Kitabı oku: «Die Star-Trek-Chronik - Teil 1: Star Trek: Enterprise»
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1: Von der Idee zur Serie
Kapitel 2: Casting
Kapitel 3: Synchronisation
Zwischenspiel: Erinnerungen eines Pioniers
Kapitel 4: Episodenführer
STAFFEL 1 (2001/2002)
Zwischenspiel: Fun Facts
STAFFEL 2 (2002/2003)
Zwischenspiel: Erinnerungen eines klingonen
STAFFEL 3 (2003/2004)
Zwischenspiel: Fact Or Fiction?
STAFFEL 4 (2004/2005)
Zwischenspiel: Verlorene Episoden
Kapitel 5: Was wurde aus den Stars?
Kapitel 6: Alien-Völker der Serie
Kapitel 7: Kontroversen
Zwischenspiel: Erinnerungen eines Magiers
Kapitel 8: Rettungskampagne
Kapitel 9: Extended Universe
Kapitel 10: Klingonisch!
Danksagungen
Über den Verlag in Farbe und Bunt
Werbung »Es lebe Star Trek«
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Werbung »Kolonie 85«
Die Star-Trek-Chronik
Teil 1: Star Trek: Enterprise
Björn Sülter, Reinhard Prahl & Thorsten Walch
Impressum
Originalausgabe | © 2020
Verlag in Farbe und Bunt
Am Bokholt 9 | 24251 Osdorf
www.ifub-verlag.de / www.ifubshop.com
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.
Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Veröffentlichung des Buches, oder Teilen daraus, sind vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags und des Autors in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Alle Rechte liegen beim Verlag.
Herausgeber: Björn Sülter
Lektorat & Korrektorat: Telma Vahey
Cover-Gestaltung & E-Book-Erstellung: E. M. Cedes
ISBN (Print): 978-3-95936-192-7
ISBN (Ebook): 978-3-95936-193-4
Die »Star Trek«-Serien und die »Star Trek«-Filme sind
eingetragene Warenzeichen von Viacom, CBS Television
und CBS All Access sowie von Paramount Pictures.
»Die Star-Trek-Chronik« ist in keiner Weise mit Viacom, CBS
Television, CBS All Access und Paramount Pictures assoziiert.
»Die Star-Trek-Chronik« gibt nur die gesammelten
Meinungen der beteiligten Autoren wieder.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Kapitel 1: Von der Idee zur Serie
Kapitel 2: Casting
Kapitel 3: Synchronisation
Zwischenspiel: Erinnerungen eines Pioniers
Kapitel 4: Episodenführer
Vorwort
Staffel 1
Zwischenspiel: Fun Facts
Staffel 2
Zwischenspiel: Erinnerungen eines Klingonen
Staffel 3
Zwischenspiel: Fact or Fiction
Staffel 4
Zwischenspiel: Verlorene Episoden
Kapitel 5: Was wurde aus den Stars?
Kapitel 6: Die Alien-Völker der Serie
Kapitel 7: Kontroversen
Zwischenspiel: Erinnerungen eines Magiers
Kapitel 8: Die Rettungskampagne
Kapitel 9: The Extended Universe
Kapitel 10: Klingonisch!
Danksagungen
Vorwort
von Björn Sülter
Als Herausgeber und Co-Autor dieses Buches ist es mir eine besondere Freude und Ehre, Sie heute bei dieser neuen Reihe im Verlag in Farbe und Bunt willkommen zu heißen.
Meine geschätzten Freunde und Kollegen Prahl und Walch sowie meine Wenigkeit möchten Ihnen in den folgenden Jahren Nachschlagewerke zu allen Trek-Serien an die Hand geben, die sie beim Rewatch oder einfach nur zum Schwelgen in Erinnerungen begleiten sollen; genau wie uns beispielsweise Das Star Trek Universum von Ralph Sander in den 90er-Jahren begleitet hat.
Mit meinem Es lebe Star Trek - Ein Phänomen, zwei Leben habe ich 2018 das Ziel verfolgt, 52 Jahre Franchise-Geschichte in einem Buch abzubilden. Ich freue mich sehr darüber, wie gut dieses Buch angenommen wurde und, dass es auch weiterhin so eine starke Nachfrage erfährt. Diese neue Reihe soll dem Ganzen nun ergänzend noch mehr Tiefe verleihen, indem jede Serie die Behandlung erfährt, die sie verdient. Das wunderbare Uniform-Layout der Bücher geht übrigens auf eine Idee meines lieben Kollegen Torben Kessler zurück, dem ich hiermit herzlich für diesen Einfall danke!
Star Trek: Enterprise war 2001 die erste Serie, die ich komplett online rezensieren durfte. Auch war es die Trek-Serie, mit der ich meine liebe Frau zum Trekkie umschulen konnte. Sie kam jedoch in einer Phase, als viele Fans bereits unter Franchisemüdigkeit litten, ist aber definitiv besser als ihr Ruf. Die sympathische Crew auf ihren abwechslungsreichen Abenteuern zu begleiten ist dank der 16:9-Umsetzung und starken Effekten auch heute noch einen neuen (oder weiteren) Anlauf wert.
Sicher hat letztlich nicht alles gepasst, was man auch an der (zu) frühen Absetzung ablesen kann. Dennoch haben sich Archer und Co einen festen Platz in meinem Trekkie-Herzen erspielt und eignen sich nebenbei wunderbar dafür, Unbedarfte an dieses großartige Franchise heranzuführen. Daher haben wir uns auch entschieden, mit dieser Serie unsere Chronik-Reihe zu beginnen.
Wir lesen uns bald wieder, wenn wir im zweiten Teil der Reihe Kirk, Spock, McCoy und ihre Kollegen begleiten werden. Bleiben Sie uns gewogen!
von Reinhard Prahl
Enterprise war für mich viele Jahre so etwas wie das zu Unrecht verpönte Stiefkind eines Übervaters namens Star Trek. Die Mehrheit der Fans war mit Star Trek: The Next Generation und seinen Nachfolgeserien und -filmen aufgewachsen. In Teilen des Fandoms hegte man daher eine nachvollziehbare, tiefverwurzelte Abneigung gegen ein Prequel.
Ich hatte Star Trek schon in den 70er-Jahren als Kind geliebt, mich aber auch immer gefragt, was in den Jahrhunderten vor dem Beginn der Fünf-Jahres-Mission der Enterprise wohl geschehen war. Daher gehörten Episoden wie Metamorphose und Der schlafende Tiger schon immer zu meinen persönlichen Favoriten. Für mich war Star Trek: Enterprise also die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Endlich würden sich die Lücken füllen und meine Fragen beantwortet werden. Endlich konnte ich noch tiefer in mein Lieblingsserienuniversum abtauchen und ein noch größeres Verständnis für die Hintergründe der Star-Trek-Historie erlangen.
Als Broken Bow (Aufbruch ins Unbekannte) dann endlich am 15.03.2003 auf Sat.1 lief, war ich hellauf begeistert. Ich liebte das Setting, das Schiff und die Crew von Anfang an und obwohl ich im Laufe der Jahre fast schon zu viele eher durchschnittliche Episoden zu sehen bekam, bin ich der Serie doch bis heute verbunden. Natürlich haben sich nicht alle meine Erwartungen erfüllt. Vor allem die ersten drei Staffeln warfen eher neue Fragen auf, als dass sie alte beantworten. Doch ich liebte das Storytelling rund um den Andorianer-Vulkanier-Plot, mochte Archers Ambivalenz und freute mich darüber, wenn Porthos es wieder einmal schaffte, ein Stückchen Käse abzuschnappen. Auch die Xindi-Geschichte erlebte ich als überaus spannend, wenn es auch den ein oder anderen Lückenfüller zu viel in der dritten Staffel gab. Als Manny Coto das Ruder in Season vier übernahm, tat die Show endlich das, was ein Prequel tun sollte, nämlich eine Vorgeschichte zu diversen wichtigen Eckpunkten der Star-Trek-Geschichte zu erzählen. Leider blieb es bekanntermaßen bei vier Staffeln, einer Tatsache, der ich noch immer nachtrauere. Umso mehr freut es mich, Teil dieses fantastischen Projekts sein zu dürfen und Ihnen, liebe Leser, dieses umfassende Werk über eine meine liebsten Star-Trek-Serien an die Hand geben zu dürfen. Keep on trekkin‘.
von Thorsten Walch
Star Trek: Enterprise hatte unter den neueren Franchise-Serien den schwersten Stand. Schon bei ihrem Start sah sie sich übermächtiger Konkurrenz durch Reihen wie Stargate Kommando SG-1 im TV und Star Wars im Kino gegenüber. Sogar eingefleischte Trekkies hörten recht bald die Abschiedsglocken für das neue Star Trek läuten: Nach Ende von Staffel 1 im Frühjahr 2002 wurde gemunkelt, dass ihr nur noch die vertraglich vereinbarte 2. folgen würde. Vielerlei Gerüchte über eine frühzeitige Beendigung der fünften Star-Trek-Serie begleiteten Captain Archer und seine Crew bis zur tatsächlichen Einstellung im Frühsommer 2005 – nach nur vier statt wie ursprünglich vorgesehen sieben Episodenstaffeln.
Was hatten die Produzenten falsch gemacht?
Kurz gesagt: Nicht viel. Nach Star Trek: Voyager, das oft wie eine »Over-Next Generation« daherkam, brachte Star Trek: Enterprise frischen Wind mit einer gehörigen Prise Retro-Charme in ein Franchise, dessen Fans durch die jahrelange Ausstrahlung gleich zweier Star-Trek-Shows und einer parallel dazu laufenden Kinofilmreihe an diesem Zeitpunkt schlicht übersättigt waren. Natürlich krankte Star Trek: Enterprise ebenso am »Prequel-Paradox« wie die zwei Jahre zuvor gestartete Star Wars: Episode I. Es war mitunter schwer vorstellbar, dass Captain Archer und die Mannschaft der Enterprise NX-01 knapp 100 Jahre vor der knallbunten 60er-Jahre-Welt von Kirk & Co. agierten. Aber davon abgesehen gab es bei Star Trek: Enterprise nicht viel mehr und vor allem nichts wirklich anderes zu bemängeln als bei den vorherigen Franchise-Serien.
Trotzdem war Star Trek: Enterprise lange mit einem Außenseiter-Status behaftet, ehe die Serie vor einer Weile zu einem echten Insider-Tipp im Streaming-Bereich avancierte; vermutlich einfach deshalb, weil viele Zuschauer sie noch immer nicht kennen und erst jetzt für sich entdecken. Ich wünsche mir, dass der erste Band unserer Star-Trek-Chronik dazu beiträgt, ihr diese verdiente Anerkennung auch weiterhin zu sichern.
Kapitel 1: Von der Idee zur Serie
Der Neubeginn
Star Trek: Voyager lief im fünften Jahr, da trat UPN im Juni 1999 an Rick Berman mit dem Wunsch nach einer weiteren Star-Trek-Show heran, die direkt im Anschluss an Voyager starten sollte. Viele Fans glauben heute, dass die Studiobosse aus Angst vor den ohnehin sinkenden Quoten auf den Zug der seinerzeit so beliebten Prequels aufspringen wollten. Tatsächlich dachte man aber in der Chefetage in eine ganz andere Richtung. Nach wie vor waren die Ratings trotz einiger Verluste insgesamt noch zufriedenstellend. Man wollte den sicheren Hafen des 24. Jahrhunderts also nicht unbedingt verlassen. So wünschten sich der damalige Paramount-Chef Kerry McCluggage und sein President of Paramount Network Television Gary Hart eine Serie, die entweder in der Next-Generation-Ära oder vielleicht im 26. Jahrhundert angesiedelt sein sollte. Die Antwort auf die Frage, warum Enterprise dann aber im 22. Jahrhundert spielte, heißt kurz und knapp: Rick Berman. Für ihn war es schlicht nicht denkbar, die in Star Trek: The Next Generation und ihren Folgeserien etablierte Zukunftsvision noch weiter auszubauen. Sollten die Ideale etwa noch höhergesteckt sein und die Spandex-Anzüge noch enger werden, die Raumschiffe schneller und die Phaser kleiner? Und überhaupt. Was sollte es nach Voyager noch zu erzählen geben? Bermans Fantasie reichte für eine Zukunft der Zukunft einfach nicht mehr. Er befürchtete den kreativen Tod des Franchise, für das er so lange gelebt und geatmet hatte.
Ideen über Ideen
Hätte der Produzent sich etwas mehr in den Fanforen herumgetrieben, wären ihm die guten Ideen für ein weiteres Sequel nur so um die Ohren geflogen. Dort kursierten bereits seit Jahren Konzepte für eine weitere Show. Von Fans angedacht war beispielsweise eine Klingonen-Serie, gerne mit Captain Worf als Hauptfigur. Ein völlig anderer Ansatz drehte sich um ein Diplomatenschiff, das im Laufe von mehreren Staffeln viele Föderationswelten besuchen sollte, von denen man bislang nichts oder nur wenig gesehen hatte. Berman kannte die Idee, verfolgte den Gedanken aber nie ernsthaft. Dafür wurde er allerdings später vom Team rund um die bekannte Fanserie Star Trek: Hidden Frontier aufgegriffen und zumindest teilweise in der kurzlebigen Webserie Star Trek: Federation One umgesetzt. Wer sich die beiden rund 35-minütigen Web-TV-Folgen anschaut, bekommt eine Ahnung davon, was mit einer so spannenden Konzeption alles machbar gewesen wäre. Leider hat sich Hidden Frontier Productions nach den zwei Episoden vollständig auf Hörspiele verlegt, sodass die nächste Staffel mit insgesamt vier Folgen nur noch als Audiodatei vorliegt. Seit 2017 herrscht nun auf der Webseite der Fanfilmer vollständige Funkstille, sodass auch der Release neuer Hörspiele mehr als fraglich ist.
Ein weiterer heißer Kandidat, der auch in Hollywoods Gerüchteküche hoch im Kurs stand, war ein Projekt mit dem Arbeitstitel Star Trek: Starfleet Academy. Die Serie sollte auf dem Campus der Sternenflottenakademie, teilweise aber auch auf einem Schulungsschiff spielen, mit dem die Kadetten in so manches Abenteuer schlitterten. Diese Verjüngungskur hätte Star Trek vielleicht ganz gut getan, stieß aber im Fandom nicht überall unbedingt auf Gegenliebe. Ob sich in dieser Richtung jemals wirklich etwas getan hat, lässt sich abschließend nicht befriedigend beantworten. Manu Intiraymi erzählte uns zumindest in einem Interview, dass es Gespräche in dieser Richtung gegeben habe. Er hätte sich über eine entsprechende Show, in der unter anderem er, aber auch andere ehemalige Star-Trek-Kinder wie Vanessa Branch (Naomi Wildman als Erwachsene) auftauchen sollten, sehr gefreut. Wie dem auch sei. Fakt ist, dass Star Trek andere Wege ging und es das Konzept nicht einmal annähernd bis zur Serienreife brachte. Immerhin erschien dann bei Simon & Schuster ab 2010 eine gleichnamige Romanserie, die allerdings in der in Star Trek von 2009 etablierten alternativen Zeitlinie angesiedelt ist. Und derzeit befindet sich eine 3D-Animationsserie namens Star Trek: Prodigy unter den fähigen Händen von Dan und Kevin Hageman in der Entwicklung, in der es zumindest um einige Sternenflottenkadetten gehen soll.
Alles auf Anfang
Abseits zahlreicher Gedankenspielchen und Spekulationen, von denen Rick Berman sicherlich hier und da gehört hatte, schwebte dem langjährigen Kapitän des Star-Trek-Schiffs etwas völlig anderes vor. Interessanter als ein Trip in eine noch weiter entfernt liegende Zukunft erschien es ihm, sich mit Ereignissen zu befassen, die zwar in den vorherigen Shows mehr oder weniger kurz angerissen, aber nie primär thematisiert worden waren. Die Eugenischen Kriege und der dritte Weltkrieg waren bereits seit den 60er Jahren ein fester Bestandteil der Star-Trek-Welt. Wann der erste Warp-Flug stattfand, wer den Antrieb erfunden hatte und dass dieser den ersten Kontakt nach sich zog, war ebenfalls seit Jahrzehnten kein Geheimnis mehr. Auch Begriffe wie »medizinischer Tricorder« oder »Phaser« gehörten wie selbstverständlich zum gängigen Vokabular des Franchise. Doch wie war es zu all jenen geschichtlichen Ereignissen und technischen Errungenschaften gekommen? Oder genauer gefragt: Wie konnte man die imaginäre geschichtliche Lücke zwischen der Mitte des 21. Jahrhunderts und dem 23. Jahrhundert sinnvoll füllen? Berman fand die Schließung dieser Lücke geradezu verlockend.
Er ließ sich vom Film Star Trek: First Contact (Star Trek: Der erste Kontakt) von 1996 inspirieren, an dessen Ende der erste Kontakt zwischen Menschen und Vulkaniern gezeigt wird. Entsprechend wollte er, wie er es einmal nannte, »people in the mud« zeigen. Gemeint waren damit im Großen und Ganzen bodenständigere Figuren und eine Zukunft, die zeitlich und inhaltlich wesentlich näher an der Gegenwart lag. Eine Folge sollte beispielsweise in Chinatown in San Francisco im 21. Jahrhundert spielen. Die Helden der neuen Serie würden Jeans und Turnschuhe tragen und den Bau der Enterprise auf der Erde miterleben. Irgendwann im Verlauf der Serie sollte die Crew dann ihre ersten zaghaften Schritte in die Tiefen des Alls wagen. Die Besatzungsmitglieder würden Fehler über Fehler begehen, aber schließlich an ihren Aufgaben wachsen. Geschichten über die Oberste temporale Direktive hatten sich demnach zunächst genauso erledigt wie der Traum, die Enterprise-Z mit Warp 10 durch das All pflügen zu sehen.
Vertrauen? Fehlanzeige!
Dass die Hintergrundstory von Star Trek: Enterprise letztlich im 22. Jahrhundert und nicht noch früher beginnt, haben wir wohl dem Einspruch Kerry McCluggages zu verdanken. Der gab auf Bermans wenig innovative Anwandlungen nämlich im Grunde keinen Pfifferling. Im Gegenteil betrachtete er ein Prequel mit großer Sorge. Der Paramount-Chef zeigte sich not amused und bat Berman, der mittlerweile den Star-Trek-Veteranen Brannon Braga an Bord geholt hatte, um Nachbesserung im Sinne von mehr Space und weniger Jeans. Das Produzentenduo war wiederum ein wenig enttäuscht über das mangelnde Vertrauen, sagte aber zähneknirschend zu. Allerdings dachten Berman und Braga nicht im Traum daran, ihr Konzept vollends ad acta zu legen. Stattdessen entschieden sie sich, die Geschichte einfach ein paar Jahrzehnte in die Zukunft zu verlegen. Aus einer auf der Erde gebauten Enterprise wurde nun die NX-01, die in einem Raumdock im Erdorbit lag und auf ihren ersten Flug wartete. Die menschlichen Hauptfiguren, Captain Archer, Malcom Reed, Trip Tucker, Travis Mayweather und Kommunikationsoffizier Hoshi Sato zeigten sich fehlerbehafteter und charakterlich wesentlich näher an den Menschen des frühen 21. Jahrhunderts. Das spiegelte sich weniger in der liberalen Einstellung als vielmehr in Kleinigkeiten wider. Die neuen Besatzungsmitglieder aßen beispielsweise Steak und Catfish, hatten Angst vor dem gerade erst für Biomaterie freigegebenen Transporter und gerieten auch mal in einen handfesten Streit. Captain Archer war sogar bisweilen ein wenig schroff. In der Pilotfolge Broken Bow (Aufbruch ins Unbekannte) gibt es einen kurzen Dialog zwischen T’Pol und Archer, in dem er sich so aufregt, dass er T’Pol darauf hinweist, sich stark zurückhalten zu müssen, um ihr nicht den Hintern zu versohlen. Nicht zuletzt baute Rick Berman einige Reminiszenzen an seinen ursprünglichen Entwurf ein. So sieht man im Pilotfilm etwa den jungen Jonathan Archer an einem Modell mit Schwerkraftregler arbeiten, und Phlox erwähnt in San Francisco, dass er chinesisches Essen liebt. In der Episode First Flight (Erstflug) erzählt Archer T’Pol außerdem in Form von Rückblenden die Geschichte seines verstorbenen Freundes Robinson, der gemeinsam mit ihm den ersten Warp-2-Flug schaffte.
Ein Sequel im Prequel
In zahlreichen – von Rick Berman so genannten – Pizza-Arbeitsmittagessen setzte sich der UPN-Vorstandsvorsitzende schließlich zumindest teilweise durch. Brannon Braga entwickelte auf Drängen der Vorstandsetage den Temporalen Kalten Krieg. Die Idee hatte schon einige Jahre lang in Bragas Kopf herumgespukt. Der Autor steht nach eigenen Angaben auf Zeitreisegeschichten und fand es cool, sich vorzustellen, wie die USA in einem alternativen Jahr 1997 Zeitreisen erfunden hätten. Die Chinesen und einige andere ostasiatische Nationen sollten die Technologie ebenfalls entwickelt haben. Der unkontrollierbare Wille, die Zeit zum eigenen Vorteil zu verändern, sollte schließlich zum Verlust von 20 Millionen Menschen führen und eine internationale Vereinbarung nach sich ziehen, die Zeitreisen streng reglementierte. Natürlich würde sich kein Land daran halten, und so wären Konflikte für eine vollständige abendfüllende Serie denkbar geworden.
Das Ganze klingt nicht ganz unbekannt, und Braga erzählte in mehreren Interviews freimütig, dass er den Pitch für Enterprise einfach nur modifizierte. Im finalen Plot ging es dann statt um Nationen auf der Erde um diverse Gruppen aus der Zukunft, die die Vergangenheit zu ihren Gunsten ändern wollten. Archer und seine Crew wurden allerdings bereits in der Pilotfolge in den Konflikt hineingezogen und immer wieder mit Zeitagenten diverser Fraktionen konfrontiert. Die Geschichte mündete in dem bekannten terroristischen Anschlag der Xindi auf die Erde, bevor Manny Coto sie dann zu Beginn der vierten Staffel mehr schlecht als recht auflöste. Die Idee an sich war eigentlich gar nicht übel und sorgte für einige spannende Episoden. Als Handlanger der Drahtzieher dachten sich die beiden Produzenten die mit einigen coolen genetischen Upgrades ausgestatteten Suliban aus. Teile der Spezies gehörten einer Untergrundorganisation namens Cabal an, als deren Anführer Silik man mit John Fleck keinen ganz unbekannten Star-Trek-Veteranen gecastet hatte. Da die am Temporalen Kalten Krieg beteiligten Splittergruppen aus dem 29., teilweise sogar dem 31. Jahrhundert stammten, spielte auch die Oberste temporale Direktive wieder eine gewisse Rolle. Durch diesen geschickten Kniff bekam so jeder, was er wollte. Rick Berman und Brannon Braga durften ihre Serie im 22. Jahrhundert belassen, während UPN im Gegenzug sozusagen ein Sequel im Prequel erhielt.
Die Trommel ruft
Als alle Fragen rund um das Setting geklärt waren und das Duo Berman/Braga endlich ihr Go erhielten, trommelten sie ihr Produktionsteam zusammen. Es ist keine große Überraschung, dass Berman auf vorhandene Ressourcen zurückgriff und sich der Personalstab deshalb wie ein kleines Who’s Who der Star-Trek-Geschichte liest. Merri D. Howard und Peter Lauritson, die beide schon seit TNG-Zeiten an Bord waren, sollten das Serienschiff als Supervising Producers mitsteuern. Auch Dawn Velazquez, Stephen Welke und Brad Yacobian hatten sich ihre Sporen bereits in den vorherigen Star-Trek-Serien verdient. Den Writers Room füllten außer den beiden Showrunnern unter anderem Michael Sussman und André Bormanis, die an je 23 Episoden mitschrieben, sowie Phyllis Strong mit 13 Folgen. Ins Team der Regisseure lud Berman neben vielen ehemaligen Stars wie Roxann Dawson, LeVar Burton, Michael Dorn und Robert Duncan McNeill auch wieder David Livingston, Allan Kroeker und Michael Vejar ein.
Weitere bekannte Namen sind Junie Lowry-Johnson, die die Verantwortung für das Casting übernahm, Robert Blackman, der sich erneut an den Kostümen versuchen durfte, und Suzanne Diaz-Westmore, die ihre Karriere bei Star Trek mit der DS9-Folge Who mourns for Morn? (Wer trauert um Morn) begonnen hatte. 1998 arbeitete sie an dem PC-Spiel Star Trek: The Game Show und stieß ab 1998 zum Team von Star Trek: Voyager. Doug Drexler, Michael Okuda und Alan Kobayashi waren ebenfalls wieder mit von der Partie. Natürlich durften auch Herman F. Zimmerman als leitender Produktionsdesigner und Michael Westmore als Makeup Supervisor in der langen Liste nicht fehlen.
Die Brücke – von der Idee zum Bau
Nachdem der Casting-Prozess erfolgreich abgeschlossen war (mehr dazu im nächsten Kapitel), begann allmählich die heiße Produktionsphase. Die Brücken der Sternenflottenraumschiffe waren bisher stets geräumig und fast schon gemütlich dahergekommen. Das sollte sich nun ändern. Wie wir aus zahlreichen Dokumentationen und Büchern wissen, ist das Leben und Arbeiten in einem Shuttle oder auf einer Raumstation im All in Wirklichkeit alles andere als komfortabel. Überall herrscht quälende Enge. Jeder Zentimeter wird genutzt. In jeder denkbaren Nische sind Gerätschaften untergebracht, und Bilder der International Space Station ISS verraten uns, dass Privatsphäre Mangelware ist. Da der Jungfernflug der NX-01 nur etwa 150 Jahre in der Zukunft lag, sollte auch auf der Enterprise Platz ein hohes Gut sein. Um sich ein besseres Bild vom Alltag unter solchen Lebensumständen zu machen, besuchten Herman Zimmerman, Brannon Braga und Rick Berman ein ausgedientes U-Boot in San Pedro (Los Angeles), das die US-Army in den 80er Jahren ausgemustert hatte. Zimmerman zeigte sich beeindruckt von der Effizienz der Bauweise. Vor allem der Bereitschaftsraum des Captains, der nur aus einer sehr kleinen Nische mit einem Tisch in der Mitte bestand, blieb ihm im Gedächtnis haften. Seine Eindrücke verarbeitete er letztlich im Brückendesign. Zwar bietet das Herz der Enterprise im Vergleich zu realen Verhältnissen noch immer geradezu üppig viel Platz und ähnelt mehr der Schaltzentrale eines Kreuzfahrtschiffs als eines U-Bootes. Dennoch gelang es Zimmerman sehr gut, die Grundkonzepte des U-Boot-Designs einfließen zu lassen. Schaut man sich beispielsweise den Ready-Room auf der Enterprise 1701-D genauer an, erfreut sich das Auge an bequemen Arbeitssesseln, einem einladend großen Tisch, Bildern an den Wänden und sogar einem Aquarium. Warme Farben unterstreichen das heimische Gefühl, das der Crew helfen soll, sich auf ihren jahrelangen Reisen wohlzufühlen. Captain Archers Besprechungen finden hingegen in einem kleinen, graublau gehaltenen Raum ohne Stühle statt. Lediglich ein kleiner Tisch trennt die Offiziere voneinander, und Archer muss jedes Mal den Kopf einziehen, wenn er das Besprechungszimmer betritt oder verlässt.
Die Brücke musste natürlich genug Platz für gute Kameraeinstellungen und Shots bieten. Dennoch wird bei genauerem Hinsehen auch hier deutlich, dass sich Herman Zimmerman an die Regeln der Effizienz hielt. Weder schwungvolle Linien noch eine Dreier-Sesselfront mit dem Captains-Stuhl in der Mitte und weiteren Plätzen für den ersten Offizier und den Counselor zieren den Raum. Stattdessen herrscht eine fast schon kühle Arbeitsatmosphäre auf der NX-01 vor. Das alles wirkt sehr glaubwürdig und gut durchdacht, und tatsächlich hielt sich der erfahrene Produktionsdesigner an eine seiner alten Grundregeln: Gestalte eine Raumschiffbrücke stets so, dass jedes Bedienelement einen Sinn ergibt und benutzbar ist. In den 60er Jahren war das Brückenkonzept der guten alten Enterprise 1701 so innovativ, dass sich das Militär für den Bau ihrer Flugzeugträger einiges von den Filmschaffenden abschaute. Wer weiß? Vielleicht orientiert man sich in einhundert Jahren für das erste interplanetare Raumschiff an der NX-01, wenn bis dahin endlich Schwerkraftkompensatoren erfunden worden sein sollten.
Die heiße Phase beginnt
Als Filming-Location ließ sich Paramount auf keine Kompromisse ein. Die permanenten Sets inklusive der Brücke, des Maschinenraums und der Waffenkammer wurden in Halle 18 auf dem altehrwürdigen Gelände der Paramount Pictures Studios in Los Angeles, California gebaut. Stage 18 war bislang noch nie für eine Star-Trek-Produktion verwendet worden, ganz im Gegensatz zu den Stages 8 und 9, die für den Bau der temporären Sets herhalten durften. Es wäre natürlich eine schöne Hommage an die Originalserie gewesen, wenn auch die Studios 31 und 32 zum Einsatz gekommen wären, wo Kirk und Spock bereits zwischen 1966 und 1969 ihr Unwesen getrieben hatten. Allerdings hatte Gene Roddenberry bereits 1972 in den Hallen 8 und 9 gestanden und die Vorproduktionsphase der nie realisierten Serie Star Trek: Phase II überwacht. Außerdem waren hier, zumindest teilweise, die ersten vier Kinofilme entstanden, so dass die Produktion von Enterprise dann doch auf heiligem Star-Trek-Boden stattfand.
Um die Sets in den vorgegebenen Wochen fertigzustellen, benötigte Herman Zimmerman vor allem zwei Ressourcen: Personal und Geld. Beides stand glücklicherweise im ausreichenden Maße zur Verfügung, so dass der Setdesigner aus dem Vollen schöpfen konnte. Der dritte große Faktor hieß Zeit, denn innerhalb von fünf Wochen sollten die Sets in den drei Studios fertiggestellt sein. 130 bis 150 Personen arbeiteten von früh morgens bis teilweise tief in die Nacht hinein, um die Sets zu bauen, die wir heute in der Serie bewundern können. Die Anzahl des Personals erklärt sich aus dem hohen Aufwand, den es erfordert, eine neue Serienwelt von Grund auf neu gestalten zu müssen. Wenn erstmal alle grundlegenden Elemente erschaffen sind, reduziert sich das Team meistens auf die Stärke einer Wartungs- und Einsatz-Crew. So war es auch in diesem Fall. Während der vier produzierten Seasons standen zwischen 20 und 30 Handwerker ständig bereit, um Sets umzubauen, defekte Teile zu reparieren und auszutauschen oder temporäre Setteile für die Außendrehs zu kreieren.
Eine weitere beeindruckende Zahl ist nebenbei erwähnt die Geldsumme, die alleine die Kulissen verschlangen. Bis zum Start des Pilotfilms gab Zimmerman rund fünf Millionen Dollar dafür aus, die Enterprise zum Leben zu erwecken. Zu den permanenten Sets gehörten die Brücke mit dem Bereitschaftsraum, der Maschinenraum und die Waffenkammer. Doch die Zuschauer wollten natürlich auch die Kombüse und den Aufenthaltsraum, die Krankenstation, Kabinen, Gänge, Lagerräume und sogar das schiffseigene Fitnessstudio erleben. Also hieß es klotzen und nicht kleckern.
Aus neu mach alt, oder umgekehrt?
Eine Serie vor Gene Roddenberrys Originalserie spielen zu lassen, stellte designtechnisch eine große Herausforderung dar. Wie konnte man sich vom bunten Look der ursprünglichen Bedienelemente auf der Enterprise verabschieden, aber dennoch deutlich machen, dass die NX-01 einhundert Jahre früher gebaut worden war? Man durfte einerseits die altgedienten Fans nicht verärgern, wollte aber auch ein neues Publikum für Star Trek begeistern. Denise und Mike Okuda sowie Herman Zimmerman machten sich hierzu intensive Gedanken. Wichtig war es, den Zuschauern eine glaubwürdige Retro-Atmosphäre zu vermitteln, die noch in der Gegenwart verankert war, aber auch eine Verbindung zum 23. Jahrhundert schuf. Da sich auf der Enterprise 1701 der Warpkern nicht horizontal über zwei Decks erstreckt, sondern vertikal gebaut ist, fand Zimmerman, es sei eine gute Idee, dieses Design für das erste Warp-5-Schiff aufzugreifen. Die vornehmlich rot-blauen Lichter des Warpkerns der 66er-Enterprise übernahm er ebenfalls. Ein Blick ins Innenleben des Kerns der NX-01 verriet, wie das Ganze funktionierte. Innerhalb der Holzkonstruktion montierten die Handwerker links und rechts etwa in der Mitte zwei große, mit Aluminium umwickelte und drehbare Holzscheiben, auf die je nach Bedarf Lichtquellen reflektiert wurden. Man konnte das Licht dimmen oder die Farbe verändern, je nachdem, ob der Warpantrieb gerade hochfuhr, im Standby-Modus war oder die Enterprise mit Warp 5 durch das Weltall raste.