Kitabı oku: «Strandkorb»
©Ben Vart
Buchsweg 6
73547 Lorch
Text erschienen 2017
e-Mail: autor@autor.ws
Titelbild: pixabay.com/ fradellafra
Lektorat und Korrektorat: orzi.eu
Das Wasser erfrischte sie. Es kühlte angenehm und hinterließ eine Gänsehaut auf ihrem Körper. Er war wieder lebendig. Sie war wieder lebendig.
Es war bescheuert, aber mitten in der Hochsaison war sie an die Ostsee gefahren. Hier, wo sich die Menschen gegenseitig auf die Füße traten, wo man für den Strand Eintritt bezahlen musste, aber weder dem Baulärm noch der dämlichen Animation entfliehen konnte. Ausgerechnet hier wollten sie 2,50 Euro pro Tag, damit man sich in den Sand legen durfte. Okay, der war gepflegt und sauber. Trotzdem. Sie empfand einen Strand noch immer als gemeinsames Eigentum aller. Und während sie darüber sinnierte, verschwanden schon die Münzen im Schlitz, und der Automat gebar einen Papierstreifen als Eintrittskarte.
Sie wanderte durch den feinen, warmen Sand, der sich wie Hefeteig zwischen ihren Zehen durchdrückte. Es war ein angenehmes Gefühl. Etwas rau und kratzig. Fast wie die Wangen eines Mannes, der sich einen Tag nicht rasiert hatte.
Die Strandkörbe standen wie mit dem Lineal hingestellt. In drei Reihen. Wobei die hinteren Reihen immer zwischen zwei davor stehenden Körben platziert waren, damit jeder Strandkorbinsasse freien Blick auf die See hatte.
Eine riesige Fähre der Stena Line mit Ziel irgendwo in Skandinavien schob sich in ihr Blickfeld. Auf Deck standen winzig wirkende Menschen, die auf die ihnen winzig erscheinenden Menschen am Strand herabsahen. Einige winkten, andere starrten zurück zum Hafen, den sie wenige Minuten zuvor verlassen hatten.
Ihr Blick entfernte sich von der Fähre und richtete sich wieder auf die Strandkörbe. Dort drüben, einige Meter entfernt, sah sie einen, der günstig stand und unbesetzt schien. An den Seiten war auf das Korbgeflecht schwarz die Nummer 69 aufgepinselt. Sie ließ sich hineinfallen. Der gehörte jetzt ihr. Laut schnaufend stieß sie die Luft aus. Von der Fähre sah sie nur das Heck und die davon ausgehende weiße Schaumspur, die ihren Weg durchs Wasser markierte.
Inka zog die Handtücher aus der Tasche. Dabei fiel ihr Buch in den Sand. Als sie sich bückte, um es aufzuheben, registrierte sie zum ersten Mal diesen Schrei. Hell, kreischend ertönte er über ihr. Ein zweiter folgte. In der Luft drehten die Möwen Pirouetten, stritten sich dabei und schimpften lautstark und grell.
Sie schüttelte den Sand aus dem Buch. Ihr Lesezeichen war ebenfalls herausgefallen. Sie wusste, sie war irgendwo am Ende des ersten Drittels. Und dort schob sie das Bild des Leuchtturms, das als Lesezeichen diente, zwischen die Seiten.
Die Sonne schien kräftig, aber die leichte Brise von der See kühlte gleichzeitig. Inka zog das Fußteil aus dem Strandkorb, legte die Beine hoch und schloss die Augen.
Ein Schatten fiel auf ihr Gesicht. Vor ihr stand ein älterer Mann. Er war nicht sehr groß. Etwa einen Meter siebzig. Vielleicht auch ein zwei Zentimeter länger. Und hatte einen kleinen Bauch, über dem ein Hawaiihemd flatterte, ein rundes Gesicht mit freundlichen Knopfaugen und einen fast kahlen Kopf. Noch keine Glatze. Aber weit war es bis dahin auch nicht mehr.
Um den Bauch geschnallt trug er eine Ledertasche, aus der eine Rolle heraus lugte. Orange und schmal, daneben steckte ein Stempel.
„Möchte Sie den Strandkorb den ganzen Tag?“ fragte er geschäftsmäßig-freundlich. Er lächelte dabei und zeigte zwei Reihen helle, saubere Zähne, zwischen denen eine flinke, rosa Zunge heraus schnellte.
Inka sah ihn an. Dann lächelte sie auch: „Ja, ich möchte den Strandkorb gerne für den ganzen Tag. Und morgen auch.“
„Wenn Sie ihn für die Woche mieten, kann ich Ihnen einen Sonderpreis machen.“
„Und wieviel wäre das?“
Er nannte einen Preis, den Inka nun wirklich nicht als Sonderpreis ansah. Aber sie stimmt zu. Ohne Widerspruch, ohne feilschen, ohne zu handeln.
Der Strandkorbvermieter holte die orangefarbene Rolle aus seiner Umhängetasche, riss sieben Zettel ab und stempelte jeden einzelnen. Für jeden Tag einen.
Dann gab sie ihm das Geld, dass er ebenfalls in die Bauchtasche schob. Einen Zehner zog er hervor, reichte ihn Inka mit den Worten: „Sie haben Glück. Sie sind heute meine 25. Kundin. Dafür gibt's einen Sonderrabatt.“ Er lachte verschmitzt. „Außerdem haben Sie die Liebeslaube!“
„Die Liebeslaube?“
„Ja. Die Nummer 69 ist die Liebeslaube. Weil doch 69 auf französisch soixante-neuf heißt. Sie wissen schon.“ Dabei lachte er ein offenes, freundliches Lachen, das ohne jede Spur von Anzüglichkeit war.
Ja, Inka wusste. Dennoch wurde sie rot. Was fiel dem Kerl ein, derart sexuelle Anspielungen zu machen?
Sie überging sie schweigend. Aber er hatte ihre Verlegenheit bemerkt und sehr wohl registriert, dass ihr ein Hauch von rot ins Gesicht geschossen war.
„Es tut mir leid“, sagte er. „Das war wohl eine unglückliche Bemerkung. Bitte entschuldigen Sie.“ Es klang ehrlich bestürzt.
„Schon gut“, murmelte Inka und steckte den Zehner ein, den er ihr zurückgegeben hatte.
„Jetzt sind Sie böse mit mir.“
„Nein, bin ich nicht. Ich möchte nur endlich meinen Urlaub beginnen dürfen.“ Dabei nahm sie ihr Buch, schlug es an einer x-beliebigen Stelle auf und tat, als lese sie.
Bald verschwammen die Buchstaben vor ihren Augen zu einer grauen Suppe. Dann fielen ihre Augen zu, und sie schlief ein. Sie nahm im Unterbewusstsein noch die zunehmenden Strandgeräusche wahr. Das Kreischen der Möwen, das Geschrei der Kinder, das plätschern der Wellen.
Sie erwachte, als es regnete. Eine feine Gischt spritzte auf ihre nackten Beine und den Körper. Es war kalt. Sie spürte, wie sich ihre Brustwarzen versteiften. Durch den dünnen Stoff des Bikinioberteils waren die kleinen Hügel deutlich erkennbar.
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