Kitabı oku: «Gefesselt»

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Blake Pierce

Blake Pierce ist die Autorin der Bestseller Riley Paige Krimi Serie, die bisher die spannenden Thriller VERSCHWUNDEN (Band #1), GEFESSELT (Band #2) und ERSEHNT (Band #3) umfasst.

Blake Pierce ist eine begeisterte Leserin und schon ihr ganzes Leben lang ein Fan des Krimi und Thriller Genres. Blake liebt es von Ihnen zu hören, also besuchen Sie www.blakepierceauthor.com und bleiben Sie in Kontakt!

Copyright © 2016 Blake Pierce

Alle Rechte vorbehalten.

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BÜCHER VON BLAKE PIERCE
RILEY PAIGE KRIMI SERIE
VERSCHWUNDEN (Band #1)
GEFESSELT (Band #2)
ERSEHNT (Band #3)

Prolog

Kapitän Jimmy Cole hatte gerade seinen Passagieren eine alte Hudson Geistergeschichte erzählt. Es war eine Gute, über einen Axtmörder in einem langen, dunklen Mantel, perfekt für eine nebelige Nacht wie diese. Er setzte sich in seinen Stuhl und ruhte seine Knie einen Moment aus, die durch zu viele Operationen zu sehr knirschten. Zum Tausendsten Mal dachte er daran sich zur Ruhe zu setzen. Er hatte so gut wie jeden Weiler des Hudson gesehen und eines Tages würde selbst so ein kleines Fischerboot wie die Suzy zu viel für ihn werden.

Fertig für die Nacht steuerte er auf das Ufer zu und als das Boot stetig in Richtung der Docks von Reedsport tuckerte, wurde er von dem Ruf eines Passagiers aus seinem Grübeln gerissen.

“Hey, Käpt'n – ist das nicht ihr Geist da drüben?”

Jimmy machte sich nicht die Mühe hinzusehen. Alle vier Passagiere – zwei junge Urlauberpärchen – waren ziemlich betrunken. Zweifellos versuchte einer der Männer die Frauen zu erschrecken.

Aber dann sagte eine der Frauen: “Ich sehe es auch. Ist das nicht seltsam?”

Jimmy drehte sich zu seinen Passagieren. Verdammte Betrunkene. Das war das letzte Mal, dass er das Boot bis spät in die Nacht vermietete.

Der zweite Mann zeigte ins Dunkel.

“Da drüben”, sagte er.

Seine Frau bedeckte die Augen.

“Oh, ich kann nicht hinsehen!” erwiderte sie mit einem nervösen Lachen.

Jimmy, wurde missmutig klar, dass sie keine Ruhe geben würden, also sah er in die Richtung, in die der Mann zeigte.

In der Lücke zwischen den Bäumen am Ufer sah er tatsächlich etwas. Es glänzte und hatte eine annähernd menschliche Form. Was auch immer es war, es schien über dem Boden zu schweben. Aber es war zu weit weg, um es klar erkennen zu können.

Bevor Jimmy zu seinem Fernglas greifen konnte, verschwand es hinter den Bäumen.

In Wahrheit hatte auch Jimmy ein paar Bier intus. Das war kein Problem soweit es ihn betraf. Er kannte den Fluss gut. Und er mochte seinen Job. Vor allem gefiel es ihm in der Nacht auf dem Fluss zu sein, wenn das Wasser so ruhig und friedlich war. Wenige Dinge hier konnten ihn in seiner Ruhe erschüttern.

Er verlangsamte die Fahrt und steuerte die Suzy vorsichtig gegen die Stoßfänger am Dock. Stolz auf das sanfte Anlegen, stellte er den Motor aus und befestigte die Taue am Steg.

Die Passagiere stolperten kichernd und lachend von Bord. Sie torkelten den Steg entlang auf dem Weg zu ihrem B&B. Jimmy war froh, dass sie ihn im Voraus bezahlt hatten.

Aber er konnte nicht aufhören an die seltsame Erscheinung zwischen den Bäumen zu denken. Es war ein ganzes Stück weiter unten am Ufer gewesen und von hier aus unmöglich zu sehen. Wer oder was könnte es gewesen sein?

Genervt wurde ihm klar, dass er keine Ruhe finden würde, bis er es herausgefunden hatte. So war er einfach.

Jimmy seufzte laut, noch genervter als vorher, und machte sich zu Fuß auf den Weg, um dem Flussufer und den Bahnschienen zu folgen, die neben dem Fluss entlangliefen. Diese Schienen waren vor hundert Jahren in Betrieb gewesen, als Reedsport hauptsächlich aus Bordellen und Spielhöllen bestanden hatte. Jetzt waren sie nur ein weiteres Relikt aus einer vergangenen Zeit.

Jimmy kam um eine Kurve auf ein altes Lagerhaus zu, das neben den Schienen lag. Ein paar Sicherheitslampen auf dem Gebäude warfen ein schwaches Licht und dort sah er sie: eine glänzende menschliche Form, die in der Luft zu schweben schien. Die Figur hing von einem der Querträger eines Strommastes.

Als er näher kam und besser sehen konnte, lief ihm ein Schauer über den Rücken. Die Form war wirklich menschlich – aber zeigte keinerlei Anzeichen von Leben. Der Körper hing mit dem Rücken zu ihm, rundherum in eine Art Stoff gewickelt und mit schweren Ketten behangen, die weit über das bloße Festhalten eines Gefangenen hinausgingen. Die Ketten glänzten im Licht.

Oh Gott, nicht noch einmal.

Jimmy konnte nicht verhindern, dass ihm der grausame Mord in den Sinn kam, der die Gegend vor einigen Jahren in Aufruhr versetzt hatte.

Mit wackeligen Knien ging Jimmy auf die andere Seite des Körpers. Er ging nah genug heran, um das Gesicht zu sehen – und fiel vor lauter Schreck beinahe auf die Schienen. Er erkannte sie. Es war eine Frau aus der Stadt, eine Krankenschwester, und eine langjährige Freundin. Ihre Kehle war durchgeschnitten und ihr toter Mund durch eine Kette geknebelt, die um ihren Kopf gewunden war.

Jimmy keuchte vor Trauer und Entsetzen.

Der Mörder war zurück.

Kapitel 1

Spezialagentin Riley Paige stand festgefroren und geschockt vor ihrem Bett. Die Handvoll Kieselsteine auf ihrem Bett hätten nicht da sein dürfen. Jemand war in ihr Haus eingebrochen und hatte sie dort hingelegt – jemand, der sie verletzen wollte.

Sie wusste sofort, dass die Steine eine Nachricht waren und zwar eine von einem alten Feind. Er sagte ihr, dass sie ihn nicht hatte töten können.

Peterson lebt.

Ihr Körper zitterte bei dem Gedanken.

Sie hatte es seit langem vermutet und jetzt war sie sich absolut sicher. Schlimmer noch, er war in ihrem Haus gewesen. Der Gedanke verursachte ihr Übelkeit. War er immer noch hier?

Ihr Atem wurde schneller. Riley wusste, dass ihre physischen Kräfte begrenzt waren. Gerade heute hatte sie eine tödliche Begegnung mit einem Serienmörder gehabt. Ihr Kopf war mit einer Bandage umwickelt und ihr Körper grün und blau. Würde sie bereit sein ihm gegenüber zu treten, falls er noch in ihrem Haus war.

Riley zog sofort die Waffe aus ihrem Holster. Mit zitternden Händen ging sie vorsichtig zu ihrem Schrank und riss ihn auf. Niemand versteckte sich im Schrank. Sie sah unter ihr Bett. Auch dort fand sich niemand.

Riley stand auf und zwang sich klar zu denken. War sie in ihrem Schlafzimmer gewesen, seit sie nach Hause gekommen war? Ja, denn sie hatte ihr Waffenholster auf die Kommode neben der Tür gelegt. Aber sie hatte weder das Licht angemacht, noch sich die Mühe gemacht sich in dem Zimmer umzusehen. Sie hatte nur ihre Waffe abgelegt und war wieder gegangen. Sie hatte sich ihr Nachthemd im Badezimmer angezogen.

Konnte ihr Erzfeind sich die ganze Zeit in ihrem Haus versteckt haben? Nachdem sie und April nach Hause gekommen waren, hatten sie geredet und bis spät in die Nacht Fern gesehen. Dann war April zu Bett gegangen. In so einem kleinen Haus unbemerkt zu bleiben, würde eine erstaunliche Leichtfüßigkeit erfordern. Aber sie konnte die Möglichkeit nicht ausschließen.

Dann wurde sie von einer neuen Angst gepackt.

April!

Riley schnappte sich ihre Taschenlampe, die sie immer auf dem Nachttisch liegen hatte. Mit ihrer Waffe in der rechten Hand und der Taschenlampe in der Linken, trat sie aus ihrem Schlafzimmer und betätigte den Lichtschalter im Flur. Als sie nichts Verdächtiges hörte, eilte sie so schnell sie konnte zu Aprils Zimmer und warf die Tür auf. Das Zimmer war stockduster. Riley schaltete das Licht ein.

Ihre Tochter lag bereits im Bett.

“Was ist los, Mom?” fragte April und kniff überrascht die Augen zusammen.

Riley kam vorsichtig in den Raum.

“Steh' nicht auf”, sagte sie. “Bleib genau wo du bist.”

“Mom, du machst mir Angst”, sagte April mit zitternder Stimme.

Soweit es Riley betraf, war das genau die richtige Reaktion. Sie war selber verängstigt und ihre Tochter hatte jeden Grund sich ebenso zu fürchten. Sie ging zu Aprils Schrank, leuchtete mit der Taschenlampe hinein und sah erleichtert, dass sich niemand dort versteckte. Auch unter Aprils Bett fand sich niemand.

Was sollte sie als nächstes tun? Sie musste jeden Schrank, jede Ecke im Rest des Hauses durchsuchen.

Riley wusste, was ihr ehemaliger Partner Bill Jeffreys sagen würde.

Verdammt, Riley, ruf Hilfe.

Ihre starrköpfige Angewohnheit alles alleine machen zu wollen, hatte Bill immer verärgert. Aber diesmal würde sie auf seinen Rat hören. Mit April im Haus würde Riley kein Risiko eingehen.

“Zieh dir deinen Bademantel an und ein Paar Schuhe”, sagte sie zu ihrer Tochter. “Aber bleib in deinem Zimmer – vorerst.”

Riley ging zurück in ihr Schlafzimmer und nahm ihr Handy vom Nachttisch. Sie nutzte die Kurzwahltaste für das BAU. Sobald sie eine Stimme in der Leitung hörte, zischte sie, “Spezialagentin Riley Paige. Jemand ist bei mir zu Hause eingebrochen. Er könnte immer noch hier sein. Ich brauche sofort jemanden hier.” Sie dachte kurz nach und fügte dann hinzu, “Und schickt die Spurensicherung.”

“Wird sofort erledigt”, kam die Antwort.

Riley beendete den Anruf und ging zurück in den Flur. Außer den beiden Schlafzimmern und dem Flur lag das Haus immer Dunkeln. Er konnte überall sein, darauf warten sich auf sie zu stürzen. Dieser Mann hatte sie schon einmal unvorbereitet getroffen und sie war beinahe dabei umgekommen.

Riley bewegte sich vorsichtig und mit gezogener Waffe durchs Haus und schaltete das Licht ein, sobald sie an einem Schalter vorbeikam. Sie leuchtete mit ihrer Taschenlampe in jeden Schrank und jede dunkle Ecke.

Schließlich warf sie einen zögerlichen Blick an die Decke im Flur. Die Tür über ihr führte auf den Speicher. Würde sie es wagen die Ausziehleiter hochzuklettern und dort nachzusehen?

In dem Moment hörte Riley Polizeisirenen. Sie atmete erleichtert auf. Ihr wurde klar, dass die Agentur die örtliche Polizei verständigt hatte, da das Hauptquartier des BAU mehr als eine halbe Stunde entfernt lag.

Sie ging in ihr Schlafzimmer, zog sich ihren Bademantel und ein Paar Schuhe an und lief zurück zu Aprils Zimmer.

“Komm mit”, sagte sie. “Bleib nah bei mir.”

Immer noch die Waffe in der Hand, legte Riley ihren Arm fest um Aprils Schultern. Das arme Mädchen zitterte vor Angst. Riley führte April zur Haustür und öffnete sie in dem Moment, in dem mehrere uniformierte Polizisten über den Bürgersteig auf sie zu rannten.

Der leitende Polizist kam mit gezogener Waffe ins Haus gestürmt.

“Wo liegt das Problem?” fragte er.

“Jemand war im Haus”, sagte Riley. “Er könnte immer noch hier sein.”

Der Polizist warf einen beunruhigten Blick auf die Waffe in ihrer Hand.

“FBI”, erklärte Riley kurz angebunden. “BAU Agenten werden bald hier sein. Ich habe bereits das Haus durchsucht, bis auf den Speicher.” Sie zeigte ins Haus. “Da ist eine Tür in der Decke, drüben im Flur.”

Der Polizist rief, “Bowers, Wright, überprüft den Speicher. Der Rest übernimmt den Garten, Vorder- und Rückseite.”

Bowers und Wright liefen sofort den Flur hinunter und zogen die Leiter nach unten. Beide nahmen ihre Waffen aus den Holstern. Einer wartete unten an der Leiter, während der andere nach oben kletterte und mit der Taschenlampe durch den Speicher leuchtete. Dann war der Mann auf dem Speicher verschwunden.

Kurz danach war seine Stimme zu hören, “Niemand hier.”

Riley wollte erleichtert sein. Aber wenn sie ehrlich war, hatte sie halb gehofft Peterson wäre dort oben. Dann wäre er sofort verhaftet worden – oder noch besser, erschossen. Sie war sich sicher, dass er auch nirgendwo sonst auftauchen würde.

“Haben Sie einen Keller?” fragte der Polizist.

“Nein, nur einen Kriechkeller”, erwiderte Riley.

“Benson, Pratt, seht unter dem Haus nach.”

April klammerte sich immer noch an ihre Mutter, als würde ihr Leben davon abhängen.

“Was ist los, Mom?” fragte sie.

Riley zögerte. Jahrelang hatte sie es vermieden April die hässliche Wahrheit über ihre Arbeit zu erzählen. Aber sie hatte erst kürzlich gemerkt, dass sie überfürsorglich gewesen war. Sie hatte April von ihrer traumatischen Gefangenschaft durch Peterson erzählt – oder zumindest so viel, wie sie dachte, dass April verkraften konnte. Sie hatte ihr auch gestanden, dass sie Zweifel an dem Tod des Mannes hatte.

Aber was sollte sie April jetzt sagen? Sie war sich nicht sicher.

Bevor Riley sich entscheiden konnte, sagte April, “Es ist Peterson, oder?”

Riley umarmte ihre Tochter fest. Sie nickte und versuchte das Zittern zu verstecken, das durch ihren ganzen Körper lief.

“Er lebt.”

Kapitel 2

Eine Stunde später war Rileys Haus gefüllt mit Leuten, die FBI Uniformen trugen. Schwerbewaffnete Agenten und Leute von der Spurensicherung arbeiteten mit der Polizei.

“Nimm die Kieselsteine auf dem Bett mit”, rief Craig Huang. “Wir brauchen sie um nach Fingerabdrücken und DNA zu suchen.”

Zuerst war Riley nicht sehr erfreut gewesen, dass Huang die Leitung hatte. Er war sehr jung und ihre frühere Erfahrung mit seiner Arbeit war nicht sehr gut verlaufen. Aber jetzt sah sie, dass er sinnvolle Befehle gab und die Leute effizient organisierte. Huang schien sich in seinem Job einzugewöhnen.

Die Spurensicherung arbeitete bereits daran jeden Zentimeter des Hauses nach Fingerabdrücken zu durchsuchen. Andere Agenten waren in die Dunkelheit hinter dem Haus verschwunden, auf der Suche nach Reifenspuren und sonstigen Hinweisen im Wald. Nachdem alles reibungslos zu laufen schien, führte Huang Riley weg von den anderen in die Küche. Er und Riley setzten sich an den Tisch. April gesellte sich dazu, immer noch zitternd.

“Also, was denken Sie?” fragte Huang Riley. “Wie stehen die Chancen, dass wir ihn finden?”

Riley seufzte entmutigt.

“Nicht gut, ich fürchte er ist längst über alle Berge. Er muss hier gewesen sein, bevor meine Tochter und ich nach Hause gekommen sind.”

In dem Moment kam eine Agentin in schutzsicherer Weste durch die Hintertür. Sie hatte dunkle Haare, dunkle Augen, gebräunte Haut und sie sah sogar noch jünger aus als Huang.

“Agent Huang, ich habe etwas gefunden”, sagte die Frau. “Kratzer am Schloss der Hintertür. Jemand hat das Schloss geknackt.”

“Gute Arbeit, Vargas”, sagte Huang. “Jetzt wissen wir, wie er in das Haus gekommen ist. Können Sie für eine Weile bei Riley und ihrer Tochter bleiben?”

Das Gesicht der jungen Frau leuchtete auf.

“Mit Vergnügen”, sagte sie.

Sie setzte sich an den Tisch und Huang verließ die Küche, um sich den anderen wieder anzuschließen.

“Agentin Paige, Ich bin Agentin María de la Luz Vargas Ramírez.” Dann grinste sie. “Ich weiß, ist ein langer Name. Ist eine mexikanische Sache. Die meisten nennen mich Lucy Vargas.”

“Ich bin froh, dass Sie hier sind, Agentin Vargas”, sagte Riley

“Einfach Lucy, bitte.”

Die junge Frau schwieg einen Moment und sah Riley einfach nur an. Schließlich sagte sie, “Agentin Paige, Ich hoffe, dass ich mir nicht zu viel herausnehme, aber … es ist mir eine Ehre Sie kennenzulernen. Seit ich mit dem Training angefangen habe, verfolge ich Ihre Arbeit. Ihre Akte ist einfach so beeindruckend.”

“Vielen Dank”, sagte Riley.

Lucy lächelte sie bewundernd an. “Ich meine, die Art, wie sie den Peterson Fall gelöst haben – die ganze Geschichte ist beeindruckend.”

Riley schüttelte den Kopf.

“Ich wünschte die Dinge wären so einfach”, sagte sie. “Er ist nicht tot. Er ist derjenige, der hier eingedrungen ist.”

Lucy starrte sie verblüfft an.

“Aber alle sagen–” fing Lucy an.

Riley unterbrach sie.

“Noch jemand hat geglaubt, dass er nicht tot ist. Marie, die Frau, die ich gerettet habe. Sie war sich sicher, dass er noch da draußen ist, sie verhöhnt. Sie …”

Riley hielt inne, schmerzlich an den Anblick von Maries Leiche erinnert, die in ihrem Schlafzimmer hing.

“Sie hat Selbstmord begangen”, sagte Riley.

Lucy sah gleichzeitig entsetzt und überrascht aus. “Das tut mir leid”, sagte sie.

Da hörte Riley eine vertraute Stimme ihren Namen rufen.

“Riley? Bist du okay?”

Sie drehte sich um und sah Bill Jeffreys besorgt in ihrem Kücheneingang stehen. Das BAU musste ihn von den Problemen berichtet haben, sodass er von sich aus hergekommen war.

“Ich bin okay, Bill”, sagte sie. “April auch. Setz' dich.”

Bill setzte sich zu Riley, April und Lucy an den Tisch. Lucy starrte ihn ehrfürchtig an, offensichtlich begeistert Rileys alten Partner zu treffen, selber eine FBI Legende.

Huang kam zurück in die Küche.

“Es ist niemand im Haus oder außerhalb”, informierte er Riley. “Meine Leute haben alles eingesammelt, was sie an Beweisen finden konnten. Leider vermutlich nicht genug, um etwas herauszufinden. Es wird an den Labormitarbeitern liegen, ob sie etwas Konkretes finden können.”

“Das hatte ich befürchtet”, sagte Riley.

“Sieht aus, als wäre es Zeit hier für heute Schluss zu machen”, sagte Huang. Dann verließ er die Küche und gab den Agenten die letzten Anweisungen.

Riley wandte sich an ihre Tochter.

“April, du bleibst heute Nacht bei deinem Vater.”

Aprils Augen wurden groß.

“Ich lasse dich hier nicht alleine”, widersetzte sie sich. “Und ich will definitiv nicht zu Dad.”

“Du musst”, ließ Riley sich nicht abbringen. “Wenn du hier bleibst, bist du vielleicht nicht sicher.”

“Aber Mom–”

Riley unterbrach sie. “April, es gibt Dinge, die ich dir nicht über diesen Mann erzählt habe. Schreckliche Dinge. Du bist sicherer bei deinem Vater. Ich hole dich morgen nach der Schule ab.”

Bevor April weiter protestieren konnte, sprach Lucy.

“Deine Mutter hat Recht, April. Glaub mir. Sieh es als Befehl von mir an. Ich werde persönlich zwei Agenten aussuchen, die dich hinbringen können. Agentin Paige, mit Ihrer Erlaubnis werde ich Ihren Ex-Mann anrufen und ihn über die Ereignisse informieren.”

Riley war von Lucys Angebot überrascht. Und sie freute sich darüber. Lucy schien intuitiv zu verstehen, dass es für sie schwer wäre den Anruf zu tätigen. Ryan würde die Nachrichten zweifellos ernster nehmen, wenn sie von einem anderen Agenten als Riley kamen. Lucy war außerdem gut mit April umgegangen.

Lucy hatte nicht nur das aufgebrochene Schloss gefunden, sie hatte auch Mitgefühl gezeigt. Mitgefühl war eine ausgezeichnete Eigenschaft für einen BAU Agenten, zu oft wurde es durch den Stress des Jobs abgenutzt.

Die Frau ist gut, dachte Riley.

“Komm”, sagte Lucy zu April. “Lass uns deinen Vater anrufen.”

April warf Riley einen bösen Blick zu. Trotzdem erhob sie sich vom Tisch und folgte Lucy in das Wohnzimmer, wo sie ihren Vater anriefen.

Riley und Bill blieben alleine am Küchentisch sitzen. Obwohl es nichts weiter zu tun gab, fühlte es sich für Riley richtig an, dass Bill bei ihr war. Sie hatten jahrelang zusammengearbeitet und sie hatte immer gedacht, dass sie das perfekte Paar waren – sie beide waren Mitte Vierzig und graue Haare zeigten sich mittlerweile deutlich. Beide waren ihrem Job verschrieben und hatten Probleme in ihren Ehen. Bill war solide, sowohl in seiner Körperform, als auch seinem Temperament.

“Es war Peterson”, sagte Riley. “Er war hier.”

Bill sagte nichts. Er sah nicht überzeugt aus.

“Du glaubst mir nicht?” fragte Riley. “Da waren Kieselsteine auf meinem Bett. Er muss sie dort hingelegt haben. Es gibt keine andere Möglichkeit.”

Bill schüttelte den Kopf.

“Riley, ich bin mir sicher, dass jemand eingedrungen ist”, sagte er langsam. “Das hast du dir nicht ausgedacht. Aber Peterson? Das bezweifle ich sehr.”

Ärger stieg in Riley auf.

“Bill, hör mir zu. Ich habe vor ein paar Nächten ein Klackern vor der Tür gehört und bin gucken gegangen. Vor meiner Tür lagen Kieselsteine. Marie hat gehört, wie jemand Kieselsteine an ihr Schlafzimmerfenster geworfen hat. Wer sollte es sonst sein?”

Bill seufzte und schüttelte wieder den Kopf.

“Riley, du bist müde”, sagte er. “Und wenn du müde bist und dir etwas in den Kopf setzt, dann ist es einfach alles zu glauben. Das kann jedem passieren.”

Es viel ihr schwer Tränen zurückzuhalten. Früher gab es eine Zeit, in der Bill ihren Instinkten ohne Fragen vertraut hätte. Aber diese Zeit war vorbei. Und sie wusste warum. Vor ein paar Tagen hatte sie ihn betrunken angerufen und angedeutet, dass sie ihre gegenseitige Anziehung zugeben und eine Affäre beginnen sollten. Es war mehr als falsch von ihr gewesen, und sie wusste es. Sie hatte seit dieser Nacht keinen Alkohol mehr angerührt. Trotzdem war es zwischen ihr und Bill danach nicht mehr so wie vorher.

“Ich weiß, worum es hier geht, Bill”, sagte sie. “Diesen dummen Anruf von mir. Du vertraust mir nicht mehr.”

Jetzt war der Ärger auch in Bills Stimme deutlich zu hören.

“Verdammt, Riley, ich versuche nur realistisch zu sein.”

Riley brodelte. “Geh einfach, Bill.”

“Aber Riley–”

“Glaub mir oder lass es. Entscheide dich. Aber jetzt gerade will ich, dass du gehst.”

Resigniert erhob sich Bill vom Tisch und ging.

Durch den Kücheneingang konnte sie sehen, dass fast jeder das Haus verlassen hatte, April eingeschlossen. Lucy kam zurück in die Küche.

“Agent Huang lässt ein paar Agenten hier”, sagte sie. “Sie werden das Haus vom Wagen aus für den Rest der Nacht observieren. Ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre alleine im Haus zu bleiben. Es wäre mir ein Vergnügen zu bleiben.”

Riley dachte für einen Moment nach. Was sie wollte – was sie gerade brauchte – war jemand, der ihr glaubte, dass Peterson nicht tot war. Sie bezweifelte, dass sie Lucy davon würde überzeugen können. Die ganze Sache schien hoffnungslos zu sein.

“Das ist schon okay, Lucy”, sagte Riley.

Lucy nickte und verließ die Küche. Riley hörte wie der letzte Agent das Haus verließ und die Tür hinter sich schloss. Riley erhob sich und stellte dann sicher, dass sowohl die Haustür, als auch die Hintertür abgeschlossen waren. Dann stellte sie zwei Stühle vor die Hintertür. Das würde genug Lärm machen, falls jemand noch einmal versuchen sollte einzubrechen.

Dann stand sie im Wohnzimmer und sah sich um. Das Haus war seltsam hell mit jedem Licht eingeschaltet.

Ich sollte sie ausmachen, dachte sie.

Aber als sie ihre Hand nach dem Lichtschalter im Wohnzimmer ausstreckte, erstarrte sie. Sie konnte es einfach nicht tun. Sie war erstarrt vor Angst.

Peterson würde wieder versuchen zu ihr zu kommen.

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Yaş sınırı:
16+
Litres'teki yayın tarihi:
10 eylül 2019
Hacim:
261 s. 3 illüstrasyon
ISBN:
9781632917102
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