Kitabı oku: «Erfolgreich Publizieren»
Barbara Budrich
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© 2019 Verlag Barbara Budrich GmbH, Opladen & Toronto
utb-Bandnr. | 5148 |
utb-ISBN | 978-3-8252-5148-2 |
eBook: | 978-3-8463-5148-2 |
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Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Was will dieses Buch, und was kann es?
1.2 Der Ordnung halber
1.3 Was nicht geht
Teil I Verlagskunde für Autor*innen
2 Kurze Buchtypenkunde
2.1 Das Thema
2.2 Der Nasenfaktor
2.3 Buchtyp I: Qualifikationsarbeiten, Tagungsdokumentationen und -berichte
2.4 Buchtyp II: Konzipierte Sammelbände und Monografien
2.5 Buchtyp III: Einführungen, Lehrbücher und Handbücher
3 Verkäuflichkeit – die Verlagsperspektive
3.1 Werbung
3.2 Ausstattung
3.3 Ladenpreis
3.4 Buchhandel
3.5 Presse
3.6 Verkäuflichkeit
4 Publizieren in Zeitschriften
4.1 Die Auswahl der Zeitschrift
Exkurs: Der Journal Impact Factor (JIF) und der Hirsch-Index
4.2 Vom Einreichen bis zur Annahme
5 Open-Access-Publikationen
5.1 Arten und Standards
5.2 Creative Commons
5.3 Kosten
6 Besonderheiten der Dissertationspublikation
Exkurs: Von der Verlagssuche bis zur Dissertationspublikation
7 Zuschüsse und Fördermöglichkeiten
7.1 Zuschüsse
7.2 Fördermöglichkeiten
8 Internationales Publizieren – Übersetzungen und Fördermöglichkeiten
8.1 Publizieren in internationalen Verlagen
8.2 Übersetzungen
Teil II Redaktionelles und Typografisches
9 Ganz knapp: Aufbau, Stil, Orthografie und Interpunktion
9.1 Aufbau und Gliederung
9.2 Fußnoten
9.3 Stil
9.4 Grammatik, Orthografie und Interpunktion
10 Zitationen und andere Punkte redaktioneller Gleichmacherei
10.1 Zitationsweisen
10.2 Redaktionelle Gleichmacherei
11 Tabellen, Abbildungen und Illustrationen mit einem kleinen Ausflug ins Recht
11.1 Technisches zu Grafiken
11.2 Rechtliches: Rechte und Lizenzen
11.3 Plagiat und Selbstplagiat: alles schon mal dagewesen
12 Verzeichnisse und Register
13 Grundregeln der Typografie
13.1 Der Verlag erstellt die Vorlage
13.2 Die Autor*innen erstellen die Vorlage
14 Korrigieren
14.1 Korrekturläufe
14.2 Korrekturzeichen (auf Papier)
15 Die Hyperfunktionalität der Zeichen
16 FMM – Frequently Made Mistakes
16.1 Umfang
16.2 Termine
Teil III „Mein Verlag und ich“ – die Kommunikation mit dem Verlag
17 „Meine bestsellerverdächtige Diplomarbeit“ – von realistischen Zielgruppeneinschätzungen
18 Form ist (nicht) alles – die Präsentation des eigenen Manuskripts
19 „Like it or leave it“ – die Möglichkeiten der Vertragsgestaltung
19.1 Verlagsrecht
19.2 Abgeleitete Rechte
19.3 Freiexemplare, Zuschuss, Honorar
19.4 Umfang
19.5 Termine
19.6 Verramschen, Makulieren
19.7 Vertrauen – oder: Welche Funktionen ein Vertrag nicht erfüllen kann
19.8 Pacta non servata sunt?
19.9 Handschlag
20 „Da kann man nichts weglassen!“ – die Zusammenarbeit mit dem Lektorat
Teil IV Schluss
21 Rekapitulation: der Weg zur Veröffentlichung
21.1 Entscheidung über das Publikationsformat
21.2 Manuskriptpräsentation
21.3 Angebot, Förderung, Überarbeitungsauflagen
21.4 Skript-Abgabe, letztes Feilen
21.5 Warten und Marketing
21.6 Gedruckt und erschienen
Weitere Unterstützung
Literaturverzeichnis
Anhang: Auflösung des Grammatikspiels
Danksagungen
Verzeichnis der Übersichten
[9] 1 Einleitung
1.1 Was will dieses Buch, und was kann es?
Dieses Buch zu lesen ist besonders dann eine gute Idee, wenn Sie als Wissenschaftler oder Wissenschaftlerin bislang noch nicht veröffentlicht haben. Durch das Aufgreifen der Verlagsperspektive werden Sie aber auch auf Neues stoßen können, wenn Sie bereits ein „alter Autoren-Hase“ sind.
Die Hochschulausbildung setzt zunehmend auf die Vermittlung von Schlüsselkompetenzen, sodass es Fortbildungsangebote in den Bereichen von wissenschaftlichem Arbeiten, von Rhetorik, Präsentation und so weiter gibt. Auch Veranstaltungen und Schulungen im Bereich des wissenschaftlichen Publizierens mehren sich. Und das aus gutem Grund.
Sie fragen sich vielleicht: „Muss ich als Wissenschaftlerin oder Wissenschaftler etwa über das Urheberrechtsgesetz oder das Ladenpreisbindungsgesetz Bescheid wissen? Und was soll ich mit den Korrekturzeichen? Ich will ohnehin bloß in englischsprachigen Zeitschriften publizieren – was schert mich da die Verlagsperspektive auf Bücher, noch dazu gedruckte Bücher? Die gibt es doch ohnehin bald nicht mehr! Was also kann in diesem Büchlein stehen, was ich nicht schon weiß oder gar nicht wissen will? Kalkulationen, Lizenzverträge, Open Access, Bibliothekspakete, Verramschen, Makulatur, PR-Aktionen – das hat doch alles nichts mit mir zu tun. Ich will doch nur mein Buch publiziert wissen. Und der Verlag oder die Redaktion sollen alles tun, was es dazu braucht.“
Doch wie genau ist die Aufgabenverteilung zwischen Autor*innen und Verlag bzw. Redaktionen geregelt? Und woher sollten Sie als Wissenschaftler*in wissen, welche Texte, Grafiken, Abbildungen Sie ohne Probleme nochmals als Zeitschriftenaufsatz veröffentlichen können, wenn das Ganze bereits als Buch publiziert worden ist? Oder gibt es Umstände, die eine Veröffentlichung als Zeitschriftenaufsatz sinnvoller erscheinen lassen? Was darf auf eine Internetseite? Und wie finden Sie überhaupt einen geeigneten Verlag? Gibt es da Unterschiede? Nach welchen Kriterien [10] beurteilt man dort Ihr Manuskript? Wie funktionieren Open-Access-Publikationen?
Diese Fragen machen den Raum auf, in dem dieses Buch sich bewegt. Das Buch erzählt vom wissenschaftlichen Publizieren aus Verlagsperspektive. Sie als Autorin oder Autor werden eingeladen, das Büchermachen aus Sicht der Büchermacher zu betrachten; Publikationen in Zeitschriften nehmen wir auf dieser Reise ebenfalls mit. Wenn Sie Ihr erstes Buch oder Ihren ersten Zeitschriftenaufsatz veröffentlichen wollen, können Sie froh sein, Leute mit Expertise, Erfahrung und Engagement an Ihrer Seite zu wissen, denn es gibt in diesem Bereich so viel, von dem Sie nicht einmal wissen, dass Sie danach fragen könnten, wenn Sie nicht bereits davon gehört haben – wie z. B. der Abschluss eines Wahrnehmungsvertrags mit der VG Wort.
Leider sind auch die Betreuer*innen an den Hochschulen nicht immer ausreichend über alles informiert. Manche pflegen eigene Buchreihen in einschlägigen Verlagen und möchten ihren Nachwuchs dort hinschicken. Das ist häufig sinnvoll, manchmal nicht. Manche Betreuer*innen empfehlen in ihren Gutachten dringend die Publikation von Arbeiten, vor denen ein Verlag dann möglicherweise ratlos steht, da er sie aus Gründen der Programmpflege oder der betriebswirtschaftlichen Kalkulation nicht publizieren kann. Und häufig sind Professor*innen in den Post-Bologna-Zeiten in der Hauptsache neben der Lehre mit der Verwaltung der Hochschulen und dem Ausstellen von Beurteilungen derart beschäftigt, dass eine Betreuung von Nachwuchswissenschaftler*innen auf dem Weg zur Autorenschaft schwer zu gewährleisten ist. Zudem ist das zahlenmäßige Verhältnis von Lehrenden zu Studierenden vielerorts deprimierend.
So versteht sich dieses Büchlein als Handreichung, um rasch und übersichtlich in eine Welt einzuführen, die Autor*innen häufig als eine Mischung aus Behörde, Bank und Freundeskreis, als Black Box und Familie zugleich wahrnehmen.
Viele Bereiche sind ausgespart, viele nur eben gestreift. Es gibt bereits Einführungen ins Verlagswesen (Schönstedt 2010; von Lucius 2014), Überblicke und Einführungen ins Vertragsrecht und Urheberrecht (Schulze 2009) etc.pp. Auch gibt es zuhauf Einführungen ins wissenschaftliche Arbeiten (Boeglin 2012) bzw. Schreiben (Scherübl/Günther 2015; Scheuermann 2016; Dreyfürst u. a. 2014; Esselborn-Krumbiegel 2014) sowie Handreichungen für die Bereiche Lektorat (Fetzer 2015; [11] Schickerling u. a. 2012) und Typografie (Willberg/Forssman 1999 und 2010). Und wenn das eine oder andere Sie besonders interessiert, sollten Sie vertiefende Literatur konsultieren. Die Liste am Ende dieses Buches ist sehr kurz. Sollten Sie weitere Literaturtipps wünschen, fragen Sie mich:
Insgesamt ergibt sich ein kleiner Ritt durch die Welt der Wissenschaftsverlage, nicht allumfassend, jedoch als Einladung, diesen Perspektivwechsel für die eigene Sache zu nutzen. Die Transparenz, die hier angestrebt wird, möge dazu führen, dass die Kommunikation zwischen Verlag und Autor*innen eine breitere und sicherere Vertrauensbasis erhält. Wenn Sie etwas nicht wissen, wenn Ihnen etwas merkwürdig vorkommt – fragen Sie! Das ist hoffentlich eine Konsequenz, die sich für Sie aus der Lektüre dieses Büchleins ergibt.
Einige Dinge, mit denen „alte Autoren-Hasen“ sich bereits abgefunden haben, können Ihnen hier unter anderen Vorzeichen begegnen, und das „Aha“, das sich beim Lesen einstellt, führt möglicherweise zu neuen Fragen, die neue Projekte oder andere Verwertungsmöglichkeiten ergeben. Oder Sie nehmen ganz erschrocken die PDF-Datei Ihres Buches von Ihrem Server, weil der Verlag der kostenlosen digitalen Veröffentlichung des Projekts nicht zustimmen kann. Oder Sie organisieren eine neue Printing-on-Demand-Möglichkeit für Ihr längst vergriffenes Erstlingswerk.
Fachverlage sehen sich im digitalen Zeitalter mit einem rasanten Wandel konfrontiert. Daher ist dieses Buch im Augenblick des Erscheinens möglicherweise bereits veraltet, z. B. was die Gesetzeslage im Hinblick auf die digitale Zweitverwertung von Büchern angeht. Wer weiß, welche Nutzungsarten in den nächsten Jahren entwickelt werden? Und wie der Gesetzgeber sich in Sachen Urheberrecht weiter verhält? Und wie sich Verkaufs- und Absatzzahlen von gedruckten Büchern weiter entwickeln, wenn die meisten Wissenschaftler*innen in Zeitschriften veröffentlichen? Oder was passiert, wenn die Karawane sich von den Zeitschriften verabschiedet und wiederum weiterzieht?
Das Buch geht von den Gepflogenheiten der Fachbereiche der Sozial-, Erziehungs- und Geisteswissenschaften aus. In den Rechts- und Wirtschaftswissenschaften, aber vor allem in den Naturwissenschaften gelten z.T. andere Regeln, sind andere Dinge wichtig. Zum Publizieren in [12] den Naturwissenschaften, das sich sehr stark auf englischsprachige Zeitschriften und Server konzentriert, gibt es eine Reihe von Publikationen, die im Internet rasch zu finden sind (z. B. Ebel/Bliefert/Greulich 2006).
1.2 Der Ordnung halber
Das Buch ist in vier Teile gegliedert. Der erste Teil widmet sich der Verlagsperspektive. Hier werden Anliegen und Kriterien des Verlages so dargestellt, dass sie verständlich und nachvollziehbar werden. Dabei werden nach einem kurzen Blick auf Thema und den „Nasenfaktor“ zunächst Bücher aus betriebswirtschaftlicher Sicht kategorisiert und ihre Verkäuflichkeit in den Vordergrund gerückt.
Da auch in unseren Wissenschaften das Publizieren in Zeitschriften wichtiger geworden ist, diskutieren wir diesen Aspekt ebenso wie die Besonderheiten von Dissertationspublikationen.
Welche Möglichkeiten Autor*innen haben, Druckkostenzuschüsse einzuwerben, wird mit der Frage verknüpft, wann und warum solche Subventionen überhaupt ihre Berechtigung haben. Open Access, aber auch dem internationalen Publizieren und Übersetzungen sind eigene Kapitel gewidmet.
Teil II beschäftigt sich mit redaktionellen und typografischen Fragestellungen. Immer wieder geht es im Bereich der redaktionellen Arbeit um Vereinheitlichung und Struktur als oberste Kategorien; Verständlichkeit und Vermittlung sind die Hauptanliegen. Dies spiegelt sich auch in den Anforderungen und Erläuterungen zu Gestaltungs-, also typografischen Fragen.
Der dritte Teil befasst sich mit der Kommunikation und Interaktion zwischen Autor*innen und Verlag – wie schätze ich meine Zielgruppe realistisch ein, wie präsentiere ich mein Manuskript, welche Verhandlungsspielräume sind bei der Gestaltung von Verträgen wichtig, und wie läuft die Kooperation mit dem Lektorat.
Der vierte Teil nimmt die losen Fäden der vorangegangenen Kapitel auf und verbindet sie zu einem Ganzen – dabei steht immer wieder die Kommunikation zwischen Autor*innen und Verlag im Zentrum.
Knapp und unterhaltsam leistet dieser Band so einen Beitrag zu einem besseren und transparenteren Miteinander.
1.3 Was nicht geht
[13] In diesem Buch sind Jahrzehnte Berufserfahrung geronnen, überzogen mit einer feinen Glasur aus vielen Workshops und Vorträgen zum Thema „Wissenschaftliches Publizieren“ – für Graduiertenkollegs, auf Konferenzen und Kongressen sowie bei weiteren mehr oder weniger unterhaltsamen Gelegenheiten im deutschsprachigen Raum, in Europa und darüber hinaus wie z. B. in Südafrika und Chile, allein oder mit Kolleg*innen aus Deutschland und der Welt.
Meine Erfahrungen zeigen vor allem eins: Fehler gehören zum Geschäft. Machen Sie uns auf Dissonanzen, falsche Konkordanzen, schlichte Rechtschreibfehler und grobe Lücken aufmerksam. Wir möchten gern (noch) besser werden.
Jede Publikation ist anders, jedes Projekt ist einzigartig. Wenn Sie Ihre ureigene Fragestellung hier nicht angesprochen finden, wenn Sie Fragen haben, die tiefer in die Materie einzudringen notwendig machen: Wenden Sie sich gern an uns! (Auch wenn Sie vorhaben, in einem anderen Verlag zu publizieren, oder unsicher sind, ob Sie überhaupt veröffentlichen möchten.)
Nicht alle Fragen können hier erschöpfend beantwortet werden, und viel Material habe ich mit Absicht nicht in dieses Büchlein aufgenommen. So gibt es im Internet Weiteres unter blog.budrich.de/erfolgreichpublizieren/ und die Möglichkeit, sich zu äußern und Fragen zu stellen. Vielleicht hat die 4. Auflage dieses Buches als Folge aus Ihren Fragen noch hundert Seiten mehr … Kontaktieren Sie mich gern per E-Mail unter
Teil I Verlagskunde für Autor*innen
[17] 2 Kurze Buchtypenkunde
Wer ein Manuskript – sei es die Doktorarbeit oder eine Einführung in die Sozialwissenschaften – fertiggestellt hat, ist stolz darauf. Ein Manuskript abzuschließen ist eine große schöpferische Leistung, und jedes Manuskript ist einzigartig. Nun hat man all die Gedanken, Arbeit und Zeit in dieses Werk gesteckt, und spätestens jetzt beginnt die Suche nach einem geeigneten Publikationspartner. Seit der ersten Auflage dieses Buches (2009) hat sich mit Blick auf Publikationskanäle viel getan. Die Vielfalt der Möglichkeiten ist einerseits explodiert, andererseits hat sich der Fokus verschoben: Waren in den Sozial-, Geistes- und Erziehungswissenschaften bislang wissenschaftliche Monografien die Hauptpublikationsorte, haben sich diese Wissenschaften der komplexen Gedankengebilde, die sich differenziert nur in Worten ausdrücken lassen, in vielen Bereichen den Gepflogenheiten der Naturwissenschaften angepasst, deren komplexe Ergebnisse sich typischerweise trefflich in Formeln präsentieren lassen. Aus intensiven Monografien, aus langen Texten werden auf diesem Wege knappe, konzise Zeitschriftenaufsätze (Hagner 2015). Die Notwendigkeit in englischsprachigen, gerankten und peer-reviewten Zeitschriften zu veröffentlichen, spiegelt sich in vielen Bewertungsverfahren im Wissenschaftsbereich wider. Mehr zu diesem Themenkomplex in Kapitel 4.
Zum anderen ist Publizieren so einfach geworden, dass über Plattformen, Dienstleistungsanbieter aller Art mehr oder weniger Self-Publishing betrieben werden kann: ohne Qualitätskontrollen, ohne Begleitung, Beratung, ohne den Blick darauf, ob diese Publikation der wissenschaftlichen Karriere wirklich förderlich ist. Die Rezeption dieser Veröffentlichungen ist sehr unterschiedlich, um es neutral auszudrücken.
Wenngleich also die klassische Monografie, zumal als gedrucktes Buch, deutliche Konkurrenz bekommen hat, ist dies für viele Autor*innen aus der Wissenschaft nach wie vor die präferierte Publikationsform. Und es ist mit Blick auf die eigene Wissenschaftskarriere von Vorteil, in einem renommierten Wissenschaftsverlag zu veröffentlichen.
[18] Über Verlage und Verleger ist von Autor*innen viel gesagt worden – meist wenig Schmeichelhaftes. Und das meiste stimmt. Vor allem stimmt es, dass Verleger wie auch Verlegerinnen nahezu immer auf den Markt schielen und immer darauf bedacht sind, nur solche Bücher zu verlegen, die Geld bringen. Lassen Sie es mich noch ein wenig differenzierter sagen: Verleger*innen wollen nur solche Bücher verlegen, die zumindest das Geld wieder einbringen, das sie kosten! In Verlagen gibt es zur Kostendeckung Rechenmodelle, die i. d. R. den Buchtypus berücksichtigen. So ist grundsätzlich zu erwarten, dass eine Diplomarbeit – von deren Veröffentlichung ich Ihnen abraten möchte – am Markt eine Verkaufskurve hat, die sich deutlich von der eines erfolgreichen Lehrbuchs unterscheidet. Das ist trivial – wenn man mal darüber nachgedacht hat.
Es gibt Gründe, warum ein Verlag ein Manuskript akzeptiert, auch wenn die kalkulatorische Seite möglicherweise wenig erfolgversprechend aussieht. Wenn der Verlag einen bestimmten thematischen Schwerpunkt in seinem Programm hat, ist er vielleicht bereit, die sogenannte Mischkalkulation zu bemühen: Der wirtschaftliche Erfolg eines Titels wiegt den fehlenden Erfolg anderer Titel auf. So können auch schwächere Titel in einem insgesamt stärkeren Umfeld publiziert werden.
Es gibt eine weitere Möglichkeit, nach der Verlage die Qualität und Publikationswürdigkeit von Projekten einschätzen: nach ihrem Wert für die Vermarktung eines – vor allem digitalen – Gesamtpakets. Konzernverlage sind dazu übergegangen, massenhaft Manuskripte einzusammeln, deren Publikationswürdigkeit in der Regel kaum oder gar nicht geprüft wird, um sie zusammengeschnürt als „Masse“ an Bibliotheken zu verkaufen. Das einzelne Werk ist dabei weitestgehend irrelevant. Wichtig ist, dass einzelne, qualitativ hochwertige „Must Have“-Werke für die Bibliotheken in teuren Gesamtpaketen enthalten sind. Dieses Geschäftsmodell, das mit der Verlegerei im eigentlichen Sinne nichts gemein hat, vernachlässigt die wirtschaftliche Einzelkalkulation, also die Verkäuflichkeit, des einzelnen Titels und richtet sich ausschließlich auf die profitable Masse (mehr zu diesem Vorgehen im Bericht der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW 2015)).
Im Zeitschriftenbereich sind die Kosten für Abonnements vor allem im MINT-Bereich (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) derart in die Höhe getrieben worden, dass die Bibliotheken einen anderen Weg zu gehen versuchen. Anstatt den Verlagen die teuren Pakete [19] abzukaufen, bekommen die Verlage für ihre Zeitschriften im Rahmen von DEAL von einem Zusammenschluss großer Wissenschaftseinrichtungen einen sehr hohen Betrag ausgezahlt. Dieser Betrag ermöglicht auf der einen Seite den Nutzer*innen den Zugriff auf diese Zeitschriften über ihre Bibliotheken. Auf der anderen Seite bekommen die Autor*innen der beteiligten Institutionen die Möglichkeit, ohne Zusatzkosten Open Access in den entsprechenden Zeitschriften zu publizieren. Für die einzelnen Wissenschaftler*innen entsteht damit der Eindruck, dass die Zeitschriftenangebote der Großkonzerne kostenlos verfügbar seien. Und dass sogar die Publikation im Open Access kostenfrei möglich ist. Dass aus staatlicher Hand enorme Summen fließen, bleibt der und dem Einzelnen verborgen.
Doch zurück zu den eigentlichen wissenschaftlichen Fachverlagen.
Für den wissenschaftlichen Fachverlag, den ich hier deutlich von diesen Konzernverlagen abgrenzen möchte, gibt es idealiter die in Übersicht 2.1 dargestellten drei Buchtypen zu unterscheiden.
Unabhängig vom jeweils aktuellen Umfang eines Buches ist zu bedenken, dass die Bücher in der Autorenbetreuung (Telefonate, Mails, Beratungszeiten etc.), in der Produktion (Layout, Druck, Buchbinder), im Vertrieb [20] (Metadatenverwaltung, Lagerkosten, Porti, Kosten der Rechnungstellung etc.) und in der grundlegenden Werbung (Aufnahme in Kataloge, Anzeigen, Pflege im Internet etc.) zunächst einmal alle gleich teuer sind. Natürlich kosten größere Auflagen absolut gesehen mehr Geld, aber es gibt Sockelbeträge – wie zum Beispiel die Covergestaltung –, die zunächst einmal unabhängig von der Auflagenhöhe entstehen. Es mögen dann Unterschiede auftreten, wenn für die Bücher, bei denen es den Absatz fördern könnte, besondere Aktionen veranstaltet werden; so kommt ein Verlag nicht ohne Weiteres auf die Idee, den Autor einer normalen Dissertation auf eine Lesereise durch die Hochschulen oder Buchhandlungen der Republik zu schicken; bei anderen – durchaus auch – wissenschaftlichen Büchern mag dies gelegentlich vorkommen.
Bleiben wir zunächst mit Blick auf die Kosten beim demokratischen Prinzip, dass alle Bücher aus der Verlagsperspektive grundsätzlich die gleichen Kosten verursachen. Wie aber sieht der Verkauf aus?
Die Verkaufszahlen der einzelnen Buchtypen sind unterschiedlich und lassen sich grafisch in etwa so darstellen, wie in Übersicht 2.2 gezeigt. Hier ist klar zu sehen, dass der Buchtyp III des Verlegers „liebstes Kind“ ist: Er lässt die längste Lebenszeit bei höchsten Absatzzahlen erhoffen.
Buchtyp III also ist die Gattung Buch, von der ein Verlag lange zehren kann – wenngleich die Darstellung in Übersicht 2.2 natürlich überidealisiert. Ein verlegerisches Problem ist, dass ein Buch unter Umständen zwar Buchtyp III zugeordnet werden, es aber durchaus sein kann, dass der erwartete Erfolg ausbleibt. Beispielsweise kann ein Lehrbuch zu voraussetzungsreich sein – und der Lektor hat dies nicht erkannt. Oder ein Wissenschaftszweig, für den die Einführung gedacht war, hat keinen Zulauf mehr. Oder das Fach entwickelt sich in eine andere Richtung weiter, als die im Buch zugrunde gelegte. Oder es kommt ein großes Konkurrenzwerk, das dem eigenen Buch das Wasser abgräbt usw.
Beim Buchtyp I ist bei der Einschätzung der Absatzzahlen weniger falsch zu machen, obschon es auch Bücher gibt, die sich in noch geringerer Stückzahl verkaufen als in Übersicht 2.2 dargestellt. Ist dies im Vorfeld absehbar, wäre es ratsam, über andere Veröffentlichungskanäle nachzudenken: Eine Open Access-Publikation oder ein Aufsatz in einer entsprechenden Fachzeitschrift können Alternativen sein.
[21] Bevor wir in die Buchtypenkunde einsteigen, lassen Sie uns einen Blick auf zwei Faktoren werfen, die unabhängig von der Buchtypen-Zuordnung eine Rolle spielen können.