat vor den Spiegel. „Du bist sehr hübsch“, hatte er gesagt. Sie war schlank, hatte volle, goldgelbe Haare, einen ansehnlichen Busen, etwas zu viel Speck an Bauch und Hüften, dafür aber lange gerade Beine. Sie war dankbar dafür. Bisher hatte sie das alles nicht so beachtet, und anderen keine Gelegenheit dazu gegeben. Aber jetzt war sie plötzlich bereit, einem Mann alles zu geben. Sie band sich den Strumpfgürtel um. Und wenn er sie unterwärts nackt haben wollte, so würde sie es tun. Aber, sie lächelte in sich hinein, ein wenig würde sie ihn ärgern. Er hatte nicht gesagt, dass es ein kurzes Kleid sein müsse.
Sie holte sich den langen engen Rock und eine langärmlige, hochgeschlossene Bluse. Dann schminkte sie sich sehr sorgfältig, wählte das goldene Gliederarmband, den Rubinring mit passender Halskette, und steckte ihre Haare nach oben. Sie war mit sich zufrieden. Den Bissfleck, das „Brandmal“, hatte sie überpudert, aber dann doch wieder freigelegt. Sie brauchte sich dessen nicht zu schämen.
Als sie fertig war öffnete sie leise die Tür und spähte hinaus. Erich saß in der Galerie und las in einer Zeitschrift. Man sah ihm die Überraschung an, als er zu ihr aufblickte und ihr sofort entgegen kam.
„Hallo My Lady!“, sagte er mit einer leichten Verbeugung. „Sie sehen entzückend aus.“ Wenn er enttäuscht war, dass er nicht mehr von ihrem Körper sehen konnte, ließ er es sich nicht anmerken. Er ergriff ihre Hand zum Handkuss und schaute ganz hoheitsvoll. „Darf ich Sie zum Musikzimmer geleiten?“
„Ich bitte darum“, antwortete sie und reichte ihm ihren Arm. So schritten sie gravitätisch die große Wendeltreppe hinunter.
Karl traf sie unten in der Halle und machte erstaunte Augen, erfasste jedoch sofort die Situation. „Einen schönen guten Abend Herr Baron. Madam!“ Er vollführte eine tiefe Verbeugung in ihre Richtung. Gudrun reichte auch ihm die Hand zum Kuss und er hauchte auf ihre Fingerspitzen. Dann öffnete er die Tür und ließ sie eintreten.
Brigitta saß in der Ecke vor dem prasselnden Kaminfeuer, von der Sessellehne verdeckt. Gudrun hatte sie zunächst gar nicht gesehen, erst als sie Karl mit den Worten: „Eure Hoheit, darf ich Ihnen Komtess Brigitta vorstellen“ kam sie in ihr Blickfeld. Leicht irritiert bemerkte sie, dass Brigitta zu einem Faltenrock eine weiße, vollkommen durchsichtige Bluse trug. Und nichts darunter. Ihre erste Reaktion war Empörung, dachte sie doch, dass Erich das inszeniert habe und noch immer mit ihr turtelte. Vielleicht hatte sich diese feine Gesellschaft auch vorgenommen, sich auf ihre Kosten zu amüsieren, so als Zeitvertreib.
Sie beruhigte sich erst, als Karl sich zu Brigitta auf die Sessellehne setzte und alle über den Titelspaß lachten. Erich drückte sie in einen anderen Sessel, küsste sie von hinten und fragte in die Runde: „Was hören wir?“ Man einigte sich auf Grieg. Während sie der Musik von Peer Gynt lauschten und dabei dem Flammenspiel im Kamin zuschauten, saß Erich im Nebensessel und hielt ihre Hand. Gudrun war ziemlich glücklich.
Später hörten sie noch Dvorak und Chopin und tranken dazu einen trockenen Sherry. Ab und zu schaute Gudrun zu Brigitta, die ihre Bluse wie das Selbstverständlichste von der Welt trug, mehr zeigend als verhüllend. Und was sie zeigte konnte sich wirklich sehen lassen. Prall und fest waren die Globen, mit großen dunklen Vorhöfen.
Erich, der gerade eine Schallplatte umgedreht hatte - waren das die Polonäsen von Chopin? - berührte das erste Mal an diesem Abend etwas anderes als ihre Hand und ihren Hals. Er stand plötzlich hinter ihr und seine Hände glitten die Bluse hinab.
„Danke!“, flüsterte er ihr ins Ohr, als er sich überzeugt hatte, dass sie seinem Wunsche gefolgt war. Gudrun saß ganz steif und fühlte lauter Ameisen auf ihrer Haut.
„Kinder“, er wandte sich an Brigitta und Karl, ihre Brüste nicht loslassend, wollt ihr nicht mit Gudrun Brüderschaft trinken?“
Er füllte die Gläser erneut und sie küssten und umarmten sich gegenseitig. Endlich hatte der Zustand, dass sie die anderen nicht direkt anzusprechen traute, ein Ende.
Erich bestand darauf, dass sich auch Frauen bei der Brüderschaft auf den Mund küssen. Warum auch nicht. Gudrun spürte wie sich beim Kuss die Brüste Brigittas gegen die ihren drückten. Eine eigenartig schöne Empfindung. Jetzt fühlte sie sich zu einer gewachsenen Gemeinschaft gehörend, und nicht mehr als Fremde.
Sie saßen noch lange, lauschten der Musik, erzählten und Erich legte immer noch ein Scheit ins Feuer. Brigitta saß bald auf Karls Schoss und Erich kauerte zu Gudruns Füßen. Seine Hand schlüpfte unter ihren Rock, kabbelte aber nur bis zu den Knien. Trotzdem erregte sie das ungemein.
Doch dann wurde es ihnen zu kalt. Die letzte Glut zerfiel und man brach auf. Karl und Brigitta verabschiedeten sich und Erich ging mit Gudrun nach oben. Auf der Treppe hielt er sie an. Sie stand eine Stufe höher als er und seine Augen waren direkt vor ihren. Ohne den Blick abzuwenden begann er langsam ihre Bluse aufzuknöpfen. Sie hielt ganz still, die Augen weit geöffnet, und als sich seine Lippen um ihre Brustwarzen schlossen, sank sie ihm entgegen. Wie ein Kind nahm er sie auf den Arm und trug sie ins Schlafzimmer. Vorsichtig legte er sie auf das Bett und beugte sich erneut über ihre rosa Türmchen.
Diese Nacht blieb er bei ihr und sie schlief in seinen Armen ein, mit geöffneter Bluse und hochgeschobenem Rock. Sie waren nicht dazu gekommen, alles auszuziehen.
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