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8. CLERKENWELL: SPUREN VIELFÄLTIGER VERGANGENHEIT

Direkt nördlich der historischen City of London erstreckt sich das ehemalige Einwanderer- und Arbeiterviertel Clerkenwell. Seine Mischung aus bewegter Geschichte und der Verwandlung zu einem lebendigen Viertel mit guter Gastronomie machen Lust auf einen Erkundungsspaziergang.

Wir beginnen in der St John’s Lane, deren Häuser noch von der ehemaligen Nutzung zeugen. Während der industriellen Revolution wurde das Viertel unter anderem von Brauereien, Druckereien und Uhrmachern beherrscht. Heute finden sich hier schicke Architektur- und Designbüros.


St Johns Gate

Bald erreichen wir in nördlicher Richtung das markante St Johns Gate. Es war der südliche Eingang und ist der einzige erhaltene Teil der Priorei des Johanniterordens, der 1140 gegründet wurde. Das Torhaus (von 1504) wurde früher als Kaffeehaus und Pub genutzt und beherbergt nun das kleine St Johns Museum. Es präsentiert die Geschichte der Johanniter seit dem Mittelalter. Seit nahezu 1000 Jahren sorgt der internationale Orden als Wohltätigkeitsorganisation weltweit für humanitäre Hilfe. Das Ordenssymbol, ein weißes achtspitziges Kreuz auf schwarzem Grund, trugen schon die Ritter im Krankenhaus von Jerusalem.

Hinter dem Tor queren wir die Clerkenwell Road und erreichen die Priory Church of St John (rechts) mit den Resten des Klosters und der Krypta aus dem 12. Jahrhundert. Beides kann im Rahmen einer Museumsführung besichtigt werden. Im Frühling und Sommer blühen im Klostergarten medizinisch nutzbare Pflanzen wie Kamille, Pfefferminz, Lavendel und Rosen.


Mittagspause am Clerkenwell Green

Nach der schmalen Jerusalem Passage liegt linker Hand Clerkenwell Green, angelegt wie ein typischer Dorfplatz. Hier im Herzen von Clerkenwell siedelten im späten 17. Jahrhundert Hugenotten, aus Frankreich vertriebene Protestanten, an. Das Viertel prosperierte zu einem wohlhabenden Wohnort. Später entwickelte es sich zu einer überbevölkerten Arbeitergegend mit viel Industrie. Die erste Arbeiter-Mai-Demonstration der Welt ging 1890 von hier los, Radikale und Anarchisten aus Italien und Russland fanden Unterschlupf. So auch Lenin, der seit 1900 im Exil lebte und seine russische Revolutionszeitung „Iskra“ betreute. Sein kleines Arbeitszimmer können wir in der Marx Memorial Library besichtigen. In der nahen The Crown Tavern soll er sich mit Stalin getroffen haben.

Ein kurzer Abstecher in westlicher Richtung und rechts in die Farringdon Lane zeigt uns im Haus Well Court, woher das Viertel seinen Namen hat. Durch die Scheibe sehen wir den Schacht der „clerks well“ (clerk = Schreiber; well = Quelle). Bereits im 12. Jahrhundert wurde die Quelle vom nahen Nonnenkloster St Mary genutzt, jedoch erst 1924 wiederentdeckt.


Dominant ragt der Turm der St James's Church in den Himmel

Zurück am Clerkenwell Green wird die Kirche St James sichtbar. Sie entstand um 1780 an der Stelle des früheren Frauenklosters St Mary, das wie alle Klöster zur Zeit von Henry VIII um 1539 enteignet und zerstört wurde.

Im weiteren Verlauf des Clerkenwell Close kommen wir zu einer Reihe sozialer Wohnungsbauten des „Peabody Trust“; gegründet 1862 von George Peabody, einem amerikanischen Banker und Selfmademan, der nach London übersiedelt hatte, fördert der Trust bis heute Wohnungen für die Arbeiterklasse in London.


Sozialer Wohnungsbau: Peabody Trust


Gut für ein Pint, der Pub The Bowler

Über eine Treppe gelangen wir zur Bowling Green Lane, vorbei am Pub The Bowler und über Catherine Griffiths Court zur Pine Street; kurz danach treffen wir auf den Exmouth Market. Hier hat sich eine bunte Szene etabliert, eine Mischung alteingesessener Läden mit Küchenutensilien, Zeitungen, Alkohol sowie hippen Szenecafés und edlen Restaurants. Mittags können wir uns mit einem leckeren Essen von einem der Streetfood-Stände bedienen und im nahen Spa Fields Park entspannt essen.


Beliebte Szene am Exmouth Market

INFO

Lage: 1 Kilometer nördlich der City of London

Anfahrt: Barbican oder Farringdon (Hammersmith & City, Circle oder Metropolitan Line); Abreise: verschiedene Buslinien ab Rosebury Avenue oder Farringdon Road

Weg: Start: St John's Lane, Ende: Exmouth Market; Länge: ca. 2 Kilometer, Dauer: 1 Stunde

Sehenswertes:

 Museum of the Order of St John: Montag bis Samstag 10 bis 17 Uhr (ganzjährig), Sonntag 10 bis 17 Uhr nur Juli bis Oktober, Eintritt frei, Führung in der Priory Church of St John Dienstag, Freitag, Samstag 11 und 14:30 Uhr, im Sommer auch Sonntag 14 Uhr, Eintritt £ 5, Spende erwünscht; museumstjohn.org.uk

 Marx Memorial Library: Besichtigung per Führung Dienstag und Donnerstag 11 Uhr; 37a Clerkenwell Green, marx-memorial-library.org

Essen & Trinken:

 Exmouth Market: exmouth.london

 Moro: marokkanische Küche; 34-36 Exmouth Market, moro.co.uk

9. KING’S CROSS: MEHR ALS HARRY POTTER

Dass der Zauberlehrling Harry Potter vom Gleis 9¾ am King’s Cross Bahnhof ins magische Internat nach Hogwarts abreiste, gehört fast zum Allgemeinwissen. Die Gegend um den altehrwürdigen Bahnhof wurde jedoch in den letzten Jahren komplett umgestaltet. Das ehemals vom Güterbahnhof beanspruchte Areal ist eine geschäftige und kulturelle Meile geworden.

Direkt hinter dem Bahnhof, wo der begrünte und mit einem plätschernden Wasserlauf angelegte King’s Boulevard beginnt, liegt das German Gymnasium. Der zweifarbige Backsteinbau, heute ein Café-Restaurant, war früher die erste deutsche Gymnastikschule in London. Um 1861 erbaut, wurden hier die ersten olympischen Indoorspiele 1866 ausgetragen.


Google – London Headquarters

Der Weg entlang des Wasserlaufs führt vorbei am britischen Hauptquartier von Google, weiteren Restaurants und Geschäften bevor der Goods Way quert und der Regent’s Canal erreicht ist. Die Stufen zum Kanal hin locken an warmen Tagen für eine Pause und sind ein beliebter Ort, um sich mit Freunden zu treffen, zum Quatschen, Essen oder für das Open-Air-Kino.


Blick über den Kanal hinweg auf den Granary Square

Der Platz jenseits des Kanals ist der Granary Square. Das Backsteingebäude wurde im 19. Jahrhundert als Kornspeicher für die Londoner Bäcker genutzt, denn hier wurde Getreide aus Nordengland umgeschlagen. Heute ist es das Central Saint Martins College of Art and Design, in dem unter anderem Mode-Designer wie Alexander McQueen ihren Abschluss machten. Das Wasserspiel aus 1000 Bodendüsen und einem wechselndem Lichtspiel auf dem Platz davor lockt nicht nur Kinder an.

Neben dem College zeigt das House of Illustration aktuelle Grafikausstellungen. Hungrige Studenten, Touristen & Co. können sich an einigen Wochentagen in der Mittagszeit mit Streetfood verpflegen. Am Wochenende tischt der Canopy Market frisches Fleisch, Fisch, Gemüse und vieles mehr auf.

An den Granary Square grenzt Coal Drops Yard. In die ehemaligen Kohlebunker, Zeitzeugen industrieller Vergangenheit, sind exklusive Design- und Bekleidungsgeschäfte, Restaurants und Bars eingezogen. Über allem schwingt sich eine elegante zweiflügelige Dachkonstruktion des Designers Thomas Heatherwick, der auch für die Gestaltung der neuen Doppeldeckerbusse verantwortlich zeichnet.


Elegante Dachkonstruktion am Coal Drops Yard

Die im Hintergrund sichtbaren runden Stahlgerüste sind Gestelle von Gasbehältern. Sie wurden im Jahr 2000 ihrer ehemaligen Nutzung enthoben, restauriert, neu aufgestellt und sind inzwischen zu luxuriösen Wohnungen und zur kleinen Grünfläche Gasholder Park umgebaut.

Bei einem kurzen Abstecher in westlicher Richtung auf dem Goods Way und rechts in die Camley Street zeigt sich eine kleine Naturoase am Kanal: der Camley Street Natural Park. In dem Feuchtgebiet, das 1984 aus einem ehemaligen Kohlelager entstand, kann man kleine Wassertiere, Schmetterlinge und viele Pflanzen beobachten.

Entlang des Regent’s Kanal in östlicher Richtung zum York Way ist eine kleine Grünfläche angelegt. Unterhalb ankern bunte Kanalboote, darunter auch der schwimmende Buchladen „Word on the Water“. Am York Way liegt das Kulturzentrum King’s Place. Hier ist nicht nur die Heimat der Zeitungsredaktion von „The Guardian“, sondern im Haus finden Konferenzen, Konzerte und Ausstellungen statt.

Am Kanalbecken hinter dem Gebäudekomplex liegt das London Canal Museum (siehe Tipp 35, Seite 184).


Schwimmende Buchhandlung auf dem Regent's Canal

INFO

Lage: nördlicher Rand der Stadtmitte

Anfahrt: U-Bahn nach King’s Cross (Northern, Piccadilly, Central, Metropolitan oder Victoria Line)

Sehenswertes:

 Camley Street Natural Park: im Winter Montag bis Sonntag 10 bis 16 Uhr, im Sommer bis 17 Uhr; 12 Camley Street, wildlondon.org.uk/reserves/camley-street-natural-park

 King’s Place: 90 York Way,kingsplace.co.uk

Essen & Trinken:

Restaurants und Streetfood am Granary Square, Coal Drops Yard und an der Stable Street, kingscross.co.uk/eating-and-drinking

10. UNBEKANNTES NOTTING HILL

Der Film „Notting Hill“ mit Hugh Grant und Julia Roberts hat das Viertel zur Jahrtausendwende berühmt gemacht. Wir zeigen Ihnen Wege und Orte abseits des Bekannten und verfolgen dabei die Geschichte der Einwanderer, der Pferderennen, der Töpfer und Schweine und begegnen einigen Größen der Musikbranche.

Das Land von Notting Hill gehörte der Ladbroke Familie, die ab 1820 mit der Bebauung des ländlichen Raumes begann. Westlich orientiert auf Notting Hill Gate/Holland Park Avenue, erreichen wir rechts Ladbroke Grove. An der Kreuzung mit Ladbroke Square schauen wir auf die imposanten Häuser des 19. Jahrhunderts und einen grünen Square. Die üppig bewachsene Oase kann nur von den Anwohnern betreten werden. Jährlich im Juni, am „Open Garden Square Weekend“, sind jedoch in ganz London viele Privatgärten für alle Besucher geöffnet.


Elegante Häuserreihe am Elgin Crescent


Typisch für Notting Hill: farbenfrohe Läden an Blenheim Crescent und Portobello Road

Lansdowne Crescent, Elgin Crescent und Blenheim Crescent sind halbkreisförmige Straßen, weil sie ab 1836 Teil einer Pferderennbahn waren. John Whyte hatte sie auf dem gepachteten Land angelegt. Die Zuschauer konnten oben auf dem Notting Hill stehen, am Platz der heutigen St-John‘s-Kirche (Ecke Ladbroke Grove/Lansdowne Crescent), und hinab auf die galoppierenden Pferde schauen. Doch das Vergnügen dauerte nur fünf Jahre. Durch den schweren, feuchten Lehmboden verletzten sich viele Pferde. Die Anwohner, Töpfer und Schweinezüchter, waren durch die Rennbahn in ihrem Wegerecht beeinträchtigt und sie schreckten die reichen Zuschauer ab. Nach seiner Pleite gab Mr Whyte das Land an die Ladbroke-Familie zurück, die es kurz danach mit dem Bau weiterer Häuser erschloss.

Die Pottery Lane, wir erreichen sie über Lansdowne Crescent, Lansdowne Rise, Clarendon Road und Hippodrome Place, erhielt ihren Namen von den Töpfern. Sie brannten im 19. Jahrhundert Backsteine und Ziegel aus dem Lehm, der hier abgebaut wurde. Ein großer, flaschenförmiger Keramikofen, ein „bottle kiln“, aus dieser Zeit steht an der Walmer Road eingezwängt zwischen Häusern gegenüber dem Eingang zum Avondale Park.

Der heute hübsche Park mit Spiel- und Tennisplätzen und Bänken für einen Nachbarschaftsplausch war im 19. Jahrhundert den „Piggeries“ vorbehalten. Die Schweinezüchter – auf einen Menschen kamen drei Schweine – hatten den Platz in ein Schweinegülle-Gebiet namens „The Ocean“ verwandelt. 1892 wurde das Gebiet geräumt, gesäubert und in den Park verwandelt.


Relikt vergangener Zeiten: ein „bottle kiln“ Keramikofen

Über die Stufen zur Portland Road, links in die Clarendon Road, gehen wir schräg rechts in den Elgin Crescent. Zwei- bis dreistöckige Häuser mit Stuckfassade und zarten Pastellfarben fallen auf. In Haus Nr. 60 (blaue Plakette) wohnte von 1910 bis 1912 der erste Premierminister Indiens Jawaharlal Nehru. Geradeaus weiter und über Colville Terrace erreichen wir nach etwa 15 Minunten links den begrünten Powis Square.

In den 1950er-Jahren wurde Notting Hill hier zu einem Slum für Einwanderer aus der Karibik. Der berüchtigte Vermieter Rachman knöpfte ihnen viel Geld für lausige Unterkünfte ab und schüchterte sie mit Gewalt ein. Im August 1958 eskalierte die Situation zwischen den Emigranten und den weißen „Teddy Boys“ in den Notting Hill Riots. Aus diesen Unruhen entstand, auch mit dem Einfluss der ansässigen Hippies, 1966 der Notting Hill Carnival, als Zeichen gegen den Rassismus. Noch heute findet jeweils am Bank Holiday Weekend (Ende August) der Karneval statt, hat sich jedoch zu einem millionenschweren Publikumsmagnet mit einer Riesenparty verwandelt. Ein weiterer Rassenaufstand von August 1976 ist in dem Clash-Song „White Riot“ verewigt, mit dem die Punkmusiker ihre Karriere in Notting Hill starteten. Die Band trat wie The Rolling Stones, Pink Floyd, Reggaebands und Rapper ab 1977 in The Tabernacle auf. Das von der Straße zurückversetzte rote Backsteingebäude war 1888 als Kirche gebaut worden, wurde ab den 1970er-Jahren als Kulturzentrum genutzt.


The Tabernacle

Wir gehen auf der Talbot Road in westlicher Richtung bis wir die Portobello Road mit Cafés und Restaurants erreichen.

INFO

Lage: westlich von Hyde Park

Anfahrt: U-Bahn nach Notting Hill Gate (Circle, District oder Central Line); Abreise: U-Bahn ab Ladbroke Grove (Circle, Hammersmith & City Line)

Weg: Start: Notting Hill Gate Station, Ende: Talbot Rd/Portobello Road; Länge ca. 3 Kilometer, Dauer: 1,5 Stunden

Essen & Trinken: Verschiedene Lokale auf Portobello Road oder Kensington Park Road

11. LAMBETH: GESCHICHTEN AUS EINEM LEBHAFTEN STADTTEIL

Nur wenige Hundert Meter Luftlinie vom Parlament befindet sich am gegenüber liegenden Themse-Ufer eine kreative Gegend mit einer bunten Vergangenheit. Lambeth, einst Industrie- und Armenviertel, aber auch Residenz eines Erzbischofs, punktet heute mit Kunstgalerien, einem Gartenmuseum und Mosaiken in Bahnunterführungen.


Mosaiken ...

Unser Ausgangspunkt ist die Waterloo Station. Wir nehmen den Ausgang zur Waterloo Road, halten uns rechts, dann wieder rechts in die Straße Lower Marsh. Diesen Abschnitt prägt eine bunte Mischung aus Cafés, kleinen Läden und Streetfood-Ständen mit Gerichten aus vielen Ländern, von Nigeria und Japan bis Venezuela. Am Ende von Lower Marsh überqueren wir die Westminster Bridge Road und gehen halb links in die Carlisle Lane, hier eine Eisenbahnunterführung.


... in den Unterführungen ...

Als Lambeth noch halb ländlich war, lebte hier der Mystiker William Blake (1757 bis 1827), zu Lebzeiten ein verkanntes Genie, heute als Dichter, Graveur und Illustrator gefeiert. Die Vertonung seines Gedichts „Jerusalem“ ist so etwas wie eine zweite Nationalhymne der Briten. Die London School of Mosaic beschäftigte Mosaikkünstler und 300 Freiwillige aus dem Stadtteil, um die düsteren Unterführungen mit Darstellungen aus Blakes Werk zu erhellen – insgesamt 70 Mosaiken entstanden, etliche davon in der Carlisle Lane.


... feiern den Dichter und Künstler William Blake


Old Paradise Yard

An der Ecke Carlisle Lane/Royal Street liegt Old Paradise Yard mit Künstler- und Designateliers sowie einem Stadtbauernhof auf einem alten Schulgelände. Nebenan ist der Eingang zum Archbishop’s Park, einer Grünanlage mit Spiel- und Sportplätzen und einer Seilrutsche, die für wenige aufregende Sekunden einen Blick über die Themse nach Westminster bietet. Der Ausgang im Süden des Parks führt in die Lambeth Road. Rechter Hand in einer ehemaligen Pfarrkirche mit Grünanlage informiert das Garden Museum über Gartengeschichte. Besucher genießen den Ausblick vom Kirchturm aus dem Jahr 1377 und sehen das Grab von John Tradescant d. Ä. (ca. 1570 bis 1638), der in Lambeth einen botanischen Garten pflegte. Auch Erzbischöfe ruhen hier, denn neben dem Museum befindet sich der Lambeth Palace, seit dem Jahr 1200 Londoner Residenz der Erzbischöfe von Canterbury. Besichtigungen sind selten möglich, aber allein der Blick auf das 1495 errichtete Torhaus macht Eindruck.


Seilrutsche im Archbishop's Park

Wir überqueren Lambeth Road zur Lambeth High Street und gehen direkt links in die Old Paradise Street. Jenseits der Bahngleise beherbergt die Newport Street Gallery die Sammlung des Künstlers Damien Hirst mit Werken von Francis Bacon, Banksy, Jeff Koons oder Picasso. Am südlichen Ende der Newport Street zeigt die Beaconsfield Gallery zeitgenössische Kunst in der ehemaligen Lambeth Ragged School („Lumpenschule“: im 19. Jahrhundert sorgten die Ragged Schools für kostenlosen Unterricht in Armenvierteln).


Der „Schwarze Prinz“, ein Ritter des 14. Jahrhunderts

Neben der Gallery biegen wir rechts in die Black Prince Road zur nächsten Bahnunterführung, auf deren Wände Keramiktafeln und Mosaiken das Leben des „Schwarzen Prinzen“ (1330 bis 1376, Sohn des Königs Edward III) illustrieren. In dieser Straße steht rechts die ehemalige Fabrik und Hauptverwaltung des Porzellanherstellers Royal Doulton. Die fantasievolle, neugotische Gestaltung des Hauses diente als „Verkaufsausstellung“ für Terracottaverzierung in der Architektur. Unsere Stadtteiltour endet einige Schritte weiter am Themseufer.


Terracottaverzierung wirbt für die Keramikfirma

INFO

Lage: Südufer der Themse gegenüber Westminster

Anfahrt: U-Bahn nach Waterloo (Jubilee, Northern Line); Abreise: viele Busrouten ab Lambeth Bridge/Albert Embankment, nächste U-Bahn Westminster

Weg: Start: Waterloo Station, Ende: Black Prince Road an der Themse; Länge ca. 2,5 Kilometer, Dauer: 1,5 Stunden, mit Besuch der Galerien und des Garden Museums dauert es mehrere Stunden.

Sehenswertes:

 Garden Museum: Sonntag bis Freitag 10:30 bis 17 Uhr, Samstag bis 16 Uhr, Eintritt £ 10; gardenmuseum.org.uk

 Lambeth Palace: Führungen werden gelegentlich angeboten;ticketmaster.co.uk

 Newport Street Gallery: Mittwoch bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Eintritt frei; newportstreetgallery.com

 Beaconsfield Gallery: beaconsfield.ltd.uk

Essen & Trinken:

 The Ragged Canteen: vegetarisches Café in der Beaconsfield Gallery, Mittwoch bis Sonntag 11 bis 17 Uhr; beaconsfield.ltd.uk/cafe

 Café im Garden Museum: Mittagessen 12 bis 15 Uhr, zu anderen Zeiten Kuchen und Getränke; gardenmuseum.org.uk/cafe

12. BERMONDSEY: OLIVER TWIST LÄSST GRÜßEN

Das Schmuddelviertel aus Charles Dickens Tagen wandelte sich immer wieder und zeigt sich heute mit citynahen, luxuriösen Wohnungen in alten Werftbauten. Bei einem Spaziergang an der Themse und einem Zufluss werden Zeichen dieser Vergangenheit sichtbar.


Butler's Wharf an der Themse

Abseits der Tower Bridge auf der Südseite der Themse beginnt in der Straße Shad Thames ein Viertel, das seine historischen Wurzeln kaum verleugnen kann. Enge Straßen mit hohen Ziegelsteingebäuden, die durch metallene Stege und Brücken in luftiger Höhe verbunden sind. Namen wie Butler’s Wharf, St Andrew’s Wharf, St Georges Wharf, Cardamon Building blieben erhalten und zeugen von seiner ehemaligen Nutzung als Lagerhäuser für Tee, Kaffee, Gewürze und Getreide, die hier am Fluss verladen werden konnten. Die Lagerhäuser entstanden bis 1873, also etwa 20 Jahre vor Fertigstellung der Tower Bridge.


Entlang Shad Thames: ehemalige Lagerhäuser

Davor zählte die Gegend zu einem der schlimmsten Slums Londons. Einer, der die Zeit Mitte des 19. Jahrhunderts eindringlich beschreibt, ist Charles Dickens in seinem Roman „Oliver Twist“. Dickens kannte die Gegend durch seine Ausflüge mit der Wasserschutzpolizei und beschreibt die unerträgliche Situation so:

„… hölzerne Kammern, die sich nach außen über den Schlamm recken und in ihn zu fallen drohen – wie es auch schon einige Male geschehen ist; dreckbeschmierte Wände und faulende Fundamente, jeder abstoßende Gesichtszug der Armut, jedes ekelhafte Anzeichen von Unflat, Fäulnis und Abfall: all das ziert die Ufer von Jacob's Island.


Früher Hafendocks am River Neckinger – heute schicke Wohnungen

Wo heute hübsche Balkone über das Wasser des River Neckinger ragen, ging es in viktorianischen Zeiten ärmlich und schmutzig zu, der Gestank war unerträglich, denn viele geruchsintensive Gewerke wie Gerbereien waren hier ansässig. Das Gebiet unterliegt einem hohen Tidenhub von etwa vier Metern. Früher bedeutete das regelmäßige Überschwemmungen, schlammige, stinkende Kanäle, die das Gebiet zur Insel, zu Jacob’s Island, machten. Regelmäßig fiel jemand in das schlammige Wasser, Tierkadaver, tote Fische sowie Unrat sammelten sich und machten es zum ärmlichsten Slum Londons.


New Concordia Wharf

Mitte des 19. Jahrhunderts wurden die Kanäle zugeschüttet, die ärmlichen Behausungen verschwanden und stattdessen entstanden die Lagerhäuser. Umrundet man das St Saviour’s Dock, das gleichzeitig die Mündung des River Neckinger ist, gelangt man in die Mill Street. Hier fällt das imposante Gebäude mit dem markanten Schlot der New Concordia Wharf auf, das im 19. Jahrhundert als Getreidespeicher diente. Der Name hat seinen direkten Bezug zu einer Kleinstadt in der Nähe von Kansas City, Missouri, USA, von wo das Getreide importiert wurde. Am Ende der Mill Street führt die kleine Brücke St Saviours Dock Footbridge über die Mündung des Docks zur Themse. Von hier überblickt man das ehemalige Hafenbecken, während die City of London gegenüber mit imposanten Wolkenkratzern glänzt. Verständlich, dass sich gut verdienende Banker hier Wohnungen gekauft haben, denn der Weg zur Arbeit ist nicht weit.

Der Thames Path führt in östlicher Richtung mal vom Wasser weg, dann wieder direkt am Fluss entlang. Am gegenüberliegenden Ufer wird die Bebauung flacher und gibt den Blick frei auf das ehemalige Hafengebiet Wapping.

Kurz vor dem Pub The Angel ist eine Figurengruppe installiert, die an das Leben der Familie Dr. Salter erinnert. Der Arzt und seine Ehefrau Ada Brown kümmerten sich Anfang des 20. Jahrhunderts um die arme Bevölkerung in Bermondsey durch kostenlose medizinische Versorgung und durch soziales und politisches Engagement. Ihre kleine Tochter verloren sie jedoch durch Scharlach, im Alter von acht Jahren.


Denkmal für den engagierten Arzt Dr. Salter und seine Familie

Gegenüber ragen Überreste des Manor House von König Edward III aus der grünen Wiese. 1350 für den König erbaut, wurde es später privaten Zwecken zugeführt und von Lagerhäusern umbaut. Erst seit Ausgrabungen in den 1980er-Jahren sind die Reste erhalten.

INFO

Lage: 6,5 Kilometer südöstlich der Stadtmitte

Anfahrt: U-Bahn nach London Bridge (Jubilee, Northern Line) oder Tower Hill, Nordseite Themse (Circle, District Line); Abreise: U-Bahn ab Bermondsey (Jubilee Line)

Essen & Trinken:

 Blue Print Café: Dienstag bis Samstag 12 bis 14:45, 17:30 bis 22 Uhr, Sonntag 12 bis 15:45 Uhr; 28 Shad Thames, blueprintcafe.co.uk

 The Angel Pub: schöne Außenterrasse direkt an der Themse, Montag bis Samstag 12 bis 23 Uhr, Sonntag bis 22:30 Uhr; 101 Bermondsey Wall East

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Yaş sınırı:
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Litres'teki yayın tarihi:
22 aralık 2023
Hacim:
308 s. 248 illüstrasyon
ISBN:
9783968551364
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