Kitabı oku: «Collapse», sayfa 5

Yazı tipi:

»Das ist auch meine Einschätzung«, bestätigte Leighland. »Was sagen denn die letzten Messungen?«

»Die Messung waren vor wenigen Stunden. Alles deutete darauf hin, dass die Anomalie signifikant wächst.«

»Und was ist jetzt dein Plan?«

»Ich habe vor, sie sichten zu lassen.«Pendergast schien entschlossen, dem Rätsel auf den Grund zu gehen.

»Du meinst, direkt im Collider?«

Pendergast betrachtete die Kiste neben sich auf dem Boden. Sie enthielt eine Kamera, zwei Detektoren und eine Anzahl von Kabeln. »Wir müssen neue Messinstrumente anbringen. Die bereits installierten sind auf die Detektion nicht eingerichtet.«

Leighland entgegnete: »Katchenko meinte, es bestünde kein Risiko, aber …«

Beide blickten sich an.

»Also raus mit der Sprache, Karel, wen willst du in die Höhle des Löwen schicken?«

Pendergast blickte hinüber zu Sparks, der sich mit weit geöffneten Augen in seinem Stuhl aufzurichten begann.

»Na los. Sie sind unser jüngster Zugang. Wenn Sie es tun, machen Sie sich in unserer Gruppe unsterblich.«

Der ehemalige Student blickte zu seinem Mentor und schluckte. In einer Abwehrbewegung streckte er wedelnd seine Handflächen vor. Leighland, der seinen Schützling im Auge behielt, resümierte: »Wir sollten zumindest vorher mal hören, was Sparks dazu zu sagen hat.«

»Kommt gar nicht in Frage.« Sparks schnappte nach Luft. »Wieso ich? Unsterblich hört sich ja erstmal gut an, aber vielleicht sterblicht es mich ja schneller, als wir das Un davor packen können.«

»Riskant, so was zum jetzigen Zeitpunkt durchzuführen, Karel«, sagte Leighland.

»Wenn Katchenko das Risiko geringschätzt, was haben wir zu verlieren? Für die Wissenschaft muss man bereit sein, alles in die Wagschale zu werfen. Hast du das nicht früher selbst gesagt?«

»Schon möglich, ja.«

Pendergast blieb offensiv. »Es ist die letzte Chance, die wir haben, Jim. Das weißt du genau. Außerdem ist die Strahlungsdosis weit unterhalb des Millirem-Bereichs, also eine Dosis, die wir nicht mal auf molekularer Ebene, geschweige denn in unseren Zellen spüren würden.«

»Sei es drum.« Leighland räusperte sich. »Wenn Sie’s freiwillig tun, Sparks, gebe ich die Freigabe. Natürlich unter strikten Vorsichtsmaßnahmen. Aber mal ehrlich, wenn Sie Weltraumsprünge machen, bekommen Sie die millionenfache Dosis an Strahlung ab. Dann ist das hier für Sie weniger als ein Spaziergang an der frischen Luft.«

Sparks, der jedes Mal nickte, als sein Lehrmeister die Risiken beschrieb, und den Kopf schüttelte, wenn Pendergast die Situation zu entdramatisieren versuchte, zog die Mundwinkel nach unten und fügte sich dem Unvermeidlichen.

»Und was habe ich davon, wenn es schief geht?«

»Dafür nennen wir es dann später die Sparks-Anomalie!«, schlug der Colliderchef vor. Leighland grinste. »Ja. Aber nur wenn es schiefgeht.«

3. Kapitel
Element der Hoffnung

Dallas 21. Juli, vier Tage nach der Alphastabilität

Leighland prüfte den Overall seines Schützlings und setzte Sparks den Helm auf. Vor den beiden stand die ferngesteuerte Wartungskapsel, die zuvor noch von den Technikern einem Check unterzogen worden war.

»Shuin, steigen Sie ein, ich werde Sie bis zur Magnetspule anschieben. Wenn Sie brav sitzen bleiben, dann können Sie sogar noch die schöne Aussicht genießen.«

»Die Aussicht auf was? Auf mein Begräbnis?«

»Jammern Sie nicht. Die Magnete beschleunigen den Wagen und bringen Sie durch die Ringanlage bis zum Zielabschnitt.«

»Okay, Professor, wie messen wir die Strahlung?«

»Die Detektoren liegen mit den Klemmen in der Kapsel. Fixieren Sie die in Nähe der Anomalie. Am besten an einem der Kabelstränge. Sonst noch Fragen?«

»Und zurück komme ich über die Umkehr der Polung über die Magnetschiene, schon klar. Aber funktioniert das auch da drin in der Nähe der Anomalie?«

»Wenn der Strom ausfällt, müssen Sie eben laufen.«

»Was, die vollen sechs Meilen?«

»Na, deswegen schicken wir doch Sie. Bei zwei Meilen hätte ich’s auch selber machen können.«

Leighland schloss das Visier über das grinsende Gesicht seines Schützlings.

»Haben wir Sprechverbindung, Professor?«

Leighland, dem Sparks Worte über einen Lautsprecher entgegen schallten, nickte beruhigend.

»Die ganze Zeit über. Das Mikrophon ist im Helm befestigt.«

Der Inspektionswagen bot nur einen Sitzplatz. Im vorderen Teil, der an das Innere eines Bobschlittens erinnerte, steckte anstelle eines Lenkrads nur ein Haltebügel. Auf Schienen gleitend, hatte das Gefährt die simple Funktion einer ferngesteuerten Lore. Mittels der Induktionsspulen ließ sich das Fahrzeug ohne Gas- und Bremspedal durch die Zentrale bewegen. Sparks zwängte sich in den ungepolsterten Sitz, zog die Plexiglaskuppel herunter und ließ sie einrasten.

»Hören Sie mich, Professor?«

»Klar und deutlich, Sparks.«

»Ich vermisse die Instrumententafel.«

»Ach, gibt es keine? Entschuldigung, ich hatte vergessen die Luxusausführung für Sie zu ordern, Sparks.«

Leighland schob den Wagen vorwärts, bis er die Kontaktschleifen der Magnete erreichte. Leises Surren begleitete das Gefährt, als es vorwärts schnellte. Es erinnerte Leighland an die Geräusche eines Elektrofahrzeugs, das er hin und wieder auf dem Campus nutzte.

»Es fährt ja, hey!«, brach es aus Sparks hervor.

Leighland grinste über beide Ohren. »Ja, das nennt man Physik, Überwindung der Massenträgheit durch Elektromagnetismus. Ich kann Ihnen das bei Gelegenheit mal erklären.«

»Netter Versuch, mich aufzuheitern. Aber ich kann’s gebrauchen. Wissen Sie, wie Ich mich fühle? Wie ein Versuchskaninchen auf einer Silvesterrakete.«

»War es bei Ihrem Space Jump etwa anders? Würde mich wundern.«

Sparks stöhnte. »Wie lange dauert es?«

»Warum so eilig? Sie werden die Anomalie in cirka sechs Minuten erreicht haben. Bis dahin genießen Sie Ihre lautlose Fahrt.«

Nachdem Leighland die Wartungskapsel aus seinem Blickfeld verloren hatte, begab er sich zur Steuerzentrale. Dort beobachtete er die Annäherung des Gefährts an den Zielpunkt, er sah die Wartungskapsel als kleinen Punkt auf dem Übersichtsbildschirm der Messwarte.

»Sparks, was sehen Sie?«

»Ich bin jetzt im zweihundertachtundsiebzigsten Segment. Noch vier Segmente. Es ist alles ruhig hier. Eigentlich sehe ich …«

»Was?«

»Nichts.«

»Was haben Sie erwartet? Ein Empfangskomitee?« Der Professor fixierte den Lichtpunkt, der sich auf dem Bildschirm fast unmerklich fortbewegte.

»Bratfield, wie weit hat er noch?«

»Ich bring den Wagen gleich zum Halten. Die letzten Segmente geht er zu Fuß.«

»Sparks, hören Sie?«

»Ja, der Wagen stoppt gerade.«

»Gut. Steigen Sie jetzt aus.«

Über die Lautsprecher im Kontrollraum drang das Öffnen der Kabine als hohles Klicken an die Ohren der Wissenschaftler.

»Okay. Was soll ich jetzt tun?«

Leighland wandte sich an Pendergast. »Ich denke, es ist ausreichend, wenn wir die Instrumente mit einem guten Abstand von der Anomalie entfernt aufstellen, oder was denkst du?«

Pendergast schüttelte den Kopf. »Wenn wir nähere Messungen wollen, müssen wir die Instrumente mindestens auf sechzehn Fuß an die Anomalie heranbringen.«

Sparks betrat den Boden der Colliderröhre und setzte zögerlich einen Schritt vor den anderen. Er erreichte die Stelle der geplanten Kollision und der an die innere Röhre angrenzenden Detektoren, die die Werte der Anomalie in eines der zwei Kontrollzentren des Colliders übermittelten. Dort ließ er seine Blicke schweifen.

»Erweckt alles den Anschein, als sei hier gar nichts. Ich gehe weiter. Eigentlich gibt’s hier nicht wirklich was zu sehen.«

»Seien Sie vorsichtig, Sparks«, mahnte Leighland.

Die nächsten Sekunden vernahm Leighland keine weitere Meldung. Dann ein Knacken. Es folgte ein Ausruf des Jungforschers: »Oh Gott!«

Keiner im Kontrollraum wagte zu sprechen.

»Das ist ja irre. Es ist …«

Sekundenlang herrschte Schweigen, dann sprach Sparks weiter: »Es ist ein Punkt. Ein winziger Punkt. Vielleicht von der Größe eines Streichholzkopfs.«

»Versuchen Sie, es zu beschreiben, Sparks.«

»Ich sehe einen Punkt seitlich der Colliderinnenröhre.« Er stockte wieder.

»Verdammt, reden Sie mit uns! Beschreiben Sie es!« Pendergast begann seinen Kugelschreiber unablässig in den Fingern zu drehen.

»Der Punkt befindet sich in Höhe des oberen Drittels bis zur Tunneldecke. Irgendwie schwebt er im Raum.«

»Und?«

»Eigentlich scheint er stillzustehen, aber er bewegt sich neben der inneren Röhre um seine eigene Achse. Eher langsam.«

»Wie sieht er aus?«

»In der Mitte ist er dunkel. Außen sind Lichtreflexe zu erkennen. Es ist, als glimme der Rand.«

»Bleiben Sie weg von dem Ding, Sparks«, befahl Leighland.

»Keine Sorge. Wo soll ich mit den Instrumenten hin?«

»Stellen Sie den Kasten einfach auf den Boden. Die Batterien halten mindestens hundert Stunden und müssten fürs Erste ausreichen.«

Der Jungforscher kehrte zurück zu dem Gefährt, nahm die mitgeführten Utensilien aus dem Fußraum und trug sie zu der Anomalie »Ich platziere den Kasten vor mir auf dem Boden.«

»Gut. Nun gehen Sie einige Schritte zurück und hängen die Kamera an einem der Sicherungskabel auf.«

»Hab’ ich gemacht. Soll ich sie einschalten?«fragte Sparks.

»Klar, ohne Bilder zu liefern, nützt sie uns ja nichts.«

Als Sparks die Kamera einschaltete, flimmerte im Kontrollraum ein Rauschen auf den Bildschirmen an der Wand.

»Das Bild kommt an. Aktivieren Sie jetzt die Sequenz für den Autofocus.«

Sparks drückte zwei Tasten an der Menüführung des Kameragehäuses und trat zurück.

Leighland drängte auf Rückkehr: »Gut, wir haben das Bild. Sehen Sie zu, dass Sie da wegkommen. Den Rest schauen wir uns aus der Ferne an. Steigen Sie ein, wir holen Sie zurück.«

Sparks nahm wieder in dem Wartungsgefährt Platz und gab das Signal zur Rückkehr. Die Kapsel setzte sich in Bewegung.

***

Dallas, Jefferson Health Medical Center

Jack Burton betastete seinen Kopfverband. Nur langsam öffnete er die Augen. Ein Geräusch im Hintergrund hatte ihn aus seinem traumlosen Schlaf hochschrecken lassen. Brotkrumen auf dem Tisch waren das Erste, das er wahrnahm, bevor er den Kopf langsam aufrichtete und die Silhouette von Phileas Wuthering erblickte. Erst jetzt wurde ihm klar, dass er mehrere Stunden geschlafen hatte.

»Jack, Sie müssen den Alten holen. Da draußen tut sich was.«Wuthering, der am Fenster stand, blickte hinab auf die Szenerie, die sich vor dem Klinikgebäude abzeichnete.

»Der ist im Gespräch mit den Polizisten«, vermutete Burton.

»Ich glaube, es wird ihn interessieren, was da geschieht«, sagte Wuthering. »Ich weiß nicht, was draußen das Aufgebot an Polizei bedeutet. Das sollte sich der Alte ansehen.«

»Was meinen Sie?« wollte Burton wissen und erhob sich vom Schreibtisch.

»Schauen Sie selbst raus.«

Burton trat ans Fenster. Gleichzeitig vernahm er das Stöhnen der Patienten, das seit Wochen immer öfter an seine Ohren drang. Die Rufe wurden lauter. Kassandragleich kündeten sie jene Eskalation der Ereignisse an, die selbst die wildesten Spekulationen der Krankenhausangestellten bald in den Schatten stellen sollten.

Burton machte beim Blick aus dem Fenster seine Verwunderung deutlich: »Was zum Teufel? Das sind aber keine Polizisten.« Vor Burtons geistigem Auge erschienen Bilder der Notaufnahme und der Verwüstungen durch den Creep. Die Erinnerung an Kathies toten Körper ließ ihn erschauern.

»Der ganze Betrieb hier geht vor die Hunde, das kann ich nicht zulassen, Phil«, sagte er und blickte in Wutherings Gesicht, dessen Ratlosigkeit sich in einem Kopfschütteln ausdrückte.

In diesem Augenblick öffnete sich die Tür zu Burtons Büro. Chrichton, der Direktor des Krankenhauses, erschien. Er tobte.

»Das werden wir noch sehen! Lassen Sie mich gefälligst los!«

Zwei der Einsatzkräfte packten Chrichton am Arm und komplimentierten ihn noch auf der Türschwelle unsanft wieder aus Burtons Büro hinaus.

Auch auf Burton schritt ein Mann in Uniform zu. Sein Grinsen beschränkte sich auf eine Gesichtshälfte und ließ ihn wie einen Zyniker aussehen.

»Guten Tag. Mein Name ist Doktor Patterson. Biological Chemical Critical Force.« Dann fuhr eine Hand an sein Barett zur Stirnseite. Er wies auf sein gesticktes Namensschild am Revers. »Im Rang eines Colonels bin ich befugt, hier die Befehlsgewalt zu übernehmen. Ich löse Chrichton ab.«

Burton erwiderte den militärischen Gruß lediglich mit einem Nicken.

»Ich bin Chrichtons Stellvertreter. Burton ist mein Name. Wie darf ich das alles hier verstehen?«

Der Uniformierte antwortete mit lauter Stimme. »Vorübergehend steht das Krankenhaus unter meinem Kommando. Chrichton ist auf Weisung des Innenministeriums beurlaubt.«

»Davon wussten wir nichts. Und ich bezweifle, dass die überhaupt für uns zuständig sind.«

»Das sollte jetzt nicht Ihr Problem sein. Ich setze Ihre Kooperation voraus. Und wenn auch Ihre Kollegen kooperieren, kann der Krankenhausbetrieb ungestört weitergehen. So stelle ich mir das vor. Natürlich mit einigen kleinen Änderungen. Sehen Sie da irgendwelche Probleme?«

»Was für Änderungen?«, wollte Burton wissen.

»Das können wir später noch in Ruhe besprechen. Ich würde jetzt zuerst einmal die Krankenakten sichten.«

»Die Patientenakten?«

»Ja, genau. Die Krankenakten.«

Burton legte den Kopf in den Nacken und atmete einmal tief durch. »Okay. Also die Patientenakten.« Mit der Hand wies er den Weg voraus. »Wenn Sie mir bitte folgen.«

»Jack, was spielt sich hier ab?« Phileas Wuthering brachte die Worte gepresst hervor, als er wenig später mit rotem Kopf in Burtons Büro hineinstürmte.

»Ich kann keine Medikamente mehr an meine Patienten geben. Man verbietet mir, sie zu behandeln«, erklärte ein sichtlich niedergeschlagener Wuthering.

»Warum das?«, entgegnet Burton.

»Es sollen bis auf weiteres keine Zivilisten versorgt werden. Nur noch verletzte Soldaten und Polizisten.«

»Verlieren Sie jetzt nicht die Nerven, Phil! Es gibt eine Anordnung vom Innenministerium«, beschwichtigte Burton.

»Verdammt, was geht hier ab?«

Burton versuchte, seinem Assistenten die Lage zu verdeutlichen. »Man hat die Krankenhäuser in einigen Distrikten unter militärische Kontrolle gestellt. Unseres gehört dazu.«

Wuthering rang um Fassung.

»Was zum Teufel …«

Burton fuhr fort. »Wenn ich diesen Colonel richtig verstanden habe, gibt’s heute noch eine Stellungnahme der Regierung. Mehr weiß ich auch nicht.«

»Es werden laufend Soldaten angeliefert, und was soll ich mit meinen Patienten machen?«

»Ich weiß es auch nicht. Besser, Sie tun das, was man von Ihnen verlangt«, sagte Burton und blickte zum Fernseher, in dem eine Reportage aus den Straßen von New York lief. Eine gehetzt wirkende Reporterin mit einem Mikrophon in der Hand wartete auf das Zeichen der Regie.

»Schauen Sie sich das an, Phil. Was ist da los?« Burton war fassungslos.

Beide Ärzte blickten wie versteinert auf die Szenerie von Polizeifahrzeugen, Wasserwerfern und mit Maschinengewehren bewaffneten Einsatzteams. Ein wildes Durcheinander von Hilfskräften und Polizisten präsentierte sich den Fernsehzuschauern. Die Reporterin sprach in ihr Mikrophon, ihr Blick wirkte gehetzt: »Zurzeit ist Manhattan die einzig sichere Zone in New York. Ich befinde mich gerade in Battery Gardens neben der Fähre. Der Fährbetrieb ist eingestellt. Brooklyn, Queens und Staten Island sind bereits unter Kontrolle der Creeps.«

Die Kamera schwenkte über die Bucht nach Brooklyn und Queens.

»Was dort passiert, ist unvorstellbar.«

Die Reportage wechselte in die Vogelperspektive. Zahllose Helikopter, die aus der Ferne an schwarze Hummeln erinnerten, kreisten über der Stadt. Rauch stieg auf, und die Vielzahl lodernder Feuer ließ nur erahnen, welche Szenen sich am anderen Ufer abspielen mussten.

»Es gibt keine Bilder mehr aus Jersey City. Die Behörden haben die Stadtteile schon aufgegeben.« Die Reporterin wies über den Hudson auf die andere Seite der Bucht.

»Viele Häuser brennen. Der District ist außer Kontrolle, selbst Hilfsorganisationen haben keinen Zugang mehr. Lediglich Hubschrauber kreisen noch über der Stadt und melden Lagebeurteilungen an offizielle Stellen. Wir versuchen, von dort an Informationen zu kommen und melden uns, wenn uns neue vorliegen. Judy van Cleeve – RSCN Television – live aus New York.«

***

Collider Dallas

Pendergast hatte die letzten Stunden damit zugebracht, die eingehenden Daten der Anomalie auszuwerten. Er blickte auf die übertragenen Videobilder. »Es reicht noch nicht. Die Auflösung ist nicht gut genug, um die Anomalie zu erkennen.«

Leighland wunderte sich: »Du meinst, es wird noch größer?«

»Hast du Zweifel daran? Noch ist es lediglich ein Punkt. Es kann noch einige Zeit dauern, bis wir es sehen werden.«

»Hast du eine Idee, wie wir es unter Kontrolle bringen?«

Pendergast schüttelte den Kopf. »Nochmal, laut unseren Theorien müsste es aufgrund der Hawkingstrahlung zusammenbrechen. Eigentlich ist es unmöglich, dass es überhaupt existiert. Wie soll ich etwas unter Kontrolle bringen, dessen Existenz ich nicht einmal berechnen kann?«

Leighland griff zu den aufgezeichneten Ergebnissen der letzten Messungen. »Zuerst müssen wir herausfinden, ob es überhaupt ein Schwerkraftphänomen ist oder möglicherweise etwas ganz anderes. Augenblick, da ist Sparks, ich helfe ihm aus dem Wagen.«

Leighland öffnete die Plexiglashaube, woraufhin sein Zögling mit einem Satz aus dem Wartungsgefährt sprang. »Professor, das Ding ist real. Ich hab’s gesehen.«

»Kommen Sie. Auf den Videobildern ist noch nichts zu erkennen. Zeigen Sie uns, wo Sie es gesehen haben.«

Sparks lokalisierte die Anomalie auf dem Bildschirm im Kontrollraum. »Hier in etwa. Es ist schon so groß wie ein Streichholzkopf.«

»Wie sah es genau aus?« wollte Pendergast wissen.

»Innen schwarz und außen ein flimmernder, mehr glühender Kreis.«

»Jim, wenn wir davon ausgehen, dass es sich um ein Schwarzes Loch handelt, könnte das, was Sparks gesehen hat, der Ereignishorizont sein.«

»Was auch immer es ist. Wenn es wächst, werden unsere Probleme größer, es unter Kontrolle zu bringen. Wie alt sind die neuen Schwerkraftmessungen?« fragte Leighland.

»Vielleicht zehn Minuten.«

»So etwas habe ich in Berkeley noch nie gesehen. Stimmen die Daten?«

Stolz schwang bei Pendergasts Antwort mit: »Die hochempfindlichen Detektoren sind die zurzeit einzige Technologie, um Schwerkraftwellen überhaupt zu messen. Wir haben sie in der Kiste eingebaut.«

»Ich sehe es. Kaum zu glauben. Ich muss mit Zorin darüber sprechen«, sagte Leighland.

In den Sanitärräumen wusch sich Sparks gerade die Hände, als Brattfield Jones hinzutrat.

»Dass man ausgerechnet Sie da rausgeschickt hat …«, murmelte Jones.

»Warum, hat Ihnen daran etwas nicht gepasst?«, entgegnete der Jungforscher. »Von mir aus hätten Sie gern selbst gehen können. Ich hab mich nicht darum gerissen.«

»Wahrscheinlich war es nur ein Zufall, bei dem Sie etwas nachgeholfen haben.«

Sparks warf das zerknüllte Papierhandtuch voller Wut ins Waschbecken.

»Was wollen Sie damit sagen Brattfield?« Er baute sich vor dem Physikerkollegen auf. »Sagen Sie’s mir!«

»Ich will gar nichts damit sagen. Ich …« Brattfield war die Nervosität deutlich anzumerken.

»Nur weil ich Chinese bin, habe ich natürlich auch Unterlagen dorthin geschafft. So ist es doch? Das wollen Sie mir doch unterstellen, richtig?«

»Ist doch ein seltsamer Zufall, oder nicht?« Brattfield, der allen Mut zusammen nahm, trat Sparks einen Schritt entgegen. »Und ich glaube erst recht nicht an seltsame Zufälle.«

»Glauben Sie, was Sie wollen, Brattfield. Wahrscheinlich glauben Sie auch noch an den Weihnachtsmann. Würde mich nicht wundern.«

Brattfield Jones schien sich seiner Sache gewiss. Obwohl er einen Kopf kleiner war, schleuderte er seinem Kontrahenten entgegen: »Bei Ihnen wusste ich gleich, dass Sie nicht ins Team gehören. Ich hatte sofort so ein Gefühl.«

»Gefühl, ach ja? Ist bei Ihnen der Frühling ausgebrochen? Aber vielleicht stehen Sie ja auf Chinesen.« Sparks rempelte Jones an, der ihn wiederum mit zwei Händen zurückstieß.

»Von jetzt an habe ich ein Auge auf Sie. Machen Sie keine Fehler«, sagte Brattfield.

Sparks drängte sich an Jones vorbei und ließ ihn wortlos stehen. Auch wenn er seine Emotionen gerade noch zu zügeln vermochte, wurde es ihm doch immer mehr zur Gewissheit, dass sich die Situation für ihn zuspitzte. Frustriert suchte er den Ruhebereich auf und warf sich auf sein Bett.

Leighland erreichte Zorin Katchenko am nächsten Morgen per Telefon in seinem Labor, nachdem er ihm noch am Abend eine Mail geschrieben hatte.

»Zorin, wie geht’s dir?«

»Hallo Jim. Hast du meine Veröffentlichung über die Tscherenkow Strahlung gelesen?«

»Du meinst die neue Anwendung an Teleskopen? Ja hab’ ich. Interessant. Ich ruf aber aus einem anderen Grund an.«

»Dein Schwarzes Loch?«

»So ist es.« Leighland beschrieb die Ereignisse der letzten Tage und bat den Russen um Rat. Katchenko ließ sich Zeit mit seiner Beurteilung. Schließlich äußerte er sich:

»Wenn es tatsächlich ein Braneworld Black Hole sein sollte, werden die Anomalien zunehmen.«

»Bekommt man es unter Kontrolle?«

»Schwer zu sagen. Theoretisch müsste man es mit den Gravitationswellen einer überschweren Masse zum Kollabieren bringen können«, schlug Katchenko vor.

»Was heißt theoretisch?«

»Naja, wer weiß das schon. Es gab noch nie einen solchen Effekt. Außerdem sind Elemente, die solche Energien aufbringen, selten. Auf der Erde gibt es sie jedenfalls nur in geringen Mengen.«

»Habt ihr denn was in die Richtung?« wollte Leighland von seinem Kollegen wissen.

Katchenko schwieg einen Augenblick. Die Worte verließen nur stockend seinen Mund. »Wie ernst ist es denn?«

»Zorin, mir ist schon seit längerem klar, dass es ein Schwarzes Loch ist. Und es wächst. Daran gibt es keinen Zweifel. Du selbst weißt, was das bedeuten kann. Wir müssen es zum Kollabieren bringen.«

Wieder schwieg Katchenko. Leighland hörte nur seinen Atem durch das Telefon. Dann endlich sprach der Russe: »Nun ja, Jim, versteh mich nicht falsch, aber offiziell ist es nicht existent.«

»Nun red schon.«

»Das Schwerste haben wir hier in Moskau. Wir nennen es Element 115, wir experimentieren damit. Ich denke mal, wir dürften die Einzigen sein, die über nennenswerte Mengen verfügen.«

»Wie groß schätzt du die Wirkung ein?«

»Wir haben zwar nicht viel davon, aber die Schwerkrafteigenschaften sind enorm«, verriet Katchenko.

»Welche Eigenschaften hat es genau, Zorin?«

»Beschießt man es mit Protonen, erzeugt es eine extrem starke Gravitationswelle.«

»Okay, und was wäre dein Plan?«

»Ich habe keine Ahnung. Wenn man das Zeug direkt ins Innere des Lochs bringen würde – das wäre vielleicht eine Möglichkeit.«

Katchenko beschrieb die Masseeigenschaften des Elements, das sich insbesondere durch seine Stabilität im Vergleich zu der seiner Nachbarn im Periodensystem von diesen unterschied. Aufgrund eines einzelnen Protons auf der Außenschale verfügte es über erstaunliche Gravitationseffekte. Zorins Stimme klang beunruhigt.

»Sollte es tatsächlich ein stabilisiertes Schwarzes Loch sein, dann wird’s schwierig. Dafür habe ich keinen Rat. Ich fürchte, wenn es erst einmal gewachsen ist, wird es keine Macht auf Erden mehr stoppen können. Es zählt jede Minute.«

»Das heißt, wir müssen uns beeilen. Kannst du uns eine ausreichende Menge des Elements zur Verfügung stellen?«

Zorin zögerte. »Ich denke schon, aber einfach wird es nicht. Ob es tatsächlich ausreicht, hängt von der Stärke der Anomalie ab.«

»Wie schaffen wir es her?«

»Es bleibt nur der Weg mit dem Flugzeug. Alles andere ist zu langsam. Ich versuche, eine Maschine zu bekommen. Aber dreißig bis sechsunddreißig Stunden dürfte es dauern.«

»Gut Zorin, wir bleiben in Kontakt.« Leighland beendete das Gespräch und blickte in Pendergasts fragendes Gesicht.

»Hat er, was wir brauchen?« fragte Pendergast.

»Kein Ahnung, aber wir bringen es hierher. Koste es, was es wolle.«

Wenige Minuten später unterbrach Edgar Frease die Konversation der beiden Physiker. Der Sicherheitschef wedelte mit einem Büchlein vor Pendergasts Nase.

»Chef, wir haben eine Spur.«

Pendergast, der sich Leighland zugewandt hatte, um von ihm die geplanten Aktivitäten des Moskauer Forschers geschildert zu bekommen, drehte sich interessiert zu seinem Sicherheitschef um.

»Ja, Frease, reden Sie.«

»Wir haben heute Mittag die angeordneten Taschenkontrollen durchgeführt und sind fündig geworden.«

»Inwiefern?«

»Man hat sich Ihrer Anordnung widersetzt, keine Aufzeichnungen in private Räume mitzunehmen. Als wir die Räume durchsuchten, fanden wir das hier.« Frease wedelte wieder mit dem Skizzenblock.

»Und was ist es? Zeigen Sie her!«

»Wir haben ein Skizzenpapier gefunden. Und was noch wichtiger ist, ein Handy mit aufschlussreichen Telefonnummern. Natürlich haben wir die Auslandsnummern sofort geprüft. Die Nachforschungen ergaben eine Adresse aus China.«

»Wo in China?«

»Hengshui!« triumphierte Frease.

Pendergasts Stimme war kaum zu vernehmen. »Bei wem?«

»Bei dem Neuen, Chef. Bei Sparks.« Die Augen des Sicherheitschefs blitzten in der Erwartung eines großen Lobes.

Pendergast führte die Hand wie in Zeitlupe an sein Kinn und blickte in die Augen des Professors. Für einen Augenblick schien die Zeit stillzustehen.

»Jim, wir gehen in mein Büro. Frease, bringen Sie Sparks zu mir. Sofort!«

***

Washington, 22. Juli, fünf Tage nach der Alphastabilität

Robert Stockton, Sekretär des Air-Force-Generals Devlin Pruitt, hatte sich zur Präsentation in Langley eingefunden, um sich mit Pruitt, der die CIA über die neuesten Entwicklungen informieren wollte, abzustimmen. Im Vorzimmer berieten sie sich, bevor General Pruitt wenige Minuten später vor den Stab treten würde.

»General! Sir, wir haben eine neue Lagebeurteilung. Unsere Einheiten melden hohe Verluste. Mittlerweile hat sich die Seuche über fast alle Bundesstaaten ausgebreitet. Teile von San Francisco, New York, Washington und Houston sind unkontrollierbar. Wir sollten unverzüglich DEFCON I ausrufen!« forderte Stockton.

»Was ich zu tun habe, entscheide ich immer noch selbst. Wenn ich da gleich reingehe, brauche ich unumstößliche Fakten. Und bei Gott, ich werde da nur mit einer vernünftigen Strategie reingehen. Wenn ich denen mit DEFCON I komme, jagen sie mich zum Tempel hinaus.«

»Entschuldigung, Sir, so war das nicht gemeint. Aber es gibt eine weitere Komplikation. Eine, die wir bisher überhaupt nicht auf dem Schirm hatten.«

»Was meinen Sie?«

»Es liegt uns eine beunruhigende Mitteilung des Forschungsministeriums vor.«

»Und welche?«

»Sir, es wird aus Dallas eine Reaktion aus dem Teilchenbeschleuniger gemeldet, die eventuell außer Kontrolle geraten ist.«

»Was soll das heißen: Außer Kontrolle geraten? Worum geht’s da? Hat es was mit den Creeps zu tun?«

»Nein, Sir, nicht mit den Creeps. Momentan sind wir damit beschäftigt, den Zugang zur Anlage abzusichern. Keine Ahnung, was es ist. Es scheint sich eher um ein technisches Problem zu handeln.«

»Ein technisches Problem? Ist denen der Sprit ausgegangen oder was? Mensch Stockton, schicken Sie von mir aus einen Klempner hin, der das richtet. Wir haben hier andere Probleme.«

Stockton vermittelte einen hilflosen Eindruck. Er blickte sich entschuldigend um und vermied direkten Blickkontakt. »Sir, wenn ich das bemerken darf, es handelt sich eher um ein physikalisches Phänomen. Ein Schwerkraftfeld … nicht mehr kontrollierbar.«

Pruitt stöhnte. »Ersparen Sie mir Einzelheiten. Wie sieht die Risikoeinschätzung aus?«

Der Sekretär druckste herum. »Nun, es könnte … Nach Meinung der Wissenschaftler wäre die Bedrohung möglicherweise größer als die durch eine Wasserstoffbombe.«

Diese Umschreibung der Situation verfehlte seine Wirkung nicht, Pruitt zuckte zusammen.

»Was ist hier eigentlich los? Gibt es überhaupt noch irgendjemanden auf diesem gottverdammten Planeten, der uns momentan nicht torpediert?«

»Sir, es ist nur eine Redensart«, beschwichtigte Stockton.

»Ein Problem, größer als eine Wasserstoffbombe? Sind Sie irre? Wie soll ich denen das jetzt da drin erklären?«

»Ich weiß es nicht. Es tut mir leid, Sir.«

»War es das? Oder haben Sie noch etwas, womit Sie mir den Tag verderben können?«

Stockton senkte die Stimme. »Der Präsident beginnt in zwei Stunden mit der Verlautbarung an die Presse. Er hat DEFCON II ausgerufen, die hatten wir seit der Kubakrise nicht mehr. Gibt’s noch etwas, dass der Präsident aus Ihrer Sicht vorher wissen sollte?«

»Was? Informationen für seinen Pressetermin? Ich sag Ihnen was: Es ist mir egal, die werden mich hier sowieso gleich zum Teufel jagen. Das wäre es dann gewesen für mich. Einen Termin mit dem Oval Office wird es danach nicht mehr geben. Da friert eher die Hölle zu.«

»General, Sir, bei allem Respekt, aber jetzt haben Sie es noch in der Hand, den Lauf der Dinge zu beeinflussen.«

Pruitt stand auf und machte sich auf den Weg zum Tagungsraum: »Sagen Sie dem Präsidenten doch einfach, wir hätten in Texas eine Horde von abgedrehten Freaks umherlaufen, aber eine völlig unvorhergesehene Explosion einer H-Bombe würde das Problem schon lösen.« Der General stieß ein gequältes Lachen aus. Bevor er die Tür schloss, schob er hinterher: »Machen Sie mir da bei diesen Idioten in Dallas heute noch einen Termin. Ich will mir das vor Ort ansehen.«

Stockton steckte seine Aufzeichnungen in die Tasche und rief Pruitt hinterher: »Wieder einen Hubschrauber, Sir?«

»Nein, Stockton, natürlich gehen wir zu Fuß!«

***

Collider Dallas, 23. Juli,

sechs Tage nach der Alphastabilität

₺110,20

Türler ve etiketler

Yaş sınırı:
0+
Hacim:
482 s. 5 illüstrasyon
ISBN:
9783941717206
Yayıncı:
Telif hakkı:
Bookwire
İndirme biçimi: