Kitabı oku: «Die Regulus-Botschaften: Band IV», sayfa 3
Stärke
Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, die natürliche Sanftmut der Liebe wird irrtümlicherweise häufig mit Schwäche gleichgesetzt. Nichts entspricht der Wahrheit weniger als diese Fehleinschätzung.
Die Liebe braucht kein lautes Getöse und kein schrilles Geschrei. Nichts ist so still wie die Liebe und dennoch ist nichts so aussagekräftig und sinnerfüllt. Liebe kann sich Stille ›erlauben‹, denn nichts ist so macht- und kraftvoll in seiner reinen Präsenz.
In dieser Welt ist die Liebe, im wortwörtlichen Sinn, nicht sichtbar und doch wird sie in ihrer ganzen Macht und Kraft gefühlt, erfahren und gelebt. Wir können Liebe erahnen und wir erkennen sie in ihren Wirkungen, in ihren Worten und Taten. Wo Liebe spricht, da folgt dem Wort immer und unfehlbar die Tat. Liebe, die leeres Lippenbekenntnis bleibt, ist keine, denn dem wahren Wort folgt immer die wahre Tat.
Wie wir bereits sagten, ist Liebe hochgradig konsequent. Sie kennt weder Kompromiss mit Lieblosigkeit noch mit Gleichgültigkeit. Liebe ist nur dann Liebe, wenn sie aktive Liebe ist. Sie handelt dadurch, dass sie ist. Keine Tat, kein aktiver Akt ohne Liebe, kann jemals so mächtig sein wie die pure reine Gegenwart der Liebe. Dass sie dennoch zur Handlung auffordert, liegt an ihrem ewig unstillbaren Drang nach Ausdruck und Ausdehnung. Wenn die Liebe gebietet, folgt der Mensch. Kein Ego kann sich der Macht der Liebe widersetzen. Sowie Liebe als solche erkannt wird, gehorcht die ganze Schöpfung. Sie ist die Macht, die Berge versetzen und vermeintliche Gesetze aushebeln kann, denn Liebe hat gestaltbildende Kräfte. Liebe ist göttliches Gesetz und, im Grunde und in Wahrheit, das einzig gültige Gesetz.
Den Menschen, die sich immer wieder fragen, ob es genügen kann zu lieben, sei gesagt, dass es niemals mehr geben kann. Gott ist Liebe und Liebe ist Gott. Wo Anbindung an die Liebe ist, ist Anbindung an Gott selbst und damit an die göttliche Macht und Schöpferkraft.
Liebe kann mehr als nur Berge versetzen, Liebe hat sie erschaffen.
Wenn der Mensch liebt, dann verfügt er nicht nur über ungeahnte Kräfte, sondern vor allem und ganz besonders über nie versiegende. Liebe, der göttliche Urstoff aller Schöpfung, erschafft sich selbst ständig neu aus dem eigenen Sein heraus.
Wie wir in Band I Des Menschen Wunsch und Gottes Wille gesehen haben, ist sie das einzig wirklich existente Perpetuum mobile, nach dem die Menschheit seit Urzeiten sucht. Wäre es nicht in Dir, Du könntest weder nach ihm fragen, noch nach ihm suchen. Die Macht der Vorstellung erschafft die Dinge nicht – das tut Gott –, doch sie lässt sie erkennen.
Wie wir wissen, ist Liebe gestaltbildend, also hochgradig schöpferisch. Die verschlungenen Pfade, die die Liebe geht, sind deshalb verschlungen und oftmals undurchschaubar, weil die Liebe in der ganzen Komplexität ihrer grenzenlosen Weisheit niemals endgültig begriffen werden kann. Wir können, wollen und werden die Liebe bis in alle Ewigkeit erforschen, denn das ist, was schlussendlich die ganze Schöpfung tut, dennoch wird sie ein ewiges, herrliches Mysterium bleiben. Zu unser aller Freude und zu unserem höchsten Glück wird es ewig so bleiben. Sowie sich uns ein Aspekt der Liebe erschließt und offenbart, tun sich tausend neue Fragen auf. Immer dann, wenn wir meinen, wir haben Gott gefunden, ist Er schon wieder mehr von alledem, was wir in ihm erschaut haben.
Die unbegreifbare göttliche Ausdehnung der Liebe ist der ewige Garant für die nie endende Glückseligkeit der ganzen Schöpfung. Wenn Menschen über sich selbst hinauswachsen, sind sie immer und ausnahmslos von der Liebe geführt, getragen und beflügelt. Die Menschheit wird immer in gleichem Maße Fortschritt und Glück hervorbringen und erfahren, in dem sie die Urgewalt der Liebe anerkennt und nutzt. Es mag im ersten Augenblick befremdlich erscheinen, dass der Mensch die Liebe nutzen darf, ja, er kann und sollte sie nutzen, denn dazu ist sie gegeben, das ist ihr heiliger Sinn und Zweck.
Liebe nutzt man, indem man ihr dient.
Der Nutzen der Liebe ist wahrhaft grenzenlos und unbeschreiblich, ihre Bedeutung für den einzelnen Menschen, wie auch für die Menschheit als Kollektiv, kann in Worten niemals ausgedrückt oder beschrieben werden. Hass macht abhängig und unfrei, Gleichgültigkeit macht blind und stumpf und Angst macht einfach nur verrückt. Die Liebe aber macht frei, stark, furchtlos und vor allem glücklich. Sie ist sanft, rücksichtsvoll und milde in ihrem Handeln, sie kann es sein, denn sie bezieht all ihre Macht und Stärke aus ihrem Sein. Mit anderen Worten: Nur die Liebe bezieht ihre Stärke aus sich selbst heraus. Liebe macht deshalb stark, ja sogar unüberwindlich, weil sie stark ist.
Wenn man die Liebe überhaupt mit dem Begriff ›Kampf‹ in Beziehung bringen will, dann insofern, als dass sie gegen Angst, Leid und Mangel ankämpft. Genau genommen kämpft die Liebe niemals gegen irgendetwas, denn das Konzept von Liebe einerseits und die Konzepte von Angst, Leid und Mangel andererseits schließen sich ganz von selbst gegenseitig aus. Es ist völlig unmöglich, gleichzeitig Liebe und Angst oder Mangel zu fühlen. Wie wir in Band II Um Gottes willen und um deinetwegen gesehen haben, definiert sich die Angst ja schließlich erst dadurch, dass sie außerhalb der Liebeswahrnehmung steht.
Da und dort, wo Liebe ist, sind Angst, Leid und Mangel hinweggefegt und vergangen, als seien sie nie gewesen. Liebe verbannt Angst und Not ins Reich der Illusionen, aus der sie gekommen sind, und damit in die Gefilde des Unwirklichen. Was als unwirklich erkannt ist, das ist nicht mehr. Liebe kämpft also nie gegen irgendetwas, sie erhellt die Dinge einfach nur. Sie führt Wahrheit zu Wahrheit und enttarnt die Illusion als das, was sie ist.
Liebe kämpft nie gegen, sondern für etwas. Sie kämpft für die Liebe im Menschen selbst und damit für den ganzen, wahren Menschen, für Gott und für das Leben selbst. Liebe ist deshalb hochgradig stark und ›kämpferisch‹, weil ihr jegliche Aggression fehlt. Sie ist nicht nur die reinste Form der Energie in der ganzen Schöpfung, sondern im Grunde und in Wahrheit auch die einzige. Liebe verausgabt sich in nichts anderem als in ihrem eigenen, reinen Sein. Um die Liebe zu verstehen, kann gar nicht oft genug gesagt werden, dass Liebe nichts als lieben kann und will. Weil Liebe sich immer völlig verschenkt, gibt es in ihr weder Verluste noch verschwendete oder ungenutzte Energien und Potenziale.
Liebe verliert oder verirrt sich nie in Aggression, denn sie ist dem Wesen der Liebe völlig fremd. Außerdem ist Aggression viel zu uneffektiv, als dass sich die Liebe ihrer bedienen würde. Aggression ist das stumpfe Beil der Schwachen und Ängstlichen. Sie ist immer kräftezehrend und zermürbend, sie führt die Leidspirale ständig weiter in dunklere Untiefen.
Liebe dagegen wirkt immer punktgenau, zielstrebig und angemessen, deshalb geht sie aus jeder Situation siegreich hervor. Dies ist schon aus dem einfachen Grunde so, weil derjenige, der liebt, schon von vorneherein gewonnen hat: Liebe ist Sieg, Gewinn, Bereicherung und Glück. Aus ihrer natürlichen Stärke heraus ist die Liebe in der Lage, alles zu ertragen, denn sie korrigiert den Blick auf die Dinge und lässt den Segen und die Weisheit in jeder Situation erahnen und erspüren. Liebe glättet die Wogen in noch so stürmischer See, denn sie heilt aus ihrer eigenen Kraft heraus.
Liebe besänftigt das Gemüt und verkürzt jeden Trauerprozess um ein Vielfaches. Wenn ein liebender Mensch leidet, ist die Liebe selbst immer und ausnahmslos die Heilerin jedes Schmerzes. Liebe spendet dort Trost, Kraft und Zuversicht, wo die Dinge sich dem Verständnis des Menschen entziehen, weil sie die tiefe Sinnhaftigkeit erkennen lässt. Wenn die Furcht Mauern gegen raue Winde errichtet, dann baut die Liebe Windmühlen.
Weisheit
Mein lieber Freund, meine liebe Freundin, wenn wir Weisheit kurz und bündig definieren wollten, dann würden wir sagen, Weisheit ist die Fähigkeit zum Glück, ungeachtet der äußeren Umstände.
Damit dürfte uns schlagartig bewusst werden, dass Weisheit ein tiefes, unerschütterliches Gottvertrauen voraussetzt. Eben genau dieses tiefe, stille Gottvertrauen ist das, was weise Menschen mit einer irgendwie bezaubernden Gelassenheit umgibt. Ein weiser Mensch übt immer eine starke Anziehungskraft auf andere aus, die Magie menschlicher Gelassenheit wirkt ansteckend tröstlich und besänftigend.
Weisheit ist das erstgeborene Kind der Liebe. Das Maß an Weisheit, das ein Mensch sein Eigen nennen kann, ist ausschließlich an seiner Liebe zu messen. Ein weiser Mensch lebt ganz und gar aus der Liebe heraus und für die Liebe. Da wir, trotz all unserer Bemühungen, das Wunder der Liebe letztlich niemals wirklich begreifen können, dient der Weise einem ihm unbekannten Herrn, einem Herrn, den er nicht wirklich kennt und versteht. Mit anderen Worten und ganz pragmatisch ausgedrückt: Niemand ist so ›unvernünftig‹ wie der Weise! (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt).
Der menschliche Verstand mag vernünftig sein oder zumindest bemüht er sich um Vernunft. Liebe jedoch ist alles andere als vernünftig, dazu ist sie viel zu weise. Die Weisheit der Liebe entzieht sich nicht etwa der Vernunft des rationalen Verstandes, sie geht weit darüber hinaus und übersteigt sie um ein Unendliches. Die Liebe – und damit auch die Weisheit – bewegt sich immer in der göttlichen Wirklichkeit aller Dinge und damit in Gefilden, die dem Menschen im Umfeld seiner materiellen Welt großteils verborgen und fremd sind. Die Welt der reinen Liebe, die wirkliche Welt eben, erschließt sich dem Menschen nur da und dort, wo er liebt und dort, wo der Mensch liebt, ist er immer weise.
Liebe handelt unfehlbar weise, weil Liebe unfehlbar weise ist. Nichts ist weiser als zu lieben, denn wann warst Du jemals glücklich ohne Liebe? Liebe ist logisch und in ihrer Logik liegt ihre Weisheit. Liebe ist die einfachste jemals denkbare Form von Logik und das macht sie ebenso unfehlbar wie komplex. Sie ist das ›Amen des Universums‹ und das macht sie zur einzigen und ewigen Antwort auf jede Frage, die jemals gestellt werden kann: Nur die Liebe vermag dies zu vollbringen.
Menschen, die immer aus der Liebe heraus entscheiden und handeln, mögen weltfremd und verschroben wirken – und weiß Gott, sie sind es! (Anm. der Verfasserin: Scherzhaft gesagt und in ganz besonders sanfter Weise). Wer in einer solchen Lebensweise Risiko, Gefahr und Entsagung sieht, und das tun die meisten von Euch, der übersieht, dass der Mensch, der aus der Liebe heraus lebt, ein glücklicher Mensch ist. Bedingungslose Liebe, zum Selbst wie auch zum anderen, bringt Glück hervor, weil Liebe sich nie gegen das Glück entscheidet. Weil Liebe Glück ist, kann sie auch nichts anderes wollen.
Der Mensch ist es gewohnt, große Dinge im Komplizierten und Unerreichbaren zu suchen, weit entfernt von sich selbst und seinem eigenen persönlichen Leben. Doch wirklich große Dinge sind immer einfach und wer die Einfachheit darin nicht ehrt, hat die Größe nicht erkannt und verstanden. Wenn ein Mensch also in einer schwierigen oder sogar scheinbar ausweglosen Situation fragt, wozu die Liebe in ihrer Weisheit wohl raten würde, dann mag es geradezu albern einfach klingen, wenn wir sagen: Die Liebe liebt einfach weiter.
So wie die Weisheit der Liebe letzter Schluss ist, so ist auch die Liebe der Weisheit letzter Schluss.
Und so steht die Weisheit am Anfang wie auch am Ende der Liebe. Was kann am Anfang weiser sein, als sich für die Liebe zu entscheiden? Wenn dies getan ist, folgt die Weisheit der Liebe auf dem Fuße. Sie offenbart in jedem Augenblick für jedes Problem die rechte Lösung.
In der bedingungslosen Liebe liegt eine tiefe innere Gewissheit, eine unerschütterliche Selbstsicherheit, die nicht von dieser Welt ist. Jeder von Euch kennt dieses Gefühl tiefsten inneren Wissens das Richtige zu tun, ohne dass Ihr es mit weltlichen Gründen erklären könntet. Und so verlässt sich die wahre Liebe ganz einfach auf die ihr innewohnende Weisheit. Liebe weiß einfach, dass die Weisheit ihr den rechten Weg zur rechten Zeit aufzeigt.
Hierin liegt die geheimnisvolle Gelassenheit des Weisen, von der wir eingangs sprachen. Wer aus der Liebe heraus lebt, der ist wirklich und wahrhaftig ›von guten Mächten wunderbar geborgen‹ und er weiß und fühlt es. In dieser Liebe gibt es niemals Reue, Bedauern oder gar Schuldgefühl, denn die Weisheit weiß, dass jeder Fluch durch Liebe zum Segen führt, unfehlbar und ausnahmslos.
»Das deutlichste Anzeichen von
Weisheit ist anhaltende gute Laune.«
Michel de Montaigne
Unschuld
Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, wohl kaum ein Prinzip ist in dieser Welt ein so heißes Eisen wie der Begriff der Unschuld. Nicht umsonst zieht sich dieses grundsätzliche Thema menschlicher Erfahrungsrealität wie ein roter Faden durch unsere gesamte bisherige Arbeit. Den grundsätzlich illusorischen Charakter der menschlichen Schuldfähigkeit wollen wir an dieser Stelle nicht erneut aufgreifen, vielmehr verweisen wir auf die jeweiligen Stellen in Band I Des Menschen Wunsch und Gottes Wille.
Unschuld ist, ganz allgemein gesprochen, göttlicher Urzustand aller Schöpfung und so, wie Gott die Dinge schuf, so sind sie in Ewigkeit. Liebe fragt immer nur nach sich selbst, Liebe begehrt nichts als sich selbst, Liebe will nichts als sich selbst, Liebe sucht nichts als sich selbst, Liebe bezweckt nichts als sich selbst, Liebe bewirkt nichts als sich selbst und Liebe erkennt nichts als sich selbst. Darin liegt ihre natürliche Unschuld. Wessen könnte sich Liebe also schuldig machen?
Der Mensch, der liebt, ist immer integer. Das in dieser Welt so vieles, was aus Liebe geschieht, dennoch am Ziel vorbeizuschießen scheint, liegt an der mangelnden Gesamtübersicht und dem fehlenden Verständnis für die Komplexität der ganzen Situation. Doch, wie wir im vorherigen Kapitel gesehen haben, zeigt und bahnt die Weisheit immer den richtigen Weg. Die Weisheit bahnt den rechten Weg, die Liebe geht ihn.
Da das Wort ›Unschuld‹ unter Euch Menschen meist schwer und schmerzlichst fehlbesetzt ist mit seinem Gegenteil, dem Konzept der Schuld, wollen wir hier, wenn wir von Unschuld reden, lieber das Wort ›Einklang‹ verwenden.
Liebe ist in vollkommenem Einklang mit Dir selbst, mit Gott und mit der ganzen Schöpfung. Mit anderen Worten: Liebe kann niemals anecken, Schmerz oder Zerstörung verursachen und dadurch Disharmonien auslösen.
Der liebende Mensch bewegt sich durch die Welt und sein Leben wie der perfekt spielende Musiker eines großen Orchesters, der bei einer wunderbaren, harmonischen Symphonie mitwirkt. Mehr noch, in Wirklichkeit ist er der Dirigent, denn wo die Liebe ist, da ist auch die Macht und die Macht liegt eben immer bei dem, der sie hat.
Liebe offenbart einerseits den Einklang des Menschen mit dem Menschen und schafft und erneuert ihn andererseits. Die Dinge zu offenbaren, bedeutet immer auch, sie zu bestätigen, zu bekräftigen und neu zu erschaffen. Das ist Evolution, das ist Erkenntnis! Liebe ist auch deshalb ein Synonym für Einklang, weil sie hochgradig konstruktiv ist. Liebe wirkt immer schaffend, weil sie die Schöpferkraft selbst ist. Liebe zerstört nie!
In zwischenmenschlichen Beziehungen tritt die aufbauende Kraft der Liebe am deutlichsten zutage. In jeder Liebesbeziehung, ganz gleich ob Partnerschaft, Vater- oder Mutterliebe, Geschwisterliebe oder freundschaftliche Bindung, wird der geliebte Mensch zur Selbstliebe angehalten und geführt. Die Mehrung der Selbstliebe bedeutet immer ein Höchstmaβ von Zunahme an beglückender Selbsterkenntnis und strahlender Persönlichkeitsentwicklung. Der Mensch, der wahrhaft geliebt wird, wird sehr viel mehr er selbst und bezeugt es in seinem Lebenswandel. Der geliebte Mensch wird regelrecht durch sein Leben getragen, sowohl durch die Selbstliebe als auch durch die Liebe des anderen.
Die verschiedenen Aspekte der Liebe bestätigen und potenzieren sich immer gegenseitig. Liebe darf alles! Sie darf alles, weil sie nichts will. Liebe ist vollkommenes Loslassen des anderen in seinem Sosein und deshalb sind die Taten der Liebe immer segensreich für jeden, den sie berühren.
»In jedem Menschen wohnt
eine eigene Unschuld.«
(Hugo von Hofmannsthal)
3. Teil
Die Beschaffenheit der Liebe
Fürsorge
Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, das Tragen von Fürsorge ist ein fundamentales Bedürfnis jedes Menschen. Der Mensch, und damit sind ganz sicher nicht nur die Mütter dieser Welt gemeint, sehnt sich nach etwas oder jemandem, das oder den er umsorgen, hegen und pflegen will und kann.
Fürsorge ist sehr viel mehr als nur angenehmes Beiwerk des menschlichen Lebens, in der Fürsorge findet die Liebe des Menschen ihre ganze Erfüllung. Sie ist der praktische Nutzen der Liebe, denn hier kann sie sich Ausdruck verschaffen. In der Fürsorge erweckt sich die Liebe zum Leben, hier wird sie wirklich, praktisch, real und im wahrsten Sinne des Wortes ›genießbar‹, und zwar für den Gebenden wie auch für den Nehmenden. Es gehört zu den süßesten Wonnen menschlichen Daseins, Geliebte und Geliebtes umsorgen zu dürfen und zu können.
Fürsorge ist niemals Opfer. Wenn sie als Last empfunden wird, mangelt es mit Sicherheit an Fürsorge für sich selbst. Wie wir also sehen, kommen wir auch in diesem wie in jedem anderen Aspekt der Liebe nicht um die Selbstliebe herum. Wird Fürsorge als eine Bürde empfunden, geht es nicht um ein ungesundes Verhältnis zwischen dem Geben und Nehmen im zwischenmenschlichen Bereich, sondern vielmehr um ein Ungleichgewicht im Umgang mit der eigenen Persönlichkeit. Man kann einem anderen niemals zu viel geben. Fürsorge ist ein fundamentaler Eckstein gelebter Liebe, sie ist sozusagen ihr Gradmesser. Das Sichkümmern um den Erhalt dessen, was geliebt wird, entspringt dem tiefsten Wesenskern der Liebe selbst. Mehr noch als um den bloßen Erhalt geht es der Liebe um Wachstum, Entfaltung und Gedeihen dessen, was man liebt.
So wie die Liebe selbst in ewiger Ausdehnung begriffen ist, so will sie auch das immerwährende Wachstum für ihr Ziel. Alles, was der Liebe anvertraut ist, strebt nach steter Vermehrung und Erweiterung. So wie ein Kind, das in fürsorglicher Atmosphäre aufwachsend, ganz einfach und selbstverständlich seine Möglichkeiten auslotet, so leicht wächst es auch in seine Potenziale hinein.
Doch nicht nur beim Kinde ist dem so. Fürsorge bietet dem Menschen in jeder Lebensphase den Rahmen an emotionaler Geborgenheit, den er braucht, um zu seinem vollen Potenzial heranzureifen. Der Mensch, der sich geborgen fühlt in einem inneren Zuhause, kann sozusagen ›hinausgehen und seine Welt erobern‹. Derjenige, dem es an Fürsorge mangelt von sich selbst für sich selbst wie auch von seinesgleichen, ist wie ein Baum, dem die Bewurzelung fehlt, die er braucht, um seine Krone ausstrecken zu können. Wer jedoch Fürsorge kennt und erfahren hat, der wird sein Leben lang Sicherheit nur dort suchen, wo sie auch zu finden ist, in der Liebe.
Wie wir in Band II Um Gottes willen und um deinetwegen gesehen haben, suchen Menschen Sicherheit in den absurdesten Dingen. Am augenfälligsten ist wohl die Suche nach Halt und Sicherheit im Geld. Wer die Liebe wirklich kennt, wird diesen eklatanten und tragischen Denkfehler niemals machen und Geld mit Liebe verwechseln: Nur Liebe ist Liebe!
Wie wir wissen, bedeutet Liebe auch Loslassen. So kann wahre Fürsorge sich rühmen, den Menschen niemals zu überfordern, weder den Gebenden noch den Nehmenden.
Liebe lebt im ständigen Spannungsfeld zwischen Kommen und Gehen, Nehmen und Geben, Kümmern und Sichselbst-Überlassen. Wie der liebevolle Gärtner, der seinen Garten hegt und pflegt, ihn ansonsten sich selbst überlässt und sich am Wachsen und Werden erfreut, so umgibt die sanftmütige Fürsorge den geliebten Menschen wie mit einem weichen Mantel. Dem Menschen, der Fürsorge kennt, ist immer warm ums Herz.
Fürsorge macht den Menschen unabhängig, denn sie lehrt den sorgsamen Umgang mit sich selbst und das Vertrauen in die eigene Kraft.
Das A und O der Fürsorge ist nicht etwa eine Frage der Quantität – in der Liebe kann es niemals ein Zuviel geben –, sondern vielmehr eine Frage der Qualität. Wenn ›Fürsorge‹ Abhängigkeit, Enge und Furchtsamkeit hervorruft, dann ist sie keine. Da wahre und weise Fürsorge der Liebe entspringt, besudelt und belastet sie das Objekt ihres Strebens niemals mit Angst und Sorge, sondern stärkt vielmehr das Urvertrauen in das Leben schlechthin und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten.
Wenn die Welt allgemein von ›Überbehütung‹ spricht, dann ist in der Tat genau das Gegenteil der Fall. Wo keine Freiheit, keine Selbstverantwortlichkeit und kein Gottvertrauen gelehrt und vermittelt werden, da ist grobe Vernachlässigung am Werk. Der Liebe ist nie zu viel getan. Wo dies so scheint, ist die Liebe nicht verstanden und mit Egoismus, Dominanz und Kontrollbedürfnis verwechselt worden. Mit alledem hat Liebe nicht das Geringste zu tun, denn solche irrigen Konzepte entstammen samt und sonders der Angst und dem Glauben an Schwäche, Schuld und Mangel. Fürsorge will niemals dominieren, sie will das Glück des anderen, das nur im Respekt seiner Freiheit entstehen kann.
»Beständige Aufmerksamkeit ist
das Ärmelhochkrempeln der Liebe.«
Regulus