Kitabı oku: «Älterwerden ist nichts für Anfänger», sayfa 2
Mein Name ist Bernard Otis. Und wie heißen Sie?
Wir wollen einander kennenlernen, nicht wahr? Jede gute Beziehung beginnt mit einem ersten Schritt. Einem Anfang. Was Sie also als Erstes über mich wissen sollten, ist die Tatsache, dass ich in eine große orthodoxe jüdische Familie in Detroit hineingeboren wurde.
Das Zweite – das vielleicht Ergebnis meiner Erziehung ist, wer weiß? – ist die Tatsache, dass mir immer wieder gesagt wird, ich hätte für einen 85-Jährigen einen ziemlich skurrilen Humor. Hier ein Beispiel:
Als Jason erfuhr, dass sein 95 Jahre alter Großvater gestorben war, ging er sogleich zu seiner 90 Jahre alten Großmutter, um sie zu trösten. Als er bei ihr ankam, fragte er, was denn passiert war.
Die Großmutter erklärte, dass ihr Mann gestorben war, während sie Sex gehabt hatten.
Jason war verdutzt und sagte seiner Großmutter, er sei schockiert darüber, dass sie in ihrem Alter Sex hatten. Er war der Meinung, das sei eine »wirklich schlimme Situation«.
Die Großmutter antwortete, sie und sein Großvater hätten vor einigen Jahren herausgefunden, dass es für Ältere sicher sei, Sex zu haben, während die Kirchenglocken läuteten.
Sie sagte, es gehe nur um den Rhythmus – es sei sehr entspannend und sicher, wenn man mit dem »Ding« hinein-, mit dem »Dong« herausgehe. Und dann fügte sie hinzu: »Wenn dieser dumme Eiswagen nicht vorbeigekommen wäre, würde Großvater heute noch leben.«
Tja.
Okay, weiter.
Wir lebten in einem vorwiegend jüdischen Viertel. Wir sprechen hier über einen Stadtteil, der von 75 Prozent Juden, 20 Prozent Katholiken und 5 Prozent von Menschen unterschiedlicher Religionszugehörigkeit bewohnt wurde.
Ursprünglich wollte ich Architekt werden, doch dieses Ziel gab ich in meinem dreizehnten Lebensjahr wegen meiner schlechten Augen auf. Ich besuchte nicht die örtliche High School (Central High), sondern entschied mich für die Cass Tech, eine sehr angesehene technische Schule, die etwa elf Kilometer von meinem Zuhause entfernt war. Ich besuchte die Cass Tech sehr zum Verdruss meiner Eltern, die mir aber dennoch die Wahlfreiheit ließen. Mit der Straßenbahn und dem Bus fuhr ich hin und zurück – nur nicht an den Streiktagen der Transportgesellschaften, die es häufig gab.
In diesen Fällen musste ich zu Fuß gehen. Ich hatte keine andere Wahl.
Doch ungeachtet der gelegentlichen Unannehmlichkeiten erwies sich diese Entscheidung, die ich allein getroffen hatte, als großer Wendepunkt in meinem jungen Leben.
Die Schüler an der Cass Tech, welche in einem siebenstöckigen Gebäude in der Innenstadt von Detroit untergebracht war, waren junge Menschen, die nicht nur Architekt, sondern auch Künstler, Ingenieur, Musiker, Techniker, Konstrukteur, Chemiker und so weiter werden wollten.
Es waren alle Rassen, Glaubensrichtungen, Religionen, Ethnien, finanziellen Schichten und gesellschaftlichen Stellungen der Familien vertreten. Hier war ich zum ersten Mal in meinem Leben mit echten Wahlmöglichkeiten für meine Zukunft konfrontiert.
Und es war eine bunte Mischung von Menschen, die mich in die Lage versetzt hat, in meinem Leben jeden als ebenbürtig zu betrachten.
WEISHEITS ◇ NUGGET # 1
Behandeln Sie jeden als ebenbürtig.
Gewöhnen Sie sich an diese Weisheits-Nuggets. Ich habe jede Menge davon.
Jedenfalls hatte die Cass Tech ein riesiges Auditorium mit 3000 Plätzen, in dem häufig Weltpolitiker und kommunale Führungspersönlichkeiten Vorträge hielten. Als Vorsitzender der Schülervertretung hatte ich das Privileg, diese bei ihren Besuchen zu treffen, mit ihnen zu Abend zu essen und sie vorzustellen.
Zu den Persönlichkeiten, die ich kennen und respektieren lernte, zählten Walter und Victor Reuther – die Gründer der Gewerkschaft der United Automobile Workers und der Congress of Industrial Organizations -, Senator Hubert Humphrey, Eleanor Roosevelt und zahlreiche andere aus allen Schichten unserer Gesellschaft, darunter auch der interessante Igor Sikorsky, einer der maßgeblichen Luftfahrtpioniere und Entwickler des Hubschraubers. Ja, ich habe Eleanor Roosevelt kennengelernt. Ich habe Ihnen ja gesagt, dass ich alt bin. Also tun Sie nicht so überrascht. Aber warten Sie ab, es kommt noch mehr!
Im Jahr 1946 bat mich der Direktor der High School, Bill Stirton (der später Dekan der Universität von Michigan werden sollte), in Vorbereitung für das Jubiläum anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens der Automobilindustrie bei der Koordination einer Hauptveranstaltung mitzuwirken, nämlich einer feierlichen Parade durch das Zentrum von Detroit.
Ich sollte mit dem Baseballstar Connie Mack und dem Autopionier Henry Ford zusammenarbeiten, die beide schon im fortgeschrittenen Alter waren, und einen Wettlauf über die Woodward Avenue, der Hauptstraße von Detroit, organisieren.
Was für eine aufregende Lernerfahrung für einen Teenager, dessen Leben gerade erst begann! Und das alles in einer Zeit, als die Weltwirtschaftskrise überwunden war und die Folgen des Zweiten Weltkriegs unsere Wirtschaft veränderten. Obwohl mir es zu dieser Zeit natürlich nicht klar war, wurden damals die Weichen für die Krise gestellt, mit der wir es heute in unserem Gesundheitswesen, bei den Lebenshaltungskosten und im Bildungssystem zu tun haben.
Ich versichere Ihnen, dass ich bald auf diese Themen zurückkommen werde.
Jeder, der, sagen wir, unter fünfzig Jahre alt ist, hat keine Ahnung, wie schnell das Leben vergeht. Die Vorrunde ist bereits vorüber. Sobald Sie diese Marke des halben Jahrhunderts erreicht haben, rasen die Tage nur so dahin. Glauben Sie mir!
Victor Hugo, der Autor von Les Miserables und Der Glöckner von Notre Dame, sagte einmal: »Vierzig Jahre sind das Alter der Jugend, fünfzig die Jugend des Alters.«
Er wusste Bescheid. Auch er wurde alt.
Und erlauben Sie mir, seine Feststellung zu ergänzen: »Und jede Minute danach? Ist ein Rennen gegen die Zeit.«
Ich bin jetzt 85 Jahre alt. Ich muss dieses Buch zu Ende schreiben. Ich muss meine Blogs pflegen, um für dieses Buch zu werben. Darüber hinaus muss ich meine Beratungsfirma weiterführen, und vor allem muss ich weiter meine Rechnungen bezahlen.
Genau wie Sie. Bis ich es irgendwann nicht mehr tun kann. Egal, wie alt Sie sind, Sie und ich, wir unterscheiden uns eigentlich gar nicht so sehr.
Und so sieht meine Realität ansonsten aus: Ich bin zwar 85 Jahre alt, aber ich fühle mich wie mit 25. Mein Geist und mein Herz sind denen eines durchschnittlichen 25 Jahre alten Amerikaners sehr ähnlich. Aber der Körper … den kann man vergessen!
WEISHEITS ◇ NUGGET # 2
Sprechen Sie mit Ihren Kindern. Sie werden es Ihnen später danken.
Genug der Spielereien. Es ist Zeit, zum Wesentlichen zu kommen. Sie wussten ja, dass es irgendwann so weit sein würde.
Ab einem gewissen Punkt muss ich zum Ernst der Sache und sogar auf einige hässliche Realitäten zu sprechen kommen. Das Älterwerden ist nicht allzu schön. Doch Ihre zukünftige Lebensqualität hängt von den Entscheidungen ab, die Sie jetzt treffen.
Für meine Leser, die den fünfzigsten Geburtstag noch vor sich haben, sei gesagt, dass es schon bald so weit sein wird. Und warum?
»DIE ZEIT VERGEHT SCHNELL!«
Bevor Sie also den fünfzigsten Geburtstag feiern, würde ich Ihnen gern das Versprechen abnehmen, dass Sie nach mehr streben. Nach dem, was ich als eine siegreiche Reise bezeichne. Lockern Sie Ihre Schultern. Entspannen Sie sich. Gestern ist vorbei; es ist Zeit für einen neuen Tag. Bringen Sie das Blut in Wallung (solange Sie es noch können)!
»Ich kann jedem beibringen, wie er das erhält,
was er im Leben haben will. Das Problem ist nur,
dass ich niemanden finden kann, der weiß, was er will.«
— Mark Twain
Vor vielen Monaten, kurz nach dem Tod meiner schönen Anna, ging ich zur gewohnten Zeit zu Bett: um 22 Uhr. Und dann geschah etwas Seltsames.
Ich war fünf Jahre alt und lebte in Detroit, Michigan. Das konnte mit Sicherheit kein Traum sein – dafür war es viel zu lebendig. Die Szenen, die Geräusche … Ich war zurück. Wieder in meiner Kindheit angelangt, zurück an einem Tag, der, wie ich mich erinnere, größtenteils glücklich und erfüllend war. Ich begleitete meinen Vater, als er sich für 750 Dollar einen Plymouth Baujahr 1935 kaufte. Ein Vater-Sohn-Tag! Wie musste ich solche vermisst haben, als ich in meine Träumerei fiel. Mein Dad war überglücklich und grinste über das ganze Gesicht. (He, das ist mein Buch und mein Klischee; ich bin fast 86 Jahre alt, ist doch in Ordnung, oder?) Nach dem Autokauf spendierte er mir ein Eis, und für mich war die Welt in bester Ordnung.
Doch später …
Was für ein Spaß, dachte ich, als wir an diesem Abend nach Hause fuhren. Ich war mir sicher, dass unsere ganze Familie vor der Haustür warten würde, um uns nach unserem perfekten Tag zu begrüßen, doch meine 73 Jahre alte Großmutter (im jüdischen Sprachgebrauch Bubby genannt), war erkrankt, und alle Tanten und Onkel waren bei uns zu Hause und warteten auf den Arzt (damals machten Ärzte noch Hausbesuche).
Zur damaligen Zeit war man mit 73 Jahren wirklich alt, und in unserem Viertel wohnten viele wirklich alte Menschen. Viele dieser Männer und Frauen waren Einwanderer, die nie richtig Englisch gelernt hatten, und inzwischen hatten die meisten von ihnen Gedächtnisprobleme, die man als Alterserscheinung bezeichnete.
Ich konnte nie verstehen, warum sie nicht hörten, was ich zu ihnen sagte, oder warum sie mir so komische Antworten gaben. Und viele von ihnen konnten kaum gehen.
Damals gab es nur sehr wenige Altenheime, und die meisten dieser wirklich alten Menschen wohnten bei ihren Familien und wurden von ihnen gepflegt. Häufig wurden sie in einem Schlafzimmer vor dem Rest der Welt verborgen. Und dann schienen diese betagten Nachbarn mit alarmierender Häufigkeit plötzlich zu verschwinden.
»Ma?«, fragte ich.
»Bernard?«
»Was ist mit Mrs. Lefkowitz passiert?«
»Ach, Bernard …«
»Ja?«
»Bernard, sie ist gestorben.«
»Gestorben? Was ist ›gestorben‹?«
»Darüber können wir jetzt nicht sprechen. Wenn du ein bisschen älter bist …«
»Darf ich noch was fragen?«
»Bernard?«
»Was ist mit Mr. Bernescu passiert? Dem Besitzer des Fotogeschäfts? Ich habe ihn seit etwa zwei Wochen nicht mehr gesehen.«
»Ach, er ist vor zwei Wochen gestorben.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Wenn du älter bist, wirst du es verstehen. Jetzt brauchst du dir um solche Dinge keine Sorgen zu machen.«
»Und was ist mit Mrs ….?«
»Bernard!«
Nach dieser Unterhaltung fragte ich jeden, den ich kannte, was »gestorben« bedeutete. Schließlich erfuhr ich von einem netten älteren Mann, der an einer Straßenecke saß und eine Konservendose mit ein paar Pennys in der Hand hielt, dass das Wort, nach dem ich suchte, Tod lautete.
Als ich meine Mutter nach dieser unkonventionellen Belehrung mit meiner Erkenntnis konfrontierte, sagte sie: »Bernard, wie gut für dich, dass du wissbegierig bist, das wird dir in deinem Leben von großem Nutzen sein.«
Das war alles.
Um aber fair zu sein: Zu jener Zeit schwiegen die meisten Eltern, wenn es um dieses Thema ging.
Ich habe es nie ganz verstanden. Wovor wollten sie uns schützen? Gott behüte, dass wir Kinder in so jungen Jahren von Dingen wie dem Tod erfuhren! Und die Feststellung, dass ich mir »jetzt über solche Dinge keine Sorgen zu machen brauchte?« Wie bedauerlich! Wir müssen mit unseren Kindern schon in jungen Jahren über den Tod und die Bedeutung sprechen, die er in unserem Leben hat. Es ist ein gutes Wort, weil der Tod real ist, und wenn wir begreifen, was er mit unserer Lebensreise zu tun hat, kann diese Reise deutlich glücklicher verlaufen, weil unser Fokus während der Reise darauf liegen wird, jeden Tag zu einem glücklichen Erlebnis zu machen.
Übrigens stellte ich meinem Vater, dem klugen Mann, die gleiche Frage, nachdem ich die Antwort bereits erhalten hatte. Ich dachte mir, Ma müsste ihm etwas davon erzählt haben, aber ich wollte seine Antwort unbedingt hören: »Dad, was bedeutet ›gestorben‹?«
Er runzelte die Stirn, dachte nach und sagte schließlich: »Lies die Zeitungsseite mit den Witzen.«
»Aber …«
»Glaub mir. Du erfährst mehr über das Leben und … anderes, wenn du die Witzseite liest.«
Mein Dad liebte die Witzseite – die Comics in der Zeitung. Er hatte Humor. Würde er heute noch leben, dann würde er mich immer noch auffordern, die Antworten auf alle großen Lebensfragen auf den Comicseiten zu suchen.
Später, als ich im Alter von 14 Jahren von meiner ersten Beerdigung zurückkam, fragte ich meinen Vater erneut. Er forderte mich auf, mich hinzusetzen, und schlug die Seite mit den Todesanzeigen der Detroit News auf. Er sagte: »Sohn, ich möchte, dass du dir jeden dieser Namen ansiehst und schaust, was über den Tod dieser Menschen gesagt wird.«
Dann deutete er auf die zahlreichen Anzeigen und las Dinge vor wie: »Dieser Mann ist an einer Lungenentzündung gestorben.« – »Dieser an Krebs.« – »Dieser hatte einen Herzinfarkt.« Er sagte, dies seien alles natürliche Todesfälle gewesen. Doch in keiner der Anzeigen stand, dass der Betroffene aufgrund seiner schweren Arbeit gestorben war.
Wir sprachen darüber, wie ihre Familien und Freunde ihnen wohl während der letzten Phase beigestanden hatten. Und dann sagte er: »Sohn, denk immer daran, dass unsere Hauptaufgabe im Leben darin besteht, anderen zu helfen, einen guten Weg zu finden, denn egal, wie rein und selbstlos deine Absichten sind, der Mensch, dem du helfen willst, könnte deine Motive aus unterschiedlichen Gründen für eigennützig halten.«
Das waren tiefgründige Worte, an die ich mich bis heute erinnere.
Wenn wir schon beim Thema sind. Das Folgende ist ein Zitat einer Achtzigjährigen: »Wenn du stirbst, kümmert Gott sich um dich, wie es deine Mutter getan hat, als du am Leben warst, nur brüllt er dich nicht ständig an.«
Das nur so nebenbei.
Weiter geht es. Beziehungsweise zurück zu meinem Traum. Es war mitten in der Weltwirtschaftskrise, und viele unserer Familienangehörigen und Freunde waren sehr arm. Häufig teilten wir uns die Wohnungen und die Lebensmittel, und wir machten unsere eigenen Späße.
Hier ein interessanter Gegensatz:
Heute leben wir in einer Welt von Gewaltvideos und brutalen Videospielen.
Mit den Jahren scheint unsere Gesellschaft zu vergessen, wie viel Gewalt und wie viele Morde sich damals, zur Zeit meiner Kindheit, ereigneten, und zwar aufgrund der wirtschaftlichen Probleme, mit denen wir zu kämpfen hatten, aber auch aufgrund des wachsenden religiösen Hasses in jener Epoche. Mein Vater hatte das Glück, eine sehr gute Anstellung in der Lebensmittelindustrie zu haben, die eine schwierige Phase durchmachte, weil das Land wirtschaftlich zu kämpfen hatte, aber auch, weil einige Gewerkschaften nicht vor Mord und Einschüchterung zurückschreckten, um Arbeiter und Firmen zu zwingen, sich ihnen anzuschließen. Ich kann mich noch immer daran erinnern, jeden Abend um 18 Uhr in unserer Wohnung am Fenster gestanden zu haben, die Nase in der Hoffnung gegen die Scheibe gedrückt, dass mein Vater sicher von der Arbeit nach Hause kommen würde.
Ich habe bereits erwähnt, dass dies für mich eine äußerst glückliche und erfüllende Zeit war, aber auch eine sehr beängstigende.
Wegen des Jobs meines Vaters war unsere Wohnung jeden Freitagabend voll von armen Verwandten und Freunden. Ich beobachtete interessiert, wie meine Eltern ihnen Geld und Lebensmittel schenkten, die sie aufgrund von Vaters Arbeit erhalten hatten. Rückzahlungen akzeptierte mein Vater nie, und als ich ihn nach dem Grund fragte, wiederholte er die bereits erwähnten Worte, die ich nie vergessen werde: »Hilf anderen, einen glücklichen Weg zu finden.«
Mit einem Mal war die Welt in Ordnung. Alles war so »richtig« und »gut«, weil sowohl meine Mutter als auch mein Vater so großzügig waren, dass mir klar wurde, was für besondere Menschen sie waren.
Und schließlich begriff ich.
Sie beschützten mich nicht, sondern sorgten dafür, dass ich so sorgenfrei wie möglich aufwuchs, in einem glücklichen Zuhause, mit guten Werten. Damit konnte ich, als ich älter wurde, anderen den Weg aufzeigen.
Ich war nicht mit allem, was sie mir sagten, einverstanden, aber heute ist mir klar, was für ein Glück ich als Kind hatte. Und dann wachte ich im Augenblick meiner Erleuchtung plötzlich auf.
Was für ein Timing! Ich wollte die Wärme meines Elternhauses nicht verlassen. Ich hatte Tränen in den Augen. Die Erinnerung an meine Eltern, die so jung gestorben sind, beschäftigte mich. Erschreckt setzte ich mich im Bett auf, und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich selbst ein wirklich alter Mensch war – wie die meisten meiner Freunde. Ich unterschied mich nicht von den anderen Senioren, mit denen ich als kleines Kind zusammengelebt hatte.
Und ich fing an zu weinen …
WEISHEITS ◇ NUGGET # 3
Bewahren Sie sich Ihre Gesundheit, damit Sie aktiv und kreativ bleiben können. »Ruhestand« bedeutet nicht, das Leben aufzugeben.
Man braucht sich nicht zu bemitleiden, wenn die Jugend vorbei ist.
Großmutter Moses fing mit achtzig an zu malen. Ronald Reagan wurde erst mit 61 Jahren Gouverneur von Kalifornien. Mahatma Gandhi wurde erst im fortgeschrittenen Alter Anführer der indischen Unabhängigkeitsbewegung. Charlie Chaplin, Clint Eastwood und andere arbeiteten mit über siebzig und darüber hinaus als Filmregisseure. Frank McCourt, der Autor des Weltbestsellers Die Asche meiner Mutter, begann erst mit über sechzig mit dem Schreiben. Leonardo da Vinci erstellte mit über sechzig Jahren Skizzen, Leo Tolstoi schrieb noch mit siebzig Romane. Anthony Burgess, der Autor von Uhrwerk Orange, begann erst mit über vierzig Jahren zu schreiben. Michelangelo fertigte noch im Alter von über achtzig Jahren Skulpturen an.
Marvis Lingren begann mit über sechzig, Marathon zu laufen, und nahm viele Jahre lang weltweit an Marathonläufen teil. Mit 103 Jahren stellte Ben Levinsen bei der Seniorenolympiade Weltrekorde im Kugelstoßen auf.
Bernard Herzberg legte mit über achtzig Jahren seinen Universitätsabschluss in Deutsch, der Sprache seiner Vorfahren, ab. Davor hatte er die Sprache nie gesprochen.
Für diese Erfolgsmenschen war der Ruhestand natürlich keine Option.
Ich proste ihnen mit einem Glas herrlichen Rotwein zu – der ist gut für den Blutdruck, Sie wissen schon.
Manchmal träume ich von meinen jungen Jahren, dann wache ich auf und bin nach dem Rückblick auf meine Jugend wieder alt und bemitleide mich. Und dann geht es wieder vorbei.
Haben Sie sich je bemitleidet? Ist es vorübergegangen? Selbstverständlich, so, wie Ihre Jugend vergangen ist. Und Ihre besten Jahre vergehen werden, und Sie eines Tages … Das ist ein kurzes Kapitel. Kurz wie das Leben.
WEISHEITS ◇ NUGGET # 4
Die Zeit fliegt dahin. Sorgen Sie dafür, dass jeder Augenblick zählt.
Hauptsächlich für meine Leser unter fünfzig sei wiederholt:
DIE ZEIT VERGEHT SCHNELL.
Es heißt, wir Älteren würden uns an nichts erinnern, aber ich wiederhole es, bis Sie es ebenfalls wiederholen:
DIE ZEIT VERGEHT SCHNELL.
In diesem Sinne: Erlauben Sie mir, dass ich Ihnen, meinen Lesern, die Hand in Freundschaft reiche.
Weil man wirklich nicht weiß, was man nicht weiß, bis man es weiß (versuchen Sie, das dreimal schnell hintereinander zu sagen). Sie sind in Ihren besten Jahren. Glauben Sie mir, Sie werden es später merken.
Und ich habe die Weisheit erlangt, um Sie unbeschadet zu dieser Erkenntnis zu führen. Ein großer Vorteil, wenn man uralt ist.
Sie haben mich verstanden?
Der Kernspruch unter uns lautet, dass ein Mensch in dem Moment, in dem er geboren wird, zu sterben beginnt.
Sie werden in diesem Buch jede Menge augenzwinkernden Humor finden, aber lassen Sie uns für einen Moment ernst sein: Das Leben ist voller Herausforderungen. Es kann schwierig sein und die Menschen niederdrücken. Man muss stark sein. Aber ebenso wichtig ist es, klug zu sein.
Beispiele:
Dr. Nancy Snyderman, die Medizinredakteurin der NBC Nightly News, berichtete von ihren Erfahrungen, als sie sich plötzlich um ihre betagte Mutter kümmern musste. Und sie erzählte, dass sie trotz der langjährigen Berichterstattung über medizinische Themen schlecht darauf vorbereitet war, mit den organisatorischen Problemen des mütterlichen Alterns umzugehen. »Pflegende versorgen die Patienten im Durchschnitt zwanzig Stunden pro Woche«, sagte sie, »aber viele sind der Meinung, dass es sich nach mehr anfühlt. Und wie ich muss etwa die Hälfte der Betroffenen diese Verantwortung mit einem Vollzeitjob unter einen Hut bringen.« Zwar schicken uns unsere Versicherungsgesellschaften und die staatlichen Gesundheitsorganisationen jährlich dicke Hefter mit detaillierten Informationen über unseren aktuellen Versicherungsschutz zu, doch man müsste Jurist sein, um die zutreffenden Interpretationen einiger dieser Bestimmungen und Regulierungen herauszufinden – das heißt, es ist buchstäblich unmöglich.
Darüber hinaus führt die schlechte Kommunikation zwischen Arztpraxen und den Anbietern der für die Behandlung notwendigen Arzneimittel häufig zu massiven Zahlungen aus eigener Tasche, wenn man Behandlungsverzögerungen vermeiden will.
Und das geht so weiter, als wäre es nicht schwierig genug, mit dem bevorstehenden Tod eines geliebten Menschen umzugehen.
Als ich kürzlich einen 89-jährigen Ruheständler interviewte, fragte ich ihn, was er für den größten Fehler seines Lebens halte.
Er sagte mir, er bereue es sehr, nicht mehr Zeit zum Knüpfen persönlicher Beziehungen aufgewendet zu haben, um die Einsamkeit zu verhindern, die er nun spüre – obwohl er eine wunderbare Frau und Familie habe.
Es ist so traurig, ältere Menschen zu beobachten, die keine engen Freunde haben, die sie besuchen, mit denen sie ihre Lebenserfahrungen austauschen und denen sie vertrauen können. Das erinnert mich an folgende alte Geschichte:
Ein achtzigjähriger Mann sitzt auf einer Bank im Central Park. Es ist fünf Uhr am Nachmittag, und er weint. Eine junge Geschäftsfrau kommt auf ihrem Heimweg vorbei, geht zu ihm und erkundigt sich, was los sei und warum er weine.
Er antwortet: »Es ist schrecklich. Meine erste Frau ist genau heute vor einem Jahr gestorben, und ich erinnere mich, wie schwierig es für mich war, ihre Angelegenheiten zu regeln. Jetzt bin ich mit einer umwerfenden blonden und blauäugigen Frau verheiratet, die mich sehr gut versorgt. Sie ist so jung wie Sie. Sie kocht mir wunderbare Mahlzeiten und geht mit mir zum Essen, ins Theater und so weiter. Sie hält das Haus sauber, und wir führen eine schöne körperliche Beziehung.«
Die Frau ist erstaunt und sagt: »Und warum weinen Sie dann?«
Er antwortet: »Ich weiß nicht mehr, wo wir wohnen.«
Mit anderen Worten: Lieben Sie Ihre Angehörigen, und genießen Sie das Leben, solange Sie es können. Es geht schneller – viel schneller – vorbei, als Sie denken.
Laut eines Artikels in der New York Times kümmern sich fast 40 Prozent der US-Amerikaner um einen Angehörigen mit gravierenden gesundheitlichen Problemen. Diese Pflegenden, so hieß es in dem Artikel, »sind wahrscheinlich selbst in einem schlechten Gesundheitszustand und bringen sich um ihre eigene finanzielle Zukunft«.
Tatsächlich wachsen die Sorgen hinsichtlich der Zahl junger Männer und Frauen oder Menschen mittleren Alters, die nicht mehr in Voll- oder Teilzeitjobs arbeiten können, weil sie ihre alternden Familienangehörigen pflegen müssen. Und was dann?
Denken Sie über folgenden beängstigenden Bericht nach, der am 27. September 2013 in der Zeitschrift The Week erschien:
»In einer Umfrage wurden 2250 US-Amerikaner aufgefordert, ein Alter zu nennen, in dem sie für immer mit gutem Gesundheitszustand leben könnten. Das bevorzugte Alter lag im Durchschnitt bei fünfzig Jahren. Tatsächlich setzt etwa in diesem Alter in unseren Körpern und Gehirnen eine Beschleunigung des Alterungsprozesses ein, und wir sollten uns intensiv bemühen, die letzte Phase unseres Lebens zu planen … Allerdings sieht der Durchschnittsbürger das leider anders.«
Wir erwarten zwar alle, ein langes und erfülltes Leben zu führen, doch die Natur hat die Angewohnheit, die Lebensreise durch Unfälle, Krankheiten, Geburtsfehler, Verbrechen, Krieg, Terror und so weiter zu beeinträchtigen und zu verkürzen. Aber wir erfahren alle auch positive Dinge, und die Lebens- und Todeserfahrung als Ganzes sollte uns inspirieren, die Freude am Leben zu finden.
Sie glauben mir nicht? Dann lesen Sie weiter.