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Kitabı oku: «Wegweiser durch das sächsisch-böhmische Erzgebirge», sayfa 9

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XXXIV. Route: Von Geyer über Stollberg nach Chemnitz

Von Geyer (s. o. S. 94) wandert man ins Thal der Greifenbach und dann an der »Gifthütte« vorbei nach Hormersdorf (1311 E.); um sich hier links nach Dorf-Chemnitz (1050 E.) zu wenden, von woaus die Strasse über Brünlos (831 E.) nach Stollberg führt. Der Weg von Stollberg nach Stadt Chemnitz geht über Pfaffenhain und Neukirchen (3322 E.), wird aber besser mit Post, denn zu Fusse zurückgelegt. Freunde des Kohlenbergbaues werden von Stollberg aus die Lugauer-Niederwürschnitzer Kohlenwerke besuchen und sich dann erst nach Chemnitz begeben. Im Ganzen zählt die Würschnitzer Gegend 14 Schächte, von denen jährlich über 3 Millionen Ctr. Kohlen ausgebracht werden. Das mächtigste, wohl 40´ starke Flötz befindet sich im Hedwigschacht bei Oelsnitz, freilich in einer Tiefe von 2000´. Die »Neue Fundgrube« bei Lugau, welche 1867 einstürzte und über 100 Menschen verschüttete, wird jetzt erst wieder aufgewältigt. – Die Würschnitzer Kohlenfelder sind durch Eisenbahn mit Chemnitz verbunden.

Stollberg, Stadt a. d. Gablenz, 1285´ ü. M. mit 5788 E. Nächst Chemnitz Hauptort für das Strumpf-Geschäft. – Auf dem nahen Schlosse Hoheneck befindet sich seit 1864 eine Strafanstalt für Frauen.

Chemnitz, s. R. XXXIII. S. 145.

XXXV. Route: Von Zschopau über Augustusburg und Lichtenwalde nach Frankenberg und Hainichen

Von Zschopau (s. o. S. 88) fährt man mit der Eisenbahn, immer den gleichnamigen Fluss entlang, bis Erdmannsdorf (1079 E.). Hier verlässt man den Zug, um gleich hinter dem Bahnhofe, in angenehmem Waldthale (nicht auf der Chaussee!) nach Stadt Schellenberg und der darüber thronenden Augustusburg emporzusteigen. Diese gewährt von ihrer nordwestlichen Zinne eine wundervolle Umschau, indem der Blick über freundliche Ortschaften, lachende Fluren und grüne Wälder dahinschweift und ebensowohl den Kamm des Obergebirges mit den verschiedenen Gipfeln, als die Gegenden des Niederlandes mit dem Rochlitzer- und Kolmberg trifft! Das Schloss, von 1568–72 erbaut, besteht aus vier genau nach den Himmelsgegenden gelegenen Häusern (dem Sommer-, Küchen-, Linden- und Hasenhaus) und enthält 1 Kapelle, 5 Säle, über 150 Zimmer und Kammern und 25 Keller. Die Kapelle ist im byzantischen Style ausgeführt und besitzt ein Altargemälde von Kranach dem Jüngern. Sehenswerth sind auch der 300 Ellen tiefe Schlossbrunnen, eine uralte Linde und der frühere Bärenzwinger.

Von der Burg begiebt man sich, auf ihrer hinteren, d. i. westlichen Seite herabsteigend, über den Kunnerstein, welcher wegen der prächtigen Aussicht auf das Zschopauthal gern besucht wird, zurück nach Erdmannsdorf, um mit dem Dampfwagen nach Niederwiesa (722 E.) zu fahren und dann zu Fusse nach Lichtenwalde zu gehen. Ein schönerer Schlosspark als der von Lichtenwalde ist in ganz Sachsen nicht zu finden. Er ist terassenförmig und im französischen Geschmack angelegt und erstreckt sich über lauschigen Thalgrund wie über freiere Höhen. Wundervoll sind die langen Lindenalleen, ehrwürdig die Gruppen von Eichen, reizend die Baumgänge unter Buchengezweig. Auch wenn die Wasserkünste nicht gehen – gewöhnlich sind sie nur zu Pfingsten und Johannis in Thätigkeit – wird man sich von Lichtenwalde erquickt und gehoben fühlen. Dazu ist in der Nähe noch eine interessante Partie. Jenseits der Zschopau trifft man auf den Harrassprung, welcher von der Sage und Poesie so verherrlicht worden ist. Man gedenkt bei ihm um so lieber der besungenen Mähr', weil des Flusses Felsenrand und das winkende Schloss das Wagniss des Ritters20 verstehen und würdigen lehren. – Nun geht man an der Zschopau abwärts bis Frankenberg, besichtigt die Stadt und fährt dann mit der Bahn nach Hainichen, womit das Tagesziel erreicht ist.

Schellenberg, Stadt, 1550´ ü. M., mit 1943 E. Treibt neben Feldwirthschaft etwas Woll- und Baumwollweberei.

Frankenberg, Stadt a. d. Zschopau, 812´ ü. M., mit 9408 E. Hat viel Fabriksthätigkeit in baumwollenen, halbwollenen und mit Seide gemischten Stoffen; auch Damastweberei. – Etwas unterhalb Frankenberg thront an der Zschopau das malerische Felsenschloss Sachsenburg, zu welchem eine in Stein eingehauene Treppe von 180 Stufen emporführt.

Hainichen, Stadt a. d. kleinen Striegis, 950´ ü. M., mit 7713 E. Ist der Mittelpunkt einer lebhaften Flanellindustrie, zu welcher die Garne in der Stadt und Umgegend gesponnen werden. In der Nähe etwas Kohlenbergbau. Hainichen ist Geburtsort des Dichters Gellert († 1769); an ihn erinnert ein Denkmal auf dem Markte und ein nach ihm benanntes Rettungshaus.

XXXVI. Route: Von Chemnitz über Oederan nach Freiberg

(Eisenbahnroute.)

Von Chemnitz fahren wir mit dem Dampfwagen durch Niederwiesa nach Flöha, dann in vielen Windungen, wobei Einschnitte, Dämme und Brücken nicht fehlen, das Flöhathal hinauf nach Falkenau (1019 E.) und von da hinüber nach Oederan. Hier verlassen wir den Zug, um der Stadt und der hinter ihr gelegenen Schönerstädter Höhe einen Besuch abzustatten. Später fahren wir mit der Eisenbahn weiter und gelangen über Frankenstein (541 E.) und Kleinschirma (505 E.) nach Freiberg, der alten Berghauptstadt, welche den Schlusspunkt unserer Routen bilden soll. – Wer Freiberg und Umgegend genau kennen lernen will, muss zwei Tage darauf verwenden; soll dabei die interessante »Grabentour« (s. o. T. XI. S. 45) gemacht werden, so ist noch ein Tag mehr nothwendig.

Oederan, Stadt am Hölzelbache, 1144´ ü. M., mit 5997 E. Hat ansehnliche Weberei, besonders Flanell- und Tuchfabrikation. In der Nähe die aussichtsvolle Schönerstädter Höhe und etwas weiter, in einer Abzweigung des Flöhathales, der schauerliche, düstere Höllengrund.

Freiberg, Stadt am Münzbach, 1284´ ü. M., mit 20,566 E. Ist Mittelpunkt des erzgebirgischen Silberbergbaues und lässt sofort erkennen, dass der Bergbau die Grundlage seines socialen Lebens ist. Zu ungewohnter Stunde vernimmt man das Geläute der Heuerglocken, welches den Knappen zur Schicht ruft. Man trifft Kaufläden mit Bergmanns-Kleidern, Bergmanns-Geräthen und Markscheide-Instrumenten; von den Buchhandlungen sind fast ausschliesslich bergmännische Schriften und Bilder ausgestellt; auf der Strasse ist von den Begegnenden fast jeder Dritte ein Bergmann, Bergstudent oder Bergbeamter; man hört die Titel: Oberkunstmeister, Bergwardein, Hüttenraiter und Viceeinfahrer und wird vorwiegend mit: »Glück auf!« begrüsst. An Alterthümlichem hat sich die Stadt manches bewahrt. Ausser dem Schloss, dem Rathhaus und den Kirchen sind dazu die Reste der Ringmauer und mehrere steilgiebelige, vielfensterige, hie und da mit bergmännischen Symbolen versehene Häuser zu rechnen. Am Interessantesten ist der Dom. Er enthält die goldene Pforte, welche allgemein als Meisterwerk des romanischen Styls gilt. Sie ist ein Ueberbleibsel der alten, im Jahre 1484 durch Feuer zerstörten Marienkirche, an deren Stelle der Dom in seiner jetzigen Gestalt erbaut wurde. Ausserdem befindet sich darin eine Begräbnisskapelle, in welcher die protestantischen Fürsten der albertinischen Linie, von Heinrich d. Frommen († 1541) bis Johann Georg dem Vierten († 1694) bestattet worden sind. (Die früheren sächsischen Fürsten ruhen in Altenzelle und Meissen, die späteren in Dresden.) Unter den vorhandenen Grabmälern ragt das des Kurfürsten Moritz hervor: es ist ihm von seinem Bruder August gesetzt worden und soll 80,000 Dukaten gekostet haben. In dem Kreuzgange der Kirche schlummert der grosse Mineralog Werner, einst die Zierde der Bergakademie. Die Orgel des Domes ist von Silbermann und hat 45 klingende Stimmen. Das Haus, in welchem Silbermann das Meisterwerk gebaut hat, ist seit 1864 durch eine Marmortafel bezeichnet. Aus dem Schlosse Freiheitstein, in welchem einst Herzog Heinrich d. Fromme Hof hielt und 1521 Kurfürst Moritz geboren wurde, hat man ein Magazin gemacht. Von herrlichen Baum-Anlagen umgeben, die sich überhaupt um die ganze Stadt herumziehen, steht vor dem Kreuzthore die Bronce-Büste des Mineralogen Werner und vor dem Petersthore das sogenannte Schwedendenkmal. Auf dem Markt bezeichnet ein Stein die Stelle, wo Kunz von Kaufungen am 14. Juli 1455 hingerichtet wurde, und im nahen Rathhause verwahrt man ein Stück der Strickleiter, mit welcher er das Altenburger Schloss erstieg. Das Gebäude der Bergakademie (Letztere 1765 durch Prinz Xaver gegründet) enthält ausser den Hörsälen und Laboratorien mehrere auf das Bergwesen bezügliche Sammlungen. – Die Umgebung Freibergs, mit ihren Hallen und Zechenhäusern, stimmt ganz zu dem Bilde der Bergstadt. Im Ganzen aber erscheint die Landschaft etwas kahl, wie denn die erzgebirgischen Schächte und Stollen fast alle in reizloser Gegend gelegen sind. Schon oberirdisch enthalten die Berggebäude manches Interessante. Man trifft da die Anstalten zur Hebung der Wasser und zur Förderung der Erze und bemerkt neben einfachen Haspeln allerlei Göpel und künstliche Maschinen. Am meisten aber bieten die Gruben unterirdisch. Man staunt über die »Teufen«, in welche der Mensch zu dringen vermag, sieht, wie der Bergmann minirt und mit Erfolg den Erzadern, welche sich oft neckisch verstecken, nachspürt. Darum ist jedem Reisenden die Befahrung einer Freiberger Erzgrube anzurathen – am geeignetsten dazu erscheint die »Himmelfahrt« –: er wird dadurch die grossartige Betriebsorganisation des Silberbergbaues kennen lernen und überhaupt Anschauungen und Eindrücke gewinnen, welche sich nicht wieder verwischen. Doch dürfen desshalb die andern montanistischen Werke über Tage, die Scheidebänke, Pochwerke, Erzwäschen und besonders die Obermuldener Schmelzhütten, nicht vernachlässigt werden; in ihrer Gesammtheit gewähren sie dem Laien unendlich viel Neues und dem Fachmann reiche Gelegenheit zu fruchtbarem Studium. – Auch die Altväterwasserleitung verdient, obschon sie nicht mehr benutzt wird, einen Besuch, denn ihre noch stehenden Pfeiler beweisen, dass durch sie, wie zu Zeiten der Römer, das Wasser von einem Berg zum andern übergeführt wurde. Das Amalgamirwerk zu Halsbrücke, in welchem das Silber mit Hülfe des Quecksilbers gewonnen wurde, ist eingegangen, weil die neuere Hüttenchemie bequemere und billigere Mittel besitzt, den Erzen das edle Metall zu entlocken. Erwähnenswerth aber bleibt, dass für dieses Werk im Jahre 1827 die erste Gasbeleuchtung in Sachsen eingerichtet worden ist.

Für Freiberg ist schon seit Langem der Bergbau Hauptnahrungszweig, doch hat es auch andere gewerbliche Etablissements, die zum Theil mit den montanistischen Wesen zusammenhängen: so ein Arsenikwerk, eine Pulverfabrik, eine Schrotfabrik, eine Fabrik leonischer Gold- und Silberwaaren, eine Eisengiesserei, eine Flachsspinnerei und eine Portefeuillefabrik.

Geschichtliches. – Die Stadt Freiberg verdankt ihre Entstehung dem Bergbaue. Die Sage meldet darüber Folgendes: »Im Jahre 1169 führten Fuhrleute aus Goslar Salz von Halle durch die Markgrafschaft Meissen nach Böhmen. In der nachherigen Freiberger Gegend legten die Räder ihrer Wagen ein Stück glänzenden Gesteines blos, das sie mit gen Goslar nahmen. Als es sich hier als bauwürdiges Silbererz auswies, wanderten Bergleute vom Harz nach dem Fundort.« Wahrscheinlicher dagegen ist, dass die Sorben schon früher Bergbau im oberen Erzgebirge getrieben hatten und man um das genannte Jahr nur wieder reichere Anbrüche machte, wodurch zahlreiche Ansiedler von allen Seiten herbeigelockt wurden. So entstand der Ort Christiansdorf, welches der Markgraf Otto der Reiche im Jahre 1181 zu einer Bergstadt und Feste erhob, der er den schönen Namen Freiberg gab. Da die erschürften Silbergänge sich sehr ergiebig zeigten, so wurde die neue Stadt bald der werthvollste Besitz der Wettinischen Fürsten. Aber es fanden sich auch Neider. Zweimal versuchten deutsche Kaiser (Heinrich VI. und Adolph v. Nassau) das sich rasch vergrössernde Freiberg zum Eigenthum des Reiches zu machen; allein die Bürger hielten zu ihrem angestammten Landesfürsten und machten die Anschläge jener zu Nichte. Für solche Treue verdienten und fanden die Einwohner vielfache Gunst. Reich mit Freiheiten begabt und durch immer grösseren Bergsegen beglückt, erhob sich die Stadt zur ersten im Meissnerlande, so dass sie bei Beginn des 16. Jahrh. 70,000 Einwohner zählte. Allein der 30jährige Krieg knickte die Blüthe der Stadt. Wiederholt von den Kaiserlichen und Schweden21 belagert, widerstand sie zwar der Eroberung, musste aber geschehen lassen, dass ihre sämmtlichen Vorstädte und mehrere Strassen der Innenstadt durch Feuer zerstört wurden. Am Ende des Krieges besass sie kaum noch den zehnten Theil ihrer früheren Einwohner und dazu waren die meisten ihrer Gruben in Verfall gerathen oder ganz zum Erliegen gekommen. Langsam erholte sich die Stadt von solchem Schlage, doch die vormalige Grösse hat sie nie wieder erlangt. Auch ist sie später nicht ohne Kriegsdrangsal geblieben. Im Jahre 1762 wurde des 7jährigen Krieges letzte Schlacht bei Freiberg (durch Prinz Heinrich) geschlagen, und in den deutschen Freiheitskriegen ist die Stadt, welche wegen der Silbergruben als sehr reich galt, durch Einquartierung und Kontribution arg betroffen worden.

Wenn auch Freiberg heute an Wohlstand und Bevölkerung hinter seiner Blüthezeit zurücksteht, eines hat es sich bewahrt: den Vorrang im Berg- und Hüttenwesen. Zu dieser Ueberlegenheit haben mehrere Umstände beigetragen. Zunächst die Tüchtigkeit der erzgebirgischen Knappen. Sie sind fleissig und anstellig, ehrlich und genügsam und besitzen, da sie einem besondern Stand mit eigener Verfassung, eigener Tracht u. eigener Sprache angehören, Standesgefühl, Selbstachtung und kameradschaftlichen Sinn. Die Stufenleiter unter den Bergleuten22 ist seit Alters geregelt. Zuerst wird Einer Scheidejunge, darnach Grubenjunge, weiter avancirt er zum Ausläufer und mit dem Lehrhäuer oder Bergknecht ist die erste wichtige Staffel erreicht. Nachdem er als solcher sieben Jahre gearbeitet und sein »Probegeding« bestanden hat, wird er Doppelhäuer und damit wirklicher Knappe. Ausser den eigentlichen Bergleuten giebt es auch noch Mauer- und Zimmerlinge. Die Ganghäuer müssen die Bergschule besucht haben und können sich zu Steigern emporschwingen. Auch unter den Bergbeamten ist die Rangordnung genau festgestellt. Dazu bilden die Genossen jedweden Reviers eine Knappschaft, welche durch Stärkung des religiösen Sinnes, Ueberwachung der Sitten und Aufrechthaltung einer straffen Mannszucht, den Einzelnen bei beruflicher und sittlicher Tüchtigkeit zu erhalten sucht, so dass der sächsische Knappe jedem anderen Knappen ebenbürtig, wenn nicht überlegen ist. – Ferner hat zur Hebung des Freiberger Bergbaues beigetragen, dass die fast zu Tage liegenden Silberadern bald erschöpft waren. Man musste nun in die Tiefe dringen und, um dies mit Vortheil thun zu können, den Bau der Gänge und der Erdrinde überhaupt erforschen. Als neue Aufgabe wuchs hierbei die Bezwingung der Grubenwässer heran; denn je tiefer man in den Schoos der Erde hinabsteigt, desto mehr schiessen sie von allen Seiten herzu. Und gerade in Bewältigung des Wassers durch das Wasser haben sich die Freiberger vielleicht ihre grössten Triumphe errungen. Was anderwärts der Dampf oder die kostbare Menschenhand besorgt, das muss hier meist das oberirdische Wasser verrichten. »Das Bächlein, das eben in einem Pochwerke thätig war, muss alsbald wieder das Wasserrad einer Pumpe treiben; von diesem fällt es in den Schacht hinab auf ein zweites und drittes Rad, und kaum durch einen Stollen entlassen, arbeitet es aufs Neue in einer andern Grube. Kein Gewässer darf müssig schlendern. Sind die einzelnen Gefliesse zu schwach und unbeständig, so werden sie in Sammelteichen aufgestaut und aus diesen wird den einzelnen Gruben ihr Bedarf nach wöchentlichen Rädern zugemessen. Ueber die Vertheilung dieser Wasserschätze wird jährlich genaue Rechenschaft abgelegt.« – Weiter wirkte auf das Freiberger Bergwesen günstig ein, dass die in der Tiefe gebrochenen Erze nicht reich an Silber waren. Man musste deshalb darauf bedacht sein, auch ärmere Erze zu verhütten, und darum mechanische Mittel ersinnen, das edle von dem tauben Gestein zu sondern. In dieser Beziehung hat man es soweit gebracht, dass man jetzt Gangmasse benutzt, bei der aus 100 Ctr. Gestein nur 5 Lth. Metall gewonnen werden. Dem sächsischen Bergmanne ward eben sein Leben schwer gemacht; doch gerade die Schwierigkeiten spornten ihn an, mit Erfolg seine geistige Kraft zu zeigen. Heute liefern die Freiberger Gruben einen jährlichen Ertrag von 1½ Million Thalern, also aus den geringeren Erzen mehr, denn früher aus den reichsten Anbrüchen. – Endlich wurde die Bedeutung Freibergs durch Gründung der Bergakademie wesentlich erhöht. Nunmehr waren hier Theorie und Praxis mit einander verbunden und auf kleinem Raum in Wechselwirkung gestellt. Darum wird Freiberg von Studirenden23 fast aller Kulturvölker besucht; erhalten dieselben hier doch nicht nur Unterricht in der Bergwissenschaft, sondern durch den umfassenden, trefflich organisirten Silberbergbau und den grossartigen Hüttenbetrieb zugleich auch eine nirgends so wiederzufindende Gelegenheit zur praktischen Ausbildung.

Freiberg besitzt unter allen sächsischen Städten den grössten Weltruf. Ueberall wo Bergbau getrieben wird: auf dem Ural wie in den Gebirgen Spaniens, auf den Cordilleren wie in den Minen Mexiko's ist der Name der erzgebirgischen Berghauptstadt bekannt.

20.In der Kirche zu Ebersdorf, wohin Lichtenwalde eingepfarrt ist, befindet sich des Harras Bildniss und ein Hufeisen seines Pferdes. Allda sind auch aufbewahrt: die Kleider der geraubten Prinzen Ernst und Albert und die Kutte des Köhlers, welcher Albert befreite.
21.An die letzte Belagerung der Schweden (1642–43) erinnert das schöne »Schwedendenkmal« vor dem Petersthore.
22.Die Bergleute zerfallen auch in Bergleute vom Leder und Bergleute von der Feder; jene besorgen die eigentlichen Grubenarbeiten, diese die nöthigen Schreibereien.
23.Freiberg's berühmteste Zöglinge sind: Leopold v. Buch und Alex. v. Humboldt.
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01 ağustos 2017
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