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Kitabı oku: «Ein fröhlicher Bursch: Eine Erzählung», sayfa 2

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Anders sagte nicht viel, denn er war nicht dazu imstande; Baard aber blieb am Bette sitzen, solange Anders krank war. – „Jetzt bin ich wieder ganz gesund,“ sagte Anders eines Morgens, als er aufwachte; „jetzt, mein Bruder, wollen wir lange zusammenleben und nie wieder voneinandergehn, wie in den alten Zeiten.“ Aber an dem Tage starb er.

Die Frau und das Kind nahm Baard zu sich, und sie hatten es gut seit der Zeit. Worüber sich aber die Brüder am Krankenbett unterhalten hatten, das drang durch die Wände und die Nacht hinaus, es wurde allen Leuten im Kirchspiel bekannt, und Baard wurde der geachtetste Mann unter ihnen. Alle grüßten ihn wie jemand, der ein schweres Leid gehabt und wieder Freude gefunden hat, oder wie jemand, der sehr lange fern gewesen ist. Baards Gemüt wurde stark infolge der Freundlichkeit, mit der man ihm entgegenkam, er wurde gottergeben – und er wolle etwas zu tun haben, sagte er, so entschloß sich der alte Korporal, Schulmeister zu werden. Was er den Kindern von früh bis spät einprägte, war die Liebe, und er selbst übte sie, so daß die Kleinen ihn liebten wie einen Spielkameraden und Vater zugleich.

Und diese Geschichte, die vom alten Schulmeister erzählt wurde, machte einen solchen Eindruck auf Öyvinds Gemüt, daß sie ihm zur Religion und Erziehung wurde. Der Schulmeister war für ihn ein fast übernatürlicher Mensch geworden, obgleich er so umgänglich dasaß und nur wenig schalt. Auch nur eine einzige Aufgabe nicht zu wissen, war ihm unmöglich, und lächelte er ihm zu, oder strich er ihm mit der Hand über das Haar, wenn er sie aufgesagt hatte, da war ihm den ganzen Tag froh und warm ums Herz.

Den größten Eindruck auf die Kinder machte es immer, wenn der Schulmeister ihnen zuweilen vor dem Gesang eine kleine Rede hielt und ihnen wenigstens einmal in der Woche ein paar Verse vorlas, die von der Nächstenliebe handelten. Wenn er den ersten von diesen Versen las, zitterte seine Stimme, obwohl er ihn jetzt schon seit zwanzig bis dreißig Jahren gelesen hatte; er lautete:

 
Seinen Nächsten man lieben muß!
Niemals tritt ihn unter den Fuß,
Läge er auch im Staube.
Alles, was lebt, ist untertan
Göttlicher Liebe! Sieh nur hinan,
Liebe gibt dir dein Glaube.
 

Wenn aber dann das ganze Gedicht hergesagt war und er eine Weile dagestanden hatte, sah er sie an und blinzelte mit den Augen: „Auf, ihr kleinen Kobolde, und geht hübsch ohne Lärm nach Hause; geht hübsch artig, daß ich nur Gutes von euch zu hören bekomme, Kinderchen!“ – Während sie dann wie besessen lärmten, um ihre Bücher und Eßbütten zusammenzusuchen, schrie er in den Lärm hinein: „Kommt morgen wieder, sobald es hell wird, oder ich hole euch und mache euch Beine! – Kommt ja zur rechten Zeit, ihr kleinen Mädchen und Jungen, dann wollen wir fleißig sein!“

4

Über sein weiteres Heranwachsen bis zu dem Jahre vor seiner Konfirmation ist nicht viel zu berichten. Er lernte am Morgen, arbeitete am Tage und spielte am Abend. Da er einen ungewöhnlich fröhlichen Sinn hatte, währte es nicht lange, bis die in der Nähe wohnende Jugend sich in den Freistunden dort einzufinden pflegte, wo er war. Ein großer Hügel zog sich bis an die Bucht hinab, davor lag auf der einen Seite das Haus an der Bergwand, und der Wald auf der andern, wie schon berichtet worden ist, und den ganzen Winter war hier an jedem schönen Abend und des Sonntags Eisbahn für die schlittenfahrende Jugend des Kirchspiels. Öyvind war Meister auf der Schlittenbahn, er hatte zwei Schlitten, den „Scharftraber“ und das „Ungetüm“; diesen lieh er größern Gesellschaften, den andern lenkte er selbst und hatte dabei Marit auf dem Schoß.

Das erste, was Öyvind in der Zeit tat, war auszugucken, wenn er aufwachte, ob Tauwetter war, und sah er, daß es jenseits der Bucht grau über den Büschen hing, oder hörte er, daß es vom Dache heruntertropfte, da ging es so langsam mit dem Ankleiden, als sei an diesem Tage nichts zu tun. Erwachte er aber, und namentlich des Sonntags, bei knarrendem Frost und klarem Wetter, hatte er die besten Kleider und keine Arbeit vor sich, nur Überhören und Kirchgang am Vormittag und dann den ganzen Nachmittag und den Abend frei – juchhe! da sprang der Junge mit einem Satz aus dem Bette, kleidete sich an, als brenne das Haus, und konnte kaum essen. Sobald der Nachmittag da war und der erste Junge am Wegesrande entlang auf seinen Skien dahergesaust kam, den Skistab über dem Kopf schwang und rief, daß es an den Bergabhängen um das Wasser widerhallte, und dann einer den Weg entlang auf dem Schlitten, und noch einer und noch einer – da machte sich der Junge mit dem „Scharftraber“ auf, lief den ganzen Hügel hinan und machte mit langem, gellendem Jodeln, das an der Bucht entlang von Berg zu Berg schallte und erst ganz in der Ferne erstarb, zwischen den zuletzt Angekommnen halt.

Er pflegte sich dann nach Marit umzusehen; war sie aber erst gekommen, so kümmerte er sich auch nicht mehr um sie.

Aber dann kam ein Weihnachtsfest, wo der Knabe wie auch das Mädchen ungefähr sechzehn oder siebzehn Jahre alt sein mochten und zum Frühling konfirmiert werden sollten. Am vierten Tage nach Weihnachten war ein großes Fest auf dem obersten der Heidehöfe bei Marits Großeltern, bei denen sie erzogen worden war, und die ihr dies fast nun schon seit drei Jahren versprochen hatten, jetzt aber endlich an diesem Feiertage damit herausrücken mußten.

Dazu war Öyvind eingeladen worden.

Es war ein halbklarer, nicht kalter Abend, kein Stern war zu sehen, am nächsten Tage mußte Regen kommen. Ein lauer Wind wehte über den Schnee, der hie und da von den weißen Heidefeldern weggefegt und an andern Stellen zu langen Schanzen zusammengetrieben war. Am Wege entlang war, wo kein Schnee lag, Glatteis, und das lag blauschwarz zwischen dem Schnee und dem nackten Felde und blitzte streckenweise auf, soweit man sehen konnte. An den Felswänden waren Schneelawinen niedergegangen; sie hatten Dunkelheit und Leere hinterlassen, aber zu beiden Seiten ihres Bettes war es hell und schneebekleidet, ausgenommen dort, wo sich die Birkenwälder zusammendrängten und es dunkel machten. Das Wasser war nicht zu sehen, aber halbnackte Heideflächen und Sümpfe lagen unten an den Felswänden hinauf, zerklüftet und schwer. Die Gehöfte lagen in dichtgedrängten Haufen mitten auf der Fläche; sie sahen in der Dunkelheit des Winterabends aus wie schwarze Klumpen, von denen sich Licht über das Feld ergoß, bald aus diesem, bald aus jenem Fenster. Nach den Lichtern zu urteilen, mußte es da drinnen geschäftig hergehn. Die Jugend, die erwachsne wie die halberwachsne, scharte sich von verschiednen Seiten her zusammen; die wenigsten gingen auf dem Wege, oder sie verließen ihn doch, sobald sie sich dem Gehöfte näherten, und schlichen sich dann weiter, einer hinter das Viehhaus, ein paar unter das Vorratshaus, etliche krochen hinter die Scheune und schrien wie Füchse, andre antworteten aus der Entfernung wie Katzen, einer stand hinter dem Backofen und bellte wie ein alter, bissiger Hund, dem die Quinte gesprungen ist, bis eine allgemeine Jagd angestellt wurde. Die Mädchen kamen in großen Scharen daher, sie hatten einige Burschen, in der Regel kleine Jungen, bei sich, die sich auf den Wegen um sie prügelten, um als Männer zu erscheinen. Wenn so ein Mädchenschwarm auf den Hof kam und der eine oder der andre der erwachsnen Burschen ihrer ansichtig wurde, stoben die Mädchen auseinander, flohen in die Gänge oder in den Garten hinab und mußten eine nach der andern hervorgeholt und ins Haus gezogen werden. Einige waren so verschämt, daß man Marit holen lassen mußte, daß sie sie kräftig hereinnötigte. Zuweilen kam auch wohl eine, die eigentlich gar nicht eingeladen war, und deren Absicht es durchaus nicht war, hineinzugehen, sondern die nur zusehen wollte, aber das Ende von der Sache war dann, daß sie doch wenigstens einen Tanz mitmachen sollte. Die, die Marit gern hatte, lud sie ein, zu den Altenteilern in eine kleine Kammer zu kommen, wo der Alte saß und rauchte und die Großmutter hin und her ging; man schenkte ihnen dann ein und redete sie freundlich an. Öyvind war nicht unter diesen, und das erschien ihm ein wenig wunderbar.

Der gute Spielmann des Kirchspiels konnte erst später kommen, deswegen mußten sie sich bis dahin mit dem alten behelfen, einem Häusler, den sie Grauknud nannten. Er konnte vier Tänze spielen, nämlich zwei Springtänze, einen Halling und einen alten sogenannten Napoleonwalzer; nach und nach aber hatte er den Halling in einen Schottisch umwandeln müssen, indem er den Takt veränderte, und ein Springtanz mußte auf dieselbe Weise zur Polka-Mazurka werden. Er spielte nun auf, und der Tanz begann. Öyvind wagte nicht gleich, sich zu beteiligen, denn hier waren zu viel Erwachsne; aber die Halberwachsnen taten sich bald zusammen, pufften einander vor, tranken sich Mut in dem starken Bier, und da kam auch Öyvind mit; heiß wurde es in der Stube, die Lustigkeit und das Bier stiegen ihnen zu Kopfe. Marit war an diesem Abend die begehrteste Tänzerin, wahrscheinlich weil ihre Großeltern das Fest veranstaltet hatten, und das bewirkte, daß auch Öyvind oft nach ihr sah; immer aber tanzte sie mit andern. Er wollte gern selbst mit ihr tanzen, deswegen blieb er einen Tanz über sitzen, um gleich zu ihr hineilen zu können, sobald er zu Ende war, und das tat er auch, aber ein großer Kerl mit dunkler Gesichtsfarbe und starkem Haarwuchs vertrat ihm den Weg. „Weg, Junge!“ rief er und puffte Öyvind, so daß er beinahe rücklings über Marit gefallen wäre. Noch niemals war ihm so etwas begegnet, nie waren die Leute anders als freundlich gegen ihn gewesen, nie war er „Junge“ genannt worden, wenn er an irgend etwas hatte teilnehmen wollen; er wurde dunkelrot, sagte aber nichts und zog sich in die Ecke zurück, wo der eben angekommne neue Spielmann saß und stimmte. Es war still in dem Gewimmel geworden, man wartete darauf, die ersten kräftigen Töne von „ihm selber“ zu hören; er versuchte und stimmte, es währte lange; endlich strich er drauflos und spielte einen Springtanz. Die Burschen schrien und warfen sich Paar auf Paar in den Kreis hinein. Öyvind sah zu Marit hinüber, die dort mit dem starkhaarigen Manne tanzte; sie lachte über dessen Schulter weg, daß ihre weißen Zähne blitzten, und Öyvind empfand zum erstenmal in seinem Leben einen eigentümlich stechenden Schmerz in der Brust.

Wieder und wieder sah er sie an, aber je mehr er sie ansah, desto mehr kam es ihm vor, als sei Marit völlig erwachsen; das kann doch nicht sein, dachte er, denn sie ist doch noch mit bei unsern Schlittenfahrten. Aber erwachsen war sie doch, und der Mann mit dem starken Haarwuchs zog sie nach dem Tanz auf seinen Schoß; sie riß sich zwar los, blieb aber doch neben ihm sitzen.

Öyvind betrachtete den Mann; er trug feines blaues Tuchzeug, ein blaugewürfeltes Hemd und ein seidnes Halstuch; er hatte ein kleines Gesicht, ausdrucksvolle blaue Augen, einen lachenden, trotzigen Mund, er war hübsch. Öyvind sah mehr und mehr, er sah endlich auch sich selber an; er hatte zu Weihnachten neue Hosen bekommen, auf die er sehr stolz war, jetzt sah er aber, daß sie nur aus grauem Fries waren; die Jacke war aus demselben Stoff, aber alt und dunkel, die Weste aus gewürfeltem, eigengemachtem Stoff, ebenfalls alt und mit zwei blanken und einem schwarzen Knopf. Er sah sich um, und es schien ihm, daß wenige so schlecht gekleidet seien wie er. Marit trug ein schwarzes Mieder aus feinem Stoff, eine silberne Spange im Halstuch und ein zusammengelegtes seidnes Tuch in der Hand. Auf dem Hinterkopfe hatte sie eine kleine schwarzseidne Haube, die mit großen, geränderten seidnen Bändern unter dem Kinn befestigt war. Sie war rot und weiß und lachte; der Mann sprach mit ihr und lachte. Es wurde von neuem aufgespielt, und sie wollten wieder tanzen. Ein Kamerad kam und setzte sich neben ihn. – „Weshalb tanzt du nicht, Öyvind?“ fragte er freundlich. – „Ach nein,“ sagte Öyvind, „ich sehe nicht danach aus.“ – „Du siehst nicht danach aus?“ Aber ehe er fortfahren konnte, sagte Öyvind: „Wer ist der da in den blauen Tuchkleidern, der mit Marit tanzt?“ – „Das ist Jon Hatlen, du weißt, der, der lange auf der Ackerbauschule gewesen ist und jetzt den Hof übernehmen soll.“ – In demselben Augenblicke setzten Marit und Jon sich. – „Wer ist der Junge mit dem blonden Haar, der dort neben dem Spielmann sitzt und mich anstarrt?“ fragte Jon. Da lachte Marit und sagte: „Es ist der Häuslersohn von Pladsen.“

Öyvind hatte ja immer gewußt, daß er ein Häuslerjunge sei, aber bisher hatte er das nie empfunden. Er fühlte sich auf einmal so klein an Körper, kleiner als alle die andern; um sich aufrechtzuerhalten, mußte er versuchen, an all das zu denken, was ihn bis dahin froh und stolz gemacht hatte, von der Schlittenbahn an bis zu jedem einzelnen Wort. Als er auch an seine Mutter und an seinen Vater dachte, die daheim saßen und glaubten, daß er jetzt vergnügt sei, war es ihm fast, als könne er die Tränen nicht zurückhalten. Um ihn her lachte und scherzte alles, die Fiedel schallte ihm gerade ins Ohr hinein, einen Augenblick war es, wie wenn etwas Schwarzes in ihm aufsteige, aber dann fiel ihm die Schule ein mit all den Kameraden und dem Schulmeister, der ihn streichelte, und der Pfarrer, der ihm beim letzten Examen ein Buch gegeben und gesagt hatte, daß er ein tüchtiger Bursch sei. Der Vater hatte selber dabei gesessen und zugehört und ihm zugelächelt. „Sei jetzt gut, Öyvind, hörst du?“ glaubte er den Schulmeister sagen zu hören, indem er auf den Schoß genommen wurde, wie damals, als er klein war. – Herr Gott, das alles hat ja so wenig zu bedeuten, und im Grunde sind alle Menschen gut; es sieht nur so aus, als wenn sie es nicht wären. Wir beide wollen tüchtig werden, Öyvind, ebenso tüchtig wie Jon Hatlen; wir wollen schon gute Kleider bekommen und mit Marit in einer hellerleuchteten Stube tanzen, unter hundert Menschen, lächeln und miteinander plaudern, zwei Brautleute, der Pfarrer, und ich im Chor, ich lächle dir zu, und die Mutter wohnt bei dir im Hause, der Hof ist groß, zwanzig Kühe, drei Pferde, und Marit ist gut und lieb wie in der Schule —

Der Tanz war zu Ende; Öyvind sah Marit vor sich auf der Bank und Jon neben ihr, das Gesicht dicht über dem ihren; ein heftiger, stechender Schmerz durchzuckte wieder seine Brust, und es war, als sage er zu sich selber: „Das ist ja wahr, mir ist elend.“

In demselben Augenblick erhob sich Marit und kam gerade auf ihn zu. Sie beugte sich über ihn: „Du mußt nicht so dasitzen und mich unverwandt anstarren,“ sagte sie; „du kannst dir doch denken, daß es den Leuten auffallen muß; hol dir jemand und tanze!“

Er antwortete nicht, aber er sah sie an und konnte nichts dafür: seine Augen füllten sich mit Tränen. Sie hatte sich schon aufgerichtet und wollte gehn, als sie es sah und stehn blieb; sie wurde plötzlich dunkelrot, wandte sich um und kehrte auf ihren Platz zurück; aber dort wandte sie sich wieder und setzte sich an eine andre Stelle. Jon ging ihr sofort nach.

Er stand von der Bank auf, ging zwischen den Leuten durch, auf den Hof hinaus und setzte sich auf den Söller, wußte dann aber nicht, was er dort sollte, erhob sich, setzte sich jedoch wieder hin, denn er konnte ja ebensogut dort sitzen wie anderswo. Er hatte keine Lust, nach Hause zu gehn, wieder hineingehn mochte er auch nicht; es war ihm alles einerlei. Er war nicht imstande, sich klarzumachen, was eigentlich vorgefallen war; er wollte nicht denken, denn es gab nichts, wonach er sich sehnte.

„Aber woran denke ich denn eigentlich?“ fragte er sich halblaut, und als er seine eigne Stimme gehört hatte, dachte er: „Sprechen kannst du noch, kannst du auch wohl noch lachen?“ Und er versuchte es: ja, er konnte lachen, und dann lachte er, laut, noch lauter, und dann fand er, daß es köstlich sei, daß er so dasaß und ganz allein lachte – und darüber lachte er dann auch wieder. Aber Hans, der Kamerad, der neben ihm gesessen hatte, kam heraus, um sich nach ihm umzusehn. – „Um Gottes willen, worüber lachst du denn?“ fragte er und blieb in der Tür stehn. Da hörte Öyvind auf zu lachen.

Hans blieb stehn, als erwarte er, was weiter geschehen würde; Öyvind erhob sich, sah sich vorsichtig um, und dann sagte er leise: „Nun will ich dir sagen, Hans, weshalb ich bisher so fröhlich war; das kam daher, daß ich niemand so recht liebgehabt habe; aber von dem Tage an, wo wir jemand wirklich liebhaben, sind wir nicht mehr fröhlich“ – und er brach in Tränen aus.

„Öyvind!“ flüsterte es draußen auf dem Hofe; „Öyvind!“ Er blieb stehn und lauschte. – „Öyvind!“ ertönte es noch einmal, etwas stärker. Es mußte die sein, an die er dachte. – „Ja,“ antwortete er ebenfalls flüsternd, trocknete schnell die Augen und trat hinaus. Da kam eine Frauengestalt langsam über den Hof. – „Bist du da?“ fragte sie. – „Ja,“ antwortete er und stand still. – „Wer ist da bei dir?“ – „Hans!“ – Aber Hans wollte gehn. – „Nein, nein,“ bat Öyvind. Sie kam jetzt, wenn auch langsam, dicht an sie heran; es war Marit. – „Du gingst so schnell fort,“ sagte sie zu Öyvind. Er wußte nicht, was er darauf antworten sollte. Dadurch wurde auch sie verlegen; sie schwiegen alle drei. Hans aber schlich sich unbemerkt fort. Die beiden blieben stehn, sahen sich nicht an, rührten sich aber auch nicht. Da flüsterte sie: „Ich bin schon den ganzen Abend mit einem kleinen Weihnachtsgeschenk für dich in der Tasche umhergegangen, Öyvind, aber ich habe es dir bis jetzt nicht geben können.“ – Sie zog einige Äpfel, ein Stück Honigkuchen und eine kleine Flasche aus der Tasche, steckte es ihm zu und sagte, er solle es behalten.

Öyvind nahm es. – „Danke,“ sagte er und reichte ihr die Hand; die ihre war warm, er ließ sie gleich wieder los, als habe er sich verbrannt. – „Du hast heute abend viel getanzt.“ – „Ja, das habe ich getan,“ antwortete sie; „aber du hast nicht viel getanzt,“ fügte sie hinzu. – „Nein,“ sagte er. – „Weshalb hast du es nicht getan?“ – „Ach – “

„Öyvind!“ – „Ja!“ – „Weshalb saßest du da und starrtest mich so an!“ – „Ach!“

„Marit!“ – „Ja!“ – „Weshalb mochtest du es nicht, daß ich dich so ansah?“ – „Da waren so viele Menschen!“ —

„Du hast heute abend viel mit Jon Hatlen getanzt!“ – „Ach ja!“ – „Er tanzt gut!“ – „Findest du?“ – „Findest du es nicht?“ – „Ach ja!“

„Ich weiß nicht, woran es liegt, aber ich kann es heute abend nicht ertragen, daß du mit ihm tanzt, Marit!“ – Er wandte sich ab, es hatte ihn Überwindung gekostet, dies zu sagen. – „Ich verstehe dich nicht, Öyvind.“ – „Ich verstehe es selber auch nicht, es ist so dumm von mir. – Leb wohl, Marit, jetzt will ich gehn.“ – Er tat einen Schritt, ohne sich umzusehen. Da rief sie ihm nach: „Das ist falsch, was du zu sehen geglaubt hast, Öyvind.“ – Er blieb stehn: „Daß du jetzt ein erwachsnes Mädchen bist, ist nicht falsch gesehen!“ – Er sprach nicht aus, worauf sie gewartet hatte, deswegen schwieg sie; plötzlich aber sah sie das Glühen einer Pfeife dicht vor sich; es war ihr Großvater, der gerade um die Ecke gebogen war und an ihr vorüberkam. Er blieb stehn: „Bist du hier, Marit!“ – „Ja!“ – „Mit wem sprichst du?“ – „Mit Öyvind!“ – „Mit wem, sagtest du?“ – „Mit Öyvind Pladsen!“ – „Ach, mit dem Häuslerjungen aus Pladsen; komm sofort mit mir hinein!“

5

Als Öyvind am nächsten Morgen die Augen aufschlug, erwachte er aus einem langen, erquickenden Schlaf und glücklichen Traum. Marit hatte auf dem Berge gelegen und Laub auf ihn herabgeworfen; er hatte es aufgefangen und wieder hinaufgeworfen. In tausend Farben und Figuren war es auf und nieder geflattert; die Sonne schien darauf, und der ganze Berg schimmerte von oben bis unten. Als er erwachte, sah er sich um, in der Hoffnung, alles wiederzufinden; da entsann er sich aber des gestrigen Tages, und er empfand wieder denselben stechenden heftigen Schmerz in der Brust. Den werde ich wohl nie wieder los, dachte er, und eine Schlaffheit kam über ihn, als versinke die ganze Zukunft vor ihm.

„Jetzt hast du lange genug geschlafen,“ sagte die Mutter; sie saß nebenan und spann. „Steh jetzt auf und iß! Dein Vater ist schon im Walde und fällt Holz.“ – Es war, als hülfe ihm diese Stimme; ein wenig mutiger stand er auf. Die Mutter dachte wohl an die Zeit, wo sie selber getanzt hatte; denn sie saß am Spinnrad und trällerte eine Tanzmelodie vor sich hin, während er sich ankleidete und aß. Deswegen mußte er vom Tisch aufstehn und an das Fenster treten; dieselbe Schwere und Unlust legte sich auf ihn, er mußte sich zusammennehmen und an die Arbeit denken. Das Wetter war umgeschlagen, die Luft war ein wenig kälter geworden, so daß das, was gestern als Regen gedroht hatte, heute als feuchter Schnee niederfiel. Er setzte seine Pelzmütze auf, zog Schneestrümpfe, eine Seemannsjacke und Fausthandschuhe an, sagte Lebewohl und ging mit der Axt über der Schulter von dannen.

Der Schnee fiel langsam in großen, nassen Flocken; er arbeitete sich den Schlittenberg hinan, um links in den Wald einzubiegen; nie zuvor, weder im Winter noch im Sommer, war er den Schlittenberg hinangegangen, ohne an etwas zu denken, was ihn fröhlich stimmte, oder wonach er sich sehnte. Jetzt war es ein toter, schwerer Weg; er glitt aus in dem feuchten Schnee. Die Knie waren ihm steif, entweder vom gestrigen Tanz oder von der Unlust; jetzt fühlte er, daß es mit dem Schlittenfahren für dieses Jahr vorbei sei, und damit für immer. Nach etwas anderm sehnte er sich, wie er da so zwischen den Baumstämmen dahinging, wo der Schnee lautlos fiel. Ein aufgescheuchtes Schneehuhn schrie und flatterte einige Schritte vor ihm auf, sonst stand alles da, als wartete es auf ein Wort, das nie gesagt wurde. Aber was es war, wonach es ihn verlangte, wußte er selber nicht deutlich; es war keine Sehnsucht nach Hause oder in die Ferne, weder nach Lustbarkeit noch nach Arbeit; es war etwas, das wie ein Lied geradeswegs zum Himmel aufsteigt. Allmählich nahm es die Gestalt eines bestimmten Wunsches an, nämlich im Frühling konfirmiert zu werden und bei der Gelegenheit Nummer eins zu sein. Das Herz klopfte ihm, als er daran dachte, und ehe er noch des Vaters Axt in den zitternden Bäumchen zu hören vermochte, erfüllte ihn dieser Wunsch mehr als irgend etwas seit seiner Geburt.

Der Vater sagte wie gewöhnlich nicht viel zu ihm; sie schlugen beide Holz und setzten es in Haufen zusammen. Sie begegneten sich wohl hin und wieder einmal, und bei einer solchen Begegnung ließ Öyvind die schwermütigen Worte fallen: „Ein Häusler hat doch ein mühseliges Leben.“ – „Er wie andre!“ entgegnete der Vater, spie in die Hand und griff wieder zur Axt. Als der Baum gefallen war und der Vater ihn auf den Haufen hinaufzog, sagte Öyvind: „Wenn du ein Hofbesitzer wärst, würdest du dich nicht so abmühen.“ – „Ach, dann gäbe es sicher andres, was auf mir lastete!“ – Er griff mit beiden Händen zu. Die Mutter kam mit dem Mittagessen zu ihnen hinauf; sie setzten sich. Die Mutter war fröhlich, sie saß da und summte eine Melodie vor sich hin und schlug die Füße aneinander im Takte. „Was willst du werden, wenn du groß bist, Öyvind?“ sagte sie plötzlich. – „Für einen Häuslersohn gibt es nicht viele Wege,“ erwiderte er. – „Der Schulmeister sagt, du müßtest aufs Seminar,“ sagte sie. – „Gibts da Freistellen?“ fragte Öyvind. – „Die Schulkasse bezahlt,“ versetzte der Vater und aß weiter. – „Hast du Lust dazu?“ fragte die Mutter. – „Ich habe Lust, etwas zu lernen, aber nicht, Schulmeister zu werden.“ – Sie schwiegen alle drei eine Weile; sie summte wieder eine Melodie vor sich hin und sah zu Boden. Öyvind aber ging fort und setzte sich für sich allein.

„Wir brauchen nicht gerade aus der Schulkasse zu leihen,“ sagte sie, als der Junge gegangen war. Der Mann sah sie an: „Arme Leute wie wir?“ – „Ich mag es wirklich nicht, Thore, daß du dich immer für arm ausgibst, da du es ja doch einmal nicht bist.“ – Sie sahen beide verstohlen zu dem Jungen hinüber, ob er es auch nicht hören könnte. Dann sah der Vater seine Frau zornig an: „Du redest, wie du es verstehst.“ – Sie lachte. „Es ist wirklich, als wenn wir Gott nicht dafür danken sollten, daß es uns so ergangen ist,“ sagte sie und wurde ernsthaft. – „Man kann ihm wohl auch danken, ohne silberne Knöpfe daran,“ meinte der Vater. – „Ja, aber damit, daß wir Öyvind so zum Tanze gehn lassen wie gestern, danken wir ihm auch nicht.“ – „Öyvind ist ein Häuslersohn!“ – „Deswegen können wir ihn anständig kleiden, wenn wir Rat dazu haben,“ sagte sie und sah den Mann tapfer an, der finster dreinblickte und den Löffel hinlegte, um zur Pfeife zu greifen. – „So eine elende Stelle wie die unsre!“ sagte er. – „Ich muß über dich lachen! Immer sprichst du von der Stelle; weshalb erwähnst du die Mühlen denn nie?“ – „Ach du mit deinen Mühlen! Ich glaube, du kannst sie nicht gehn hören!“ – „Doch, Gott sei Lob und Dank! Möchten sie nur Tag und Nacht gehn.“ – „Jetzt haben sie schon länger als seit Weihnachten gestanden.“ – „Die Leute mahlen aber doch nicht in der Weihnachtszeit!“ – „Sie mahlen, wenn Wasser da ist, aber seit sie eine Mühle bei Nyström gebaut haben, geht es bei uns nur kläglich.“ – „Davon sagte der Schulmeister heute nichts.“ – „Ich werde meine Geldangelegenheiten von einem verschwiegnern Mann als dem Schulmeister besorgen lassen.“ – „Ja, er sollte zu allerletzt mit deiner eignen Frau davon sprechen!“ – Thore erwiderte nichts hierauf; er hatte seine Pfeife gerade angezündet, lehnte sich jetzt gegen ein Reisigbündel und ließ den Blick erst zu der Frau, dann zu dem Sohn hinüberschweifen, bis er an einem alten Krähennest hängen blieb, das halb zerdrückt an einem Föhrenzweige hing.

Öyvind saß allein da, vor ihm lag die Zukunft wie eine lange, blanke Eisfläche, über die er zum erstenmal von einem Ufer bis zum andern dahinsauste. Daß die Armut ihn nach allen Richtungen hin hemmte, fühlte er, aber deswegen gingen auch alle seine Gedanken darauf hinaus, an ihr vorüber zu gelangen. Von Marit hatte sie ihn sicher für immer getrennt; er betrachtete sie als halbwegs mit Jon Hatlen verlobt. Aber all sein Sinnen war darauf gerichtet, den Wettlauf durch das ganze Leben mit ihr und mit ihm aufzunehmen. Sich nicht wieder wegpuffen lassen wie gestern, deswegen sich fernhalten, bis etwas aus ihm geworden war, das nahm er sich vor, und es stieg kein Zweifel in seiner Seele auf, daß ihm das nicht gelingen sollte. Er hatte das dunkle Gefühl, daß er durch Studium seinen Zweck am besten erreichen würde; zu welchem Ziel es ihn führen sollte, darüber mußte er später nachdenken.

Gegen Abend wurde wieder Schlittenbahn, die Kinder kamen auf den Hügel, Öyvind aber kam nicht. Er saß am Herd und lernte, und er hatte keinen Augenblick zu verlieren. Die Kinder warteten lange, endlich wurde eins nach dem andern ungeduldig, sie kamen herauf, preßten das Gesicht gegen die Fensterscheibe und riefen hinein; er aber tat, als höre er es nicht. Es kamen immer mehr, einen Abend nach dem andern; sie gingen in großer Verwunderung vor dem Hause umher, er aber wandte ihnen den Rücken zu und las, indem er sich getreulich bemühte, den Sinn des Gelesenen zu verstehn. Später hörte er, daß Marit auch nicht mehr käme. Er lernte mit einem Eifer, von dem selbst der Vater sagen mußte, daß er zu weit ginge. Er wurde ernsthaft; das Gesicht, das so rund und so weich gewesen war, wurde magrer, schärfer, das Auge strenger; selten sang, nie spielte er mehr; es war, als lange die Zeit nicht. Wenn die Versuchung an ihn herantrat, war es, als flüstre ihm jemand zu: Später! Später! und immer wieder: Später! Die Kinder kamen, riefen und lachten eine Weile wie früher, als sie ihn aber nicht zu sich hinauslocken konnten, weder durch ihre eigne Fröhlichkeit beim Schlittenfahren noch durch ihr Rufen mit gegen die Fensterscheiben gepreßten Gesichtern, so blieben sie allmählich weg; sie fanden andre Spielplätze, und bald stand der Hügel leer.

Der Schulmeister aber merkte bald, daß es nicht mehr der alte Öyvind war, der lernte, weil es sich so gehörte, und spielte, weil das notwendig war. Er sprach oft mit ihm, forschte und spähte; aber es wollte ihm nicht gelingen, des Burschen Herz so leicht zu finden wie in alten Zeiten. Er sprach auch mit den Eltern und kam verabredetermaßen eines Sonntagsabends gegen Ende des Winters zu ihnen und sagte, nachdem er eine Weile bei ihnen gesessen hatte: „Komm jetzt, Öyvind, wir wollen ein wenig hinausgehn, ich möchte gern mit dir reden.“ – Öyvind zog sich an und folgte ihm. Es ging bergauf, in der Richtung nach den Heidehöfen, die Unterhaltung war lebhaft, drehte sich aber um nichts Wichtiges; als sie in die Nähe der Höfe kamen, bog der Schulmeister nach dem in der Mitte gelegnen ein, und als sie weiter gelangten, drangen ihnen Rufe und Fröhlichkeit entgegen. – „Was ist denn hier los?“ fragte Öyvind. – „Hier wird getanzt,“ sagte der Schulmeister; „wollen wir nicht hineingehn?“ – „Nein!“ – „Du willst nicht mit zu einem Tanze, Junge?“ – „Nein, noch nicht!“ – „Noch nicht? Wann denn?“ – Er antwortete nicht. – „Was meinst du mit dem ‚Noch nicht‘?“ – Als der Junge nicht antwortete, sagte der Schulmeister: „Komm jetzt, laß den Unsinn!“ – „Nein, ich gehe nicht!“ – Er war sehr bestimmt und zugleich bewegt. – „Daß dein eigner Schulmeister hier stehn und dich bitten soll, zum Tanze zu gehn!“ – Es entstand ein längeres Schweigen. – „Ist dadrinnen jemand, den zu sehen du dich fürchtest?“ – „Ich kann es nicht wissen, wer da ist.“ – „Könnte aber jemand da sein?“ – Öyvind schwieg. Da trat der Schulmeister gerade vor ihn hin und legte ihm die Hand auf die Schulter: „Fürchtest du dich, Marit zu sehen?“ – Öyvind sah nieder, sein Atem ging schwer und kurz. – „Sag es mir, Öyvind, hörst du!“ – Öyvind schwieg. – „Du schämst dich vielleicht, es einzugestehn, da du noch nicht eingesegnet bist; sage es mir aber trotzdem, Öyvind, und du sollst es nicht bereuen.“ – Öyvind blickte auf, vermochte aber kein Wort hervorzubringen und sah zur Seite. – „Du bist auch in der letzten Zeit gar nicht mehr so fröhlich; mag sie denn andre lieber als dich?“ – Öyvind schwieg noch immer, der Schulmeister fühlte sich ein wenig verletzt und wandte sich von ihm ab; sie gingen zurück.

Als sie eine Strecke gegangen waren, blieb der Schulmeister stehn, bis Öyvind an seine Seite gekommen war. – „Du sehnst dich wohl danach, konfirmiert zu werden?“ fragte er. – „Ja!“ – „Was denkst du dann anzufangen?“ – „Ich möchte gern auf das Seminar.“ – „Und dann Schulmeister werden?“ – „Nein.“ – „Das scheint dir wohl nicht großartig genug?“ – Öyvind schwieg. Sie gingen wieder eine lange Strecke. – „Wenn du nun das Seminar durchgemacht hast, was willst du dann?“ – „Darüber habe ich noch nicht weiter nachgedacht.“ – „Wenn du Geld hättest, würdest du dir wohl gern einen Hof kaufen?“ – „Ja, aber die Mühlen würde ich behalten.“ – „Dann ist es am besten, du gehst auf die Ackerbauschule.“ – „Lernen sie denn da ebensoviel wie auf dem Seminar?“ – „Nein, das nicht. Aber sie lernen, was sie später gebrauchen können.“ – „Bekommen sie dort auch Zeugnisse?“ – „Weshalb fragst du danach?“ – „Ich möchte gern recht tüchtig werden.“ – „Das kannst du auch wohl ohne Zeugnis.“ – Sie gingen abermals schweigend weiter, bis sie das Haus sehen konnten; aus der Stube drang ihnen Licht entgegen, der Berg hing jetzt am Winterabend schwarz darüber, unten lag das Wasser mit blankem, schimmerndem Eis, der Wald stand ohne Schnee rings um die stille Bucht, der Mond schwebte darüber und spiegelte den Wald im Eise. – „Hier ist es schön bei euch,“ sagte der Schulmeister. Öyvind konnte seine Heimat zuweilen mit denselben Augen betrachten wie damals, als ihm die Mutter Märchen erzählte, oder mit dem Blick, den er zu haben pflegte, wenn er auf dem Hügel umherwanderte; jetzt war dies der Fall; alles lag hoch und hell da. – „Ja, es ist schön hier,“ sagte er, seufzte aber. – „Deinem Vater hat diese Stelle genügt, du könntest dir auch daran genügen lassen.“ – Das freundliche Aussehen der Gegend war mit einemmal verschwunden. Der Schulmeister stand da, als erwarte er eine Antwort, er erhielt aber keine. Er schüttelte den Kopf und ging mit ins Haus hinein. Dort saß er eine Weile bei ihnen, schwieg aber mehr, als daß er redete, wodurch auch die andern schweigsam wurden. Als er Abschied nahm, begleiteten ihn Mann und Frau vor die Tür; es war, als warteten sie beide darauf, daß er etwas sagen würde. – Sie blieben stehn und sahen in den Abend hinaus. – „Es ist hier so ungewöhnlich still geworden,“ sagte endlich die Mutter, „seitdem sich die Kinder einen andern Spielplatz gesucht haben.“ – „Ihr habt auch kein Kind mehr im Hause,“ sagte der Schulmeister. Die Mutter verstand, was er meinte. – „Öyvind ist in der letzten Zeit nicht mehr so fröhlich,“ sagte sie. – „Ach nein, wer ehrgeizig ist, ist nicht fröhlich!“ – Er schaute mit der Ruhe des Greises zu Gottes stillem Himmel empor.

Yaş sınırı:
12+
Litres'teki yayın tarihi:
25 haziran 2017
Hacim:
120 s. 1 illüstrasyon
Telif hakkı:
Public Domain
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