Kitabı oku: «Goldmadonna», sayfa 5

Yazı tipi:

Kapitel 7

»Kaffee?«, säuselte Locki ihrem Chef betont leise entgegen. Sie hatte bemerkt, dass er einen schweren Kopf hatte.

Was würde ich nur ohne sie machen?, dachte sich Le Maire, während er auf den Besprechungsraum zuging, ohne zuerst sein Büro anzusteuern. Was dies hieß, wussten seine Mitarbeiter: außerordentliche Besprechung!

»Wie sieht es aus?«, knurrte er über den Tisch, während seine Augen erfolglos die Croissant-Schüssel suchten. »Also nichts Neues!«, resümierte er, nachdem seine Leute ihm der Reihe nach berichtet hatten, wie sie bei ihrer Suche nach dem vermeintlichen Mörder vorangekommen waren. »Ist das alles?«

Als sich für einen Moment ein lähmendes Schweigen breitmachte, schnippte Locki mit den Fingern.

»Was ist?« Le Maire war aufgrund des Gehörten ruppiger, als er es beabsichtigt hatte. Gestern hatte er mit Angelika wegen einer Kleinigkeit gestritten, nachdem sie von den Olbrichs nach Hause gebracht worden waren. Das Liegen auf der Couch hatte ihm nicht gerade gefallen. Zuerst war Angelika sauer gewesen, weil sie gedacht hatte, er hätte mit der aparten Wirtin angebandelt. Nachdem Frederic den Grund für das Gespräch im Flur des »Rosen« aufgeklärt hatte, war sie sauer geworden, weil er sie ihrer Meinung nach nur deswegen zum Essen eingeladen hatte, um von der Wirtin in Erfahrung zu bringen, ob sie was zur Lösung des Mordfalles in Burg-Reuland beitragen konnte. Dabei hatte er doch lediglich von ihr selbst hören wollen, was sie bereits Herbert erzählt hatte, und das wusste Angelika auch, schließlich hatte er es ihr gesagt, bevor er sie eingeladen hatte. Jedes Detail des Mannes war wichtig, den die Wirtin in Burg-Reuland um den Friedhof und um die Kirche herumschleichen gesehen hatte, einige Stunden bevor die zweite Leiche gefunden worden war. Da verstehe einer die Frauen, hatte Frederic sich gedacht, als ihm Angelika eine Wolldecke zugeworfen hatte und er damit im Wohnzimmer verschwunden war.

»Also, Locki, was ist nun?«, drängte der Chef, der seine Mitarbeiter über das im »Rosen« erworbene Wissen und über seine neue Ermittlungsstrategie in Kenntnis setzen wollte. Dementsprechend musste er seine eigenen Leute einteilen und zusätzliche Kollegen aus den umliegenden Polizeistationen oder aus Lüttich anfordern.

Anstatt eine Antwort zu geben, ging die Sekretärin wortlos ins Chefbüro und holte die Blätter, die sie ihm gestern kurz vor Feierabend auf den Schreibtisch gelegt hatte.

Le Maire rollte genervt mit den Augen.

»Hier, Chef!«, zischte Locki wegen der mangelnden Wertschätzung ihr gegenüber.

»Was ist das?«

»Das Ergebnis meiner Recherchen!«

Je länger Le Maire die Ausdrucke betrachtete, umso heller wurde seine Miene. »Nicht schlecht.«

Jetzt reichte es Fabienne Loquie. »Nicht schlecht?«, hallte es durch sämtliche Räume des Kommissariats. »Sie haben wohl nicht …«

»Schon gut, Locki!«, besänftigte Le Maire seine Sekretärin, bevor sie richtig loslegen konnte. Er wusste, dass sie jahrein, jahraus alles für ihn und für das Kommissariat tat und immer da war, wenn sie gebraucht wurde. Er wusste aber auch, dass die kleine Frau hochgehen konnte wie eine Rakete, wenn ihre Arbeit nicht genug anerkannt wurde oder zu wenig Wertschätzung fand. Also bat er sie höflich, ihn und die anderen am Ergebnis ihrer Recherchen teilhaben zu lassen.

Nachdem die junge Frau allen Kaffee nachgeschenkt und sich dabei etwas beruhigt hatte, verteilte sie die Ergebnisse an die Polizisten und berichtete, dass im Umkreis von 70 Kilometern in letzter Zeit lediglich fünf paar Schlangenlederstiefel der Größe 45 verkauft worden waren, weil es scheinbar nicht allzu viele Menschen mit großen Füßen gab, die sich ein solch auffälliges Schuhzeug zulegten. »Und ich habe kein einziges Schuhgeschäft ausgelassen … hoffe ich zumindest.«

Nachdem sie fertiggesprochen hatte, gab es den verdienten Beifall des Beamtenkollegiums.

Aufgrund der neuen Erkenntnisse sah Le Maire es als viel versprechend an, sich vordergründig auf den Träger der auffälligen Cowboystiefel zu konzentrieren. Also nahm er Lockis Ausdrucke in die Hände und teilte seine Leute ein: »Devaux! Du fährst nach Bütgenbach zum ›Schuhhaus Lejoly‹! Die Adresse lautet Zur Domäne 29.«

Le Maire erzählte anschließend, was ihm die Chefin des »Rosen« in Burg-Reuland berichtet hatte. Sie sei sicher, dass sie den großen Mann mit dem sonnengebräunten Gesicht, seinem Dreitagebart, den langen blonden Haaren und den auffälligen Stiefeln wiedererkennen würde. Ihr waren sogar die weißen Streifen an dessen Jeans und das rote Emblem auf der rechten Gesäßtasche im Gedächtnis geblieben. Allerdings konnte sie das Motiv nicht beschreiben. »Locki, veranlass bitte, dass der Phantomzeichner umgehend zu ihr fährt.«

Stolz darauf, sich als Teil des Ermittlerteams fühlen zu können und wichtige Beiträge geleistet zu haben, eilte sie zum Telefon.

Weil Bütgenbach so nah am Auffindungsort der zweiten Toten lag, erwog Le Maire für einen kurzen Moment, selbst dort hinzufahren. Als ihm Angelikas Eifersucht in den Sinn kam, verwarf er diesen Gedanken so schnell, wie er gekommen war, und beließ es bei der Einteilung, die er sich vorgenommen hatte.

»Pierre! Du fährst nach Lüttich zum Schuhgeschäft ›Snipes‹! Moment … Boulevard Raymond Poincaré 7.«

»Ist gut, Chef!«

»Und du, mein lieber Herbert, ab nach Kerkrade zum Schuhgeschäft ›Scapino‹! Warte … Die Adresse lautet Hoofdstraat 8. Geh bitte in Zivil. Und ich steuere zuerst Vaals an …« Le Maire musste wieder auf einem der Blätter nachsehen »… und besuche dort ›Stef Shoes‹ in der Tyrellsestraat 7. Danach fahre ich nach Aachen-Brand zum ›Schuhhaus Hermanns‹ in die Trierer Straße 742.«

Nachdem die drei abgezogen waren, ging er ins Sekretariat, um sich bei Locki zu bedanken.

»Schon gut, Chef, alles klar. Ich versuche, den Phantomzeichner in Lüttich zu informieren, und bin dabei den ganzen Tag im Büro erreichbar. Au revoir!«

»Au revoir, Locki!«

*

Im künftigen Restaurant »Zur Goldenen Madonna« in Aachen gingen die Arbeiten zügig voran. Die Leuchtreklamefirma hatte sogar schon die dreidimensionalen Metallbuchstaben für den Fries oberhalb des Restauranteinganges geliefert.

Die Innenarchitektin hatte das Ineinandergreifen der verschiedenen Handwerker wie immer professionell im Griff. Kaum dass ein Klempner oder ein Elektriker die Wände aufgeschlitzt, darin Rohre oder Kabel verlegt hatte, waren sie vom Hausherrn höchstpersönlich sauber verputzt worden. Der Maurer und die Schreiner arbeiteten ebenso Hand in Hand wie Eleonore mit ihrem Auftraggeber, der momentan damit beschäftigt war, Ränder an der Decke und an den Wänden abzukleben. Lediglich die überall herumliegenden und herumstehenden Heiligenfiguren gingen immer wieder im Weg um. Aber auch daraus machte niemand ein wirkliches Problem. Nur Eleonore Olbrich hatte eins. Ihr hatte die Sache, die sie über die gestohlenen Madonnenfiguren gehört hatte, einfach nicht aus dem Kopf gehen wollen. Also überlegte sie, wie sie van Basten unauffällig auf die beiden Skulpturen ansprechen sollte, die er im Keller restaurierte. Da kam ihr die zündende Idee, die Rechnungen dafür einzufordern. Es war schließlich ihre Aufgabe, sämtlichen Schriftverkehr auf inhaltliche Richtigkeit zu kontrollieren und abzuzeichnen. Also nutzte sie die gemeinsame Mittagspause, um ihren Auftraggeber damit zu konfrontieren: »Louis, mir fällt gerade ein, dass mir die Rechnungen der Leuchtreklamefirma, des Kühlhauseinbauers und der beiden Madonnenfiguren fehlen. Hast du auch die Quittungen für Farben, Pinsel und das andere Kleinzeug, das du im Baumarkt geholt hast?«

»Kein Problem, Eleonore«, antwortete Louis. »Ich bin froh, dass ich damit nichts zu tun habe und du die eingehenden Rechnungen kontrollierst. Ich habe alles sorgsam gesammelt und kann sie dir morgen mitbringen. Aber sag mal, du machst irgendwie einen ernsten Eindruck. Ist etwas?«

»Nein, nein, Louis!«, wehrte Eleonore ab, die mit dieser spontanen Antwort mehr als zufrieden war. Ihr bisheriger Gedanke, dass ihr Auftraggeber und nunmehriger Duzfreund Louis van Basten ein Madonnendieb sein könnte, war für sie unerträglich gewesen. Nun konnte sie einigermaßen zufrieden sein. Wenn sie am kommenden Tag die Rechnungen für die beiden Figuren in Händen hielt, wäre die Sache vergessen.

Während sie sich über dies und das unterhielten, blätterte Eleonore nebenbei in der »La Libre Belgique«, die wohl einer der belgischen Handwerker mitgebracht und auf dem Tisch liegen gelassen hatte. Dabei glaubte sie, ihren Augen nicht zu trauen, als sie eine kleine Notiz sah, in der beschrieben wurde, dass in Antwerpen aus dem Garten eines privaten Anwesens heraus eine Madonnenstatue entwendet worden war. Nachdem sie die kurze Pressenotiz gelesen und dabei festgestellt hatte, dass dies am Samstagabend zwischen 20 und 22 Uhr gewesen war, blähte sie die Wangen und stieß erleichtert Luft aus.

»Ist etwas nicht in Ordnung, Eleonore?«, mochte Louis wissen, dem Eleonores Reaktion nicht entgangen war.

»Nein, nein! Alles bestens!«, tat Eleonore das Gelesene ab. »Was es auf dieser Welt nicht alles gibt!«

»Du musst nicht alles glauben, was in der Zeitung steht«, lachte Louis.

Weil in diesem Moment der Elektriker eine Frage an den Auftraggeber hatte und Louis mit ihm fortging, war es dem Bauherrn nicht möglich nachzuhaken. Eleonore war nicht nur darüber froh. Die aufgewühlte Frau war nun gänzlich erleichtert, dass Louis van Basten keinesfalls der gesuchte Madonnendieb sein konnte, weil er am Samstagabend um die bewusste Zeit mit ihr und ihrem ehemaligen Au-pair-Mädchen Nashwa im »Domkeller« versumpft war. Dabei war Nashwa nur in Eleonores Nähe geblieben, um auf sie achten zu können. Die junge Frau selbst hatte keinen Tropfen Alkohol getrunken.

»Also, wie geht es mit den Sitzecken weiter?«, mochte der an den Tisch zurückgekehrte künftige Wirt nach der Mittagspause von seiner Architektin wissen.

Bevor die Frau antworten konnte, mischte sich der Tischlermeister ein, der mit seinen beiden Leuten ebenfalls gerade die Brotzeit beendete. »Die Seitenteile sind gestern von der Ablaugfirma zurückgekommen und werden bereits in meiner Werkstatt gebeizt, bevor sie glatt geschliffen werden, während andere meiner Mitarbeiter schon damit beschäftigt sind, die Bänke herzustellen und dann mit den Seitenteilen zu verzapfen.«

»Das heißt also, dass sie einbaubereit sind, wenn die Malerarbeiten beendet wurden?«

Der Tischler aus Hergenrath musste lachen. »Wenn ich mich so umsehe, sind die Sitzbänke weit vorher fertig, bevor die Wände Farbe gesehen haben.«

»Nicht so frech, junger Mann!«, scherzte van Basten, der sich selbst eingestand, noch viel Arbeit vor sich zu haben, weswegen er wohl ein paar Nachtschichten würde einlegen müssen. »Ich bekomme das hin!«, versprach er Eleonore, die von Anfang an dafür plädiert hatte, einen örtlichen Anstreicher mit den Malerarbeiten zu beauftragen, um den geplanten Starttermin des Restaurants anlässlich der Eröffnung des Öcher Weihnachtsmarktes nicht zu gefährden. Louis hatte jedoch darauf bestanden, den künstlerischen Part selbst zu übernehmen. Das war von vorneherein klar gewesen – immerhin war er ein begnadeter Handwerker, der sich in früheren Jahren sogar an heikle Stuckarbeiten gewagt hatte.

*

Bevor er nach Vaals fuhr, rief Frederic in der Rechtsmedizin an, weil er mit Angelika gemeinsam die »De Zwarte Madonna« aufsuchen wollte. So ganz waren ihm die Madonnendiebstähle nicht aus dem Kopf gegangen. Während sie sprachen, fiel ihm ein, dass er sich auch die »Goldene Madonna« in Aachen in diesem Zusammenhang einmal ansehen könnte. So bat er Angelika, bei Eleonore anzurufen, um zu erfahren, ob sie auf der Baustelle war und ob sie kurz vorbeikommen dürften. Und dies hatte Angelika allzu gerne getan.

Eine gute halbe Stunde später standen die beiden vor van Bastens Haus, wo sie bereits von Eleonore Olbrich erwartet wurden.

»Entschuldige, meine Liebe! Ich wollte mir einfach mal ansehen, wovon du mir in Burg-Reuland so vorgeschwärmt hast. Du hast mich neugierig gemacht.« Mit dieser Begrüßung hatte Angelika ein eventuelles Misstrauen Frederic gegenüber wegen seines Jobs gar nicht erst aufkommen lassen. Er hatte ihr gesagt, weswegen ihn das neue Lokal interessierte. »Ich hoffe nur, es gefällt dir, wenn es fertig ist und wir dorthin zum Essen gehen können«, hatte Angelika ihm ins Ohr geflüstert.

Nach der unvermeidlichen Bussibegrüßung, die Frederic hasste wie die Pest, bat Eleonore die beiden in die Gaststube, wo sie auf den Hausherrn stießen, der gleich seine Knöpfe aus den Ohren nahm, um die beiden zu begrüßen.

»Das ist mein Auftraggeber Louis van Basten. Und das sind meine besten Freunde, die Le Maires. Angelika ist Rechtsmedizinerin hier in Aachen und Frederic ist belgischer Kriminalpolizist.«

»… der in Deutschland nichts zu sagen hat«, tat Frederic Eleonores Aussage ab und reichte van Basten freundlich lächelnd die Hand. Weil der Mann geschätzte 1,90 Meter groß war, musste der Belgier zum Niederländer hochschauen. »Sie sind also der künftige ›Madonnenwirt‹, von dem uns Eleonore schon so viel erzählt hat.«

»Ich hoffe, nur Gutes!«, scherzte van Basten und streckte einen Arm mit geöffneter Handfläche von sich. Dann räusperte er sich und forderte die anderen auf, ihm zu folgen: »Kommen Sie, ich zeige Ihnen gerne den aktuellen Stand der Renovierung.«

Mit sichtbarer Freude und unverhohlenem Stolz führte der Hausherr die beiden durch das ganze Lokal und erklärte ihnen jeden einzelnen Schritt der Umbaumaßnahmen. Er führte sie sogar in den Keller hinunter, um ihnen seine Werkstatt zu zeigen. »Diese ›Nazarenermadonna‹ hier ist fast fertig restauriert«, erklärte er, während er auf eine buntbemalte Figur zeigte.

»Wahnsinn, wie die Farben strahlen! Ist sie neu bemalt?«, mochte Frederic wissen.

»Nein«, antwortete anstatt des Hausherrn dessen Architektin. »Louis hat sie nur restauriert und den alten Glanz hervorgeholt.«

»Bis auf das Gold. Zerstörtes oder abgeriebenes Gold kann man nicht mehr gut zum Glänzen bringen«, warf van Basten ein und erklärte, dass alles, was im Moment gelb grundiert sei, blattvergoldet werden würde. »Das mache ich, wenn ich diese große Madonna hier komplett vergolde!« Er zeigte zu einer überlebensgroßen Statue, deren Form sich unter einem Leintuch abzeichnete. »Um sie mit Blattgold versehen zu können, muss ich erst den Rest der abblätternden Farbe abschleifen.«

»Mit diesen Flaschenzügen hier können Sie Ihre Statuen bewegen?«, interessierte den Ermittler.

»Ja. Das alles habe ich für sündhaft teures Geld einbauen lassen, weil ich wieder Freude am Restaurieren gefunden habe. Damit kann ich künftig all meine Neuerwerbungen selbst herrichten. Und wenn die Gäste etwas davon interessiert, können sie es mir direkt aus dem Lokal heraus abkaufen … natürlich nicht alle Teile. Meine ›Goldmadonna‹ ist zum Beispiel unverkäuflich!«, verkündete er und zeigte zur Außenwand. »Und mit diesem speziellen Lastenaufzug dort kann ich alles herunter und wieder nach oben befördern.«

»Alles?«, fragte Le Maire.

Obwohl er den Sinn der Frage nicht verstand, nickte van Basten.

Der belgische Schnüffler schaute sich den monströs auf ihn wirkenden Aufzug genauer an. »Darin hat ja ein Elefant Platz«, bemerkte er voller Respekt.

»Ich weiß«, antwortete van Basten mit einem Lächeln auf den Lippen und schilderte, dass er ihn günstig bei einer Firmenauflösung ersteigert hatte. »Der Einbau war teurer als das Teil selbst. So, nun aber genug geschwatzt. Ich lade euch auf einen Kaffee in den ›Elisenbrunnen‹ ein.«

*

»Eleonores Auftraggeber scheint ja ein netter Kerl zu sein«, bemerkte Angelika sichtlich angetan, als sie eine gute Stunde später im Auto saßen und auf dem Weg nach Vaals waren. Das ermittelnde »Dream-Team« hielt direkt auf den Parkplatz des Cafés »De Zwarte Madonna« zu, von wo aus sie gleich ins Lokal gingen. Dort sah es so ähnlich aus, wie in van Bastens »Goldener Madonna«, nur aufgeräumter. Überall befanden sich Heiligenfiguren, -bilder und -devotionalien. Alles war so, wie es Angelika von ihrem letzten Besuch vor ein paar Jahren in Erinnerung hatte. Sogar der Beichtstuhl stand noch da, wo er seinerzeit schon gestanden hatte.

»So ähnlich möchte van Basten sein Restaurant also einrichten«, stellte Frederic fest. Angelika erinnerte ihn, dass Eleonores Auftraggeber seine Inspiration von einem Lokal in Antwerpen hatte.

»Ist das nicht das Gleiche?« Er kannte das »Elfde Gebod« in Antwerpen und sah keine großen Unterschiede zwischen den drei »Madonnenpubs«, wie er es ausdrückte.

Während der belgische Polizist darauf wartete, den Wirt oder die Wirtin sprechen zu können, klopfte er ungeduldig mit einer Handfläche auf die Theke.

»Der Chef ist im Museum drüben«, sagte eine freundliche Bedienung, die sein Begehr zu erahnen schien. Dabei zeigte sie zur ehemaligen Klosterkapelle hinüber.

»Wahnsinn! Hier sind ja mehr Heiligenfiguren als im Lokal!«, stellte Frederic im Devotionalienmuseum fest, während er dem Wirt der »Schwarzen Madonna« seinen Dienstausweis unter die Nase hielt.

»Was möchte ein belgischer Polizist von einem unbescholtenen niederländischen Staatsbürger?«, wunderte sich der Kurator der unzähligen Statuen. Das Opfer des Madonnendiebstahls schien sich nicht sonderlich darüber zu freuen, dass sich die Polizei um die gesetzeswidrige Entwendung auf seinem Gelände kümmerte – im Gegenteil. »Was wollt ihr schon wieder von mir?«, schnarrte es dem Kriminalhauptkommissar in nunmehr genervtem Ton entgegen. »Habt ihr den Dieb endlich gefasst?«

Der Mann führte den Polizisten und dessen Begleiterin in den kleinen Park zwischen dem Café und dem Museum, wo im Oktober die Madonnenfigur gestohlen worden war. »Hier hat sie gestanden!«

Frederic und Angelika schauten sich erstaunt an. »Aber hier steht doch eine Madonna«, wunderte sich der Ermittler und erfuhr, dass die gestohlene Figur schon längst ersetzt war.

»So schnell? Ist es nicht schwierig, an solche Statuen zu kommen?«, wunderte sich Le Maire.

Der Wirt nickte. »Doch schon!«

»Und wo haben Sie dann diese Figur herbekommen?«

Nun musste der Wirt lachen. »Glauben Sie, dass ich Ihnen meine Lieferanten verrate?«

»Dann geben Sie mir bitte ein Foto der gestohlenen Figur …«, knurrte Le Maire.

»Schon wieder? Ihr habt doch bereits eins!«, wunderte sich der Wirt.

Während er auf die Rückkehr des Mannes wartete, sagte Frederic zu Angelika, dass es sich bei dieser Ersatzstatue um eine gestohlene Madonna handeln könnte. »Weißt du was? Ich glaube, das mit den geklauten Madonnen ist mir doch zu dumm!«

»Das sehe ich auch so! Aber du wirst doch wohl noch auf das Foto warten, oder?«

Frederic zündete sich eine Zigarette an und nickte.

Kurz darauf kam der Mann zurück und drückte ihm ein Foto der gestohlenen Madonna in die Hände, das der Ermittler gleich betrachtete. »Aber … Ist das alles? Da kann man ja kaum etwas erkennen! Haben Sie kein besseres Bild?«

Der Mann schüttelte nur den Kopf.

Le Maire verabschiedete sich frustriert.

»Auf Wiedersehen!«, sagte Angelika auf Deutsch, worauf ein »Tot ziens!« vom grinsenden Museumswirt zurückkam.

»Das war nicht sehr ergiebig!«, ärgerte sich Frederic, als sie das Auto in der Tiefgarage unter einem Supermarkt am Prinz Willem Alexanderplein parkten, um von dort aus das Schuhgeschäft aufzusuchen, in dem er sich über den Käufer eines Schlangenlederstiefels erkundigen wollte. »Eine Viertelstunde lang freies Parken«, freute er sich. »Dann lass uns schnell machen!«

*

Zehn Minuten später wusste der Mordermittler, dass er nicht mehr wusste als zuvor. Die Verkäuferin konnte sich immerhin daran erinnern, eines dieser seltenen Teile verkauft zu haben, weil es das einzige Paar dieser Art und Größe gewesen sei, das die Chefin »versehentlich« mitbestellt hatte.

»Wenn Sie sich schon daran erinnern, dass Sie dieses Paar Schlangenlederstiefel verkauft haben, müssen Sie sich doch an den sicherlich auffälligen Käufer erinnern …«

Frederic Le Maire konnte die Verkäuferin fragen, was er mochte, der Mittfünfzigerin war nicht mehr zu entlocken, sie konnte sich an rein gar nichts erinnern.

»Dennoch vielen Dank.« Le Maire seufzte.

»Jetzt fahren wir nach Aachen-Brand!«, kam es Angelika fast im Befehlston entgegen. »Hoffentlich können die im ›Schuhhaus Hermanns‹ uns weiterhelfen.«

Bevor Frederic den Weg zum Parkhaus einschlagen konnte, hakte Angelika sich bei ihm ein und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. »Lass uns zuvor die Straße da hochgehen, dort gibt es ein paar schöne Geschäfte. Dafür bekommst du dann im ›De Fockink‹ ein leckeres Bierchen und ich ein Gläschen Champagner. Regina und Nico freuen sich, wenn sie uns wieder mal sehen. Die beiden Wirtsleute magst du doch auch, oder?«

Derart bestochen, blieb Frederic nichts anders übrig, als zu nicken und gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er verkniff sich sogar das Fluchen. »Na gut, dann fahre ich eben gleich morgen früh nach Aachen-Brand. Aber vorher muss ich telefonieren.«

Als Angelika merkte, dass er wieder einmal sein Handy vergessen hatte, gab sie ihm ihres.

»Locki hat …«

»Vergiss es!«, blockte Angelika ab, weil sie keine Ausrede hören mochte.

Ücretsiz ön izlemeyi tamamladınız.

₺421,10
Türler ve etiketler
Yaş sınırı:
0+
Litres'teki yayın tarihi:
26 mayıs 2021
Hacim:
374 s. 7 illüstrasyon
ISBN:
9783839267486
Yayıncı:
Telif hakkı:
Автор
İndirme biçimi:
epub, fb2, fb3, ios.epub, mobi, pdf, txt, zip

Bu kitabı okuyanlar şunları da okudu