Sadece LitRes`te okuyun

Kitap dosya olarak indirilemez ancak uygulamamız üzerinden veya online olarak web sitemizden okunabilir.

Kitabı oku: «Reisen in die Felsengebirge Nordamerikas», sayfa 24

Yazı tipi:

Wir landeten auf dem linken Ufer und errichteten unser Lager unter schönen Cottonwood-Bäumen, die sich in einen Wald zusammendrängten. Wir befanden uns hier in geringer Entfernung von dem Punkt, an dem Lieutenant Beale mit der Kamelexpedition den Übergang über den Colorado bewerkstelligt hatte. »Captain Jack«, dem die Fahrt auf dem Dampfboot besonders zusagte und der hauptsächlich deshalb wohl in unserer Gesellschaft ausharrte, beschrieb uns ziemlich genau den Übergang der »großen, langhalsigen Pferde«, dem er von Anfang bis Ende beigewohnt hatte.

Später, als wir vom oberen Colorado zurückkehrten, schlossen wir uns am Beale’s Crossing mit unserem Maultiertrain zusammen, sandten von dort aus das Dampfboot nach Fort Yuma zurück und setzten auf dem Landweg unsere Forschungen in Richtung Norden und Nordwesten fort.

Eine Ausbesserung an der Maschine nahm fast den ganzen Vormittag des 17. Februar in Anspruch. Erst gegen halb zwölf Uhr waren wir reisefertig. José, der uns auch hier noch einmal aufgesucht hatte und der noch immer nicht seine Besorgnisse hinsichtlich des Mormonenkrieges unterdrücken konnte, nahm Abschied von uns, ebenso Kairook und »Captain Jack«; dafür gesellte sich Iretébas Freund Navarupe, ein ehrlicher, braver Mohave-Bursche, zu uns, der wegen seiner Gutmütigkeit und seiner Gefälligkeit bald der Liebling der ganzen Gesellschaft wurde.

Wir erreichten die Stelle, an welcher der Strom sich in zwei Arme zu teilen schien, und erkannten, daß das Wasser, das uns von Westen entgegenströmte, in heftigem Andrang tief in das linke Ufer hineingespült hatte und von dort zurückprallend die Täuschung verursachte. Nur auf einige Meilen noch behielten wir auf unserer linken Seite fruchtbare Talgründe; als dann der Strom wieder kurz gegen Norden bog, fuhren wir zwischen den traurigen Ufern hin, die von dem Steppenkies gebildet wurden. Menschen zeigten sich gar nicht mehr am Ufer, dafür aber erblickten wir hin und wieder Wölfe, die auf den Sandbänken nach dürftiger, vom Fluß angeschwemmter Nahrung umherspähten. Wie verwunderungsvoll schauten diese tückischen Bewohner der Wüste zu dem Dampfboot hinüber, bis eine bei ihnen einschlagende oder sie auch verwundende Kugel sie vom Gefahrvollen eines zu blinden Vertrauens belehrte und zur schleunigsten Flucht veranlaßte.

Die nackten Gebirge, welche uns in dem Maße, wie wir uns vorwärts bewegten, von allen Seiten näher rückten, blieben nunmehr wieder das einzige, dem wir unsere Aufmerksamkeit zuwenden konnten. Leider aber kamen wir immer nicht nahe genug, um ein sicheres Urteil über die geologische Formation derselben fällen zu können, wenn auch ihr Ursprung größtenteils vulkanischer Art zu sein schien und stellenweise Granitmassen nicht zu verkennen waren. Nach Zurücklegung von sieben Meilen landeten wir auf dem linken Ufer und befanden uns dort inmitten einer vegetationslosen Umgebung, in der wir kaum soviel Holz fanden, als zur Zubereitung unserer Speisen notwendig war. Ein Lager ohne lustig flackernde Feuer ist selbst in milder Jahreszeit nur wenig ansprechend. Wir alle fühlten dies an jenem Abend, und frühzeitig begaben wir uns zur Ruhe.

Am 18. Februar in der Früh waren wir schon unterwegs und verfolgten unsere alte Straße gegen Norden. Auf den ersten beiden Meilen war keine wesentliche Veränderung im Charakter der Landschaft bemerkbar; nur die Strömung, gegen die wir ankämpften, verstärkte sich mehr und mehr, und so näherten wir uns nur langsam der niederen Felskette, die sich quer über den Fluß zog. Mit Aufwendung ihrer ganzen Kräfte gelang es der »Explorer«, in das finstere Tor einzubiegen, aus dem der reißende Strom uns mit voller Gewalt entgegentobte.

Die Schlucht, die sich dort vor uns öffnete, konnte in keiner Beziehung mit dem Mohave-Cañon verglichen werden, doch war der Anblick derselben immer großartig, denn senkrecht erhoben sich die schwarzen Felswände aus den schäumenden Fluten bis zu einer Höhe von zweihundert Fuß und engten den Strom so sehr in das kurz gewundene Bett ein, daß es unseren Kapitän die größte Mühe kostete, das Fahrzeug zwischen den zahlreichen Klippen hindurchzulenken. Es war dies — die späteren Stromschnellen abgerechnet — eine der gefährlichsten Stellen des Flusses, der wir auf der ganzen Reise begegneten; denn dadurch, daß die Wassermassen auf die Felsen stürzten und in gewaltigem Andrang wieder abprallten, entstand ein unregelmäßiger, aber schmaler Kanal, in dem die Fluten im Zickzack mit verderbenbringender Geschwindigkeit dahineilten. Auf die Gefahr hin, von der Strömung an die Seitenwände geschleudert zu werden, mußte die »Explorer« den eben bezeichneten Kanal vielfach durchschneiden, doch unter der kundigen Hand des Kapitäns gelang das Wagstück jedesmal vollkommen, und es war eine Freude, zu beobachten, wie das schwerbeladene Fahrzeug mit voller Dampfkraft durch die schäumenden Wirbel hindurch- und an gefährlichen Klippen vorbeischnaubte, danach auf der anderen Seite in ruhigem Wasser, wie neue Kräfte sammelnd, fast ganz still lag und gleich darauf von neuem den Kampf mit dem aufgeregten Element begann. Eine Herde Gänse, die wir an der Mündung der Schlucht aufscheuchten, zeigte uns gleichsam den Weg; ebenso wie wir rasteten die Vögel auf ruhigem Wasser und eilten fliegend über den Kanal hinweg, dessen gefahrdeckende Wirbel durch die Schaufeln des Rades in weißen Schaum verwandelt wurden.

Trotz der romantischen Schönheit der hohen Ufer, die im höchsten Grad unsere Aufmerksamkeit fesselte, bedauerte doch keiner von uns, daß die Schlucht nicht länger war und die turmähnlichen Überreste der Kiesebene sehr bald das Ende derselben bezeichneten: Die vulkanischen Felsmassen verschwanden indessen keineswegs ganz, sondern auf eine weite Entfernung noch wechselten sie mit dem Kies ab und bildeten zuweilen auf beiden Seiten schroffe Ufer, welche dann mehrfach die bekannten pfeilerähnlichen Gebilde zur Schau trugen. Unter den letzteren war eines seiner Regelmäßigkeit wegen so hervorragend, daß wir ihm den Namen »Obelisk Mountain« gaben. Der Felsen hatte auch in der Tat, von Süden gesehen eine auffallende Ähnlichkeit mit einem solchen Denkmal, doch glaube ich, daß, wenn wir diesen Punkt zuerst von der Nordseite erblickt hätten, der Name »Turmfelsen« bezeichnender gewesen wäre, denn es gehörte nur ein geringer Grad von Phantasie dazu, den runden Pfeiler in einen Wachtturm mit halb geöffnetem Tor umzuwandeln.

Mit jeder Meile, die wir zurücklegten, erschienen beide Ufer trostloser und wüstenähnlicher; Lagen von Konglomerat, Haufen von Geröll und Berge von losem Kies wechselten mit Anhäufungen von Flugsand ab, und kein grünender Baum oder Strauch unterbrach die ewig gelbe Färbung des Stroms und seiner Einfassung. Weiter zurück haftete der Blick auf terrassenförmigen Abflachungen der hohen Kiesebene, und hinter diesen tauchten dann die blauen Gebirge auf, welche nach allen Richtungen hin den Horizont begrenzten. Westlich von uns reichte die Basis eines hohen granitischen Bergrückens bis an den Strom und bildete auf eine kurze Strecke das niedrige Ufer, auf dem beim Zurücktreten des Flusses nach einem hohen Wasserstand große Massen von Treibholz zurückgeblieben waren. Wir landeten dort, und während die Arbeiter und Soldaten Holz an Bord brachten, erstiegen einige von uns den Berg bis zu einer gewissen Höhe, von wo aus wir einen Teil des Flusses vor uns übersehen konnten.

Schon als das Geräusch der Maschinen verstummte, vernahmen wir ein dumpfes Brausen, das auf die Nähe von Stromschnellen deutete; von der Höhe erblickten wir eine ganze Reihe solcher Hindernisse, mit denen wir in nächster Zeit zu kämpfen hatten. Diese Schnellen folgten in Zwischenräumen von einer viertel bis zu einer halben Meile aufeinander und zeichneten sich aus der Ferne nur als braune Streifen aus, die über die ganze Breite des Stroms reichten. Die dunklere Färbung entstand lediglich aus dem Schatten, den die hohen, lehmfarbigen Wellen aufeinanderwarfen; und so harmlos diese sich auch von weitem ausnahmen, so verrieten doch wieder die feinen, glitzernden Schaumstreifen sowie das unheimliche Getöse, das deutlich an unser Ohr schlug, den Charakter dieser Erscheinungen.

Kapitän Robinson war zu der ersten Stromschnelle hingewandert, um sich mit der Beschaffenheit derselben vertraut zu machen und gleichsam seinen Angriffsplan zu entwerfen. Er kehrte mit zufriedener Miene zurück und sprach sich dahin aus, daß, wenn wir auf keine schwierigeren Hindernisse stoßen sollten, diese der Reise der »Explorer« noch lange kein Ziel stecken würden. Er gab darauf Anordnungen, das Feuer unter dem Dampfkessel soviel wie möglich zu verstärken, und als dann der eingepreßte Dampf aus jeder Fuge laut kreischend sich seinen Weg zu erweitern drohte, glitt das Boot langsam in die Mitte des Stroms und zog dann ebenso langsam aufwärts. Da die Maschinen vorläufig nur mit halber Kraft arbeiteten, häufte sich der Dampf natürlich immer mehr in dem Zylinder, und Mr. Carrol harrte nur auf das Zeichen, um die trägen Umwälzungen des Rades zu vervierfachen.

Die ersten Wellen brachen sich endlich am Bug der »Explorer«, und »Go ahead strong!« erschallte Robinsons Kommando. Die Dampfröhren öffneten sich vollständig und zitternd unter der heftigen Erschütterung stürzte sich das Boot wie mit einem Anlauf in die heftige Brandung. Es hob und senkte sich, als der furchtbare Andrang seinen Bug herumzuwerfen drohte, und schwankte, als die Bootsleute mittels langer Stangen dasselbe in der eingeschlagenen Richtung hielten; hoch auf spritzte der Schaum unter den toll arbeitenden Schaufeln des Rades, das seine Last nur noch kaum merklich von der Stelle schob. Es war ein prachtvolles Schauspiel, doch wurde der volle Genuß derselben geschwächt durch ein beängstigendes Gefühl, dessen man sich kaum zu erwehren imstande war bei dem Gedanken, daß eine einzige verborgene Klippe oder das Herumschwingen des Bootes die ganze Expedition auf eine traurige Weise unterbrechen konnte. Abgesehen davon, daß manche der des Schwimmens unkundigen Leute dort ihr Grab gefunden hätten, umgab uns eine solche Wildnis, daß uns nach Verlust der Lebensmittel und Equipage nur noch übriggeblieben wäre, uns den Eingeborenen auf Gnade oder Ungnade in die Arme zu werfen.

Der Fall des Wassers betrug ungefähr vier Fuß, die sich auf eine Strecke von zehn Fuß verteilten; der Fall an sich war also von keiner so großen Bedeutung und wurde nur dadurch gefährlich, daß das Wasser, von Felsblöcken eingeengt, sich auch noch über Geröll hinstürzte.

Letzteres lag indessen so tief, daß der Kiel des Bootes nicht mit ihm in Berührung kam, und so gelangten wir denn allmählich, ohne anzustoßen, bis in die Mitte der Schnelle. Dort nun schien es eine Zeitlang, als ob die Kraft des Wassers überwiegend sei, denn trotz des heftigen Arbeitens der Maschine bewegten wir uns nicht von der Stelle. Die trockensten Holzscheite wurden darauf hervorgesucht und in die prasselnde Glut des Ofens geschoben, so daß die wilden Flammen polternd durch die gewundenen Züge schlugen. Der Dampf vermehrte sich, langsam neigte sich die »Explorer« nach vorn, und als der Bug sich erst wieder auf dem oberen Wasserspiegel befand, stieg auch die Geschwindigkeit der Bewegung. Bald darauf schossen wir auf ruhiger Flut dahin und hatten somit die erste bedeutende Stromschnelle glücklich überwunden. Auch über die zweite gelangten wir noch an diesem Tag, doch wurden wir vor der dritten, welche die beiden ersten an Größe bedeutend übertraf, von dem Andrang des Wassers zurückgetrieben. Da es hier augenscheinlich noch anderer Vorkehrungen bedurfte, der Abend auch nicht mehr fern war, so verschob der Kapitän die erneuten Versuche auf den folgenden Tag und lenkte das Boot nach dem linken Ufer hinüber, wo es in ruhigem Wasser hinter einem Vorsprung sicher lag, während wir selbst uns weiter oberhalb eine passende Stelle zum nächtlichen Aufenthalt wählten. Die Reise des Tages betrug elf Meilen, und wir hatten den Punkt erreicht, vor dem das Dampfboot »Jessup« einige Wochen früher umgekehrt war. Eine von Geröll aufgebaute kleine Pyramide, aus deren Spitze ein Pfahl hervorragte, bezeichnete die Stelle, der wir den Namen »Jessup’s Halt« beilegten.

Daß wir alle das eifrigste Verlangen trugen, »Jessup’s Halt« so weit wie möglich hinter uns zurückzulassen, ist wohl leicht erklärlich, und ebendieser Wunsch trieb noch vor Beginn der Dämmerung die meisten von uns nach den nächsten Höhen hinauf, von wo aus wir den Fluß einige Meilen aufwärts übersehen konnten.

Leider waren die Aussichten, die sich uns dort oben eröffneten, nicht sehr tröstlicher Art, denn so weit der Fluß sichtbar war, traf das Auge immer auf neue Stromschnellen, die von jetzt ab eine schwierigere Reise androhten.

Kapitän Robinson, der den Fall des Wassers aufmerksam beobachtete, gleichsam studierte und seinen Plan danach entworfen hatte, begann in der Frühe des 19. Februar damit, daß er das Dampfboot mit der ganzen Mannschaft und Ladung nach dem rechten Ufer hinübersteuerte. Eine feste Sandbank, die sich zu seinen Zwecken eignete, hatte ihn dazu veranlaßt, und er ließ, sobald das Fahrzeug dicht unterhalb der Schnelle am Ufer lag, sogleich die ganze Fracht bis auf das Brennholz ausladen, wodurch das Boot über acht Zoll an Tiefgang verlor. Die größtmögliche Masse von Dampf wurde darauf erzeugt, die Mannschaft an ein langes Tau gespannt, das am Vorderteil des Bootes befestigt war; und nachdem sie auf diese Weise im Gleichgewicht gehalten wurde, glitt die »Explorer« in die schäumenden Strudel. Der Andrang der Wellen war furchtbar, doch schob der kleine Dampfer zu unserer größten Freude langsam vorwärts, und nach einem kurzen, aber harten Kampf erreichte er glücklich das ruhige Wasser oberhalb des Falles.

Es gewährte uns eine gewisse Beruhigung, sagen zu können, daß wir wirklich schon etwas weiter als die »Jessup« vorgedrungen seien; selbst unsere Leute äußerten ihre Freude darüber und legten doppelt rüstig Hand ans Werk, als es galt, die Fracht einige hundert Schritt am Fluß hinaufzutragen und danach wieder einzuladen.

Bei fortgesetzter Reise stießen wir kurz hintereinander auf drei Stromschnellen, von denen wir nur die beiden ersten ohne außergewöhnliche Vorkehrungen besiegten; vor der dritten wurden wir aber wieder gezwungen, das Fahrzeug zu erleichtern, denn obgleich der Andrang des fallenden Wassers von nicht unbedeutender Stärke war, so lag doch die Hauptschwierigkeit für unser Vordringen in der Seichtigkeit des Stroms. Dadurch aber, daß statt der früheren Sandbänke hier wieder Geröll unter der schäumenden Oberfläche des Wassers verborgen lag, entstanden sogar für den eisernen Boden unseres Dampfbootes Gefahren.

Die mancherlei Versuche, die noch an diesem Tag unternommen wurden, erwiesen sich als fruchtlos; der Anker wurde daher ausgeworfen, worauf wir mittels des Ruderbootes landeten und dicht oberhalb der Schnelle unser Lager bezogen. Wir befanden uns dort kaum drei Meilen von »Jessup’s Halt« entfernt.

Sechzehntes Kapitel

Maruatschas Rückkehr in seine Heimat — Fruchtlose Versuche, über die Stromschnelle zu gelangen — Der Ruhetag — Die Höhle im Ufer — Der Sandsturm — Umgehen der Stromschnelle — Ausflug nach der Hochebene — Wirkung des Wassers in derselben — Washingtons Geburtstag — Der Sandsturm — Endlicher Aufbruch — Nachricht vom Train — Sinken des Dampfbootes »Jessup« — Chimehwhuebe-Indianer — Öffnung im Gebirge — Einfahrt in ein Tal — Lager auf einer Sandbank — Fortsetzung der Erzählung der Abenteuer am Nebraska

Maruatscha hatte endlich erklärt, daß es seine feste Absicht sei, wieder nach Fort Yuma zurückzukehren. Durch Iretébas und Navarupes Anwesenheit war der Yuma-Indianer entbehrlich geworden, und da Mariandos Sprachkenntnisse genügten, um durch Iretéba zwischen uns und den Eingeborenen zu vermitteln, und wir alle eine Gelegenheit herbeiwünschten, Nachrichten zurücksenden zu können, so wurde Maruatschas Plan nichts entgegengestellt, und Lieutenant Ives beeilte sich, ihn in der Frühe des 20. Februar abzufertigen. Beschwert mit Geschenken, Depeschen und Briefen, verließ uns der alte Reisegefährte, er versicherte, schon nach zwölf Tagen in seiner Heimat am Gila zurück zu sein, doch fand Mariandos Behauptung, daß Maruatscha nicht eher an die Heimreise denken würde, als bis er seine ganzen Habseligkeiten bei den Mohaves verspielt habe, mehr Glauben. Wie ein guter Freund schied der Indianer; von seiner Ankunft in Fort Yuma und von der gewissenhaften Ausrichtung seiner Aufträge erhielt ich später Nachricht, doch Maruatscha selbst sah ich nie wieder.

Fruchtlose Versuche, das Dampfboot über die Stromschnelle zu bringen, füllten den ganzen Tag aus. Jeden Augenblick glaubten wir dasselbe vorwärts gleiten zu sehen, um von neuem seine Ladung einzunehmen und die Reise fortzusetzen; doch wie festgeschmiedet ruhte der eiserne Kiel auf den glattgewaschenen Steinen und Felsblöcken, während das Wasser mit seinem ewigen Getöse lustig an ihm vorüberrauschte und wie mutwillig seine schwarzen Seiten netzte.

Wir befanden uns am Ufer und schauten mißmutig hinüber, wo die »Explorer« regungslos lag, und als der Abend sich einstellte, bereuten wir es, die Zeit nicht zu einem Ausflug in die zerklüftete Hochebene benutzt zu haben, deren Abhänge bis in die Nähe des Flusses reichten. Den Raum zwischen dem Hochland und dem Strom füllte unfruchtbarer, sandiger, angeschwemmter Boden aus, der sich gegen sechzehn Fuß über dem Wasserspiegel erhob, und nur ein ganz schmaler Streifen des Flußbettes, der durch das Zurücktreten des Stroms trockengelegt war, diente zu unserem Aufenthalt. Nicht ohne Mühe gelang es uns, zwischen dem Geröll genug Raum für die Zelte zu finden, und auch dann noch waren wir genötigt, durch Anhäufung von Sand und Zweigen den Boden zum Ausbreiten unserer Decken zu ebnen. Die Steine, die teils fest im Sand hafteten, teils lose umherlagen, bildeten gleichsam eine reichhaltige Mineraliensammlung sowohl ihrer Verschiedenheit als auch ihrer Schönheit wegen. Es fanden sich grellfarbige Granitstücke, mehr oder weniger reich an blitzendem Glimmer-, Quarz-, Trachyt- und Porphyrgeröll, und besonders letzteres zeigte eine solche Mannigfaltigkeit an Farben, daß man mit leichter Mühe aus den Bruchstücken die schönsten Schattierungen zusammenstellen konnte. Dr. Newberry sowohl wie ich brachten auch in der Tat die meisten unserer müßigen Stunden damit hin, die rundgewaschenen Steine zu zertrümmern, demnächst nach den Farben zu ordnen und teilweise unseren Sammlungen beizufügen. Auch Proben von Kalkstein entdeckten wir sowie einige fossile Muscheln, doch waren letztere kaum noch zu erkennen, und ihr Äußeres verriet, daß sie einen sehr weiten Weg zurückgelegt haben mußten, um bis dorthin zu gelangen.

Am Sonntag, dem 21. Februar, war Ruhetag; die »Explorer« lag ruhig vor ihrem Anker, und gemächlich ruhten die Leute nach der schweren Arbeit auf dem sandigen Ufer. Der Himmel war unbewölkt, in vollem Glanz strahlte die Sonne auf die Wüste und den Wüstenstrom nieder und beleuchtete die einfarbige, trostlose Umgebung auf eine Weise, welche die Augen blendete und schmerzte. Schon in der Frühe begann der Flugsand umherzuwirbeln und verkündete einen der lästigen Sandstürme, gegen deren peinigende Wirkung man vergeblich nach einem sicheren Zufluchtsort späht.

Einige Schritte unterhalb des Lagers hatte ich in dem hohen Ufer eine Höhle entdeckt, die durch das von der Ebene zeitweise niederströmende Wasser gebildet worden war. Diese lag fast ganz versteckt hinter Ranken und Wurzeln und versprach einigen Schutz gegen den aufspringenden Sturm, dem die auf sandigem Boden errichteten Zelte unmöglich widerstehen konnten. Mittels einer Axt säuberte ich die Höhle von hinderndem Gestrüpp und ließ von Wurzeln und Ranken nur soviel zurück, als erforderlich war, um notdürftig das Dach zu ersetzen. Meine Kameraden halfen mir darauf, den Boden zu ebnen und mit einer dicken Lage von Weidenzweigen zu bedecken; und so entstand nach kurzer Zeit unter unseren Händen eine vergleichsweise bequeme Hütte, die geräumig genug war, unsere aus sieben Mitgliedern bestehende Gesellschaft aufzunehmen.

Dort nun saßen und lagen wir während des größten Teil des Tages; der Sturm tobte, trieb dichte Staubmassen vor sich her und machte den Aufenthalt im Freien fast unerträglich; sogar in unserer Hütte empfanden wir die unangenehme Wirkung desselben, denn dicke Staublagen sammelten sich auf unserer Kleidung, und wo ein Sonnenstrahl in unsere Zufluchtsstätte hineinzitterte, da blitzten Millionen von kaum sichtbaren Bestandteilchen, welche die Luft erfüllten und sich leicht mit dem Atem vermischten. Doch nicht allein die Luftröhren wurden schmerzhaft angegriffen, sondern auch die Zähne, denn die Speisen, die nur im Freien zubereitet werden konnten, waren mit einer solchen Masse von Sand versetzt, daß es trotz eines an Hunger streifenden Appetits noch immer einige Überwindung kostete, Zähne und Gaumen mit ihnen in Berührung zu bringen.

Der Abend rückte allmählich heran, der Sturm legte sich, so daß wir, ohne von Rauch belästigt zu werden, ein kleines Feuer in der Höhle unterhalten konnten, und dieses trug nicht wenig dazu bei, daß die Unannehmlichkeiten des Tages vergessen wurden und man nur der Gegenwart lebte, ohne dabei Besorgnis für eine unsichere Zukunft aufkommen zu lassen.

Sehr oft auf meinen Reisen erlebte ich Szenen, bei deren Anblick der Wunsch sich regte, diese als ein Bild, kunstvoll ausgeführt, zu besitzen, und zwar so, wie sie noch immer deutlich und lebendig meinen Gedanken vorschweben. Es ist nicht jedesmal die ungebundene Aussicht auf die erhabenen Werke einer schöpferischen und weise ordnenden Naturkraft oder eine besondere Wichtigkeit des Moments, die solchen Wunsch laut werden läßt, sondern auch zuweilen eine zufällige, malerische Zusammenstellung von Personen und Gegenständen in einer entsprechenden Umgebung, wo dann eine eigentümliche Beleuchtung das Bild vervollständigt und charakterisiert. Empfänglichen Gemütern prägen sich solche Szenen tief ein, und selbst lange Jahre vermögen den auf diese Weise gewonnenen Eindrücken und Rückerinnerungen ihre Lebensfrische nicht zu rauben.

Ich saß nahe am Ausgang der Höhle, nur wenige Fuß von mir tobte der Strom in seiner ewigen Weise über Felsengeröll; in jeder tanzenden Welle spiegelte sich die halbe Scheibe des Mondes, und mattes Licht ruhte auf Strom, Wüste und Berg. Regungslos lag das schwarze Dampfboot in der Brandung, regungslos wie die hohen Felsmassen, die sich auf dem rechten Ufer erhoben; der Fluß aber rauschte und plätscherte, und erfüllte mit seiner lauten, eintönigen Musik die stille Abendluft.

Vom flackernden Feuer erhellt, lag auf meiner anderen Seite die Höhle. Die überhängenden Seitenwände, gehalten von zähen Wurzeln und blätterlosen Ranken, erschienen rotglühend, und rastlos spielte der aufsteigende Rauch mit den niederhängenden Zweigen und Moosgeweben der durchbrochenen Bedachung. In gedrängtem Kreis lagen um das Feuer bärtige Europäer und bemalte Indianer; die farbige, wollene Decke fehlte keiner einzigen Gestalt und verbarg teilweise die kurzen Waffen, die in jedem Gürtel blitzten, während Büchsen, Bogen und Köcher an vorstehenden Wurzelenden hingen oder angelehnt an den Wänden herumstanden. Die Unterhaltung war lebhaft, die kurzen Tonpfeifchen rauchten und schienen den Ausdruck der Zufriedenheit zu erhöhen, der auf den verschiedenen Gesichtern ruhte. Abhängig von den lodernden Flammen wechselte die glühende Beleuchtung der Züge, der faltenreichen Decken und der verbrannten und zerrissenen Kleidungsstücke, und aus denselben Ursachen wuchsen und schwanden auch die Schatten, die ähnlich einem Heer mißgestalteter Kobolde auf den Wänden umhersprangen.

So reihen sich die Bilder aus meinem Reiseleben aneinander; in Gedanken verweile ich gern vor ihnen, und nur zu gern versuche ich es — vielleicht mit Unrecht —, diese Erinnerungen auf verständliche Weise zu beschreiben.

Ich fehlte nicht lange in der Reihe meiner Gefährten, und erst spät in der Nacht entfernten sich unsere drei Indianer, um sich halb in Sand zu vergraben, während wir selbst unsere Betten in der Höhle auseinanderrollten.

Die Versuche, das Dampfboot über die seichte Stromschnelle hinüberzuschaffen, wurden am folgenden Tag nicht weiter fortgesetzt. Es befand sich nämlich uns gegenüber eine lange Insel, die nur durch einen schmalen, unscheinbaren Kanal vom rechten Ufer getrennt war. Dort hatte Robinson hinreichend tiefes Wasser entdeckt, um mit Sicherheit auf Erfolg rechnen zu können. Ohne daher die Ladung wieder an Bord zu nehmen, ließ er die »Explorer« vorsichtig von der Stromschnelle hinuntergleiten, und dann, einen Umweg beschreibend, gelangte er bald in den Kanal. Dort hatte er Gelegenheit, Leute auf der Insel sowie auf dem rechten Ufer auszusetzen, welche mittels langer Taue das Fahrzeug zugleich von beiden Seiten halten und gegen die starke Strömung schleppen konnten. Ohne Schwierigkeit war diese Arbeit nicht, sie nahm sogar den ganzen Tag in Anspruch, und den längeren Aufenthalt vorhersehend, unternahm ich in Gesellschaft meines Freundes Newberry den schon längst beabsichtigten Ausflug nach der Wüste.

Wir folgten einer der zahlreichen trockenen Wasserrinnen, die talähnlich in die Hochebene hineinreichte, sich aber sehr bald zu einer Schlucht verengte. Nebenschluchten mündeten von Zeit zu Zeit in sie, doch wurde es uns nicht schwer, den Hauptweg festzuhalten, da derselbe durch die Wirkung größerer stürzender Wassermassen deutlich bezeichnet war. Die Seitenwände erhoben sich größtenteils senkrecht bis zu einer Höhe von sechzig Fuß, von wo dann schräge Abhänge bis ganz nach dem Plateau hinaufführten, dessen Erhebung bis zur Basis der östlichen Gebirgsketten ununterbrochen in gleichmäßigem Steigen blieb. Schichten von festem Konglomerat und Kies türmten sich hoch aufeinander, und wo dieselben durch Sandstreifen voneinander getrennt waren, hatte sie das Wasser untergraben, und wir erblickten vielfach riesenhafte Blöcke von zusammengebackenem Kies, die durch ihr eigenes Gewicht von der Ebene losgetrennt und in die Tiefe hinabgeglitten oder, in Trümmer zerspringend, gefallen waren. Bei unserem weiteren Fortschreiten rückten die Wände der Schlucht mehr und mehr zusammen, und dieselbe erschien zuletzt nur als eine vielfach gewundene Spalte, in der wir nicht mehr nebeneinander hinschreiten, sondern nur noch mit Mühe einer dem anderen folgen konnten. Die Breite der Öffnung nahm nach oben hin keineswegs zu, sondern verengte sich in vielen Fällen so sehr, daß nur ein schwacher Lichtstrahl bis zu uns niederdrang, der uns kaum gestattete, die Merkmale zu erkennen, die das zeitweise dort niederschäumende Wasser zurückgelassen hatte.

Wir gelangten bis ans Ende der Schlucht, das heißt bis dahin, wo wir uns nicht mehr weiter hindurchzudrängen vermochten; das wirkliche Ende der Spalte lag vielleicht noch fern und war nur zugänglich für Wölfe und Füchse, die zahlreiche Spuren auf dem glattgewaschenen, sandigen Boden zurückgelassen hatten. Auch Spuren von Bergschafen entdeckten wir hier, sowohl auf dem Boden als auch an den Wänden, in die sie beim Vorübergehen tiefe Furchen mit ihren starken gespreizten Hörnern hineingerissen hatten. Die Tiere selbst hielten sich stets fern von uns, und es war ihnen leicht, sich in dem Labyrinth von Gängen und Spalten unserem Anblick zu entziehen, um so mehr, als das Geräusch sogar sehr leiser Tritte sich im Echo verstärkte und weithin den lauschenden Ohren des scheuen Wildes vernehmbar wurde.

Auch hier fehlte die Vegetation fast gänzlich; einzelne Blümchen hatten sich wohl verstohlen unter dem Schutz zerstreuter Artemisien und Talgholzbüsche zu entfalten gewagt, doch ließ sich von dem dürren Sand kein langes Leben derselben erwarten. Nur in den feuchten Winkeln, gebildet von den überhängenden Wänden, prangte im anmutigsten Grün wilde Kresse. Freudig begrüßten wir diese Pflanzen, sie nahmen sich ja so schön aus auf dem grauen Boden; und mehr noch als dies: sie versprachen uns eine würzige Speise, von der wir hoffen konnten, daß sie dem Ausbruch des Skorbuts, dessen Symptome sich schon mehrfach unter unseren Leuten zeigten, vorbeugen würden. Doch leider blieb dies der einzige Punkt, an dem wir Kresse in größerer Masse entdeckten, und unsere Hoffnung auf einige Milderung der Leiden, verursacht durch dürftige und ungesunde Nahrungsstoffe, ging also nicht in Erfüllung.

Weit zurück mußten wir wandern, um eine Stelle zu entdecken, an der wir zur Ebene hinauf gelangen konnten, und auch dort noch bedurfte es unserer größten Anstrengung und Vorsicht, um diese Absicht ungefährdet auszuführen. Nach langem Klettern und vielfachem Hin- und Herwandern erreichten wir endlich das Plateau, dessen mosaikähnliche Oberfläche sich scheinbar ununterbrochen bis an die entferntesten Grenzen ausdehnte. Die Aussicht dort oben hatte durchaus nichts Ansprechendes, und das Vordringen wurde erschwert, ja oftmals unmöglich gemacht durch tiefe Schluchten und Spalten, welche zwar alle dem Colorado zuführten, aber in den meisten Fällen unzugänglich für uns waren. — Wir schlugen daher den Heimweg ein und befanden uns endlich nach einem ermüdenden Marsch auf den äußersten Abhängen der Hochebene, von wo aus wir einen Teil des Stroms, unser Lager und die »Explorer« überblickten. Das Dampfboot war wirklich um die Insel herum und auf der Ostseite derselben zurückbugsiert worden und lag nunmehr dicht oberhalb der Schnelle gegenüber unseren Zelten. Die Mannschaft hatte schon begonnen, die Fracht wieder einzuladen, doch geschah dies nur, um am folgenden Morgen einen zeitigen Aufbruch zu ermöglichen, denn der Abend war nicht mehr fern, und noch eine dritte Nacht mußte unsere Expedition notwendigerweise an jener Stelle zubringen.

Der 22. Februar ist in den Vereinigten Staaten von Nordamerika ein Tag der allgemeinen Freude. Es ist der Geburtstag George Washingtons, des Gründers der großen Republik, und dieser wird überall, wo sich nur Amerikaner befinden, auf die gewöhnliche geräuschvolle Weise gefeiert. Paraden werden abgehalten, Festessen gegeben und vor allen Dingen unzählige Reden in die Welt hineingeschickt, die stets der furchtbarste Applaus belohnt. Getrunken wird an diesem Ehrentag natürlich mehr als zu anderen Zeiten, woran sich zuweilen auch etwas Boxen und Schießen reiht; Illumination und Feuerwerke beschließen den Abend, und die tollsten Gelage füllen die Nacht aus.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
30 ağustos 2016
Hacim:
1050 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre
Metin
Ortalama puan 0, 0 oylamaya göre